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Heute Nacht

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08.01.2002
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Heute Nacht

Heute Nacht


Tiefe Nacht. Gebannt liege ich in meinem Bett. Bewege mich nicht. Lausche in die Dunkelheit.
Wirst du heute Nacht wieder zu mir kommen?
Ich sehne mich danach. Sehne mich nach deinen Zärtlichkeiten, deinen sanften Berührungen.
Ich wünsche mir deine anwachsende Heftigkeit, deine unverhohlen stürmische Zuneigung herbei.
Du wartest meistens bis es im ganzen Haus still geworden ist, bis alles schläft und uns niemand mehr stören kann.
Ich versuche dein Ankommen zu erspüren. Schärfe meine Sinne für die leisesten Töne der Nacht. Mein Körper liegt angespannt unter der wärmenden Decke. Die Augen fest geschlossen lausche ich, harre in der Stille, ob du wohl kommen wirst. Da, endlich, ich höre deine zarten Schritte auf dem Holzfußboden. Du bewegst dich rasch, fast als hättest du es ein wenig eilig. Mein Herz hüpft. Noch liege ich unbeweglich im Bett. Mag den Zauber deiner Ankunft nicht zerstören. Fürchte, du könntest wieder umkehren. Mein Puls steigt. Du bist so radikal in deinen Entscheidungen, so unumstößlich. Die geringste Störung läßt dich umkehren. Ich verharre, warte, dass du neben mir aus dem Nichts der Dunkelheit auftauchst. Und dann bist du da. Urplötzlich. Mein Körper spannt sich. Erregung erfasst mich, so als hätte ich gleich auf die Bühne zu gehen, vor tausend Augen zu erscheinen.
Noch immer traue ich mich nicht, mich zu bewegen. Laufe Gefahr, dass du blitzartig wieder gehst, genauso plötzlich wie du aufgetaucht bist.
Ich spüre deinen Blick. Er ruht fest auf mir. Meine geschlossenen Augen zittern ein wenig, aber ich wage nicht, sie zu öffnen. Eindringlich betrachtest du mich. So wie du es tust, betrachtet mich sonst keiner. Ich fühle, dass du tiefer blickst als andere, du durchschaust mich, aber ich erfahre nie, was du siehst.
Ich fasse nun Mut, mich zu bewegen. Meine rechte Hand rutscht ganz langsam unter der Bettdecke hervor. Behutsam drehe ich meinen Arm so, dass ich dich erreichen, berühren kann. Unbeweglich lässt du es geschehen. Du stehst seitlich über meinem Kopf und hast deine Vorderpfoten in mein Kissen gedrückt. Ganz vorsichtig ertastet meine Hand deinen Bauch. Dort ist dein Fell zart und seidigweich. Dein Bauch ist feinfühlig, sensibel, jedes Haar dort ein winziger Sensor. Meine Fingerspitzen schieben sich in dein Fell und streichen leicht entlang. Ein sanftes Glücksgefühl durchströmt mich. Viel zu schön, um es in Worte zu fassen. Du hast deinen Kopf etwas tiefer geneigt. Zart berühren deine Barthaare meine Wange, kitzeln sie. Gleichzeitig höre ich dein leise beginnendes Schnurren. Ich entspanne mich, fühle Glück, Wonne und fliege in die Unendlichkeit mit dir.
Ich weiß jetzt, dass du bleiben wirst, heute Nacht.

 

Super! ... und einfühlsam geschrieben. Dachte schon, ich erfahre was Frauen in freudig erregtem Zustand über Männer denken. Schien mir merkwürdig vertraut, hab dann erkannt, das ich ungefähr die selben Empfindungen bei unserer Katze habe. ... auch bei meiner Frau?? muß ich drüber nachdenken.

Kritik fällt mir keine ein.
Außer daß mir klar wird, dass ich noch viel üben muß.

einen lieben Gruß auch an den Stubentiger

 

Schreibstil ist ok aber warum ist sie denn erregt in der Vorfreude auf ihre Katze? War enttäuscht vom Ende. Obwohl ich selbst ne Katze habe.

Gruß, Luller

 

@luller:
Da hast Du falsch gelesen.

Zitat: "Erregung erfasst mich, so als hätte ich gleich auf die Bühne zu gehen, vor tausend Augen zu erscheinen."

Damit ist eine freudige Aufregung gemeint, eher so eine Art Nervenkitzel, lampenfieberähnlich. Ich denke nicht, dass jemand, der auf eine Bühne muss, sexuelle Erregung dabei empfindet.

Ausserdem weiss doch jeder Katzenbesitzer, dass ein schnurrendes, warmes Fellchen neben sich zu haben durchaus ein sinnlicher Genuss sein kann, auf den man sich wahnsinnig freut.

Gruss
P.

Ach so ja, entschuldige Lakita. Natürlich hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Geht glaube ich aus meiner Antwort an luller auch hervor.

[Beitrag editiert von: Pipilasovskaya am 21.03.2002 um 10:26]

 

Hallo lakita

Die Geschichte ist super geschrieben.
Sie ist einfühlsam.
Was mir am besten gefällt ist, das derjenige den du erwartest kein Mensch ist. Auch wie du beschreibst wie deine Katze zu dir kommt, ihren eigenen Kopf hat, du aber weist wie du sie austricksen kannst, das sie doch zu dir kommt.

Super!

Tschaui!
Aitzo^-^

 

mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Sie erzeugt eine schöne, ruhige Stimmung in mir ( und das kann ich jetzt grad gut gebrauchen! )
ich finde, gerade Katzen sind äußerst fasziniende Tiere. Man kann sie nicht "zwingen", nicht bestimmen. Man muß auf ihre Gefühle genauso hören, wie sie auf unsere. Insoweit finde ich eine Beziehung zu einer Katze in etwa einer zwischenmenschlichen Beziehung vergleichbar. Intim, aber zerbrechlich.
Sehr schön,
lieben Gruß,

arc

 

Ist das nicht die Sorte der Frauen, die unglaublich nett zu Haustieren, Kindern oder älteren Menschen sind aber die Männer ihres Alters vernachlässigen, weil sie ihnen von vorne rein mißtrauen?? :D

 

Ich dachte es wäre ein Mann.....
Schade.... :D


Schöne Geschichte

Gruß shimmeringLight

 

@aha:
hmm... erwischt! :p
Es könnte natürlich genauso gut auch ein Kerl sein :rolleyes:
Ich nehme an, Du bist ne Frau? ;)

[Beitrag editiert von: angu2 am 21.03.2002 um 16:59]

 

Liebe Kritiker,

wir beide, also Kater Max und ich, möchten euch recht herzlich für eure freundlichen Worte danken.

@querkopp

Kater Max läßt zurückgrüßen! ;)
Und was deine Geschichten anbelangt, so brauchst du keineswegs so tief zu stapeln.

@Pip... danke, für deine Worte und die Klarstellung bezüglich des Zustandes der Erregung, der hier ja wirklich kein sexueller Erregungszustand war. Obwohl es sehr sinnlich, wie du selbst schreibst und somit auch hochgradig erotisch ist bzw. sein kann, so ein Fellbündel zu streicheln und die samtenen Pfoten auf der Haut zu spüren, unter der Bedingung, dass die Krallen eingezogen sind.

@ arc en ciel
@Aitzo
@aha

danke auch euch für die positiven Rückmeldungen. Ich glaube, ich konnte das alles nur so darstellen, weil Kater Max eben ein so faszinierender "Liebhaber" ist.

@ angu2 also ich hab eine Weile überlegt, ob ich dir auf deine Vermutung, die ja komplett auf deinen eigenen Vorurteilen beruht, antworte und hab mich dann dafür entschieden, es zu tun.
Mir gefällt an deiner Anschauung nicht, dass du Kinder und ältere Menschen zusammen mit Haustieren auf eine Stufe stellst. Meine Katzen sind mir ganz gewiß gute, nein sogar sehr gute Freunde, aber Menschen haben in meiner Welt den absoluten Vorrang, ohne, dass ich damit die Tiere vernachlässigen muß. Und mein Mann hat diesen Vorrang bereits seit 28 Jahren( der Arme !!! ;) )

 

@lakita:
Sorry, war ja nicht wirklich ernst gemeint. ;)
Klar bin ich mir dessen bewusst, dass es einiges an psychischer Fehlentwicklung erfordert, wenn Haustiere eine wichtigere Rolle im Leben spielen als Menschen, die einem nahe stehen. Es ist bloß so, dass sich Menschen untereinander eher etwas vorzuwerfen haben als ihrer Katze zum Beispiel. :) Und da verhält man sich schon mal wesentlich netter dem Tierchen gegenüber als dem Partner.

Es war natürlich nicht notwendig sich mit meinem Kommentar ernsthaft auseinander zu setzen – war aber trotzdem lieb von Dir. ;)

[Beitrag editiert von: angu2 am 21.03.2002 um 22:51]

 

Hallo Sighard,

ups...nee um Tiersex geht es ganz gewiß nicht, aber um eine erotische Beziehung mit einem Fellbündel, welches der Kategorie felidae angehört.

Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen.

Und eigentlich ging es mir auch darum, deutlich zu machen, dass Erotik etwas mit den Sinnen zu tun hat, nämlich hier z.B. mit dem Tastsinn. Denn meine Beschreibung der Vorerwartung auf meinen "Liebhaber" ist eine Erwartung auf ein wonniges Tastgefühl, wenn meine Finger ins Fell greifen, meine Hände darüber streichen, meine Wange warmes Fell spürt.
Wir leben in einer Zeit, wo sich die Erotik deutlich auf dem Rückzug befindet.
Überall, Tag und Nacht werden wir mit sexuellen Anreizen überflutet, es geht meistens direkt und ohne Umschweife zur Sache. Das möchte ich zwar einerseits nicht anprangern, denn ich gehöre durchaus nicht zu den Menschen, die sich zu Tode kuscheln müssen, aber mir fällt auf, dass andererseits Erotik immer nur als Weg zum Ziel der sexuellen Erfüllung betrachtet wird und exakt das wollte ich mit meiner Beschreibung etwas relativieren, verrücken.


Grüßle
elvira :)

[Beitrag editiert von: lakita am 31.03.2002 um 20:05]

 

Hallo Lakita!

Sehr schön geschrieben!

Ich denke, gerade, daß es sich um eine Katze handelt, macht die Geschichte so interessant.
Man sieht dabei auch, wie viel man schon von vorneherein reininterpretiert hat.... ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Lieber Sighard!

Erster Verdachtsmoment, Zitat:

"Schärfe meine Sinne für die leisesten Töne der Nacht."
und
"Da, endlich, ich höre deine zarten Schritte auf dem Holzfußboden."


2. Indiz:

"Ich fürchte, dass du wieder umkehren könntest. Mein Puls steigt. Du bist so radikal in deinen Entscheidungen, so unumstößlich. Die geringste Störung läßt dich umkehren. Ich verharre, warte, dass du neben mir aus dem Nichts der Dunkelheit auftauchst. Und dann bist du da. Urplötzlich."

"Noch immer besteht die Gefahr, dass du so plötzlich wieder gehst, genauso plötzlich wie du aufgetaucht bist."


Ein sehr schöner Satz: "Ich fühle, dass du tiefer blickst als andere, du durchschaust mich, aber ich erfahre nie, was du siehst."

3.:
"Du stehst seitlich über meinem Kopf und hast deine Vorderpfoten in mein Kissen gedrückt."

...dann kommt das mit dem Fell am Bauch und dann noch:

"Gleichzeitig höre ich dein leise beginnendes Schnurren."


Ich denke, das ist doch genug Katze, oder? ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Ach, Häferl, du Gute! Besser hätt ich dem Sighard nicht antworten können als du es bereits getan hast.
Ja, mir ging es genau darum, dass es eben kein Mensch, sondern ein Tier ist, das bei mir solch vorfreudige Erwartungshaltung auslöst.

Ich bewege die ganze Zeit im Kopf ebenfalls eine erotische Geschichte herum, in welcher der Kater berichtet, wie es ihm ergeht.
Quasi die Fortsetzung dieser Geschichte, aber aus seiner Sicht.
Naja...mal sehen.

Sei nicht traurig, Sighard, dass es kein Mensch war, auf den ich so reagiert habe. Das fatale an erotischen Geschichten ist ewig und drei Tage, dass sie entweder ins unerträglich Schmalzige abdriften oder zu einem geschriebenen Porno geraten. Ich hab mich insoweit fein aus der Sache rausgemogelt. Oder?


Liebe Grüße
elvira

 

Hallo lakita,
da hast du eine wunderschöne, leise, spannende Geschichte geschrieben. Ja, ich finde, sie ist nerverzerreißend spannend, besonders in dem Moment, wo sich die Protagonistin schlafend stellt, um die erwartete Begegnung nicht zu gefährden...
Und dann zum Schluss die Überraschung, das es dein Kater ist, der dich Nachts besucht.
Einen netten Gruß von barkai

 

Hallo barkai,

danke für dein großes Kompliment, dass du meine Geschichte für spannend hältst. :)
Gruß zurück
lakita

 

Hallo Lakita!

Katzen, von Dir in allen Rubriken. Ich kenne dieses angespannte Lauschen und Hoffen, das wunderschöne Gefühl, wenn sich die Katze dazu entschließt, mit einem die Nacht zu verbringen. Zauberhaft hast Du diesen besonderen Moment beschrieben, ganz toll.

liebe Grüße... Anne

 

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