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Hundert Jahre Hundstage
Ich wache auf und bin NACKT. NACKT im GEISTE, nicht am Leib; ich verstehe NICHT, WAS SIE antreibt und habe keinen ANtrieb, SIE zu verstehen. Ist das die TOLLWUT, von der SIE REden? Der GeDANKE an das ALL; dieses RASEN in der BRUST – weil MEIN
BEISSE ICH mir ins eiGENE Fleisch?
Bitte VERSCHONT mICH mit TRÄnen, wenn ES kommt, WIE ES muss.
Ich wache auf und bin NACKT; das LETZTE Hemd ist geSCHMOLzen; jetzt schreibe ICH die GeSCHICHTEN, für die die TinTE NICHT AUSreicht, puhle mit GLÜhend heißen NAdeln in den EITrig WEISSen WUNden; ziehe mit GLASigEN auGEN schwarze FETzen aus dem LEIB.
Ich seh das KIND, das ich WAR, und es erKENNT mich NICHT wieDER; ICH frage: weißt DU noch daMALS? Es sagt: Ich sprech NICHT mit FREMDEN. ICH trag das GeWAND eines HENkerS und die MordLUST in der BRUST; pack das KIND, das ICH WAR; schlag es BLAU, GRÜN und SCHWARZ.
Ich wache auf und bin nackt und der Wind streicht durch's Gras. Die Grille zirpt am Berghang. Ich habe vergessen, wie man sich hier zurechtfindet, ich brauche Chaos zur Orientierung: Wo sind die lärmenden Autos, wo die streitenden Eltern? Wo sind die Unterführungen mit den Obdachlosen, Seite an Seite auf dem kalten Boden ihrer Gruft? Soll ich wirklich kein Blatt von dem Baum da vorne pflücken, um mein Gemächt zu verdecken? Stört es wirklich niemanden, dass ich nackt bin? Eines für den Mund; vielleicht? Nein?
Warum seid IHR so GUT und ICH bin SO BÖSE?
ICH bin die FLEDERratte im MAUSoleum und bei NACHT ein VAMpir¿
VÖ-GE-LEIN FLIEG-WEG
und
KOMM-NICHT-MEHR WIE-der
gibt ͶICHTS mehr zu-SEH'N hier
nur
ͶICHTS
ͶICHTS
und
MICH.
҉
Ich wache auf und bin nicht mehr ICH, ich lese Sätze, die ICH geschrieben habe und wundere mich, schüttle den Kopf
Und jetzt? Soll ich jetzt schreiben über … die Menschen?
»Hallo!«
»Hallo?«
»Netter Hut.«
»… ?«
»Ich bin Schriftsteller und habe vergessen, wie man schreibt.«
»… ?«
»Tut mir leid. Ich versuche … Ich versuche meinen Kopf auszuschalten.«
»Ja … Das merkt man.«
So funktioniert das nicht. Sie schaut mich an wie einen Triebtäter, sie hat Angst.
Aber mein Herz schlägt ja wie verrückt!
»Halt, warte mal!«
»Lassen Sie mich in Ruhe!«
Sie läuft weg. Schade.
Ich könnte tagelang hungern. Ich könnte haufenweise verschreibungspflichte Medikamente schlucken. Ich könnte rauchen rauchen rauchen, bis meine Lungenflügel schwarz sind. Ich könnte
»Hallo!«
»Hallo?«
»Nette Jacke.«
»Ich kenn dich.«
»Ach?«
»Ja. Du warst früher schon mal hier.«
»Stimmt nicht. Ich bin neu in der Stadt.«
»Warum lügst du?«
»Weil ich Angst hab.«
Ich laufe weg, aber er folgt mir, ich biege um die Ecke und er ist immer noch da, ich drehe mich um und er ist
verschwunden.
»Hallo?«
Mein GOTT! Was passiert hier?
Ich schleiche durch die Unterführung, das Echo meiner Schritte prallt von graffitibeschmierten Wänden ab; HIER GIBT ES KEINE KUNST; der Wind peitscht den Obdachlosen ins Gesicht.
Tak – tak, tak – tak.
Netter HUT.
NETTE Jacke.
HALLO?
ICH lass das ALL explodieren; es hat dem Mensch nicht geholfen; & vielleicht schätzt man das UNTEN; wenn es das OBEN nicht gibt. ICH sah die KNOCHIGE ALTE; SIE mischte TRÄNKE zur HEILUNG; SIE wurd BESPUCKT & GETRETEN & am BAUM AUFGEKNÜPFT.
Jetzt will ich rennen & WILL nicht, ICH muss hier RAUS & weiß NICHT WOHIN; ICH bleck die ZÄHNE STÜRZ mICH auf TOTE sauge BLUT WAS PASSIERT HIER ICH renn im Takt der Sirene TAUCHE unter die STADT und wache NIE WIEder AUF!
[...]
Ich wache auf und bin nackt. Mich plagen Fieberträume und ich weiß nicht, wo oben und unten ist.
Der Arzt betritt den Raum und ich liege im Sterben, er hört mein Herz ab und seufzt und verstaut das Stethoskop in seinem … Beutel?
Mein Arzt ist ein Känguru. Er löscht das Licht; humpelt/hüpft weinend/lachend aus dem Krankenzimmer.
Ich liege auf dem Sterbebett/Geburtsbett & meine Eltern streiten ich kann sie auch im Dunkeln hören Papa ist tot & Mama traurig & die Hebamme weint.
mein erster schrei auf der erde brachte einen wolkenkratzer zum einsturz mein letzter schrei auf der erde bringt einen vulkan zum ausbruch
Ich wache auf und liege im Sarg, ich klopfe klopfe klopfe, aber der Pfarrer ist zu laut.
Ich wache auf und es ist Nacht, ich grabe grabe grabe, bin zurück von den Toten.
Es liegt Schnee; aber ich hinterlasse keine Spuren.
[...]