Was ist neu

Hochhaus

Mitglied
Beitritt
31.03.2011
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

Hochhaus

Er schreckte auf. Der rotierende Ventilator über ihm fing an zu ächzen. Der kühle Luftzug erstarrte. Schweißperlen krochen aus seiner Haut und fingen an zu jucken. Das Atmen fiel ihm schwer. Er spürte sein Herz schlagen. Härter als gewöhnlich. Da waren sie, diese Gedanken, die ihn davon abhielten weiterzumachen, die seine Finger davon abhielten weiter auf die Tasten zu schlagen. Noch immer starrte er auf den flimmernden Monitor, immer die gleiche Frequenz. Der Einklang zwischen Bildschirmflimmern und Rotationsgeräusch war gebrochen. Die teure Luxusklimaanlage hatte anscheinend wieder einmal einen Aussetzer. Wieder diese Gedanken, schwirrten durch seinen Kopf, hin und her, ungeordnet. Langsam hob er seinen Arm, führte seine Hand zum Monitor und betätigte den Ausschalter. Alles in Zeitlupe. Vom Flimmern befreit, atmete er tief durch. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, doch es nützte nichts, denn es war noch immer unerträglich heiß. Sein Kopf im Hochbetrieb versuchte den Gedankenfluss zu ordnen.
Seit wann war er schon hier? Eigentlich schon immer, nein, seitdem er fähig war zu denken. Es hat mit der Schule angefangen, obwohl, eigentlich schon mit dem Kindergarten, oder noch früher? Es ist das erste Stockwerk, wo man noch einen schönen Ausblick nach draußen hatte und der Ausgang nicht weit entfernt war. Doch man hat damals all dies nie beachtet. Und so hatte er sich von Stockwerk zu Stockwerk hochgearbeitet und er fühlte sich immer besser, glaubte er, obwohl seine Gier nie wirklich gestillt werden konnte. Immer reicher wurde er, immer luxuriöser sein Büro, einfachere Arbeit, stärkere Klimaanlage um die tropische Wärme, die draußen herrschte, abzuwehren. Die Klimaanlage war so mächtig, dass die Fenster sogar von Außen beschlugen. Damit wurde der Blick nach draußen für ihn immer verschwommener, verzerrter je höher das Stockwerk. Doch die Klimaanlage, speziell der jeweilige Ventilator in seinem Büro, hatte schon öfters ihre Aussetzer gehabt und dann wurde es unerträglich heiß. So wie auch jetzt.
Vielleicht war er nur ein Pechvogel, oder vielleicht auch nicht, dachte er. Denn nur auf Grund dieser Aussetzer konnte er einen Blick aus dem Fenster wagen, da nur dann der Beschlag sich auflösen konnte. Und auch jetzt drehte er seinen Kopf langsam in Richtung Fenster um hindurchzuschauen. Zunächst erkannte er nur eine Vielzahl verschiedener Grüntöne, die noch keine Form ergaben. Doch er war an dieser Farbe so interessiert, dass er seinen Blick nicht von ihr wenden konnte. Endlich stand er auf. Diesmal ruckartig, spontan. Sein Herz bebte ohne Rhythmus. Schneller, langsamer, schneller, langsamer. Er ging eilig zum Fenster, rieb sich seine Augen um alles deutlich erkennen zu können und schaute hinaus auf das Paradies. Unendlich viele Pflanzen. Bäume in allen Größen und Arten, Blumen in all ihren Farben, Wiesen, deren Ende man nur ahnen konnte. Es war wunderbar, so wie jedes Mal, wenn er hinausschaute. Doch er wunderte sich darüber, dass kein Mensch draußen zu sehen war. Kein einziger. Vielleicht kann man sie von hier aus nur nicht sehen, aber bestimmt gibt es irgendwelche Menschen, die einsam durch die Wälder streifen und an den Blumen auf den Wiesen riechen. Bestimmt, dachte er.
Er atmete wieder tief durch, doch die Luft wurde immer stickiger. Sein eigenes Hüsteln riss ihn aus seinem Bann. Plötzlich fühlte er sich müde, zu schwach um sich zu bewegen. Er schaute quer durch den Raum und auf einmal durchzuckte es ihn in seinem Kopf. Er hatte die Kamera völlig außer Acht gelassen! Sie schauten jetzt sicherlich zu und beobachteten ganz genau seine Bewegungen. Er war verwirrt, wusste nicht was zu tun war. Die Schweißperlen juckten überall, auf jedem Quadratmillimeter seiner Haut. Der Ventilator, die Rettung! Er fing mühselig an, sich wieder zu drehen. Er würde immer schneller werden, bis er endlich seine Standardgeschwindigkeit erreicht hatte. Ein letzter Blick aus dem Fenster. Das Paradies. Der Beschlag wurde immer deutlicher, immer dicker. Nein! sagte er hastig. NEIN! schrie er mit voller Stimmer, wie lange nicht mehr zuvor. Gleichzeitig gab der Ventilator ein ächzendes Geräusch von sich, die Rotation verlor an Geschwindigkeit. Es wurde wieder warm. Er musste was unternehmen. Er wollte raus. Für immer raus aus diesem Hochhaus. Hektisch blickte er um sich. Gleich würden sie sicherlich kommen und ihn verhören. Sein Benehmen war schon beinahe unverzeihlich. Da erblickte er den Monitor, mit einem Satz war er bei ihm, riss die Kabel raus und nahm ihn hoch. Er war schwer, schwerer als er vermutet hatte. Er drehte sich wieder in Richtung Fenster. Leicht verschwommen war der Ausblick, doch er wusste was ihn erwarten würde. Er lief auf das Fenster zu und mit einer schwungvollen Bewegung warf er den Monitor gegen das Glas. Klirrend zerbrach die Scheibe, krachend viel der Monitor auf den Boden. Es klopfte jemand an der Tür. Rasch schaute er zurück, sein Blick fiel auf die Kamera. Die rote Lichtdiode leuchtete. Jetzt war ihm alles egal, es war schon zu spät einen Rückzieher zu machen. Er musste es durchziehen. Erst jetzt bemerkte er, wie eine lauwarme Brise ihm frisch ins Gesicht wehte. Er spürte wie er die Luft einatmete und er wollte sie überall auf seinem Körper spüren. Deswegen zog er sich aus, wie in Trance, ohne nachzudenken. Er stellte sich auf die Fensterbank, hielt sich mit beiden zur Seite gestreckten Armen am Fensterrahmen fest und schaute hinunter. Dann ließ er los. Er ließ sich fallen und flog vom seichten Wind getragen in die grüne Weite.

 

Hallo Prince!

Mir gefallen vor allem die Bilder: die Arbeitswelt als Hochhaus, in dem man sich im Laufe des Lebens hocharbeitet; die Kamera, stellvertretend für den Gruppenzwang; die Klimaanlage als Symbol erworbener Macht, die den Blick auf die übrige Welt, die Natur und alles Schöne, verschleiert oder gar verwehrt.
Ein Ausstieg funktioniert nur radikal und wird belohnt mit sanftem Gleiten durchs „wahre“ Leben.

Es sind ein paar Kommafehler im Text.
Ausschalter genügt, und „langsam hebte er seinen Arm“ ist nicht wirklich korrekt.

Gruß

Asterix

 

Hallo PrinceOfLight

Leider hat mir dein Schlaglicht auf deinen Aussteiger nicht besonders gefallen.
Nach den ersten Fragen deines Prots (schade hat er keinen Namen) nach dem Sinn seines Daseins wusste ich, das wird entweder ein Aussteiger- oder eine Selbstmordkiste. Am Schluss war es beides.
Schade, warum kletterte er nicht einfach aufs Dach und schaute sich den Sonnenaufgang an. (So als Metapher für Aufbruch, statt Aus und Absturz.)

Aber auch auf dem Weg dorthin zeigst du mir keine starken Bilder.
Dein Prot bleibt blass, ich erfahre nichts über ihn ausser, dass er sich hochgearbeitet hat und dank Ausstieg der Klimaanlage einen Blick auf das wahre Leben erhascht.

Auch hat es ein paar logische Stolpersteine, die den Lesefluss hemmen.

Den Titel finde ich unglücklich gewählt, denn ausser das dein Prot in einem Hochhaus arbeitet, hat er keine grosse Bedeutung für den Kern der Geschichte.

Desweiteren hat dein Büro ja eine leistungsstarke Klimaanlage, und trotzdem dreht da an der Decke so etwas wie ein Casablanca Ventilator? Die gibt es mMn aber nur da, wo eben keine Aircondition die Luft abkühlt, sondern die heisse Luft nur etwas durcheinanderwirbeln.

Da waren sie, diese Gedanken, die ihn davon abhielten weiterzumachen, die seine Finger davon abhielten weiter auf die Tasten zu schlagen.
Tja, du weisst vielleicht, was das für Gedanken sind, ich leider nicht. Siehst du, was ich meine?

Die Klimaanlage war so mächtig,
Ich stelle mir dabei so einen riesigen Kühlschrank vor. Eben, leistungsstark wäre besser.

Vielleicht war er nur ein Pechvogel, oder vielleicht auch nicht, dachte er. Denn nur auf Grund dieser Aussetzer konnte er einen Blick aus dem Fenster wagen, da nur dann der Beschlag sich auflösen konnte. Und auch jetzt drehte er seinen Kopf langsam in Richtung Fenster um hindurchzuschauen.
Vielleicht oder vielleicht auch nicht. Dieser Abschnitt ist ein Beispiel, wie man den Leser langweilt, da musst du mehr Fahrt reinbringen, damit ich gespannt dem Blick deines Protagonisten folgen kann und auch will. Wenn er zum Fenster blickt, schaut er automatisch hindurch, das brauchst du an dieser Stelle gar nicht erwähnen, das kannst du dem Leser seiner Phantasie überlassen.
"Vielleicht war es ein Zeichen. Dank der Aussetzer trockneten die Fenster wieder ab und als er den Kopf drehte, sah er nicht mehr diese graue Nebelschicht aus Kondenswasser, sondern ..."​
usw.

Der letzte Abschnitt mit seinen vielen Widersprüchen und auch RS Fehlern, hat mich am meisten enttäuscht.

Er atmete wieder tief durch, doch die Luft wurde immer stickiger.
Hä?
Er hatte die Kamera völlig außer Acht gelassen!
außer acht

Der Ventilator, die Rettung! Er fing mühselig an, sich wieder zu drehen.
Irgendwie ist das die Reihenfolge durcheinander. Er sollte sich zuerst anfangen zu drehen, und nachher darf er denken, hurra, die Rettung. Aber trotzdem bleibt es ein schiefes Bild. Dein Prot hat plötzlich Angst vor seinen Auftraggebern/Peinigern/Wachleuten(?) und findet im Ventilator die Rettung? Da wird mMn das Schwitzen zweitrangig, hat er sich doch unerlaubt vom Arbeitsplatz wegbewegt, oder?

Er würde immer schneller werden, bis er endlich seine Standardgeschwindigkeit erreicht hatte.
Er würde werden, wenn er könnte. Aber er konnte, deshalb wurde er immer schneller. ;)
Und Standardgeschwindigkeit ist hässlich, er erreichte seine volle Geschwindigkeit. Gibt implizit auch einen schönen, kühlen Luftstrom.
Der Beschlag wurde immer deutlicher, immer dicker.
Der Beschlag nahm augenblicklich zu, wurde immer dicker.

NEIN! schrie er mit voller Stimmer, wie lange nicht mehr zuvor.
Stimme, und Rest kann weg.

Gleich würden sie sicherlich kommen und ihn verhören.
Unnötige Bestärkung, wenn sie gleich kommen, dann kommen sie sicherlich auch.

Er war schwer, schwerer als er vermutet hatte.
Er war schwerer als vermutet.

Er lief auf das Fenster zu und mit einer schwungvollen Bewegung warf er den Monitor gegen das Glas.
warf den Monitor mit aller Kraft ...

Klirrend zerbrach die Scheibe, krachend viel der Monitor auf den Boden.
fiel von fallen.
Wiede so ein Logik Ding. Fenster in klimatisierten Hochhäusern sind fast unzerbrechlich, da braucht es schon was stabileres als ein zersplitterndes Plastikgehäuse eines alten Röhrenmonitors. Aber nehmen wir an, er schafft es, mit dem Monitor das Glas zu zerbrechen, dann fliegt der doch nach draussen, oder?

Die rote Lichtdiode leuchtete.
Die rote Leuchtdiode blinkte.

Es klopfte jemand an der Tür.
Wow, da kam schon fast Spannung auf. Aber warum lässt du die draussen versauern, bis dein Prot in den Abgrund segelt?
Er spürte[Komma] wie er die Luft einatmete und er wollte sie überall auf seinem Körper spüren.
Wortwiederholungm und es wieder so ein komisches Satzkonstrukt.
"Begierig sog er die fische Luft von draussen ein, er wollte sie spüren, in seinen Lungen, auf seiner Haut, überall."​

Fazit:
Versuche doch, deiner Geschichte etwas mehr Hintergrund zu geben, denn so ist zwar ein Hauch Gesellschaftskritik vorhanden, aber eben nichts spannendes, das zu unterhalten vermag.

Leider war es mir zu wenig, aber wie immer ist das natürlich nur (m)eine Meinung.

Gruss dot.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom