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Helden
Helden
Wieder einmal frage ich mich wohin sie verschwunden sind.
Man hört noch hie und da von Ihnen.
„Heldenmut in U-Bahn“ schreit mir die Schlagzeile ins Gesicht.
Was war passiert ?
Skinheads hatten eine junge Vietnamesin in der U-Bahn angepöbelt und sie bedrängt.
Ein etwa fünfundsiebzigjähriger Mann war aufgestanden und begann sie mit seinem Krückstock von dem verängstigten Mädchen wegzutreiben.Die Skinheads waren völlig überrascht.
Als die Skinheads an der nächsten Station die Flucht ergriffen,
applaudierten alle Menschen, die sich in dem Waggon befanden.
Der alte Mann scherte sich nicht drum, gab dem weinenden Mädchen ein Tempotaschentuch, und entschuldigte sich für die Dummheit seines Volkes.
Dann stieg er an der nächsten Haltestelle aus und ward nicht mehr gesehen.
Die Zeitung nannte ihn einen Helden.
Er hatte doch nur getan, was er für richtig hielt.
Für ihn, der sein Leben in einem Weltkrieg täglich riskiert hatte, war das nichts Besonderes.
Er folgte einfach nur seinem Gewissen und handelte.
Die Leute klatschten Beifall.
Wahrscheinlich wurde nicht einmal der Hälfte von ihnen bewußt, warum sie das taten.
Sie regten sich erst, nachdem die Gefahr vorbei war.
Genauso, wie sie sich vorher, während des Geschehens, in ihrer Tatenlosigkeit einig waren, waren sie sich nun in ihrem Applaus einig.
Mich beschämte das ganze, denn mir wurde bewußt, daß vieles geschieht weil alle auf einen Helden warten, anstatt zu erkennen, daß jeder sein eigener Held sein kann, wenn er sich traut.
Wenn mir also heute jemand die Frage stellt, wer meine Helden sind, werde ich Antworten:
„Du, und ich, wenn wir uns trauen.“
13.03.2002 / AP
<span class="ssilver">[Beitrag editiert von: Lord Arion am 22.03.2002 um 12:59]</span>
[ 28.04.2002, 12:51: Beitrag editiert von: Lord Arion ]