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Herzbube

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17.04.2011
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Herzbube

Keuchend erwachte Niklas. Sein Hals war staubtrocken. Er tastete nach dem Glas Wasser, das jede Nacht neben seinem Bett stand. Doch da war nichts. Stirn runzelnd richtete er sich auf. Mit einer Hand wischte er sich Tränen aus den Augen. Das Kopfkissen war auf einer Seite feucht. Er drehte es um. Dann würde es wieder gehen. Wie so oft.
Als er aufstand, wurden seine Füße nass. Das Glas hatte nicht auf dem Nachttisch neben seinem Bett gestanden. Weil es keinen Nachttisch gab. Weil es nicht sein Bett war.
Er nahm das Glas mit in die Küche. Die Pfütze würde schon von alleine trocknen. Den ersten Schluck trank er direkt vom Wasserhahn. Das blasse Mondlicht reichte gerade aus, um sich in der Küche zurechtzufinden. Die Arbeitsplatten waren bis auf einen Wasserkocher und einen Toaster leer. Der Steinfußboden wellte sich in einer Ecke. Er war nicht echt.
Erschöpft schob sich Niklas auf die Sitzbank. Auf dem Tisch hatte jemand ein Buch liegen lassen. Gemüse war darauf abgebildet. Mit einem Schmatzen löste es sich vom Wachstuch. Die Seiten waren klebrig. Als er merkte, dass es auf dänisch war, legte er es zurück. Niklas hatte das Verlangen sich sofort die Hände zu waschen. Trotzdem blieb er sitzen. Er legte den Kopf auf die Arme.

„Schon auf? Oder wieder schlecht geschlafen?“, rief ihm Bernd zu. „Ich fahre kurz Brot holen.“
Die Tür fiel ins Schloss und Niklas wusste, dass er alleine war.
Sein Vater hatte immer darauf bestanden Bernd genannt zu werden; er trug immer ein Sakko. Dies waren auch so ziemlich die einzigen Erinnerungen, die er an ihn hatte. Niklas Eltern hatten sich getrennt. Aber seit dem Autounfall vor ein paar Wochen lebte Niklas bei Bernd.
Viele Nächte waren wie diese. Meist konnte er wieder einschlafen, wenn er einen Schluck Wasser trank. Aber manchmal half das nicht. Dann hörte er weiter kreischendes Metall und platzende Glasscheiben. Rote, weiße, blaue Lichter tanzten vor seinen Augen. Morgens hatte er Angst, dass die Tür seines Zimmers sich nicht öffnen lassen würde; egal wie fest er sich dagegen stemmte oder dagegen schlug.
„Dieser Urlaub bringt dich auf andere Gedanken“, hatte Bernd versprochen.
Gleich am ersten Morgen hatte die Tür von Niklas Schlafzimmer geklemmt. Bernd fand ihn schluchzend in einer Ecke seines Bettes. Die Knie hatte er bis ans Kinn gezogen. Das Clown-Poster an der Innenseite der Tür hing seitdem in Fetzen.

Niklas wusch sein Glas am Spülbecken und trocknete es ab. Hinter der Scheibe eines Küchenschranks erspähte er ein altes Radio. Er schaltete es ein. Gleichmäßiges Rauschen ertönte. Die Antenne war lose. Niklas lehnte sie an eine Schrankecke. Er drehte den Sendersuchknopf weiter, aber das Rauschen veränderte sich nur wenig. Er schaltete das Radio wieder aus. Etwas Musik wäre schön gewesen. Mit hängenden Schultern verließ er die Küche, um sich zu waschen und anzuziehen.

„Die Sonne scheint. Können wir heute an den Strand gehen und im Meer baden?“
„Ich war eben draußen. Zum Baden ist es zu kalt.“
„In der Brandung geht das. Wenn man sich bewegt, bleibt man warm. Außerdem ist es nur im ersten Moment kalt.“
„Ich habe keine Badehose dabei.“
„Du musst ja nicht mit ins Wasser kommen. Ich kann schwimmen.“
„Ich möchte aber nicht, dass du dich erkältest.“

Der Wind klatschte Regen an die Scheiben. Überall roch es nach feuchtem Holz. Eine Kuckucksuhr tickte.
„Mühle und Dame. Sonst nichts.“ Niklas zog seinen Kopf aus dem einzigen Schrank. „Nicht mal ein Kartenspiel!“ Eine Schublade quietschte. „Hier ist noch Halma!“ Er legte beide Schachteln auf den Tisch und setzte sich auf das Sofa. „Ich weiß aber nicht, wie das geht.“
Tick. Tick.
Bernd drehte die Halma-Schachtel in den Händen. Die Kanten waren abgestoßen. Der Fleck eines Glases zierte den Deckel. „Das habe ich zuletzt vor dreißig Jahren gespielt, glaube ich.“ Er öffnete sie und rührte in den Steinen. „Schade. Es ist kein Würfel mehr dabei.“
„Dann bleiben nur Mühle und Dame.“ Niklas zog die Knie an die Brust und verschränkte die Arme darüber. „Wie langweilig.“
„Ziehe bitte die Puschen aus, wenn Du schon Deine Füße auf das Sofa stellst.“
Betont langsam schüttelte Niklas den Puschen vom linken Fuß. Mit einem dumpfen Pochen fiel er zu Boden. Dann folgt der Andere.
Aus einem Zeitschriftenständer angelte Niklas die einzige Zeitschrift. Beim Umblättern raschelten die Seiten.
Tick. Tick. Tick.
„Hat Dir jemand dänisch beigebracht?“
Tick. Tick.
„Nö.“ Niklas legte die Zeitschrift wieder zurück.
Tick. Tick.
Sein Blick schweifte durchs Wohnzimmer. In einem Regal standen kleine Porzellanfiguren. Mit jedem Ticken fokussierte er eine Figur weiter rechts. Frauen mit Hut, Männer mit Werkzeugen, Clowns, zwei Elefanten, eine Katze. Am Ende der Reihe standen zwei Plastikfiguren. Sie sahen aus wie aus einem Überraschungsei.
Tick. Tick. Tick.
Darüber stand eine Glasschale mit Sand und einer Muschel drin. Und einem Mini-Plastikbagger. Auf einem kleinen Tisch stand eine abgebrannte Kerze.
Und dann war da noch der Bollerofen.
„Wir könnten den Ofen anmachen. Ich weiß, wie das geht.“ Niklas sprang vom Sofa.
„Da liegt aber nur ein Stück Holz.“
„Draußen ist Holz. Neben dem Eingang.“
„Das Holz von draußen können wir nicht benutzen. Es ist nass.“
Die Hände tief in die Taschen geschoben starte Niklas aus einem Fenster.
Tick. Tick. Tick.
Für einen Moment bildete der Regen Krönchen auf der Terrasse.

„Heute regnet es nicht. Können wir an den Strand gehen und Drachen steigen lassen?“
„Wir haben keinen Drachen dabei.“
„Doch. Ich habe meinen eingepackt.“
„Am Strand ist das verboten.“
„Ich habe doch am Strand Leute mit Drachen gesehen. Das scheint keinen zu stören. Außerdem ist am Strand viel Platz.“
„Deswegen bleibt es trotzdem verboten.“
Niklas schob die Unterlippe vor.
„Ich fahre erst mal Brot holen.“ Die Tür fiel ins Schloss.
„Dann gehe ich eben alleine!“ Niklas zog seine Windjacke an und schnürte die festen Schuhe. Er drückte die Klinke herunter, aber die Tür rührte sich nicht. Rütteln half nichts. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er spürte, wie sein Atem flacher und schneller wurde. Niklas riss sich von der Klinke los, schloss die Augen und zählte bis zehn. Er atmete tief durch. Ein. Aus. Pause. Ein. Aus. Pause. Genauso, wie er es nach dem Unfall gelernt hatte. Ein. Aus. Pause. Damit kam er zurecht. Aber es fiel ihm schwer dran zu denken. Ein. Aus. Pause.
Wenig später kletterte er aus dem Fenster seines Zimmers und machte sich auf den Weg zum Strand. Rechts und links sah er nur Dünen; kein einziges Haus. Für alles brauchte man ein Auto. Nur den Strand konnte man zu Fuß erreichen, wenn man dem kleinen Trampelpfad durch die Dünen folgte.
Als er den Strand von weitem sehen konnte, fing er an zu laufen. Die letzte Düne musste er herunter klettern. Es gab ein paar Äste zum festhalten. Seine Schuhe tauchten in den feinen Sand ein. Der Wind zerrte an seiner Jacke. Er stülpte die Kapuze über und zog die Kordel fest. Die Brandung rauschte. Die Luft roch salzig. Für einen Moment stand Niklas einfach nur da. Mit jedem Atemzug sammelte er Kraft.
„Mist. Jetzt habe ich den Drachen vergessen.“
Er setzte sich in den Sand und guckte zu, wie Strandläufer vor der Brandung hin und her flitzten. Möwen segelten durch die Luft. Richtige große Seemöwen; nicht nur die kleinen Lachmöwen. Ihre Rufe und das Rauschen der Brandung waren schön gleichmäßig. Niklas schloss genießerisch die Augen. Entspannung breitete sich in ihm aus.
Als er die Augen wieder öffnete, stand eine Gruppe Seemöwen wenige Meter entfernt von ihm im Sand. Es sah so aus, als guckten sie weg und wollten nichts von ihm wissen. Dabei hatten sie nur ihre Körper nach dem Wind ausgerichtet. Plötzlich begann eine Seemöwe ihre Flügel ganz langsam auszubreiten. Der Wind hob sie sachte an und ließ sie eine Handbreit über dem Boden schweben. Sie trieb bis auf einen Meter an Niklas heran. Dann legte sie die Flügel langsam wieder an und sank sanft zu Boden. Nicht ein einziger Flügelschlag war zu sehen gewesen.
„Angeber!“
Die Möwe guckte nun zu ihm herüber. Für einen Moment glaubte er, sie würde ihm die Zunge raus strecken. Aber das war nur eine rötliche Färbung am Schnabel. Er war noch nie in seinem Leben so dicht an einer Möwe gewesen und konnte den Blick gar nicht abwenden.
Plötzlich hoben alle Möwen ab. Mit kurzem Flügelschlagen brachten sie sich auf Höhe. Wie ein Flugzeuggeschwader drehten sie mit dem Wind ab und waren fort.
Dafür stand Bernd neben ihm.
„Mitkommen!“
Niklas rappelte sich auf. Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, den Kopf gesenkt und mit ein paar Metern Abstand folgte er Bernd zurück zum Haus.

Mit wütenden Schritten hatte sich Bernd auf den Weg zum Strand gemacht.
„Niklas! Niii-klaas!“
Er war sicher, dass Niklas am Strand war. Wo sollte er auch sonst sein? Hier war ja nichts.
Warum konnte er keinen normalen Jungen haben? Wieso musste es einer sein, der ständig etwas wollte, was nicht ging? Und weshalb lief er jetzt auch noch weg, verdammt nochmal?
Als Bernd vom Brot holen zurück gekommen war, war er direkt hinter der Tür gestolpert.
„Verdammt, Niklas! Spinnst du, den Drachen hier einfach so fallen zu lassen? Soll ich mir den Hals brechen?“
Keine Reaktion.
„Niklas?“
Das Ticken der Uhr im Wohnzimmer war das einzige Geräusch.
„Niklas! Antworte mir!“
Bernd riss die Tür zu Niklas Zimmer auf. Der Raum war leer. Das Fenster stand offen. Bernd fiel der Drachen aus der Hand. Er rannte zum Fenster. Keine Spur von Niklas. Bernd ließ sich auf das Bett sinken. Mit einer Hand griff er nach dem Kopfkissen und drückte es an sich.
Sein Blick wanderte durch den Raum. Niklas Windjacke fehlte. Und auch die festen Schuhe. Als sein Blick auf den Drachen fiel, wurde ihm klar, dass er keine Polizei brauchte. Aber warum hatte Niklas den Drachen im Flur fallen lassen? Und weshalb war er aus dem Fenster gestiegen?
Bernd machte sich auf die Suche. Als er die Haustür ins Schloss warf, schepperte Glas.
Der Trampelpfad zwischen den Dünen wurde sandig und zwang Bernd langsamer zu gehen.
Sollte das jetzt die nächsten Jahre so weitergehen? Was würde Niklas als nächstes tun? Sich einfach Dinge nehmen, die ihm nicht gehörten?
„Wir haben ihren Sohn bei einem Diebstahl gefasst.“ Bernd wusste, dass er bei diesen Worten am liebsten im Boden versinken würde. Niklas als Dieb; vielleicht sogar mit Zeitungsbericht! Er blieb stehen.
Man hatte ihm gesagt, Niklas würde mit dem Ortswechsel seine Alpträume überwinden können. Dann würde sich alles auflösen. Er hatte daran geglaubt.
Aber gleich die erste Nacht war ein Desaster gewesen.
„Warum habe ich ihn nicht rufen hören? Wieso bloß habe ich nicht geguckt, ob die Tür klemmen könnte?“
Vor seinen Augen sah er plötzlich, wie er über den Drachen stolperte. Er schluckte. Ihm fiel auf, wie feucht das Kopfkissen an einer Seite gewesen war. War es so schlimm?
„Du liebst nur deine Maschinen! Du hast überhaupt keine Ahnung von deinem Sohn!“, hatte sie ihm jeden Tag vorgeworfen. Selbst an dem Tag, als er seine Koffer gepackt hatte.
Er hatte es immer abgestritten. Natürlich liebte er seinen Sohn. Selbstverständlich. Aber hatte er Spiele eingepackt; was mochte Niklas eigentlich gerade? Oder eine Badehose? Oder ein paar Briketts; selbst wenn die hier verboten waren? An nichts hatte er gedacht. „Nicht mal an ein Kartenspiel!“
Eine Möwe umkreiste ihn lachend.
„Was weißt du schon von Kindern!“, brüllte er sie an. Schweigend zog die Möwe weiter.
Der Wind frischte auf.
„Er ist mein Sohn. Das kann doch nicht so schwer sein!“
Als er Tränen auf seiner Lippe schmeckte, wischte er sich schnell über das Gesicht. So wollte er nicht gesehen werden. Er wollte ein Vater sein.
Oben auf der Düne angekommen, sah er Niklas am Strand sitzen. Möwen umringten ihn. Am liebsten wäre Bernd auf ihn zu gerannt. Er hätte ihn in die Arme geschlossen und sie beide hätten einfach nur da gesessen. Wie ein Vater mit seinem Sohn. Aber gleichzeitig spürte er, dass er sich zurückhalten musste. Er wollte Niklas zeigen, dass es eben nicht in Ordnung war, einfach so weg zu laufen.

„Sollen wir Mau-Mau spielen?“
„Wir haben doch keine Spielkarten.“
„Ich habe bei mir im Zimmer einen Block und Buntstifte gefunden. Und da habe ich angefangen welche zu malen und aus zu schneiden.“
„Das ist eine tolle Idee.“ Die Karten waren so dünn, dass man auf der Rückseite mühelos sehen konnte, was auf der Vorderseite war. Doch Bernd verkniff sich diesen Hinweis.
Zweimal gewann Niklas. Einmal gewann Bernd.
„Ich habe bis jetzt noch gar keinen Herzkönig gesehen.“
„Ich habe sie alle gemalt.“
„Lass mal gucken.“
Auf dem Tisch ordnete Bernd die Karten nach Farbe und Wert.
„Tatsächlich. Der Herzkönig fehlt. Und der Herzbube auch.“
„Sowas.“
„Ich male sie schnell.“ Bernd griff nach den Buntstiften.
„Ok.“
Kurz darauf war das Set vollständig.
„Kannst du eigentlich 17+4 spielen?“

Als Niklas am nächsten Morgen aus dem Bad kam, wartete Bernd an der Tür.
„Ich fahre Brot holen. Los, zieh Deine Jacke an und komm mit.“
Ein Strahlen flog über Niklas Gesicht.
„Können wir mal Brötchen kaufen? Zur Abwechslung?“
„Kein Problem.“
Langsam rollte der Wagen die holprige Auffahrt herunter. Der Kiesweg knirschte unter den Reifen. Bernd guckte in den Spiegel. Niklas saß diesmal nicht wie versteinert auf der Rückbank. Stattdessen guckte er interessiert aus dem Fenster. Endlich.
„Was machen wir heute, Herzbube?“

 

Hallo Peter!

Du machst öfter Fehler bei das/dass. Seltsamerweise machst du es manchmal richtig, und dann wieder falsch. Ein paar Falsche hier:

Er tastete nach dem Glas Wasser, dass jede Nacht neben seinem Bett stand.
Als er merkte, das es auf dänisch war
Ich möchte aber nicht, das du dich erkältest
Er war sicher, das Niklas am Strand war
Aber gleichzeitig spürte er, das er sich zurückhalten musste
Er wollte Niklas zeigen, das es eben nicht in Ordnung war, einfach so weg zu laufen

Einmal ist dir wohl ein Tippfehler unterlaufen, der zu einem Zeitensprung geführt hat:
Das blasse Mondlicht reicht gerade aus
...reichte gerade aus

Die Kanten waren angestoßen.
Abgestoßen, sagt man, glaub ich, wenn das Papier an den Ecken eines Spielbretts so flauschig und knittrig geworden ist.
Mit einem dumpfen Klatschen fiel er zu Boden
Ich weiß, welches Geröusch du meinst, aber ein Klatschen ist doch eher etwas spitzes, und das dumpf passt nicht damit zusammen. Überleg dir mal eine andere Umschreibung.

Sand fing sich in seinen Schuhen
Hum... klingt auch etwas seltsam. Vielleicht auch umschreiben. Die gewöhnliche Variante wäre wohl, Sand sammelte sich in seinen Schuhen, aber vielleicht fällt dir etwas besseres ein.

Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er wie ein Akku aufgeladen
Sinngemäß verstehe ich das, aber logisch-sprachlich ist das iwie verdreht. Jeder Atemzug lud seinen Akku auf. So der Sinn als Satz ganz nackig.

„Du liebst nur deine Maschinen! Du hast überhaupt keine Ahnung von deinem Sohn!“ hatte sie ihm vorgeworfen.
"...deinem Sohn!", hatte sie ihm vorgeworfen.

Sprachlich ist das nicht Flusenfrei, manche Sätze wirken noch ein wenig abgehackt, aber ich fand die Geschichte vom Sohn und seinem Vater in einer so schwierigen Zeit (die Mutter ist beim Unfall gestorben, oder?) schön erzählt. Die Szenen im Wohnzimmer bei der Suche nach einer Beschäftigung und die Strandszenen, das hat alles Atmosphäre. Ich habe wirklich ein Gefühl für das Setting bekommen. Eine sehr starke Szene finde ich:

Er drückte die Klinke herunter, aber die Tür rührte sich nicht. Rütteln half nichts. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er spürte, wie sein Atem flacher und schneller wurde. Niklas riss sich von der Klinke los, schloss die Augen und zählte bis zehn. Er atmete tief durch. Ein. Aus. Pause. Ein. Aus. Pause. Genauso, wie er es nach dem Unfall gelernt hatte. Ein. Aus. Pause. Damit kam er zurecht. Aber es fiel ihm schwer dran zu denken. Ein. Aus. Pause.
Da bringst du einfach einen Rhytmus rein, der mich auch als LEser packt.
Also, mir hat es recht gut gefallen, feile und schleife dran, mach die Flusen aus dem Sieb!
Timo

 

Moin TimoKatze,

danke für Dein Feedback. Fallende Puschen erlebbar zu machen ist unerwartet schwer. Eben habe ich drei verschiedene Schuhe auf den Teppich fallen lassen, um ein Gefühl dafür zu kriegen. Ich habe das Klatschen in ein Pochen geändert, aber so richtig überzeugt mich das auch noch nicht. Wenn jemand hierfür einen Vorschlag hat, dann her damit.

Du machst öfter Fehler bei das/dass. Seltsamerweise machst du es manchmal richtig, und dann wieder falsch.
So seltsam ist das gar nicht, wenn man weiß, welche Sätze ich mehrfach umgebaut habe. Beim Korrekturlesen scheine ich das dann völlig auszublenden. Ich gucke manchmal lieber meinen Charakteren zu, statt mich auf den Text zu konzentrieren.

Abgestoßen, sagt man, glaub ich
Du hast recht.

Sand fing sich in seinen Schuhen
Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er wie ein Akku aufgeladen
Ich habe die Stellen umgeschrieben.

Sprachlich ist das nicht Flusenfrei, manche Sätze wirken noch ein wenig abgehackt,
Ich bin den Text durchgegangen und habe noch ein paar Stellen umformuliert. Für Hinweise auf abgehackt wirkende Sätze bin ich dankbar.

ich fand die Geschichte vom Sohn und seinem Vater in einer so schwierigen Zeit (die Mutter ist beim Unfall gestorben, oder?) schön erzählt. Die Szenen im Wohnzimmer bei der Suche nach einer Beschäftigung und die Strandszenen, das hat alles Atmosphäre. Ich habe wirklich ein Gefühl für das Setting bekommen.
Danke. Im ersten Entwurf hatte ich den Tod der Mutter noch beschrieben. Aber die Geschichte gewinnt viel mehr, wenn offen bleibt, ob Niklas noch mehr auf seinen Schultern hat, als die Angst vor klemmenden Türen.
Der ganze Dänemark-Urlaub war zuerst in viel kürzerer Form Teil einer Therapie-Sitzung von Niklas. Aber da habe ich mich irgendwie "mit dem Rücken an die Wand" geschrieben. Manchmal ist es besser von vorne anzufangen.

Da bringst du einfach einen Rhytmus rein, der mich auch als LEser packt.
Das freut mich.

Gruß,
Peter

 

Hallo Peter!

Eben habe ich drei verschiedene Schuhe auf den Teppich fallen lassen, um ein Gefühl dafür zu kriegen
Was habe ich gelacht! Experimentelles Schreiben mal anders. Die Erfahrung macht uns.

Manchmal ist es besser von vorne anzufangen.
Ja, das stimmt. Aber ich komme dann immer in so einen Zwispalt, wenn ich gute Textstellen in der alten Version hatte, und die nicht aufgeben will, abersie sich nicht in den Neuen einflechten lassen. Schwere Lasten, die wir tragen!

Wegen den abgehackten Sätzen: Sehr krass fiel mir das im ersten Absatz auf. Danach eigentlich gar nicht mehr so. Vielleicht hast du das benutzt, um diese ... orientierungslosigkeit nach dem Erwachen anzudeuten, aber ich weiß nicht. Vielleicht störts auch nur mich, und das auch nur minimal.
Also denn, einen schönen Ersten Mai, ein bisschen politsch aktiv werden und nicht zu viel Krawall machen:
Timo

 

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