Was ist neu

Herbst

Seniors
Beitritt
08.01.2002
Beiträge
5.174
Zuletzt bearbeitet:

Herbst

Herbst.Kühle.Blätter fallen.
Eine traurige Abschiedsstimmung breitete sich in ihr aus. Eigentlich keine Trauer, sondern eher Wehmut. Wehmut nach den heißen Tagen, der sengenden Sonne, der gewärmten Haut.
Sie liebte Wärme, Helligkeit.
Früher war ihr die herbstliche Jahreszeit ein Greuel, früher, da war es Trauer, die ihr Gemüt ergriff, das Weichen allen Grüns, die Furcht vor dem Dunkelwerden, dem kalten Winter mit seinen vereisten Straßen. Im Laufe ihrer Jahre nahm sie den Herbst jedoch anders wahr. Er bot ihr Chancen auf die Stille. Vorläufer der Dunkelheit, die etwas Faszinierendes ermöglichte: Lichter anzuzünden, selbst zu bestimmen, welcher Teil des Raumes im Schatten bleiben sollte, welcher im Lichterglanz erstrahlen durfte.
Zu keiner Jahreszeit waren die Bäume bunter als im Herbst, das leuchtende Gelb, das rotgefärbte Laub, das sie früher nur als abgestorbene Vorstufe des Vermoderns gesehen hatte, blieb nun als frohgemuter Farbtupfer für ihre Augen auf dem Weg liegen. Die Herbststürme, und das wohlige Gefühl in ihrem warmen Haus Schutz zu finden. Eine flauschige Decke über sich gebreitet, selig darin eingehüllt zu verschlummern, während ihr das Buch langsam aus der Hand rutschte und ihr Kater ob dieses Friedens neben ihr Platz nahm, ihren Atem bewachend. Der Geruch des frisch gebrühten Tees und der sanft orange schimmernden Duftkerze zogen ihr in die Nase.
All das machte ihr bewußt, dass jede Jahreszeit ihre Bedeutung hatte. Alles machte Sinn, wenn man sich in den Fluß der Zeit begab und nicht mit beiden Beinen fest in den Boden gestemmt dagegen hielt.
So genoß sie es, mit dem Herbst mitzuströmen und ihre Wehmut verflüchtigte sich, wurde davon getragen, wie ein rotglühendes Blatt im herbstlichen Wind.
Und sie lächelte als die Sommersonne noch ein letztes Mal einen kleinen Strahl lang über ihre Wange strich.

 

Oh Mann, ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ihr alle so viel Lob über mich ausschüttet, alles, um es herbstlich darzustellen, wunderschöne rotleuchtende Blätter flattern da auf mein Haupt.

Da kann ich mich nur verwundert ganz tief vor euch allen verneigen und Danke sagen.:)

@ Ernst

jaja;) klar könnte die Protagonistin meine Namensvetterin sein.
Ich habe bei frisch gebrühtem Tee eher an solche Teesorten gedacht gehabt, die sehr intensiv duften, also die z.B. mit Vanille parfümierten. Mal sehen, vielleicht ändere ich das noch im Text.
Tja und klar das du Recht so ein Kater würde natürlich aufschrecken, wenn das Buch zu Boden fällt. Nur du kennst Kater Max nicht, der hockt sich sogar direkt vor die Boxen und hört sich "Satisfaction" an.:D

@ Hannes

das freut mich, dass dich mein Text auch gefühlsmäßig angesprochen hat. Und du hast es feinsinnig erkannt, dass ich wohl auch erst soooooooo alt werden mußte, um am Herbst etwas Freundliches, ja sogar Fröhliches , aber auf jeden Fall nichts Negatives erkennen zu können.

Hallo Liz,

was für ein liebes Kompliment, danke dir.


Liebe Toxi,

auch dir herzlichen Dank. Ich habe den Herbst früher, so wie du jetzt, als ganz furchtbare Jahreszeit des Abschiednehmens empfunden und meistens bis Mitte November gebraucht, um mich von depressiven Stimmungen zu lösen und endlich zu akzeptieren, dass es nicht warm und hell bleiben kann. Ich bin froh, dass ich das jetzt anders empfinden kann und bin sicher, du gelangst auch noch dahin.

Lieber Woltochinon,

lieben Dank für dein Haiku. :)


@ Lukasch

bin fast ein wenig verlegen, wenn du meinst, man muß jeden Satz lesen, so als habe jeder Satz eine tiefere Bedeutung. Hey, danke dafür.

frohherbstliche Grüße
an euch alle

Lakita

 

Hallo Elvira,

Es ist Frühling und es regnet in Strömen und so dachte ich, eine melancholische Herbstgeschichte wäre jetzt gerade das Richtige für mich. Also suchte ich nach einem entsprechenden Titel und fand Deinen Herbst...
Doch - oh Wunder - Deine Geschichte ist gar nicht melancholisch sondern einfach nur verträumt, ohne kitschig zu sein. Und: sie hat mir die Augen geöffnet und mir geholfen auch das heutige Nieselwetter mit anderen Augen zu sehen, genau, wie Deine Protagonisten nun nicht mehr das Vermodern der Blätter sieht, sondern ihr rotglühendes Leuchten.

Ich habe die Geschichte gerne gelesen!

Liebe Grüße
Barbara

 

Liebe Barbara,

danke für deine liebe Kritik. :)
Freue mich, wenn ich dir ein klitzekleines Bisschen die Regenstimmung aufhellen konnte.
Aber irgendwie hast du Recht, dies ist ein ziemlich milder Winter, den wir jetzt grad haben. :D

Lieben Gruß
elvira

 

Servus Lakita!

Ich bin Barbara sehr dankbar, dass sie diese Geschichte herausgegraben hat aus dem modrigen Laub des Vorjahres und noch einmal die Sonne von damals auf dein Gesicht gezaubert hat.

Alles ist gesagt - ich schließ mich an - die Geschichte ist voll von stillem Leben, wunderschön.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

shame over me... :shy:

Liebe Eva,

ich habe dein Lob komplett überlesen, ist ja schon Monate her und nun erst entdeck ich es. Tut mir leid, denn ich hätte mich sonst schon beizeiten bei dir ganz herzlich für's Lesen und Loben bedankt.
Ok, nun tu ich es halt jetzt:

Vielen Dank :kuss:

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Elvira!

Mit dieser Geschichte hast Du genau die Stimmung eingefangen, die ich heute an diesem herrlichen Herbsttag verspürte (nur die Katze fehlte dazu :( ). Bunte Blätter, sanfte Sonnenstrahlen und Gerüche, die viel intensiver als in jeder anderen Jahreszeit in die Nase steigen - all dies hast Du perfekt beschrieben.

Auch ich verknüpfe mit dem Text den Herbst des Lebens, gegen den sich der Mensch nicht allzu vehement wehren, sondern auch die schönen Seiten daran genießen sollte.

Einfach wundervoll! :thumbsup:


Ganz lieben Gruß
Antonia

 

Liebe Antonia,

ganz ganz lieben Dank für deine warmen Worte. :)

Ich habe hinter dem Haus, in welchem mein Büro liegt, einen großen Ahorn, der in den letzten Tagen rotglühende Blätter hat, so schön und so leuchtend habe ich sie noch nie zuvor bei ihm gesehen. Von mir aus könnte er seine Farben so beibehalten.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Lakita

Nun sitze ich an meinem Fenster und wie ich deine Geschichte fertiggelesen habe, konnte ich die Stimmung des Herbstes erst deutlich spüren. Vor meinem Fenster steht ein wunderschöner, leicht vom Stamm her angegrauter, vom Alter zerfurchter erhabener Magnolienbaum. Siehst du was du aus mir machst? Bei mir fängt es auch schon langsam an. Von Poesie beflügelt muß ich nun auch schreiben, weshalb ich nun keine Zeit mehr für Gespräche habe. Also vielen Dank für deinen Ansporn und deiner wunderschönen Geschichte.

Gute Nacht

Morpheus

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom