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Himbeereis

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08.01.2002
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Himbeereis

"Was soll ich machen?", fragte sie, "jetzt, wo du hier liegst, kannst du das Himbeereis nicht essen."
Sie hatte ihren Stuhl nahe an das Krankenbett ihres Mannes herangezogen, damit sie seine leisen Worte besser verstand.
"Es liegt doch im Gefrierschrank", sagte er matt, "da kann es noch eine ganze Weile bleiben. Mach dir keine Sorgen."
"Meinst du?" Sie prüfte aufmerksam sein fahles Gesicht und hätte am liebsten einfach nur geheult.
"Mein ich." Wiegand ergriff Margittas Hand und betastete ihre knochigen Finger und die pergamentene Haut. Der Rubinring, das einzig Schwere an dieser federleichten Hand, rutschte von ihrem Finger.
"Hast du wieder abgenommen?", fragte er. "Der Ring sitzt so locker."
"Das tat er schon immer. Ich hab nicht abgenommen."
"Versprich mir, wenigstens ein bisschen zu essen, egal was. Du weißt, was Dr. Hanel gesagt hat. Noch zwei Kilo..."
"Hör auf! Du setzt mich unter Druck. Der Hanel arbeitet nur nach Tabellen und Formeln." Sofort tat es ihr leid, dass sie so laut geschimpft hatte.
Wiegand seufzte und fiel schwer zurück in das Kissen.
"Versprich es mir."
"Ich versprechs. Ich bin gleich mit Helga bei Antonio verabredet."
Er lächelte.
"Hm...Antonios Paella. Das wärs jetzt."
Sie strich ihm zärtlich über den Arm und fühlte sich so ohnmächtig, nichts für ihn tun zu können.
"Wenn du das alles hier überstanden hast, gehen wir zu Antonio. Aber was soll ich bloß mit dem Eis machen?"
"Iss es auf."
"Nein! Ich esse kein Eis, das weißt du doch."
"Ach, deine Liste ist so lang. Da kann unmöglich auch noch Eis draufstehen."
"Ich werde nachher bei Antonio Pulpo essen, mit diesen dicken Kartoffelstücken und der Mojo pikante."
Er betrachtete sie aufmerksam.
"Mach das", sagte er resigniert.
"Ich werde Helga fragen, ob sie das Himbeereis haben möchte."
"Ja, frag sie."
"Oder esse ich einen großen Salat, den mit dem Thunfisch und den Käsestückchen? Was meinst du?"
"Was macht unser Kater, vermisst er mich?"
"Die ersten Tage ist er durch alle Räume, hat dich gesucht. Nachts hat er auf deiner Bettseite geschlafen. Wenn Helga das Himbeereis nicht möchte, kennt sie bestimmt jemanden, der es isst."
"Was machst du dir tausend Gedanken um das bescheuerte Eis? Von mir aus wirf es weg."
Sie schwieg betreten.
"Soll ich dir morgen ein Stück von deiner Lieblingstorte mitbringen?"
"Nein, lass mal. Die sorgen hier gut für alles."
"Bei Antonio gibt es auch die leckeren Scampi. Ich könnte die ja essen."
Er blickte in ihr Gesicht und tief einatmend sagte er:
"Hauptsache, du isst überhaupt etwas."
"Jaaa, mach ich doch. Ich muss jetzt."
Sie küsste ihn.
"Werd mir bloß schnell wieder gesund."


"Schön dich zu sehen." Margitta umarmte Helga.
"Erzähl, wie geht es Wiegand?"
"Die Ärzte sagen, er hatte Glück. So einen schweren Herzinfarkt überleben nicht viele."
"So schlimm? Wie lange muss er noch im Krankenhaus bleiben?"
"Keine Ahnung, haben sie nicht gesagt. Sag, hättest du für eine Packung Himbeereis Verwendung? Die liegt jetzt zu Haus im Gefrierschrank rum."
"Himbeereis?"
"Ist noch unangebrochen. Wiegand isst dieses Eis immer, aber jetzt muss es weg."
"Wieso? Lass es doch einfach im Gefrierschrank."
"Das kann da nicht bleiben. Es stört mich."
"Wiegand freut sich bestimmt, wenn er zurückkommt."

Margitta schwieg. Als der Kellner ihre Bestellungen aufgenommen hatte, ging sie zur Toilette. Sie ließ den Wasserhahn laufen, dann holte sie aus ihrer Handtasche einen faltbaren Plastikbecher. Den schob sie so oft unter den Wasserstrahl, bis sie zehn randvolle Becher getrunken hatte.
Das Essen hatte man schon serviert, als sie zum Tisch zurückkam.

Margitta teilte ihren Teller in Sektionen auf. Rechts außen kam zum Schluss dran, dort legte sie alle Scampi ab. Links unten waren die Pommes, die aß sie langsam, nach jedem Kartoffelstück wartete sie eine Weile.
Das Gemüse dazwischen durfte sie erst anrühren, wenn sie alle Kartoffeln gegessen hatte. Zudem gab es eine strenge Reihenfolge: zuerst die Tomaten und am Ende die Maiskörner, jedes einzeln. Margitta achtete sorgfältig auf diese Regeln. Sie musste unbedingt diszipliniert sein.
"Ich bin fertig und bei dir ist noch nicht viel vom Teller weg. Du hast keinen richtigen Hunger vor Sorge, nicht wahr?"
"Ich esse sehr langsam. Mir geht das Himbeereis durch den Kopf. Was mach ich damit?"
Helga lachte schallend und Margitta schaute von ihrem Teller irritiert auf. Sie zögerte. Dann lächelte sie.
"Naja, ich werde schon eine Lösung finden."

Nachdem sie das letzte Pommesstückchen gegessen hatte, atmete sie auf.
Das Gemüse kam dran. Weil sich etwas Scampisud unter dem Salat ausgebreitet hatte, bugsierte Margitta alles in einen trockenen Bereich ihres Tellers.
Sie durfte sich keinen Fehler leisten.
Zum Schluss teilte sie die Scampi in drei gleichgroße Stücke. Misslang ihr ein Schnitt, beförderte sie das Teil an den linken Tellerrand in die Abfallsektion.
Mit dem letzten Bissen, den Margitta in ihren Mund beförderte, hob sie den Kopf und strahlte Helga fröhlich an.
"Du musst unbedingt noch ein Dessert bestellen", sagte sie, "die sind hier richtig gut."
"Und du?", fragte Helga.
"Nein, ich esse nie Süßes, das bekommt mir nicht. Entschuldigst du?"

Auf der Toilette holte Margitta ihren Becher hervor und löste etwas Pulver in Wasser auf. Sie trank und wartete ein paar Minuten, bevor sie in eine der Kabinen trat, um dort in eruptiven Stößen ihr Essen in das Becken zu spucken. Hätte jemand die Toilette betreten, hätte sie unverzüglich die Spülung betätigt, um sich nicht durch Brechgeräusche verdächtig zu machen. Das war eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, sie kotzte seit Jahren kaum hörbar.


Zu Hause angekommen, zog sich Margitta nackt aus und betrachtete sich im Spiegel. Der Kater strich um ihre streichholzdünnen Beine und maunzte.
"Ich mache dir gleich das tollste, leckerste und größte Futter der Welt zurecht. Du kannst dann essen, bis du platzt, mein Katerchen."
Doch dann fiel ihr das Himbeereis ein. Sie ging zum Gefrierschrank, öffnete ihn und zog die Packung heraus.
Sie betrachtete die Schachtel, während ihre Finger kleine Schmelzspuren auf dem Deckel hinterließen. Ungestüm riss sie die Gefrierschranktür auf, warf die Packung mit Schwung hinein und knallte die Tür zu. Sekundenlang blieb sie unbeweglich stehen.
Der Kater strich mit seinem Köpfchen über ihre nackten Füße.
"Hau ab! Ich will das jetzt nicht!" Sie hob die Füße nacheinander an, als liefe sie auf der Stelle, und vertrieb ihn damit.
Sie starrte weiter auf das Weiß des Gefrierschranks bis ihre Augen flimmerten. Ein Speichelfaden tropfte aus ihrem Mund. Sie zog die Gefrierschranktür auf, riss das Eis heraus und zerrte am Deckel. Ihre Finger glitten ungelenk ab, als das Telefon klingelte.

"Ach, du", sagte sie matt, "hm ja, wir waren bei Antonio. Ich? Ich hatte die Scampi. Ja. Haben gut geschmeckt. Und was gab es bei dir zum Abendbrot? Nein, das ist nicht langweilig. Was gab es denn nun? Drei Scheiben? Wow! Und zum Nachtisch? Eis? Da hattest du ja richtig Glück. War es lecker? Na, das Eis. Ich muss Schluss machen. Muss mich jetzt um das Himbeereis kümmern. Na, du weißt doch. Es muss weg! Gute Nacht, Wiegand. Ja klar, ich vermiss dich auch. Kuss."

Margitta nahm ihre Versuche, den Deckel zu öffnen, wieder auf. Ein Fingernagel knickte um und tat höllisch weh. Sie lutschte an dem lädierten Finger.
Frau Schmidt von nebenan, dachte sie. Das war die Rettung. Sie betrat das Treppenhaus und klingelte.
Frau Schmidt war schwerhörig. Margitta presste ihr Ohr an die Tür und hörte Geräusche aus der Wohnung. Erneut klingelte sie, aber nun im Stakkato eines sich wiederholenden Dingdongdingdongdingdong. Sie trat von einem Bein auf das andere. Die eisige Packung schmerzte in ihrer Hand.
"Wer ist denn da bitte?"
"Ich bins, Ihre Nachbarin Margitta."
Die Wohnungstür wurde umständlich geöffnet und das faltengefurchte Gesicht einer kleinen Frau kam zum Vorschein.
"Frau Schmidt, Sie müssen bitte dieses Eis nehmen."
"Ja, was ist denn los? Sie haben ja gar nichts an?"
"Das macht nichts, Frau Schmidt. Ich bin in der Klemme, mein Mann ist im Krankenhaus."
"Oh Gott, was Schlimmes?"
"Herzinfarkt. Und nun kann er dieses Eis nicht essen. Bitte nehmen Sie es."
"Das geht nicht, ich bin doch Diabetikerin, aber Sie müssen sich unbedingt etwas anziehen. Sie holen sich sonst noch was weg."
"Sie haben doch bestimmt Enkel. Nehmen Sie es für die Enkel."
"Da läuft Ihr Kater die Treppe runter, sehen Sie? Darf er raus?"
"Frau Schmidt, nehmen Sie's für Ihre Enkel." Margitta hielt die Eispackung direkt vor die Augen der Nachbarin.
"Aber die leben doch alle in Kanada, die sind doch ausgewandert."

Margitta seufzte und betrat wieder ihre Wohnung. Ihr war eiskalt.
Ab in den Müll damit, dachte sie fieberhaft. Das Eis muss ganz tief im Container verschwinden. Im Schlafzimmer riss sie ein Kleid vom Bügel und schlüpfte hinein.
Unten öffnete sie vorsichtig die Haustür, spähte zum Container und zuckte zurück. Im Kegelschein einer Straßenlampe stand ausgerechnet Herr Simmer, der verhasste dickwanstige Nachbar, der sie einmal als Knochenfrau bezeichnet hatte, vor dem randvollen Container und drückte mit seinen Fäusten auf einen Müllbeutel. Kein Platz mehr für das Eis.

Schwer atmend kroch Margitta die Treppe hoch. Sie war erschöpft, aber das Eis
musste weg, weit weg. Sie nahm ihre Handtasche, griff die Eispackung und verließ das Haus.
"Hallo?", rief Herr Simmer, "ist das zufällig Ihr Kater?" Gleich neben der Haustür hatte sich ihr Kater fauchend vor einem ihn unbeweglich fixierenden Pitbull in Angriffsstellung gebracht. Margitta eilte wortlos weiter Richtung Hauptstraße. Sie musste ein Taxi finden.
Eine Ewigkeit lang fuhr keines vorbei. Dann tauchte eine Kette gelb beleuchteter Taxischilder auf. Margitta hielt eines an und öffnete die Beifahrertür.
"Würden Sie bitte diese Eispackung wegfahren?"
Der Fahrer stutzte. "Wohin soll ich Sie fahren?"
"Nein, nur diese Packung, also vielleicht bis nach Bergedorf?"
"Ich versteh nicht, was Sie wollen? Steigen Sie doch erst mal ein. Wohin denn nach Bergedorf?"
Margitta seufzte.
Nach ein paar Minuten Fahrt, in denen sie fieberhaft nachdachte, wo sie das Taxi anhalten lassen sollte, um das Eis zu entsorgen, stieg ihr der Geruch von Himbeeren in die Nase. Vermutlich hatte sie nicht bemerkt, dass die Packung schon offen war und sie untersuchte sie. Sie zog den Deckel ab und danach ein Stück von der Klarsichtfolie, die als Schutz direkt über dem Eis klebte.
Der unbändige Himbeerduft vermengt mit Vanille und Sahnigem klebte sich in ihre Nase, die Lippen und den Gaumen. Sie musste einen Finger in die Eismasse stecken.
"Was machen Sie da? Bitte essen Sie hier kein Eis."
Ertappt zog Margitta ihren Finger aus ihrem Mund.
"Haben Sie einen Löffel für mich?"
"Wie bitte? Ich bin doch keine Eisdiele. Da drüben ist ein Imbiss, da können Sie fragen."
"Dann halten Sie da", sagte Margitta und hatte mit der freien Hand bereits die Tür geöffnet, bevor das Taxi angehalten hatte.

 
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Servus lakita,

ich las deine Geschichte sowohl am Samstag in der ursprünglichen, als auch heute in der überarbeiteten Fassung.
Und ich möchte gleich mal vorausschicken, dass für mein Gefühl das Refitting der Geschichte wirklich gut getan hat.

Das so rasant schmelzende Eis war ja offenbar mehreren Lesern/Kommies ein Dorn im Auge, auch ich flog am Samstag beim erstmaligen Lesen gehörig auf die Fresse („äh, Stromausfall?“, fragte ich mich). Und solch ein Logikfehler bringt ja dann für den Leser immer gleich auch ein bisschen Ärger mit sich, man muss mehrere Sätze zurücklesen, nachschauen, ob man was übersehen hat, nachdenken, wie das verdammt noch mal jetzt funktionieren könnte, usw.
Na ja, die Stelle ist jetzt ohnehin verändert, aber als Rat für die Zukunft bietet sich an: im Zweifelsfalle immer recherchieren.
(Gerade die Sache mit dem Eis wäre ja wirklich allereinfachst im Selbstversuch empirisch - und obendrein genussvoll - zu überprüfen gewesen. Um einiges einfacher z.B. als auszuprobieren, wie sehr es weh täte, sich eine rostige Gabel ins Knie zu rammen.)

Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob der neue, etwas bizarre, beinahe tragikomische Schluss dem Ernst des Themas angemessen ist. Also für mich schon. Auch weil er ja im Vergleich zur Erstfassung noch an Dramatik gewinnt und gleichzeitig nicht so skurril ist, dass er der armen Margitta die Würde nähme.

Die Bulimie-Thematik fand ich aus zweierlei Gründen interessant: Zum einen, weil ich mich bisher nie damit auseinander gesetzt habe und ehrlich gesagt sogar der Meinung war, das Problem der Magersucht beträfe ausschließlich Mädchen und sehr junge Frauen und, na ja, vielleicht noch ein paar wenige von Ehrgeiz zerfressene Schispringer und Sportkletterer. Nie im Leben assoziierte ich diese Krankheit mit äh, wie sag ich’s jetzt, erwachsenen, reifen, älteren Menschen. Ist aber offenbar ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, wusste ich echt nicht.
Na ja, und zum anderen, weil ich erst vor wenigen Wochen hier im Forum eine Geschichte gelesen habe, die das Thema aus Sicht der Freundin einer (jungen) Betroffenen behandelt. Ein in jeder Weise ganz anderer Text als deiner, als Vergleichslektüre aber allemal aufschlussreich.


Ein paar (klitzekleine) Beanstandungen hätte ich noch:

Was soll ich machen?", sagte sie, "jetzt, …
Jetzt

"Ich versprechs. Ich bin gleich mit Helga bei Antonio verabredet."
Er lächelte.
"Hm...Antonios Paella. Das wärs jetzt."
[…]
"Ich bins, Ihre Nachbarin Margitta."

versprech’s, wär’s, bin‘s
Oder darf man in der direkten Rede auf den Apostroph verzichten? Glaub ich nicht, und schön aussehen tut’s auch nicht.

und ließ den Wasserhahn laufen. Stetig schob sie ihren Becher darunter und trank zehn randvolle Becher mit Wasser.
Na ja, mit was sonst? Wasser könntest du da eigentlich weglassen.

Das Essen kam zeitgleich mit ihrer Rückkehr zum Tisch.
Gefällt mir auch nicht recht; auf den Tisch?
Oder: Das Essen wurde zeitgleich mit ihrer Rückkehr serviert.
Edit:
Tschuldige, ich glaub, ich hab den Satz falsch gelesen. Kommt das Essen zum Tisch, oder ist ihre Rückkehr zum Tisch gemeint? Ist ein bisschen missverständlich. Vergiss meinen Einwand einfach ...

Auch [dabei?] gab es ebenfalls eine strenge Reihenfolge:
In dem Satz fehlt mir was.
Auch und ebenfalls sind redundant.

Sie musste unbedingt diszinpliniert sein.
diszipliniert

Als Helga nach einer ganzen Zeit an den Tisch trat,
nach einer ganzen Weile?
Oder sagt ihr das so in Deutschland? Ich lasse mich gerne belehren.

die kalte Packung gefror ihr schmerzend die Hand.
Kann man das so sagen? Die Packung gefriert ihr die Hand? Klingt irgendwie eigenartig …
Einfachere Varianten wären: Die eiskalte Packung tat ihr in der Hand weh. Die Packung ließ ihre Hand eiskalt werden, ließ ihre Hand schmerzen …

"Frau Schmidt, nehmens Sie's für Ihre Enkel."
nehmen Sie‘s

Steigen Sie doch erstmal ein.
erst mal (der strenge Friedel war’s, der mich dafür sensibilisiert hat …)


Mit dem letzten Satz hatte ich ähnlich wie Jimmy auch Probleme. Nicht, dass er ganz entbehrlich wäre, aber ein bisschen ambivalenter dürfte er für meinen Geschmack schon sein.

Also die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen, lakita, sprachlich souverän, die Dramaturgie passt, und trotz der Traurigkeit des Themas musste ich bei manchen deiner Formulierungen sogar schmunzeln.


offshore

 

Hallo liebe Summsumm,

herzlichen Dank für all deine vielen Hinweise und dein Feedback.

Ich habe bis auf einen einzigen Punkt alle deine Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge in die Geschichte aufgenommen bzw. eingearbeitet.
Ich habe sogar die Absätze, die dir zuviel Text waren um klassische 30% eingedampft.

Deswegen erklär ich dir jetzt nichts weiter dazu. Du siehst ja, ich war deiner Meinung. :)

Diesen beiden Sätze ändere ich nicht.

Ein Fingernagel knickte um und tat höllisch weh. Sie lutschte an dem lädierten Finger.
Ich finde nicht, dass es wie ein Protokoll klingt. Dann müssten etliche meiner Sätze in der Geschichte dir so vorgekommen sein.

Woran ich noch knabbere, ist der Schluss. Da hast einen wunden Punkt getroffen, ich bin mit dem Schluss nicht wirklich doll zufrieden.

Ich überlege noch, ob ich die Szene am bzw. beim Taxi enden lasse. Sie fährt ein Stückchen und fängt dann an die Packung Eis zu öffnen, deine Idee mit den Fingern, die sie reinsteckt würde ich dann aufgreifen. Nachdem sie dann erfolglos den Taxifahrer um einen Löffel gebeten hat, hält dieser an einer Imbissbude an und sie steigt aus, um sich eine Löffel von dort zu besorgen.

Punkt. Aus.Finito.

Damit gehe ich also grad schwanger.


Deine Hinweise waren, wie du siehst, verdammt hilfreich und ich danke dir sehr dafür.


Lieber Asterix,


das ist sehr sehr nett von dir, dass du dir die neue Version nochmals angeschaut hast. Das rechne ich dir hoch an, weil ich, wenn ich von mir ausgehe, immer große Schwierigkeiten habe, neue Versionen zu lesen, wenn ich doch schon die alte Version intus hatte. Lieben Dank daher für dein Feedback.

Aus deiner Sicht ist es natürlich linientreu, dass du sagst, die Geschichte ist geblieben wie sie war, sie ist nur länger geworden und die Gewichtungen haben sich verschoben. Stimmt.
Ich lese aus deiner Antwort zudem heraus, dass auch du mit dem Ende der Geschichte nicht ganz zufrieden bist. Oben habe ich Fliege dasjenige ausgebreitet, was ich eventuell draus machen möchte.

Lieber ernst offshore (ich find den Nick ja immer noch super gut!),


herzlichen Dank für dein Feedback, welches du mir ja im Grunde genommen für die alte und die neue Version gibst. Boah, was für Fleissige haben wir hier auf kg.de! Dankeschön!

Du sagst etwas sehr Wichtiges:

gleichzeitig nicht so skurril ist, dass er der armen Margitta die Würde nähme.

Das ist diese Gratwanderung, dass ich auf jeden Fall mich nicht verächtlich über das Verhalten von Margitta äußern wollte, denn allzu leicht bricht man den Stab über die Magersüchtigen, weil man einfach arrogant nur denkt, die könnten sich doch anders verhalten, wenn sie nur wollten.
Es bleibt eine Krankheit und damit gibt es keinen Raum für Vorwürfe.

Wenn mir das in der Geschichte gelungen ist, dann atme ich auf, denn ich wollte zeigen, aber nicht bewerten.

Deine Textarbeit wird noch in die Geschichte einfließen. Bis auf die Sache mit dem Apostroph wird alles erledigt.

Der Duden sagt dazu übrigens: "Man kann einen Apostroph setzen, wenn Wörter der gesprochenen Sprache mit Auslassungen schriftlich wiedergegeben werden und sonst schwer verständlich sind."

Uff, da hab ich nochmal Glück gehabt. :D

Tja und du findest das Ende ebenfalls nicht so fulminant und wie ich schon oben geschrieben habe, ich auch nicht. Ich denke aber noch drüber nach, was für ein Ende ich der Protagonistin verschreibe.


Euch Dreien lieben Dank und liebe Grüße


lakita

 

Dieser Fahrer war ja vorhin schon so komisch.

Nunja,

liebe lakita,

wie bedauerlich Essstörungen – gleich, ob Bulimie (Essbrechtsucht), Anorexie (Magersucht) oder Orthorexie (der Zwang, gesund essen zu müssen) – sein mögen, wirkt das ganze itzo auf mich wie ein kolportierendes Tragikommödchen (Du weißt ja, dass ich das Authentische eher im Polizeibericht vermute), zu der sich allerlei menschliche Schwäche wie der Zwang zur Lüge gegenüber Gott, dem Andern und sich selbst gesellt. Als Hintergrundmusik säuselt dann die Klarinette ein schlichtes Icecream …, die auf die aggressiven Salted Peanuts mit dem Saxophon träfe …, um auch die Bandbreite verjazzter und damit zugleich gehobener Alltäglichkeit einzustreu’n.

Diese Schreibweise mit dem O.k., tja, da sträubt sich irgendwie mein Internethirn, obgleich es schon richtig ist, dass der Duden eine andere Schreibweise erwartet.

Dein Hinweis hat mich allerdings auf die Idee gebracht, mal zu "wikipedien" und da ergab sich doch so einiges Ungereimtes.


Was korrekt ist,

lakita,

selbst das „Herkunftswörterbuch“ (solche Ungetüme von Verschmelzungen dreier Hauptwörter bringt nur die teutsche Zunge zustande) aus dem Dudenverlag [Duden Bd. 7] weist auf die „dunkle“ Herkunft des vermutlichen all correct, als AC abgekürzt wär’s nun gänzlich was anderes. Was der siebente Band aber verrät, ist die Bedeutung des „ok…“ als Vorsilbe, und zwar sinnigerweise unterm harmlosen „ob/Ob“!, das seinem je nachfolgenden Konsonant angepasst wird wie in objektiv. Ok nun sinnigerweise vorm k als Nachfolger, z. B. okkult.
Einen gewissen Charme (oder besser: Humor) verbreitet in dem Beitrag [Duden Bd. 7, 2007 (4. Aufl.), S. 566, r. Spalte] der letzte Satz, der darum zitiert sei: „Der erste Bestandteil von Fremdwörtern mit der Bedeutung »[ent]gegen« wie z. B. in … Objekt, stammt aus lat. ob »auf – hin, gegen – hin, entgegen usw.«, das mit dem [Anm. von mir: getz kommdet:] unter … After genannten ahd. aftar »hinten; später; nach« verwandt ist.“

Wat nu? Möcht einer After für is' in Ordnung sagen?

Wat janz andres: im zwoten Satz kann das

heran gezogen
zusammengeschrieben werden
Schweratmend
dagegen besser auseinander

Darf einer wie ich einen Apostroph anmahnen?

Ich versprechs.
Is’ ja nur’n Vorschlag … wie auch hier
"Ich bins, Ihre Nachbarin Margitta."
Jetzt aber bittrer Ernst

"Frau Schmidt, nehmens Sie's für Ihre Enkel."
Mit dem entbehrlichen s … zuvor geht's doch

Drei Kommas wären nachzutragen

Hier am Ende des Vergleichs

Sie hob die Füße nacheinander an, als liefe sie auf der Stelle[,] und vertrieb ihn damit.

… am Ende des Einschubs (der ohne Weiteres am Satzende ohne zwotem Komma auskäme)
Margitta nahm ihre Versuche, den Deckel zu öffnen[,] wieder auf.
& ein letztes
"Hallo?"[,] rief Herr Simmer, "ist das zufällig Ihr Kater?"

Trotz allem gern (ehrlich!) und mit einem gewissen amusement gelesen vom

Friedel

 
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Hallo lakita

Mir hat deine Geschichte gut gefallen. Ich habe erst die neue Version gelesen, später dann noch die alte (... überflogen ...), habe hauptsächlich Unterschiede am Ende festgestellt. Das Ende ist in der neuen Version auf jeden Fall besser geworden.

Vieles ist schon gesagt worden zur Geschichte, ich will auch gar nicht zu viel wiederholen, daher mein Eindruck etwas verdichtet:

An deiner Schilderung der Magersucht gefällt mir vor allem, dass man merkt, wie präsent im Alltag das Problem für Margitta ist. Da gibt es kaum einen Satz, kaum einen Gedanken, in dem es nicht ums Essen geht. Selbst der Herzinfarkt des Mannes rückt vor der Sorge um das Himbeereis in den Hintergrund. Auch schön fand ich die Beschreibung dieser Alltagsriten: Vor dem Essen trinkt Margitta Wasser, nach dem Essen erbricht sie die Mahlzeit wieder, das gehört für sie zum ganz normalen Ablauf, wie für andere das Kochen und Geschirrspülen. Das macht das Problem beängstigend, weil eben so tief im Alltag verwurzelt. Ich finde an diesen Stellen ist auch die Geschichte am packendsten, wenn du bspw. schreibst:

Auf der Toilette holte Margitta ihren Becher hervor und löste etwas Pulver in Wasser auf. Sie trank und wartete ein paar Minuten, bevor sie in eine der Kabinen trat, um dort in eruptiven Stößen ihr Essen in das Becken zu spucken. Hätte jemand die Toilette betreten, hätte sie unverzüglich die Spülung betätigt, um sich nicht durch Brechgeräusche verdächtig zu machen. Das war eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, sie kotzte seit Jahren kaum hörbar.

Den Becher hat sie dabei, das Pulver - das ist komplett durchorganisiert und der Krankheit untergeordnet. Diese Schilderungen haben mir gefallen.

Was mir so ein wenig fehlt sind die (körperlichen) Probleme im Alltag, die diese Personen haben - wenn man so extrem geschwächt ist, wird ja bspw. schon normales Treppensteigen zur Qual. Ich stelle mir vor, dass diese Menschen eigentlich permanent entkräftet sind - den Aspekt hab ich bei Margitta jetzt weniger wahrgenommen, das kommt erst zum Schluss. Du schilderst zwar ihren Kampf gegen die Sucht, machst das auch am Himbeereis fest - aber das ist mehr so die psychologische Komponente. Die Veränderungen am Körper könnte man noch feiner herausarbeiten; auf der anderen Seite wirst du vielleicht sagen - ja, die Margitta nimmt die gar nicht mehr wahr, ist der Zustand für sie doch schon zur Normalität geworden.

Das Ende gefällt mir gut - da steigert sich dieses zwanghafte Verhalten nochmal zu einem Höhepunkt, das finde ich gut gemacht. Einzig der letzte Satz ist halt so ein Kunstgriff, weil man dem Leser noch etwas mitteilen will und keine passende Figur mehr hat, aus deren Sicht man schreiben könnte. Ich finde das nicht so gelungen, jemand hat geschrieben, das Ende offener zu lassen - dazu rate ich auch. Lass die Szene mit Margitta ausklingen und überlasse es dem Leser, ob sie den Kampf gegen das Eis gewinnt oder verliert - wäre dann der stärkere Schluss, in meinen Augen.

Zwei Kleinigkeiten noch, die mir gleich am Anfang aufgefallen sind:

"Mein ich." Wiegand ergriff Margittas Hand und betastete ihre knochigen Finger. Die Haut fühlte sich wie Pergament an.

Da dachte ich erst, mit "die Haut" wäre ihre Haut gemeint - die sie ja aber selbst nicht fühlt. Daher rate ich hier zu "Seine Haut"

"Was macht unser Kater Tom, vermisst er mich?"

Er würde nur fragen: "Was macht Tom?". Die Information, dass es sich um den Kater handelt, musst du anders zum Leser transportieren.

Also wie gesagt, mir hat der Text gut gefallen. Er gibt mir kurze und ziemlich verstörende Einsichten in einen Alltag, mit dem ich mich nie näher beschäftigt habe, trotzdem kommt mir das glaubhaft und realitätsnah vor.

Grüsse,
Schwups

 

Ich frage mich grad, wieso ich nicht öfter eine Geschichte hier hereinstelle. Ich bekomme von euch allen so viel wunderbares Feedback und konstruktive Verbesserungsvorschläge, dass ich nur sagen kann: Ich fühle mich grad sehr wohl auf kurzgeschichten.de. Ganz lieben DANK!

@Friedrichard

Das war ja klar, ich habe sehr über deinen Beitrag schmunzeln müssen, dass du wegen der tieferen Bedeutung der beiden Buchstaben nicht locker lassen und meinem Zitat mit einem anderen begegnen würdest.

Hätt ich mich gefügt, wär es nicht passiert, aber gib zu, dass es dir so sehr viel mehr Spaß bringt. ;)

Breitlächelndes Danke.


Danke auch für das Aufspüren der weiteren Fehler. Ich werde garantiert bis zum Ende der Woche alles bereinigt haben.
Im Moment bin ich allerdings unter Arbeitsdruck der anderen Art.

Das sind ja auch noch ein paar Textstellen, die ich noch nicht verbessert habe und es kommt doch noch ein anderer Schluss.


@Schwups

Herzlichen Dank für deine Kritik.
Freut mich, dass du soweit irgendwie mit meiner Geschichte zufrieden warst.
Du sagst, du hättest mit dieser Erkrankung recht wenig zu tun und somit kaum Ahnung, ABER du weist auf einen sehr wichtigen Punkt hin, der eher darauf verweist, dass du dich recht gut auskennst oder eben sehr gut in andere Personen versetzen kannst. Kompliment!
Tatsächlich ist eine stark untergewichtige Person sehr sehr schnell körperlich erschöpft und irre schnell durchgefroren.
Trotz der meist mit dieser Krankheit einher gehenden exzessiven Sportaktivität der Magersüchtigen, denn auf diese Weise kann man den Kalorien ja auch zu Leibe rücken, ist es natürlich so, dass der Körper null Reserven und somit kaum Kraft hat. Woher auch soll es kommen?

Dass in meiner Geschichte Margitta nackt zur Nachbarin geht, ist ansich schon wegen der sofort einsetzenden Abkühlung, die natürlich ein Magersüchtiger sehr viel schneller und nachhaltiger spürt, ansich kaum denkbar, aber ich wollte deutlich machen, wie sehr das Eis hier dominiert.
Ich habe nur an einer Stelle als sie schwer die Treppe hochkommt, einen winzigen Hinweis auf diese Kraftlosigkeit gegeben. Ich muss darüber nachdenken, ob das an anderer Stelle irgendwo noch reinpassen könnte.
Danke für diesen Hinweis.

Da auch dir das Ende nicht so behagt, reihst du dich in eine ganze Gruppe ein, die es ebenso empfinden und ich gehöre mittlerweile dazu und werde ein anderes Ende ausdenken.

Ausser, dass Margitta bereits im Taxi sich über das Eis hermacht, und der Möglichkeit, die Geschichte offen zu lassen, fällt mir im Moment nichts Pfiffiges ein. Mal sehen, vielleicht geschieht es aber doch noch.

Wie ich schon Friedrichard mitgeteilt habe, so nun auch dir: ich werde die erforderliche Korrekturen so rasch wie möglich noch in dieser Woche vornehmen.

Lieben Dank euch beiden und liebe Grüße an euch

lakita

 

Hätt ich mich gefügt, wär es nicht passiert, aber gib zu, dass es dir so sehr viel mehr Spaß bringt.

Ich gestehe ohne wenn und aber oder Profallarifallara -

aber bitte nicht die Komik rausnehmen - es sei, sie ist jetzt ungewollt zustandegekommen, dann ... naja.

Tschüss!

Friedel

 

Hallo lakita

Dieses bescheuerte Himbeereis. :lol: Ich habe mich gut amüsiert.

Vor einigen Tagen hatte ich die Geschichte mal zu lesen begonnen, jedoch abgebrochen, da es mich nicht fesselte. Inzwischen hast du wohl einige Passagen überarbeitet, denn ich las es nun flüssig und fand es humorvoll inszeniert.

"Versprich mir, wenigstens ein bisschen zu essen, egal was. Du weißt, was Dr. Hanel gesagt hat. Noch zwei Kilo..."

Aus deinen Antworten zu Kommentaren wusste ich da bereits, dass die Bulimie der Protagonistin dir ein Anliegen ist. Darum wunderte ich mich etwas über Wiegands insistieren, dass sie essen soll. Da er ihr Lebenspartner ist, sollte er ja wissen, dass nicht die Nahrungsaufnahme an sich ihr prioritäres Problem ist, sondern das Essen nicht wieder zu erbrechen. Aber gut, für die Geschichte passt der Dialog insofern bestens.

Herrlich ist das Gespräch der beiden insbesondere, wenn Wiegand von etwas ganz anderem spricht, als Margitta ihn fragt. Als Leser kann man ihm nachfühlen, dass er das sich kreisende Gespräch durchbrechen möchte. :D

Am nächsten Morgen fand ein früher Jogger Margitta und eine leere Packung Himbeereis neben dem Baum liegend.

Dieses Ende ist mir etwas rätselhaft. Schläft Margitta oder hat das Eis sie ins Jenseits befördert? Da Mangelernährung zu Schädigungen von Organen führt und jeder Tod auf einem Organversagen beruht, wirkte es mir normal, wenn sie mit oder ohne Eis, entschlafen wäre. Der Schlusssatz gibt dem Ganzen auf jeden Fall noch eine spezielle Note, wie man es auch interpretieren mag.

Wenn ich mich recht erinnere, hast du das Thema aufgrund einer Begegnung in deinem Bekanntenkreis aufgegriffen. Unter diesem Sinneseindruck wirkt es mir recht gut gelungen, wie du deine Betroffenheit in eine derart gestaltete Geschichte verarbeiten konntest.

Es war mir gute Unterhaltung und ein Vergnügen, heute nochmals darin einzutauchen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon,

lieben Dank für deine Kritik und dein Lob. Tut gut. :)

Ich habe das Ende jetzt nochmals umgeschrieben und beende letztendlich, eine Idee von Fliege aufgreifend, mit der Taxifahrt die Geschichte.
Ich bin mit dieser Lösung jedenfalls sehr viel mehr einverstanden als mit dem nebulösen am Baum liegen bleiben.
Ich muss der Protagonistin ja auch weder Tod noch Krankheit andichten, es reicht, dass klar wird, dass sie den Kampf gegen das Eis verliert. Das ist zwar auch kein überraschendes Ende, trotzdem gefällt es mir besser als das vorherige.

Die gesamten Fehler, die ich noch nicht in die Bearbeitung genommen habe, habe ich auch erledigt. Ich hoffe, es findet sich jetzt nichts mehr. Aber wenn doch, keine Frage, werde ich den Fehlern auch noch zu Leibe rücken.


@ ernst offshore

Ein paar (klitzekleine) Beanstandungen hätte ich noch:

Zitat:

Was soll ich machen?", sagte sie, "jetzt, …
Jetzt

Ich habe es nicht geändert, weil ich eigentlich ihren Redefluss an dieser Stelle nicht unterbrechen will. Für mich ist der Gedanke, um den es ja geht, das Eis, es gehört also zusammen.


Liebe Grüsse an alle und nochmals lieben Dank

lakita

 
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Hallo Lakita,
ich vermute, dass die Fassung vom 11.08. die aktuelle ist, das ist etwas unübersichtlich hier (mit dem Zusammenbruch am Ende?).
Zunächst etwas Technisches: Margitta erzählt Wiegand, dass sie Pulpo essen will. Ich interessiere mich nicht für Kochshows, und wusste von daher nicht, dass Tintenfisch gemeint ist. Aber kann man den nicht beim Namen nennen? Dann die Mojo pikante: wenn schon, denn schon, die Mojo picante (auf den Kanaren übliche Salsa, musste ich auch googeln).
Bei dem Essen im Restaurant isst Margitta einmal Pommes und einmal Kartoffelstücke, einmal Gemüse, dann hat sie Salat auf dem Teller.
Bei dem späteren Telefonat mit dem Mann sagt Margitta, dass er Eis zum Nachtisch hatte. Im Krankenhaus gibt es zum Abendbrot keinen Nachtisch, schon gar kein Eis, das ist einfach logistisch unmöglich (das wird hier auch nur erwähnt, um wieder auf das Himbeereis zurückzukommen, wirkt sehr aufgesetzt). Überhaupt sollte nach einem Herzinfarkt auf Cholesterin geachtet werden, von daher: besser kein Eis (schon gar nicht eine ganze Packung, wenn er dann nach Hause kommt).
Überhaupt Wiegand nach seinem schweren Herzinfarkt! Wie lange ist das her? Bestimmt liegt er auf der Intensivstation und um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, müsste Margitta sich dann kleiden in einen sterilen lindgrünen Besucherkittel, Plastik-Überschuhe und Plastikhaube auf dem Kopf und möglicherweise auch noch Mundschutz, bekommt man alles im Vorraum, bevor man die Intensivstation überhaupt betritt.
So, wie der Besuch im Krankenhaus am Anfang der Geschichte beschrieben wird, deutet aber auch gar nichts auf die Schwere von Wiegands Erkrankung hin, vielleicht könnte die Szene angefüttert werden? In der Eingangsszene ist für mich auch nicht klar, dass Margitta unter Ess-Brechsucht leidet, sie könnte ja auch einfach abnehmen wollen, die reden ja auch ständig über Essen.
Richtig nervig wird es dann in dem Restaurant: Ist diese Helga zum ersten Mal in Margittas Begleitung zum Essen? Das wird dann bestimmt auch das letzte Mal gewesen sein, so wie beschrieben, muss das ja stundenlang gedauert haben, wenn Margitta jedes einzelne Maiskorn aufpickt.
Gut, die Bulimie ist sicher auch eine Zwangsstörung, dazu passt das Ritual beim Essen gut, aber wie gesagt, es ist bestimmt viel zeitaufwendiger, als nachher mit dem Rauchen versucht wird aufzuzeigen, und die Helga könnte schon ruhig sehr viel genervter reagieren, zumal sie ja von der Bulimie offensichtlich nichts weiß.
Mir ist auch nicht klar, warum die vor dem Essen 10 Pappbecher voll Wasser trinkt. Ja gut, um den Magen zu füllen, aber das machen Diätwillige ja deshalb, um den Appetit zu stoppen und weniger zu essen. Sie hat aber gar nicht vor, weniger zu essen, denn sie isst ja den Teller leer. Könnte sich das mit dem Wasser also auch sparen.
Was mir auch nicht klar ist, ist die Funktion der Katze. Ist die nur Stichwortgeber dafür, dass sich Margitta um nichts anderes kümmert als um etwas, was sie gerne isst, aber nicht essen darf, um der verqueren Logik der Krankheit zu folgen?
Das Ende der letzten Fassung finde ich aber gut, dass sie nach dem gierigen Hineinstopfen von einer Packung geschmolzenem Tiefkühleis zusammenklappt, wirkt folgerichtig, wenn ich auch nicht weiß, warum. Gibt es so etwas wie einen Zuckerschock auch bei Nicht-Diabetikern? Oder hat die vielleicht auch Diabetes?

Liebe Lakita, leider kann ich mit der Geschichte nicht allzu viel anfangen, ich bin nicht betroffen, sondern eher von der Protagonistin genervt. Der ganze Hype, der heute um das Essen gemacht wird (Kochshows, Diäten, was ist gesund und was nicht), interessiert mich nicht, ist eher ein Thema für die Medien, die ständig auf der Suche nach irgendetwas sind, um Fernsehen oder Käseblätter zu füllen. Warum hast Du die Geschichte geschrieben? Willst Du auf diese Krankheit aufmerksam machen? Das hieße aber eher, Eulen nach Athen tragen, die Medien sind für mich zu voll davon.
Aber wenn schon, denn schon: ich hätte es besser gefunden, wenn sie, wie in der früheren Fassung, versucht hätte, das Eis loszuwerden, z. B. in der Mülltonne, vor der der fette Nachbar steht, mit dem sie dann in Konflikt gerät, etc.

Viele Grüße
handballfan

 

Liebe handballfan,

großen Dank für deine Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. Ich rechne es dir hoch an, dass du, obgleich dir das Genre und einiges mehr in dieser Geschichte quer lag, dennoch eine Kritik geschrieben hast und nicht einfach kopfschüttelnd weitergeklickt hast.

Zur Fassung: Diejenige, die gleich am Anfang steht, ist die aktuelle.

Dein Einwand, man sollte den Tintenfisch auch so nennen, lässt mich ein wenig irritiert sein, weil du es mit den Kochshows verquickst, die du nicht magst.

Meine Protagonistin sagt keinesfalls Mojo picante und Pulpo, weil sie Kochshows gesehen hat, sondern weil sie es eben so sagt wie sie es sagt. Das möchte ich also nicht ändern, auch wenn es dich und vielleicht auch andere dann ärgern sollte.

Was ich allerdings gewiss ändere, ist die Sache mit der Intensität der Erkrankung des Mannes. Da stimme ich dir zu, dass er entweder in der Intensivstation liegt und die Sache mit dem Kittelanziehen wäre dann ein guter Tipp und Hinweis darauf, aber dann kann er nicht abends seine Frau anrufen, oder aber er ist schon fast über dem Berg. Da bin ich mit mir noch nicht im Reinen, was genau ich ändern werde, aber ändern werde ich was. Danke für deine Hinweise.
Dass es im Krankenhaus kein Eis gibt, sehe ich ein. Ich bin da nicht sehr krankenhauserfahren.
Das mit dem Eis werde ich ändern.

Dass du anfangs nicht gleich mitbekommst, dass die Protagonistin essgestört ist, ist für mich kein Manko, denn die Geschichte entwickelt sich und als Leser sortiert man dann das vorher Gelesene etwas anders ein, je mehr Informationen sich dazu gesellen.
Warum die Freundin nicht genervt reagiert? Vielleicht weil sie einfach eine geduldige zugewandte Frau ist und sich die Zeit nimmt. Ich werde trotzdem, deiner Frage nachgehend, mal prüfen, ob ich da etwas ändern werde und sie ungeduldiger auftreten lasse. Mal sehen.

Dann findest du das Trinken der 10 Becher Wasser nicht stimmig. Ich kann darauf nur antworten, dass ich das bewusst so geschrieben habe. Ihr Verhalten ist grundsätzlich auf die geringste Nahrungsaufnahme gepolt. Dazu nutzt sie alles, was sich nur in irgendeiner Weise dazu eignet.

Aber sie ist auch eine zwangsgestörte Frau, die ihre Rituale hat. Sie könnte vielleicht nur ein Steak essen (also auf ihre Art essen natürlich), wenn sie ein blaues Kleid anhat. Es sind ja auch die tausend Gebote und Verbote, die sich Magersüchtige auferlegen, um das Essen in jeder Weise zu reglementieren. Dazu gehört in meiner Geschichte das Wassertrinken dazu.

Die Katze ist wichtig, weil sie Indikator für dasjenige darstellt, was zu Hause passiert. Am Anfang wird die Katze als Mittel zum" mit Essen vollstopfen" genutzt, denn du wirst bei allen Essgestörten ein ewiges Beschäftigen mit dem Essen vorfinden und das bezieht sich auch auf Tiere, die bei ihnen leben.

Als sie wieder von dem Gedanken an das Eis eingeholt wird, vergisst sie die Katze und zeigt damit, wie wenig es ihr davor um das Tier ging. Als die Katze entläuft, sie ihr nicht folgt, steigert sich das und noch mehr, als die Katze in vermeintlicher Gefahr ist und sie sich nicht kümmert. Ausserdem finde ich nicht, dass die Katze irgendetwas tut, was eine Katze, die zu Hause lebt, nicht tut. Von daher finde ich deine Frage deswegen schon etwas befremdlich, weil es auf mich so wirkt, als würde dich die Katze stören.

Liebe Lakita, leider kann ich mit der Geschichte nicht allzu viel anfangen, ich bin nicht betroffen, sondern eher von der Protagonistin genervt.

Muss man immer betroffen sein, wenn man eine Geschichte liest? Du sagst doch auch nicht, der Krimi hat mir nix gegeben, weil ich weder Opfer bin, noch von Beruf Kommissar? Vielleicht habe ich mehr Nerv getroffen, als du dir eingestehen magst?

Warum ich die Geschichte geschrieben habe? Weil mich beeindruckt hat wie zwanghaft, wie gefangen jemand sein kann, der unter Magersucht leidet. Ich wollte die immense Lebenseinschränkung verdeutlichen und ein bisschen den Leser mit hinter die Kulissen nehmen. Was wir normalerweise nur sehen, sind Menschen, die super schlank oder sogar dürr sind. Aber wir erahnen doch oft gar nicht, was für eine überdimensional, kaum zu bewältigende Aufgabe für den einzelnen, der von dieser Krankheit gepackt ist, dahinter steht. Ich wollte ein Leidensbild zeigen und vielleicht all denen, etwas salopp ausgedrückt, das Maul stopfen, die einfach behaupten, ein Magersüchtiger müsse einfach nur endlich wieder normal essen, dann sei alles wieder in Ordnung. Schade, dass ich dich damit nicht erreichen konnte, aber mein Anspruch geht auch nicht dahin, jeden Leser zu bedienen. Das wäre recht vermessen.

Was mich allerdings umhaut, ist:

Der ganze Hype, der heute um das Essen gemacht wird (Kochshows, Diäten, was ist gesund und was nicht), interessiert mich nicht, ist eher ein Thema für die Medien, die ständig auf der Suche nach irgendetwas sind, um Fernsehen oder Käseblätter zu füllen. Warum hast Du die Geschichte geschrieben? Willst Du auf diese Krankheit aufmerksam machen? Das hieße aber eher, Eulen nach Athen tragen, die Medien sind für mich zu voll davon.

Vielleicht würde ich ja gar nicht so eine Geschichte schreiben, wenn ich laufend Fernsehen oder mich in den Illustrierten besser auskennen würde und trotzdem fühle ich mich von deinen Worten hart getroffen, weil du mir Billigkeit in den Motiven anheftest. Ich werde den Versuch, es dir auszureden, nicht unternehmen.

Lieben Gruß

lakita

 

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