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Hochzeit der Frösche

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22.10.2011
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Hochzeit der Frösche

Der Morgen war furchtbar, als hätte ihn jemand in den Tag gerotzt. Marek steckte sich eine Zigarette an, verzog das Gesicht, warf sie auf den Boden und trat sie achtlos aus. Er musste einen Song schreiben. Jetzt, hier, sofort. Obwohl ihn das Kläffen und Jaulen der Hunde die ganze Nacht wachgehalten hatte. Jetzt krakeelten Hähne, was die Hunde wieder anfeuerte. Ein widerliches Spektakel. Am meisten aber nervte das Schluchzen.

Als Jana nach ihm rief, waren vier Stunden vergangen.
„Wie läuft‘s?“
Er deutete auf den Papierkorb.
„Ach je, mach dir nichts draus. Hier stört dich wenigstens nichts. Keine Autos, kein Fluglärm, keine Band. Nur Natur.“ Sie zupfte ihn am Ohrläppchen.
„Klar, jaulende Köter und völlig bescheuerte Hähne. Echt toll! Besonders das Scheißhuhn, ich hatte das Gefühl, das hat bei uns im Bett gegackert.“
„Hast du das auch gehört? Es brütet direkt vorm Fenster, das ist so geil! Vielleicht kriegen wir Küken.“
„Manchmal glaub ich, du hast‘s mehr mit Viechern als mit Menschen“, sagte er, zog sie an ihrem Zopf zu sich heran, küsste sie und wandte sich dann wieder der Gitarre zu.
„Ich find‘s toll hier. Heute Morgen habe ich Kaffee getrunken. Unter Orangenblüten. Zusammen mit einem kleinen, struppigen Hund. Komm, lass uns draußen essen.“

Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, so etwas gäbe es gar nicht mehr. Es lag an der türkischen Riviera, ein Blütentraum ganz allein inmitten von Orangenbäumen. Marek durfte darin wohnen, kostenlos, das hatte Mehmet veranlasst, Marek musste sich nur erholen und mit ein paar starken, neuen Songs zurückkehren. Was heißt nur, dachte er, Mehmet hatte gut lachen, der schrappte entspannt an seinem Bass rum und wartete darauf, dass Marek sich das Material für eine CD aus dem Hirn quetschte. Er steckte sich schnell eine Zigarette an, sog hastig, sodass er husten musste. Wie lange war es her, dass er einen richtig guten Song geschrieben hatte? Zu lang. Für die Band, für Jana, für ihn. Vor allem für ihn. Damals hatte die Gitarre ihn geliebt, jetzt war sie kalt. Doch er wusste, was sie aufheizen konnte: Alk und ein paar Glückspillen.

Der Song klang, als hätte ihn ein taubes Kind geschrieben. Entnervt ratschte Marek mit dem Daumen über die Saiten; da stahl sich das Geräusch von letzter Nacht in das Scheppern der Gitarre. Marek legte den Finger auf den Bund und lauschte hinaus: ein Schluchzen wie von einem Menschen.
Die Sonne blendete, als er vor das Haus trat, sie schob ein Flimmern vor den Schuppen und die Mauer aus übereinandergeschichteten Steinen, die das Grundstück zu den verlassenen Feldern abgrenzte. Von dort führte ein Pfad zwischen knorrigen Bäumen zum Meer. Weiße Blüten bedeckten den Sand und das Gras. Ein Windzug kreiselte ein paar davon auf ihn zu, schön sah das aus; doch mit quälender Intensität schnitt das Geräusch in das friedliche Geflimmer des Platzes. Ein Mensch konnte das nicht sein, hier war niemand. Aber gaben Tiere solche Laute von sich? Vielleicht welche, die er noch nicht kannte? Kleine ekelhafte Biester mit Gift und einem langen peitschenden Stachelschwanz? Bereit, sich in seine wehrlose Haut zu bohren? Er musste lachen, was sollte die Pussynummer, dann ging er los. Der Boden fühlte sich weich an und uneben, als liefe man über moosige Buckel. Nur manchmal bohrte sich ein Stein in seine Fußsohlen. Das Schluchzen wurde lauter, als er näher zur Mauer kam. Für einen Moment hatte er das Gefühl, hinter den Steinen läge ein bösartiges Kind, das auf ihn wartete. Doch da war nur ein Bassin, das inmitten der Steinstufen und der bröckelnden Reste einer gemauerten Einfassung vor ihm ruhte. Wasser schimmerte darin, dicht, stofflich, graugrün. Ein schmaler Tunnel führte von dem Becken hinaus auf die Felder, verlor sich Richtung Meer. Damit haben die mal die Felder bewässert, dachte Marek, jetzt könnten sie‘s als Ferienhaus mit Minipool anbieten, jedenfalls, wenn man in Jauche plantschen will.
Ein engmaschiges, stabiles Drahtgeflecht bedeckte die Oberfläche des Beckens, nur am Rand war eine Lücke ausgespart. Komische Sitten, dachte Marek, und fuhr mit dem Finger einen der glänzenden Rhomben nach. Die spinnen doch, wofür denn ein Poolgefängnis? Er erschrak, als es unmittelbar vor ihm schluchzte. Marek spähte in das trübe Wasser, wanderte über das Gestein. Das Tier verschmolz mit dem Graubraun der Mauerreste, so dass Marek ihn erst sah, als er sprang. Ein Frosch. Er landete auf dem Metallnetz, sprang weiter, und verschwand in der Lücke, Marek beugte sich darüber, doch er sah nur Pflanzen, die wie eine schmierige Tapete an den Wänden klebten. Weit unten zitterte eine Kontur, die sich immer wieder verschob. Marek blickte auf seine Hand, schluckte, der Umriss des Tieres war doppelt so groß. „Kein Wunder, dass der ein Gitter braucht.“ Wasser spritzte auf, traf ihn an der Wange. Scheißfrosch, dachte er, dann ersauf doch. Schnell schob er ein paar Bretter über die Öffnung.

Am frühen Abend hatte er den Song fertiggebastelt und sich mit Jana gestritten, weil sie die Bretter wieder weggerückt hatte. Außerdem meckerte sie über sein Lied. Falsch, sie hatte nicht gemeckert, nur gesagt, wie sie es fand, aber genau das wollte er nicht hören. Er wusste selbst, es war schlecht. Es war sogar scheiße. Er hatte viel getrunken und eingeworfen, aber seine Phantasie hatte sich keine zwei Millimeter bewegt.
Nach dem Abendessen griff er Janas Hand. „Ich bin so blöd. Viel blöder als dein Hund da, und der hat auch noch mehr Haare auf dem Kopf als ich. Lass uns noch mal rausgehen, Sterne gucken. Ich kanns nicht haben, wenn du sauer bist.“
„Okay“, sagte sie, „aber nicht lang. Und trink nichts mehr.“
Draußen schlug ihnen Orangenblütenduft entgegen. „Wie Schaumbad, nur ohne Chemie", sagte Marek. Jana lachte und knuffte ihn auf den Oberarm. Vorsichtig tasteten sie sich Richtung Meer. Gerade wollte Jana sich auf das Mäuerchen des Kanals setzen, da erstarrte sie. Direkt vor ihnen, Zentimeter entfernt, kollerte der Frosch, ein langgezogener, satter Ton, dann schraubte die Stimme sich hoch, trillerte hell. Erst als der Ton erstarb, merkte Marek, dass Jana seine Hand quetschte. „Mein Gott, ist das Biest laut“, sagte sie. „Und groß ist der.“ Ihre Stimme klang sachlich, doch weit hinten kratzte die Ängstlichkeit eines Kindes. Beruhigend drückte Marek ihre Hand. „Keine Angst“, flüsterte er und zog eine Schnapsflasche aus dem Rucksack. „Ich sag doch, die Viecher nerven. Du kannst mir ruhig mal was glauben. Lass uns die Öffnung abdecken, damit wir heute Nacht pennen können. Vielleicht haut er dann durch den Tunnel ab. Auf die Felder.“
Jana war hinter ihn getreten. „Und wenn das zu weit ist? Erstickt der dann nicht?“ Sie kratzte sich am Arm. „Vielleicht geht’s ja auch so.“
„Wieso das denn jetzt?“ Seine Stimme klang bissiger, als er es gewollt hatte, er blickte auf die Flasche und trank, bis ihm Flüssigkeit über das Kinn tropfte.
Dann fuhr er herum. Etwas hatte sich bewegt. Am Rande des Beckens saß ein zweiter Frosch. „Leuchte mal her“, flüsterte Marek. Wie eine fleckige Beule wölbte sich der Leib des Tieres aus den Pflanzen. Am Kopf blähten sich Hautsäcke, fielen ein, wölbten sich erneut. Ein Auge glomm, der schwarze Spalt darin erlosch, ein Häutchen schob sich darüber. Dann tauchte das Tier ab. Tief unten erspähte Marek zwei weitere Körper. „Du hast Weibchen, Großer“, kicherte er, „viel Vergnügen bei der Hochzeitsnacht.“ Er nahm noch einen kräftigen Schluck, rülpste und schüttelte Janas Hand ab, die ihn zum Haus ziehen wollte. Okay, er war betrunken, aber es fühlte sich gut an. „Zeit für einen flotten Dreier“, rief er, „dir geht‘s besser als mir, kleiner, grüner Bruder, ich hab nur ein Weibchen, und das fickt nicht mehr mit mir. Vielleicht tut sie‘s ja mit Freddy, reitet auf seinem süßen, kleinen Drumstick.“
Jana seufzte. „Hör auf. Ich hab dir hundert Mal gesagt, dass Freddy mich …“ Sie fuhr zusammen, denn aus dem Becken drangen kurze, abgehackte Töne, fast ein Bellen, das sich bis zum Stakkato steigerte. „Was war das“, flüsterte sie, „etwa der Frosch?“
„Wer sonst“, sagte Marek, „der ist auch sauer, der Typ. Weil er so hässliche Weibchen hat. Ohne Arsch, dafür magere Schenkel. Froschweiber sind die hässlichsten Tussen der Welt.“ Er johlte ein paar Töne, zog sie absichtlich lang. „Das wäre mal ein Song. Grüne Weiber ohne Arsch, wie findest du das?“
„Marek, du spinnst, du hast jetzt endgültig genug gesoffen, komm ins Haus.“
„Oder, kleiner grüner Bruder mit dem hässlichen Weib, vielleicht brauchst du auch Schnaps, damit du deine arschlosen Tussen erträgst“, sagte er und goss seine Flasche in einem Schwung in das Bassin. Aus dem Becken drang Zischen, so laut, dass es das Scharren der Platte auf dem rauen Mauerwerk übertönte, als Marek sie über die Öffnung schob. „Nichts zu danken, Grünköpfchen, ich hab Nachschub“, grölte er. „Ich lass euch Hochzeit feiern, und das Zischen treib ich dir noch aus, Meister Frosch.“

*

Als Marek am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich gut. So gut wie seit langem nicht mehr. Durch das Fenster drang frische Luft. Janas Seite des Bettes war leer. Aus der Küche hörte er Geklapper, der Geruch von Rührei zog durch das Haus. Er hatte keine Kopfschmerzen, nichts, obwohl er gesoffen hatte wie ein Loch und keine Erinnerung mehr daran, wie er ins Bett gekommen war. Er wusste nur noch, dass sie sich die halbe Nacht gestritten hatten, alles wegen dem Scheißfrosch, hörte Janas Zetern und das Trillern des Frosches, alles andere war untergegangen in einem graugrünen Traum.
Draußen war es schon warm, der Blütenduft mischte sich mit dem Aroma des Windes, der nach Pinien roch und nach Meer. Als er an der Mauer vorbeistreifte, sah er, dass die Holzlatten weg waren. Hatte er das Bassin im Suff wieder abgedeckt? Oder hatte Jana sie weggenommen?
Aber süß sah sie aus, dachte er, als er in die Küche trat. Sie stand am Herd und hatte irgend so ein Wickelteil um die Hüften geschlungen. Der struppige Hund saß neben ihr und starrte hoffnungsfroh nach oben. Marek trat hinter sie und vergrub seine Nase in ihrer Halsbeuge. Sie roch gut, nach Jana, Eiern mit Speck und etwas Blumigem. „Bratfett?“, fragte er. „Das ist Parfüm, du Troll“, sagte sie, „geh zu deinen Gitarrensaiten, von Frauen verstehst du nichts.“ Sie lachte, aber sie drehte sich nicht um.
„Ich glaube, ich kann froh sein, dass du mir die Pfanne nicht über den Schädel ziehst“, sagte er. „Jana“, seine Stimme wurde rau, „es tut mir leid, ich war betrunken, ich hab keine Ahnung mehr, was los war und warum wir uns gestritten haben, es tut mir leid. Richtig leid.“
Endlich drehte sie sich um. „Du musst mir versprechen, weniger zu saufen, und nimm diesen Scheiß nicht mehr. Wenn du so zu bist, wirst du richtig fies. Ich kenn dich dann gar nicht mehr. Weißt du, was …“
„Ich weiß“, sagte er, ging zum Regal, packte eine Flasche, warf sie in den Mülleimer, dann noch eine, und sah Jana an und warf weiter, bis ihr Gesicht weich wurde. „Das ist der Essig“, sagte sie, deutete auf die Flasche, die er in der Hand hielt, und lachte. Marek schaltete den Herd aus, nahm Jana an der Hand und zog sie mit sich.
Dann stand sie vor ihm. Der Wickelrock spannte sich eng über ihre Hüften. Als er auseinanderfiel, kicherte sie: „Siehst du“, sagte sie, „das ist mein Zauberrock, ein Gewand für Schäferstündchen“, dann zogen sie sich gegenseitig auf das Bett.

Marek fuhr sich durch die Haare, er hatte vier Stunden gearbeitet, hochkonzentriert, der Duft der Orangenblüten belebte ihn, die Melodien flogen ihm zu wie früher. Das Schluchzen des Frosches hatte er in sein Lied eingebaut. Es klang nun wie das Werben eines Mannes. Eine kleine funky line, die sich um die Hauptmelodie rankte. Jetzt könnt ihr Hochzeit feiern, ihr Riesenquaker, dachte er, ich schreib euch ein Liebeslied. Direkt auf den Leib. Von mir aus könnt ihr herkommen, euch unter einen Baum hocken, eine Runde chillen und dabei eine Pfeife durchziehen, das heißt, wenn ihr nicht grad rammelt.
Als Jana ins Zimmer kam, probierte er einen Riff, der zur Bridge überleiten sollte.
„Das klingt gut“, sagte sie.
„Ja, hör‘s dir an.“
Dann spielte er los, zupfte das Intro, deutete Übergänge an, um Jana ein Gefühl für den Aufbau zu geben, summte Melodie und Chorus, dazwischen perlte er ein paar Läufe für das Solo.
„Das ist gut, verdammt gut sogar. Ich wusste es doch, du bist immer noch fantastisch. Und der Text?“
„Ich hab noch nicht alles, aber die ersten Strophen stehen. Hör zu:

When she walked in
Unknown woman with green skin
She was a gorgeous dream of legs

Then she called me love
And she sucked me off
I was stuck to her luscious long legs

Er endete und sah Jana erwartungsvoll an. Sie verzog den Mund, als hätte ihr jemand eine mit Essig gefüllte Praline in den Mund geschoben.
„Green. Hast du green gesungen?“
„Ja, antwortete er, green, g r e e n. Was ist daran Besonderes?“
„Soll das ein Frosch sein?“
„Was weiß ich, ein Frosch, ein Riesenpopel, von mir aus ein Salatkopf. Klingt cool, oder? Ist mir eingefallen, als der Kackfrosch draußen rumgequakt hat. Überhaupt, das halbe Lied stammt von dem.“
Jana schüttelte den Kopf und ging aus dem Zimmer. Marek lief ihr hinterher. „Was ist denn jetzt los, kriegst du deine Tage oder was?“ Draußen auf dem Hof holte er sie ein. „Was ist denn, es war so schön den ganzen Tag.“
„Es ist nur wegen letzter Nacht. Dein Text … und der Frosch.“
„Jetzt lass die letzte Nacht, es ist doch alles wieder gut. Ich saufe nicht und lass den Quaker in Ruhe. Es war so schön. Wie früher.“ Er zupfte an den Trägern ihres Tops und schob sie hinunter, streichelte über ihre Schultern. Jana drehte sich zu ihm um. In ihren Augen flackerte eine vorsichtige Regung. Dann zog sie die Träger hoch. „Du erinnerst dich nicht mehr an letzte Nacht, vielleicht … ach, lass mich einfach.“
Er wollte sie küssen, doch sie drehte den Kopf weg und streifte mit den Lippen seine Wange, eine Geste wie von einer Mutter, die sauer auf ihr Kind ist und es dann tröstet, weil Leute zuschauen. Als sie zurück ins Haus ging, fiel Marek ein, dass sie ihn auch nicht auf den Mund geküsst hatte, als sie miteinander geschlafen hatten.

*

Der neue Song stak in jedem Winkel seines Hirns. Wie ein Splitter, den man unaufhörlich spürt, der jedoch nicht schmerzt, sondern Energie-Wellen sendet. Vibrationen voller Kraft, die als Echo von jedem Stein, jedem Balken zurückgeworfen wurden, wenn Marek summend durch die Räume strich. Selbst in der Nacht stahl sich das Lied in seinen Schlaf und verband sich mit den Tiergeräuschen zu einem treibenden Rhythmus.

She glued my balls
and she chipped my soul
cocksucking mindsucking frog

Jana mochte den Refrain noch weniger als den Beginn. Dieser Ort sei nicht gut für ihn, sagte sie. Sie wollte sogar abfahren. Aber er brauchte das Haus, die Einsamkeit. Hier ging es ihm endlich wieder gut. Misserfolg war ein Schicksal, das immer nur andere befallen hatte. Ihn doch nicht. Als er dann merkte, dass er doch an der Reihe war, hatte sich der Zweifel schon tief in die Knochen gebohrt und sie von innen ausgehöhlt. Er war zusammengefallen wie eine Marionette, der jemand die Fäden durchtrennt hatte. Er erinnerte Jana an diese schwere Zeit, bat sie zu bleiben, bettelte, bis sie ihm noch eine kurze Frist versprach. Aber bald schon, das musste er schwören, würden sie fahren. Er kapierte das alles nicht. Seine freche, liebevolle Jana mäkelte an dem besten Song rum, den er jemals geschrieben hatte, hockte stundenlang am Froschbassin, neben sich den Hund wie einen knopfäugigen Bodyguard, und glotzte in die Tiefe.

Nur die Kopfschmerzen, die waren widerlich. Das kam von dem unaufhörlichen Arbeiten. Er schlief nicht, er aß nicht. Er komponierte. Er eilte sich, aber die Arbeit an dem ersten Song, die dehnte und kostete er aus, als würde er lange, glatte Schenkel genüsslich streicheln, immer höher hinauf, sie öffnen und spreizen, ganz langsam. Er lächelte, als er daran dachte. Vor dem Urlaub hatten er und Jana zwei Monate Sendepause gehabt und gestern Abend hatten sie gleich dreimal miteinander geschlafen. Sie hatte nach Blüten und feuchter Haut gerochen, nach Jana eben. Ihr Körper bog und wand sich unter seinen Händen, er konnte kaum glauben, dass man sich so bewegen konnte. Und wenn sie ihn ansah, kurz bevor sie kam, wusste er Bescheid: nie zuvor hatte er es so gebracht. Und jetzt? Jetzt wollte er nur noch komponieren, hoffentlich kam sie nicht und störte. Jetzt waren ihre Blicke und Berührungen zu viel. Wie etwas, das sich an ihn klebte, etwas Schmieriges. Einen Wimpernschlag lang schämte er sich für diesen Gedanken, dann griff er grübelnd zu seinem Bleistift und schnupperte. Merkwürdig, wie konnte ein Stift modrig riechen. Irgendwie stank heute alles modrig. Sogar die Orangenblüten. Sogar Jana. Noch einmal schnupperte er an dem Holz.

And when the night was over
My prick was like a snake
She deformed me into a fertile monster

Das ist es, dachte er, steckte sich den Stift hinter das Ohr und griff zur Gitarre.

*

Marek war eingenickt, die Hand am Gitarrenhals. Er hatte von Jana geträumt, die sich Wasserpflanzen ins Haar flocht und mit Freddy über seinen Song lästerte. Wo war sie? Suchend schaute er sich um. Vielleicht saß sie mal wieder unter den Orangenbäumen. Oder am Bassin. Vielleicht wartete sie ja auch, bis der Froschkönig aus den Fluten stieg, und vielleicht hatte der Dreadlocks wie Freddy.
Die Umrisse des Beckens verschwammen im Abendlicht, so dass er erst an eine Sinnestäuschung glaubte, als er den riesigen Klumpen auf der Einfassung sah: der Frosch. Marek griff nach einem Stein und schleuderte ihn nach dem Tier. Ganz langsam, als wollte es ihn genau beobachten, glitt es auf dem Rand weiter. Die Beine spannten sich an und streckten sich, verharrten, als wollte das Tier ihm seine Größe und die weißumrandeten Flecken zeigen. Die Augen fixierten Marek, Schlitze in einem dunkelgelben Mond. Dann verschwand es. „Verpiss dich, Meister, was hast du gefressen, dass du noch fetter bist? Womit hat Jana dich gefüttert? Ich mach dich platt.“ Marek griff einen weiteren Stein. Vorsichtig beugte er sich über die Öffnung. Von unten hörte er leises Rauschen, dazwischen dumpfes Schmatzen und ein Vibrieren, als presste jemand Luft durch die Lippen. Erschrocken schnappte Marek nach Luft. Das Tier saß auf einem kleinen Vorsprung oberhalb der Wasseroberfläche und starrte ihn an. Dann öffnete es sein Maul und zischte. Tief unten am Boden ahnte er die Umrisse von mindestens zehn weiteren Tieren.
Marek griff wahllos Steine und schleuderte sie, bis Blasen ihm das Verschwinden der Frösche anzeigten. „Drecksbande“, knurrte er, „… muss fröscheln heißen, nicht vögeln.“ Er lachte laut, doch sein Magen brannte. Schnell ruckte er das Brett über die Öffnung. Vielleicht sollte er irgendwas reinschütten. Gift, Kloreiniger, seinen Schnaps. Er kicherte. Wenn er schon dabei war, konnte er auch dem gluckenden Huhn die Sache versauen. Schluss mit Brüten direkt unterm Schlafzimmerfenster. Doch die Kuhle, in die das Huhn sich gestern geschmiegt hatte, war leer. Zwei Federn lagen auf dem Boden.
„Na gut“, knurrte er, „bin ich dich los, Scheißvieh.“
Als er um die Ecke bog, sah er Jana, in ihrer Hand hielt sie Federn.
„Was hast du mit dem Huhn gemacht? Oder hat Knopfauge die Beißerchen ausgefahren?“ Mareks Blick streifte den Hund, der ihn leise anknurrte.
„Die Hühner sind weg. Und …“ Ihre Mundwinkel zuckten, als wollte sie etwas sagen, verkniff es sich aber.
„Wieso sind die Hühner weg? Abgehauen oder was? Und wieso bist du so komisch? Ist es etwa schon wieder wegen dem Song?“
„Das ist jetzt egal. Ich war beim Auto. Es ist kaputt.“
„Was heißt das.“
„Das heißt, es ist kaputt. Es springt nicht an. Null.“ Jana sah auf den Boden.
„Komm, das kann nicht sein, das Auto ist neu.“
„Dann geh doch hin, schau nach!“ Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
„Dann müssen wir den Vermieter anrufen.“
„Was denkst du wohl, was ich machen wollte, aber mein Handy ist weg. Und deins auch.“
„Wieso sind die Handys weg?“
„Sie sind halt weg, ich weiß es doch nicht.“
„Ein Handy kommt doch nicht einfach so weg. Und was hast du überhaupt beim Auto gemacht, wir wollten erst morgen fahren.“
Jana sah zu dem Schuppen, in dem das Auto stand, und zuckte mit den Schultern. Irgendetwas kam ihm vertraut vor an dieser Bewegung. Dann wusste er es. Genauso hatten sie gezuckt, als sie behauptet hatte, sie würde sich das Rauchen abgewöhnen, obwohl in ihrer Tasche ein funkelnagelneues Päckchen steckte.
„Wolltest du ohne mich weg?“
„Ach Marek!“
„Du bist schon die ganze Zeit mies drauf, meckerst rum, wenn ich das Lied spiele. Du ziehst mich richtig runter. Gerade jetzt.“ Er holte tief Luft. „Vielleicht sollten wir mal reden.“
„Ich rede doch schon die ganze Zeit, ich erklär dir, dass ich hier weg will. Die Frösche werden immer fetter. Und was machst du? Du sitzt ununterbrochen an der Gitarre, schreibst und singst und schreibst. Du bist wie besessen von deinem verdammten Lied und diesen ekelhaften Viechern.“
„Das musst du grad sagen. Du hockst doch die ganze Zeit bei denen und hältst Händchen mit diesen Sumo-Quakern. Wahrscheinlich hast du die mit den Hühnern gefüttert.“ Er biss sich auf die Lippen, so aggressiv hatte das nicht klingen sollen.
Jana sah ihn von oben bis unten an, ihr Blick stoppte, weitete sich, sie holte krampfhaft Luft. Dann sah er nur noch ihren Rücken und die Tür, die hinter ihr zuschlug.

*

Das Quaken der Frösche teilte die Nacht in Phasen. In die Abschnitte, wenn Jana neben ihm kauerte und den Hund streichelte, und in die, wenn sie irgendwo draußen herumwanderte. Weiß Gott, was sie da trieb.
Er wachte auf, als es dämmerte. Jana war schon wieder weg. Er hatte von ihr geträumt, schillernd grüne Träume, in denen sie am Brunnen saß, den Schoß voller Frösche. Seit gestern Abend war sie noch komischer. Und blass. Wie ein Froschbauch. Er schüttelte sich. Von draußen ertönte ein Summen, ein tiefer Laut, kaum hörbar, doch er spürte ihn in Kopf und Bauch und Eiern, wie er zog und an ihm zerrte. Als er vor die Tür trat, wurde das Summen lauter, er hielt sich die Ohren zu, schwankte, sein Fuß traf etwas Weiches. Ein grünbrauner Körper sprang. Marek starrte hinterher, sah weitere Tiere, die vor ihm auswichen, als er auf den Hof taumelte, sah es und erfasste doch nicht, was er sah, zu sehr summte es in seinem Inneren. Der Boden bis zum Bassin wimmelte von Fröschen. Ein Teil der Mauer, die Bretter, das Gitter, sie sahen aus wie geschmolzen. Mitten in dem Gequirle stand Jana. Die Frösche sprangen an ihr hoch, saugten sich fest. Immer mehr wurden es, bis ihre Schenkel mit Klumpen übersät waren. Jana stand erstarrt, sie wehrte sich nicht, dann hob sie die Arme, als wollte sie um Hilfe bitten oder – etwas in ihm zuckte grell, segnete sie etwa das grünbraune Meer? Endlich ließ ihn das Summen los, er brüllte, und obwohl sie nicht reagierte, brüllte er weiter, ergriff einen Besen, schlug die Frösche von ihren Beinen, schob Jana hinter sich. Endlich klammerte sie sich an ihn. „Haut ab, Drecksviecher, ihr kriegt meine Frau nicht.“ Mit weiten Armbewegungen schwang er den Besen vor sich, kehrte, schrie. Ein Frosch sprang hoch, Marek zerrte ihn von seiner Haut, kehrte weiter, schnell jetzt, nur noch ein paar Meter, fühlte kitzelndes Tasten am Schenkel.
Als die Tür zuschlug, schlüpften ein paar Frösche mit hinein, griffen an, bis Marek zutrat. Unter seinen Füßen knackte und schmatzte es, er stampfte, bis der Boden mit zuckendem Brei überzogen war. Von draußen hörte er ihre Körper gegen das Holz prallen.
„Das brennt“, sagte Jana, sie weinte. Er wusste, dass sie Trost wollte. Aber sie stank. Blut sickerte an ihren Beinen hinab, bahnte Linien in den grünen Schleim, mit dem die Schenkel überzogen waren. „Das wird gleich besser“, sagte er, „mich haben sie auch berührt, das ist nicht schlimm. Es brennt nur ein bisschen. Gleich ist es vorbei.“ Er nickte. „Die Viecher sind mutiert, vielleicht haben sie Hanf gefressen.“ Er lachte künstlich, irgendwie musste er sie ablenken, damit sie sich beruhigte. „Marek“, sie fasste ihn am Arm, doch er drehte sich weg, ihm wurde übel von ihrem Geruch. Wie faulige Blumen. Jana strich über seinen Rücken, presste sich in seine Arme, zerrte an ihm, bis er sie abschüttelte. Hatte sie ihn eben tatsächlich zum Bett ziehen wollen? „Das meinst du doch nicht ernst“, sagte er. Sie senkte den Kopf, stand da mit hängenden Schultern, machte auf Mitleid. „Das ist krank“, er schob sie zum Badezimmer. „Komm, wasch dich erst mal.“ Er schloss die Augen. Jana, Jana, dachte er, lass mich in Ruhe, ich habe genug von dem Scheiß. Er strich sich über die Stirn, starrte an die Wand, ausgerechnet jetzt fiel ihm ein, wie er das Lied beenden konnte.
„Marek“, ihre Stimme war brüchig. „Bitte schreib nicht an ...“
„Nur die paar Zeilen“, sagte er und griff nach einem Blatt Papier.

I went to the wise man
But he couldn´t help me
because frog woman has married me

Er sang die Strophe laut. Dann schaute er sich um. Jana stand immer noch da, ganz still. Dann sang er den Refrain. Und sah sie dabei an.

She glued my balls
And she chipped my soul
Mindsucking cocksucking wife

Sie schluchzte, nur einmal, dann sagte sie: „Lass mich gehen. Allein, wenn du nicht willst.“ Marek schnaubte. Was sollte das jetzt? Wollte sie über ein Froschmeer latschen?
Von draußen erklang das Platschen der Tierkörper. Dann ein Jaulen. Scheiße, der Hund. Marek öffnete, Frösche quollen herein. Er trampelte und schlug um sich, bis er sie erledigt hatte, dann sah er hinaus. Der Hund stand im Hof, den Rücken an die Wand des Schuppens gepresst. Vor ihm drängte sich eine endlose, wimmelnde Schicht von Leibern. Grüngrau, quallig, eine zappelnde Wand, die sich immer näher an den Hund heranschob. Der hatte die Lefzen hochgezogen und knurrte, das Fell gesträubt, die Ohren steif nach vorne gerichtet. Dann sprang der erste Frosch, der Hund fing ihn in der Luft, schüttelte, blutiger Brei spritzte, dann löste sich der zweite, wieder schnappte der Hund, immer mehr Froschleiber schossen ihm entgegen, kleine weiche Torpedos, die ihr Ziel fanden, sich wie Saugnäpfe anhefteten. Die Schnauze des Hundes tickte wie ein Uhrwerk, fasste, schüttelte, unermüdlich, doch die Froschleiber flogen, immer mehr, immer schneller, bis der Hund unter dem Beschuss zusammenbrach, zu einem unförmigen Klumpen wurde, der unter graugrüner Decke zuckte, schwächer und schwächer, sich noch einmal aufbäumte und die oberste Schicht abschüttelte, dass sie wie Tropfen davonflog, dann war es vorbei. Als die Frösche fertig waren, blieb der Leib des Hundes zurück. Unbehaart, er sah aus wie gekocht.

Als Marek sich umdrehte, stand Jana hinter ihm. „Rudi“, sagte sie.
„Wovon redest du?“
„Der Hund, ich hab ihn so genannt.“ Sie weinte. „Er sah aus wie ein Rudi.“ Sie wandte sich vom Fenster ab und hockte sich auf das Bett. Marek setzte sich neben sie, wollte sie trösten, Gestank hin oder her, doch sein Blick fiel auf die Tasche, die sie in der Hand hielt. „Du wolltest wirklich weg?“ Er riss sie ihr weg, ganz oben lag ein Blatt. Mindsucking frog stand darauf. In seiner Schrift. Immer schneller wühlte er. Sie hatte alles eingesackt. Bis auf die letzten Zeilen, die er vorhin geschrieben hatte.
Als er ihr in die Augen schaute, zappelte weit hinten ein spöttischer Punkt, erst ganz klein, dann wurde er immer größer, bis er ihn deutlich sah. Die Erkenntnis schlug ein in seiner Brust, jagte das Herz in einen fremden Rhythmus. „Du wolltest wirklich abhauen. Erst mit dem Auto. Und jetzt wieder. Und ich? Ich sollte wohl der Riesenbraten werden für die Frösche. Das gibt’s nicht. Erst fütterst du die Viecher mit Hühnern, dann haust du ab. Mit meinen Songs.“
Sie senkte den Kopf, hob ihre Schultern, schluchzte, ein flehender Laut, der in einem Husten endete. Gekonnt, dachte er, wirkt fast echt. Er packte sie an den Schultern. „Das ist so widerlich, du hast mich die ganze Zeit verarscht. Du bist wie das Froschweib aus meinem Lied, baust mich auf und dann machst du mich zum Freak. Warum tust du das? Warum?“ Ein Glühen breitete sich in ihm aus, strahlte in seine Arme. Ein Infarkt, dachte er, dann merkte er, dass er sich bewegen konnte, dass es Wut war, die ihn zerriss, wenn er sie nicht aus sich herausschrie. Dann stieß er Jana von sich, so heftig, dass sie mit dem Kopf gegen die Wand prallte. Es krachte, dann sackte ihr Körper zusammen und ihre Augen verdrehten sich. Von draußen hörte er lautes Kollern, das immer mehr anschwoll.
„Scheißviecher, habt ihr Hunger, jetzt, wo euch die Futtermagd nicht mehr bedient?“
Der zappelnde Punkt in Janas Augen war ganz nach hinten gerutscht. Oder es hatte ihn nie gegeben. Sie sah klein aus, ein Kind mit zu großen Augen im dünnen Gesicht. Erst da fiel ihm auf, dass es totenstill war. Der Hof war leer.

*

Licht kroch durch die Öffnungen des Fensterladens, milchige Streifen, die das Zimmer rasterten. Marek spähte hinaus. Hinter ihm kollerte es. Waren die Viecher zurückgekommen? Aber es war Jana. Sie schlief. Er blickte sie an, ohne irgendetwas zu tun. Sie war immer noch schön, die Frau, die ihn verraten hatte. Er hatte es nicht gewagt, sie zu bewegen, nachdem er sie auf das Bett gelegt hatte. Zwischen ihren Lippen blähte sich Spucke. Sie stank. Nur einmal hatte er so etwas gerochen, das war, als jemand Knochen in eine Blumenvase geworfen hatte. Er würgte. Janas Haut war blass, Entzündungen zogen sich wie Maserungen über ihre Beine, die Flächen dazwischen verfärbten sich graugrün. Meine Frau wird zu einem Frosch, schrie es in ihm, die Viecher brauchen dich gar nicht zu fressen, kleine Jana, sie holen dich so. Er musste sie wenigstens verbinden. Weit hinten, in seinem Schrank gab es Verbandszeug, er fingerte zwischen T-Shirts, fühlte die weichen Plastikpäckchen, bis seine Finger etwas Hartes tasteten. Er zog es heraus und starrte darauf, er braucht lange, bis er erkannte, was die unförmigen, zerschlagenen Gebilde waren. Handys. Verbogene, zertrümmerte Handy-Klumpen. Hatte Jana das getan? Aber sie wäre doch niemals so bescheuert, die Reste ausgerechnet in seinem Schrank zu verstecken. Ein wehes Gefühl sprang ihn an, als füllte sein Inneres sich mit Splittern. Er atmete tief ein, wartete, bis er sich beruhigt hatte, nur nicht denken, nur tun, was nötig war, griff nach dem Mull und dem Desinfektionsmittel und verband Janas Beine. Sie wachte auf und starrte ihn an. Von draußen hörte er das Tocktock der Frösche, sie waren zurück. Er spähte aus dem Fenster, für einen Moment sah Marek lange Schenkel, die zum Sprung ansetzten, direkt auf ihn zu. Er schüttelte den Kopf. Als er sich umdrehte, hatte Jana sich aufgerichtet. Ihre Augen glänzten. Er packte sie an den Händen und befahl ihr, ruhig zu bleiben. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatten die Frösche die Wände der Hütte gefressen und dann würden sie beide in einem Meer von Froschleibern untergehen. Er musste bei Verstand bleiben.
„Ich habe dich so geliebt. Was ist mit uns passiert?“
Jana sah ihn an und schüttelte den Kopf.
„Doch. Du hast die Frösche gefüttert. Und du wolltest weg mit meinem Lied.“
„Marek, ich habe deine Hände gesehen, gestern, als ich vom Auto kam. Blut und Öl. Du hast das Auto kaputt gemacht und die Frösche gefüttert. Wahrscheinlich hast du auch die Handys versteckt. Damit wir hier bleiben. Und alles wegen diesem verdammten Lied. Ich wollte es mitnehmen, ja, aber nur, damit du nachkommst.“ Sie stockte, flüsterte nur noch. „Ich wollte dich retten. Vor den Fröschen, vor dir.“

Als sie die Augen schloss, und den Kopf zur Seite drehte, ruckte die Welt und riss alles mit sich bis auf den Hof mit dem Brunnen und dem kleinen Haus. Die hatte sie vergessen. Mitten in dem Schweigen, das nun vor ihm stand, klaffte ein Riss, ein Riss, der sich immer weiter öffnete. Und er sah die Nacht, in der er glühend vor Eifersucht seine Frau packte und sie zwingen wollte, ihre Hand in das Bassin zu tauchen, es war Spaß, böser Spaß und auch ein bisschen Ernst. Sie hatte sich festgehalten und geschrien, bis er von ihr abließ. Und dann hatte sie geweint. Und das machte ihn noch wütender, so sehr, dass er in das Bassin griff und das Wasser mit seinen Händen durchfurchte wie mit einer Gabel aus Fleisch, bis er eines der Tiere am Bein ergriffen hatte. Er zog das strampelnde Ding heraus und riss daran, bis sich ein zartes Gelenk vom Leib löste und blutige Fetzen zu Boden fielen. Und er lachte, als er das Schluchzen der Frösche hörte, er lachte weiter, weil er sich böse fühlte, und das konnte gar nicht sein, nicht bei ihm, aber es machte Spaß, richtig Spaß, und es konnte auch nicht sein, dass da ein Frosch vor ihm saß und er als einziger ihn verstand. „Du hast mir den Gefährten genommen, du sollst ihn ersetzen. Und alle, die dich schützen, werde ich verderben.“ Da wusste er, es gab keinen Froschkönig, das war ein Märchen, es gab immer nur die Königin. Er sah Janas ungläubiges Gesicht, ihre panischen Versuche, das Tier zu verscheuchen. Dann schnellte der Frosch auf ihn zu, kühle Glätte traf seine Haut, eine Zunge wischte in Mund und Auge. Die Froschkönigin küsste ihn.

Als Marek sich umdrehte, war Jana still, leblos, als wäre sie tot. Von draußen hallte Gekreisch, brandete zu ihm wie eine Welle aus Tönen, in die sich ein monotones Pochen schlich. Ein Gleichklang von Körpern, die sich lösten und landeten, ganz leise, dann immer lauter. Sie kamen. Ein Meer von Leibern, aufeinander, untereinander, saugen und schmatzen, immer näher, bis sie bei ihm waren, ihn auf sich luden, auch wenn es die unterste Schicht zerquetschte. Immer mehr drängten sich übereinander, so viele, dass sie sich zu einem wogenden Teppich vereinten, auf dem er lag, ein letztes Mal den Himmel sah und die Sterne, bis grünliches Wasser über ihm zusammenschlug.

 

Hallo Novak,

Die Geschichte hat mich wieder sehr beeindruckt. Ich kann mir vorstellen, dass der "Schwierigkeitsgrad" beim Schreiben sehr hoch war, da stecken ja auch mehrere Herausforderungen drin. Einmal sind Frösche ja nicht von Natur aus gruselig, und dann die Umsetzung mit so einem unzuverlässigen Erzähler. Das funktioniert aber beides sehr gut - die Frösche wirken mysteriös und bedrohlich, und es kommt auch richtig gut rüber, dass Mareks Wahrnehmung sich verschiebt.

Und auch wie der kreative Prozess des Songschreibens sich in die Geschichte einfügt, fand ich ganz toll. Das ist ja auch nicht gerade leicht, die Wirkung von Musik in einem geschriebenen Text herauszuarbeiten, aber nach "Fucking Special" ist das schon die zweite Geschichte, wo dir das gelungen ist. Ich hab eine Melodie für den Frosch-Song im Kopf :)

Ein paar ganz kleine Textsachen:

Ein widerliches Spektakel.
Das ist ein reines Bauchgefühl, aber widerlich ist ein Wort, was ich nicht für eine Geräuschkulisse verwenden würde. Eher so was wie schrecklich, nervtötend, furchtbar.

Als er vor das Haus trat, sah er, dass die Holzplatte weg war. Hatte er das Bassin im Suff wieder abgedeckt? Oder hatte Jana sie weggenommen?
Das hab ich nicht verstanden. Ich kann mir das noch nicht so richtig vorstellen, wie weit das Froschbassin vom Haus entfernt ist. Es macht den Eindruck, dass es ein Stück weg ist, denn als Marek das erste Mal dem Schluchzen nachgeht, läuft er ja ein Stück vom Haus den Pfad entlang. Und die Holzplatte legt er ja auf die Öffnung, als er den ersten Frosch sieht. Aber an der Stelle tritt er aus dem Haus und sieht sofort, dass die Holzplatte weg ist ... das hat mich etwas verwirrt.

My prick was like a snake
Ich wäre dafür, hier cock zu nehmen, dann passt es besser zu dem "mindsucking, cocksucking" im Refrain. Ist aber auch nur so ein Bauchgefühl.

„Was heißt das.“
Da müsste noch ein Fragezeichen hin.

Wahrscheinlich hast du die Hühner an sie verfüttert.“ Er schlug sich vor den Mund, das hatte er nicht sagen wollen.
Das ist eine ziemlich theatralische (oder kindliche) Geste, das passt wirklich nicht so zum Marek. Dass es ihm leidtut, das gesagt zu haben, kannst du auch ohne das deutlich machen, denke ich. Später, als ihm einfällt wie er den Song zuende schreiben muss, passt es schon eher, aber so als "ups, das ist mir rausgerutscht"-Geste finde ich es übertrieben.

Grüße von Perdita

 
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Hallo dot,

dein Lob hat mich total gefreut. Dass es so rund und fein und verwoben ankommt für dich, ich hätte das gar nicht gedacht, weil ich mich doch zwischendrin ganz schön damit verstrickt hatte. Umso besser, dass es bei dir geklappt hat. Und ja, ernst nehm ich das Schreiben schon, du weißt ja Blut und Schweiß und Chili und so :lol:, ich finde das sind hervorragende Zutaten für eine Horrorgeschichte. :D
Arbeit hat sie gemacht, die süße kleine Geschichte, und zwar nicht zu wenig. Ich bin ganz entsetzt, dass man immer noch Fehler finden kann, wie den Vertipper ganz zum Schluss. Überhaupt gut, dass du mir noch ein paar Sachen rausgesucht hast. Einiges habe ich ohnehin schon verbessert. Bei ein paat wenigen überlege ich noch, wie ich es mache, bin momentan etwas landunter arbeitsmäßig, da überlegt es sich einfach nicht mehr richtig gut. Ich konnte alle Hinweise absolut nachvollziehen.
Und was mich echt immer sprachlos macht, dass ich offensichtilich andauernd so weibliche Verhaltensweisen meinen armen männlichen Protagonisten auf den muskulösen Körper schreibe. Hab meinen Freund gefragt, ob Männer sich nicht vor den Mund hauen. Er war völlig empört. Also du hast eindeutig Recht.

Ich mag die beiläufige Beschreibung der Lokation und der Personen, ich war sofort drin, roch und fühlte die Umgebung, sehr atmosphärisch das ganze. Gut, ich bin halt auch der Verfechter des subtilen Horrors und so stösst deine Geschichte bei mir auf fruchtbares Ackerland.
Boah ist das schön, weiter so.

Allerdings wurde mir Marek schon fast sympatisch in seiner Schaffenskrise, so dass ich ihm das Böse erst gar nicht so recht abkaufte. Erst wo er Froschmanns Schenkel zerriss, da mochte ich ihn nicht mehr. Und das war gut so! ;)
Super, dann hat das bei dir geklappt, ging ja fiz ähnlich, dass sie ihm das Böse nicht zugetraut hat. Sie wollte ihn ja ein ganz kleines bisschen abgründiger haben (von Anfang an) ich hab da nur ein paar ganz ganz wenige Sachen weggelassen bzw. abgeändert. Ist wohl trotzdem einfach so, dass der Marek erst bei der Auflösung wirklich unangenehm wird. Aber das passt schon.

Ich weiss, man kann viel Vergleiche wie zu "Shining" anstellen, und auch mich hat der Kniff mit der Rückblende und dem Twist am Ende spontan an Kings "Das verborgene Fenster" erinnert, obwohl da definitiv keine Frösche im Spiel waren, aber eben die Beziehungskiste auch eine Rolle spielte. Trotzdem, dein Stück ist eigenständig, hat mit Froschkönigin und gestrandetem Musiker zwei hübsche unverbrauchte Grundpfeiler.
Ich kann meine Lesewurzeln wohl null verleugnen. Aber das macht nix. Solange was Unverbrauchtes dabei ist, ist das für mich ok. Das verborgene Fenster kenn ich gar nicht, muss ich mir mal anschauen.

Die Hand im Nacken/Zopf - da mach ich noch was.
Und du hast es ganz richtig gesehen, ich wollte ihn da schon so ein bisschen besitzergreifend darstellen.

Das Netz ist geändert. Danke für das Drahtgeflecht.

Rest der Flasche, das überleg ich, weil der Rhythmus ein bisschen leidet, wenn ich das einsetze, sonst wärs eh kein Thema, dass ich es übernehmen würde. Muss noch mal in Ruhe draufschauen.

Das ordne ich eher - wie Halskettennesteln - einer weiblichen Person zu. Wir beissen uns da doch eher auf die Unterlippe. ;)
Also an zumindest einer Stelle beißt er auf jeden Fall. Die andere überleg ich noch, was ich da stattdessen einsetze.

Wär's nicht stärker, wenn 'dir' am Ende steht? „Ich wollte dich retten. Vor den Fröschen, vor dir.“
Hab schon verändert. Hast völlig Recht.

Lieber dot, vielen herzlichen Dank für Lesen, Einruck sagen, Loben und für die Korrekturen. War super.
Viele liebe Grüße von Novak

Hi Perdita, oh wie schön, ich freu mich, dass du da bist und mich dann auch noch kommentierst. Ich antwort auch gleich ganz ordentlich. Aber erst nachher. Versprochen.
Ganz liebe Grüße


Hallo Perdita, gestern Abend klappte es nicht mehr, also jetzt.

Die Geschichte hat mich wieder sehr beeindruckt. Ich kann mir vorstellen, dass der "Schwierigkeitsgrad" beim Schreiben sehr hoch war, da stecken ja auch mehrere Herausforderungen drin.
Genau so war es, ich weiß nicht, ob du es mitgekreigt hattest, aber ich war zwischendrin von Fröschen völlig abgenervt. Und eines der Probleme war tatsächlich, ob Frösche einen genügend hohen Gruselfaktor abgeben. Sind halt so quakende hüpfende Viecher. Als ich aber vor einem Jahr tatsächlich an der Mittelmeerküste der Türkei war und die fürchterlichen Geräusche von ein paar fröschlichen Riesenexemplaren hören durfte, hab ich Fröschen gegenüber eine klein wenig andere Haltung gewonnen. Aber grundsätzlich sehe ich das ähnlich wie du. Kröten sind eindeutig schlimmer.
Dass man Mareks Veränderung mitbekommt, das freut mich, auch das ist keine ganz einfach Geschichte. Man muss ja schon Andeutungen legen, sonst fühlt der Leser sich verarscht. Aber sie dürfen auch nicht zu deutlich werden.
Dass Musik für mich eine große Rolle spielt, ja, das stimmt, und dass es mir dann auch noch gelingt, die Wirkung der Musik erzählend darzustellen, Mensch, das freut mich.

Das ist ein reines Bauchgefühl, aber widerlich ist ein Wort, was ich nicht für eine Geräuschkulisse verwenden würde. Eher so was wie schrecklich, nervtötend, furchtbar.
Da bin ich ehrlich gesagt ziemlich neutral, und nervtötend passt auf jeden Fall. Ich prüf nur noch, ob es dann nicht eine Wiederholung gibt. Aber kann ich auf jeden Fall nachvollziehen.

Aber an der Stelle tritt er aus dem Haus und sieht sofort, dass die Holzplatte weg ist ... das hat mich etwas verwirrt.
Da muss ich schauen, wie ich das machen kann. Uch denk, du hast Recht. Ich hab ja nachgebessert, Marek ein Stück gehen lassen, es sollte aber kein großes Stück sein und ich wollte eigentlich, dass man, wenn man weiß, wo das Bassin liegt, es auch vom Haus aus sehen kann. Aber vielleicht ist mir beim Überarbeiten was entflecuht. Ich guck nach.

prick/cock - Ich prüf mal wie sich das eine und das andere anhört.

Fragezeichen wird eh eingebaut

Und Mareks theatralische Geste wird weichen müssen. Auch dot hatte ja schon darauf hingewiesen dass das nicht passt. Also, da habt ihr Recht.

Liebe Perdita, vielen Dank für deine Tipps und dein motivierendes Lob. Ich freu mich dass du die Geschichte mochtest.
Und ich freu mich (ohne Druck machen zu wollen, einfach nur als Freude) auf deine nächste Geschichte. Seit du nicht mehr so viel Zeit hast, ist das TdS in Horror völlig eingeschlafen. :dozey: Du wirst gebraucht. :)
Ganz liebe Grüße, lass es dir gut gehen
Novak

 
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Hallo Novak,

nun habe ich sie nach der Überarbeitung noch einmal gelesen, Die Hochzeit der Frösche 2.0.

Mir gefällt sehr gut, was du aus deinem Stoff gemacht hast, wie du ihn geordnet, strukturiert und verdichtet hast. Ich schrieb es schon mal an anderer Stelle, mir macht die Nachbearbeitung meiner Texte fast so viel Spaß, wie sie zu schreiben, ich halte es für einen besonders kreativen Prozess.

Oft ist die erste Version einer Geschichte fast noch wie ein Stück Holz, und erst durch die Nachbearbeitung erzeugt man Form, Struktur, Feinheiten und Tiefe. Das konnte ich bei dem Prozess deiner Textarbeit erkennen, diese Entwicklung der Handlung und der Figuren.

Durch die Verdichtung, aber auch durch notwendige Ergänzungen und Beschreibungen hat die Geschichte atmosphärisch gewonnen, und deine Figuren sind nachvollziehbarer geworden.

Die Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, wie durch Textarbeit aus einem guten ein sehr gutes Ergebnis werden kann. Der Spannungsaufbau ist klassisch, das hattest du aber auch schon vorher so.

Ein besonderes Plus der Story ist ihre wirklich fantasievolle Grundidee und das geschickte Verweben der Story mit dem kreativen Prozess eines Songtext, der parallel zum wachsenden Grauen entsteht. Du hast s ja so ein wenig mit der musikalischen Seite in deinen Geschichten, da spürt man richtig Leidenschaft.

Da wollte ich dir mal das Buch "Music from Big Pink" von John Niven empfehlen. Vielleicht kennst du es auch schon. Ein grandioses Buch über Musik, ich bin mir sicher, das würde die sehr gut gefallen!

Auf jeden Fall ist dieser Songtext ein ungewöhnlicher roter Faden durch die Story. Das ist wirklich eine schöne Idee.

Ich hab noch ein paar Kleinigkeiten anzumerken.

Ein wenig hadere ich mit dem ersten Absatz, bin mir aber unsicher, ob meine Ideen wirklich besser sind.

Ich schreibe mal meinen Vorschlag auf, aber einfach nur zu Orientierung:

Der Morgen war, als hätte ihn jemand in den Tag gerotzt. Marek steckte sich eine Zigarette an, verzog das Gesicht, warf sie auf den Boden und trat sie achtlos aus. Er musste einen Song schreiben. Jetzt, hier, sofort. Obwohl ihn das Kläffen und Jaulen von Hunden die ganze Nacht wachgehalten hatte. Jetzt schwiegen sie, dafür krakeelten Hähne, was die Hunde wieder anfeuerte. Ein widerliches Spektakel. Am meisten aber nervte das Schluchzen.

Auch für den zweiten Absatz hätte ich einen Vorschlag:

Als Jana nach ihm rief, waren vier Stunden vergangen.
„Wie läuft‘s?“
Er deutete auf den vollen Papierkorb.

Ich finde es lustiger, wenn er gar keine Antwort gibt!

Und dann fiel mir noch ein Ungereimtheit auf, daran kannst du sehen, wie intensiv ich die Story gelesen habe:

Als Marek am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich gut. So gut wie seit langem nicht mehr. Durch das Fenster drang frische Luft. Janas Seite des Bettes war leer. Aus der Küche hörte er Geklapper, der Geruch von Rührei zog durch das Haus. Er hatte keine Kopfschmerzen, nichts, obwohl er gesoffen hatte wie ein Loch und keine Erinnerung mehr daran, wie er ins Bett gekommen war. Er wusste nur noch, dass sie sich die halbe Nacht gestritten hatten, alles wegen dem Scheißfrosch, hörte Janas Zetern und das Trillern des Frosches, alles andere war untergegangen in einem graugrünen Traum.
Als er vor das Haus trat, sah er, dass die Holzplatte weg war. Hatte er das Bassin im Suff wieder abgedeckt? Oder hatte Jana sie weggenommen?
Aber süß sah sie aus, dachte er, als er in die Küche trat. Sie stand am Herd und hatte irgend so ein Wickelteil um die Hüften geschlungen. Der struppige Hund saß neben ihr und starrte hoffnungsfroh nach oben. Marek trat hinter sie und vergrub seine Nase in ihrer Halsbeuge. Sie roch gut, nach Jana, den Spiegeleiern und etwas Blumigem. „Bratfett?“, fragte er. „Das ist Parfüm, du Troll“, sagte sie, „geh zu deinen Gitarrensaiten, von Frauen verstehst du nichts.“ Sie lachte, aber sie drehte sich nicht um.

Da passt was nicht ;-)

Ich habe mir auch Gedanken zum Geruch von Rüherei (oder Spiegelei) gemacht, und ich meine, es ist immer der Speck, der diesen unverwechselbaren Geruch erzeugt, vielleicht sollte "Speck" noch Erwähnung finden?

Tja, weitgehend aber hat mich die Spannung so im Griff gehabt, dass mir sonst auch nichts weiter auffiel ...

Rick

 

Hi Novak,

Lob, Lob, Lob von allen Seiten und auch von mir ein ganz Dickes. Da müsste ich schon nach ausgefeilten Formulierungen suchen, um das noch zu toppen.

Doch bei alldem ist mir bei dieser Geschichte etwas aufgefallen, das dich von den meisten abhebt: deine Kunst zu verdichten

Du beginnst locker-flockig, Ferienzeit und endest im Chaos. Auf dem Weg dorthin steigerst du kontinuierlich Tempo, Spannung und die Vorahnung auf ein böses Ende. Gepaart mit deinem sicheren Schreibstil und der Gabe Stimmungen zu erzeugen, haben deine Geschichten eine Unverkennbarkeit oder von mir aus auch Markenzeichen erlangt.

Der Titel verrät viel, das war ein hohes Risiko, denn dadurch steigt die Spannung hoch ein. Aber wie bei einem guten Gitarristen, bei dem auch die schwierigsten Riffs so einfach aussehen, hälst du die Spannung scheinbar mühelos und erhöhst sie noch an der richtigen Stelle.

Und da wären wir auch schon bei deiner zweiten Eigenschaft: Die Leichtigkeit deiner Texte
Aber wenn man dich ein bisschen kennt weiß man, dass du dir richtig die Kante gibst beim Recherchieren, Formlieren, Feilen, 1000x Lesen usw.

Der Lohn dafür ist eben eine solche, richtig gute KG.
Danke dafür.

Liebe Grüße
elfenweg

 

Liebe Novak,

Ein toller Einfall. Frösche und Horror passt ja eigentlich gut zusammen, hab ich aber noch nicht gelesen.
Insgesamt guter Aufbau, gutes setting nur 2 Punkte könnten noch verbessert werden: Einmal sind die Frösche ekelig und schrecklich, ich konnte das aber in der Geschichte nicht stark genug empfinden:
z.B. Füttert jemand die Frösche, aber ich sehe sie nie fressen und auch wie der Hund verschlungen wird, bleiben ekelige Bilder aus.

Luft, schüttelte, blutiger Brei spritzte,
hier ist Brei etwas gutes, da brauchst du gleich ein negativ besetztes Wort wie schleimige Fetzen, Eitergelbes Blut, etc.
Als die Frösche fertig waren, blieb der Leib des Hundes zurück. Unbehaart, er sah aus wie gekocht.
auch hier versagst du ein schreckliches Bild. Überdies erschließt sich mir nicht, warum sie nur die Haare gefressen haben.

Weiters ist die Charakterisierung des Paares nicht durchgestochen. MArek ist ok, er trinkt und versucht verzweifelt wieder einen Song zu schreiben. Aber warum bleibt Jana bei ihm? Was ist ihre Motivation und auch ihr Streit bleibt immer etwas im verborgenen, wirkt, als hättest du das Setting nicht ganz durchgezogen. Auch dieser Teil hätte sich eine sorgfältige Entwicklung verdient.

Besonders gut fand ich den Song, den er langsam geschrieben hat. Hast du ihn erfunden? Klingt als gäbs den wirklich

Kleinkram:

Er hatte sich keine Zeit gelassen, Schuhe anzuziehen, er musste wissen, was das war.
Der Satz enthält eine Rückblende und bringt den Zeitlichen Rythmus der Geschichte durcheinander - und generell finde ich ihn umständlich konzipiert.
Wasser schimmerte darin, dicht, stofflich, graugrün.
mit stofflich kann ich bei dieser Beschreibung nichts anfangen
Daran erinnerte er sie und bat, bis sie versprach zu bleiben.
Der satz kommt mir krumm vor
Scheiße, der Hund. Marek öffnete,
Rufzeichen und Anführungszeichen fehlen


PS: Alles Gute zum GEburtstag

Bernhard

 

Ist mein zweiter Versuch zu kommentieren, der erste (noch zur ersten Version der Geschichte) ist irgendwie in den unendlichen Weiten des Äthers verschwunden (kurz: mein Computer hat ihn gefressen gehabt).

dienerte ihm dieses Haus an, dieses Orangenblüten-Pflichtprogramm,
Der hat ihm das Haus angedienert? Das hab ich ewig nicht gehört. Passt für mich nicht in die Sprachebene, nicht zu Marek.

Er erschrak, als es unmittelbar vor ihm schluchzte. Marek spähte in das trübe Wasser. Nichts. Doch. Ein Frosch. Das Tier verschmolz mit dem Graubraun des Steins, so dass Marek ihn erst sah, als er sprang. Das Tier landete auf dem Metallnetz, sprang weiter, und verschwand in der Lücke, Marek beugte sich darüber, doch er sah nur Pflanzen, die wie eine schmierige Tapete an den Wänden klebten.
thumbsup für die schmierige Tapete aus Pflanzen. Fragezeichen für den Ablauf: Marek späht ins Wasser -> ich vermutete, der Frosch sitzt auf einem Stein im/am Wasser oder so, aber dann springt der Frosch und landet auf dem Netz und hüpft danach erst durch die Lücke ins Wasser ... das ist irgendwie verwirrend beschrieben. Ich dachte, der Frosch ist schon im Tümpel, dabei muss der irgendwo abseits im Gras gesessen haben oder so.

Schnell schob er eine Holzplatte über die Öffnung.
Woher hat er eine Holzplatte?

Als sie nach draußen kamen, schlug ihnen Orangenblütenduft entgegen. „Wie Schaumbad, nur ohne Chemie", sagte Marek
hehe

Jana lachte und knuffte ihn auf den Oberarm. Gerade wollte sie sich auf das Mäuerchen des Kanals setzen, da erstarrte sie. Direkt vor ihnen, Zentimeter entfernt, kollerte der Frosch
Das ist komisch, so als wäre Tümpel und Frosch direkt vorm Haus.

Als er vor das Haus trat, sah er, dass die Holzplatte weg war. Hatte er das Bassin im Suff wieder abgedeckt?
Beim ersten Mal musste er vom Haus aus ein Stück gehen, bevor er das Bassin überhaupt entdeckt hat. Und jetzt sieht er das gleich, als er vors Haus tritt? Das ist irgendwie komisch.
Und ich würde hier nicht "abgedeckt" schreiben, weil das missverständlich ist. Lieber "aufgedeckt" oder so.

Der struppige Hund saß neben ihr und starrte hoffnungsfroh nach oben.
Das ist süß. Der Hund ist der heimliche Held der Geschichte.

Sie roch gut, nach Jana, den Spiegeleiern und etwas Blumigem. „Bratfett?“, fragte er. „Das ist Parfüm, du Troll“, sagte sie, „geh zu deinen Gitarrensaiten, von Frauen verstehst du nichts.“
hehe

Endlich drehte sie sich um. „Du musst mir versprechen, weniger zu saufen, und nimm diesen Scheiß nicht mehr. Wenn du so zu bist, wirst du richtig fies. Ich kenn dich dann gar nicht mehr. Weißt du, was …“
„Ich weiß“, sagte er, ging zum Regal, packte eine Flasche, warf sie in den Mülleimer, dann noch eine, und sah Jana an und warf weiter, bis ihr Gesicht weich wurde. „Das ist der Essig“, sagte sie, deutete auf die Flasche, die er in der Hand hielt, und lachte.
Das ist auch gut, der Teil mit dem Essig war in der alten Version schon eine meiner Lieblingsstellen.

And when the night was over
My prick was like a snake
She deformed me to a fertile monster
deformed me into a fertile monster
(oder wenn dir das eine Silbe zu viel ist: degraded me to a fertile monster?)

Wahrscheinlich hast du die Hühner an sie verfüttert.“ Er schlug sich vor den Mund, das hatte er nicht sagen wollen.
Warum hätte er das nicht sagen wollen? Er erinnert sich doch an nichts, der kann sowas ganz unbelastet als dummen Spruch bringen. Die Hühner sind weg, wenn er tatsächlich nicht weiß, dass er daran schuld ist - er wird Jana nicht ernsthaft verdächtigen, was damit zu tun zu haben. Also ich versteh nicht, warum ihm dieser Spruch leidtun sollte, verstehst du, was ich meine?
Ach ja, und ich hab glaub ich auch noch nie gesehen, wie sich ein Mann die Hand vor den Mund schlägt ... ähm, wenn ich mir das richtig überlege: eine Frau hab ich das auch noch nie machen sehen. Nur in Filmen.

Jana stand erstarrt, sie wehrte sich nicht, dann hob sie die Arme, als wollte sie um Hilfe bitten oder
Schon schräg. Da hab ich mich auch gefragt, warum reagiert die so? Also sowohl Marek als auch Jana sind am Durchdrehen?

Er schlug sich vor den Mund, ausgerechnet jetzt fiel ihm ein, wie er das Lied beenden konnte.
Schlägt er sich da nicht vor die Stirn oder so? Die Geste in dem Zusammenhang ist wirklich merkwürdig.

Die finale Szene des Hundes hat mir extrem gut gefallen, die ist super geschrieben, und das hier ist haut richtig rein: "Als die Frösche fertig waren, blieb der Leib des Hundes zurück. Unbehaart, er sah aus wie gekocht." - wie gekocht! Kompliment dafür.

Als Marek sich umdrehte, stand Jana hinter ihm. „Rudi“, sagte sie.
„Wovon redest du?“
„Der Hund, ich hab ihn so genannt.“ Sie weinte. „Er sah aus wie ein Rudi. Ich dachte, ich könnte mit ihm weg.“
Das fand ich richtig rührend. :)

Sie senkte den Kopf,
Ich dachte, sie liegt auf dem Bett? Wie senkt man da den Kopf?

Ein wundes Gefühl sprang ihn an, als füllten sich seine Gelenke mit Luft.
Eigenartiges Bild. Ich hab keine Ahnung, wie das ist, wenn sich meine Gelenke mit Luft füllen - aber wie ein "wundes Gefühl" klingt das doch nicht?

Sie kamen. Ein Meer von Leibern, aufeinander, untereinander, saugen und schmatzen, immer näher, bis sie bei ihm waren, ihn auf sich luden, auch wenn es die unterste Schicht zerquetschte.
Das dafür, ist, Novak, ein saugutes Bild! :D


Ich find den Text echt gut!
Sehr klassisch auch, man nehme irgendein Vieh und mache es zum Monster, und dann lasse man ganz viele von denen kommen ...
Ich hab übrigens erst nicht lesen wollen, dass die Frösche vermonstern UND Marek wahnsinnig wird. Das kam mir auf eigenartige Weise zu konstruiert vor. Also dass ausgerechnet der Typ mit dem Hang zum Durchdrehen auf die Frösche mit dem Hang zum Monströsen stößt.
Wobei ja viele Horrorszenarien in Buch und Film genau sowas machen: da ist diese Extremsituation mit Zombies/Ratten/Spinnen/einer unbekannten Insel/xxx und dann dreht auch noch jemand innerhalb der Gruppe durch und es gibt eine zusätzliche Gefahr "von innen", weil jemand gewalttätig wird, evtl. mordet etc ...
Der Unterschied für mich ist der, dass ich in den anderen Szenarien, die mir gerade einfallen, immer eine GRUPPE serviert bekam. Eine Gruppe, bei der die Dynamik aufgrund der äußeren Bedrohung in eine gefährliche Richtung kippt. Und das fand ich leichter zu schlucken, dass so ab fünf Personen einer dabei sein kann, der sich möglicherweise als Killer entpuppt :D
Hier hast du halt nur zwei Leute. Von denen sich einer als Irrer entpuppen muss (ein Killer ist er in der überarbeiteten Version ja nicht mehr). Naja.
Jedenfalls, meine erste Lesweise war: die Frösche stehen nur symbolisch für Mareks beginnenden Wahn, die tun überhaupt nichts von dem, was da beschrieben wird. Bzw sie tun nur die normalen Dinge, rumsitzen, schwimmen, quaken und kopulieren, alles andere ist Mareks Einbildung, die komischen Wunden an Janas Schenkeln hat er ihr selbst zugefügt, die graugrünen Verfärbungen an ihren Beinen sind seine Einbildung, ihr Gestank ist seine Einbildung, die Froschmeere sind seine Einbildung ... diese Interpretation klappt auch ganz gut, wenn da nur Rudi nicht wäre. Es ist nicht schlüssig reinzulesen, wie Marek den armen Rudi umgebracht und nackt und wie gekocht zurückgelassen haben könnte ... ja, schade, und weil das irgendwie nicht richtig passt, bin ich zu dem Schluss gekommen, die Froschmonster sind real. Meine erste Lesart wär mir eigentlich lieber gewesen ;)

Bis jetzt ist das mein Lieblingstext von dir :)

 

hi novak!

habe deine geschichte erst gestern abend hier entdeckt, da ich mich eigentlich sonst nie im horrorgenre herumtreibe ;) hoffe es kommt jetzt nicht zu großen überschneidungen mit meinen fünfzig vorrednern, aber wahrscheinlich schon.

also zunächst mal muss ich dir sagen, dass mir deine geschichte echt gut gefallen hat. ich kann da jetzt zwar kein großen horrorgeschichten-vergleich auftischen, aber ich habe mich beim lesen echt sehr unterhalten gefühlt. wie gesagt, ich bin nicht drin in diesem genre, aber mich hat der plot so an die alten horrorfilme erinnert, die ich so kenne: eine gruppe menschen mitten in der pampa, dann plötzlich erste anzeichen von irgendwelchen ekligen biestern, und zum schluss wollen sie die auffressen (ohne das jetzt schlecht reden zu wollen).
was mir besonders gut gefiel, war, dass du den leser immer wieder auf falsche fährten schickst, was es mit diesen ominösen fröschen denn auf sich hat: ich dachte nämlich als erstes, dass mareks freundin sich mit den fröschen irgendwie "verbündet", und dass es sich dabei um so ein biblisch-symbolisches ding handelt: der pharao lässt die israeliten nicht ziehen, also hetzten die ihm horden von frösche auf dem hals.
aber das war 's dann doch nicht, denn als die szene kommt, wo mareks freundin draußen von den viechern fast aufgefressen wird, passt das nicht mehr. da war ich dann überzeugt, dass der kerl einfach wahnvorstellungen hat, denn kurz nachdem sie im haus ist, sind die frösche plötzlich alle verschwunden; er bildet sich diese froschhorden einfach nur ein, steigert sich einfach total rein, schreibt diesen song darüber, das war mein gefühl. und ich bin mir bis zum ende nicht sicher, ob das wirklich so falsch war? er wird dann von den fröschen hinausgetragen, zur 'froschkönigin', das könnte auch einfach nur eine harte wahnvorstellung sein. ich hoffe du hast noch nicht auf etwas ähnlichem hier geantwortet und das ende aufgelöst, habe mir wie gesagt die vorkommentare jetzt nicht alle durchgelesen.
sprachlich kann ich dir auch nichts vorwerfen, ich finde das ist toll geschrieben, die dialoge und die charaktere fühlen sich echt an. ich mag 's einfach auch, dass es hier um musik geht, dieser songwriter in einem einsamen haus, das hat was. ab und zu merkt man, finde ich, dass du was von gitarrespielen verstehst und nicht nur darüber schreibst, da sind so ein paar details drinnen, die mich in der annahme lassen. die lyrics sind übrigens auch nicht schlecht :D
mann, das hört sich jetzt nach einer reinen lobeshymne an, aber mir fällt einfach spontan nichts ein, was mich jetzt beim lesen groß gestört hat.
wie auch immer,

grüße vom
zigga

 
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Hallo Rick,

Oft ist die erste Version einer Geschichte fast noch wie ein Stück Holz, und erst durch die Nachbearbeitung erzeugt man Form, Struktur, Feinheiten und Tiefe. Das konnte ich bei dem Prozess deiner Textarbeit erkennen, diese Entwicklung der Handlung und der Figuren.
Naja die erste Version dieser geschichte war das nicht, vielleicht die zehnte? Hmmm, wenn das man hinkommt. Vielleicht 15 vollständige Versionen. Das käme eher hin. Und immer wieder habe ich verändert.
Bis ich mal eine Geschichte hier einstelle, hat sie schon sehr viele Korrekturdurchläufe bei mir genommen. Trotzdem merkt man ja oft doch nicht, wo es hängt oder wo man etwas exakter machen muss. Und es ist dann auch eine ganz schöne Nerverei, dann die eingestellte Geschichte zu überarbeiten. Ich fühl mich dann schon immer unter Druck gesetzt, von mir selbst natürlich, das auch möglichst zeitnah zu machen. Von daher hat mich dein Lob hier sehr gefreut, zeigt es sich doch daran, dass man trotz Job und Stress und Zeitnot immer noch mal aufs Gas gehen kann.
Die Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, wie durch Textarbeit aus einem guten ein sehr gutes Ergebnis werden kann.

Ein besonderes Plus der Story ist ihre wirklich fantasievolle Grundidee und das geschickte Verweben der Story mit dem kreativen Prozess eines Songtext, der parallel zum wachsenden Grauen entsteht. Du hast s ja so ein wenig mit der musikalischen Seite in deinen Geschichten, da spürt man richtig Leidenschaft.
Hui, das klingt aber schön. Ja, so sollte es ankommen, dass der Songtext sozusagen die Geschichte begleitet.
Deinen Buch-Vorschlag werde ich mir auf jeden Fall zu Gemüte führen. Ich liebe Bücher, die, wenn sie gut geschreiben sind, mit Musik zu tun haben.

Ein wenig hadere ich mit dem ersten Absatz, bin mir aber unsicher, ob meine Ideen wirklich besser sind.
Ich schreibe mal meinen Vorschlag auf, aber einfach nur zu Orientierung:
Hab deinen Vorschlag zum Teil übernommen. Ich fand das witzig, als ich es las, dachte ich, huch, das ist doch sowieso mein Zeug, was will er denn da geändert haben? Ich musste es Wort für Wort vergleichen, bis ich sah, du hast es einfach nur verkürzt. Und bis auf den ersten Satz hab ich es gern übernommen. Vielen Dank dafür.

Auch der ergänzende Papierkorbsatz ist deinem Vorschlag entsprechend in selbigen geflogen.

Die verwirrenden Spiegeleier sind zu Eiern mit Speck verwandelt worden.
Meine Güte, ich kann es gar nicht glauben, dass ich die Geschichte gefühlte 200x gelesen und es nie gemerkt haben soll. Aber es war so. Ich werde nie wieder Spiegeleier essen können, ohne an Frösche denken zu müssen!

Lieber Rick, vielen viele Dank für dein genaues Lesen und für dein Lob. Das war gut von dir zu hören, weil ich mir beim Überarbeiten manchmal unsicher bin. Mir ist es auch schon passiert, dass ich was verschlechtert habe, und das musste ich dann ganz mühsam wieder rückgängig friemeln.
Vielen Dank für Genauigkeit, für Lob und für deine Rückmeldung. Mich bringt das einfach immer ein Stückchen weiter.
Bis die Tage Novak

Lieber Elfenweg,
also deinen Kommentar, den werde ich mir in schlechten Zeiten direkt vor die entzündeten Autorenäuglein hängen. Sowas Schönes, Lobendes. Das hat verdammt gut getan. Zumal ich mit der Geschichte ganz unglücklich war. Ich bin sehr froh jetzt, sie hier eingestellt zu haben, denn dadurch konnte ich sie richtiger sehen und an manchen Stellen überarbeiten. Und wenn man dann auch nch gelobt wird. Hehe, das gefällt mir.

Du beginnst locker-flockig, Ferienzeit und endest im Chaos. Auf dem Weg dorthin steigerst du kontinuierlich Tempo, Spannung und die Vorahnung auf ein böses Ende. Gepaart mit deinem sicheren Schreibstil und der Gabe Stimmungen zu erzeugen, haben deine Geschichten eine Unverkennbarkeit oder von mir aus auch Markenzeichen erlangt.
Boah, das schmeckt wie Sahnetorte. Ich hab mich unendlich über das Lob gefreut.

Der Titel verrät viel, das war ein hohes Risiko, denn dadurch steigt die Spannung hoch ein.
Das stimmt, dass man mit dem Titel was vorwegnimmt. Ich dachte aber, dass jeder Horrorfan sowieso Bescheid weiß, einsames Haus, komisches Tier, das setting ist bekannt. Es kam auf das Wie an und das, so hoffte ich jedenfalls, verrat ich mit dem Titel nicht.

Und da wären wir auch schon bei deiner zweiten Eigenschaft: Die Leichtigkeit deiner Texte
Aber wenn man dich ein bisschen kennt weiß man, dass du dir richtig die Kante gibst beim Recherchieren, Formlieren, Feilen, 1000x Lesen usw.
Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus. Ich bossele wirklich ewig an meinen Texten rum, ich hab immer das Gefühl, ich tu mich einfach schwer, aber wenn ich bei anderen Autoren so lese, wieviele Überarbeitungen da stattfinden, bin ich wohl nicht die einzige. Dass es dann tatsächlich zu großen Teilen leicht wirkt, das freut mich natürlich unendlich.
Vielen Dank für dein Lob, lieber elfenweg. Lass es dir gut gehen.
Novak


Hallo Bernhard, schön, dass du mal wieder hier bist. Hab mich echt gefreut. Ich muss immer an deine Wolf-Geschichte denken, wenn ich von dir höre. Die war so klasse. Danke für deine Geburtstagsgrüße.
Die Feier war cool. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Vielen Dank für dein Lob und für deine Gedanken zu der Geschichte. Und auch für deine einschränkende Kritik. An einem Punkt triffst du ja auf ein eigenes Gefühl/Missbehagen, das ich aber nicht wirklich innerhalb der Geschichte lösen kann.
Da sind zum einen die Frösche, du findest es ja schade, dass ich da im Ekelfaktor nicht weit genug gehe. Ja, ich befürchte, dass da doch der Geschmack eine große Rolle spielt. Also wenn jemand in einer Geschichte schreiben würde eitergelbes Blut oder schleimige Fetzen, da schaltet sich bei mir persönlich der Ekel aus und ich muss regelmäßig anfangen zu lachen. Also ich könnte das so gar nicht schreiben. Ich muss da sehr zurückhaltend bleiben, sonst wird eine völlig andere Geschichte draus. Aber ich kann es trotzdem verstehen, dass es dir ekelmäßig nicht weit genug geht.

Als die Frösche fertig waren, blieb der Leib des Hundes zurück. Unbehaart, er sah aus wie gekocht.
auch hier versagst du ein schreckliches Bild. Überdies erschließt sich mir nicht, warum sie nur die Haare gefressen haben.
Da musste ich lachen, hast du das echt so verstanden, dass die Frösche die Haare gefressen haben? Da könnte man sie direkt als Friseure einstellen.
Ankommen sollte das als Aussaugen, den Leb des Hundes verätzen, so dass die Haare verdampft sind. Also so einen nackten rosa Hund, ich find das schon ganz schön eklig. Meinst du echt, man versteht das so, fdass die Haare fressen?

Dann bist du auf Janas Charakterisierung eingegangen. Ja, das ist für mich der entsprechende schwierige Punkt gewesen.
Janas Motive werden ja immer nur aus Mareks Sicht geschildert. Und seine Wahrnehmung ist ja nun alles andere als neutral. Jemand anderes hatte schon mal vorgeschlagen, dass Teil der Geschichte aus Janas Sicht geschreiben werden sollten, da könnte dann erklärt werden, warum sie bei ihm bleibt.
Das so weitgehende Umschreiben wollte ich aber nicht machen, ich konnte mir dann nicht mehr vorstellen, wie die Geschichte sich dann in meinem Sinne wenden kann.

Besonders gut fand ich den Song, den er langsam geschrieben hat. Hast du ihn erfunden? Klingt als gäbs den wirklich
Also bitte! Bernhard! Ich hatte die größten Befürchtungen wegen dieses Dongs, dass jemand sagt, was ich da für einen Scheiß gemacht habe. Nee, der stammt von mir. Lustig, dass du denkst, den gibt es!

Der Kleinkram, den du angemerkt hast, wird sorgfältig überdacht, bin gerade mal wieder in einer kleinen Überarbeitung. Wird wohl aber erst morgen was damit.
Ja Bernhard, vielen Dank noch mal für deine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Hat mir einges klar gemacht oder anderes verstärkt.
He, was ist übrigens mit dir? Ich freu mich, wenn du mal wieder ein Geschichterl schreibst.
Vielen Dabk noch mal, bis demnächst mal wieder
Viele Grüße von Novak

 

So, jetzt ist die Geschichte auch mit den neuen Anmerkungen und den letzten Kommentaren von Jimmy, Rick, dot, perdita, elfenweg, bernhard Möchtegern, zigga ein weiteres Mal verbessert. Dieses Mal, lieber Friedel, ist dir zu Ehren aus dem Riff sogar ein männliches Riff geworden. Äh, du verstehst schon. Und dein spitzer Schmerz ist meiner Überarbeitungswut auch zum Schluss noch zum Opfer gefallen. Und ... lieber ernst offshore, der Spar-Dosen-Ersatz-Satz (ich hoffe, du verstehst die Anspielung) ist jetzt (hoffentlich) verbessert.
Version 2000 ist das jetzt. Eigentlich alles nur Kleinigkeiten, aber das ist egal. Es würd mir stinken, wenn so ein Geschichtenkind von mir mit einem Schmutzfleck auf dem Schürzchen erwischt würde.


Liebe Möchtegern,

der erste (noch zur ersten Version der Geschichte) ist irgendwie in den unendlichen Weiten des Äthers verschwunden (kurz: mein Computer hat ihn gefressen gehabt).
:D
Irgendwo weit draußen muss es einen Ort geben, auf dem alle versehentlich gelöschten Antworten, Geschichten und Kommentare um Hilfe flehen, mit weit geöffneten Buchstabenärmchen. Noch sind sie friedlich, aber ich habe nachts jetzt seltsame Träume …

Der hat ihm das Haus angedienert? Das hab ich ewig nicht gehört. Passt für mich nicht in die Sprachebene, nicht zu Marek.
Kicher, da sah ich richtig dein Entsetzen! :lol: Iss schon weg. Die Stelle hatte ja auch schon offshore zu heftigem Stirnrunzeln getrieben. Hab ich neu gemacht. Dabei ist die Dienerei gleich mit verschwunden.

Deine sonstigen Hinweise zu Unklarheiten bei Detailabläufen oder bei Orten, das hab ich alles bereinigt. Dankeschön für dein genaues Lesen. Du musst ein unglaublich gutes Gedächtnis haben oder so einen Ungereimtheiten-Scanblick. Den wünsch ich mir auch, denn ich hatte ja schon fünfzigmal durchgeguckt, ob durch die Änderungen wieder neue Änderungen nötig werden. Glaubst du es? Ich hab es beim Lesen nicht gemerkt, mein Hirn hat dadurch die Form eines Frosches angenommen, leider schlägt das langsam nach außen durch, selbst der Friseur konnte mit der schicken neuen Fönfrisur nichts mehr so recht dagegenhalten. Muss mal ein Foto schicken.
Och, Mann, so geht’s mir die ganze Zeit, ich will ernsthaft sein und dann kommt nur so albernes Zeug. Also weiter im Text. Und anbei mal ein richtig fettes Dankeschön an dich für den genauen Blick. Das hat mir super geholfen beim Überarbeiten.

Die Holzplatte ist durch Bretter ersetzt, damit wirst du leben müssen, die standen überall rum, als ich in Cirali war.

Das ist süß. Der Hund ist der heimliche Held der Geschichte.
Er ist tatsächlich mein Held. Die Geschichte war schon fertig, in einer zweiten oder dritten Version, da fiel mir ein, dass der Hund fehlt. Pate für ihn stand ein kleiner blonder Hund, den ich in der Türkei kennen gelernt habe. Der war so lustig, hat einen immer auf Wanderungen oder Spaziergängen begleitet und hat sich durch eifriges Mitjaulen/singen hervorgetan, wenn der Muezzin sich gemeldet hat. Oaa, ich plauder schon wieder.

deformed me into a fertile monster
(oder wenn dir das eine Silbe zu viel ist: degraded me to a fertile monster?)
Und das she würdest du weglassen? Aber das brauch ich doch. Oder gings dir ums into? Also da denk ich noch mal nach.

Er erinnert sich doch an nichts, der kann sowas ganz unbelastet als dummen Spruch bringen. Die Hühner sind weg, wenn er tatsächlich nicht weiß, dass er daran schuld ist … Also ich versteh nicht, warum ihm dieser Spruch leidtun sollte, verstehst du, was ich meine?
Ja ich weiß, was du meinst, aber er macht ihr damit ja trotzdem einen Vorwurf, er sagt etwas, womit er Verdächtigung gegen sie ausspricht und er spricht es nicht gerade besonders freundlich aus. Aus deinem Hinweis hab ich abgelesen, dass der Spruch allein nicht böse genug klingt, hab es also abgeändert genauso wie das sich selbst an den Kopf dozen. Es ist ganz komisch, ich scheine die einzige Person zu sein, die das tatsächlich macht. Bist ja nicht die erste, die das angemerkt hat und ich hab jetzt alle Kopfdozstellen abgeändert. Gleichzeitig aber befinde ich mich in einem gigantischen Feldversuch. Alle Probanden werden in Situationen gebracht, in denen sie sich an den Kopf hauen könnten. Wehe, einer von denen macht das, und wehe, einer ist ein Mann. Dann gibt’s Saures.

Jana stand erstarrt, sie wehrte sich nicht, dann hob sie die Arme, als wollte sie um Hilfe bitten oder
Schon schräg. Da hab ich mich auch gefragt, warum reagiert die so? Also sowohl Marek als auch Jana sind am Durchdrehen?
Nee, Jana dreht nicht durch, sie ist nur geschockt, bei einigen Leuten setzt für eine Sekunde oder so eine Starre ein, wenn etwas Unvorhergesehenes, Schlimmes passiert. Hab ich bei meiner Kollegin schon gesehen. Die ist erstarrt und ich hab hyperaktiv reagiert. Diese also normale Schockreaktion wird von Marek ganz anders interpretiert. Ist ja alles aus Mareks Sicht geschrieben. Das heißt, ihre Starre wird genommen als mit den Fröschen kommunizieren oder so.

Die finale Szene des Hundes hat mir extrem gut gefallen, die ist super geschrieben, und das hier ist haut richtig rein: "Als die Frösche fertig waren, blieb der Leib des Hundes zurück. Unbehaart, er sah aus wie gekocht." - wie gekocht! Kompliment dafür.
Da war ich echt froh, dass du das geschrieben hast, denn Bernhard hatte mich da schon ein bisschen unsicher gemacht. Eigentlich fand ich das auch richtig eklig. Aber ihm zum Beispiel fehlte da noch Schrecklicheres. Hab es jetzt gelassen und nicht verschlimmert und mich darauf besonnen, dass ich selbst beim Lesen gar nicht so überbordende Schrecklichkeiten brauche, da fang ich sogar dann manchmal an zu lachen. Bei mir funktioniert der Schrecken eher, wenn der Ekel dosiert kommt.

Der gesenkte Kopf und die mit Luft gefüllten Gelenke sind auch geändert. Letzteres passt tatsächlich nicht zu wund sein.

diese Interpretation klappt auch ganz gut, wenn da nur Rudi nicht wäre. Es ist nicht schlüssig reinzulesen, wie Marek den armen Rudi umgebracht und nackt und wie gekocht zurückgelassen haben könnte ... ja, schade, und weil das irgendwie nicht richtig passt, bin ich zu dem Schluss gekommen, die Froschmonster sind real. Meine erste Lesart wär mir eigentlich lieber gewesen
Es stimmt, ich spiele/spielte permanent mit der Vorstellung, dass alles eingebildet sein könnte. Dass seine Wahrnehmung sich so verschoben hat, dass alles wie ein Horrorszenario wirkt, obwohl es das gar nicht ist. Und man könnte es auch genauso machen. Wollte ich aber nicht, wollte es mit tatsächlichem Horror verbinden, der aber nur stattfindet, weil es genau Marek ist, der auf diese Frösche trifft mit eben seinen Problemen und seinen Reaktionen, die das Böse erst heraufbeschwören. Hätte er nicht so eine Sauwut in sich die ganze Zeit, schon als er kam, ohne dass er das wusste, ahnte, wahrhaben wollte, Wut auch auf seine Frau, nie hätte das Horrorszenario so stattfinden können. Wenn man seine Sprüche den Fröschen gegenüber in der ersten Szene liest, da sagt er versehentlich, dass der Frosch auch sauer ist, auch Schnaps braucht. Gut, aber das ist ja gar nicht der Punkt für dich.
Ich habe an dieser Geschichte gelernt (und vor allem an den Kommentaren), dass ich da versehentlich so eine Art Zwitter geschrieben habe. Es ist keine reine, klassische Horrorgeschichte, da haben die Horrorfreunde dann (wahrscheinlich zu Recht) etwas mehr Spannung und Horror vermisst und die Freunde von Geschichten, in denen ein Charakter oder eine Beziehung anständig aufs Korn genommen wird, die fanden es dann blöd, dass die Horrorelemente die Oberhand gewonnen haben. Ja – irgendwie ein Zwitterwesen ist das geworden. Aber gerade das interessiert mich … und es hat sich auch im Verlauf der Geschichte und ihrer Überarbeitung als das eigentlich Spannende für mich herauskristallisiert. Das geht sogar so weit, dass ich mir überlegt habe, ob ich nicht Ideen oder so genau in die Richtung weiterspinne, ich mein auch in Zukunft. Vielleicht ist das ein tot geborenes Kind, und wie ich finde, ist es auch ziemlich schwer zu schreiben, jedenfalls für mich, dieses zwitterige tote Kind. Aber das macht alles nichts, wenns klappt, klappt es, wenn nicht, bin ich auch schlauer. Kann auch sein, dass ich beim nächsten Mal einfach mal versuche, eine normale Horrorgeschichte zu schreiben, einfach aus Probiergründen. Guck mer mal.

Bis jetzt ist das mein Lieblingstext von dir
Und dafür kriegst du :kuss: Tausendmal. Hast den Fluch der ersten Geschichte gebrochen. Dankeschön für alles.

Lieber zigga,

habe deine geschichte erst gestern abend hier entdeckt, da ich mich eigentlich sonst nie im horrorgenre herumtreibe hoffe es kommt jetzt nicht zu großen überschneidungen mit meinen fünfzig vorrednern, aber wahrscheinlich schon.

Das macht nix, selbst wenn es zu Überschneidungen käme, denn ehrlich gesagt lern ich an dieser Geschichte sehr viel, ich bin also total dankbar, dass du mir deine Zeit und deine Gedanken zu dem Text schenkst, gerade dieser unbelastete Blick ist es, der mich ja auch interessiert. Jemand, der normalerweise gerne reine Horrotexte liest, für den ist er zu unblutig, tw. zu psychologisch. In der Geschichte kommen sich, so, wie ich sie angelegt habe, verschiedene Ansätze in die Quere. Also wie ich finde nicht wirklich, dass sie sich in die Quere kommen müssen, aber eben für Leute, die eher das reine Genre genießen wollen. (Siehe auch meine Antwort an MG.) Und ich kann das alles auch total gut nachvollziehen, und vor dem Schreiben war mir das alles auch nicht klar, aber ich wollte es wohl auf diese Weise machen.

was mir besonders gut gefiel, war, dass du den leser immer wieder auf falsche fährten schickst, was es mit diesen ominösen fröschen denn auf sich hat: ich dachte nämlich als erstes, dass mareks freundin sich mit den fröschen irgendwie "verbündet", und dass es sich dabei um so ein biblisch-symbolisches ding handelt: der pharao lässt die israeliten nicht ziehen, also hetzten die ihm horden von frösche auf dem hals.
Nein an den Pharao hatte ich nicht gedacht, aber dass ich falsche Fährten oder Wahrnehmungen drin haben wollte, das stimmt auf jeden Fall. Auch dass Jana weniger harmlos ist, das muss sie auch sein in Mareks Sicht, ist eine der Fährten. Oder dass alles nur Mareks Wahnvorstellungen sind. Könnte alles sein von dem her, wie ich es angelegt habe. In der Antwort zu Möchtegern hab ich dazu noch ein bisschen was geschrieben, was meine Intention war. Und dass du so auf Mareks Wahnvorstellungen verweist, da ist ja was dran. Immerhin hat die Froschkönigin ihn geküsst. Wie sonst soll man plötzlich kreativ und potent werden? Frösche machen so was. Leider muss er dafür auch bezahlen. Und zwar bitter. Aber lies noch mal bei in der Antwort zu Möchtegern, da steht zu dem Punkt noch mal Genaueres.

sprachlich kann ich dir auch nichts vorwerfen, ich finde das ist toll geschrieben, (…) ich mag 's einfach auch, dass es hier um musik geht, ... ab und zu merkt man, finde ich, dass du was von gitarrespielen verstehst und nicht nur darüber schreibst, da sind so ein paar details drinnen, die mich in der annahme lassen. die lyrics sind übrigens auch nicht schlecht
mann, das hört sich jetzt nach einer reinen lobeshymne an, aber mir fällt einfach spontan nichts ein, was mich jetzt beim lesen groß gestört hat.

Also da sind wir schon zwei, ich hab in deinem Komm auch nichts gefunden, was mich beim Lesen groß gestört hätte. :D
Im Ernst das klang einfach total goldig (ich hoff, ich darf das sagen, auch wenn Kerle das nicht gern hören, dass sie goldig sind). So, wie wenn du dagesessen hättest, den Kopf zergrübelt beim Versuch, was Schlechtes zu finden, und dann enttäuscht aufgeben musstest. Fand ich lustig.
Außerdem will dich ein wenig uzen, weil ich dein Kompliment und das Lob und wie du das geschrieben hast, richtig nett fand.
Gitarre spielen kann ich übrigens nicht, ich hatte auch echt Schiss, dass der Song nicht ankommt, sowohl von den lyrics her als auch von seinen spielerischen Umsetzungsmöglichkeiten her. Ein Freund (selbst Musiker) fand ihn unmöglich, das hat mich natürlich unsicher gemacht. Aber was die sonstigen Sachen betrifft (der Chorus, bridge, solches Zeig) in meinem Freundeskreis gibt es wie gesagt ein paar Musiker, da bleibt wohl trotzdem was hängen. Und man merkt bei mir wohl sehr, wie wichtig mir Musik ist. Ich interessiere mich oft auch für den Aufbau von Musik, wie die das hinkriegen, dass ganz bestimmte Wirkungen einsetzen, auch emotionaler Art. Ich glaub z. B. ich krieg bei bestimmten Liedern so richtige Erinnerungsflashs. Wenn man sich so interessiert, da bringt man dann Musik vielleicht öfter ein.
Die nächsten Geschichten werden wohl aber mal zur Abwechslung musikfrei sein.
Vielen Dank noch mal für dein Zeit und dein Lob und deine Gedanken zu meinem Text, vor allem, wo das noch nicht mal dein Genre ist. Und du hast trotzdem gelesen.
Lass es dir gut gehen. Viele Grüße von Novak

 

Hi Novak

Meinst du echt, man versteht das so, fdass die Haare fressen?
Nein, ich hatte eigentlich keine Ahung, wass sie genau machten. Wie gesagt: lass vielleicht den Hund "besser" leiden, so dass Mensch Mitgefühl bekommt.
Ich hab in letzter Zeit einige meiner Kindergeschichten vertont:
Hier etwas Eigenwerbung:
http://www.hoerspielprojekt.de/?albums=die-ritterin-johanna
Nach den Wölfen fällt mir jetzt nichts Besseres mehr in Horror ein. Ich denke als nächstes Kommt wieder eine Kindergeschichte drann.

lg
Bernhard

 

deformed me into a fertile monster
(oder wenn dir das eine Silbe zu viel ist: degraded me to a fertile monster?)
Und das she würdest du weglassen? Aber das brauch ich doch. Oder gings dir ums into? Also da denk ich noch mal nach.
Für mich ist Englisch auch eine Fremdsprache und ich lauf hier auf ganz dünnem Eis, aber ich behaupte: deformed + Objekt erfordert INTO. Zwingend. (Wobei ich das noch nie so gehört habe und auch noch nie selbst gesagt, ich hätte benutzt "she turned me into a fertile monster".) Mir gings nur um das "into" statt "to", gegen das "she" wollte ich nicht angehen, das hab ich nur nicht mitzitiert, tschuldige.

Ich hab es beim Lesen nicht gemerkt, mein Hirn hat dadurch die Form eines Frosches angenommen, leider schlägt das langsam nach außen durch, selbst der Friseur konnte mit der schicken neuen Fönfrisur nichts mehr so recht dagegenhalten. Muss mal ein Foto schicken.
Man sieht dir deine Hirnform an? Oh ja, auf das Foto bin ich gespannt ... :D

Nee, Jana dreht nicht durch, sie ist nur geschockt, bei einigen Leuten setzt für eine Sekunde oder so eine Starre ein, wenn etwas Unvorhergesehenes, Schlimmes passiert. Hab ich bei meiner Kollegin schon gesehen. Die ist erstarrt und ich hab hyperaktiv reagiert. Diese also normale Schockreaktion wird von Marek ganz anders interpretiert.
Ah okay. Schockstarre kenn ich gut, befällt mich auch, und wesentlich länger als eine Sekunde ... trotzdem bin ich nicht auf die Lesweise gekommen. Das dürfte daran liegen, dass man als Leser nicht weiß, wie lange Jana da so stand und man sieht als Leser nicht, wie sie beim ersten Anblick der Froschmassen schon einfriert (alternativ: wie sie einfriert, als die ersten Frösche sie anspringen und verletzen). Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass sie schon unbestimmte längere Zeit da mit den Fröschen rumsteht. Für den Leser fehlt da irgendwie so ein "Taktgeber", damit man die Chance hat, Janas Reaktion als Schockstarre zu werten. Mareks Perspektive hin oder her.

Zum Hand-vor-den-Mund: vorgestern hab ich das in einem Roman gelesen, männlicher Protagonist und männlicher Autor. Und der Prot war sogar so ein bisschen auf bad boy gebürstet, kriminelle Vergangenheit und so, gerade aus dem Gefängnis raus, und schlägt sich die Hand vor den Mund in dem Buch ... also ... mach doch, was du willst ;)
Aber mir ist das jetzt bewusst geworden, ich hab das sehr häufig gelesen über Frauen in Romanen, ich seh die Geste öfter im Fernsehen und im Kino, aus dem wirklichen Leben kenne ich die nicht. Oder zumindest nicht "ernstgemeint". Ich kenn's als spaßhaft gemeinte Geste, wenn jemand so ein "oops wie bin ich albern" Gesicht machen will. Ist aber auch eher selten.

 

Hi Bernhard,

Wie gesagt: lass vielleicht den Hund "besser" leiden, so dass Mensch Mitgefühl bekommt.
An der Stelle mach ich wohl nichts mehr. Das Gekochte gefällt mir ja gut. Und da es eine Reihe von Leuten gibt, die den Hund ganz gut leiden mögen, obwohl er nur gekocht wurde, gebe ich mich mal so zufreiden. ich hab auch einfach ein bisschen Angst, dass ich die Stelle, die mir ja wie gesagt selbst ganz gut gefällt, verhunze. Aber deinen Tipp, horrormäßiger zu schreiben, den hab ich wohl wahrgenommen. Wie gesagt, für mich ist das eine knifflige Frage, weil ich gar nicht unbedingt auf reinen Horrorgeschichten stehe, wenn ich selbst was schreibe. Da muss immer eine Menge background dabei sein. Und den Horror mag ich ein bisschen dosiert. Trotzdem ... ist angekommen.
Dass du momentan keine Horrogeschichten schreiben magst, find ich schade, aber vielleicht kommt ja wieder was. Dann les ich halt die Kindergeschichte.
Und dein Hörspiel, das fand ich ganz schön gelungen, hab aber erst reingehört. Fand auch die Seite interessant.

Vielen lieben Dank fürs noch mal Melden, lieber Bernhard und für die Antwort, mit den Haaren, das war mir echt nicht klar, ob du das so gelesen hast. Und danke auch für den Tipp in eigener Sach, hat es mich doch auf was Spannendes, Neues gebracht.

Und hallo noch mal Möchtegern,

Für mich ist Englisch auch eine Fremdsprache und ich lauf hier auf ganz dünnem Eis, aber ich behaupte: deformed + Objekt erfordert INTO.
Das guck ich jetzt selbst nochmal nach. Oder vielleicht weiß es fiz. Ist ja nichts Weltbewegendes, aber mich interessierts jetzt. Ansonsten nehm ich einfach das turned me into, denn deformed me into passt vom Rhythmus her nicht so. Wie du selbst schon sagtest, eine Silbe zuviel.

Das Foto kommt, warts nur ab! Und du wirst wünschen, es nie gesehen zu haben. Schließlich sind wir hier im Horrorgenre!!!:naughty:

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass sie schon unbestimmte längere Zeit da mit den Fröschen rumsteht. Für den Leser fehlt da irgendwie so ein "Taktgeber", damit man die Chance hat, Janas Reaktion als Schockstarre zu werten. Mareks Perspektive hin oder her.
Ich versteh ein bisschen besser. Du vermisst in der Info den doppelten Boden, der dem Leser klar macht, dass das Schockstarre ist, obwohl Marek es als was anderes wertet. Muss ich überlegen und rumfuddeln. Das weiß ich im Moment nicht, wie das geht und ob das überhaupt geht. Mir hatte erst mal genügt, das die Leser das nicht als reinen Froschangriff auf arme Jana gelesen haben, sondern als komisches Verhalten, war ich schon mal froh drüber, das ich das hingriegt hatte. Ja jetzt überleg ich erst mal, was ich da noch machen will und ob und so.
Taktgeber ... also nee, so hab ich das noch nie gesehen. Und jetzt geht der mir nicht mehr aus dem Kopf.

Zum Hand-vor-den-Mund: vorgestern hab ich das in einem Roman gelesen, männlicher Protagonist und männlicher Autor.
Siehst du, ich sags doch, ich befinde mich in bester Gesellschaft! :D
Nee, dasist jetzt alles schon raugeflogen und ersetzt durch etwas weniger filmische Gesten.
gerade aus dem Gefängnis raus, und schlägt sich die Hand vor den Mund in dem Buch ... also ... mach doch, was du willst
Och nee, immer muss ich machen, was ich will.
Danke für deine schnelle Rückmeldung, das war gut und jetzt ist was klarer, dafür wieder Neues unklar. Und jetzt muss ich auch noch en Foto suchen von einem Menschenkopf in Froschform. :dozey:

Frohe Ostern euch beiden, wünsch euch einen Haufen braune kleine Hüpfer mit Schokoeiern

 

Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, dass es so was gar nicht mehr gäbe. Es lag an der türkischen Riviera, ein Blütentraum ganz allein inmitten von Orangenbäumen. Marek durfte darin wohnen, kostenlos, das hatte Mehmet veranlasst, Marek musste sich nur erholen und mit ein paar starken, neuen Songs zurückkehren. Was heißt nur, dachte er, Mehmet hatte gut lachen, der schrappte entspannt an seinem Bass rum und wartete darauf, dass Marek sich das Material für eine CD aus dem Hirn quetschte. Er steckte sich schnell eine Zigarette an, sog hastig, sodass er husten musste.

Ja, das ist jetzt wirklich gut, liebe Novak, so gefällt’s mir.

(Aber das kennen wir wohl alle, dass man sich in eine vermeintlich tolle Formulierung verbeißt und die ums Verrecken nicht aufgeben will, sie einfach nicht rauskriegt aus dem Schädel …, aber alles wird gut, hab‘ ich ja gesagt.)

offshore

 

Hey Novak,

jetzt komme ich auch noch nachgetrottelt und das in die Horrorrubrik, wo ich alles andere als firm bin, da ich sie doch meide. Ich frag mich auch, ob Du schon Kritiksatt bist, das zieht sich ja nun schon ein wenig hin hier und Du hast x-mal geändert und nachgeschliffen und irgendwann hat man ja auch keine Lust mehr und will nen Strich drunter setzen. Könnte ich gut verstehen. Aber egal, jetzt kriegste :D (weil man Dir ja auch mal was Gutes tun will).

Die Geschichte selbst hat sich gut gelesen, floss und war auch spannend. Die Steigerung fand ich hübsch aufgebaut, so pöh a pöh und am Ende halt, das große Fressen. Das ist so ziemlich das, was ich in Horror erwarte und weshalb es mich persönlich auch wenig reizt. Und wenn dann noch so Mutanten am Werk sind, naja, mich fasziniert das eben wenig. Das kann ich jetzt deiner Geschichte nicht vorwerfen, ich will mich nur rechtfertigen, warum ich jetzt nicht so juble, wie es die Geschichte verdient hätte. Deshalb mach ich auch keine Inhaltsarbeit, ich mach mich an deine Dialoge :p


Sprachkram:

Obwohl ihn das Kläffen und Jaulen von Hunden die ganze Nacht wachgehalten hatte. Jetzt schwiegen sie, dafür krakeelten Hähne, was die Hunde wieder anfeuerte.

Jetzt schwiegen sie, dafür krakeelten Hähne, was die Hunde wieder anfeuerte.
Schon klar was du sagen willst, aber für mich ist das Dauerlärm, der durch Hahn-Hund-Hahn-Hund entsteht und ich weiß nicht, ob schweigen es dann wirklich trifft.

Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, dass es so was gar nicht mehr gäbe.

Wenn möglich, dann dass-Konstruktionen vermeiden. Hier wäre es möglich:
Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, so etwas gäbe es gar nicht mehr.

Es lag an der türkischen Riviera, ein Blütentraum ganz allein inmitten von Orangenbäumen.

Ja, naja, irgendwie klingt mir das bemüht. Könnte man umstellen:
Es war ein Blütentraum inmitten von Orangenbäumen an der türkischen Riviera.

Der Song klang, als hätte ihn ein taubes Kind geschrieben.

Schön!

Er wusste selbst, dass es schlecht war, es war sogar scheiße.

wieder dass-Konstruktion leicht vermeidbar und ich würde zwei Sätze draus machen, weil die Steigerung so besser wirkt, wenn der Leser Luft zwischen beiden holt.
Er wusste selbst, es war schlecht. Es war sogar scheiße.

Er hatte viel getrunken und eingeworfen, aber seine Phantasie hatte sich keine zwei Millimeter bewegt.

Hehe

Nach dem Abendessen griff er (nach) Janas Hand.

Erst als der Ton erstarb, merkte Marek, dass Jana nach seiner Hand gegriffen hatte.

Und da es bedrohlich ist, darf es schon etwas mehr zur Sache gehen, als unschuldiges Händchenhalten ;)
Erst als der Ton erstarb, merkte Marek, dass Jana seine Hand quetschte.
Würde so auch das Plusquamperfekt ersparen.

„Mein Gott, ist das Biest laut“, sagte sie, „da können wir die ganze Nacht nicht schlafen. Und groß ist der.“ Ihre Stimme klang sachlich, doch weit hinten kratzte die Ängstlichkeit eines Kindes. Beruhigend drückte Marek ihre Hand. „Keine Angst, die sind immer so laut“, flüsterte er und trank aus der Schnapsflasche, die er aus dem Rucksack gezogen hatte, „jetzt merkst du es auch, dass die rumnerven, die Viecher. Du kannst mir ruhig mal was glauben. Lass uns die Öffnung abdecken, sonst kann keiner von uns beiden pennen. Vielleicht haut er dann durch den Tunnel ab auf die Felder.“

Ich mach einfach mal:

„Mein Gott, ist das Biest laut“, sagte sie. "Und groß ist der.“ Ihre Stimme klang sachlich, doch weit hinten kratzte die Ängstlichkeit eines Kindes. Beruhigend drückte Marek ihre Hand. „Keine Angst“, flüsterte er und zog eine Schnapsflasche aus dem Rucksack. "Lass uns die Öffnung abdecken, damit wir heut Nacht pennen können. Vielleicht haut er dann durch den Tunnel ab. Auf die Felder.“

In Dialogen gilt, was allgemein gilt, weniger ist mehr. Und achte drauf, dass Du Einschübe von Tätigkeiten nicht, durch das Plusquamperfekt aufblähst. Man will ja im Dialog als Leser bleiben und nicht Tätigkeiten sortieren. Und auf gar keinen Fall der Schwäche verfallen, die über die Worte die Geschichte erklären lassen, durch sowas da können wir die ganze Nacht nicht schlafen Das muss sich ergeben, darf aber nicht erklärend eingeschoben werden.

Jana war hinter ihn getreten. „Und wenn das zu weit ist? Erstickt der dann nicht? Vielleicht geht’s ja auch so.“

Hier ist ein Wechsel ihrer Gedanken drin. Erst geht es um den Frosch, dann um sie.
Das würde ich nicht so nahtlos aneinanderstellen. Da würde ich sie was tun lassen zwischendrin, nochmal ins Loch gucken, sich am Knie kratzen, die Haare nach hinten schieben, was weiß ich, damit eine Pause zwischen den Gedanken liegt, in denen sie zu Gedanken Nr.2 überhaupt erst kommt.

„Du hast Weibchen, Großer“, kicherte er, „viel Vergnügen bei der Hochzeitsnacht.“

Kicherte er? Echt?

„Zeit für einen flotten Dreier“, rief er, „dir geht‘s besser als mir, kleiner, grüner Bruder, ich hab nur ein Weibchen, und das fickt nicht mehr mit mir, vielleicht tut sie‘s ja mit Freddy, reitet auf seinem süßen, kleinen Drumstick.“

Das finde ich gut. Nur lass ihn auch mal Luft holen. Mach mal nen Punkt ;).

... und das fickt nicht mehr mit mirPUNKT Vielleicht tut sie‘s ja mit Freddy, reitet auf seinem süßen, kleinen Drumstick.“

„Wer sonst“, sagte Marek, „der ist auch sauer, der Typ. Weil er so hässliche Weibchen hat. Ohne Arsch, dafür magere Schenkel. Froschweiber sind die hässlichsten Tussen der Welt.“ Er johlte ein paar Töne, zog sie absichtlich lang. „Das wäre mal ein Song. Grüne Weiber ohne Arsch, wie findest du das, (Jana)?“

Man spricht sich nicht so oft mit Namen an, acht mal drauf. Gerade diese nachgeschobenen Namen, ganz selten, wirklich.
Aber sonst ist die Stelle so cool!

„Marek, du spinnst, du hast jetzt endgültig genug gesoffen, komm ins Haus.“

Hier ist Name und Erklärung drin:
„Du spinnst. Du bist besoffen. Komm ins Haus.“

„Ich lass euch Hochzeit feiern, und das Zischen treib ich dir noch aus, Meister Frosch.“

Hier auch wieder so ein Stimmungswechsel. Erst ist er cool und witzig und im zweiten Satzteil droht er. Und wenn du mich fragst, ich würde den ganzen Satz streichen :).

Als er an der Mauer vorbeistreifte, sah er, dass die Holzlatten weg waren.

Vorhin hat er noch ne Platte drübergeschoben ;).

Marek trat hinter sie und vergrub seine Nase in ihrer Halsbeuge. Sie roch gut, nach Jana, Eiern mit Speck und etwas Blumigem. „Bratfett?“, fragte er. „Das ist Parfüm, du Troll“,

So, er kommt in dieKüche, stellt sich hinter sie und das erste, was er sagt ist "Bratfett". Und sie weiß, dass er ihr Parfüm meint? Wow ;).

sagte sie, „geh zu deinen Gitarrensaiten, von Frauen verstehst du nichts.“

Niemand sagt Gitarrenseiten, wenn er die Gitarre meint.

„Du musst mir versprechen, weniger zu saufen, und nimm diesen Scheiß nicht mehr. Wenn du (so) zu bist, wirst du richtig fies. Ich kenn dich dann gar nicht mehr. Weißt du, was …“

Jetzt könnt ihr Hochzeit feiern, ihr Riesenquaker, dachte er, ich schreib euch ein Liebeslied. Direkt auf den Leib. Von mir aus könnt ihr herkommen, euch unter einen Baum hocken, eine Runde chillen und dabei eine Pfeife durchziehen, das heißt, wenn ihr nicht grad rammelt.

Also, die Gedanken, die er da so an die Frösche mitteilt und sie so einbezieht, ich mag die wirklich gern.

„Was weiß ich, ein Frosch, ein Riesenpopel, von mir aus ein Salatkopf. Klingt cool, oder? Ist mir eingefallen, als der Kackfrosch draußen rumgequakt hat. Überhaupt, das halbe Lied stammt von dem. (Gefällt es dir nicht?)“

Würde ich rausnehmen. Damit greifst Du auch vor. Ich hab mal sortiert und das gemacht, was ich vorher schon zuvor erklärt habe, warum ich es tun würde:

„Was weiß ich, ein Frosch, ein Riesenpopel, von mir aus ein Salatkopf. Klingt cool, oder? Ist mir eingefallen, als der Kackfrosch draußen rumgequakt hat. Überhaupt, das halbe Lied stammt von dem."
Jana schüttelte den Kopf, ging sie aus dem Zimmer. Marek lief ihr hinterher. „Was ist denn jetzt los? Kriegst du deine Tage oder was?“ Draußen auf dem Hof holte er sie ein. „Was ist denn? Es war so schön den ganzen Tag.“
„Es ist nur wegen letzter Nacht. Dein Text … und der Frosch.“
„Jetzt lass die letzte Nacht. Es ist doch alles wieder gut. Ich saufe nicht. Ich lass den Quaker in Ruhe." Er zupfte an den Trägern ihres Tops und schob sie hinunter, streichelte über ihre Schultern. Jana drehte sich zu ihm um. In ihren Augen flackerte eine vorsichtige Regung. Dann zog sie die Träger hoch. „Du erinnerst dich nicht an letzte Nacht. Vielleicht … ach, lass mich einfach.“
Er wollte sie küssen, doch sie drehte den Kopf weg. Dabei streiften ihre Lippen seine Wange, ...

Als er dann merkte, dass er doch an der Reihe war, hatte sich der Zweifel schon tief in die Knochen gebohrt und sie von innen ausgehöhlt.

Schön!

Er kapierte das (alles) nicht. Seine freche, liebevolle Jana mäkelte an dem besten Song rum, den er jemals geschrieben hatte, hockte stundenlang am Froschbassin, ...

Ich kapiere das allerdings auch nicht, warum sie da rumhockt, wenn sie den Froschhorror schon deutlich spürt.

Jetzt wollte er nur noch komponieren, hoffentlich kam sie nicht und störte (ihn). Jetzt waren (ihm) ihre Blicke und (ihre) Berührungen zu viel. Wie etwas, das sich an ihn klebte, etwas Schmieriges.

Klebte und schmierig in einen Zusammenhang zu bringen passt für mich nicht. Entweder es schmiert oder es klebt. Aber das etwas schmiert und klebt ... schwierig.

So. Ich höre mal an der Stelle auf. Weiß ja gar nicht, ob Du überhaupt noch Lust auf Textarbeit hast. Könnte es verstehen, wenn du das auf "später vielleicht" verschiebst. Und am Ende ist es ja auch mein Empfinden. Kann ja sein, ne, so reden meine Leute nicht. Vielleicht ist aber auch was bei, was Du für weitere Texte gebrauchen kannst. Sollte es Dich tatsächlich noch reizen, hier an diesem Text, könnte ich den Rest via PM. Bin ja durch den Text durch, habe aber das Gefühl, mich nur noch zu wiederholen und dich damit zu erschlagen.

schneeostergrüße fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber ernst offshore,

(Aber das kennen wir wohl alle, dass man sich in eine vermeintlich tolle Formulierung verbeißt und die ums Verrecken nicht aufgeben will, sie einfach nicht rauskriegt aus dem Schädel …, aber alles wird gut, hab‘ ich ja gesagt.)
Puhhh, endlich. Die Spardose ist Geschichte. Und du bist zufrieden. Ich wollte dich schon anpeemmen, um dich zu fragen, ob es jetzt endlich besser ist. Zum Glück findest du das. Juchheirassa und dir einen dicken Schmatz für die Rückmeldung. Und natürlich nur einen geschriebnen Schmatz.
Liebe Ostergrüße, auch wenn grad die Eier in Form von Schneeflocken vom Himmel purzeln. Hat man schon mal so ein Ostern erlebt außer in den Bergen?
Bis demnächst, auf dass endlich Frühling werde.


Und liebe Fliege,
wie geil, die Prinzessin der Dialoge nimmt mich unter ihre Fittiche. Ich freu mich. Da kriegst du einfach schon mal einen dicken Kuss.

Sollte es Dich tatsächlich noch reizen, hier an diesem Text, könnte ich den Rest via PM. Bin ja durch den Text durch, habe aber das Gefühl, mich nur noch zu wiederholen und dich damit zu erschlagen.
Ja, ja, ja, bitte, du sollst, ob als PM oder hier, das ist scheißegal, ich bin so herzensfroh, wo kriegt man denn sonst so total hilfreiche Hinweise. Ich stochere ja noch immer ziemlich blind durch die Gegend bei Dialogen und hatte an vielen Stellen erst sehr kurze Sätze, wenig Info, dann haben manche sich beschwert über die Dialoge, weil ich Männern Frauenkram in den Mund legte, oder die klangen tuntig oder filmisch. Das konnt ich nachvollziehen, aber irgendwas sei auch mit der Länge der Sätze nicht in Ordnung, hatten manche gesagt, zu kurz halt irgendwie so, im Nachhinein merke ich, dass es sich wohl eher auf die Anreden bezog. Da hab ich dann die Sätze manchmal wieder ausgeschrieben und eben nicht genügend die Länge oder die Redundanz geprüft. Manchmal schwall ich auch und verrat etwas vorweg. Das ist ein ganz grundsätzliches Problem/Schwäche bei mir. Ich meine immer, ich müsste übererklären. Und Schreiratgeber sind da auch nicht immer sehr hilfreich. Erstens les ich sie nicht supergerne, aber zweitens schreiben sie auch so Sachen, dass Dialoge die Funkton hätten, Informationen an den Leser zu vermitteln, naja, wenn man das macht, das klingt ganz schön scheiße.
Also ich kann furchtbar viel übernehmen von deinen Hinweisen und bin einfach nur superfroh, denn ich lern da grad mal wieder eine Menge. Und wer will das nicht.
Also tausend Dank. Und schon wieder ein Kuss.
Dass du Horror nicht magst, und trotzdem reingeschneit bist, um mir bei den Dialogen Schützenhilfe zu geben, dafür kriegst du einen echt fetten Extrakuss.:kuss:
Ich kann und mag nicht alles übernehmen, ist ja klar, meinetwegen das mit dem Bratfett, ne, das bleibt, er neckt sie da halt, er riecht ihr Parfüm und ärgert sie und sie weiß, dass er sie ärgern will, so was Vertrautes zwischen zwei Liebenden, die ihre kleinen Rituale entwicklt haben, ich finde, das kann man schon rauslesen, dass er sie ärgern will, Frau Fliege.
Oder am Anfang bei den Hunden und Hähnen, da weiß ich genau, was du meinst, und trotzdem fällt mir grad nix ein. Kommt vielleicht aber noch. Ich bin wirklich ein bisschen blind geworden. Aber macht nichts, das liegt vielleicht daran, wenn man viel macht, das gibt sich auch wieder.
Und dann gibt es Stellen, da frag ich mich, wieso ich da nicht selbst drauf gekommen bin.
Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, dass es so was gar nicht mehr gäbe.
Wenn möglich, dann dass-Konstruktionen vermeiden. Hier wäre es möglich:
Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, so etwas gäbe es gar nicht mehr.
Dieser Satz, an dessen Hinterteil das gäbe klebte wie eine hässliche stinkige Warze, der war mir die ganze Zeit schon ein Dorn im Auge. Ich hab mich immer gewundert, warum mir keiner den um die Ohren gehauen hat, so Scheiße fand ich den. Und ich hab überlegt und überlegt. Und du machst schwupp und schwupp und der Satz klingt flüssig. Wieso bin ich da nicht drauf gekommen??? :schiel:
Und so war das mit ein paar anderen Sätzen auch. Himmel, wie kann man nur so betriebsblind sein. Vielleicht liegt diese Betriebsblindheit ja auch daran, dann man sich an einer Formulierung festbeißt, wie das mit der Spardose, bei der ernst offshore zum Glück so hartnäckig blieb, vielleicht muss man da so richtig neu denken, umdenken.
Was ich auch noch toll fand an deinen Schreibsachen, du hast so ein paar allgemeine Schlussfolgerungen drin, die man sich echt schön merken kann für Dialoge überhaupt. Eine Liste, mit deren Hilfe man systematisch durch ein Gespräch durchgehen kann und dadurch vielleicht Anreden, Vorzeiten und Plusquamperfekte findet, also solcheSachen, aber auch persönliche Schwachpunkte abfischen kann wiedas Übererklären. Leuchtet mir auch sofort ein, warum die im Dialog nicht gut sind
Was anderes ist es mit den dass-Sätzen. Also in dem Fall oben ist es völlig klar, es verkompliziert den Satz unnötig, macht ihn umständlich. Ist das der Grund? Und sonst auch? Oder ist das (fällt mir grad ein) nur eine Folge von solch relativierenden Formulierungen wie ich meine, dass - es schien ihm, dass usw., dann wär es mir sofort klar, weil man dann ja gleich hinschreiben kann, was er will oder sieht oder denkt - ohne Umschweife.
Siehst du jetzt hast du mit den kleinen Finger gereicht und ich ziehe an deiner Hand. Ist halt einfach so, find das richtig spannend. Und nun mach ich mich an die Arbeit. Hab heute richtig viel Zeit und das Wetter ist so übel, dass man eh nix machen mag.
Vielen Dank noch einmal, liebe Fliege. Und die Osterschneegrüße flocken zurück ... bis demnächst

 

Liebe Novak,

... meinetwegen das mit dem Bratfett, ne, das bleibt, er neckt sie da halt, er riecht ihr Parfüm und ärgert sie und sie weiß, dass er sie ärgern will, so was Vertrautes zwischen zwei Liebenden, die ihre kleinen Rituale entwicklt haben, ich finde, das kann man schon rauslesen, dass er sie ärgern will, Frau Fliege.

Jaja. Hab ich ja. Ist ja auch schick, so als Gedanke. Und lass alles so, wie ist. Ich habe mir nur vorgestellt, also, ich stehe da und mache Spiegelei/Rührei. Mein Männe kommt in die Küche, tritt hinter mich, und sagt da so in den Raum rein "Bratfett". Ich würde nie darauf kommen, dass er meinen Geruch meint, weißt? Ich würde den angucken und fragen: "Hä?"

Und so war das mit ein paar anderen Sätzen auch. Himmel, wie kann man nur so betriebsblind sein.

Ist wohl so. Ich bei meinen Texten auch :).

Was anderes ist es mit den dass-Sätzen. Also in dem Fall oben ist es völlig klar, es verkompliziert den Satz unnötig, macht ihn umständlich. Ist das der Grund? Und sonst auch? Oder ist das (fällt mir grad ein) nur eine Folge von solch relativierenden Formulierungen wie ich meine, dass - es schien ihm, dass usw., dann wär es mir sofort klar, weil man dann ja gleich hinschreiben kann, was er will oder sieht oder denkt - ohne Umschweife.

Du stellst Fragen? Ich kann dazu nur sagen, kann man den Satz problemlos umformulieren, fliegt es raus; geht es nicht, geht es nicht. Das ist meine Regel dazu :).

So, der Rest:

Marek griff wahllos Steine und schleuderte sie, bis Ringe ihm das Verschwinden der Frösche anzeigten.

Beim werfen von Steinen ins Wasser, entstehen ja immer Ringe, und die verkünden ja nicht das Verschwinden von Ungeheuern in der Tiefe, sondern trüben nur die Sicht auf diese ;). Erbsenzählerei, Tschuldigung.

Vielleicht sollte er irgendwas reinschütten. Gift, Kloreiniger, seinen Schnaps. Er kicherte.

Ich weiß nicht. Kichern ist ja eher was für alberne Mädchen, jedenfalls ist es bei mir so belegt. Ich fände ein Grinsen hübscher, weil es dann auch so eine Art "Überlegenheit" mit reinspielen würde.

Wenn er schon dabei war, konnte er auch dem gluckenden Huhn die Sache versauen. Schluss mit Brüten direkt vor seinem Schlafzimmerfenster. Doch die Kuhle, in die das Huhn sich gestern geschmiegt hatte, war leer. Zwei Federn lagen auf dem Boden.

Nur Vorschlag:
Wenn er schon dabei war, konnte er auch dem gluckenden Huhn die Sache versauen. Schluss mit Brüten unterm Schlafzimmerfenster. Doch in der Kuhle lagen nur ein paar Federn der Glucke.

Als er um die Ecke bog, sah er Jana, in ihrer Hand waren Federn.

... in ihrer Hand hielt sie Federn.

„Was hast du mit dem Huhn gemacht, (Jana). Oder hat Knopfauge die Beißerchen ausgefahren?“

Jetzt kommt relativ viel, ich mach das mal im Rutsch und schreib gleich um:

„Die Hühner sind weg. Und ...“ Ihre Mundwinkel zuckten, als wolle sie noch etwas sagen, verkniff es sich aber.
„Wieso sind die Hühner weg? Abgehauen oder was?"
„Was weiß ich. Ist jetzt auch egal. Ich war beim Auto. Es ist kaputt.“
„Was heißt das?“
„Das heißt, es ist kaputt. Es springt nicht an. Null.“
„Komm, das kann nicht sein, das Auto ist neu."
"Dann geh doch hin. Schau nach."
"Dann müssen wir den Vermieter anrufen.“
„Wollte ich, aber mein Handy ist weg. Und deins auch.“
„Wieso sind die Handys weg?“
„Das weiß ich doch nicht.“
„Ein Handy kommt doch nicht einfach so weg. Und was hast du überhaupt beim Auto gemacht? Wir wollten erst morgen fahren.“

Ja, und ab und an einen Satz hinterher, macht dies, tut das. Weißt schon.

Jana sah zu dem Schuppen, in dem das Auto stand, und zuckte mit den Schultern. Irgendetwas kam ihm vertraut vor an dieser Bewegung. Dann wusste er es. Genauso hatten sie gezuckt, als sie behauptet hatte, sie würde sich das Rauchen abgewöhnen, obwohl in ihrer Tasche ein funkelnagelneues Päckchen steckte.

Hehe. Sehr schön. Aber ich zucke ja sehr oft mit den Schultern, nicht nur, wenn ich flunker. Auch, wenn ich keine Ahnung habe z.B.

Und wieder im Block, die alten Sachen, such dir was aus oder auch nicht:

„Du bist schon die ganze Zeit mies drauf, meckerst rum, wenn ich das Lied spiele. Du ziehst mich richtig runter. Gerade jetzt." Er holt tief Luft. "Vielleicht sollten wir mal reden.“
„Ich rede doch schon die ganze Zeit. Ich erkläre dir, dass ich hier weg will und die Frösche immer fetter. Und du? Du schreibst und singst und schreibst. Bist wie besessen von diesem verdammten Lied und den Viechern.“
„Das musst du grad sagen. Du hockst doch die ganze Zeit bei denen und hältst die Händchen dieser Sumo-Quaker. Wahrscheinlich hast du die auch mit den Hühnern gefüttert.“ Er biss sich auf die Lippen, so aggressiv hatte das nicht klingen sollen.

Jana sah ihn von oben bis unten an, ihr Blick stoppte(wo?), weitete sich, sie holte krampfhaft Luft. Dann sah er nur noch ihren Rücken und die Tür, die hinter ihr zuschlug.

„Das wird gleich besser“, sagte er, „mich haben sie auch berührt, das ist nicht schlimm. Es brennt nur ein bisschen. Gleich ist es vorbei. // Die Viecher sind mutiert, vielleicht haben sie Hanf gefressen.“

Hier auch wieder thematischer Wechsel. Einfach ne Geste zwischen.

„Das meinst du doch nicht ernst“, sagte er.

Ich habe das eher als Frage gelesen. Kann aber natürlich auch ne Behauptung sein.

Sie senkte den Kopf, stand da mit hängenden Schultern, (machte auf Mitleid).

Ja, typische Geste dafür.

„Das ist krank“, er schob sie zum Badezimmer, „komm, wasch dich erst mal.“

Thematischer Wechsel, von daher, zwei Sätze?
„Das ist krank“, er schob sie zum Badezimmer. „Komm, wasch dich erst mal.“

„Der Hund, ich hab ihn so genannt.“ Sie weinte. „Er sah aus wie ein Rudi. (Ich dachte, ich könnte mit ihm weg.)“

Vorwegnahme

„Du wolltest wirklich abhauen. Erst mit dem Auto. Und jetzt wieder. Mit meinen Songs. Und ich? Ich sollte wohl der Riesenbraten werden für die Frösche. Das gibt’s nicht. Erst fütterst du die Viecher mit Hühnern, dann haust du ab. Mit meinen Songs.“

Wegen der stärkeren Wirkung des Vorwurfes, würde ich auf das erste Mal verzichten. Schon klar, dass die Dopplung das hier machen soll, weiß aber nicht, ob das auch so wirkt. Für mich eher nicht. Aber das ist subjektiv empfunden, glaub ich.

... Du bist wie das Froschweib aus meinem Lied, baust mich auf und dann machst du mich zum Freak. Warum tust du das? (Du nimmst mir das Beste, was ich habe.) Warum?“

Schon klar.

„Scheißviecher, habt ihr Hunger, jetzt wo eure Futtermagd euch nicht mehr bedienen kann?“

„Scheißviecher. Habt ihr Hunger, jetzt wo euch die Futtermagd nicht mehr bedient?“

Der zappelnde Punkt in ihren(Janas) Augen war ganz nach hinten gerutscht.

Würde hier mit dem Namen arbeiten, weil du von den Fröschen auf sie schwenkst. Wird sonst nicht sofort klar.

Ein allerletzter Block:

„Ich habe dich so geliebt. Was ist mit uns passiert?"
(Jana schaut ihn an - irgendwas) „Ich habe deine Hände gesehen, gestern, als ich vom Auto kam. Blut und Öl. Du hast das Auto kaputt gemacht und die Frösche gefüttert. Wahrscheinlich hast du auch die Handys versteckt. Damit wir hier bleiben, wegen diesem verdammten Lied. Ja, ich wollte es mitnehmen, aber nur, damit du nachkommst.“ Sie stockte, flüsterte nur noch. „Ich wollte dich retten. Vor den Fröschen, vor dir.“

Als sie die Augen schloss, und den Kopf zur Seite drehte, ruckte die Welt und riss alles mit sich bis auf den Hof mit dem Brunnen und dem kleinen Haus. Die hatte sie vergessen.

Mag ich sehr gern.

Und zu guter Letzt:

Als Marek sich umdrehte, hatte Jana sich immer noch abgewandt. Sie war still, leblos, als wäre sie tot.

Als Marek sich umdrehte, war Jana still, leblos, als wäre sie tot.

Fertig. Das waren so die Sachen, die mir mein Empfinden eingeredet haben. Neue Erkenntnisse kann ich Dir jedoch nicht liefern. Nur eben so gefühlten Kram.

Und ich bewundere deine Ausdauer, dich so in den Text zu hängen. Immer noch. Boah! Respekt.

Liebe Grüße Fliege

 

Und ich bewundere deine Ausdauer, dich so in den Text zu hängen. Immer noch. Boah! Respekt.
Liebe Fliege, wenn man so verwöhnt wird mit Vorschlägen, ist das kein Wunder. Man muss nur überlegen, was man besser findet. So eine Überarbeitung ist wie panna cotta. Süß und lecker. Da überarbeite ich gerne stundenlang.
Ich kann dir nur noch mal ganz ganz doll Danke sagen, ich hab gerade bei den Dialogen furchtbar viel kapiert. Aber auch sonst. Also diese dass-Sätze, diese Schluris. Ich habs probiert. Fast immer, wenn man sie irgendwie vermeiden kann, klingts besser. Entholpert den Takt der Sätze.
Ich schick dir einen Haufen köstliche Marzipaneier rüber. Und einen Kusshagel.
Novak

 

Hallo Novak!
Auch wenn ich ganz bestimmt nichts Neues mehr dazutun kann, will ich doch meinen Senf mit draufmachen. Ich muss vorweg schicken, dass ich keinen einzigen Kommentar gelesen habe, was vielleicht gut, vielleicht auch gar nicht so gut ist.
In jedem Falle ist das meine Meinung pur dann, ohne andere Einflüsse (fraglich, ob das wirklich so toll ist).

Ich werde mich versuchen kurz zu halten, damit nicht allzu viel allzu Bekanntes auftaucht.

Zunächst: Hat mir die Story im Ganzen gefallen? Ja.
Ich gehe immer ein bisschen danach aus, könnte ich solch einen Text gedruckt lesen (da geht man natürlich immer anders ran, Erwartungshaltung, Achtung!), hat er die Qualität, zum Kauf anzuregen? Zu bestehen, neben anderen eigenständigen Stücken.

Das hat der Text ganz bestimmt.
Ich finde, man merkt auch wieder sehr schön, dass du dran gearbeitet hast. Dass Mühe und Schweiß drinsteckt. Das Perfide ist ja, dass man das eben nicht ohne weiteres bemerkt; man meint, wenn man ein Stück liest, dass einem gefällt, das gefällig ist, "Das kann ich auch, so leicht, wie das sich liest!" Und das, eben, ist ein untrüglicher Beweis, dass Arbeit drinsteckt.
Bravo!

Du hast eine Idee, du setzt sie um und feilst sie aus. Ich habe hin und wieder den Eindruck gehabt, dass du ein wenig Schlingern gings, auf dem Weg zum Ziel. Was ganz und gar nicht übel war, ich war ja ein paar Mal auf dem Holzweg, was die Richtung anging.

Du hast den Einstieg schon etwas geändert. Nichtsdestotrotz würde ich die beiden Anfangssätze zusammenziehen (sie gehören zusammen, du kannst nicht einfach einen erklärenden Nebensatz aufblasen zum Hauptsatz und ihn dann gleichwertig zum eigentlichen Hauptsatz aufstellen!). Viel eleganter und eigenständiger würde es doch sein, wenn es hieße:

Der Morgen war furchtbar, als hätte ihn jemand in den Tag gerotzt.

Ich weiß schon, was du bezweckst, das ist ja der Ehre wert. Aber du hast hier den Einstieg, der Leser soll vorbereitet werden, er soll eingstimmt und schon mal mit dem kommenden vertraut gemacht werden. Da machst du den einen Satz draus, setzt einen Absatz und hast ein Monument.

Ich hab immer was dagegen, wenn man die ersten Sätze aufbläht zu einem ganzen Satzgeflecht.

"München leuchtete"

Zwei Worte, was die alles sagen! Mann hätte schreiben können: Es war schönes Wetter in der Stadt. oder Die Sonne schien über München. Aber nein, der Meister des verschwurbelten Satzbaus schrieb nur zwei Worte.
Zugegeben, danach kommen jede Menge Worte hinterher, aber der erste Satz steht und wirkt.

Schön, dass du die kurzen Sätze am Ende des ersten Absatzes weggenommen hast, ich hätte sie kritisiert.

Bevor Marek das Haus zum ersten Mal sah, hatte er gedacht, so etwas gäbe es gar nicht mehr.

Dass diesen Satz noch niemand kritisiert hat, versteh ich nicht.
Du mischt hier zwei verschiedene Zeitformen und haust dann noch den Konjunktiv mit dazu. Das ist ... unleserlich!

Bevor Marek ..., dachte er, so etwas gäbe es nicht.

Obwohl ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, dass das falsch ist, was du geschrieben hast. Hört sich aber strulledoof an.
Finde ich.

Ja, ich sehe hier, dass du auch das "und" schon eingesetzt hast, was ich vehement gefordert hätte. (He-he, scheine doch nicht so falsch gelegen zu haben)

Du hast in den ersten Seiten immer das Verlangen gehabt, Hauptsätze zusammenzuklatschen und mit einem Komma zu trennen. Meist waren das Sätze, die überhaupt nicht zusammengehörten und mit Punkt getrennt werden mussten, hin und wieder ging aber auch ein "und" oder, wie in einem anderen Fall, ein eingeschobenes "sie". Ich hatte nachher aufgehört, mir die Sätze zu notieren, aber diejenigen, die ich angestrichen habe, hast du geändert.
Recht so.
:D


Kleine ekelhafte Biester mit Gift und einem langen peitschenden Stachelschwanz

Du hast zwar den Stachel-Schwanz geändert, aber nicht in dem Sinne, wie ich es gemeint hätte.

Der Satz an sich ist ja stark. Jetzt willst du eindrucksvoll zeigen, wie ekelhaft die Viecher sind (schreibst du ja auch). Und da tischt du dann Attribute auf, dass ich fast erschlagen werde. Ich kann mich kaum retten vor Sinneseindrücken, die du mir vorsetzt:

1) Kleine
2)ekelhafte
3)Biester
4)Gift
mit einem
5)langen
6)peitschenden
7)Stachel
schwanz.

Das sind sage und schreibe sieben Attribute in einem Satz mit gerade zehn Wörtern.
Kanns nicht ein bisschen weniger sein!

Ich hätte dir auf jeden Fall geraten, den Stachel wegzulassen, je weniger du sagst, desto prägnanter wirkt es. Du musst natürlich das richtige Attribut finden.

Das ist übrigens eine All-Wetter-Regel, an die ich mich zu halten versuche: Schreibe so knapp wie möglich, aber sage so viel wie möglich.

Nur manchmal bohrte sich ein Stein in seine Fußsohlen.

Ich hatte eigentlich das "mit einem spitzen Schmerz", welches eingefügt war und das du gelöscht hast, hervorgehoben und gut gefunden. Aber ich sehe gerade, dass der Satz ohne den Einschub tatsächlich gewinnt.
Gleiches Prinzip.

Marek blickte auf seine Hand, schluckte, der Umriss des Tieres war doppelt so groß.

Das ist auch so ein Satz, der eigentlich zwei ist. Wenn man es recht bedenkt, tummeln sich drei Hauptsätze in einem Haus. Zuviele, für meinen Geschmack.

Al

s sie zurück ins Haus ging, fiel Marek ein, dass sie ihn auch nicht auf den Mund geküsst hatte, als sie miteinander geschlafen hatten.

Das finde ich schon genial. Man kann leicht in die Mottenkiste geraten, wenn an ein Geheimnis aufbauen will. Aber diese Andeutung hier ist so schön vage, lässt sehr viel offen. Und man will gar nicht wissen, was alles dahinter lauert.

Der neue Song stak in jedem Winkel seines Hirns. Wie ein Splitter, den man unaufhörlich spürt, der jedoch nicht schmerzt, sondern Energie-Wellen sendet. Vibrationen voller Kraft, die als Echo von jedem Stein, jedem Balken zurückgeworfen wurden, wenn Marek summend durch die Räume strich. Selbst in der Nacht stahl sich das Lied in seinen Schlaf und verband sich mit den Tiergeräuschen zu einem treibenden Rhythmus.

Bei diesem Absatz frage ich mich, ob das nicht zuviel des Guten ist, zwei Sätze hätten es sicher auch getan, und der Autor wäre nicht in den ruchlosen Verdacht geraten, seinen eigenen Bauchnabel zu streicheln.

Dann stieß er Jana von sich, so heftig ...

Ich vermisse bei dieser Szene irgendeine Reaktion Janas. Sie scheint sich überhaupt nicht zu regen. Es ist auch nicht die Rede davon, dass sie in Ohnmacht fällt, bewusstlos wird.

Ja, zum Inhalt dann (hat man gemerkt, dass ich mich die ganze Zeit davor drückte?).

Mich erinnterte das Szenario im letzten Drittel an diese Öko-Thriller aus den Siebzigern. Die Natur schlägt zurück, die Tierwelt,...bababab.

Ich weiß, das ist nicht deine Intention, aber letzten Endes läuft es doch wieder darauf hinaus. Die Frau, die sich mit der Natur vereint.

Wenn ich es richtig gedeutet habe. Ich tu mich wieder mal schwer, den von dir bezweckten Sinn in der Story zu sehen. Wahrscheinlich stehe nur ich auf dem Schlauch, wenn ich ein bisschen oben lesen täte, hätte ich eine Erklärung.

Zumindest weiß ich, dass du Musik-affin bist, dieser Part ist dir auch sehr schön gelungen. Vielleicht ist das Ganze ja auch als Ringen des Künstlers um die beste Ausdrucksform zu sehen.

In jedem Falle ist es immer ein Gradmesser für die Spannung einer Geschichte, wie viele Aufzeichnungen und Anmerkungen ich mir nebenbei mache. Da ich zu Anfang viele, im Mittelteil kaum welche und zum Schluss hin überhaupt keine gemacht habe, spricht das eigentlich für sich.

Sehr gerne gelesen, in Erwartung neuer Stücke und einen verspäteten Geburtstagsgruß mit hintenan!

Schöne Grüße von meiner Seite!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Hanniball, schön, dass du wieder ein bisschen mahr Zeit hast. Und klasse, dass du gleich mal die Frösche aufsuchst.

Auch wenn ich ganz bestimmt nichts Neues mehr dazutun kann, will ich doch meinen Senf mit draufmachen.
Seit wann isst man Froschschenkel mit Senf. Also echt.

Zunächst: Hat mir die Story im Ganzen gefallen? Ja.
Das ist schön.

Wenn ich es richtig gedeutet habe. Ich tu mich wieder mal schwer, den von dir bezweckten Sinn in der Story zu sehen. Wahrscheinlich stehe nur ich auf dem Schlauch, wenn ich ein bisschen oben lesen täte, hätte ich eine Erklärung.
Oh Oh oh, eigentlich soll ja die Geschichte für sich selbst sprechen!

Zumindest weiß ich, dass du Musik-affin bist, dieser Part ist dir auch sehr schön gelungen. Vielleicht ist das Ganze ja auch als Ringen des Künstlers um die beste Ausdrucksform zu sehen.
Ba das ist doch schon mal was. Nee, die Ausdrucksform ist es nicht, mit der er ringt, er ringt eher mit sich selbst.

In jedem Falle ist es immer ein Gradmesser für die Spannung einer Geschichte, wie viele Aufzeichnungen und Anmerkungen ich mir nebenbei mache. Da ich zu Anfang viele, im Mittelteil kaum welche und zum Schluss hin überhaupt keine gemacht habe, spricht das eigentlich für sich.
Das haben auch andere so oder ähnlich formuliert. Vielleicht ist das so eine Art Warmschreiben, auch wenn viel Arbeit drinhängt. Vielleicht liegt es hier aber auch daran, dass der Leser angangs recht im Ungewissen schwebt.

Das Perfide ist ja, dass man das eben nicht ohne weiteres bemerkt; man meint, wenn man ein Stück liest, dass einem gefällt, das gefällig ist, "Das kann ich auch, so leicht, wie das sich liest!" Und das, eben, ist ein untrüglicher Beweis, dass Arbeit drinsteckt.
Bravo!
Hach, das klingt gut. Es ist ja wirklich das Leichte, was man anstrebt. Und es ist tatsächlich eine schweißtreibende Sache. Jedenfalls für mich.

Du hast eine Idee, du setzt sie um und feilst sie aus. Ich habe hin und wieder den Eindruck gehabt, dass du ein wenig Schlingern gings, auf dem Weg zum Ziel. Was ganz und gar nicht übel war, ich war ja ein paar Mal auf dem Holzweg, was die Richtung anging.
Es stimmt beides. Im Verlauf der Geschichte war ich mehrfach ins Schlingern geraten. War aber schon auch Absicht, die Story nicht zu einfach verlaufen zu lassen, wenn auch vielleicht noch nicht geschickt genug. Aber man lernt ja dazu.

Den Anfangssatz ändere ich so, wie due es vorgeschlagen hast. Weiß gar nicht, wieso mir das nicht selbst eingefallen ist, find ich viel besser als meine beiden Wuchtbrummen.
Das mach ich auch direkt.

Dass diesen Satz noch niemand kritisiert hat, versteh ich nicht.
Du mischt hier zwei verschiedene Zeitformen und haust dann noch den Konjunktiv mit dazu. Das ist ... unleserlich!
Bevor Marek ..., dachte er, so etwas gäbe es nicht.
Obwohl ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, dass das falsch ist, was du geschrieben hast. Hört sich aber strulledoof an. Finde ich.
Geil. :D
Deine Entrüstung gefällt mir. Und dann lern ich auch gleich noch ein neues Wort. Strulledoof. Das ist schön, das Wort. Und lachen muss ich, weil dieser Satz mich nun endgültig auf die Palme bringt. Er hat eine lange Geschichte. Ich hatte ihn erst so ähnlich wie du. Da hat dann mein persönlicher Testleser die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und die falsche Zeit moniert. Und mit sämtlichen Grammatikwerken nach mir geworfen. Also hab ichs geändert. Aber es klang einfach scheiße. Durch fiz habe ich dann mein blödes "würde" schon mal rausgekonjunktivt. Und dann klang der Satz für mich immer noch mies. Und dann kam zum Glück auch noch Fliege und hat sich daran zu schaffen gemacht. Und dann klangs besser - und jetzt kömmst du ....
Echt, dieser Satz. Also klar, ich werde mir den Satz auf der Zunge zergehen lassen, bis ich die beste Lösung gefunden habe. Zum Glük bin ich ein hartnäckiger Mensch.

Die Satzreihen prüfe ich, manchmal soll das ja ein Stilmittel sein, aber ich glaube fast, dass das Stilmittel mich ein bisschen kontrolliert statt umgekehrt.
Auch Fliege hat da schon ein paar Korrekturen gemacht und ih hab geändert wie der Teufel.
Der Satz hier:

Marek blickte auf seine Hand, schluckte, der Umriss des Tieres war doppelt so groß.
gefällt mir aber ganz gut, da ist es für mich Stilmittel. Aber ich prüf noch mal und ich hab echt im Kopf durch Flieges und deine Hilfe, dass diese Satzreihen nicht immer taugen.

Auch den Stachelschwanz prüf ich. Ich find ja schon, dass man manchmal einen Haufen Attribute verwenden kann. Und du sagst ja selbst, dass du den Satz gar nicht so schlecht findest. Aber:

Jetzt willst du eindrucksvoll zeigen, wie ekelhaft die Viecher sind (schreibst du ja auch). Und da tischt du dann Attribute auf, dass ich fast erschlagen werde. Ich kann mich kaum retten vor Sinneseindrücken, die du mir vorsetzt:
Ja, wenn ich was mache, dann mache ich es richtig.
Ok, im Ernst, deine eindrucksvolle Liste hat mir gezeigt, wo die Katz die Milch schleckt oder so ähnlich. Also ich guck. Ich hatte mich eh schon gewundert, dass keiner mir den Stachelschwanz geknickt hat.
Kanns nicht ein bisschen weniger sein!
Na gut.

Bei diesem Absatz frage ich mich, ob das nicht zuviel des Guten ist, zwei Sätze hätten es sicher auch getan, und der Autor wäre nicht in den ruchlosen Verdacht geraten, seinen eigenen Bauchnabel zu streicheln.
Was hast du denn gegen meinen Bauhnabel? Ich habe einen sehr hübschen Bauchnabel, hat schon mal einen Preis im hawaiianischen Nabel-Contest gewonnen. Ok, na gut, ich gebe es zu, ich mag den Satz einfach, hab ihn schon mal verteidigt, weiß nicht mehr geen wen. Du bist jetzt der zweite. Ich überlege, aber versprechen tu ich rein gar nichts.

Ich vermisse bei dieser Szene irgendeine Reaktion Janas. Sie scheint sich überhaupt nicht zu regen. Es ist auch nicht die Rede davon, dass sie in Ohnmacht fällt, bewusstlos wird.
Ok, da wird was eingefügt.

Mich erinnterte das Szenario im letzten Drittel an diese Öko-Thriller aus den Siebzigern. Die Natur schlägt zurück, die Tierwelt,...bababab.
Da tust du dem Text find ich Unrecht. Aber ist vielleicht auch Interpretationssache. Die Frösche wären nie aufgetaucht, hätte Marek nicht so ein Egoproblem. Sie entstehen und wachsen durch seine Schuld. Das hat nichts mit Ökologie oder dem Zurückschlagen der Natur zu tun.

Sehr gerne gelesen, in Erwartung neuer Stücke und einen verspäteten Geburtstagsgruß mit hintenan!
Das ist lieb von dir. Ich hab mich mächtig darüber gefreut. Und auch, dass du wieder da bist. Ich hatte zwischendrin einen echten Schreibburnout, hatte keinen Bock mehr und wollte aufhören, aber im Moment gehts wieder.
Leider ist der Geburtstag schon lang rum und der Urlaub auch gleich. Aber freu ich mich doch einfach über deine schönen Grüße.
Viele liebe Grüße, bis demnächst
Novak

 

Draußen quaken, während ich dies schreibe, die Frösche aus dem nahen Waldteich; ein angenehmes Geräusch in der Stille der Nacht. Aber ich schreibe ja keinen Songtext, bin in keiner Schaffenskrise und bin weder betrunken noch nehme ich Pillen.

Hallo Novak,

eine imponierende Geschichte, vieldeutig, tiefgründig, spannend.
Ich schreibe meine Bemerkungen, ohne die vorhergehenden gelesen zu haben, ganz naiv.

Jetzt, am Ende der Lektüre, frage ich: Wer oder wo ist Freddy? Er scheint ja eine gewisse Rolle zu spielen: Eifersucht fällt mir dabei ein. Oder größeren Erfolg?

„Hör auf. Ich hab dir hundert Mal gesagt, dass Freddy mich…“
Vergewaltigt hat? Später, in Traum, lachen Jana und Freddy Marek aus.

Er hatte von Jana geträumt, die sich Wasserpflanzen ins Haar flocht und mit Freddy über seinen Song lästerte.
Freddy, ein althochdeutscher Name, Bedeutung etwa friedvoller, reicher Herrscher. Damit bietet Freddy das Gegenteil von dem, was Marek bietet. Also eine Dreiecksgeschichte? Sie kommt allerdings nicht so sehr direkt zum Tragen. Verläuft vielleicht im Sande angesichts des Fröschetsunamis.
Aber der Krieg der Frösche gegen Marek passt zu seinem Charakter, ist er doch „Sohn des Kriegsgottes Mars“, wenn auch in polnisch-tschechischer Variation. Ein Kämpfer.
Und Jana? Bietet zwei Möglichkeiten: Die Johanna von Orleans, eine Kämpferin (deswegen die vielen Streits zwischen Jana und Marek) oder Diana, abgleitet von Diva Janna, die Mondgöttin (spielt deine Erzählung nicht überwiegend nachts)?
So haben wir es mit einem kriegerischen Mann, einer dem Mond geweihten Frau und einer schützenden Vaterfigur zu tun.
Das bringt uns nicht weiter.
Neuer Ansatz: der Song.
Erst schreibt Marek nur Schrott. Schaffenskrise. Nach anfänglichem Scheitern gelingt ihm ein Song und besetzt seine Gedanken. Die erste Tsunamiwelle, ausgelöst von den Fröschen, hat ihn erreicht.

„Das wäre mal ein Song. Grüne Weiber ohne Arsch, wie findest du das?“
„Marek, du spinnst, du hast jetzt endgültig genug gesoffen, komm ins Haus.“
Dann sparst du die Schilderung der Geschehnisse auf, die den Umschwung bringen, denn Marek wacht froh und fröhlich auf.
Aber da war doch was!

„Jana“, seine Stimme wurde rau, „es tut mir leid, ich war betrunken, ich hab keine Ahnung mehr, was los war und warum wir uns gestritten haben, es tut mir leid. Richtig leid.“
Endlich drehte sie sich um. „Du musst mir versprechen, weniger zu saufen, und nimm diesen Scheiß nicht mehr. Wenn du so zu bist, wirst du richtig fies. Ich kenn dich dann gar nicht mehr. Weißt du, was …“

Der Inhalt des Liedes: Eine langbeinige Froschfrau saugt das lyrische Ich aus und heiratet es.

Was ist passiert, dass Marek einen offenbar genialen Song schreiben kann?
Er hat seine Menschenfrau gedemütigt, hat einen Frosch zerrissen und ist von der Froschfrau geküsst worden, von der Froschkönigin.

„Du hast mir den Gefährten genommen, du sollst ihn ersetzen. Und alle, die dich schützen, werde ich verderben.“

Also ein Fluch der natürlichen Kräfte für den bösen und zerstörerischen Eingriff in das natürliche Leben.
Schluchzen der Frösche gegen Song des Marek. Natur gegen Kultur.
Der Fröschetsunami: Frog Wars. The Empire strikes back.

Wie nett versucht Jana, ihn zu retten, ihn dazu zu bewegen, diesen verfluchen Ort zu verlassen.
Er verhindert das.
Berauscht von seiner kulturellen Leistung will er bleiben.
Wie auch immer: Die Rächer der verfluchten Tat des Froschmordes aus Bosheit und Übermut fressen die Verursacher.
Hochzeit: Spinnen fressen das Männchen.

Wahrscheinlich werde ich vor Scham erröten, wenn ich die anderen Kommentare lese. Aber diese Hochzeit der Frösche gehört zu den sehr guten Geschichten, die (als hätten sich die Vögel Hitchcocks in Frösche verwandel) einfach gesehen rasend spannend ist und hohe intellektuelle Ansprüche stellt. Dabei habe ich psychoanalytische, soziologische, traumatherapeutische, ökonomische Interpretationsmöglichkeiten nicht ausgeführt. Dein Modell hat eine hohe Anschlussfähigkeit und Aussagekraft.
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Ich gehe nun zu meinen Fröschen draußen vor der Tür, quake mit ihnen ein Viertelstündchen und die Natur ist wieder heile, hierorts wenigstens.
Herzlichst
Wilhelm

 

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