Was ist neu

Highscore

Mitglied
Beitritt
07.05.2011
Beiträge
1
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Highscore

Schlurfend zieht er sich durch sein Zimmer. Schritt für Schritt. Die Haltung ist gebeugt. Das Leben dort draußen zieht ihn runter. All diese Hektik, die Leute reden viel, doch machen nichts. Alles wirkt wie ein Chaos. Man kann nicht speichern und etwas ausprobieren, man kann den Level nicht wiederholen. Das nervt, es macht ihn wütend. Die Suche nach den Cheats hat er schon längst aufgegeben. Mittlerweile flüchtet er nur noch.

Als er den großen Knopf an seinem Computer drückt, spürt er, wie es langsam leichter wird. Das leise Summen des Lüfters beruhigt ihn. Der Geruch von alten Verpackungsresten steigt in seine Nase, seine Hände beginnen bereits zu zittern. Auf einmal ist sein Blick wachsam, er ist bereit. Noch einmal in die Tüte Chips greifen, bevor es losgeht. Sie schmecken alt, pappig. Er fragt sich nicht, wie lange sie dort schon liegen. Gar nicht schnell genug kann es gehen, dass er einfach seine Hand austreckt und Enter drückt. Er ist jetzt drin, das Spiel beginnt.
Eine Schweißperle tropft von seinem angespannten Gesicht. Er muss den Level schaffen, sonst verliert er alles. Er haut stärker auf seine Tastatur. Er beginnt zu schreien. Plötzlich, für nur eine Sekunde, steht seine Welt still. Der letzte Schuss ist gefallen. Sieg. Seine Mimik entspannt sich wieder. Das ist, was ihm wichtig ist. Häufig fragen ihn die Leute, was er denn mit seinem Leben mache, ob er auch noch an was anderes denkt. „Ich bin nicht süchtig, falls ihr mir das damit sagen wollt. Es entspannt mich einfach.“ Das ist seine stete Antwort.
Heute spielt er im Team. Mit Anderen. Normalerweise ist er eher weniger der Teamspieler. Doch heute lebt er nur für das Team. Wir müssen gewinnen, das WIR ist ihm wichtig. Häufig fragen ihn die Leute, was denn seine Freunde aus dem richtigen Leben machen, und ob er sich noch mit ihnen trifft. „Ich hab auch noch ein Privatleben, falls ihr sowas andeuten wolltet. Es ist nur so, dass mich die Leute dort verstehen, sie verstehen meine Art zu leben.“ Jedes Mal war dies seine Antwort.
Es ist spät in der Nacht. Daran müde zu werden, darf er noch nicht mal denken. Er trinkt den kalten Kaffee aus. Der ist noch von gestern übrig geblieben. Er wird heute den Highscore knacken, egal was es kosten wird. Er muss es einfach schaffen. Die Augen sind auf den Bildschirm gebunden. Nicht ablenken lassen. Häufig fragen ihn die Leute, warum er ständig so müde sei, ob er nicht früher ins Bett gehen wolle. „Keine Sorge, ich kann noch selbst entscheiden, wann ich spiele und wann nicht. Aber ihr versteht das nicht. Ihr werdet nie so viele Erfahrungspunkte haben wie ich.“

Es ist spät. Er sollte sich ausruhen gehen. Doch er hat Angst. Der Escape-Knopf hat ihn unter Kontrolle, flüstert ihm leise zu, er solle bloß wiederkommen. Er krallt seine Hand in seine fettigen Haare, er will noch nicht gehen. Wenn die Leute fragen wie es ihm geht, wie es so läuft, so würde er antworten „ Gut. Danke. Bei mir geht alles seinen geordneten Gang.“

 

streamiify schrieb:
Highscore (um den Titel hier nochmal richtig zu schreiben :D)
Anmerkungen zum Text bitte immer in ein eigenes Posting.

 

Hey streamiify,

und herzlich Willkommen bei KG.de.

Ich hab den Titel mal für Dich geändert - sollte wohl so nicht sein :D.

Gefällt mir. Kleine Szene aus dem Leben eines Flüchtlings. Eines Realtitätflüchtlings. Allerdings eher ein Ausschnitt, als eine Geschichte, aber gut gemacht. Ist natürlich ein begehrtes Thema und deshalb ist es auch schwer, mit solchen Texten den Leser noch zu überraschen, ihn für sich zu gewinnen, weil - kennt man doch schon, aber man kann sich ja auch nicht ständig irre Sachen ausdenken. So ein paar Vorschläge hab ich noch, sind natürlich nicht verbindlich ;).

Das Leben dort draußen zieht ihn runter.

Würde ich ersatzlos streichen - solche Sätze, die den Weltschmerz betonen wirken immer etwas - weiß nicht - sind halt so Phrasen.

All diese Hektik, die Leute reden viel, doch machen nichts.

All diese Hektik, die Leute reden viel und machen nichts.
Finde ein "und" an dieser Stelle stärker, als ein "doch".

Mittlerweile flüchtet er nur noch.

Könnte auch gut weg, wenn Du mich fragst. Sind jetzt aber nur Vorschläge.

Auf einmal ist sein Blick wachsam, er ist bereit.

"Auf einmal" klingt immer so nach: Achtung - jetzt kommt Dramatik!
Sein Blick ist jetzt wachsam, er ist bereit. Ginge ja auch und will nicht mehr, als es eigentlich ist.

dass er einfach seine Hand ausstreckt und Enter drückt.

Ich schenke Dir ein "s" :)

Er ist jetzt drin, das Spiel beginnt.
Eine Schweißperle tropft von seinem angespannten Gesicht. Er muss den Level schaffen, sonst verliert er alles. Er haut stärker auf seine Tastatur. Er beginnt zu schreien.

Zu viele "Er" an den Satzanfängen. Wiederholungen haben den Beigeschmack, das der Autor zu faul war, über Satzstellungen oder Worte nachzudenken, wenn sie nicht als stilistisches Mittel erkennbar sind. Das sehe ich hier nicht.

Der letzte Schuss ist gefallen. Sieg. Seine Mimik entspannt sich wieder.

Könnte man auch drauf verzichten ;).

Heute spielt er im Team. Mit Anderen. Normalerweise ist er eher weniger der Teamspieler. Doch heute lebt er nur für das Team.

Ist irgendwie alles so doppelt :). Die Wörter, die Aussage ...

Er trinkt den kalten Kaffee aus. Der ist noch von gestern übrig geblieben. Er wird heute den Highscore knacken, egal was es kosten wird. Er muss es einfach schaffen.

Hier haben wir wieder ein "Er" Problem.

Dann viel Freude Dir hier. Lesen, Kommentieren und natürlich an den eigenen Werken. Das gehört hier alles zum Programm :).

Beste Grüße Fliege

 

Moin streamiify,

Fliege war mit der Erstkorrektur schneller. Daher lasse ich weg, was er schon geschrieben hat.
Den ersten Absatz würde ich erlebbarer gestalten. Kannst Du irgendwie zeigen, dass ihm das Leben zu hektisch ist; dass es ihn wütend macht? Gibt es irgendeine greifbare Situation, ich als Leser auch eine Art Speichern und Zurückgehen wünschen würde?

spürt er, wie es langsam leichter wird.
Das es verwirrt mich hier.

Das leise Summen des Lüfters beruhigt ihn
seine Hände beginnen bereits zu zittern
Wer zitternde Hände hat, wirkt auf mich nicht beruhigt.

Häufig fragen ihn die Leute ...
Dieser mehrfach benutzte Anfang bringt einen schönen Rhythmus in die Erzählung rein.

Keine Sorge, ich kann noch selbst entscheiden, wann ich spiele und wann nicht. Aber ihr versteht das nicht. Ihr werdet nie so viele Erfahrungspunkte haben wie ich.
Das gefällt mir. Durch den Ausdruck Erfahrungspunkte, kommen bei mir sofort Zweifel, ob er wirklich noch trennen kann.

Der letzten Satz passt für mich nicht so recht in das Ende. Durch den Konjunktiv brichst Du mit dem Erzählstil. Vielleicht kannst Du ihn auch hier in eine Alltagssituation schicken, die seine Sicht deutlicher darstellt. Vielleicht könnte jemand klingeln. Ein Videochat könnte auch passen.

Mir hat die Geschichte gefallen, aber natürlich gibt es noch was zu tun. Ich bin gespannt, was Du aus der Geschichte machst.

Gruß,
Peter

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom