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Hunde, die lachen

Monster-WG
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10.09.2014
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Hunde, die lachen

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Die machen die Augen halb zu und zeigen die Vorderzähne.
Oskar kann das nicht, doch jetzt muss ich sagen ‚konnte das nicht‘ - obwohl es ihn ja noch gibt, Gott sei Dank.

Einen Tag vor seinem Abtransport verhält er sich ganz anders als gewohnt. Weicht mir nicht von der Seite, geht sogar mit zur Toilette, behält mich immer im Blick. Auch als sie am nächsten Morgen kommen.

Eigentlich rast er, sobald die Klingel schellt, zur Tür – und wenn die im Sommer offensteht, bis zum Gartentor und vollführt einen Mordsspektakel.
Jetzt legt er sich flach auf den Boden und macht keinen Mucks. Trotzdem gelingt es mir, ihm das Halsband umzulegen und die Leine einzuklicken. Mit viel Mühe – gebuttertes Knäcke mit Gouda wird ignoriert – ziehe ich Oskar zum Tor.
Ich streichle ihm noch mal über die seidigen Schlappohren, gebe den zwei jungen Leuten vom Tierheim die Leine und rede beruhigend auf ihn ein. Sage das dümmste Zeug, wie eine Beschwörung, dunkel und tief – in der Hoffnung, meine Stimme werde seine Panik dämpfen. Widerwillig geht er mit den beiden runter zum Auto.
Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.

Bald fährt auch das Taxi vor, ich hole meine Reisetasche. Die anderen Sachen sind schon im neuen Quartier.
Quartier klingt gut, irgendwie neutral. Besser als ‚Heim‘ oder ‚Residenz‘ – im Briefkopf steht sogar ‚Senioren-Residenz‘. Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen. Die letzte Station, Widerstand zwecklos.
Ich war ja oft ein Idiot. Hab Luftsprünge gemacht und Pirouetten gedreht, als andere studierten. Außer in Neu-Guinea war ich überall. Die anderen feierten zu dieser Zeit schon Richtfest.
Das hat bei mir länger gedauert, und ohne Rose wäre es nie passiert. Ganze acht Jahre haben wir dort herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters. Was haben wir geschuftet, bis es bezugsfertig war!
Als dann Rose starb, ging‘s mit mir böse bergab. Ohne sie wollte ich nichts mehr vom Leben.
Dass ein Mensch so viel saufen kann, ohne zugrunde zu gehen, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber vielleicht war ich noch nicht an der Reihe.
So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält. Fehlt noch das Schnarren eines Bahnhofsvorstehers: ‚Endstation, alles aussteigen!‘ – das klingt noch von Zugreisen in meiner Kindheit nach. Ich erinnere mich an das ständige Tack-Tack der Schienenstöße, und dass man ein Lid nach unten zieht, wenn man Ruß im Auge hat. Der flog bei jeder langgestreckten Kurve durchs Oberfenster ins Abteil.

Man ist sehr freundlich zu mir, ich habe es gut getroffen. Mein Zimmer liegt in der sechsten Etage, große Fenster und ein winziger Balkon. WC und Dusche neben der Schlafnische. Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
Auf dem Korridor überhole ich zwei Herren, schnappe ‚metaphysisch‘ und ‚Beispiel Dostojewski‘ auf und denke, dass ich hier gebildete Leute treffen werde, vielleicht ergeben sich gute Gespräche statt gemeinsamen Fernsehens. Muss zur Seite treten, der Wagen der Putzkolonne kommt mir entgegen.
„Schönen guten Tag, Herr Mölders. So viel Sonne heute! Ist ja ganz ungewohnt“, höre ich hinter mir.
Diese Stimme ist unverwechselbar. Ziemlich tief für eine Frau – obwohl ich ‚Dame‘ sagen sollte; sie gehört einer Dynastie an. Schwerreiche Schausteller mit millionenteuren Attraktionen, wie sie mir schon in den ersten Tagen anvertraute. Und auch, dass man ständig investieren müsse, weil man sonst von der Steuer aufgefressen würde.

Ich werde unruhig, es ist Kaffee- und Kuchenstunde. Ich weiß, dass sie mich ausgeguckt hat, doch daraus wird nichts. Ich bringe mich in Sicherheit, sage, dass ich spät dran sei, muss zu meinem Prof – nein, darüber möchte ich, „ … Ihr Verständnis vorausgesetzt ...“, nicht sprechen. Ich riskiere, dass meine Geheimniskrämerei Frau Beier umbringt, doch ich deute weder tückische Krankheiten an, noch Probleme anderer Art, die nur eine Koryphäe lösen könnte.
Sie hat mir von ihrem tiefen Glauben an die Heilhypnose erzählt, auch gefragt, ob ich vielleicht … Ihr Schwiegersohn übe diesen Beruf aus, in einem Privatsanatorium.
Nein, ich glaube nicht, dass ich interessiert bin.
Ich fahre wieder zu Oskar.

Schade, der Mann aus Ghana mit dem breiten Lachen – Yes, Sir! I‘am your best driver! – kommt nicht. Der heutige Chauffeur hat schwäbischen Akzent.
Seit meiner Tübinger Zeit mag ich das – was ich jedoch nicht mag, sind aggressive Tattoos.
Die kann er wegen mir bis in den Schritt haben, die sichtbaren jedoch sind hässlich. Ich kenne diese Symbole nicht, es gibt Zahlen und Dreiecke, Zahnräder und Runen – auf den Armen, am Hals, auf den Handrücken, nicht einmal die Finger sind verschont. Es juckt mich gewaltig, ein paar Bemerkungen zu machen; ich bilde mir sogar ein, er warte darauf. Hin und wieder schaut er mich im Rückspiegel an, doch ich blicke desinteressiert aus dem Fenster. Wort- und trinkgeldlos endet die Fahrt.

Oskar teilt einen Zwinger mit vier anderen Hunden, Mischlinge allesamt. Ein Rottweiler ist der Blockwart, Oskar muss sich fügen. Ich bleibe für ihn unsichtbar; verblüffend, dass mein uraltes Opernglas noch eine sinnvolle Verwendung erfährt.
Oder ist das sinnlos – unvermeidbare Veränderungen aufweichen zu wollen, zu schummeln, sich selbst zum Hütchenspieler zu machen?
Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?
Ich rufe ein Taxi.

Auf der Heimfahrt denke ich, dass es doch Blödsinn ist, mir das Herz schwer zu machen, meinem verlorenen Freund hinterherzutrauern. Wir können es nicht ändern, basta. Schrecklich, wie oft ich mir die Augen wischen muss.

Ein bisschen benommen gehe ich durch die Drehtür, direkt in die Arme von Frau Beier.
„Hallo, Herr Mölders! Na, was sagt der Professor?“
„Non est spe.“
„Nur das?“
„Aber das sagt doch alles!“
„Und was?“
„Wenig Hoffnung.“
Auch wenn ich ihre Steuertipps nicht brauche, so wäre ein Nachmittag mit ihr doch erträglicher, als Oskar zuzuschauen, wie er vom Prinzen zum Untertan degradiert wird, oder sich zu erinnern, wie wir uns mit Blicken verständigten, nur mit Blicken. Piano, pianissimo – harmonisch, kein herrisches Wort, einfach wunderbar. Und unsere Spaziergänge am Wasser, dem Spalier der Pappeln entlang …
Der Lift kommt, die Tür öffnet sich. Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Frau Beier macht mir ein aufmunterndes Handzeichen, als ich nach oben entschwinde.

Es will mit mir nicht besser werden.
Sich selbst weh zu tun, ist krank. Ich weiß. Bin ich ein Ritzer, ein Maso? Tausende Leute müssen ihre Hunde abgeben, ihre Katzen, ihre Vögelchen – und ich verbrate ein Vermögen, um Oskar jeden Nachmittag zu sehen, mit verschwommenem Blick.
Frau Beiers Stimme scheint mir heller, und leiser. Der arme Mann, wird sie denken, jeden Tag zum Professor – was er nur hat? Und gelacht hat er auch noch nie ...
Ich lache wirklich nicht. Dabei hätte ich allen Grund, schließlich geht es mir gut. Ein bisschen Prostata zwar, und Rücken und Herz, harte Leber, Gicht – na wenn schon. Die nassen Augen am Nachmittag machen mir mehr zu schaffen.
Nach dem Comeback meines Opernglases taucht jetzt mein Laptop wieder auf. Innerhalb einer Woche werde ich sogar fündig: Ein ehemaliger Bauernhof bietet Unterkunft für Senioren mit einem Haustier. Blitzschnell bin ich am Telefon. Ja, nächsten Freitag, gegen 16 Uhr.

Es ist ein angenehmer Nachmittag, das Anwesen befindet sich unweit des Bahnhofs. Ich gehe zu Fuß. Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie die Kulisse eines Filmstudios während der Drehpause. In den Schaufenstern hängen Schilder: ‚Zu vermieten‘.
Die Farben von Malven und Astern bleichen aus, doch der Südwind macht glauben, der Sommer habe kein Ende. An der Pergola des gastlichen Hauses schaukeln die ersten Weinblätter mit rubinrotem Rand.
Ich läute, über mir öffnet sich ein Fenster und eine junge Frau mit Bob und grellrotem Mund sagt: „Hallo, Herr Mölders! Einen Moment bitte, ich komm‘ runter.“
Sie öffnet die Tür. „Ja, das trifft sich gut. Unser Erkerzimmer ist freigeworden, aber Frau Sommerfeld war immerhin achtundneunzig.“
Sie bittet mich hinein und nimmt mich beim Ärmel: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Zimmer.“

Schon nach den ersten Stufen vermisse ich den Lift der Residenz, doch ich schaffe die Treppe auch ohne technische Hilfe. Wir gehen bis zum Ende des Ganges, sie macht die Tür auf – es ist hell und freundlich. Durch die großen Fenster geht der Blick hinaus in die schöne Landschaft und ich bin beeindruckt. Stelle mir für einen winzigen Augenblick schon den nächsten Sommer vor, wie ich dort mit Oskar … „Gefällt es Ihnen?“, fragt sie.
„Also, auf den ersten Blick ganz bestimmt“, antworte ich zuversichtlich, „ich schau mal nach dem Bad.“
„Ehm, das Bad befindet sich auf dem Flur. Wir sind hier in einem Altbau und kommen mit der Renovierung nur langsam voran.“ Fügt mit Schulterzucken noch hinzu: „Ist eine Frage des Geldes.“
„Wie alles auf der Welt.“ Ich sage das so als kluger, lebenserfahrener Herr und komme ins Grübeln. Doch eigentlich ist das unnötig, denn ich weiß es schon: Oskars Korb hätte Platz neben dem Bett.

„Tja“, sage ich, „die anderen Details hab ich ja auf Ihrer Website gefunden. Übrigens: Kochen Sie selbst?“
„Ja, selbstverständlich. Also – mein Mann kocht, ich bin höchstens die Beiköchin.“
„Und der ist Koch?“
„Er ist ein sehr guter Koch, aber kein gelernter. Eigentlich ist er Agraringenieur. Sein Institut ist nach England verlegt worden, und das hat uns beiden nicht gepasst. Wenn schon Ausland, dann im Süden.“
„Ein vernünftiger Standpunkt. Da hat‘s mich auch immer hingezogen.“

Während des Gesprächs sind wir zum Fenster gegangen. Im Garten wird alternativ gewirtschaftet, klar zu erkennen. Daneben Erdbeerbeete, dann eine Art Truppenübungsplatz mit wühlenden Schweinen und dahinter ein Teich oder See mit alten Bäumen.
Viel Auslauf für den Hund. Nur fällt mir jetzt ein, dass es für mich ein wenig eintönig werden könnte. Die Bahnhofswirtschaft war geschlossen, das ‚Café Wisserath‘ ebenfalls.
Wir hören Schritte im Gang. „Ah“, sagt sie, „da kommt mein Mann. Er fährt nebenbei Taxi, damit wir über die Runden kommen.“
Die Tür geht auf – tatsächlich, wir kennen uns.
„Tach“, sagt er.
„Guten Tag“, sage ich.
„Ich hatte letztlich das Gefühl, dass Sie eher ungern mit mir gefahren sind. Erinnern Sie sich?“
„Ja, gewiss. Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass ich eine Abneigung gegen Tattoos dieser Art habe. Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun. Schließlich hab ich selbst ein Tattoo.“
„Nicht Ihr Ernst!?“
„Doch. Warum sollte ich das erfinden?“ Dabei öffne ich das Hemd und sage „Tonga, 1966.“
„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle, ihr Mann meint: „Ja, kann man so lassen.“ Dann fällt ihm noch ein: „Aber Sechsundsechzig? Da war ich ja noch gar nicht auf der Welt!“
„Deshalb haben Sie noch alles vor sich!“, sage ich mit theatralischem Timbre und breite die Arme aus, als wollte ich ihm die ganze Welt zu Füßen legen.
Er schaut mich misstrauisch an, schneuzt sich und lacht: „Haha, der ist gut. Ich glaube, ein Schluck auf unser Kennenlernen wäre jetzt angebracht.“ Er sieht mich fragend an.
„Gute Idee, ganz Ihrer Meinung. Wozu möchten Sie mich denn überreden?“
„Ei, das ist schnell aufgezählt: Schiller, Grauburgunder und Trollinger. Oder haben Sie Angst vor Literflaschen?“
„Nicht im geringsten, es ist nur manchmal der Inhalt.“
„Also für den lege ich meine Hand ins Feuer. Nicht, dass einem der Abendstern aufgeht, aber alle drei sind grundehrlich.“
„Tja dann“, sage ich und zeige hinaus, „bei Tageslicht wäre der Weiße wohl der Richtige, oder?“
Wir gehen nach unten, er noch tiefer in den Weinkeller, und seine Frau zum Kühlschrank.
Ich polstere meinen Sessel, um schmerzfrei sitzen zu können, und als ich damit fertig bin, stehen Wein und Vesper auf dem Tisch.

Da ich der Älteste bin, erhebe ich das Glas: „Danke für die freundliche Aufnahme. Ich heiße Erhardt.“
Zwei Gläser streben meinem entgegen: „Erich“ und „Clara – unter Freunden ‚Clara, die Wunderbare‘.“
„Was für ein schöner Name!“, sage ich, „ist es nicht anstrengend, immer wunderbar zu sein?“
„Das ist nur offiziell. Wenn ich alleine bin, kann ich auch fluchen, wenn etwas daneben geht.“
„Ah naa“, sagt Erich und schaut keck, „sie ist schon klasse. Gell, Mausi?“
„Du sollst nicht Mausi zu mir sagen!“ Sie verwüstet seine Frisur und reicht mir das Brot.
Ich probiere von der Leberwurst im Glas – und muss gleich an Onkel Karl denken. Der konnte das auch, mit reichlich Zwiebeln und Majoran. Herrlich! Und es gibt noch zwei Gläser: Schweinskopf in Riesling-Aspik und Rotwurst mit Räucherzunge und blütenweißen Speckstückchen. Unschlagbar gut. Das könnte man in Brüssel oder Paris zu Höchstpreisen verkaufen, an echte Feinschmecker.
„Saugut!“, sage ich. „Darauf könnt ihr euch etwas einbilden.“
Ich nehme noch etwas vom Griebenschmalz, Clara schenkt nach.

Es dämmert. Wir stoßen ein letztes Mal an, trinken den letzten Schluck, picken die letzten Krümel auf. Dann nehme ich mein Jackett und verabschiede mich von Clara.
Allerdings wird Erich draußen handgreiflich und schiebt mich trotz meines Widerstandes – ich verweise in bestem Advokaten-Deutsch auf Freiheitsberaubung und auf das Recht eines jeden Bürgers auf einen Spaziergang in der guten Abendluft – in sein Taxi und fährt mich zum Bahnhof.

Es vergeht einige Zeit, bis ich alle Ab-, Um- und Anmeldungen zusammenhabe. Frau Beier meint, dass es doch ein recht kurzes Intermezzo war und sie mein Weggehen sehr bedauert. Ich verdränge den Verdacht, sie könne vielleicht etwas vorgehabt haben mit mir und erwidere:
„Bin ja selbst erstaunt, wie sehr mir Oskar fehlt.“ Dann tritt mich der Übermut und ich trällere: „Folge deinem Herzen, das kennt den Weg ...“ Die letzten Töne summt sie mit, und ich entdecke eine neue Seite an ihr – sie hat die Augen passend zum Text wie Kristallkugeln aufleuchten lassen.
„Sehr schön, gnädige Frau!“, sage ich und applaudiere ohne Geräusch.
Sie ist schon eine interessante Person. Wäre ich geblieben, hätte ich sicherlich bald Brüderschaft mit ihr getrunken.

Erich holt mich ab. Er fährt konzentriert, der Verkehr fließt.
Ich gehe ins Büro, unterschreibe die Übergabe, stecke einen Schein in die Spendendose und folge einem Jungen zum Zwinger.
Oskar ist in der Hütte; drinnen ist es schummrig, ich erkenne nichts. Rufen will ich ihn nicht; vielleicht riecht er mich, oder er ahnt mich – früher ist er öfter ans Gartentor gelaufen, ohne dass der Besucher schon zu sehen war. Ich warte.
Dann schnalze ich mit der Zunge, das war unser Startsignal beim Frisbeewerfen.
Keine Reaktion. Ich halte noch einen Moment inne, rufe seinen Namen.
Langsam, sehr langsam kommt er durch die Tür, schaut mich aber nicht an.
Ich hatte mir eine stürmische Begrüßung ausgemalt, mit freudigem Gewinsel und Gebell – aber nein, nichts. Er wirkt bedrückt und lustlos, wo ist sein Temperament?
Der Rottweiler kläfft ununterbrochen und rast hin und her, die anderen dösen auf einer Matte.
Meine Stimmung ist arg umgeschlagen, Verwunderung geht in Ärgerlichkeit über. Dann kann ich mir‘s erklären: Er ist es, der enttäuscht wurde. Ich muss vieles wieder gutmachen.
Der Junge legt ihm das Halsband um und übergibt ihn mir.

Erich faltet die Zeitung zusammen und sagt: „Ihr kommt ziemlich angeschlichen. Hat er was?“
„Ja, hat er.“
„Und was genau?“
„Den falschen Herrn.“
„Aber wieso denn? Hast ihn wieder rausgeholt und das schöne Leben geht weiter, oder nicht?“
„Das werden wir sehen, er ist ziemlich geknickt. Hauptsache, er muss nicht hier bleiben. Bei euch wird er sich schon einleben.“ Ich nehme auf der Rückbank hinter Erich Platz, Oskar neben mir.
„Das wird er ganz bestimmt. Morgen kommt noch eine Dame mit Dackel, aber der macht einen äußerst friedlichen Eindruck. Ein Veteran mit Hüftproblemen.“
Ich kraule Oskars Rücken, so, wie er es am liebsten hat. Ein Ohr richtet sich auf, dann das andere. Langsam hebt er den Kopf. „Ach, mein Schöner“, sage ich, „reden wir doch wieder miteinander?“ Erich richtet den Rückspiegel ein wenig, um nichts zu verpassen, und meint: „Na siehste, sag ich doch. Das wird schon.“
Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

Ich weine mit zusammengepressten Augen und Lippen, es schmeißt mich wie starker Schüttelfrost. Ich beuge mich tief über ihn, unsere Wangen berühren sich.

Da verspüre ich … einen Hauch? Fast nicht wahrnehmbar. Ich rühre mich keinen Millimeter. Seine Zunge wischt über meine Nase.

 

Hallo @josefelipe, ich habe gerade deine Geschichte gelesen und sie hat mir gefallen bis auf dem Schluss ... Dein Schreibstil gefällt mir und hat mich sofort im Griff. Ich sehe alles genau so vor meinen Augen weil du sehr schildernd schreibst.

Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen,
Ouch, jetzt bleibt mir nur noch das Ende in Erinnerung, anstatt die ganze Geschichte :-( Schade, ich weiß, das es nicht immer einen Happy End sein muss, aber so grausam? Es wird wohl etwas dauern bis ich das Bild aus meinem Kopf habe.
Ansonsten sehr gut geschrieben und ich freue mich darauf weiteres von dir zu lesen!

 

Lieber @josefelipe

ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen. Ein schöner Anfang. Es geht um Hunde, da war ich gleich neugierig. Der Text ist flüssig geschrieben, alles ist stimmig. Die Protagonisten haben meine Sympathie, ich kann mir alles gut vorstellen. Allerdings hast Du mir am Ende schier das Herz gebrochen. Schnief.

Hier ein paar Anmerkungen:

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.

Oja. Das stimmt. Unser Familienhund kann auch lächeln :)

Eigentlich rast er, sobald die Klingel schellt, zur Tür – und wenn die im Sommer offensteht, bis zum Gartentor und vollführt einen Mordsspektakel.

Die Szene kann ich mir lebhaft vorstellen.

Auf halbem Wege bleibt Oskar noch einmal stehen und dreht sich um. Wir schauen uns an.
Mein Mund zuckt, das Wasser schießt mir in die Augen.

Oh, so traurig. Da hab ich mich natürlich gleich gefragt, was da los ist.

Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen.

Und da hast Du es dann gleich erklärt.
Sie müsste m.M. nach großgeschrieben werden.

Ganze acht Jahre haben wir herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters.

Auch das kann ich mir sehr gut vorstellen. Wirkt sehr idyllisch.

Ich weiß, dass sie mich ausgeguckt hat, doch daraus wird nichts.

Kicher. Dein Prota hat Humor, das gefällt mir.

Ich fahre wieder zu Oskar.

Schön, dass er ihn besucht.

Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?

Absolut nachvollziehbar.
Ich hab mich nur gefragt, warum er ihn aus der Ferne besucht. Soweit ich weiß darf man in den meisten Tierheimen in solchen Fällen auch gemeinsam Gassi gehen. Oder wäre das zu schmerzhaft für den Prota?

Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.

Sehr humorvoll :)

Ein ehemaliger Bauernhof bietet Unterkunft für Senioren mit einem Haustier. Blitzschnell bin ich am Telefon. Ja, nächsten Freitag, gegen 16 Uhr.

Dein Prota gefällt mir immer besser. Er verharrt nicht im eigenen Unglück, sondern wird aktiv und tut was.

Die Farben von Malven und Astern bleichen aus, doch der Südwind macht glauben, der Sommer habe kein Ende. An der Pergola des gastlichen Hauses schaukeln die ersten Weinblätter mit rubinrotem Rand.

Sehr schön beschrieben.

„Ich hatte letztlich das Gefühl, dass Sie eher ungern mit mir gefahren sind. Erinnern Sie sich?“
„Ja, gewiss. Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass ich eine Abneigung gegen Tattoos dieser Art habe. Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun. Schließlich hab ich selbst ein Tattoo.“

Auch das hat mich zum Lächeln gebracht. Cool mit dem Taxifahrer.

Langsam, sehr langsam kommt er durch die Tür, schaut mich aber nicht an.
Ich hatte mir eine stürmische Begrüßung ausgemalt, mit freudigem Gewinsel und Gebell – aber nein, nichts. Er wirkt bedrückt und lustlos, wo ist sein Temperament?

Sehr glaubhaft beschrieben.

Er ist es, der enttäuscht wurde. Ich muss vieles wieder gutmachen.

Dein Prota ist einfach toll.

Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen,

Och, und ich hätte mir so sehr ein Happy End gewünscht. Heul.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Hola @josefelipe
toller Text - wie man es von Dir gewohnt ist, kann ich ergänzen.

Könnte jetzt auch Stellen raussuchen, die besonders gelungen sind, aber das hat @Silvita bereits sehr ausführlich gemacht - und irgendwie reiht sich bei Dir ja eine solche Stelle nach der anderen, da fällt mir die Auswahl schwer. Ich spare mir das also. Kriegst von mir einfach pauschal beide Daumen nach oben!

Mir gefällt auch sehr gut, wie Du Anfang und Ende der Geschichte miteinander verbindest - das Bild mit den Vorderzähnen und den halb geschlossenen Augen - sehr schön gemacht!

Ein bisschen Prostata zwar, und Rücken und Herz, harte Leber, Gischt – na wenn schon.
Da meinst Du wohl Gicht, oder? Ist das schon erwähnt worden?

Und Deine Geschichte endet mit einem Komma: Ist das Absicht?

Schönes Stück! Wirklich toll zu lesen!

Servus,
Walterbalter

 

Hallo @josefelipe,

Deine Überschrift hatte es mir angetan, da hattest Du mich direkt am Haken.

Hunde, die lachen Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Die machen die Augen halb zu und zeigen die Vorderzähne.
Da musste ich gleich an meinen Lieblings-Hund zurückdenken, der auch so herrlich grinsen konnte, mit geschlossener Schnauze und ein Zahn schaute immer so schelmisch raus. Das war immer wunderbar und herzwärmend. Und damals dachte ich, er wäre der einzige Hund auf der Welt, der das konnte ... ;)
In meiner Geschichte "Hundefreundinnen" taucht an einer Stelle übrigens auch dieses spezielle Hundegrinsen auf (an einem erfundenen Hund).
Ganze acht Jahre haben wir herrlich gelebt, direkt am Wasser, im ausgedienten Haus des Schleusenwärters.
>> Das klingt so, als ob es das Haus wirklich gibt. Ich würde auch gern so leben.
Seit meiner Tübinger Zeit mag ich das – was ich jedoch nicht mag, sind aggressive Tattoos.
Die kann er wegen mir bis in den Schritt haben, die sichtbaren jedoch sind hässlich. I
ch kenne diese Symbole nicht, es gibt Zahlen und Dreiecke, Zahnräder und Runen – auf den Armen, am Hals, auf den Handrücken, nicht einmal die Finger sind verschont. Es juckt mich gewaltig, ein paar Bemerkungen zu machen; ich bilde mir sogar ein, er warte darauf.
:D
Oskar teilt einen Zwinger mit vier anderen Hunden, Mischlinge allesamt. Ein Rottweiler ist der Blockwart,
:D Da musste ich herzhaft lachen. Toll beschrieben.
Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?
>> oh, diese Reihenfolge ... ;) Fast alle Tiere werden die Reihenfolge umkehren. :) :)
Und unsere Spaziergänge am Wasser, dem Spalier der Pappeln entlang …
schön.
ch darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
humorvoll.
Die Farben von Malven und Astern bleichen aus, doch der Südwind macht glauben, der Sommer habe kein Ende.
schön!
An der Pergola des gastlichen Hauses schaukeln die ersten Weinblätter mit rubinrotem Rand.
tolle Beschreibung!!
Doch. Warum sollte ich das erfinden?“ Dabei öffne ich das Hemd und sage „Tonga, 1966.“
„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle, ihr Mann meint: „Ja, kann man so lassen.“ Dann fällt ihm noch ein: „Aber Sechsundsechzig? Da war ich ja noch gar nicht auf der Welt!“
Da musste ich auch sehr lachen.

Gern gelesen. Auch das Ende funktioniert, obwohl ich es mir natürlich anders vorgestellt habe. Vielleicht lässt sich da noch etwas machen? **lieb guck**

Schöne Grüße, Petdays und alles Gute für 2021!

 

Hola @Schwerhörig,

ich bedanke mich für Deinen Post. Freut mich, wenn Du sagst:

… ich habe gerade deine Geschichte gelesen und sie hat mir gefallen …
auch wenn das Happy End ausfällt:
bis auf dem Schluss ...

Es wird wohl etwas dauern bis ich das Bild aus meinem Kopf habe.
Na, da hab ich ja etwas angerichtet! Vielleicht hilft Dir der Gedanke, dass es eine rein fiktive Angelegenheit ist.

Ansonsten sehr gut geschrieben …
Danke

... und ich freue mich darauf weiteres von dir zu lesen!
‚Weiteres‘ ist noch nicht in Sicht, aber die bis jetzt angesammelten Texte hier im Forum stehen natürlich gern zu Deiner Verfügung.

Groetjes!
José

 

Hallo @josefelipe,

wollte wenigstes ein wenig zu Deiner "Neuen" sagen, auch wenn ich diesmal etwas ratlos bin.

Ich ahnte von Anfang an, dass Oskar wohl das Zeitliche segnen würde, aber so unvermittelt? Da hätte ich mehr von Dir erwartet. War das Absicht, dass Du so ein "deus ex machina" Ende ausprobieren wolltest, um die Wirkung zu ersetzen oder was steckt dahinter?

Ansonsten fehlte mir in diesem Text ein wenig das Augenzwinkern welches mit sonst durch Deine Text trägt. Sprich, ich würde vielleicht noch ein wenig kürzen, kann aber nicht sagen wo. Ist vielleicht auch meiner Stimmung gerade geschuldet.

Trotzdem habe ich es gerne gelesen. Routiniert geschrieben, wie immer.

Ein wenig Kleinkram habe ich noch:

So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält.

Mein Lieblingssatz in diesem Text und finde es auch sehr geschickt, wie Du von seiner Innenwelt in die Außenwelt überleitest.

Die kann er wegen mir bis in den Schritt haben

Ich habe einen Spleen: Ich mag keine Häufung kurzer Wörter. Das kommt mir immer vor wie ein Holzturm, den man mit zu dünnen Klötzen zu hoch gebaut hat.

Aber das ist nur mein Spleen. Solltest Du den unerwarteter Weise ebenfalls haben, könntest Du hier noch ein wenig schrauben.

komme ans Grübeln.

"ins Grübeln"?

„Tja“, sage ich, „die anderen Details hab ich ja auf Ihrer Website gefunden. Übrigens: Kochen Sie selbst?“
Ja, selbstverständlich. Also – mein Mann kocht, ich bin höchstens die Beiköchin.“

War mir ein wenig viel "ja".

„Tja dann“, sage ich und zeige hinaus, „bei Tageslicht wäre der Weiße wohl der Richtige, oder?“

Hier hätte ich einen Punkt hinter "hinaus" gesetzt.

Er biegt links in die Hauptstraße ein. Plötzlich hochtouriges Kreischen, ein Scheinwerfer blitzt auf, Metall scheppert, Glas zerspringt. Mit dumpfem Knall wird die Tür von Oskars Seite fast bis zu mir gepresst. Ein kurzes Jaulen.
Oskars Körper ist verdreht; er hat die Vorderzähne entblößt, die Augen halb geschlossen.

Und hier das Ende. Für mich wirklich überraschend. Ich hätte eher erwartet, dass Oskar anders stirbt und ich bin gespannt, warum Du dieses Ende gewählt hast (die anderen Kommentare habe ich noch nicht gelesen, hole ich aber nach, vielleicht finde ich dort meine Antwort).

Lieber Gruß und tolles 2021
Geschichtenwerker

 

Hallo @josefelipe

Ich finde deine Geschichte sehr schön erzählt. Die Trennung von Hund und Herrchen ich habe sehr mitgetrauert.

Es soll Hunde geben, die können lachen. Zumindest lächeln.
Kromfohrländer können alle lachen.
Einen Tag vor seinem Abtransport verhält er sich ganz anders als gewohnt. Weicht mir nicht von der Seite, geht sogar mit zur Toilette, behält mich immer im Blick. Auch als sie am nächsten Morgen kommen.
Das Gespür dieser Tiere ist unglaublich
angsam, sehr langsam kommt er durch die Tür, schaut mich aber nicht an.
Ich hatte mir eine stürmische Begrüßung ausgemalt, mit freudigem Gewinsel und Gebell – aber nein, nichts. Er wirkt bedrückt und lustlos, wo ist sein Temperament?
Auch hier hatte ich das Gefühl, der Hund ahnt etwas, was wir Menschen nicht im geringsten nachvollziehen können.

Du schreibst so schön, beschreibst, umschreibst ohne dass es zu viel wird.
Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Ich war mitten drin. Nur den Schluss fand ich krass.
.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
Lieber Gruß
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe

deine Gesichte gefällt mir. Ich mag Erhardt und Oskar und habe gerne über sie gelesen. Ich hätte sogar gerne noch mehr gelesen (darauf gehe ich ganz unten ein).

Mit viel Mühe – gebuttertes Knäcke mit Gouda wird ignoriert – ziehe ich Oskar zum Tor.
schmunzel

So kurven meine Gedanken durch die Jahrzehnte, bis der Wagen hält.
Die Beschreibung der Erinnerungen hat mir gut gefallen. Ich war mit Erhardt darin versunken, bis der Wagen hält.

Muss zur Seite treten, der Wagen der Putzkolonne kommt mir entgegen.
Mich irritiert, dass du das Pronomen "ich" weglässt, weil der Protagonist sonst nicht so spricht. Entweder sollte das Weglassen öfter vorkommen oder gar nicht, finde ich.

Man ist sehr freundlich zu mir, ich habe es gut getroffen. Mein Zimmer liegt in der sechsten Etage, große Fenster und ein winziger Balkon. WC und Dusche neben der Schlafnische. Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
Auf dem Korridor überhole ich zwei Herren, schnappe ‚metaphysisch‘ und ‚Beispiel Dostojewski‘ auf und denke, dass ich hier gebildete Leute treffen werde, vielleicht ergeben sich gute Gespräche statt gemeinsamen Fernsehens.
Aufgrund dessen, dass Erhardt darüber nachdenkt, wen er treffen wird, scheint er mir, dass er gerade erst ankommt. Wie kann er dann aber schon beurteilen, dass er es gut getroffen hat mit der Freundlichkeit? Wer weiß, ob die freundlich bleiben.
Falls Erhardt versucht sich direkt bei der Ankunft einzureden, dass er es gut getroffen hat, obwohl er das noch nicht beurteilen kann, ist das für mich als Leser nicht eindeutig.
Oder bezieht sich gut getroffen auf die Räumlichkeiten und das Essen? Wenn ja, dann würde ich das nicht nach einem Komma anhängen, sondern einen eigenen Satz draus machen.

denke, dass ich hier gebildete Leute treffen werde, vielleicht ergeben sich gute Gespräche statt gemeinsamen Fernsehens. Muss zur Seite treten, der Wagen der Putzkolonne kommt mir entgegen.
„Schönen guten Tag, Herr Mölders. So viel Sonne heute! Ist ja ganz ungewohnt“, höre ich hinter mir.

Diese Stimme ist unverwechselbar. Ziemlich tief für eine Frau – obwohl ich ‚Dame‘ sagen sollte; sie gehört einer Dynastie an. Schwerreiche Schausteller mit millionenteuren Attraktionen, wie sie mir schon in den ersten Tagen anvertraute. Und auch, dass man ständig investieren müsse, weil man sonst von der Steuer aufgefressen würde.

Ich werde unruhig, es ist Kaffee- und Kuchenstunde. Ich weiß, dass sie mich ausgeguckt hat, doch daraus wird nichts. Ich bringe mich in Sicherheit, sage, dass ich spät dran sei, muss zu meinem Prof


Die Absätze sind für mich unverständlich gewählt.
Erhardt kommt im Quartier an. Dann grüßt ihn jemand. Diese Stimme ist unverwechselbar und die dazugehörige Person hat ihm schon was von sich erzählt. Wann denn? Ist er nicht gerade erst angekommen? Das "wie sie mir schon in den ersten Tagen anvertraute" weißt darauf hin, dass Erhardt inzwischen schon länger da ist, aber wieso hängt die Begrüßung dann noch an dem Absatz, in dem er gerade ankommt?

Außerdem ist für mich auch nicht klar, ob die Kaffee- und Kuchenstunde eine neue Situation ist, oder noch zu der obigen Begrüßung von Frau Beier gehört.

Ich kenne diese Symbole nicht, es gibt Zahlen und Dreiecke, Zahnräder und Runen – auf den Armen, am Hals, auf den Handrücken, nicht einmal die Finger sind verschont. Es juckt mich gewaltig, ein paar Bemerkungen zu machen
Ich werde nicht so ganz schlau aus der Abneigung des Protagonisten gegen sichtbare Tattoos. Hab das Gefühl irgendwas zu übersehen.

Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?
Ist Erhardt sich da wirklich unsicher? Er ist doch Teil der Beziehung und müsste ahnen können, wie Oskar auf die Trennung reagiert. Wie reagiert Oskar zum Beispiel, wenn Erhardt einkaufen geht. Freut er sich sehr, wenn er wiederkommt? Oder hat er seine Abwesenheit verratzt? War Oskar schonmal ein paar Tage bei Freunden, als Erhardt z.B. im Krankenhaus war? Wie fand Oskar das. Das weiß Erhardt doch alles. oh - Während ich das schreibe fällt mir auf, das der Schock-Moment später vielleicht nicht so ganz funktioniert (wenn Erhardt erkennt, dass er Oskar verletzt hat). Wenn er eine Einschätzung dazu hat, wie Oskar die Trennung findet, meine ich. Zumindest, wenn er vermutet, dass Oskar die Trennung nicht gut tut, wird Oskars Verletzung kein Schock sein. Aber das Erhardt keine Einschätzung dazu hat, finde ich einfach unglaubwürdig. Vielleicht könnte man es so machen, dass Erhardt sich erinnert, dass Oskar bisher mit Trennungen immer sehr gut zurecht kam und dann schockiert ist, als er merkt, dass Oskar abweisend ist?

Der Lift kommt, die Tür öffnet sich. Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Das verstehe ich irgendwie nicht. Hat er Angst, dass sie mit ihm tanzen (Zeit verbringen) will?

Durch die großen Fenster geht der Blick hinaus in die schöne Landschaft und ich bin beeindruckt. Stelle mir für einen winzigen Augenblick schon den nächsten Sommer vor, wie ich dort mit Oskar … „Gefällt es Ihnen?“, fragt sie.
herzerwärmend :)

„Ich hatte letztlich das Gefühl, dass Sie eher ungern mit mir gefahren sind. Erinnern Sie sich?“
Ja, gewiss. Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass ich eine Abneigung gegen Tattoos dieser Art habe. Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun. Schließlich hab ich selbst ein Tattoo.“
Tattoos mögen oder nicht mögen ist die eine Sache, aber deshalb nicht gerne mit jemandem zu fahren ist meiner Meinung nach schon etwas persönliches. Es klingt als redet Erhardt sich raus. Ist das Absicht?

„Nicht Ihr Ernst!?“
„Doch. Warum sollte ich das erfinden?“ Dabei öffne ich das Hemd und sage „Tonga, 1966.“
„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle, ihr Mann meint: „Ja, kann man so lassen.“ Dann fällt ihm noch ein: „Aber Sechsundsechzig? Da war ich ja noch gar nicht auf der Welt!“
Weiterhin scheint es mir unwahrscheinlich, dass die Unterhaltung so unbeschwert weitergeht anstatt dass kurz peinliche, angespannte Stimmung entsteht. Übersehe ich etwas?

Erich schaut mich misstrauisch an
Woher weiß er, dass er Erich heißt?

„Haha, der ist gut. Ich glaube, ein Schluck auf unser Kennenlernen wäre jetzt angebracht.“ (...) stehen Wein und Vesper auf dem Tisch (...) Ich nehme noch etwas vom Griebenschmalz, Clara schenkt nach.
Die gesamte Wein-Essen-Passage zieht sich für mich. Einerseits finde ich, dass der Abend anschaulich beschrieben ist, andererseits ist das Geschehen sehr .. unverfänglich. Anschaulicher gemütlicher Small-Talk. Das könnte der Abend von vielen Runden sein. Was macht es zu der Runde von Erhardt, Erich und Carla?

Zwei Gläser streben meinem entgegen: „Erich“ und „Clara – unter Freunden ‚Clara, die Wunderbare‘.“
Sie stellen sich vor, obwohl er die Namen schon weiß (siehe oben)?

Dann nehme ich mein Jackett und verabschiede mich von Clara.
Allerdings wird Erich draußen handgreiflich und schiebt mich trotz meines Widerstandes – ich verweise in bestem Advokaten-Deutsch auf Freiheitsberaubung und auf mein Recht auf einen Spaziergang in der guten Abendluft – in sein Taxi und fährt mich zum Bahnhof.
"Allerdings" hat hier keinen Referenzpunkt meiner Meinung nach. "Draußen wird Erich handgreiflich ..." würde reichen finde ich.

„Bin ja selbst erstaunt, wie sehr mir Oskar fehlt.“
Ist er das wirklich? Er weiß doch, wie gern er ihn hat? Und hat die Entscheidung der Trennung bestimmt nicht leichtfertig getroffen.

Oskar ist in der Hütte; drinnen ist es schummrig, ich erkenne nichts. Rufen will ich ihn nicht; vielleicht riecht er mich, oder er ahnt mich – früher ist er öfter ans Gartentor gelaufen, ohne dass der Besucher schon zu sehen war. Das klappt jetzt nicht.
"Klappen" ist hier komisch. Das macht Oskar so passiv. Oben erinnert sich Erhardt daran, wie die beiden ohne Worte kommuniziert haben. Nur mit Blicken. Das klingt für mich nicht nach 'Tricks, die klappen oder nicht klappen'. Mir würde eine Formulierung gefallen, in der Oskar aktiv ist.
Meine Stimmung ist arg umgeschlagen, Verwunderung geht in Ärgerlichkeit über. Dann kann ich mir‘s erklären: Er ist es, der enttäuscht wurde. Ich muss vieles wieder gutmachen.
Der Junge legt ihm das Halsband um und übergibt ihn mir.
"Dann kann ich mir´s erklären. Ich muss vieles wieder gutmachen." würde mir besser gefallen. Dass Oskar enttäuscht, verletzt, etc. ist kann ich mir dann selbst erschließen.


Zum Schluss der Geschichte:
Den Tod von Oskar braucht es meiner Meinung nach nicht. Da bin ich als Hundemensch sicherlich voreingenommen. Aber dass Oskar abweisend und zurückhaltend ist, war schon Dämpfer genug für mich. Das hätte man noch genauer beschreiben können. Wie all die Vertrautheiten plötzlich weg sind. Wie Erhardt immer wieder über das neue Verhalten von Oskar stolpert. Körbe bekommt. Sich abmüht. Oskars Tod ist ein Ausweg aus diesem Konflikt. Für mich ein unnötig brutaler und auch nicht so spannend wie die veränderte Beziehung zwischen Oskar und Erhardt.

Danke für deine Geschichte!

Beste Grüße,
Flugsand

 

Hola @Silvita

das geht ja gleich gut los:

… ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen.
Bingo! Dankeschön.
Wer einen Text veröffentlicht, ist immer ein bisschen im Ungewissen.

Es ist nun mal ein Altersheim, da können sie noch so schöne Worte bemühen.
Sie müsste m.M. nach großgeschrieben werden.
Dieses ‚sie‘ bezieht sich auf die Urheber des Briefkopfes, also 3. Pers. Plural.

Ich hab mich nur gefragt, warum er ihn aus der Ferne besucht. Soweit ich weiß darf man in den meisten Tierheimen in solchen Fällen auch gemeinsam Gassi gehen. Oder wäre das zu schmerzhaft für den Prota?
Davon gehe ich aus. Würde ja bedeuten, jedes Mal Wiedersehensfreude und Trennungsschmerz aufs Neue. Deswegen bleibt er mit seinem Opernglas auf Distanz. Meist kommen Schüler nach dem Unterricht und führen die Hunde aus.
Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Sehr humorvoll
Er muss auf der Hut sein, sonst wird er einkassiert.
Dein Prota gefällt mir immer besser. Er verharrt nicht im eigenen Unglück, sondern wird aktiv und tut was.
Er hat keine Wahl. Dachte wohl, er würde mit der Abgabe seines Hundes leben können, und hatte sich gründlich geirrt.
Och, und ich hätte mir so sehr ein Happy End gewünscht. Heul.
Du heulst zu recht, ich heule mit. Diese Relation müssen wir uns auch bewahren, und nicht sagen: Ein Hund, na und? Täglich sterben Tausende an Corona.

Liebe Silvita, besten Dank fürs Hereinschauen.
Ich wünsche Dir ein gutes 2021.
José

 

Hola @Walterbalter,

besten Dank für Deine Zuschrift; lobende Worte können gern Tag und Nacht auf mich einprasseln.

WB.: Mir gefällt auch sehr gut, wie Du Anfang und Ende der Geschichte miteinander verbindest - das Bild mit den Vorderzähnen und den halb geschlossenen Augen - sehr schön gemacht!
Bei diesem Text bot sich das an, ansonsten strebe ich nicht danach, dieses kleine Kunststück zum Besten zu geben. Es gab mal eine Zeit, da machten das die SPIEGEL-Redakteure fast bei jedem Artikel – das wurde dann beinahe albern.

José: Ein bisschen Prostata zwar, und Rücken und Herz, harte Leber, Gischt – na wenn schon.
WB.: Da meinst Du wohl Gicht, oder?
Oh, Mann! Wie konnte das passieren?

WB.: Und Deine Geschichte endet mit einem Komma: Ist das Absicht?
Nein, aber ein übersehener Fehler.

Lieber Walterbalter, ich freue mich über Deine erhobenen Daumen und den mit Deiner Hilfe erreichten fehlerfreien Zustand meines Textes.
Ich wünsche Dir viel Gutes im Neuen Jahr!

José

 

Lieber @josefelipe

Bingo! Dankeschön.
Wer einen Text veröffentlicht, ist immer ein bisschen im Ungewissen.

Gern geschehen.
Oja. Das stimmt :)

Dieses ‚sie‘ bezieht sich auf die Urheber des Briefkopfes, also 3. Pers. Plural.

Ach so :D Klar, dann passt es natürlich.

Davon gehe ich aus. Würde ja bedeuten, jedes Mal Wiedersehensfreude und Trennungsschmerz aufs Neue. Deswegen bleibt er mit seinem Opernglas auf Distanz. Meist kommen Schüler nach dem Unterricht und führen die Hunde aus.

Das kann ich gut nachvollziehen.
Dann hast Du das gut rübergebracht und ich habs richtig interpretiert :)

Er hat keine Wahl. Dachte wohl, er würde mit der Abgabe seines Hundes leben können, und hatte sich gründlich geirrt.

Wohl wahr. Aber er verharrt nicht in Lethargie, sondern wird aktiv. Das finde ich klasse :thumbsup:

Du heulst zu recht, ich heule mit. Diese Relation müssen wir uns auch bewahren, und nicht sagen: Ein Hund, na und? Täglich sterben Tausende an Corona.

Da stimme ich Dir aus vollstem Herzen zu.
Wir haben selbst ein Hund und das ist wie ein Familienmitglied.

Vielen Dank für die lieben Wünsche. Ich wünsche Dir auch ein gesundes, glückliches Neues Jahr.

Liebe Grüße,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @petdays,

pd.: … da hattest Du mich direkt am Haken.
Passiert nicht mehr oft, dass ich eine attraktive Frau am Haken habe. Bin stolz auf mich.

pd.: Das klingt so, als ob es das Haus wirklich gibt. Ich würde auch gern so leben.
Gibt es, gebaut 1891. Oskar gibt es natürlich auch - aber (ICH SCHWÖRE!) keinen Plan für dessen Abschiebung.

José: Nach einer Weile geht Oskar in die Hütte. Die Kissen auf ‚seinem‘ Sofa wird er vermissen, und das Knäcke mit Gouda. Und mich?
pd.: >> oh, diese Reihenfolge ... Fast alle Tiere werden die Reihenfolge umkehren.
Stimmt, wenn ich Dich recht verstehe: 1. Knäcke mit Gouda, 2. Sofa & Kissen und 3. ... ... ich.

Gern gelesen.
Danke.

Auch das Ende funktioniert, obwohl ich es mir natürlich anders vorgestellt habe. Vielleicht lässt sich da noch etwas machen?
Schwierig, die Fäden werden vom Universum gesponnen. Somit ist es bestimmt, dass Oskars Lebensfaden reißt, während Erhardts Faden zurück zu Frau Beier führt:Pfeif:. Ich wünsche den beiden alles Gute – und Dir natürlich auch. War sehr nett, mir zu schreiben. Danke schön!

José

 

Hallo José,

Oskar gibt es natürlich auch - aber (ICH SCHWÖRE!) keinen Plan für dessen Abschiebung.
>> da bin ich ja echt beruhigt! :) :) Schön, dass Du ihm ein kleines Denkmal gesetzt hast.
Stimmt, wenn ich Dich recht verstehe: 1. Knäcke mit Gouda, 2. Sofa & Kissen und 3. ... ... ich.
>> selbst die verfressensten Tiere begrüßen doch häufig das Frauchen und Herrchen zuerst... ;) Das finde ich oft sehr rührend. Gerade Katzen sind in diesem Punkt oft fein und liebenswürdig.

Liebe Grüße! Petdays

 

Hallo @josefelipe,

das war ein sehr bewegender Ausflug in eine Freundschaft. Du hast einiges beschrieben, dass man kennt, wenn man Tiere in seinem Feundeskreis hat. Natürlich hat mich das Ende verstört, dass hat mir garnicht gefallen. Unerwartet und sinnlos, eben wie im echten Leben häufig auch - aber in der Kunst? Ich hätte mir mehr Symbolik gewünscht. Etwas, dass rückblickend gesehen alles irgendwie ankündigt, den Erich zum Charon macht, den Unfall zu einer Erlösung, oder oder oder. Ist natürlich quatsch. Die Geschichte ist gut wie sie ist, trotzdem. Ich bin nur traurig, wegen Oscar.

Was mir besonders gefallen hat, sind Sätze wie diese:

Der Lift kommt, die Tür öffnet sich. Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.

Es ist ein angenehmer Nachmittag, das Anwesen befindet sich unweit des Bahnhofs. Ich gehe zu Fuß. Die Straße mit den verspielten Fassaden liegt unbelebt wie in einem Filmstudio während der Drehpause. In den Schaufenstern hängen Schilder: ‚Zu vermieten‘.

Dein Schreibstil ist routiniert und ließt sich angenehm, das werde ich mir noch genauer anschauen und abschauen.

Schöne Grüße
Ebbe Flut

 

Hola @Geschichtenwerker,

GW: … wollte wenigstes ein wenig zu Deiner "Neuen" sagen, auch wenn ich diesmal etwas ratlos bin.
Du und ratlos? Kann ich mir nicht vorstellen.

Ist vielleicht auch meiner Stimmung gerade geschuldet.
Ich hoffe, Dein Komm ist nicht allzu abhängig von der gerade vorherrschenden Stimmung:D?

Ich ahnte von Anfang an, dass Oskar wohl das Zeitliche segnen würde, aber so unvermittelt?
Aber warum nicht? Wie wir wissen, ist der Tod unberechenbar.

GW: Da hätte ich mehr von Dir erwartet.
Hui, da bin ich in einer misslichen Situation! Ist ja nicht einfach, wenn man jemandes Erwartungen nicht kennt.
Zwar kommt das Ende wie die Guillotine, aber ich hab zuvor noch Hoffnung gemacht, um den Gefühlsabsturz zu feiern:
Ich und mein Hund sind auf dem Weg in unsere neue Zweisamkeit. Wie schön!
Ich kraule Oskars Rücken, so, wie er es am liebsten hat. Ein Ohr richtet sich auf, dann das andere. Langsam hebt er den Kopf. „Ach, mein Schöner“, sage ich, „reden wir doch wieder miteinander?“ Erich richtet den Rückspiegel ein wenig, um nichts zu verpassen, und meint: „Na siehste, sag ich doch. Das wird schon.“

Statt des verrückten Motorradfahrers hätte ich ihm auch ein Leckerli geben können und weiter Bäuchlein gekrault:hmm:.

War das Absicht, dass Du so ein "deus ex machina" Ende ausprobieren wolltest, um die Wirkung zu ersetzen oder was steckt dahinter?
‚Um die Wirkung zu ersetzen‘ verstehe ich nicht – welche Wirkung ersetzen wodurch?

Ansonsten fehlte mir in diesem Text ein wenig das Augenzwinkern welches mit sonst durch Deine Text trägt.
Keine Ahnung, woran das liegt. Oder doch! Ich bin hundeverrückt! Bei Trennung oder Tod hab ich‘s mehr mit Augenzucken als mit Augenzwinkern.

Sprich, ich würde vielleicht noch ein wenig kürzen, kann aber nicht sagen wo.
Und was mach ich jetzt?

Ich habe einen Spleen: Ich mag keine Häufung kurzer Wörter. Das kommt mir immer vor wie ein Holzturm, den man mit zu dünnen Klötzen zu hoch gebaut hat.
Aber das ist nur mein Spleen.
Okay, trotzdem sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Da gibt es doch bestimmt Spezialisten?

Solltest Du den unerwarteter Weise ebenfalls haben, könntest Du hier noch ein wenig schrauben.
Eigentlich nicht – diese Problematik ist mir ziemlich fremd. Aber vielleicht kommt‘s noch?

José: ... komme ans Grübeln.
"ins Grübeln"?
Klarer Fall, ist geändert.


josefelipe schrieb:

„Tja“, sage ich, „die anderen Details hab ich ja auf Ihrer Website gefunden. Übrigens: Kochen Sie selbst?“
Ja, selbstverständlich. Also – mein Mann kocht, ich bin höchstens die Beiköchin.“
GW: War mir ein wenig viel "ja".
Hab ich verbessert, danke.

Und hier das Ende. Für mich wirklich überraschend.
Jetzt bin ich ratlos. ‚Mein Ende‘ kommt für Dich überraschend – schon wahr, es hätte noch hundert andere Möglichkeiten gegeben. Ist vielleicht von Leser zu Leser verschieden:cool:.

GW: Ich hätte eher erwartet, dass Oskar anders stirbt
Du erwartest etwas anderes – eben „dass Oskar anders stirbt“. Aber sterben wäre schon okay für Dich? Und wo ist das Problem?
Wenn der Text / Oskars Tod Deinen Erwartungen entspräche, wär‘s vermutlich auch nicht recht, denn wo bliebe die Überraschung?

Sei es, wie es sei – wir bleiben im Austausch, ganz wichtig. Und meinen Bonbon bekomme ich ja trotzdem:

Trotzdem habe ich es gerne gelesen. Routiniert geschrieben, wie immer.
+Lieber Gruß und tolles 2021

Auch Dir, mein Lieber, eine gute Zeit trotz aller Widrigkeiten, vor allem Gesundheit!
José

 

Hallo lieber @josefelipe,

da habe ich mich tatsächlich verschrieben:

‚Um die Wirkung zu ersetzen‘ verstehe ich nicht – welche Wirkung ersetzen wodurch?

Meinte die "Wirkung zu auszuprobieren".

Du hast natürlich recht. Am Ende ist die Angelegenheit des Todes so binär, dass es eigentlich egal ist, warum oder wie der Schalter umgelegt wird. Ich bin nur kein Fan von so einem Ende, das letztlich nichts mit dem Vorherigen zu tun hat.

Und das Ende:

Statt des verrückten Motorradfahrers hätte ich ihm auch ein Leckerli geben können und weiter Bäuchlein gekrault:hmm:.

Wäre mir natürlich zu banal gewesen.

Keine Ahnung, woran das liegt. Oder doch! Ich bin hundeverrückt! Bei Trennung oder Tod hab ich‘s mehr mit Augenzucken als mit Augenzwinkern.

Vielleicht liegt darin die eigentliche Crux? Wenn dieser abrupte, unvorhersehbare Tod die Geschichte beendet, warum dann vorher kein Augenzwinkern? Damit wäre doch der Effekt noch stärker, auch wenn das natürlich dann in Richtung Effekthascherei geht.

Aber ich lese aus Deiner Antwort, dass Du zufrieden mit dem Ende bist und ist das nicht schließlich der entscheidende Punkt?

Du fragst nach Kürzungspotential. Aus meiner Sicht könnte man die Abendessenszene kürzen. Da passiert nicht sehr viel, was man als Leser für die Geschichte benötigt. Aber ich weiß, wie sehr Dir das Essen am Herzen liegt. Und appetitanregend war das allemal, vielleicht habe ich mich deshalb auch so an dem wenig appetitlichen Ende gestoßen.

Wie auch immer, es war schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo josefelipe,

wie immer sauber und flüssig geschrieben.
Hatte auch immer sofort Bilder im Kopf.

Mir kommt es vor, als hättest du die Geschichte fertig gehabt, überlegt, wie du einen Konflikt einbauen oder ein besonderes Ende dranhängen könntest – und hast dann den armen Hund den Unfalltod sterben lassen. :confused:

Kleinigkeiten:

nicht‘ - obwohl
Halbgeviertstrich, so wie unten und sonst immer:

zur Tür – und wenn

Dass ein Mensch so viel saufen kann, ohne zu verrecken, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber vielleicht war ich noch nicht an der Reihe.
Gefällt mir!

Man ist sehr freundlich zu mir, ich habe es gut getroffen. Mein Zimmer liegt in der sechsten Etage, große Fenster und ein winziger Balkon. WC und Dusche neben der Schlafnische. Und das Essen ist sensationell; kleine Portionen, aber köstlich.
Für mich klingt das, als wird er gerade erst ins Haus eingeführt, er noch gar nicht dort wohnt. Wie kann er da schon wissen, wie das Essen schmeckt?

Sie hat mir von ihrem tiefen Glauben an die Heilhypnose erzählt, auch gefragt, ob ich vielleicht … Ihr Schwiegersohn übe diesen Beruf aus, in einem Privatsanatorium.
Nein, ich glaube nicht, dass ich interessiert bin.
Hier hätte mir ein Dialog besser gefallen.

Ein Rottweiler ist der Blockwart, Oskar muss sich fügen.
Hehe. Gut beschrieben.

meinem verlorenen Freund hinterher zu trauern.
hinterherzutrauern

Der Lift kommt, die Tür öffnet sich. Ich darf nicht zu geschmeidig hineinschlüpfen, sonst hält sie mich womöglich für einen guten Tänzer.
Sehr schön! Bloß keinen Anlass geben, zu irgendetwas überredet zu werden.

ich komm‘ runter.
komm
Ohne Apostroph. Bei Endungs-e laut Duden nicht notwendig.
geh, komm, lauf, sag, mach, sauf, bestell, bezahl, ...

Die Tür geht auf – tatsächlich, wir kennen uns.
Uih. Das kann böse enden.
Doch "leider" entsteht da kein wirklicher Konflikt. Schade.

„Das ist wirklich hübsch“, sagt Frau Feindle,
Würde den Namen schon oben bringen.

und Clara zum Kühlschrank.
Zwei Gläser streben meinem entgegen: „Erich“ und „Clara –
Oben weiß er, dass sie Clara heißt, später nennt sie erst ihren Namen.

in sein Taxi und fährt mich zum Bahnhof.
Angetrunken? Na ja ... Kann die Lizenz kosten ...

Hat mir Spaß gemacht.
Hätte mir nur ein anderes Ende bzw. dafür besser einen Konflikt gewünscht.
Der Taxifahrer ist ihm feindselig gegenüber (es braucht eine Zeit, bis sie sich anfreunden; der Prota muss mehrmals zum Haus fahren, um die Bleibe kämpfen); der Hund wurde krank, kämpft um sein Leben oder wurde entgegen der Vereinbarung "versehentlich" abgegeben ... was auch immer.
Das klappt mir alles zu leicht.

Und: Wieso hat er sich nicht schon von Anfang an für eine Privatunterkunft interessiert bzw. beworben? Nur, weil er nicht wusste, dass er seinen Hund so sehr vermisst? Kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Er ist doch intelligent und erfahren (so steht es im Text :deal:), das hätte er m.E. wissen müssen. ;)

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hola @CoK,

danke sehr für Deine Zuschrift. Bisher haben Kromfohrländer meinen Weg noch nicht gekreuzt, obwohl mir deren Aussehen nicht fremd ist. Vielleicht hab ich sie nicht erkannt, weil sie in diesen Momenten gerade mal nicht lachten? Macht nichts, es sind auf jeden Fall Hunde, die man gerne haben muss.

Dass Dir die Geschichte gefallen hat, freut mich natürlich – das mit dem Ende höre ich von allen Seiten. Sicherlich hätte ich das anders oder sogar ganz anders machen können (oder sollen?), aber für eine Kurzgeschichte fand ich das Abrupte nicht unpassend. Zumal es ja auch ziemlich beredte Absätze gibt;).

Für heute schöne Grüße und ein virenfreies Milieu!
José

 

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