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Heinz sieht rot
Seine Hände tief in die Manteltaschen vergraben, verließ er den Parkplatz und steuerte entschlossen den Sexshop an. Nachdem er grußlos den Wächter am Eingang passiert hatte, suchte er im Schaukasten nach neuen Videos, die seiner Vorliebe entsprechen könnten. Wie üblich war nichts Neues da und er wollte schon umkehren, als er aus einer der Kabinen direkt hinter ihm die Stimme eines Mannes hörte:
»Laß sie doch, Mann! Siehst du nicht, wie die Sau blutet!«
Heinz blieb wie angewurzelt stehen, horchte gespannt.
»Ach, das macht doch nichts!« widersprach zunächst eine andere Stimme, um gleich darauf einzulenken, »Aber OK, wenn du meinst.«
Die Konversation wurde leider nicht fortgesetzt, zu Heinz kamen nur noch undeutliche Geräusche. Bald darauf verließ ein dicker, rotgesichtiger Mann die Kabine, und entgegen seiner Gewohnheit, nie eine gerade verlassene und deswegen noch nicht gereinigte Kabine zu betreten, hielt Heinz die sich automatisch schließende Tür auf.
Er hatte Glück, nirgendwo waren Spermaspritzer zu entdecken. Er setzte sich also und ließ voller Erwartung ein Zweieurostück in den Schlitz fallen. Als er der Szene, deren Ohrenzeuge er gerade gewesen war, ansichtig wurde, wußte er augenblicklich, daß er sich geirrt hatte. Eine Frau hing da an einem Flaschenzug. Sie war allein und bis auf eine schwarze Augenbinde, die sie daran hinderte, die neugierige, sie langsam umkreisende Kamera zu sehen, war sie völlig nackt. Ihre Fesselung und die sie umgebenden Gerätschaften deuteten auf eine typische Sado-Maso-Situation hin, er ärgerte sich maßlos, wieder einmal auf ein bloßes Wort reagiert zu haben. Um sein Geld nicht mit Bildern der Gewalt zu verplempern, die seiner Meinung nach nur kranke Hirne geil finden konnten, wählte er mit schnellen Tastengriffen ein Programm aus, dessen Nummer er auswendig kannte: Es war sein Lieblingsvideo. Er hatte es zu Hause. Schon seit Monaten. Und obwohl er darin jedes Detail kannte, fand er es immer noch aufregender als die anderen hundert, die ihm hier zur Verfügung standen.
Das Video hatte keinen Ton, keine Geschichte und auch keine Darsteller. Das heißt, Darsteller gab es schon, eine Menge sogar, aber sie hatten keine Gesichter. Keine klar erkennbaren jedenfalls. Es gab fast nur Unterleiber. Weibliche Unterleiber. Nackt. Sie kamen und gingen angezogen, aber dazwischen waren sie nackt. Oder wenigstens halbnackt. Obwohl die Darstellerinnen ständig wechselten, glichen sich die Szenen sehr. Das lag sowohl an den Darstellerinnen selbst als auch an der Kameraeinstellung: Es gab nur eine. Eine von schräg unten. Eine wie die im Tor bei wichtigen Fußballspielen im Fernsehen.
Sobald die Frau hereinkam, drehte sie sich um und zog den Rock hoch oder die Hosen herunter. Durch das Slipherunterziehen oder durch das Aufknöpfen des Bodys entblößte sie dann ihr Geschlecht. Heinz mochte Frauen mit Bodies lieber. Weil sie viel öfter Binden trugen als die anderen. Natürlich, auch ein Tampon hatte seinen Reiz. Wenn er langsam herausgezogen wurde und das blutige Ende zum Vorschein kam, hatte das jedesmal ein Anschwellen seines Schwanzes zur Folge. Selbst wenn der schon hart war, passierte das. Und der war hart. Immer. Immer, wenn er sich dieses Video ansah. Der endlosen Folge von blutenden Mösen konnte kein Mann widerstehen. Dachte Heinz. Vor allem die mit Binden haben es ihm angetan. Weil sie sofort offenbarten, was mit ihren Trägerinnen los war. Während bei den anderen das Blut nur kurz bevor der Tampon in die Kloschüssel plumpste, zu sehen war, zeigten bei den Bindetragenden die verklebten Schamhaare von Anfang an das ganze Ausmaß der Bescherung. Besonders wenn die Frau mit dem Wechseln der Binde zu lange gewartet hatte, war das ein Fest für seine Augen. Er mochte alle kräftigen Farben, vor allem aber mochte er rot. Über alles. Und braun. Er mochte das Rote in allen Schattierungen, doch das in der Farbe des Blutes liebte er.
Die rotbraune Farbe des Menstruationsblutes. Es war dunkel, auf dem Video erschien es manchmal fast schwarz. Aber das machte nichts. Das Blut mußte gar nicht wie Blut aussehen, es reichte ihm schon, wenn er gewiß sein konnte, daß es Blut war. Und das, war er sah, war gewiß Blut. Hundertprozentig. Gut, es war ein zusammengeschnittenes Video, es könnte also auch alles gefälscht sein, aber er glaubte nicht daran. Er glaubte nicht daran, weil er es für unwahrscheinlich hielt, daß jemand, der in einer öffentlichen Damentoilette eine versteckte Kamera installierte, es nötig hätte, besonders präparierte Frauen hineinzuschicken. Dafür waren diese Frauen viel zu normal. Dick und dünn, jung und alt, alles war vertreten, ab und zu gab es sogar eine Rasierte oder Beringte. Aber Heinz mochte die rasierten Mösen nicht. Sie waren ihm zu aufdringlich, zeigten zu deutlich sich selbst. Er wollte gar nicht so genau sehen, woher das Blut kam, ihm reichte eine nur äußerlich verschmierte Möse völlig. Der Anblick der blutverklebten, kreuz und quer liegenden und fest an das Geschlecht gepreßten Haare, machte ihn an wie sonst nur der Geruch der Blutenden, und wenn die Frau eine Blondine war, mußte er immer aufhören, seinen Schwanz zu reiben, eine sofortige Ejakulation war sonst unausweichlich. Der Kontrast der blutverschmierten zu den noch sauberen Haaren war bei Blondinen besonders gut zu sehen, Heinz zweifelte nicht daran, daß genau diese Tatsache sie für die Männer so begehrenswert machte.
Atemlos verfolgte er das Entfernen der Binde, das anschließende Säubern und das Wiedereinpacken des Geschlechts, das zwischenzeitliche Pissen nahm er in Kauf als notwendiges Übel. Auch die tampontragenden Frauen hielten sich meistens an diese Reihenfolge, doch Heinz schaute nicht hin, wenn sie sich einen neuen Tampon hineinschoben. Sie mußten sich dazu immer ein wenig spreizen, mußten ihre Schamlippen selbst auseinanderziehen. Und das mochte Heinz nicht. Er hielt es für pornografisch. Jedes Bild, das ein gespreiztes weibliches Geschlecht zeigte, hielt er für pornografisch oder zumindest für unanständig, eine offene Möse war für ihn wie ein offener Mund ohne Hand davor. Gut, diese Frauen hier wußten nicht, daß sie gefilmt wurden, das entschuldigte sie, doch er besaß auch ein Video, in dem sich Frauen absichtlich und auf schamloseste Weise zeigten. Sie stürzten ihn damit in Zweifel, zwischen Geilheit und Abscheu immer hin- und hergerissen wußte er nicht, ob er hinschauen, ob er den Frauen bei ihrem unanständigen Tun zuschauen sollte oder nicht.
Natürlich, auch auf diesem Video waren ein paar Frauen dabei, die die Gelegenheit, allein zu sein, nutzten und sich selbst befriedigten, doch Heinz wußte, daß sie das nur aus purer Not taten. Er wußte alles über die Menstruation, er wußte, daß sie bluteten, weil sie voll Östrogene waren, das heißt, sie waren voll von jenem Hormon, das übersetzt Wildes Begehren heißt, sie konnten also gar nicht anders, sie mußten heiß sein, heiß nach Berührungen, heiß nach Männern, und wenn diese Männer nichts von ihnen wissen wollten, wenn sie sie gerade in Zeiten der maximalen Erregung verschmähten, war es dann ein Wunder, wenn sie zur Selbsthilfe griffen? Heinz hielt die Vorbehalte der Männer, nicht mit menstruierenden Frauen zu schlafen, allesamt für nicht stichhaltig, vorgeschoben und nur geeignet, Frauen zu unterdrücken. Gewiß, es gab und gibt Begründungen unterschiedlichsten Art, aber nachdem im Laufe der Zeit die medizinischen, die wichtigsten also, weggefallen sind, gibt es nur noch Bibel, die Stellung hält, wie immer, wenn etwas Irrationales als von Gott gewollt verkauft werden soll.
Aber Heinz war nicht so. Er war zwar gläubig, aber so gläubig auch wieder nicht, als daß er deswegen Frauen in Stich ließe. Nicht, wenn sie bluteten, nicht, wenn sie ihn brauchten! Er half ihnen gerne, er würde ihnen gerne helfen, nur sagen müßten sie es ihm. Ein kleiner Wink, oder wenn sie öfter mal Binde statt Tampon trügen, das würde ihm genügen, dann würde er sie riechen und ficken können statt ihnen wichsend beim Wichsen zuzuschauen.
Als wieder eine Blondine auf dem Schirm erschien, verstärkte er das Wichstempo. Er hatte auf sie gewartet. Die ganze Zeit schon. Immer wieder fütterte er den Automaten, fürchtete, die Münzen würden ihm ausgehen, bevor sie ihre Hose herunterlassen und ihm ihre blutverschmierte Möse zeigen würde. Aber nun war sie da und wichste sich vor seinen Augen. Eine schamlose Person, diese Frau, aber auch eine, wie sie im Buche steht: mit breiten Hüften. Und flinker Hand! Mann! gleich kommt es ihr, gleich wird sie spritzen! Ach! Sie beide werden spritzen, ach! gleich, gleich, werden sie spritzen, sie rot und er weiß, jetzt, jetzt werden sie es tun!
Sie werden rote und weiße Blumen schaffen, aus nichts schaffen, sie werden den Bildschirm mit Blumen bedecken, sie werden ihn von innen und außen mit Blumen zudecken, sie werden sich vermischen, sie werden sich vereinigen, sie werden Eins werden.
Zu bluten, ist das Schicksal der Frau, das Blut zu besamen, das des Mannes.