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Hunde, die lachen

Monster-WG
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10.09.2014
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Hunde, die lachen

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Die machen die Augen halb zu und zeigen die Vorderzähne.
Oskar kann das nicht, doch jetzt muss ich sagen ‚konnte das nicht‘ - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank.

Einen Tag vor seinem Abtransport verhält er sich ganz anders als gewohnt. Weicht mir nicht von der Seite, geht sogar mit zur Toilette, behält mich immer im Blick. Auch als sie am nächsten Morgen kommen.

Eigentlich rast er, sobald die Klingel schellt, zur Tür – und wenn die im Sommer offensteht, bis zum Gartentor und vollführt einen Mordsspektakel.
Jetzt legt er sich flach auf den Boden und macht keinen Mucks. Trotzdem gelingt es mir, ihm das Halsband umzulegen und die Leine einzuklicken. Mit viel Mühe – gebuttertes Knäcke mit Gouda wird ignoriert – ziehe ich Oskar zum Tor.
Ich streichle ihm noch mal über die seidigen Schlappohren, gebe den zwei jungen Leuten vom Tierheim die Leine und rede beruhigend auf ihn ein. Sage das dümmste Zeug, wie eine Beschwörung, dunkel und tief – in der Hoffnung, meine Stimme werde seine Panik dämpfen. Widerwillig geht er mit den beiden runter zum Auto.
Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.

Bald fährt auch das Taxi vor, ich hole meine Reisetasche. Die anderen Sachen sind schon im neuen Quartier.
Quartier klingt gut, irgendwie neutral. Besser als ‚Heim‘ oder ‚Residenz‘ – im Briefkopf steht sogar ‚Senioren-Residenz‘. Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen. Die letzte Station, Widerstand zwecklos.
Ich war ja oft ein Idiot. Hab Luftsprünge gemacht und Pirouetten gedreht, als andere studierten. Außer in Neu-Guinea war ich überall. Die anderen feierten zu dieser Zeit schon Richtfest.
Das hat bei mir länger gedauert, und ohne Rose wäre es nie passiert. Ganze acht Jahre haben wir dort herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters. Was haben wir geschuftet, bis es bezugsfertig war!
Als dann Rose starb, ging‘s mit mir böse bergab. Ohne sie wollte ich nichts mehr vom Leben.
Dass ein Mensch so viel saufen kann, ohne zugrunde zu gehen, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber vielleicht war ich noch nicht an der Reihe.
So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält. Fehlt noch das Schnarren eines Bahnhofsvorstehers: ‚Endstation, alles aussteigen!‘ – das klingt noch von Zugreisen in meiner Kindheit nach. Ich erinnere mich an das ständige Tack-Tack der Schienenstöße, und dass man ein Lid nach unten zieht, wenn man Ruß im Auge hat. Der flog bei jeder langgestreckten Kurve durchs Oberfenster ins Abteil.

Man ist sehr freundlich zu mir, ich habe es gut getroffen. Mein Zimmer liegt in der sechsten Etage, große Fenster und ein winziger Balkon. WC und Dusche neben der Schlafnische. Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
Auf dem Korridor überhole ich zwei Herren, schnappe ‚metaphysisch‘ und ‚Beispiel Dostojewski‘ auf und denke, dass ich hier gebildete Leute treffen werde, vielleicht ergeben sich gute Gespräche statt gemeinsamen Fernsehens. Muss zur Seite treten, der Wagen der Putzkolonne kommt mir entgegen.
„Schönen guten Tag, Herr Mölders. So viel Sonne heute! Ist ja ganz ungewohnt“, höre ich hinter mir.
Diese Stimme ist unverwechselbar. Ziemlich tief für eine Frau – obwohl ich ‚Dame‘ sagen sollte; sie gehört einer Dynastie an. Schwerreiche Schausteller mit millionenteuren Attraktionen, wie sie mir schon in den ersten Tagen anvertraute. Und auch, dass man ständig investieren müsse, weil man sonst von der Steuer aufgefressen würde.

Ich werde unruhig, es ist Kaffee- und Kuchenstunde. Ich weiß, dass sie mich ausgeguckt hat, doch daraus wird nichts. Ich bringe mich in Sicherheit, sage, dass ich spät dran sei, muss zu meinem Prof – nein, darüber möchte ich, „ … Ihr Verständnis vorausgesetzt ...“, nicht sprechen. Ich riskiere, dass meine Geheimniskrämerei Frau Beier umbringt, doch ich deute weder tückische Krankheiten an, noch Probleme anderer Art, die nur eine Koryphäe lösen könnte.
Sie hat mir von ihrem tiefen Glauben an die Heilhypnose erzählt, auch gefragt, ob ich vielleicht … Ihr Schwiegersohn übe diesen Beruf aus, in einem Privatsanatorium.
Nein, ich glaube nicht, dass ich interessiert bin.
Ich fahre wieder zu Oskar.

Schade, der Mann aus Ghana mit dem breiten Lachen – Yes, Sir! I‘am your best driver! – kommt nicht. Der heutige Chauffeur hat schwäbischen Akzent.
Seit meiner Tübinger Zeit mag ich das – was ich jedoch nicht mag, sind aggressive Tattoos.
Die kann er wegen mir bis in den Schritt haben, die sichtbaren jedoch sind hässlich. Ich kenne diese Symbole nicht, es gibt Zahlen und Dreiecke, Zahnräder und Runen – auf den Armen, am Hals, auf den Handrücken, nicht einmal die Finger sind verschont. Es juckt mich gewaltig, ein paar Bemerkungen zu machen; ich bilde mir sogar ein, er warte darauf. Hin und wieder schaut er mich im Rückspiegel an, doch ich blicke desinteressiert aus dem Fenster. Wort- und trinkgeldlos endet die Fahrt.

Oskar teilt einen Zwinger mit vier anderen Hunden, Mischlinge allesamt. Ein Rottweiler ist der Blockwart, Oskar muss sich fügen. Ich bleibe für ihn unsichtbar; verblüffend, dass mein uraltes Opernglas noch eine sinnvolle Verwendung erfährt.
Oder ist das sinnlos – unvermeidbare Veränderungen aufweichen zu wollen, zu schummeln, sich selbst zum Hütchenspieler zu machen?
Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?
Ich rufe ein Taxi.

Auf der Heimfahrt denke ich, dass es doch Blödsinn ist, mir das Herz schwer zu machen, meinem verlorenen Freund hinterherzutrauern. Wir können es nicht ändern, basta. Schrecklich, wie oft ich mir die Augen wischen muss.

Ein bisschen benommen gehe ich durch die Drehtür, direkt in die Arme von Frau Beier.
„Hallo, Herr Mölders! Na, was sagt der Professor?“
„Non est spe.“
„Nur das?“
„Aber das sagt doch alles!“
„Und was?“
„Wenig Hoffnung.“
Auch wenn ich ihre Steuertipps nicht brauche, so wäre ein Nachmittag mit ihr doch erträglicher, als Oskar zuzuschauen, wie er vom Prinzen zum Untertan degradiert wird, oder sich zu erinnern, wie wir uns mit Blicken verständigten, nur mit Blicken. Piano, pianissimo – harmonisch, kein herrisches Wort, einfach wunderbar. Und unsere Spaziergänge am Wasser, dem Spalier der Pappeln entlang …
Der Lift kommt, die Tür öffnet sich. Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Frau Beier macht mir ein aufmunterndes Handzeichen, als ich nach oben entschwinde.

Es will mit mir nicht besser werden.
Sich selbst weh zu tun, ist krank. Ich weiß. Bin ich ein Ritzer, ein Maso? Tausende Leute müssen ihre Hunde abgeben, ihre Katzen, ihre Vögelchen – und ich verbrate ein Vermögen, um Oskar jeden Nachmittag zu sehen, mit verschwommenem Blick.
Frau Beiers Stimme scheint mir heller, und leiser. Der arme Mann, wird sie denken, jeden Tag zum Professor – was er nur hat? Und gelacht hat er auch noch nie ...
Ich lache wirklich nicht. Dabei hätte ich allen Grund, schließlich geht es mir gut. Ein bisschen Prostata zwar, und Rücken und Herz, harte Leber, Gicht – na wenn schon. Die nassen Augen am Nachmittag machen mir mehr zu schaffen.
Nach dem Comeback meines Opernglases taucht jetzt mein Laptop wieder auf. Innerhalb einer Woche werde ich sogar fündig: Ein ehemaliger Bauernhof bietet Unterkunft für Senioren mit einem Haustier. Blitzschnell bin ich am Telefon. Ja, nächsten Freitag, gegen 16 Uhr.

Es ist ein angenehmer Nachmittag, das Anwesen befindet sich unweit des Bahnhofs. Ich gehe zu Fuß. Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie die Kulisse eines Filmstudios während der Drehpause. In den Schaufenstern hängen Schilder: ‚Zu vermieten‘.
Die Farben von Malven und Astern bleichen aus, doch der Südwind macht glauben, der Sommer habe kein Ende. An der Pergola des gastlichen Hauses schaukeln die ersten Weinblätter mit rubinrotem Rand.
Ich läute, über mir öffnet sich ein Fenster und eine junge Frau mit Bob und grellrotem Mund sagt: „Hallo, Herr Mölders! Einen Moment bitte, ich komm‘ runter.“
Sie öffnet die Tür. „Ja, das trifft sich gut. Unser Erkerzimmer ist freigeworden, aber Frau Sommerfeld war immerhin achtundneunzig.“
Sie bittet mich hinein und nimmt mich beim Ärmel: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Zimmer.“

Schon nach den ersten Stufen vermisse ich den Lift der Residenz, doch ich schaffe die Treppe auch ohne technische Hilfe. Wir gehen bis zum Ende des Ganges, sie macht die Tür auf – es ist hell und freundlich. Durch die großen Fenster geht der Blick hinaus in die schöne Landschaft und ich bin beeindruckt. Stelle mir für einen winzigen Augenblick schon den nächsten Sommer vor, wie ich dort mit Oskar … „Gefällt es Ihnen?“, fragt sie.
„Also, auf den ersten Blick ganz bestimmt“, antworte ich zuversichtlich, „ich schau mal nach dem Bad.“
„Ehm, das Bad befindet sich auf dem Flur. Wir sind hier in einem Altbau und kommen mit der Renovierung nur langsam voran.“ Fügt mit Schulterzucken noch hinzu: „Ist eine Frage des Geldes.“
„Wie alles auf der Welt.“ Ich sage das so als kluger, lebenserfahrener Herr und komme ins Grübeln. Doch eigentlich ist das unnötig, denn ich weiß es schon: Oskars Korb hätte Platz neben dem Bett.

„Tja“, sage ich, „die anderen Details hab ich ja auf Ihrer Website gefunden. Übrigens: Kochen Sie selbst?“
„Ja, selbstverständlich. Also – mein Mann kocht, ich bin höchstens die Beiköchin.“
„Und der ist Koch?“
„Er ist ein sehr guter Koch, aber kein gelernter. Eigentlich ist er Agraringenieur. Sein Institut ist nach England verlegt worden, und das hat uns beiden nicht gepasst. Wenn schon Ausland, dann im Süden.“
„Ein vernünftiger Standpunkt. Da hat‘s mich auch immer hingezogen.“

Während des Gesprächs sind wir zum Fenster gegangen. Im Garten wird alternativ gewirtschaftet, klar zu erkennen. Daneben Erdbeerbeete, dann eine Art Truppenübungsplatz mit wühlenden Schweinen und dahinter ein Teich oder See mit alten Bäumen.
Viel Auslauf für den Hund. Nur fällt mir jetzt ein, dass es für mich ein wenig eintönig werden könnte. Die Bahnhofswirtschaft war geschlossen, das ‚Café Wisserath‘ ebenfalls.
Wir hören Schritte im Gang. „Ah“, sagt sie, „da kommt mein Mann. Er fährt nebenbei Taxi, damit wir über die Runden kommen.“
Die Tür geht auf – tatsächlich, wir kennen uns.
„Tach“, sagt er.
„Guten Tag“, sage ich.
„Ich hatte letztlich das Gefühl, dass Sie eher ungern mit mir gefahren sind. Erinnern Sie sich?“
„Ja, gewiss. Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass ich eine Abneigung gegen Tattoos dieser Art habe. Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun. Schließlich hab ich selbst ein Tattoo.“
„Nicht Ihr Ernst!?“
„Doch. Warum sollte ich das erfinden?“ Dabei öffne ich das Hemd und sage „Tonga, 1966.“
„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle, ihr Mann meint: „Ja, kann man so lassen.“ Dann fällt ihm noch ein: „Aber Sechsundsechzig? Da war ich ja noch gar nicht auf der Welt!“
„Deshalb haben Sie noch alles vor sich!“, sage ich mit theatralischem Timbre und breite die Arme aus, als wollte ich ihm die ganze Welt zu Füßen legen.
Er schaut mich misstrauisch an, schneuzt sich und lacht: „Haha, der ist gut. Ich glaube, ein Schluck auf unser Kennenlernen wäre jetzt angebracht.“ Er sieht mich fragend an.
„Gute Idee, ganz Ihrer Meinung. Wozu möchten Sie mich denn überreden?“
„Ei, das ist schnell aufgezählt: Schiller, Grauburgunder und Trollinger. Oder haben Sie Angst vor Literflaschen?“
„Nicht im geringsten, es ist nur manchmal der Inhalt.“
„Also für den lege ich meine Hand ins Feuer. Nicht, dass einem der Abendstern aufgeht, aber alle drei sind grundehrlich.“
„Tja dann“, sage ich und zeige hinaus, „bei Tageslicht wäre der Weiße wohl der Richtige, oder?“
Wir gehen nach unten, er noch tiefer in den Weinkeller, und seine Frau zum Kühlschrank.
Ich polstere meinen Sessel, um schmerzfrei sitzen zu können, und als ich damit fertig bin, stehen Wein und Vesper auf dem Tisch.

Da ich der Älteste bin, erhebe ich das Glas: „Danke für die freundliche Aufnahme. Ich heiße Erhardt.“
Zwei Gläser streben meinem entgegen: „Erich“ und „Clara – unter Freunden ‚Clara, die Wunderbare‘.“
„Was für ein schöner Name!“, sage ich, „ist es nicht anstrengend, immer wunderbar zu sein?“
„Das ist nur offiziell. Wenn ich alleine bin, kann ich auch fluchen, wenn etwas daneben geht.“
„Ah naa“, sagt Erich und schaut keck, „sie ist schon klasse. Gell, Mausi?“
„Du sollst nicht Mausi zu mir sagen!“ Sie verwüstet seine Frisur und reicht mir das Brot.
Ich probiere von der Leberwurst im Glas – und muss gleich an Onkel Karl denken. Der konnte das auch, mit reichlich Zwiebeln und Majoran. Herrlich! Und es gibt noch zwei Gläser: Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen. Unschlagbar gut. Das könnte man in Brüssel oder Paris zu Höchstpreisen verkaufen, an echte Feinschmecker.
„Saugut!“, sage ich. „Darauf könnt ihr euch etwas einbilden.“
Ich nehme noch etwas vom Griebenschmalz, Clara schenkt nach.

Es dämmert. Wir stoßen ein letztes Mal an, trinken den letzten Schluck, picken die letzten Krümel auf. Dann nehme ich mein Jackett und verabschiede mich von Clara.
Allerdings wird Erich draußen handgreiflich und schiebt mich trotz meines Widerstandes – ich verweise in bestem Advokaten-Deutsch auf Freiheitsberaubung und auf das Recht eines jeden Bürgers auf einen Spaziergang in der guten Abendluft – in sein Taxi und fährt mich zum Bahnhof.

Es vergeht einige Zeit, bis ich alle Ab-, Um- und Anmeldungen zusammenhabe. Frau Beier meint, dass es doch ein recht kurzes Intermezzo war und sie mein Weggehen sehr bedauert. Ich verdränge den Verdacht, sie könne vielleicht etwas vorgehabt haben mit mir und erwidere:
„Bin ja selbst erstaunt, wie sehr mir Oskar fehlt.“ Dann tritt mich der Übermut und ich trällere: „Folge deinem Herzen, das kennt den Weg ...“ Die letzten Töne summt sie mit, und ich entdecke eine neue Seite an ihr – sie hat die Augen passend zum Text wie Kristallkugeln aufleuchten lassen.
„Sehr schön, gnädige Frau!“, sage ich und applaudiere ohne Geräusch.
Sie ist schon eine interessante Person. Wäre ich geblieben, hätte ich sicherlich bald Brüderschaft mit ihr getrunken.

Erich holt mich ab. Er fährt konzentriert, der Verkehr fließt.
Ich gehe ins Büro, unterschreibe die Übergabe, stecke einen Schein in die Spendendose und folge einem Jungen zum Zwinger.
Oskar ist in der Hütte; drinnen ist es schummrig, ich erkenne nichts. Rufen will ich ihn nicht; vielleicht riecht er mich, oder er ahnt mich – früher ist er öfter ans Gartentor gelaufen, ohne dass der Besucher schon zu sehen war. Ich warte.
Dann schnalze ich mit der Zunge, das war unser Startsignal beim Frisbeewerfen.
Keine Reaktion. Ich halte noch einen Moment inne, rufe seinen Namen.
Langsam, sehr langsam kommt er durch die Tür, schaut mich aber nicht an.
Ich hatte mir eine stürmische Begrüßung ausgemalt, mit freudigem Gewinsel und Gebell – aber nein, nichts. Er wirkt bedrückt und lustlos, wo ist sein Temperament?
Der Rottweiler kläfft ununterbrochen und rast hin und her, die anderen dösen auf einer Matte.
Meine Stimmung ist arg umgeschlagen, Verwunderung geht in Ärgerlichkeit über. Dann kann ich mir‘s erklären: Er ist es, der enttäuscht wurde. Ich muss vieles wieder gutmachen.
Der Junge legt ihm das Halsband um und übergibt ihn mir.

Erich faltet die Zeitung zusammen und sagt: „Ihr kommt ziemlich angeschlichen. Hat er was?“
„Ja, hat er.“
„Und was genau?“
„Den falschen Herrn.“
„Aber wieso denn? Hast ihn wieder rausgeholt und das schöne Leben geht weiter, oder nicht?“
„Das werden wir sehen, er ist ziemlich geknickt. Hauptsache, er muss nicht hier bleiben. Bei euch wird er sich schon einleben.“ Ich nehme auf der Rückbank hinter Erich Platz, Oskar neben mir.
„Das wird er ganz bestimmt. Morgen kommt noch eine Dame mit Dackel, aber der macht einen äußerst friedlichen Eindruck. Ein Veteran mit Hüftproblemen.“
Ich kraule Oskars Rücken, so, wie er es am liebsten hat. Ein Ohr richtet sich auf, dann das andere. Langsam hebt er den Kopf. „Ach, mein Schöner“, sage ich, „reden wir doch wieder miteinander?“ Erich richtet den Rückspiegel ein wenig, um nichts zu verpassen, und meint: „Na siehste, sag ich doch. Das wird schon.“
Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

Ich weine mit zusammengepressten Augen und Lippen, es schmeißt mich wie starker Schüttelfrost. Ich beuge mich tief über ihn, unsere Wangen berühren sich.

Da verspüre ich … einen Hauch? Fast nicht wahrnehmbar. Ich rühre mich keinen Millimeter. Seine Zunge wischt über meine Nase.

 
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Das Beste zuerst:

… deine Gesichte gefällt mir. Ich mag Erhardt und Oskar und habe gerne über sie gelesen. Ich hätte sogar gerne noch mehr gelesen
Hola @Flugsand, vielen Dank! Da freue ich mich.
Zumal Du Dich im Laufe Deines Kommentars als sehr kritischer Leser outest:cool:.

Im Gegensatz zu allen anderen Kommentatoren hast Du Unmengen Einwände und ich habe jetzt die Wahl, alles ‚abzuarbeiten‘ – das wird bei der Fülle eine halbe Doktorarbeit – oder sehr freundlich nach Art des Hauses Dir mitzuteilen, dass mich Dein Interesse am Text sehr gefreut hat und ich noch einen schönen Tag wünsche.

Du hast in manchen Dingen selbstverständlich recht, andererseits überkommt mich das Gefühl, dass hier jemand besonders pingelig einiges komplizierter macht, als es eigentlich ist.
Aber hier hast Du mich:

Erich schaut mich misstrauisch an
FS: Woher weiß er, dass er Erich heißt?
Danke, ist verbessert.

josefelipe schrieb:

„Bin ja selbst erstaunt, wie sehr mir Oskar fehlt.“
FS: Ist er das wirklich? Er weiß doch, wie gern er ihn hat? ...
Niemand weiß, was wirklich ist und was nicht. Nimm es doch einfach so hin – das ist wörtliche Rede, und wenn der Prota von der Erde als Scheibe spricht, dann spricht er von der Erde als Scheibe – fertig.
Soll ich jetzt wortreich versuchen, den ganzen Chruscht aufzudröseln, was er denkt, inwieweit er sich verschätzt hat; nicht nur erstaunt, sondern regelrecht geschockt ist, dass sein Plan wie bei Tausenden anderen, die ebenfalls auf betreutes Wohnen einschließlich Abgabe ihres Lieblings aus Altersgründen umschalten mussten, eine Fehleinschätzung war? Weil er Erhardt ist – und nicht die anderen.

Oskar ist in der Hütte; drinnen ist es schummrig, ich erkenne nichts. Rufen will ich ihn nicht; vielleicht riecht er mich, oder er ahnt mich – früher ist er öfter ans Gartentor gelaufen, ohne dass der Besucher schon zu sehen war. Das klappt jetzt nicht.
FS: "Klappen" ist hier komisch. Das macht Oskar so passiv. Oben erinnert sich Erhardt daran, wie die beiden ohne Worte kommuniziert haben. Nur mit Blicken. Das klingt für mich nicht nach 'Tricks, die klappen oder nicht klappen'. Mir würde eine Formulierung gefallen, in der Oskar aktiv ist.
Für mich ist ‚klappen‘ nicht komisch, sondern notwendig. Zusammenleben muss klappen.
Bei Menschen oft schwierig genug, mit Tieren trotz aller Zuneigung nur durch Erziehung zu erreichen (Hat nichts zu tun mit Dressurhalsband oder ständigem Leckerli-Geben). Das geht auch – siehe oben – mit Blicken.
Du hättest gerne einen aktiven Oskar; den kann es nur geben, wenn Erhardt das gestattet oder will. Klingt beschissen, ist aber real. Schließlich ist er für seinen Freund rund um die Uhr verantwortlich.

FS: ... den Tod von Oskar braucht es meiner Meinung nach nicht. Da bin ich als Hundemensch sicherlich voreingenommen.
Schon möglich. Ich bin auch nicht der Totmacher. Für eine KG ist der Text eher lang – jetzt noch die weitere Entwicklung zu beschreiben, schösse übers Ziel hinaus.
Vorm Einstellen haben ich mit anderen ‚Enden‘ experimentiert – Fazit je nach Tagesform und Gemütslage … sagen wir mal: unterschiedlich.

Flugsand (Du weißt: Das ist jene Qualität, z. B. Saharasand, die sich zum Bauen nicht eignet;)), für Deinen aufwendigen Komm meinen Dank. Entschuldige, dass ich nicht jedes Detail, jeden Aspekt ‚bearbeitet‘ habe – jeder Leser kann den Text nach seiner Lesart interpretieren.

Beste Grüße!
José

 

Hola José,

das du mir das antust ... schon wieder!

Tagelang bin ich um diese Geschichte rumgeschlichen, habe sie geöffnet, nur um sie direkt wieder zu schließen. Zu lang einerseits, aber nur, weil ich diese Woche wenig Zeit hatte. Nein, das Wort "Hund" war es, das mich davon abhielt, sie zu lesen, trotz aller Neugier.

Bereits einmal hast du mir weh getan, du erinnerst dich? Mit der wunderschönen Geschichte von dem armen Hund, der in der Puszta im Zwinger eingesperrt war und den du, nein, dein Prot, ach ...

Dachte ich mir, dass es auch dieses Mal wieder nicht gut ausgeht.

Was soll ich also schreiben, ohne mit dir hart ins Gericht zu gehen? Sehr schöne Geschichte mit einem Schluss, der mir noch lange nachgehen wird, sobald ich mich erinnere. Schön erzählt im flotten Tempo, ohne auch nur ansatzweise hastig zu werden.

Mein Leiden zeigt mir, dass ich tief drin war, sie genossen habe, gut getan hat sie mir aber nicht ...

Schöner Wechsel zwischen den beiden Erzählsträngen, die erst zusammen sind, dann kurz auseinander laufen, um sich zum Schluss wieder zu finden. "er ist es, der enttäuscht wurde". Schön und so richtig!

Du verstehst es vor allem meisterhaft, dem Leser die Personen mit wenigen Sätzen nahezubringen. Das ist wirklich gekonnt!

Eine deiner allerbesten Geschichten, aber wieder mal eine, die weh tut, aber vielleicht gehört das ganz einfach dazu, wer weiß?

vg, Freegrazer

 

Hallo @josefelipe,
Eine schöne Geschichte hast du da eingestellt. Ich habe ja jetzt schon einige deiner Texte gelesen und so langsam meine ich so etwas wie einen "josefelipe-Sound" zu erkennen. Ja, ich mag deinen Stil (der sicherlich auch etwas mit den Themen deiner Geschichten zu tun hat?). Vereint für mich so eine Lust am Leben, durchzogen von feinen Melancholie-Fäden. Hm, ist das verständlich?
Ist dir auch hier wieder gelungen, wie ich finde.
Sprachliche Schnitzer habe ich keine gefunden, der Text liest sich gut, hat für mich eine angenehme Länge und erzählt tief genug, dass ich mir ein Bild machen kann von Hr. Mölders, Erich und Clara.
Eine kleine Verständnisfrage ergab sich mir jedoch beim Lesen. Der Ich-Erzähler scheint ja noch einigermaßen rüstig zu sein, selbstbestimmt sowieso. Macht die täglichen Fahrten ins Tierheim, sucht sich den Bauernhof heraus, fährt dorthin. Intellektuell absolut auf der Höhe. Warum muss er denn überhaupt in ein Altersheim, zumal es ihm abverlangt, seinen geliebten Oskar wegzugeben? So "klapprig" habe ich Hr. Mölders durch deine Beschreibungen nicht vor Augen gehabt.

Und dann das Ende. Ach nee, was für ein Mist ;-)
Aber mal sehen, zu Anfang schreibst du ja "konnte das nicht" - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank. Hm, bedeutet das etwa, Oskar hat überlebt? Das wäre natürlich das schönere Ende.
Aber falls nicht: immerhin ist er im Beisein seines trotz aller Schmollerei doch geliebten Herrschens gestorben. Also, so oder so, ein irgendwie versöhnliches Ende.

Und dazwischen, wie gesagt, eine schöne, sauber erzählte Geschichte, in der mir auch und vor allem die Dialoge im letzten Drittel gefallen haben (Hr. Mölders, Erich und Clara).

Sehr gern gelesen.

Beste Grüße,
Fraser

 
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Hola, Ihr Lieben!

Ich konnte dem Druck, das Ende softer zu gestalten, nicht mehr standhalten und bin eingeknickt.

Musste jedoch nicht meinen Charakter verkaufen, denn nirgendwo stand, dass Oskar tot sei.

Das habt Ihr Euch alles in Eurer negativen Fantasie zurechtgereimt, ohne Grund zur Veranlassung (Rolf Miller) :Pfeif: :D :shy:.

Selbstverständlich ist das auch meine Schuld; ich brauche manches Mal unheimlich lange, bis mir etwas einfällt. Trotzdem hoffe ich, dass sich im Laufe des Jahres unsere Wege noch öfters kreuzen - und vor allem natürlich, dass Euch das neue Ende gefällt.

Viele Grüße und nochmals Danke für Eure Kommentare!
José

@Schwerhörig, @Silvita, @Walterbalter, @petdays, @Geschichtenwerker, @CoK, @Ebbe Flut,

@GoMusic, @Rob F, @Flugsand, @ Freegrazer, @Frazer

 

Guten Abend @josefelipe,

wie schön, dass Du eingeknickt bist. :) :)

Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.
Rausgerissen aus dem Leben. Was für ein Wahnsinn! Jetzt, wo wir wieder zusammensein könnten, muss er sterben.
Ich weine mit zusammengepressten Augen und Lippen, es schmeißt mich wie starker Schüttelfrost. Ich beuge mich tief über ihn, unsere Wangen berühren sich.

Da verspüre ich … einen Hauch? Fast nicht wahrnehmbar. Ich rühre mich keinen Millimeter. Ja – was!? Seine Zunge wischt über meine Nase.

Die Zeilen im Fettschnitt würde ich streichen, In der 3-er Kombi ist mir zu viel gedoppelt,als Leser habe ich schon alles verstanden. Zumindest würde ich 1-2 Sätze streichen.

Deinen Schlusssatz finde ich ganz toll! Dieses Bild, der Zunge, die über die Nase wischt.

Lg Petdays

 

Hola @Ebbe Flut,

EF: Natürlich hat mich das Ende verstört, dass hat mir garnicht gefallen.
Hehe, wen wundert‘s? Und weil auch die anderen Kommentatoren Deiner Ansicht sind, war es für mich höchste Zeit, das auszubügeln.
Natürlich mit dem Risiko, dass einige die erste Version besser finden. Sei‘s drum.

EF: Unerwartet und sinnlos, eben wie im echten Leben häufig auch
Altbekannt und immer wieder aktuell, die bist Realist. Deswegen ist mir auch Dein Komm wichtig – zumal mit diesem Einwand:
EF: ... aber in der Kunst?
Ich hatte experimentiert mit einigen Tattoo-Symbolen (allsehendes Auge und dann der Crash:eek:).
Der große Wurf war leider nicht dabei. Dennoch war es genau Dein Einwand (… aber in der Kunst?), der mich an meiner Restehre kitzelte – und so habe ich wenigstens die Tristesse des Abgesangs auflockern können. Hoffe ich zumindest.

EF: Ich hätte mir mehr Symbolik gewünscht. Etwas, dass rückblickend gesehen alles irgendwie ankündigt, den Erich zum Charon macht, den Unfall zu einer Erlösung, oder oder oder.
Ja! Das wäre das perfekte Ding. Schemenhaft hab ich das auch so gesehen – so sollte es sein.
Hingekriegt hab ich‘s leider nicht.

EF: … oder oder oder. Ist natürlich quatsch.
Finde ich nicht. Zumindest als Nonplusultra müssen wir versuchen, so etwas zu erreichen. Ungefähr wie ein Koch nach dem ersten Michelinstern gieren sollte.

EF: Ich bin nur traurig, wegen Oscar.
Ich habe mich redlich bemüht, Deine Traurigkeit zu verscheuchen:).

Lieber Ebbe Flut, Du hast mir Wesentliches geflüstert! Danke dafür. Auch wenn ich als gescheiterter Maler das Künstlersein quittieren musste, hast Du dennoch Recht, unsere Schreibbemühungen unter ‚Kunst‘ zu speichern.

Ich wünsche Dir trotz all der Imponderabilien ein gutes Neues Jahr, und wenn ich mich recht entsinne, gibt's ja neben der Schreiberei noch andere Betätigungsfelder.

Viel Spaß!
José

Hola @petdays,

Du bist die Beste! Was bin ich doch für ein Hirsch, das nach Großväterchens Art aufzufriemeln.

Wäre peinlich gewesen, wenn es in meiner Version stehengeblieben wäre.

Tausend Dank für die Rettung in letzter Sekunde!

Auf noch viele Begegnungen!
José

 

Lieber @josefelipe

Ich konnte dem Druck, das Ende softer zu gestalten, nicht mehr standhalten und bin eingeknickt.

Das ist schön. Ich freue mich :)

Musste jedoch nicht meinen Charakter verkaufen, denn nirgendwo stand, dass Oskar tot sei.

Das habt Ihr Euch alles in Eurer negativen Fantasie zurechtgereimt, ohne Grund zur Veranlassung (Rolf Miller)


Sehr gut, dass Du Deinen Charakter nicht verkaufen musstest.
Jaja. Die bösen Leser mit ihrer negativen Phantasie :D

Selbstverständlich ist das auch meine Schuld; ich brauche manches Mal unheimlich lange, bis mir etwas einfällt. Trotzdem hoffe ich, dass sich im Laufe des Jahres unsere Wege noch öfters kreuzen - und vor allem natürlich, dass Euch das neue Ende gefällt.

Ich finde das neue Ende toll :thumbsup:

Ich weine mit zusammengepressten Augen und Lippen, es schmeißt mich wie starker Schüttelfrost. Ich beuge mich tief über ihn, unsere Wangen berühren sich.

Da verspüre ich … einen Hauch? Fast nicht wahrnehmbar. Ich rühre mich keinen Millimeter. Seine Zunge wischt über meine Nase.


Einfach schön!!!!!! Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @GoMusic,

Du hast einen ganz speziellen Sensor:

Mir kommt es vor, als hättest du die Geschichte fertig gehabt, überlegt, wie du einen Konflikt einbauen oder ein besonderes Ende dranhängen könntest – und hast dann den armen Hund den Unfalltod sterben lassen.
Da liegst Du keinesfalls daneben. Ich hatte ein Ende gefunden – stimmt. Doch so richtig befriedigte das nicht. Gott sei Dank hat‘s nach einigen Tagen doch noch ‚Bling‘ gemacht.

Man ist sehr freundlich zu mir, ich habe es gut getroffen. Mein Zimmer liegt in der sechsten Etage, große Fenster und ein winziger Balkon. WC und Dusche neben der Schlafnische. Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
GoM: Für mich klingt das, als wird er gerade erst ins Haus eingeführt, er noch gar nicht dort wohnt.
Wie könnte er dann sagen: Ich habe es gut getroffen? Er ist ja noch helle im Kopf, würde so etwas erst nach den ersten Tests konstatieren, oder?
Wie kann er da schon wissen, wie das Essen schmeckt?
Na eben – weil er da schon wohnt.

… Ihr Schwiegersohn übe diesen Beruf aus, in einem Privatsanatorium.
Nein, ich glaube nicht, dass ich interessiert bin.
GoM: Hier hätte mir ein Dialog besser gefallen.
Wäre kein Problem, hatte nur befürchtet, allzu sehr ins Schwatzhafte abzugleiten.

Die Tür geht auf – tatsächlich, wir kennen uns.
GoM: Uih. Das kann böse enden. Doch "leider" entsteht da kein wirklicher Konflikt. Schade.
Der darf nicht entstehen – schließlich will er da wohnen.

Und hier habe ich gepennt:

Oben weiß er, dass sie Clara heißt, später nennt sie erst ihren Namen.
Ist repariert.

Hat mir Spaß gemacht.
Dann ist ja alles in Butter!
Hätte mir nur ein anderes Ende bzw. dafür besser einen Konflikt gewünscht.
Verstanden. Ich hoffe, das veränderte Ende konveniert:).

Und zu guter Letzt:

Wieso hat er sich nicht schon von Anfang an für eine Privatunterkunft interessiert bzw. beworben? Nur, weil er nicht wusste, dass er seinen Hund so sehr vermisst? Kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Er ist doch intelligent und erfahren (so steht es im Text ), das hätte er m.E. wissen müssen.
Dein Einwand besteht zu Recht – Du bist in den besten Jahren. Doch durch meine Brille betrachtet, und durch die einiger gleich alter Freunde und Bekannter, ist die Sache komplizierter. Die, auch meine Frau und ich mit Hund und Katzen, planen alle die letzte Station. Unter anderem bedeutet das nicht nur Verkauf des Hauses, sondern auch Verzicht auf Garten (einschl. Rückenschmerzen:shy:) und eine ungebundene Lebensweise. Ich würde das in Kauf nehmen, jedoch nur, wenn der Hund schon älter wäre. Bei einem jüngeren sollte man trotz blutenden Herzens Egoist sein und einen Schnitt machen. Es muss ein gut geführtes Tierheim sein, viele Tiere finden neue Besitzer.
Es ist in Bezug auf einen Hund nicht ganz einfach. Zwar weiß man, wie alt der ungefähr wird – wie lange man selbst noch hat, und in welcher Verfassung man sein wird, steht in den Sternen.

Die Privatunterkunft auf dem Lande ist eine Notlösung. Nur um mit seinem Hund zusammen zu sein, muss der Prota auf Lift, Innen-WC, Kontakte im Stadtleben mit Kinos und Cafés verzichten.

Entschuldige meine Ausführlichkeit, ich wollte Dir nur vor Augen führen, was Dir alles noch bevorsteht:D – mit oder ohne Hund.

Schöne Grüße!
José

 

Hola @Rob F,
das ist eine gute Frage:

Das Ende bleibt auf jeden Fall in Erinnerung, ich würde hierbei nur gerne deine Gedanken kennen, warum du das so geschrieben hast? Als Moral, dass manche Sachen vergangen sind und man nicht versuchen sollte, sie "wiederzubeleben"? Sonst kann es schlimme Folgen haben?
Die gute Frage verdient eine gute Antwort, claro. Schlimm ist nur, dass ich die schuldig bleiben muss. Das hat damit zu tun, dass ich das Schreiben mit einer Idee beginne und dann selbst gespannt bin, wie es weitergeht – wie ja auch im wahren Leben die Dinge trotz bestehender Pläne plötzlich einen anderen Verlauf nehmen können. Und mit Moral bin ich weniger unterwegs, zumindest bemerke ich es nicht.

Auf jeden Fall hast Du Recht, wenn Du schreibst:

… dass manche Sachen vergangen sind und man nicht versuchen sollte, sie "wiederzubeleben"?
Am Unabwendbaren rütteln zu wollen, wäre vergebliche Mühe. Ja, stimmt – das ist das Thema. Mir steht es bevor, einige Freunde haben es schon hinter sich: Man kriegt den Tagesablauf nicht mehr gebacken. Haus zu groß, mit nachlassender Kraft erscheint der Garten immer größer, die Fellpflege wird zur Anstrengung etc. pp. Der Reiz vieler Dinge geht dahin, man muss mehr Pillen einwerfen und man muss schauen, dass einem nicht der ganze Kram zu viel wird und man schlimmstenfalls die gute Laune verliert. Dann ist es zappenduster.

"Eigentlich" ist so ein nichtssagendes Wort ... vielleicht stattdessen "Sonst" oder "Normalerweise"?
Bin eigentlich auch kein Freund von ‚eigentlich‘, doch ‚normalerweise‘ finde ich fast noch schlimmer.

José: Als dann Rose starb, ging‘s mit mir böse bergab.
Rob F: Ich würde "dann" und "Rose" tauschen.
Könnte man machen – und dann? Kann keinen Mehrwert erkennen. Das andere Beispiel ist der Titel:
Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Rob FVorschlag:
"Es soll Hunde geben, die lachen. Oder zumindest lächeln."
Vorm Einstellen hab ich das auch hin und her gedreht, letztlich könnte ich eine Münze werfen.

Auch mit meiner Kommasetzung bist Du nicht einverstanden, und Du liegst keineswegs daneben – jedoch habe auch ich ein bisschen recht, weil beide Varianten zulässig sind (wenn der Satz eigentlich aus zwei selbständigen Sätzen besteht).

Lieber Rob F, das hat mich gefreut, dass Du Dich meines Textes annimmst. Besten Dank dafür und trotz allen Troubles möglichst eine gute Zeit!

José

 

FG: das du mir das antust ... schon wieder!
Verzeih – es ist mein Naturell :D .

FG: Bereits einmal hast du mir weh getan, du erinnerst dich?
Ja, unter Tränen. Es tut mir so leid! Was bin ich doch für ein mieses Stück, gell?

FG: Mit der wunderschönen Geschichte von dem armen Hund, der in der Puszta im Zwinger eingesperrt war und den du, nein, dein Prot, ach ...
Ach – ‚Mihalys Hund‘? Vielleicht sollte ich so etwas wirklich nicht schreiben!?

FG: Was soll ich also schreiben, ohne mit dir hart ins Gericht zu gehen?
Schone mich nicht! Ich will es mannhaft ertragen.

FG: Mein Leiden zeigt mir, dass ich tief drin war, sie genossen habe, gut getan hat sie mir aber nicht ...
Ich bin schlimm – selbst hier filtere ich noch ein verstecktes Lob heraus. Danke schön.


Hola @Freegrazer!

Nach Deinem ganzen Lamento, über das ich mich sehr gefreut habe, lese ich noch Positives in Deinem Kommentar:

Du verstehst es vor allem meisterhaft, dem Leser die Personen mit wenigen Sätzen nahezubringen. Das ist wirklich gekonnt!

Eine deiner allerbesten Geschichten, aber wieder mal eine, die weh tut, aber vielleicht gehört das ganz einfach dazu, wer weiß?


Ach, mir tut das richtig gut. Danke, danke. Ganz klar, dass Du auch einiges bemängeln könntest – wir alle sind ja keine Dutzendware, und wir haben recht verschiedene Vorstellungen von einem ‚guten Text‘:teach:. Übrigens bin auch ich auf Kursänderung und will nicht mehr herummosern; das geht sehr einfach: Man kommentiert nur noch Texte, die einem gefallen (nur manchmal werde ich rückfällig, wenn geschludert wird).

Lieber Freegrazer, ich hoffe, dass Deine aufbauenden Worte bei mir noch lange nachwirken – das ist gut für's seelische Gleichgewicht!

Mach‘s gut und bleib gesund!
José

 

Hola @Fraser,

Du kannst Dir denken, dass mich Dein äußerst positiver Kommentar sehr gefreut hat.

… ich mag deinen Stil (der sicherlich auch etwas mit den Themen deiner Geschichten zu tun hat?). Vereint für mich so eine Lust am Leben, durchzogen von feinen Melancholie-Fäden. Hm, ist das verständlich?
Oh ja, das ist sehr verständlich! Da bin ich ganz auf Empfang geschaltet:).
Und auch das hab ich sehr gern gelesen:
Ich habe ja jetzt schon einige deiner Texte gelesen und so langsam meine ich so etwas wie einen "josefelipe-Sound" zu erkennen.
Subjektiv oder nicht – das wäre für mich der Gipfel: Den eigenen Stil gefunden zu haben.

Fraser: … fährt dorthin. Intellektuell absolut auf der Höhe. Warum muss er denn überhaupt in ein Altersheim, zumal es ihm abverlangt, seinen geliebten Oskar wegzugeben? So "klapprig" habe ich Hr. Mölders durch deine Beschreibungen nicht vor Augen gehabt.
Nee, der klappert noch nicht (sehr). Aber das ist einer, der nicht bis zum letzten Moment warten will.
Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nicht allzu geschwätzig werde, doch Du hast das weiter oben (fett markiert) genau erfasst. Ich (mit Hund) steure so langsam auf die achtzig zu, da kann es jeden Tag eine böse Überraschung geben. Da wär‘s schon gut, wenn vorher alles geregelt ist. Denn auch für die geistige Gesundheit kann keiner garantieren.
Obwohl meine Frau und ich noch gut beieinander sind, befinden wir uns in der Demontage. Meist scheinbar Kleinigkeiten, doch in der Summe … Jedenfalls verkaufen wir unser Haus wie Hr. Mölders, das ist alles (auch wegen des Riesengrundstücks) viel zu groß für uns zwei Alte. Abfahrt in so eine Art Alten-Hotel, ruhig und komfortabel, leider Hundeverbot.
Im Gegensatz zum Prota jedoch müssen wir Oskar nicht ins Tierheim geben, sondern der kommt bei jüngeren Freunden unter. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie uns das beuteln wird.

Und dann das Ende. Ach nee, was für ein Mist ;-)
Ja, wirklich. Ich hoffe aber, dass das geänderte Ende Deine Zustimmung findet. Kam leider etwas spät, da waren alle Taschentücher schon nass.
Jedenfalls hattest Du den richtigen Riecher:
… zu Anfang schreibst du ja "konnte das nicht" - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank.
Hm, bedeutet das etwa, Oskar hat überlebt? Das wäre natürlich das schönere Ende.

Lieber Fraser, ich bin schamlos genug, Dein Lob in vollen Zügen zu genießen – danke, danke!
Bitte gestalte Deinen nächsten Text so, dass ich mich mit dickem Lob revanchieren kann.

Bleib gesund und viele Grüße!
José

 

Lieber @josefelipe,

jetzt, wo Oskar wiederbelebt ist, kann ich dir auch endlich einen Kommentar hinterlassen. In der ursprünglichen Version hätte es mir die Tastatur verwässert.
Gelesen hatte ich die Geschichte natürlich sofort, weil ich ja auch an keinem Hund vorbeikomme - ob nun nass, trocken, bunt oder hart.
Und dass es, wie ich deiner letzten Antwort auf einen vorangegangenen Kommentar entnommen habe, ein wenig vorweggenommene Realität ist (das Abgeben deines Hundes) ist in der Geschichte auch spürbar, die lebt von echten Gefühlen. Deine Handschrift trägt die Geschichte aber sowieso - und sei es nur, weil du immer wieder bestrebt bist, ein ganzes Leben in eine kleine Kurzgeschichte zu packen.
Mir ist es stellenweise ein wenig zu viel, also solche Sachen, die nichts mit der direkten Handlung zu tun haben - die sind natürlich für sich genommen toll und machen die Geschichte prall und bunt, aber ich denke trotzdem manchmal, Mann, komm doch mal zum Punkt! Aber das ist wohl auch nur meiner Ungeduld geschuldet, weil ich eben wissen will, wie es mit Erhardt und Oskar weitergeht, und dann hast du ja alles richtig gemacht.

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Die machen die Augen halb zu und zeigen die Vorderzähne.
Die gibt es wirklich, und es ist zu schön!
Für mein Gefühl brauchst du hier keine neue Zeile, weil sich der zweite Satz direkt auf den ersten bezieht.

Meiner kann das nicht, doch jetzt muss ich sagen ‚konnte das nicht‘ - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank
Statt meiner fände ich an dieser Stelle Oskar besser. Der Name kommt so spät und ich sehe keinen Grund dafür. Und dass es seiner, also der Hund des Prots ist, das erschließt sich ja.

Einen Tag vor seinem Abtransport verhält er sich ganz anders als gewohnt. Weicht mir nicht von der Seite, geht sogar mit zur Toilette, behält mich immer im Blick.
Es ist ja wirklich so, die spüren alles!
Auch als sie am nächsten Morgen kommen.
Ach, Mensch ... :cry:

Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.
Ich bin mir sicher, dass sein Mund zuckt und ihm das Wasser in die Augen schießt, aber ohne den Satz fände ich die Wirkung noch stärker. Einfach:
Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an. *schluck*

Die anderen feierten zu dieser Zeit schon Richtfest.
Bei mir hat es länger gedauert, und ohne Rose wäre es nie passiert.
Fände geschickter: Das hat bei mir länger gedauert .... Denn du beziehst dich ja auf das Richtfest, aber das kommt nicht so klar raus,
Ganze acht Jahre haben wir herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters. Was haben wir geschuftet, bis es bezugsfertig war!
Würde hier, auch wegen des Bezugs zum o.g. Richtfest, die Sätze vertauschen, also zuerst: Was haben wir geschuftet, bis alles bezugsfertig war! Ganze acht Jahre haben wir (dann) herrlich (dort) gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters.

Als dann Rose starb, ging‘s mit mir böse bergab. Ohne sie wollte ich nichts mehr vom Leben.
Dass ein Mensch so viel saufen kann, ohne zugrunde zu gehen, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber vielleicht war ich noch nicht an der Reihe.
Das finde ich zu tellig. Also, inhaltlich schon okay, aber vielleicht bekommst du es noch etwas gedankenkurviger formuliert, denn diesen Satz hier finde ich klasse:
So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält.

Fehlt noch das Schnarren des Lautsprechers am Bahnsteig: ‚Endstation, alles aussteigen!‘
Hier kannst du vielleicht noch geschickter formulieren. Es klingt sonst so, als gäbe es dort, wo das Taxi hält, einen Bahnsteig. Vielleicht: Die Lautsprecher an den Bahnsteigen meiner Kindheit kommen mir in den Sinn: ‚Endstation, alles aussteigen!‘
Ich erinnere mich an das ständige Tack-Tack der Schienenstöße, und dass man ein Lid nach unten zieht, wenn man Ruß im Auge hat. Der flog bei jeder langgestreckten Kurve durchs Oberfenster ins Abteil. Meistens Holzklasse.
Das hier ist so eine Stelle, die ich nicht unbedingt bräuchte. Ja, es sind seine Gedanken, aber das zerfasert dann so ins Nichts und nimmt mMn der "Endstation" die Wirkung.

oder sich zu erinnern, wie wir uns mit Blicken verständigten, nur mit Blicken. Piano, pianissimo – harmonisch, kein herrisches Wort, einfach wunderbar. Und unsere Spaziergänge am Wasser, dem Spalier der Pappeln entlang …
Die beiden haben passen wirklich gut zusammengepasst!

Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Hihi, sehr witzig!

Es ist ein angenehmer Nachmittag, das Anwesen befindet sich unweit des Bahnhofs. Ich gehe zu Fuß. Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie in einem Filmstudio während der Drehpause
vllt.: unbelebt wie die Kulisse eines Filmstudios ...

Unser Erkerzimmer ist freigeworden, aber Frau Sommerfeld war immerhin achtundneunzig.“
Ja, na dann :lol:

eine Art Truppenübungsplatz mit wühlenden Schweinen
Hihi!

Nur fällt mir jetzt ein, dass es für mich ein wenig eintönig werden könnte. Die Bahnhofswirtschaft war geschlossen, das ‚Café Wisserath‘ ebenfalls.
Egal, nicht schwach werden, Erhardt! Hauptsache Hund!

„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle
Der Name taucht nur einmal auf (oder?), und dann erst so spät. Feindle wegen des Schwabenfeelings, schon klar, aber entweder früher oder gar nicht, finde ich.

Und es gibt noch zwei Gläser: Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen.
Haha!:lol: Ich hatte mich schon gefragt, wo das Fressen bleibt, denn hiermit:
Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
kann sich kein echter Josefelipe zufriedengeben!

Erich holt mich ab
Und der junge, tätowierte Mann heißt im Ernst Erich? Schon auch wieder cool, irgendwie ...
(Und Schwaben halt ... :sealed:)

Bei euch wird er sich schon einleben.“ Ich nehme auf der Rückbank hinter Erich Platz, Oskar neben mir.
„Das wird er ganz bestimmt. Morgen kommt noch eine Dame mit Dackel,
Das klingt ja vielversprechend für alle Beteiligten!

Ein Ohr richtet sich auf, dann das andere. Langsam hebt er den Kopf.
Hach ... Schön!
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.
Schlimm, aber folgerichtige Klammer.
Doch zum Glück:
Seine Zunge wischt über meine Nase.
Der positive Ausklang tut der wunderbaren Melancholie der Geschichte keinen Abbruch, und deinen Hund hast du damit schon zu dessen Lebzeiten würdig verewigt.

Alles Gute für das neue Jahr und liebe Grüße von Raindog

 

Hola @Raindog,

wie Raindog? Die Raindog? Ja, Mensch! Genau die, die mit den guten Geschichten!

Ei ja - da freue ich mich wirklich. Oft hab ich an Dich gedacht, und wie trist Dein Leben versickert ohne die Turbulenzen bei den Wortkriegerinnen:hmm: und Wortkriegern. Aber weiter im Text:

RD: Gelesen hatte ich die Geschichte natürlich sofort, weil ich ja auch an keinem Hund vorbeikomme - ob nun nass, trocken, bunt oder hart.
Vollkommen logisch, als Raindog. Allerdings wüsste ich nicht, ob ich Dir eine Vorliebe für nass oder trocken unterstellen würde.

RD: Deine Handschrift trägt die Geschichte aber sowieso - und sei es nur, weil du immer wieder bestrebt bist, ein ganzes Leben in eine kleine Kurzgeschichte zu packen.
Mir ist es stellenweise ein wenig zu viel, also solche Sachen, die nichts mit der direkten Handlung zu tun haben - die sind natürlich für sich genommen toll und machen die Geschichte prall und bunt, aber ich denke trotzdem manchmal, Mann, komm doch mal zum Punkt!
Gemach, meine Liebe. Meist schaffe ich‘s ja bis zum Punkt, wenn auch mit Verzögerung. Und ich werde mir auch in Zukunft diesen Luxus gönnen, wiewohl ich mit meiner Lectrice zufällig verheiratet bin, doch auch deren gutgemeinte Ratschläge in den Wind schlage. Mir ist nicht zu helfen, aber sei‘s drum.

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Die machen die Augen halb zu und zeigen die Vorderzähne.
RD: Die gibt es wirklich, und es ist zu schön!
Für mein Gefühl brauchst du hier keine neue Zeile, weil sich der zweite Satz direkt auf den ersten bezieht.
Natürlich habe ich auch hier etwas einzuwenden: Diese zwei halben Zeilen wirken wie eine Einheit. Das Auge erfasst sie wie ein Bild oder eine Person mit einem Mal, und im Hirn schnackelt es.
Wären beide Sätze in einer Linie, müsste das Auge der Linie folgen von Zeilenbeginn bis Zeilenende, zurückeilen auf die nächste Zeile und den Rest lesen – Das Hirn weiß nicht mehr, was der erste Satz aussagte, weil es durch diese Schnitzeljagd der Buchstaben überfordert ist.
Okay, Du könntest jetzt sagen, dass Du Dir mein Hirn ungefähr so vorgestellt hattest, doch ich hoffe, Du sagst es nicht.

Meiner kann das nicht, doch jetzt muss ich sagen ‚konnte das nicht‘ - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank
RD: Statt meiner fände ich an dieser Stelle Oskar besser. Der Name kommt so spät und ich sehe keinen Grund dafür. Und dass es seiner, also der Hund des Prots ist, das erschließt sich ja.
Jawoll ja, das leuchtet sogar mir ein. Hab‘s in Deinem Sinne geändert.

Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.
RD: Ich bin mir sicher, dass sein Mund zuckt und ihm das Wasser in die Augen schießt, aber ohne den Satz fände ich die Wirkung noch stärker. Einfach:
Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an. *schluck*
Auch eingedenk des Risikos, Dich für alle Zeiten zu verärgern, rücke ich keinen Zoll von meiner Position!! Bilde mir ein, ein ganz kleines Holzhämmerchen erleichtert den Tränenfluss.
Wovon sonst sollten die Taschentücher nass werden?

Die anderen feierten zu dieser Zeit schon Richtfest.
Bei mir hat es länger gedauert, und ohne Rose wäre es nie passiert.
RD: Fände geschickter: Das hat bei mir länger gedauert .... Denn du beziehst dich ja auf das Richtfest, aber das kommt nicht so klar raus,
1 : 0 für Dich! Das war die bessere Idee.

Ganze acht Jahre haben wir herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters. Was haben wir geschuftet, bis es bezugsfertig war!
RD: Würde hier, auch wegen des Bezugs zum o.g. Richtfest, die Sätze vertauschen, also zuerst: Was haben wir geschuftet, bis alles bezugsfertig war! Ganze acht Jahre haben wir (dann) herrlich (dort) gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters.
Wie recht Du hast! Genau so hab ich‘s gemacht.

Fehlt noch das Schnarren des Lautsprechers am Bahnsteig: ‚Endstation, alles aussteigen!‘
RD: Hier kannst du vielleicht noch geschickter formulieren. Es klingt sonst so, als gäbe es dort, wo das Taxi hält, einen Bahnsteig. Vielleicht: Die Lautsprecher an den Bahnsteigen meiner Kindheit kommen mir in den Sinn: ‚Endstation, alles aussteigen!‘
Einspruch. Es liest sich schwerfällig: Die Lautsprecher / an den Bahnsteigen / meiner Kindheit / kommen mir … in den Sinn … Hab's reduziert:
Fehlt noch das Schnarren eines Bahnhofsvorstehers: ‚Endstation, alles aussteigen!‘
Trotzdem danke für den Hinweis, sonst hätte ich es so stehen lassen.

Ich erinnere mich an das ständige Tack-Tack der Schienenstöße, und dass man ein Lid nach unten zieht, wenn man Ruß im Auge hat. Der flog bei jeder langgestreckten Kurve durchs Oberfenster ins Abteil. Meistens Holzklasse.
RD: Das hier ist so eine Stelle, die ich nicht unbedingt bräuchte. Ja, es sind seine Gedanken, aber das zerfasert dann so ins Nichts und nimmt mMn der "Endstation" die Wirkung.
Stimmt. Ich schwatze zu viel. Will‘s mir aber auch nicht verkneifen, ich schreibe ja auch ein bisschen für mich:shy:.
'Meistens Holzklasse' gestrichen.


Es ist ein angenehmer Nachmittag, das Anwesen befindet sich unweit des Bahnhofs. Ich gehe zu Fuß. Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie in einem Filmstudio während der Drehpause
RD: vllt.: unbelebt wie die Kulisse eines Filmstudios ...
Oh ja! Unbedingt. Ganz fix geändert, danke.

Und es gibt noch zwei Gläser: Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen.
RD: Haha! Ich hatte mich schon gefragt, wo das Fressen bleibt, …
Na ja, sehr intellektuell ist das nicht, aber es kann manchen Sosolala-Tag zum Festtag machen. (Weil man sehr oft hört, dass man angeblich nur einmal lebt.)

RD:Ich hatte mich schon gefragt, wo das Fressen bleibt, denn hiermit:
Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
RD: kann sich kein echter Josefelipe zufriedengeben!
Doch, ob Du‘s glaubst oder nicht! Acht, neun, gerne auch zehn Tellerchen sind mir lieber als eine wuchtige Portion, die über dem Tellerrand hängt.

Der positive Ausklang tut der wunderbaren Melancholie der Geschichte keinen Abbruch, …
Wenn das Raindog sagt, dann platzen mir die Westenknöpfe weg und mein Selbstbewußtsein modelliert ruckzuck einen wunderschönen Sixpack.

RD: … deinen Hund hast du damit schon zu dessen Lebzeiten würdig verewigt.
Der ist es wirklich wert. Und über Dein ‚würdig‘ freuen wir uns beide.

Nochmals besten Dank, meine Teure. Ich deute Dein Wiedererscheinen im Forum als äußerst positives Zeichen, sozusagen als Ankündigung einer Geschichte von Raindog mit der gewohnten Klasse. Sag nicht, dass ich irre!

Allerbeste Grüße!
José

 

Lieber @josefelipe

mal wieder etwas von dir. War gespannt, in welche Richtung es geht in deinen neuen Texten. Der hier ist was Besonderes. Zumindest vermute ich, dass er das für dich ist, und das spüre ich selbst auch. Er ist ganz ruhig, unaufgeregt. Es wird gar nicht viel erzählt. Der Verlust eines Freundes (ans Alter), das Heim, ein Befreiungsschlag (und eine Tragödie). Die Tragödie habe ich gar nicht richtig verstanden, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht kannst du ja noch etwas dazu schreiben. Gern hätte ich noch einen kleinen Epilog gehabt: Das neue Leben von Erhardt und Oskar (vielleicht eine Andeutung des trotz allem unaufhaltsamen Alters, aber eine gütliche Haltung demgegenüber). Wahrscheinlich war das meine Erwartung. Enttäuscht bin ich aber deshalb nicht, keine Angst. Habe deinen Text gerne gelesen :)


hier dachte ich zuerst: ganz schön altertümelnd. Aber es passt zum Erzählton deiner Figur, den du im übrigen sehr gut hinbekommen hast. Genau wie die Atmosphäre, die Technik stimmt.

Quartier klingt gut, irgendwie neutral.

sehr gut

Lachen (Yes, Sir! I‘am your best driver!) kommt nicht

kurz überlegt, wie es wäre, in Bindestrichen und kursiv; ob dann der Sound dieses Zitats hörbarer wird

Lachen – Yes, Sir! I‘am your best driver! – kommt nicht

verblüffend, dass mein uraltes Opernglas noch eine sinnvolle Verwendung

schöne Idee, gutes Detail

Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie die Kulisse eines Filmstudios während der Drehpause. In den Schaufenstern hängen Schilder: ‚Zu vermieten‘.
Die Farben von Malven und Astern bleichen aus, doch der Südwind macht glauben, der Sommer habe kein Ende.

mochte diese Beschreibungen, sehr was fürs Auge

Schon nach den ersten Stufen vermisse ich den Lift der Residenz

Fand den absatzweisen Übergang gut.

denn ich weiß es schon: Oskars Korb hätte Platz neben dem Bett.

das ist liebenswert

Dann kann ich mir‘s erklären: Er ist es, der enttäuscht wurde. Ich muss vieles wieder gutmachen.

gute Reflexion

er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

Trotz meiner Zweifel am Schluss finde ich das hier geschickt auf das Lachen am Anfang verwiesen (das ja manche Hunde beherrschen; Oskar aber nicht).

Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

Ich weine mit zusammengepressten Augen und Lippen, es schmeißt mich wie starker Schüttelfrost. Ich beuge mich tief über ihn, unsere Wangen berühren sich.


habe ja schon meine Bedenken hierzu geäußert. Auch der Sprung (Absatz), die Tränen. Das geht mir zu schnell und ich kann es nicht gut verorten, weiß nicht, was es bedeutet. Nochmal das Plädojer für den erweiterten Epilog. Heißt im Grunde ja vor allem, dass ich auch gern noch weitergelesen hätte ;)

Lieber José, hat mich gefreut, mal wieder dabeizusein. Ein ruhiger Text mit hoher Qualität, finde ich. Falls du nochmal was dran machst, gib gern Bescheid.
Viele Grüße
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe!
Ich bin immer so spät dran bei deinen Texten. Die schlauen Sachen wurden alle schon gesagt. :)

Ich mag deine Schreibe auch sehr. Sie ist klar. Sie ist bildlich. Sie ist treffend. Manchmal hadere ich allerdings mit der Länge.

Ich will dir gern ein paar meiner Lieblingsstellen zeigen, falls du nicht schon genug gehört hast:

Ich streichle ihm noch mal über die seidigen Schlappohren, gebe den zwei jungen Leuten vom Tierheim die Leine und rede beruhigend auf ihn ein. Sage das dümmste Zeug, wie eine Beschwörung, dunkel und tief – in der Hoffnung, meine Stimme werde seine Panik dämpfen. Widerwillig geht er mit den beiden runter zum Auto.
Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.
Ich bin jetzt nicht sofort einzufangen, wenn man ein Tier ins Spiel bringt. Echt nicht. Aber das fand ich schon richtig berührend traurig. Scheiß Situation. Und dann das dumme Zeug, was man labert.
im Briefkopf steht sogar ‚Senioren-Residenz‘. Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen. Die letzte Station, Widerstand zwecklos.
Das denk ich auch immer. Der schickste Name macht das nicht schön. Oft peinlicher, als es sein müsste.
Ich war ja oft ein Idiot. Hab Luftsprünge gemacht und Pirouetten gedreht, als andere studierten. Außer in Neu-Guinea war ich überall. Die anderen feierten zu dieser Zeit schon Richtfest.
Das hat bei mir länger gedauert, und ohne Rose wäre es nie passiert. Was haben wir geschuftet, bis es bezugsfertig war! Ganze acht Jahre haben wir dort herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters.
Als dann Rose starb, ging‘s mit mir böse bergab. Ohne sie wollte ich nichts mehr vom Leben.
Dass ein Mensch so viel saufen kann, ohne zugrunde zu gehen, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber vielleicht war ich noch nicht an der Reihe.
So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält.
Beeindruckend. Mit So wenig Worten schaffst du es, dass ich Bilder vom gesamten Leben von ihm im Kopf hab. Respekt.
Auf dem Korridor überhole ich zwei Herren, schnappe ‚metaphysisch‘ und ‚Beispiel Dostojewski‘ auf und denke, dass ich hier gebildete Leute treffen werde, vielleicht ergeben sich gute Gespräche statt gemeinsamen Fernsehens.
Davor hab ich auch Schiss. Vor dem Unterhaltungsprogramm, das einem dann angeboten wird. Obwohl die ja gerade echt ganz andere Sorgen haben.
Ich hoffe, ich hab noch ein bißchen Zeit, bis ich ins Altenheim muss.
Oskar teilt einen Zwinger mit vier anderen Hunden, Mischlinge allesamt. Ein Rottweiler ist der Blockwart, Oskar muss sich fügen.
Ach der arme Kerl. Und er kapiert nicht warum.
Auf der Heimfahrt denke ich, dass es doch Blödsinn ist, mir das Herz schwer zu machen, meinem verlorenen Freund hinterher zu trauern. Wir können es nicht ändern, basta. Schrecklich, wie oft ich mir die Augen wischen muss.
Schön.
Es will mit mir nicht besser werden.
Traurig.
m Garten wird alternativ gewirtschaftet, klar zu erkennen. Daneben Erdbeerbeete, dann eine Art Truppenübungsplatz mit wühlenden Schweinen
Lustig :)

Die Szenen mit Erich und Clara werden mir dann zu lang. das hatte ich aber oben schon angekündigt. Aber das ist ja nicht dein problem. Und hierfür find ich`s auch schon wieder gut:

„Saugut!“, sage ich. „Darauf könnt ihr euch etwas einbilden.“
Ich nehme noch etwas vom Griebenschmalz, Clara schenkt nach.

Das Ende wurde jetzt vielfach diskutiert. Ich denke es ist nicht in deinem Interesse, wenn ich jetzt nochmal mit ner ganz neuen Idee um die Ecke komme:D?

Gute Geschichte. Kurzweilig zu lesen.

Ein kleiner Eindruck vom Lotterlieschen

 

Lieber @josefelipe,
ich freue mich, dass du mit einigen meiner Anmerkungen etwas anfangen konntest, und erst recht freue ich mich, dass du an mich gedacht hast!

Oft hab ich an Dich gedacht, und wie trist Dein Leben versickert ohne die Turbulenzen bei den Wortkriegerinnen:hmm: und Wortkriegern
Du sagst es! Ein Leben ohne WK ist möglich, aber sinnlos. :D

Aber vor allem möchte ich schnell ein schlimmes Mißverständnis ausräumen:
RD:Ich hatte mich schon gefragt, wo das Fressen bleibt, denn hiermit:
Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
RD: kann sich kein echter Josefelipe zufriedengeben!
Doch, ob Du‘s glaubst oder nicht! Acht, neun, gerne auch zehn Tellerchen sind mir lieber als eine wuchtige Portion, die über dem Tellerrand hängt.
Ich habe nämlich nie geglaubt, dass du selbst ein Fressbanause bist!!! :lol:
Was ich meinte, war lediglich die nüchterne Formulierung in der Geschichte: "das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich." Da habe ich von dir doch gewohntermaßen mehr kulinarische Ausführlichkeiten erwartet und war deshalb foh, als die später doch noch kamen, mit "Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen" ... So gehört das nämlich! :thumbsup:
ich deute Dein Wiedererscheinen im Forum als äußerst positives Zeichen, sozusagen als Ankündigung einer Geschichte von Raindog ... Sag nicht, dass ich irre!
Doch, du irrst, im Moment läuft da gar nichts. Aber wer weiß schon, wann einen die Muse mal wieder zu Boden knutscht.
Liebe Grüße von Raindog

 

Hola @Carlo Zwei,

C2: … ist was Besonderes. Zumindest vermute ich, dass er das für dich ist, und das spüre ich selbst auch.
Bist ein sehr feinfühliger Leser. Tatsächlich ist das ein ‚jahrgangsbedingtes‘ Thema. Der Übermut ist verschütt gegangen.

C2: Der Verlust eines Freundes (ans Alter), das Heim, ein Befreiungsschlag (und eine Tragödie). Die Tragödie habe ich gar nicht richtig verstanden, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht kannst du ja noch etwas dazu schreiben.
Ich weiß nicht so recht – eigentlich ist mir der Gedanke an eine Tragödie fern. Meinst Du den Unfall? Aber das ging ja noch (nach Änderung des Endes) glimpflich aus.
Der Abgang eines Menschen ist traurig, doch tragisch empfinde ich ihn nicht, weil es eh unumgänglich ist. Und der eines Hundes und jeder anderen Kreatur ebenfalls – ich wollte keine allzu großen Gefühle. Der Lauf der Dinge weckt oft Emotionen, doch finde ich, dass der Wohlstand des Prota alles mildert.

C2: Die Tragödie habe ich gar nicht richtig verstanden, wenn ich ehrlich bin.
Hoops! Dann passt es ja wieder! Es gibt keine Tragödie:sconf:.

C2:Gern hätte ich noch einen kleinen Epilog gehabt: Das neue Leben von Erhardt und Oskar (vielleicht eine Andeutung des trotz allem unaufhaltsamen Alters, aber eine gütliche Haltung demgegenüber).
eine Andeutung des trotz allem unaufhaltsamen Alters, ...“ Verstehe ich nicht. Ich meine, diese „Andeutung“ ist doch der zentrale Punkt, oder? Wovon sonst hab ich geschrieben?

Und: „… aber eine gütliche Haltung demgegenüber“ Wieso denn „aber“? Der ganze Text fährt doch auf der gütlichen Schiene, oder?

José: Lachen (Yes, Sir! I‘am your best driver!) kommt nicht
C2: kurz überlegt, wie es wäre, in Bindestrichen und kursiv; ob dann der Sound dieses Zitats hörbarer wird

Lachen – Yes, Sir! I‘am your best driver! – kommt nicht

Ist besser, hab‘s übernommen.

Nochmal das Plädojer für den erweiterten Epilog.
Ach nee, lieber Carlo Zwei, ich würd‘s gern dem Leser überlassen. Nachdem sich der Unfall nur als Blechschaden herausgestellt hat, wird das Leben für alle Beteiligten vermutlich ganz normal weitergehen. Und natürlich auch für mich als Urheber der ganzen Chose – und zwar in Hochstimmung, weil ich lese:
C2: Heißt im Grunde ja vor allem, dass ich auch gern noch weitergelesen hätte
Lieben Dank! Und es gibt ja noch eine Steigerung:
C2: Ein ruhiger Text mit hoher Qualität
Ein tolles Kompliment für mich, vielen Dank. Und wenn ein bisschen Sarkasmus (mir gegenüber) erlaubt sein sollte: Ich habe gar keine andere Wahl – das meiste Pulver ist bereits verschossen:D.

Hast Dir viel Arbeit gemacht. Da ich Dein ungefähres Alter kenne, schätze ich das doppelt, denn wenn ich mich recht entsinne, hätte man in derselben Zeit Gott weiß was für Blödsinn – oder auch wundervolle Dinge:Pfeif: – anstellen können.

Carlo Zwei – gimme five!
José


Hola @Raindog,
Du eröffnest mit einer fundamentalen Erkenntnis:

Ein Leben ohne WK ist möglich, aber sinnlos.
Wie wahr! Leider auch sehr vereinnahmend. Oft möchte ich mich mehr meinen Lieben zuwenden, doch der Stress im Forum lässt mir keine Zeit.

Wenn dann aber solch gediegenen Kommentare wie der Deine hereinflattern, ist das mehr als nur Ausgleich.

RD: Aber vor allem möchte ich schnell ein schlimmes Mißverständnis ausräumen
Dude
Was ich meinte, war lediglich die nüchterne Formulierung in der Geschichte: "das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich." Da habe ich von dir doch gewohntermaßen mehr kulinarische Ausführlichkeiten erwartet und war deshalb foh, als die später doch noch kamen, mit "Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen" ... So gehört das nämlich!

Aber liebe Raindog, wenn Du mich für einen Banausen hältst, ist das auf vielen Gebieten sicherlich richtig, doch im Happahappa-Bereich bin ich eine Autorität:pah:. (Will nicht schreiben: ...im Kulinarischen – das hat so etwas unpassend Ernsthaftes, obwohl es ja um Essen und Trinken geht:shy:).

ich deute Dein Wiedererscheinen im Forum als äußerst positives Zeichen, sozusagen als Ankündigung einer Geschichte von Raindog ... Sag nicht, dass ich irre!
RD: Doch, du irrst, im Moment läuft da gar nichts. Aber wer weiß schon, wann einen die Muse mal wieder zu Boden knutscht.
Höma: Auch wenn sie nur sanft ihre Samtlippen über Dich huschen lässt – und das wird sie tun, ich weiß es – auch wenn ihr belebender Odem über Dich nur fast nicht wahrnehmbar streicht, so sage ich Dir: Richte Dich schon einmal auf, gerade jetzt, angesichts des nahenden Frühlings, ordne Deine Kleider und das Schreibzeug: Es geht wieder los! Volle Kanne, wenn ich bitten darf.

Aber Ernst beiseite: Ich hatte tatsächlich auch ein Loch. Hab‘s auf das Alter geschoben, dann ist das eben so. Jetzt, wie der lachende Hund, auch mit Deiner Unterstützung, eine ganz gute Figur macht, hab ich wieder Bock aufs Schreiben. Es kommt eben ruckweise.

Doch eines hat Bestand: Auch wenn unsere Geschichten im Schwarzen Loch verschwinden, so bleiben die besten dennoch in unserer Erinnerung. Und an diesem Punkt, liebe Raindog, hast Du Deine tiefen Kerben im Totempfahl der WK hinterlassen. Es sind einige tolle Sachen aus Deiner Feder, die ich (sehr gern) gespeichert habe.

Meine Verehrung, meine Liebe. Klingt altmodisch, aber wie sonst sollte ich es sagen?
José

 

Hey José,

danke für die Einblicke. Ich glaube, das mit der 'Tragödie' hatte ich falsch gelesen.


Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

hier dachte ich, dass Oskar tot ist. Und das fand ich so vom Schicksal (als einem neuen Antagonisten) her und nicht vom eigentlichen Antagonisten, der Zeit, die, wie auch im übrigen Text wunderbar herausgestellt, die Dinge in ihrem ganz eigenen Tempo löst.

Da verspüre ich … einen Hauch? Fast nicht wahrnehmbar. Ich rühre mich keinen Millimeter. Seine Zunge wischt über meine Nase.

Und das hab ich für einen geschickten Zug zum Ausklang der Geschichte gehalten. Eine Öffnung, die es möglich lässt, dass er vielleicht doch nicht tot ist.
Ich fand halt, dass Erhardt sich seinen Freund erzählerisch "zurückverdient" hatte durch seinen Ausbruch. Da fand ich es gemein, dass er ihm dann so vom Schicksal entrissen wird. Aber scheinbar ist es ja wirklich 'nur' ein Unfall.

eine Andeutung des trotz allem unaufhaltsamen Alters, ...“ Verstehe ich nicht. Ich meine, diese „Andeutung“ ist doch der zentrale Punkt, oder? Wovon sonst hab ich geschrieben?
Und: „… aber eine gütliche Haltung demgegenüber“ Wieso denn „aber“? Der ganze Text fährt doch auf der gütlichen Schiene, oder?

Na klar. Alles richtig. Deswegen dachte ich das im Sinne deiner Geschichte auch auf diese Weise weiter, denke ich. Ich habe mir vorgestellt, dass sie zusammen in ihr neues Domizil zurückkehren und dann nochmal ("eine Andeutung des trotz allem unaufhaltsamen Alters") dort Zeit verbringen und vielleicht ganz zum Schluss ein Absatz, wo er von der (bescheidenen?) Beerdigung seines Hundes erzählt.
Das waren natürlich nur so Spinnereien.

Ich habe gar keine andere Wahl – das meiste Pulver ist bereits verschossen:D.

so ein Unsinn hehe. Ich hab noch 'vor kurzem' eine schöne Story von dir über Aliens und beyond meat gelesen :lol:

Carlo Zwei – gimme five!

Na klar, immer.

LG

 

Hola @Lotterlieschen,

LL: Ich mag deine Schreibe auch sehr. Sie ist klar. Sie ist bildlich. Sie ist treffend.
Der reine Balsam, danke.

LL: Manchmal hadere ich allerdings mit der Länge.
Hehe, ich auch. Dabei ist die eingestellte Version schon noch und nöcher eingedampft.
Ist wohl die Schwatzhaftigkeit des Alters.
Deinem Komm entnehme ich, dass Du mir altersmäßig, wenn auch mit weitem Abstand, aber dennoch auf den Fersen bist:
LL: Ich hoffe, ich hab noch ein bißchen Zeit, bis ich ins Altenheim muss.
Muss ja nicht von Nachteil sein. Vieles wird einem abgenommen, man trifft (wieder) Leute …

LL: Ich bin jetzt nicht sofort einzufangen, wenn man ein Tier ins Spiel bringt.
Das ist allgemein gehalten, ein Statement. Dass ich ein Tier ‚ins Spiel‘ brächte, um Emotionen zu kitzeln, glaube ich nicht. Das hat so was Berechnendes. Ich brauche keine Auflage.
Außerdem ist in vielen meiner Texte irgendwas Persönliches, und sicherlich ist das auch zum Teil meine Motivation, zu schreiben.

José: im Briefkopf steht sogar ‚Senioren-Residenz‘. Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen. Die letzte Station, Widerstand zwecklos.
LL: Das denk ich auch immer. Der schickste Name macht das nicht schön. Oft peinlicher, als es sein müsste.
Je nun, so isset. Aber peinlich? Peinlicher, als es müsste?
LL: Davor hab ich auch Schiss. Vor dem Unterhaltungsprogramm, das einem dann angeboten wird.
Locker bleiben, die Teilnahme ist freigestellt. Hat jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Text zu tun, doch der Ernst der Sache wird ein wenig Off-topic entschuldigen: Dieser Sprung trotz müder Beine von der Eigenständigkeit in die Abhängigkeit ist schon enorm. Und es kommt einer Lotterie gleich: Wohin verschlägt es mich, auf wen treffe ich? Spätestens hier erkennt man, dass einige Millionen die Problematik entschärfen könnten.

LL: Die Szenen mit Erich und Clara werden mir dann zu lang.
Stimmt, sie sind lang. Ich bildete mir ein, diese Strecke zu benötigen, damit sich diese unterschiedlichen Menschen etwas nähern können.

LL: Das Ende wurde jetzt vielfach diskutiert. Ich denke es ist nicht in deinem Interesse, wenn ich jetzt nochmal mit ner ganz neuen Idee um die Ecke komme?
Doch! Es wäre ganz und gar in meinem Interesse! Und Du bist – mMn – jetzt in der Pflicht, „mit ner ganz neuen Idee um die Ecke“ zu kommen. Du winkst mit Deinen hausgebackenen Plätzchen, jetzt musste auch liefern. Hätte auch gern einen Kaffee dazu. Nur mit Milch.

Liebes Lotterlieschen, hast mir einen feinen Kommentar zukommen lassen. Dafür besten Dank, und vielleicht haben wir irgendwann wieder ein Rendez-vous?

Denn bis jetzt habe ich Deine Texte nicht gelesen, weil mich Dein Nick ‚abgeschreckt‘ hat. Ich finde den, pardon, sehr eigen. Das ist der Humor aus Zeiten, die ebenfalls sehr eigen waren.
Du bist doch auf der Höhe der Zeit, käme da ev. ein ‚modernisierte‘ Nick in Betracht?

Jedenfalls danke ich Dir sehr für Deine Zuschrift, wünsche Dir vor allem Gesundheit.
Schöne Grüße!
José

 

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