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Ich bin nie da, wo der Regen ist

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28.12.2009
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Ich bin nie da, wo der Regen ist

Trockene Erde rinnt durch meine Finger. Der Wind weht Staub in alle Richtungen. Hinter dem verbrannten Mais geht die Sonne unter. Bald wird die Dämmerung ihren Schleier über die Landschaft legen. Nacht bedeutet kühlere Luft. Vom Hügel aus sehe ich die zweistöckigen Backsteinhäuser mit ihren Dächern aus schwarzen Ziegeln. Alle Fenster mit Stofffetzen verhangen. Ein Flimmern liegt über dem Tal. Ich folge dem Lehmpfad in den Schatten des Waldes. Die Stürme der letzten Tage haben viele Bäume ausgerissen. Wurzelstöcke ragen aus dem Erdreich. Die Stämme kahl und voller Rillen. Eine Frau steht vor einer vertrockneten Lärche und schneidet mit einer rostigen Klinge Streifen der Rinde ab.

Der Pfad führt an einem versiegten Brunnen vorbei. Eine Gruppe Männer steht vor einer Feuerstelle. Sie tragen Umhänge aus schmutzigem Leinen. Verfilzte Haarsträhnen verdecken ihre Gesichter, doch ich spüre ihre Blicke. Ich gehe hinunter zum Fluss. Nur noch ein handbreites Rinnsal, das aus den Berghöhen kommt, die Weiße Krankheit mit sich bringt. Insekten schwirren am Ufer.
Zweimal haben wir dieses Jahr schon geopfert, sagt eine Stimme. Ich drehe mich um. Sein Gesicht ist eingefallen, die Haut grau und fahl. Eine schlecht vernähte Narbe auf der Wange. Der Mann schüttelt den Kopf. Zweimal haben wir auf Regen gewartet. Ich lege ihm meine Hand auf die Schulter. Der Regen wird kommen. Wir alle müssen daran glauben.
Davor hat ER uns immer erhört. Wir wissen nicht, was wir noch tun sollen. Er drückt mir einen kleinen Sack in die Hand. Mehr haben wir nicht mehr. Ich lasse meine Hand über den rauen Stoff gleiten und ziehe die Schnüre auseinander. Meine Fingerspitzen tasten nach dem Inhalt. Die Körner sind klein und fest, die Oberfläche ölig.
Mehr haben wir nicht, wiederholt der Mann. Er schließt die Augen, öffnet sie wieder, schaut über meine Schulter in die Unendlichkeit. Was soll aus uns werden?
Wir müssen alle daran glauben.
Er nickt. Ja, sagt er. Wir glauben alle daran. Dann geht er an mir vorbei. Ich folge ihm. Das Zelt steht inmitten des Kreises, der aus roter Kreide auf den Boden gemalt wurde. Der Mann bleibt stehen und öffnet es mit einer Hand.
In der ersten Stunde des neuen Morgens, sagt er. Das Feuer wird bereit sein.
Ich senke den Kopf, die Zelthülle schließt sich hinter mir. Es ist warm. Räuchergras brennt in Holzkehlen, verströmt einen süßen Duft. Kohlen glosen in einer flachen Erdgrube. Sie sitzt auf einem Kissen im hinteren Bereich. Ich kann von ihr nur den Umriss sehen - sie ist schmächtig, ihr Gesicht schmal und lang. Das Feuer wirft ihren Schatten an die Zeltwände. Sie trägt einen grauen Umhang. Durch die Löcher im Stoff sehe ich ihre Haut, sie glänzt seiden. Ich lege ihr den Sack in den Schoß und setze mich auf eines der Kissen.
Du musst keine Angst haben, sage ich.
Sie senkt den Blick.
Ich strecke meine Hand aus und streiche über ihre Wange. Du bist nicht von hier.
Sie schüttelt den Kopf. Ich bin aus dem schwarzen Tal.
Ich lege meine Hand auf ihre Stirn, die warm und glatt ist. Ich kenne das schwarze Tal. Ich habe ihnen letztes Jahr den Regen gebracht.
Sie sind alle gegangen, sagt sie und schließt die Augen. Ein alter Mann im schwarzen Tal hat mir erzählt, dass es früher tagelang geregnet hat.
Ich kenne die Geschichten.
Und sind sie wahr?
Wenn ER es will, werden sie wahr. Sie lächelt. Sie öffnet den Sack, gießt die Körner auf eine Steintafel, die vor ihren Füßen auf dem Boden liegt. Mit langsamen Bewegungen schiebt sie die Körner in eine kleine Mulde, verschließt die Öffnung mit dem geschliffenen Ende eines Klöppels. Die Körner werden unter ihren Händen zu grobem Mehl, das immer feiner wird. Sie nimmt eine Karaffe und gießt einen Schluck Wasser auf den Stein. Aus der Masse knetet sie einen zähen Fladen, den sie auf eine Pfanne aus grauem Tonzeug streicht und über die Kohlen schiebt.
Mein Vater fragte mich einmal, wie es sein kann, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht. Es könnte auch für immer Nacht sein. Verstehst du, was ich sagen will?
Sie dreht den Fladen um. Es ist alles, was wir noch haben, sagt sie. Das ist alles.
Es ist eine große Ehre für dich, sage ich, und sie reißt ein Stück des Fladens ab und schiebt ihn mir langsam in den Mund.
Ich werde euch den Regen bringen. Ich werde Regen bringen.

 

Hallo,
ich habe extrem viel düsteren Kram mir reingezogen, so als Abwechslung zu dem düsteren Kram, den ich mir sonst so reinziehe. Also sprich: Endzeitfilme, besonders beeindruckt hat mich These final hours, ein australischer Film, und irgendwie wollte ich auch so was Mad Max-Mässiges schreiben (Sagen Sie das schnell drei Mal hintereinander, ja!) aber auch etwas Kurzes, was mein Gehirn nicht zum Schmelzen bringt, denn ich arbeite an einem neuen Roman zur Zeit. Vielleicht gefällt es dem einen oder anderen.

 

Moin @jimmysalaryman,

und jo, Endzeit-Storys 2021 haben keinen nuklearen Holocaust mehr nötig, Klimakrise reicht und wir sehen wohl gerade erst den Vorspann beziehungsweise lesen den Prolog. Das Thema ausgedörrter Planet springt einen in fast jedem Satz an, trocken und Staub gleich zu Beginn, das war mir fast zu viel, aber nur beim ersten Lesen. Keine Ahnung warum, aber beim ersten Mal den ersten Satz habe ich gedacht: Selbstverständlich ist es trocken und staubig.

Der Erzähler ist eine Art Schamane und bringt Regen (sagt er) durch Opfergaben, das heißt wohl, er wird die Frau töten. Gut rübergebracht, ohne es direkt zu sagen. Das wird zwar recht früh klar - also, sofern ich nicht danebenliege - aber dir geht’s mutmaßlich auch nicht um eine Pointe.

Mein Vater fragte mich einmal, wie es sein kann, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht. Es könnte auch Dunkelheit regieren. Verstehst du, was ich sagen will?
Coole Stelle. Ich weiß es im Moment ehrlich gesagt nicht, aber es ist auch schon spät. Trotzdem gut. (Nur das Wort „regieren“ gefällt mir nicht. Das klingt so nach bösem Zauberer in einer Fantasy-Geschichte. „Und dann wird die Dunkelheit regieren!“ Besser zum unpompösen Stil würde passen: „Es könnte auch einfach immer Nacht sein.“)

Also um Stimmung geht’s. Hunger, wie das alles bestimmt, weil es eben so ein grundsätzliches Bedürfnis ist. Das kommt gut rüber finde ich, es geht ja wirklich um nichts anderes. Wie viel haben wir noch, was wächst, damit wir es essen können? Und wenn alles versagt: Religion. Hoffen auf Mächte, weil man selbst ohnmächtig ist. Die halt gnädig zu stimmen mit einem Opfer. Vielleicht klappt’s ja.

Ich wünsch mir mal, dass in 50 Jahren jemand diese Geschichte liest und sagt: Ach guck, da haben sie noch gedacht, wie übel das wird, aber dann haben wir ja Gott sei Dank …

Sonst schlafe ich schlecht.

Viele Grüße
JC

PS: Wenn du mal einen etwas beschwingteren Blick auf die Endzeit wagen möchtest, empfehle ich The Riffs. Teil eins und zwei (Flucht aus der Bronx!). Haben sie damals glaube ich gedreht für Leute, denen Mad Max zu anspruchsvoll war. Also mir gefällt‘s.

PPS: Komma nach „da“?

 

Hi @jimmysalaryman,

kurzer "Endzeittext" - der Planet ist von Trockenheit bedroht, Wissenschaft und rationales Denken haben keinen Stellenwert mehr, stattdessen setzt man auf Religion, Okkultismus und Menschenopfer. Keine schöne Zukunft, wenn du mich fragst!

Mir hat der Text gut gefallen, kurzer, prägnanter Stil, die Bilder kommen gut rüber und sprechen einem oft auf mehreren Ebenen an, wie z.B. hier:

Ich lasse meine Hand über den rauen Stoff gleiten und ziehe die Schnüre auseinander. Meine Fingerspitzen tasten nach dem Inhalt. Die Körner sind klein und fest, die Oberfläche ölig.

Der ersten Absatz ist sehr dicht, durch die vielen Eindrücke von Landschaft und Menschen. Beim ersten Lesen war mir das fast zu viel. Ich muss aber zugeben, ich kam dadurch auch sehr gut in die Geschichte hineinkam. Vielleicht braucht es das, wenn man ein solches "utopisches" Szenario aufbauen will?

Mehr haben wir nicht, wiederholt der Mann. Er schließt die Augen, öffnet sie wieder, schaut über meine Schulter in die Unendlichkeit. Was soll aus uns werden?
Wir müssen alle daran glauben.
Er nickt. Ja, sagt er. Wir glauben alle daran.
Die Stelle hat mir gut gefallen, das Spiel mit den verschiedenen Bedeutungen von „Wir müssen alle dran glauben“.

Soweit ein paar persönliche Leseeindrücke!
Gerne gelesen!
Servus,
Walterbalter

 

@Proof

Hallo, und danke dir sehr für deinen Kommentar. Keine Ahnung, ich hatte diesen Text schon vor einiger Zeit mal angefangen, und wusste nie so recht, was damit tun? Dann habe ich den einfach richtig eingedampft, rein raus, um mal zu sehen, wie sich das liest, was da so drin steckt.

(Nur das Wort „regieren“ gefällt mir nicht. Das klingt so nach bösem Zauberer in einer Fantasy-Geschichte. „Und dann wird die Dunkelheit regieren!“ Besser zum unpompösen Stil würde passen: „Es könnte auch einfach immer Nacht sein.“)
Vollkommen korrekt, das passt null dahin. Ich überlege wir was.
Also um Stimmung geht’s. Hunger, wie das alles bestimmt, weil es eben so ein grundsätzliches Bedürfnis ist. Das kommt gut rüber finde ich, es geht ja wirklich um nichts anderes. Wie viel haben wir noch, was wächst, damit wir es essen können? Und wenn alles versagt: Religion. Hoffen auf Mächte, weil man selbst ohnmächtig ist. Die halt gnädig zu stimmen mit einem Opfer. Vielleicht klappt’s ja.
Das war so der Grundgedanke. Ich denke, man muss das auch begrenzt auf die Wortanzahl sehen, ich wollte unter 1000 bleiben, da bleibt wenig Raum. Eher komprimieren, um einfach ein kompaktes Bild zu liefern - mehr kann man auch von dem Format nicht erwarten, denke ich, das ist ja keine ausgewachsene Kurzgeschichte.

Ja, den Film kenne ich, gibt glaube ich zwei Teile, da wollen sie in einem doch die Bronx nuken, oder? Langhaarige Typen in seltsamen Lederklamotten und Waffen und Motorräder, an das kann ich mich finster erinnern.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman

Ich finde deinen Blick auf eine staubige Zukunft eindringlich geschrieben, bin sofort gefangen von der dystopischen Atmo. Die Verdichtung, reduced to the max, enthält Freiräume, die mein Gehirn problemlos füllt. Kopfkino läuft, in den Farben Denis Villeneuves :D, prima gemacht.

Wir allen müssen daran glauben.
Da hakt was.

Der Mann bleibt stehen und öffnet die Hülle mit einer Hand.
Da dachte ich erst an eine Sichtmappe und weniger an den Eingang zum Zelt. Aber vlt nur meine verquere Wahrnehmung.

Räuchergras brennt in Holzkehlen
oder eher -kuhlen?
Ihr Schatten ragt über das Feuer an die Zeltwände.
Ergibt bei mir ein schiefes Bild. Zeltwände/Zeltwand. Und, wie kann ein Schatten über das Feuer ragen? Das Feuer strahlt die Frau von vorne an und ihr Schatten wird dabei hinter ihr an die Zeltwand geworfen, oder?
Es ist eine große Ehre für dich, sage ich, und sie reißt ein Stück des Fladens ab und schiebt ihn mir langsam in den Mund.
Ein grossartiger Satz, der die Auswüchse fataler Hoffnungslosigkeit offenbart. Ergebenes Opfer und vermeintlicher Heilsbringer. Hoffentlich bleiben solche hirnlose Glaubensrituale dystopische Fiktion.

Hast mich abgeholt und gut unterhalten.
Merci und Gruss,
dot

 

Der ersten Absatz ist sehr dicht, durch die vielen Eindrücke von Landschaft und Menschen. Beim ersten Lesen war mir das fast zu viel. Ich muss aber zugeben, ich kam dadurch auch sehr gut in die Geschichte hineinkam. Vielleicht braucht es das, wenn man ein solches "utopisches" Szenario aufbauen will?
Hallo und danke für deinen Kommentar und deine Zeit, @Walterbalter

Kann sein, dass ich es manchmal übertreibe. Ich mag gute Deskription, weil sie mich in die Geschichte zieht und ich ein Gefühl für Raum, Zeit und Ort bekomme - das bin aber ich, ein anderer Leser rezipiert das vielleicht vollkommen anders. Manchmal ist es zuviel, das merke ich dann, wenn ich den Text liegenlassen, dann ist kill your darlings angesagt. Ich warte mal ab, was andere sagen.

kurzer "Endzeittext" - der Planet ist von Trockenheit bedroht, Wissenschaft und rationales Denken haben keinen Stellenwert mehr, stattdessen setzt man auf Religion, Okkultismus und Menschenopfer. Keine schöne Zukunft, wenn du mich fragst!

Ja, das sind so essentielle Themen, die spielen immer eine Rolle, finde ich. Ich habe den Text nach langer Zeit rausgekramt und gedacht, mach ihn jetzt fertig, sonst wird es nie was. Natürlich ist und bleibt hier kaum Raum, um sich tiefer mit diesem Sujet zu beschäftigen, es bleibt im Grunde eine kurze Szene, die sich vor etwas anderem abspielt, das größere Ganze soll für den Leser nur vage erahnbar bleiben. Freut mich, wenn es für dich funktioniert hat!

Wird fortgesetzt, im Rheinland ist gerade Zigarrenwetter!

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy!

Ein Endzeitszenario also. Ich fand es stimmungsmäßig gut, wenn auch etwas handlungsarm. Allzuviel gibt es m.A.n. nicht zu interpretieren, ich kenne tiefgründigere Texte von dir.
Ein paar Sachen sind mir aufgefallen, die du noch mal ansehen könntest.

In den Gassen kein Mensch zu sehen
Plural finde ich hier unpassend, der Ich-Erzähler kann nicht in alle Gassen sehen.

Ein träges Flimmern liegt über dem Tal.
Wie etwas träge flimmert, will sich mir nicht erschließen. ;)
Ich folge dem Pfad aus Lehm hinein in den Schatten des Waldes.
Ich denke, nach Lehm sollte ein Komma stehen, wenn ich mich nicht irre.

Eine Frau mit blassroten, schulterlangen Haaren steht vor einer vertrockneten Lärche. Sie ist barfuß und in ein Tuch gehüllt. Mit einer rostigen Klinge schneidet sie dünne Streifen der Rinde ab.
;)

Kohlen glosen in einer flachen Erdgrube. Sie sitzt auf einem Kissen im hinteren Bereich. Ich kann von ihr nur den Umriss sehen -
Würde nach Erdgrube einen Absatz machen. Du wechselst von der Umgebung zur Figur.

Ich kenne das schwarze Tal. Ich habe ihnen letztes Jahr den Regen gebracht.
Du meinst den Bewohnern dieses Tals. Würde aber gleich "ihm" schreiben, also dem schwarzen Tal.

Mein Vater fragte mich einmal, wie es sein kann, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht. Es könnte auch für immer Nacht sein. Verstehst du, was ich sagen will?
Ich verstehe es offen gestanden nicht.

Ich lege ihr den Sack in den Schoß und setze mich auf eines der Kissen.
Würde diesen Sack präzisieren: ... den Sack mit den Getreidekörnern ...

Es ist alles, was wir noch haben, sagt sie. Das ist alles.
Es ist eine große Ehre für dich, sage ich, und sie reißt ein Stück des Fladens ab und schiebt ihn mir langsam in den Mund.

Das arme Mädchen, aber auch. Es dauert mich!

Gern gelesen,
Manuela :)

 

Hallo @jimmysalaryman,

inhaltlich konnte mich die Geschichte nicht so abholen, das liegt allerdings an meinem persönlichen Geschmack. Trotzdem hat mich dein Text beeindruckt. Woran liegt das? Ich habe den Text versucht zu analysieren und hier ist meine Antwort:

1. Sprachliche Präzision
Ich finde, dass deine Wortwahl sehr präzise ist und ich hatte den Eindruck, dass hier jedes Wort sitzt.

Hinter dem verbrannten Raps geht langsam die Sonne unter.
Mir gefällt gut, dass du hier ganz konkret Raps benennst. Du hättest hier auch einfach einen Überbegriff nehmen können, aber das wäre nicht so eindringlich gewesen. Diese sprachliche Präzision hat auf mich den Eindruck, dass ich den Text für glaubwürdig halte.

Ihre Zähne Stumpen.
Musste erst einmal das Wort "Stumpen" googeln. Ich hatte den Eindruck, dass du einen sehr großen Wortschatz hast. Das macht deinen Text in meinen Augen so interessant für mich und es ist gleichzeitig wieder ein Beispiel für sprachliche Präzision.

Kohlen glosen in einer flachen Erdgrube.
Das Wort "glosen" habe ich auch nachgeschlagen. Ich liebe es neue Worte zu lernen und das hat einen großen Reiz ausgemacht und ist einer der Gründe, weshalb ich deinen Text genossen habe, obwohl ich mit dem Thema nicht so viel anfangen konnte.


2. Betonung
Mir ist aufgefallen, dass du Schlüsselbegriffe ans Ende der Absätze platziert hast. Das funktioniert unglaublich gut für mich, weil ich so länger darüber nachgedacht habe. Es erzeugt diesen eindringlichen Effekt bei mir.

Der Blick leer.
Das verdeutlicht die Verzweiflung und den Ernst der Lage, die Dystopie kommt hier gut raus finde ich.

Wir müssen alle daran glauben.
Der Glaube als letzter Strohhalm, so habe ich das verstanden. Wenn die Welt um uns herum zusammenbricht, dann brauchen wir etwas, an das wir uns festhalten können und in dieser Welt ist es der Glaube.

Ich kenne die Geschichten.
Da hatte ich kurz Gänsehaut, weil meine eigenen Fantasie angeregt wird und ich mir vorgestellt habe, was für Geschichten das wohl sein könnten. Ich denke, dass die Position dieses Satzes auch wieder diese besondere Betonung bei mir ausgelöst hat.

Ich werde Regen bringen.
Der Regen ist die Erlösung und ohne Regen gibt es kein Überleben. Das kommt sehr gut raus und gleichzeitig ist es ein starkes Schlusswort.


3. Rhythmus
Ich habe gerade die 50 Werkzeuge von Roy Peter Clark gelesen (danke @Carlo Zwei für diese Empfehlung, habe es in zwei Tagen verschlungen). Und da geht es unter anderem darum, nicht vor langen Sätzen zurückzuschrecken und den Rhythmus zu variieren. Deshalb macht dein Text mich hier etwas ratlos, denn: Ich habe den Rhythmus deines Textes genossen, aber ich kann das nicht richtig nachvollziehen. Könntest du mir hier weiterhelfen? Wie stehst du generell zum Thema Rhythmus (ich meine mich erinnern zu können, dass du auch nicht unbedingt der Fan von Schreibratgebern bist)? Wie gesagt ist das noch ein Mysterium für mich und ich würde das gerne nachvollziehen können.


Insgesamt habe ich den Text sehr gerne gelesen, auch wenn es inhaltlich gar nicht so meins ist. Die Wirkung bestand vor allem darin, dass ich mich gefragt habe, weshalb der Text bei mir so gut funktioniert.

Wünsche dir ein schönes Wochenende.

Beste Grüße
MRG

 

Die Verdichtung, reduced to the max, enthält Freiräume, die mein Gehirn problemlos füllt. Kopfkino läuft, in den Farben Denis Villeneuves :D, prima gemacht

Hallo @dotslash und danke dir für Zeit und Kommentar! Schön, von dir zu lesen. Ist ja immer so eine Sache mit den Freiräumen, wenn es beim Leser klappt, ist es super, wenn nicht ... dann stehste da. Ich habe alle deine Vorschläge (oder fast alle) mal umgesetzt, ich finde es schwer, bei einem so kurzen Text gleichzeitig auf alles zu achten, da sehen mehr Augen wirklich mehr, isso.


Ein grossartiger Satz, der die Auswüchse fataler Hoffnungslosigkeit offenbart. Ergebenes Opfer und vermeintlicher Heilsbringer. Hoffentlich bleiben solche hirnlose Glaubensrituale dystopische Fiktion.

Ich hoffe es auch. Ich denke, im Angesicht von Katastrophen wird der Glaube die letzte Bastion für viele. Jesus loves you oder alle anderen Sprüche versprechen Hoffnung, auch wenn man vielleicht weiß, da gibt es nichts mehr. Und wenn die Schranken der Zivilisation gefallen sind, dann ist eben leider alles möglich, wir sind nicht so weit davon, wie wir denken. Aber ja, ich hoffe, die Menschheit besinnt sich, viel Hoffnung habe ich allerdings nicht. Nur, dass ich dann schon in der Kiste liege.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman ,

da komme ich gern auf einen Gegenbesuch vorbei - wie Proof mal schrieb: 'Dystopie geht immer'. Mir gefällt das sehr gut, weil - soweit ich Texte von dir kenne, was nicht alle sind, die hier stehen - du eine ungewöhnliche Distanz zu deinen Figuren hast. Auf Innensicht größtenteils verzichtest, und das finde ich hier extrem stark, das zieht mich sofort rein. Ich sehe alles gleichzeitig von außen und mit der Tragik, die es für die Figuren bedeutet.

Das ist absolut kein negativer Einwurf und ich bin sicher, du hast das Buch nicht gelesen: mich erinnert das angenehm an Anatol Baconskys Das Äquinoktium der Wahnsinnigen. Wäre interessant, ob dir das gefiele (es ist allerdings assoziativer und auch vom Plot / Konflikt her nicht so stringent erzählt wie deine Geschichte).

Ich geh einfach mal durch und hoffe, du kannst mit meinem Anmerkungen etwas anfangen. Nimm einfach, was passt, ist ja klar.

Trockene Erde rinnt durch meine Finger und zerfällt zu Staub.
Könntest du auch umstellen, weil die Erde wohl durch das Zerbröseln zerfällt, nicht erst am Boden: Trockene Erde zerfällt zu Staub und rinnt durch meine Finger. (alt. Komma hinter Staub, ohne und).
Der Wind weht ihn in alle Richtungen.
Das finde ich seltsam, denn der Wind weht ja aus einer und damit in eine Richtung. Wenn es das Staub nicht doppeln würde, könntest du zerstäubt nehmen.
Hinter dem verbrannten Raps geht langsam die Sonne unter.
Wow, das haut rein, finde ich absolut toll gemacht. So dramatisch-undramatisch, sehr hart. Schön.
Bald wird die Dämmerung ihren Schleier über die Landschaft legen. Nacht bedeutet kühlere Luft.
Starker Gegensatz zwischen die/ihren/die versus gar keine Artikel. Mir etwas zu stark, weil das fast zwei unterschiedliche Erzählhaltungen sind. Vielleicht wolltest du aber den ersten Satz mit dem zweiten ausstoppen.
Doch der Tau wird verdunsten, bevor wir unsere Träume beendet haben.
Klasse, sowas gefällt mir. Poetisch, ohne zu offensichtliches Pathos (wobei ich auch nix gegen Pathos habe).
Vom Hügel aus sehe ich die zweistöckigen Backsteinhäuser mit ihren Dächern aus schwarzen Ziegeln, auf denen der Grünspan schimmert.
An sich ein wunderbares Bild, das Setting der Umgebung mit einem Halbsatz skizziert. Alles, was man wissen muss.
Detail: Das wäre Moos. Grünspan sagt man nur bei Kupfer oder Messing (hatte mir grad jemand angestrichen, ich wußte es auch nicht). Und beides wäre matt, da könnten eher die Ziegel dort schimmern, wo kein Bewuchs ist.
Ich folge dem Pfad aus Lehm, hinein in den Schatten des Waldes.
Wenn du es noch knapper willst: Lehmpfad. Schöner Satz sonst, mit wenigen Worten die Geschichte vorangebracht.
Eine Frau steht vor einer vertrockneten Lärche und schneidet mit einer rostigen Klinge Streifen der Rinde ab. Ihre Zähne Stumpen. Der Blick leer.
Hier fällt mir das Gleiche auf wie oben: von einem eher 'üppigen' Satz etwas extrem ins immer Knappere gestürzt. Kennst du 'bathos'? Beim Lesen das Gefühl als ob du die Treppe runtergingst, die untereste Stufe wäre flacher und du kämst mit einer harten Stauchung auf. Die Härte hier käme zumindest bei mir noch an, wenn du ein Zähne sind und Blick ist hättest.
Verfilzte Haarsträhnen verdecken ihre Gesichter, doch ich spüre ihre Blicke.
Toller Moment.
Nur noch ein handbreites Rinnsal, das aus den Berghöhen kommt, die weiße Krankheit mit sich bringt.
Weiße Krankheit vielleicht sogar? Wie der Schwarze Tod.
Insekten schwirren überall am Ufer. Eine Mücke landet auf meinem Handrücken.
Gefällt mir sehr gut, dieser Wechsel vom Panorama zum Persönlichen.
Davor hat ER uns immer erhört. Wir wissen nicht, was wir noch tun sollen.
Statt davor ging auch - etwas mehr Drama - zuvor. Geschmacksache.
Finde ich schön, wie du quasi die Schlinge zuziehst, jetzt also Handlung folgen muss und die ist unangenehm. Wenn du wolltest, könntest du auch die Hilflosigkeit der Menschen unterstreichen: Wir wissen nicht, was er noch von uns verlangt. Oder so. Dass der Druck durch die imaginierte Gottheit stärker würde.
Mehr haben wir nicht mehr.
Das zweite ist schon im ersten enthalten (auch wenn es erst um die Menge und dann um die Zeit geht).
Die Körner sind klein und fest, die Oberfläche ölig.
Schöner finde ich - auch, um die Wiederholung zu vermeiden: ... fest, ihre Oberfläche ...
Ich senke den Kopf, die Zelthülle schließt sich hinter mir. Es ist warm. Räuchergras brennt in Holzkehlen, verströmt einen süßen Duft. Kohlen glosen in einer flachen Erdgrube. Sie sitzt auf einem Kissen im hinteren Bereich.
Es ist schon klar, dass nicht die Erdgrube sitzt, aber das schließt vllt. suboptimal an. Du könntest durchaus die Frau noch mal erwähnen statt dem sie. Ist weit genug von der ersten Nennung entfernt.
Ich kann von ihr nur den Umriss sehen - sie ist schmächtig, ihr Gesicht schmal und lang.
Ggfs. statt dem schmal und lang: hager. Das sagt beides auf einmal (wenn es dir nicht um den Rhythmus geht).
sie glänzt seiden.
Oder: seidig
Ich lege ihr den Sack in den Schoß und setze mich auf eines der Kissen.
Du musst keine Angst haben, sage ich.
Sie senkt den Blick.
Ich strecke meine Hand aus und streiche über ihre Wange. Du bist nicht von hier.
Sie schüttelt den Kopf. Ich bin aus dem schwarzen Tal.
Tolle Szene, diese Ruhe, Unausweichlichkeit.
Wenn Eigenname ginge auch: Schwarzen Tal (wie bei der Weißen Krankheit).
Und sind sie wahr?
Wenn ER es will, werden sie wahr. Sie lächelt. Sie öffnet den Sack, gießt die Körner auf eine Steintafel, die vor ihren Füßen auf dem Boden liegt.
Gefällt mir auch sehr gut, dass sie so gefasst ist. Das ist - historisch wie psychologisch gesehen - sogar sehr wahrscheinlich.
Den letzten Satzteil könntest du auch abkürzen, damit sich die Knappheit nicht durch die genaue Verortung zerfasert: ... gießt (schüttet) die Körner auf die Steintafel vor ihren Füßen.
dem geschliffenen Ende eines Klöppels
Schlag mich, aber ist das nicht ein Stößel? Klöppel gehört zu einer Glocke. Baba Jaga reitet in einem Mörser und treibt ihn mit einem Stößel an ...
Und: geschliffen assoziiert meistens glatt. Da könntest du durchaus grobgeschliffen, aufgeraut o.ä. nehmen.
Die Körner werden unter ihren Händen zu grobem Mehl, das immer feiner wird.
Genau genommen unter dem Stößel. Ist sicher keine richtig/falsch-Sache, aber es ginge auch: unter ihren Bewegungen
Schluck Wasser
Das mag regional sein, aber schöner finde ich einen Schuß Wasser.
den sie auf eine Pfanne aus grauem Tonzeug streicht und über die Kohlen schiebt.
Eigentlich mag ich haptische Details, hier aber könnte ich auf das aus grauem Tonzeug verzichten. Hemmt bissl die Bewegung, vllt. in einem Satzteil davor unterbringen?
Mein Vater fragte mich einmal, wie es sein kann, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht. Es könnte auch für immer Nacht sein. Verstehst du, was ich sagen will?
Fast eine Aussicht auf den nuklearen Winter, obwohl das bei der Gesellschaft nicht mehr gegeben sein dürfte. Unterstreicht sehr schön noch mal die Hilflosigkeit in dieser Situation, vielleicht sogar die Hilflosigkeit, die Realität / physische Welt um sie herum überhaupt zu verstehen.

Ich finde gut, dass die Geschichte ohne auserzählte Gewalt auskommt. Ein ruhig erzählter Moment in einer absolut nicht ruhigen Zeit oder Situation.

Der Text funktioniert als Postapokalypse, aber auch als rurales, völlig zeitloses oder ortsungebundenes Szenario. Zur Klima-SF schreib mal jemand *), dass Klimawandel dabei so gut wie nie der Konflikt sei. Sondern in historisch 'rückwärts' gerichteten Final-Frontier-Settings eine vorindustrielle Gesellschaft mit (wertfrei gesagt) 'primitiven' Konflikten. Oder der Konflikt ist z.B. eine vom Klimawandel unanhängige Resource, Treibstoffknappheit bei Mad Max etc.

Deine Geschichte ist da eine frische Alternative: du hast zwar auch ein vorindustrielles Setting mit 'primitiven' Ritualen, verzichtest aber auf die übliche Gewalt (meist in den Szenarien auch sexuelle Gewalt). Ich hab grad im Frühjahr eine ganze Reihe Cli-Fi gelesen und finde, du hast eine ungewöhnliche, ganz eigene Variante geschaffen.

Interessant finde ich (bewusst sehe ich das zum ersten Mal so), dass du die Ebene des Erzählers bis in den Titel ziehst, der ja eigentlich auf Autorenebene ist. Funktioniert aber gut, fast wie ein Mini-Into.

Ich hoffe, du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen. Just my 5 Cent, ist ja klar.
Wäre sehr gespannt auf mehr von dir in so einer Richtung.

Herzliche Grüße,
Katla

*) David Wallace-Wells im Kapitel "Storytelling" in: The Uninhabitable Earth – A Story of the Future.

 
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Wir müssen alle daran glauben.

Ein vieldeutiger Satz,

liebe jimmy,

allein schon wegen des Wortes „glauben“, das in seiner ältesten Schriftform germanistischer Zunge „galaubjan“ (gotisch [got_g, Stichwort „glauben“]
noch auf den Ursprung des Wortes zurückgreift, nämlich dem Laub als »Lockmittel für das Vieh«, was unter ursprünglichen Bauern von Vandalusien bis zum Schwarzen Meer (das Gotische war zwei Jahrhunderte lang eine Lingua franca).

Im ahd. (ab 8, Jh,) lässt sich nach der gewaltsamen Christianisierung in der karolingischen Renaissance dergleichen nicht unbedingt erkennen („gilouben“) und reduziert es da schon aufs „liebevolle“ Verhältnis zum Gott (erst über die mhd. Entwicklung kommt es im nhd. wieder buchstabenmäßig zum „...laub…“
Streifen wir die religiöse Haut ab, wird es allgemeiner zu einem „etwas für wahr halten“,
„jemand/etwas vertrauen“, um zugleich mit den erwachsenden kaptilistischen
Verhältnissen die Geschäftswelt zu vergöttlichen und die Positionen des Gläubigen und Sünders im Bußgewand zu monetarisieren zu Gläubiger und Schuldner.

Die Stürme der letzten Tage haben viele Bäume ausgerissen. Wurzelstöcke ragen aus dem Erdreich. …
Ist es nicht gerade erst erwiesen, dass der Baum sein eigenes Kommunikationswesen übers Wurzelwerk betreibt und jeder Abholzung und Versiegelung aus baurechtlichen Gründen Kommunikation (zer)stört, die weder die Telekom noch Mr. Bezos wieder herzustellen vermag?

Nur noch ein handbreites Rinnsal, das aus den Berghöhen kommt, die weiße Krankheit mit sich bringt.
„Aussatz“, Lepra

Nach dem Epos zur großen Flut und dem Deichbruch nun der weltumspannende Wandel ...

Gern gelesen vom

FRiedel

Hier wurd schon drauf hingewiesen:

Vom Hügel aus sehe ich die zweistöckigen Backsteinhäuser mit ihren Dächern aus schwarzen Ziegeln, auf denen der Grünspan schimmert. Alle Fenster mit Stofffetzen verhangen.
Grünspan gibts nur bei Kupfer und seinen Verbindungen, also auch Messing, aber niemals au Ziegel oder Schiefer ...

 

Ich fand es stimmungsmäßig gut, wenn auch etwas handlungsarm. Allzuviel gibt es m.A.n. nicht zu interpretieren, ich kenne tiefgründigere Texte von dir.

Hallo und danke auch dir für deine Zeit und einen Kommentar. Na ja, man kann nicht immer nur tiefgründig sein. Es ist ja eher auch eine Szene, mehr gibt das Format nicht her. Kompression ist manchmal schwierig. Ich habe viel Stuart Dybek gelesen, der auch seine Texte extremst komprimiert, da dachte ich, ich versuche das auch mal in diesem Sujet, was für mich ja eher untypisch ist.

Flusen werden aufgelesen!

Ich habe gerade die 50 Werkzeuge von Roy Peter Clark gelesen (danke @Carlo Zwei für diese Empfehlung, habe es in zwei Tagen verschlungen). Und da geht es unter anderem darum, nicht vor langen Sätzen zurückzuschrecken und den Rhythmus zu variieren. Deshalb macht dein Text mich hier etwas ratlos, denn: Ich habe den Rhythmus deines Textes genossen, aber ich kann das nicht richtig nachvollziehen. Könntest du mir hier weiterhelfen? Wie stehst du generell zum Thema Rhythmus (ich meine mich erinnern zu können, dass du auch nicht unbedingt der Fan von Schreibratgebern bist)?

Danke auch dir, @MRG.

Nein, das kann man so pauschal nicht sagen. Ratgeber können schon gut sein, ich empfehle den von Robert Olmstead, weil er selbst sehr gute Romane schreibt und ich das Gefühl habe, er verkauft einem nicht nur Schlangenöl. Wenn 90% der Ratschläge sich auf Kürzen, Revidieren und Konflikt schaffen besteht, ich habe nicht erfahre, wie ich in diese Situationen komme, also wie eröffne ich und schließe eine Szene, worauf achte ich beim Kürzen etc, dann ist mir das oft zuviel Ballast. Abgesehen von so Cracks wie James Wood, wo es aber eher um Literatur auf einer Meta-Ebene geht. Man muss sich auch ansehen, was man will: Ich versuche alles so simpel wie möglich zu halten. In, out, don't linger. Und ich hasse Tricks. Aber da ist jeder anders. Man muss halt seine eigene Sprache, seinen eigenen Ryhthmus finden. Schwer zu beschreiben.

@Katla @Friedrichard , ich überarbeite den Text und antworte euch die Woche, hab Urlaub und bin gerade viel im Wald unterwegs, deswegen habt ein wenig Nachsehen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman :-)

Ich kann dir nur schreiben, was mir so aufgefallen ist. Ein recht wirrer Kommentar von mir. Vielleicht kannst du trotzdem was anfangen.

Ich denke, der Text arbeitet mit zwei Verortungen. Einerseits die geographische Verortung, die du atmosphärisch dicht und detailliert beschreibst, andererseits eine abstraktere, chronologische Verortung des Erzählers in Vergangenheit, Zukunft, Metaphysik und Identität, die sich in Begriffen wie Träume, ER, Unendlichkeit, Geschichten, das Früher, das schwarze Tal ... äußert.

All diese abstrakteren Begriffen lassen eine enorme Wirkmächtigkeit erahnen. Sie sind diffus, vage und unberechenbar, ähnlich dem Regen, ähnlich der Lebenssituation der Figuren, sie können hoffen, mehr aber nicht. Sie sind seltsam handlungslos. Inwiefern diese Wirkmächtigkeit gut oder schlecht ausfällt, bleibt unklar; es ist eine diffuse Sorge und eine diffuse Hoffnung, die bleibt.

Ich bin mir unsicher, ob dein Text Begriffe wie Träume, ER, Unendlichkeit benötigt. Besonders im ersten Absatz

Trockene Erde rinnt durch meine Finger und zerfällt zu Staub. Der Wind weht ihn in alle Richtungen. Hinter dem verbrannten Raps geht langsam die Sonne unter. Bald wird die Dämmerung ihren Schleier über die Landschaft legen. Nacht bedeutet kühlere Luft. Doch der Tau wird verdunsten, bevor wir unsere Träume beendet haben. Vom Hügel aus sehe ich die zweistöckigen Backsteinhäuser mit ihren Dächern aus schwarzen Ziegeln, auf denen der Grünspan schimmert. Alle Fenster mit Stofffetzen verhangen.
bleibt dein Text ja deskriptiv, detailliert und schwenkt in der Mitte des Textes vom präzisen Blick in abstrakte Träume ab und zurück. Dabei beinhaltet dein Text eine geniale Szene, nämlich das Betreten des Erzählers im Zelt und die Kommunikation mit ihr:
Du musst keine Angst haben, sage ich.
Sie senkt den Blick.
Ich strecke meine Hand aus und streiche über ihre Wange. Du bist nicht von hier.
Sie schüttelt den Kopf. Ich bin aus dem schwarzen Tal.
Ich lege meine Hand auf ihre Stirn, die warm und glatt ist. Ich kenne das schwarze Tal. Ich habe ihnen letztes Jahr den Regen gebracht.
Sie sind alle gegangen, sagt sie und schließt die Augen. Ein alter Mann im schwarzen Tal hat mir erzählt, dass es früher tagelang geregnet hat.
Ich kenne die Geschichten.
Ich denke, die Beziehung zwischen den beiden reicht als abstraktes Element aus. Ich als Leser weiß ja nichts über die beiden. Aber er scheint kein Fremder zu sein, er geht zu ihr hin, er streichelt ihre Wange. Das schwarze Tal ... auch das könnte man streichen. Ist aber Ansichtssache. Ich finde, schwarzes Tal klingt zu fantasylike und zu wirkungs-wollend.

Mich hat dein Text ein wenig an Derborence von Ramuz erinnert und ich hatte den Eindruck, dass er eine ähnliche Wirkung entfallen soll.

Mehr habe ich nicht!

Lg aus Leipzig
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ist absolut kein negativer Einwurf und ich bin sicher, du hast das Buch nicht gelesen: mich erinnert das angenehm an Anatol Baconskys Das Äquinoktium der Wahnsinnigen.

Hallo, danke für deine Zeit und Kommentar. Nein, kenne ich nicht, ist notiert.
bathos'
Geil, kannte ich auch nicht. Ich weiß, was du meinst, das sind auch manchmal so bewusst gesetzte Halbsätze, wie das auch Olmstead oder McCarthy macht, das ist einfach so eine stilistische Übersprungshandlung, haha.
Klasse, sowas gefällt mir. Poetisch, ohne zu offensichtliches Pathos (wobei ich auch nix gegen Pathos habe).
Ja, kiroly hat mit dem Satz Probleme. Ein bisschen Tricksen darf sein.
Schlag mich, aber ist das nicht ein Stößel? Klöppel gehört zu einer Glocke. Baba Jaga reitet in einem Mörser und treibt ihn mit einem Stößel an ...
Vollkommen richtig. Ich ändere das. Ich habe deine Vorschläge alle mal gesondert in ein Word-doc gepackt und bearbeite den Text in den nächsten Tagen gründlich, da wird sich einiges ändern. Sieh es mir nach, wenn ich das nicht Punkt für Punkt abgehe, ich tagge dich dann bei der Neubearbeitung, sind viele gute Vorschläge drinne.

Fast eine Aussicht auf den nuklearen Winter, obwohl das bei der Gesellschaft nicht mehr gegeben sein dürfte. Unterstreicht sehr schön noch mal die Hilflosigkeit in dieser Situation, vielleicht sogar die Hilflosigkeit, die Realität / physische Welt um sie herum überhaupt zu verstehen. Ich finde gut, dass die Geschichte ohne auserzählte Gewalt auskommt. Ein ruhig erzählter Moment in einer absolut nicht ruhigen Zeit oder Situation.

Normalerweise schreibe ich so etwas nicht, Horror oder Sci-fi, ist mir zu hoch. Ich brauche trübe Beziehungsdramen oder Tristesste Royale der Arbeitswelt, haha. Hab aber wie gesagt einige Filme gesehen, am krassesten fand ich "Threads", einen englischen Film aus den 80ern, der zeigt, wie es nach einem Nuklearkrieg aussehen könnte; also wie im Mittelalter nach dem nuklearen Winter, alles zusammengebrochen, kein Staat mehr, keine Infrastruktur, nichts. Sehr heftig. Auch die Sprache bildet sich zurück, es wird nur so bruchstückhaft gesprochen, wirklich üble Vorstellung. Und da wollte ich irgendwo hin, so ein wasteland, wo halt wieder Snakeoil verkauft wird, also wieder Heilsbringer etc stattfinden, weil es die letzte Bastion ist.

Ja, also, bleibt in Bewegung, der Text.

Hallo @Friedel, auch dir danke ich für deinen Kommentar. Grünspan wird geändert, Titel ist schon, danke!

@kiroly

Auch dir danke ich für deinen Kommentar.

Sie sind diffus, vage und unberechenbar, ähnlich dem Regen, ähnlich der Lebenssituation der Figuren, sie können hoffen, mehr aber nicht. Sie sind seltsam handlungslos.
Verstehe ich nicht so ganz. Was sind handlungslose Begriffe? Die beschreiben doch einerseits eine ganz konkrete Sache, wie das Schwarze Tal, die Weiße Krankheit, ER - als eine übergeordnete, metaphysische Instanz ... ich kann dir da ehrlich gesagt nicht ganz folgen. Die Begriffe werden nicht erklärt, die bleiben in einer Schwebung, und das kann auch aufgrund des Formats natürlich nicht aus sich erzählt werden, weil es eben flash fiction ist. Aber die zeigen doch über sich selbst hinaus, das sind ja wie Zeichen, wie Symbole, die so rhizom-mässig zusammenhängen, die ein Bild liefern sollen, welches natürlich spekulativ ist/sein kann.
Aber er scheint kein Fremder zu sein, er geht zu ihr hin, er streichelt ihre Wange. Das schwarze Tal ... auch das könnte man streichen. Ist aber Ansichtssache. Ich finde, schwarzes Tal klingt zu fantasylike und zu wirkungs-wollend.
Er ist ein Fremder, aber als Regenmacher wird er sicher eine Autoritätsperson sein, deswegen verhält er sich so vertraut väterlich. In meinem Kopf sind das nur noch Zivilisationsruinen, da ist man als Heiler/Seher/Zauber in einer anderen Hierarchie verortet. Ich weiß aber, was du meinst, es ist tatsächlich sehr Fantasy-mässig, vielleicht ist das auch so gewollt, mir ist das in diesem Moment eingefallen, und ich dachte, es passt gut zur Stimmung des Textes, weil er eben so enthoben ist. Ob das wirkungs-wollend ist ... weißt du, da kann man ganz woanders anfangen - jeder Titel, jeder Name, jede Wendung will eine Wirkung erzielen, es ist die Frage, ob es ein Trick ist oder man das als Manierismus ausreizt. Ich für meinen Teil denke nicht, wenn ich ein Tal in der Post-Apopkalypse "Schwarzes Tal" nenne, weil es sich in der vielleicht spekulativ vorhandenen Sprache so eingebürgert hat, nicht unbedingt überzogen, aber auch das ist natürlich Ansichtssache.
Mich hat dein Text ein wenig an Derborence von Ramuz erinnert und ich hatte den Eindruck, dass er eine ähnliche Wirkung entfallen soll.
Ich kann mir darüber kein Urteil erlauben, da ich den Text nicht kenne. Habe mal nachgesehen, scheint aber doch ein eher realistischer Text zu sein, oder? Hier wollte ich ja ganz konkret mal was anderes machen, mal eher ein wenig über den Tellerrand blicken.

Gruss, Jimmy

 

Ich kann mir darüber kein Urteil erlauben, da ich den Text nicht kenne. Habe mal nachgesehen, scheint aber doch ein eher realistischer Text zu sein, oder? Hier wollte ich ja ganz konkret mal was anderes machen, mal eher ein wenig über den Tellerrand blicken
Ja, den Eindruck hatte ich auch. Es war auch nur ein kleiner Teilaspekt, der mir aufgefallen ist. In gewisser Weise habe ich deine Texte immer als sehr realistisch, situationsnah aufgefasst. Besonders was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht. Das ist meiner Ansicht auch die große Stärke deines Schreibens, egal ob es um Kind-Vater, Bruder-Bruder geht.

Derborence ist realistisch geschrieben, aber zwischen den Zeilen erzeugt der Text eine enorme Wirkung, die Wirkung einer übermächtigen Natur, denen der Mensch ausgesetzt ist. Deshalb musste ich spontan beim Lesen deines Text daran denken. Kann ich sehr empfehlen, das Buch ist vor zwei Jahren wieder ins Deutsche übersetzt worden.

Lg aus Leipzig
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @jimmysalaryman

Sehr atmosphärisch, gut verdichtet und sehr dezent angedeutet, was nun geschehen könnte - was ich als grösste Stärke des Textes empfinde. Da öffnet sich auf wenigen Zeilen eine ganze Welt und der ganze Schrecken. An einigen Stellen liesse sich eventuell noch stärker verdichten, an anderen waren mir die Bilder etwas zu gängig. Ich liste mal die entsprechenden Stellen auf.

Trockene Erde rinnt durch meine Finger und zerfällt zu Staub. Der Wind weht ihn in alle Richtungen.
Mit dem ersten Satz kann ich mich nicht so recht anfreunden. Die Erde rinnt bloss zwischen den Fingern hindurch, er zerreibt sie ja nicht. Weshalb sollte sie zu Staub zerfallen? Ist es nicht eher so, dass sich der Staub in der Erde löst? Und ja, das Bild ist schon sehr bekannt. Vielleicht könnte man hier auch zusammenziehen: Trockene Erde rinnt durch meine Finger. Der Wind weht Staub in alle Richtungen.
Hinter dem verbrannten Raps geht langsam die Sonne unter.
Tja, das tut sie halt immer, langsam. Finde ich kein starkes Adverb. Und ich habe mich gefragt, weshalb Raps angebaut wird. Die Trockenheit herrscht ja schon länger, es geht ums Überleben. Da würden sich andere Pflanzen besser eignen, nicht?
Doch der Tau wird verdunsten, bevor wir unsere Träume beendet haben.
Das klingt seltsam. Träume werden ja nicht aktiv beendet. (Warte, ich muss noch schnell meinen Traum beenden!). Aber das bin vielleicht nur ich. Ansonsten gefällt mir die leichte Poesie, die da mitschwingt.
Vom Hügel aus sehe ich die zweistöckigen Backsteinhäuser mit ihren Dächern aus schwarzen Ziegeln, auf denen der Grünspan schimmert.
Da könnte man vielleicht verdichten: Backsteinhäuser, Dächer aus schwarzen Ziegeln, auf denen der Grünspan schimmert.
Eine Frau steht vor einer vertrockneten Lärche und schneidet mit einer rostigen Klinge Streifen der Rinde ab. Ihre Zähne Stumpen. Der Blick leer.
Fände ich stärker ohne die beiden etwas klischierten Sätze am Ende. Da bräuchte man einen Moment länger, um zu verstehen, weshalb sie das tut. Mit den Stumpen löst du das sofort auf, indem zu den ganzen Bilderschatz aktivierst, den zu diesem Szenario wahrscheinlich jeder Leser besitzt.
Der Pfad führt an einem längst versiegten Brunnen vorbei. Eine Gruppe Männer steht vor einer Feuerstelle. Sie tragen Umhänge aus schmutzigem Leinen. Verfilzte Haarsträhnen verdecken ihre Gesichter, doch ich spüre ihre Blicke. Ich gehe hinunter zum Fluss. Nur noch ein handbreites Rinnsal, das aus den Berghöhen kommt, die weiße Krankheit mit sich bringt.
Vor allem, weil du hier noch mal in die gleiche Kerbe haust.
Eine Mücke landet auf meinem Handrücken.
unglücklicher Gleichklang.
Wir müssen alle daran glauben.
Haha. Diese doppelte Bedeutung fand ich stark!
Das Zelt steht inmitten des Kreises, der aus roter Kreide auf den Boden gemalt wurde.
Müsste das nicht "mit" heissen?
Sie trägt einen grauen Umhang. Durch die Löcher im Stoff sehe ich ihre Haut, sie glänzt seiden.
Das fand ich sehr schön, dieses unerwartete Adverb, das im Kontrast zum Rest steht. Da wird das klassische Szenario gebrochen.

Hübscher Ausflug in die Zukunft, Jimmy. Also ästhetisch hübsch, weil ich das grundsätzlich mag und weil es sehr stimmig erzählt ist. Ansonsten natürlich bedrückend.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @jimmysalaryman ,

ich mag den Rhythmus deiner Texte ja sehr, dieser hier ist da jedoch so ganz anders. Den fand ich nicht so fließend, eher ruppig. Ist ein bißchen ungewohnt - was nicht bedeutet, dass es schlecht ist, nur einfach anders :)

Den ersten Absatz fand ich jedoch schwierig um in den Text reinzukommen. Er ist teilweise doch recht abgehackt und extrem dicht, das macht den Flow irgendwie schwer (ich hab lange nicht kommentiert und hoffe, dass das jetzt nicht total unverständlich ist...)

Nur noch ein handbreites Rinnsal, das aus den Berghöhen kommt, die weiße Krankheit mit sich bringt.
Diesen Satz musste ich ein paar Mal lesen, er ist so komprimiert, dass ich erst drüber grübeln musste ob sich "die weiße Krankheit mich sich bringt" auf die Berghöhe bezieht oder einfach nur ein herangezogener selbstständiger Satz ist. Um das mal aus dem Textanfang rauszugreifen.

Jetzt noch ein Interessens-Frage: Warum Raps? Warum nicht Mais, oder so? Raps braucht gut durchfeuchteten Boden um zu keimen und ist wohl aufgrund der ... Glucosinolaten ... nicht so gut verträglich als Nahrungsmittel (nur gegoogelt)? Mais dagegen verträgt Trockenheit besser und ist ja bereits ein Grundnahrungsmittel.
Der Regen scheint ja schon seit einer ganzen Weile auszubleiben, die Menschheit hat sich bereits in ihrer Ideologie angepasst, ich gehe davon aus, dass die Menschheit bereits davor den Anbau anpassen würde.
Hat mich beschäftigt, deswegen habe ich etwas nachgeforscht, habe aber nicht herausgefunden, warum Raps deine Wahl ist, deswegen muss ich es jetzt eben doch fragen :)

Grüße
feurig

 

Nur so am Rande, weils oberhalb zitiert wurde: Die weiße Krankheit, so das ein Eigenname ist, sollte m.A.n. groß geschrieben werden: Die Weiße Krankheit

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Jimmy!

Ich mag das Teil, ich mag die Dystopie, die Sprache, auch das Sujet.

Für mich ist das ein fertiger Text, du beherrscht das Handwerk und erzählst das, was du erzählen möchtest. Auch auf den Raum die Menge, die hier erzählt wird, zu erzählen, ist schon hohe Kunst. Ich mag auch, wie die Erzählerin verschiedene Beobachtungen auffängt und sich das zu einem Ganzen beim Lesen entwickelt, ich verstehe, was passiert und passieren wird, ohne dass es direkt ausgesprochen wird vom Text.

Das, was jetzt kommt, ist Meckern auf sehr hohem Niveau - also Obacht! :D
Vielleicht verlange ich auch zu viel, weil ich weiß, wie viel du drauf hast oder womöglich ist das der Gattung Flash Fiction geschuldet, aber mir fehlt an der Geschichte so ein klein wenig mehr Eigenes. Regentanz, Postapokalypse, Dürre, Mad Max, Menschenopfer, das kennt man alles. Klar, muss man immer das Rad neu erfinden? Natürlich nicht. Das Sujet ist auch fies, weil man sofort Referenzen vor Augen hat. Ich stehe auf die Story und auf das Sujet, aber ich fände es einfach noch mal extrem geiler, wenn hier vielleicht auch nur eine einzige Idee oder ein Baustein drin wäre, den ich vielleicht in dem Kontext noch nicht gelesen/gesehen habe oder der eigen und einmalig wirkt. Das ist eine sehr gute Story, verstehe mich nicht falsch, aber ich hab natürlich auch Bock, dich in dem Punkt weiter zu pushen. Wäre hier noch eine Prise mehr etwas, das nur in dieser Dystopie stattfindet, etwas Eigenes, wäre der Text eine Granate. Meine Meinung.

Beste Grüße
zigga

 

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