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Heile Welt

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25.09.2011
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Heile Welt

Perfekt. Mit diesem Gefühl erwachte Hal am Morgen. Und das nicht ohne Grund, er war rundum zufrieden. Der Geruch von Kaffee strömte ihm in die Nase. Melissa war so ein Schatz; er wusste, dass sie viel zu tun hatte. Dennoch stand sie früh auf, um ihm Frühstück zu machen.
Elanvoll schwang er aus dem Bett und betrachtete sich im Schlafzimmerspiegel. Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein zufriedenes Lächeln ab. Das Leben konnte so schön sein.
Als er die Küche betrat, war der Tisch bereits gedeckt und der kleine William saß pappsatt in seinem Hochstuhl. Er dämmerte zufrieden vor sich hin.
„Da hatte wohl jemand einen anstrengenden Morgen“, sagte Hal und strich seinem Sohn sanft über den Kopf, bevor er sich setzte. Seine Hand tastete nach der Brusttasche seines Hemdes; dort hatte er sein Handy verstaut. Melissa schenkte ihm einen verärgerten Blick. Hal registrierte ihn, Hal hielt inne. Er wollte auf die Anzeige seines Handys sehen, so wie er es auch schon getan hatte, bevor er die Küche betreten hatte. Einen Augenblick lang fühlte er Hitze in sich aufkeimen. Er wollte auf das Display schauen, jetzt sofort. Stattdessen zwang er sich zu einem entschuldigenden Lächeln und hob beschwichtigend die Hände. Er wollte sich den guten Morgen nicht durch Kleinigkeiten, wie einen Verstoß gegen die Handy-Benutzungsregeln am Tisch, verderben lassen.
Melissas Gesicht hellte sich auf der Stelle wieder auf, dann fiel ihr Blick auf ihren Sohn. „Er hat einen Appetit für zwei“, sagte Melissa zufrieden und schenke ihrem Mann einen Kaffee ein. „Das muss er von seinem Vater haben.“
Hal genoss das Frühstück. Es gab einfach diese Tage, an denen alles passte. Er hatte gute Laune, er freute sich auf die Arbeit und den Abend darauf. Mit einem dicken Kuss verabschiedete er seine Frau und stieg in den Wagen, nachdem er freundlich den Nachbarn gegrüßt hatte, den er nicht leiden konnte.
Er kramte sein Handy aus der Tasche, steuerte sich zielsicher durch das Menu an die richtige Stelle und lächelte. „Perfekt“, sagte er sich wieder und fuhr los.

Nichts im Büro vermochte es, ihm die gute Laune zu nehmen und wenn etwas nahe dran war, dann genügte ein Blick auf die Anzeige seines Handys und es ging ihm wieder gut.
Also war er noch immer bestens gestimmt, als er nach einem langen und harten Arbeitstag zurück ins Haus kam. Melissa hatte ihn bereits erwartet und zog William die Jacke an.
„Da bist du ja endlich“, sagte sie. „Du hast das Essen verpasst und ich dachte schon ich müsste los, ohne dir wenigstens hallo zu sagen.“
Jeden Dienstag und Donnerstag trafen sich Melissa und der Kleine mit anderen Müttern und deren Kindern zu verschiedensten Aktivitäten. „Tut mir leid, war viel zu tun. Ich habe mich extra beeilt um euch noch zu erwischen“, sagte Hal und küsste seine Frau. Bald würde er allein sein, dachte er. Nun ja, nicht ganz.
„Das Essen steht im Ofen, brauchst es dir nur warm zu machen. Ich muss dann los, bis später.“
Die Tür schloss sich und der Wagen fuhr die Straße hinunter. Hal beobachtete den Wagen seiner Frau. Seine Aufregung wuchs ins Unermessliche. Er wollte losrennen, tun worauf er sich schon den ganzen Tag freute. Doch ein Teil seiner Selbst zwang ihn noch stehen zu bleiben, sich noch einen weiteren Augenblick in der herrlichen Vorfreude zu suhlen.
Dann ging er los, ganz langsam. Er öffnete die Kellertür mit dem Schlüssel, den er immer bei sich trug. Die Treppenstufen quietschten und knarrten. Er liebte das Geräusch und schritt gewollt langsam. Er wollte keine Sekunde verschwenden und jeder Schritt, jedes Knarren war eine kurze Ekstase. Er stellte sich vor, wie bedrohlich und Angst einflößend es wohl klingen mochte; wie er langsam näher kam, unaufhaltsam und unvermeidlich.
Unten angekommen öffnete er den Werkzeugschrank, er glitt mit den Fingern über Kneifzangen, Peitschen und Skalpelle.
Da war er, der Augenblick, auf den er gewartet hatte, seine Aufregung befand sich auf dem Höhepunkt. Es schauderte ihn, als er den Knopf unter der Werkzeugbank drückte, der das Schloss zum Hinterzimmer des Kellers öffnete. Im Halbdunkeln sah er bereits die Silhouette.
Sie wimmerte nicht. Sie war erschöpft, müde und hungrig. Das musste sie sein. Oder tot? Nein, das konnte sie nicht; er hatte sie an ein EKG angeschlossen. Auf die Idee war er besonders stolz. Es hatte ihn viel Internet-Recherche abverlangt, aber schließlich hatte er es geschafft, dass EKG-Gerät mit einem PC zu verbinden, der seinerseits Signale an sein Handy weitergab. So konnte er, wann er wollte den Herzschlag seines „Untermieters“ begutachten, was ihn sehr beruhigte. Ihr sollte schließlich nichts passieren.
„Hallo, meine Schöne“, sagte er und nahm eine Spritze von dem kleinen Wägelchen. Sie enthielt Adrenalin. Er mochte es nicht, wenn sie schlief oder bewusstlos war, während seiner Besuche.
Er betrachtete die junge Frau, sie hing an Ketten an der Decke, ihre Füße berührten nur knapp den Boden. Er begutachtete ihre Handgelenke. Sie waren aufgescheuert und Hal beschloss sie nachher (hinterher) zu behandeln. Er wollte schließlich nicht, dass sie unnötig litt. Dann rammte er ihr die Nadel in die Brust.
Sie zuckte und presste einen gequälten Schrei in das Klebeband an ihrem Mund. Hal schloss die Augen und genoss den Moment. Endlich, dachte er und begann.

Melissa stieg aus dem Wagen und nahm ihren Sohn vorsichtig auf den Arm. Wobei die Vorsicht nicht nötig war. Er hatte stundenlang mit den anderen Kindern im Park gespielt und selbst ein Erdbeben würde ihn nicht wecken, dachte sie, als sie die Tür aufschloss.
Sie brachte den Jungen ins Bett und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Den fand sie schließlich vor dem Fernseher, zufrieden schlummernd. Sie schaute ihn einige Sekunden an, schaltete dann den Fernseher aus, nahm die leere Bierflasche vom Couchtisch und schaute noch einmal ihren Mann an, bevor sie in die Küche zurückging. Sie lächelte glücklich.

Der Wecker klingelte, Hal wachte auf. Es roch nach Kaffee, seine Frau war längst wach. Er fühlte sich schwer an, wie verkatert, müde, ausgebrannt. Und er hatte einen Bärenhunger.
„Guten Morgen, Schatz“, sagte Melissa, als er die Küche betrat. Er murmelte ein „Morgen“ und lächelte seine Frau anschließend entschuldigend an. Sie sollte sich nicht angegriffen fühlen, nur weil er noch nicht ganz wach war.
Also fragte er höflich, wie ihr Tag gestern gewesen sei und während sie begeistert erzählte, ging er im Kopf den gestrigen Tag durch, fragte sich, ob er nichts vergessen hatte. Die Tür abgeschlossen? Ja. Beruhigungsspritze? Ja. Wunden versorgt? Auch das. So ging er innerlich seine Checkliste durch, während er immer wieder nickte und hier und da ein erfreutes Lächeln oder ein „Toll“ einwarf, während seine Frau erzählte. Danach war er etwas beruhigter und fuhr mit merklich gebesserter Laune zur Arbeit. Während der Fahrt schaute er mehrfach auf sein Handy. Die Anzeige war in Ordnung. Sie schlummerte friedlich, er berührte zärtlich das Display und begann sich langsam auf den Donnerstag zu freuen.

Es war ein Schock für Hal, als er seinen stündlichen Blick aufs Handy wagte und statt des beruhigendem Herzschlags, eine Nulllinie sah. Er hätte noch eine Stunde im Büro sitzen müssen. Doch wie konnte er? Er musste zu ihr. So blass wie er war, fiel es ihm nicht schwer, seinem Chef einen Notfall in der Familie vorzugaukeln und brauste davon. Seine Gedanken rasten. Sie war tot, sagte ihm ein Teil seines Verstandes, doch er wollte es nicht wahr haben. Wobei die Alternative nicht besser sein würde. Konnte sie sich wirklich befreit haben? Er war doch vorsichtig gewesen, ist seine Checkliste durchgegangen. Hatte an alles gedacht, oder nicht?

Sonja lief. Jeder Schritt auf den Waldboden schmerzte, doch trieb sie nackte Panik voran. Sie drehte sich um. Sie hatte eben noch Schritte hinter sich gehört, da war sie vollkommen sicher. Und Rufe. Sie erinnerte sich vage die Treppe hoch gestolpert zu sein und auf einer Straße gestanden zu haben. Sie erinnerte sich an den Schmerz, den das Licht ihren Augen zugefügt hatte; es schmerzte selbst jetzt noch. Ein kleiner Teil ihres Verstandes fluchte und beschwerte sich, warum sie nicht in eines der anderen Häuser gerannt war. Warum war sie in schnurstracks in den angrenzenden Wald gelaufen? Weil sie es nicht fertig gebracht hatte auf eine der Türen zuzugehen. Diese Türen, sie sahen hier alle gleich aus und der Gedanke daran, was geschehen war, als sie das letzte Mal auf eine solche Tür zuging, hatte in ihr den Impuls zu rennen ausgelöst. Sie erstarrte, da waren wieder Schritte.

Wenn sie entkommen sein sollte, hatte Hal gedacht, dann würde er sie wieder einfangen. Doch in den Keller dürfte sie nicht mehr zurück. Das hatte sie sich verdorben und ihre Strafe würde ihr nicht gefallen.

Todesangst lenkte Sonjas Körper zwischen den Bäumen hindurch. Hinter ihre knackten Äste unter schweren Stiefeln. Jedes Mal wenn sie es hörte, hätte sie am liebsten laut aufgeschrieen. Sie wollte um Hilfe schreien, doch ihr Körper weigerte sich nur einen Ton preiszugeben. Zu oft hatte sie sich diesen Moment herbei gesehnt, hatte gebettelt und gebetet, dass man ihr half, ihr wenigstens eine Chance gab. Jetzt brauchte sie all ihre Kraft um zu laufen.

Sie konnte nicht weit kommen, das wusste Hal. Sie war schwach, voller Beruhigungsmittel und hatte seit mehr als zwei Wochen nichts richtiges mehr gegessen. Es gab keinen Grund in Panik zu verfallen.

Schmerz! Sonja wusste nicht in was sie getreten war, doch flammte ein übler stechender Schmerz ihr Bein empor. Nun schrie sie doch und stürzte auf den Waldboden. Sie spürte nicht mehr, wie etwas hart auf ihrem Hinterkopf schlug. Es wurde nur dunkel.

Und er hatte sie so gemocht, hatte Hal gedacht. Sie war anders als die anderen. Sie war nett gewesen. Er erinnerte sich gern an den Tag, als sie sich kennen gelernt hatten. Sie hatte seinen Sohn gemocht und von ihrer kleinen Schwester erzählt. Er hatte sofort gewusst, dass er sie mitnehmen musste.

Sonja schlug die Augen auf. Sie hatte keine Kraft mehr. Weder um sich zu wehren, noch um traurig zu sein oder nur um über irgendetwas nachzudenken. Sie sah aus dem Erdloch heraus, in dem sie lag und beobachtete die Schaufel, die Fuhre um Fuhre Erde in das Loch warf, während sich Leere in ihr ausbreitete und die Welt ein letztes Mal dunkel wurde.

Es hatte Hal wütend gemacht, dass nun alles vorbei sein sollte, dass sie sich nicht so betragen hatte, wie er es sich gewünscht hatte.
Doch nun war die ganze Wut einem Schock geglichen. Bei allen Szenarien, die er sich auf der Fahrt zurück ausgemalt hatte, dieses gehörte nicht dazu. Er stand in seinem Keller, den Schlüssel fest in der Hand und starrte auf das Regal, das genau dort stand, wo eigentlich die Tür zum Hinterzimmer hätte sein sollen. Er tastete nach dem Knopf unter der Werkbank und zuckte zusammen als er ihn drückte; doch nichts geschah.
Er zitterte am ganzen Leib und dachte für einen Augenblick sich übergeben zu müssen. Auf wackligen Beinen taumelte er zurück in die Küche, er wollte nicht, dass ihn seine Frau hier unten so sah und setzte sich auf einen Stuhl.
Seine Gedanken rasten, sein Verstand schaffte es aber nicht, ihm zu erklären was geschehen war. Entweder konnte er nicht oder er wollte nicht.

Die Tür zur Terrasse öffnete sich. Melissa kam hindurch und stellte etwas ab, bevor sie zur Spüle ging. Sie legte einen Schlüssel, der an einer Kette hing, auf die Ablage und wusch sich die Hände. „Du bist heute aber früh zurück, Schatz“, sagte sie fröhlich.
Hal starrte sie an, es kam kein Ton über seine Lippen.
Sie seufzte fröhlich, als sie sich zu ihm umdrehte. „Ich habe vorhin mit Barbara telefoniert, sie hat uns für heut Abend zum Essen eingeladen. Wir waren schon eine Weile nicht mehr bei den Beiden. Wird bestimmt nett.“ Sie ging auf Hal zu. „Manchmal kann ich gar nicht glauben wie gut wir es haben“, sagte sie und küsste ihm die Stirn. „Perfekt, eigentlich. Das sollten wir uns nicht kaputt machen.“

 

Hallo Sascha,

herzlich willkommen hier!

Perfekt. Mit diesem Gefühl erwachte Hal am Morgen.
Ja, so ein überzogen friedlicher Einstieg in eine Krimigeschichte kann Spannung erzeugen; man denkt sofort: oh, oh, das gute Gefühl wird sich bald ändern.

Dann geht es eine Weile weiter mit „Heile Welt“, ich habe immer noch dieses „oh, oh“ im Kopf, aber so richtig zieht das nicht mehr, die Geschichte wird mir langatmig. Am Ende wird zwar verständlich, warum anfangs der Familienharmonie so viel Raum gegeben wird – damit die Tat der Ehefrau plausibel erscheint –, aber ich würde da doch frühzeitiger einen Stachel einbauen, der den Leser bei der Stange hält. Geeignet sind zum Beispiel das Handy und die Handy-Benutzungsregeln am Tisch. Damit könnte ein erster Konflikt gezeigt werden. Im Grunde besteht da ja bereits ein Konflikt – es ist sehr wichtig für Hal, die Daten zu überwachen, doch Melissa besteht auf Einhaltung der Regeln – aber der wird nicht hervorgehoben. Ich würde diese Uneinigkeit als Hals inneren Konflikt (dann hat er keine Auswirkung auf die Handlung) mit ein oder zwei Sätzen etwas mehr dramatisieren.

Wie die junge Frau entkommen konnte, kann ich mir denken. Das Problem ist raffiniert gelöst.

Schön eingebracht in die Geschichte ist auch das beinahe ständige Trachten des Mannes nach Schön-Wetter-Familien-Atmosphäre. Das ist typisch für solche Soziopathen. Wenn die etwas in ihrem engeren Umfeld nicht gebrauchen können, dann sind es Auffälligkeiten oder gar Ärger. Sie sind wahre Meister im Täuschen.
Vielleicht könnte dieses Täuschen im Text irgendwie angedeutet werden, indem z.B. so eine Stelle – Er wollte sich den guten Morgen nicht durch Kleinigkeiten, wie einen Verstoß gegen die Handy-Benutzungsregeln am Tisch, verderben lassen. – etwas anders, etwas hinterlistiger eingefärbt wird.
Das würde die Story noch interessanter machen.

Warum die Flüchtige nicht an irgendeiner Haustür klingelt, wird im Text zwar erklärt, aber nicht wirklich überzeugend. Sie müsste das Haus ja nicht betreten.

„Wenn sie entkommen sein sollte, hatte Hal gedacht, dann würde er sie wieder einfangen.“
Ich verstehe zwar, warum du das geschrieben hast, es ist jedoch wenig überzeugend. Wie soll Hal auch nur ahnen, das die Flüchtige noch irgendwo rumrennt und nicht die Polizei bereits vor seinem Haus steht?

Kleinkram:

Der Geruch von köstlichem Kaffee strömte ihm in die Nase
Ich würde auf „köstlich“ verzichten oder es anders platzieren. Der köstliche Geruch von Kaffee strömte ihm in die Nase.

er wusste, dass sie viel zu tun hatte und doch stand sie früh auf,
Wenn er nicht wüsste, dass sie viel zu tun hat, würde sie dann länger schlafen?

Mit einem elanvollen Ruck schwang er sich aus dem Bett
Etwas unglücklich formuliert. Voller Elan sprang aus dem Bett.

schaute noch ein letztes Mal auf die Anzeige des Displays, steckte das kleine Smartphone in seine Tasche
Anzeige oder Display würde reichen. Gibt es auch große Smartphons?


Mit eine dicken Kuss
Mit einem dicken Kuss

verabschiedete er seine Frau und stieg in den Wagen, nachdem er freundlich den Nachbarn grüßte.
den Nachbarn gegrüßt hatte.

Nichts im Büro vermochte es ihm die gute Laune zu nehmen
Einer von gefühlten zwanzig Kommafehlern. Hier ist eines zum leichteren Textverständnis angebracht. Nichts im Büro vermochte es, ihm die gute Laune zu nehmen

Bald war er allein, dachte er.
Bald wäre er allein, dachte er.

Er liebte das Geräusch und schritt gewollt langsam. Er wollte keine Sekunde verschwenden und jeder Schritt, jedes Knarren, das so bedrohlich und Angst einflößend klang, war wie eine kleine Ekstase.
Da hab ich drei Sachen:
Würd ich kürzen:
Er liebte das Geräusch und schritt gewollt langsam. Jeder Schritt, jedes Knarren, das so bedrohlich und Angst einflößend klang, war wie eine kleine Ekstase.
Außerdem:
Für wen klingt das Geräusch angsteinflößend? Doch bestimmt nicht für Hal, sondern für Sonja. Hier wird jedoch aus Hals Perspektive erzählt. Er kann vermuten oder hoffen, dass das Geräusch für Sonja angsteinflößend klingt (sofern sie es überhaupt hören kann).
Weiterhin:
Kurze Extase scheint mir richtiger als kleine.

Er war schließlich kein Unmensch.
Ich glaube nicht, dass das sein Motiv ist, ihre Handgelenke einzukremen. Er denkt, oder kann nur pragmatischer denken. Sonja könnte, vor dem geplanten Zeitpunkt, an Wundbrand sterben. Oder etwas Ähnliches.


Er murmelte ein „Morgen“ und lächelte seine Frau anschließend entschuldigend an. Sie sollte sich nicht angegriffen fühlen, nur weil er noch nicht ganz wach war.
Also fragte er höflich, wie ihr Tag gestern gewesen sei und während sie begeistert erzählte, ging er im Kopf den gestrigen Tag durch, fragte sich, ob er nichts vergessen hatte. Die Tür abgeschlossen? Ja. Beruhigungsspritze? Ja. Wunden versorgt? Auch das. So ging er innerlich seine Checkliste durch, während er immer wieder nickte und hier und da ein erfreutes Lächeln oder ein „Toll“ einwarf, während seine Frau erzählte.

Ich meine, hier hast du Hals „wahren“ Charakter gut getroffen.

doch flammte ein übler stechender Schmerz ihr komplettes Bein empor
Ein Bein ist immer komplett, ansonsten schränkt man es ein: z. B. ihr halbes Bein …
Flammender und stechender Schmerz passt nicht zusammen.


Ich wünsche dir viel Spaß beim Schreiben und Kommentieren!

Gruß

Asterix

 

Hallo,

vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.
Habe versucht auf deine Vorschläge einzugehen und bin noch einmal über die entsprechenden Stellen des Textes gegangen, in der Hoffnung in nicht zu verschlimmbessern :-)

 

Hallo Sascha

Deine Geschichte scheint mir von Fällen wie Kampusch und andern inspiriert. Die Idee hat schon etwas an sich, da du sie aus Sicht des Täters einbringst. Letztlich befriedigte es mich als Leser aber doch nicht ganz, da seine Eigenart oberflächlich bleibt, mir seine Gedanken und Motive sich nicht so richtig erschliessen. Ich stelle mir vor, dass es schwierig ist dies alles in eine Kurzgeschichte zu packen, doch sollte es dennoch mehr Einblick in seine Persönlichkeit und seine Gedanken gewähren.

In manchen Teilen zieht es sich mir zu sehr in die Länge, da wären Kürzungen möglich. Auch scheinen mir die Formulierungen teilweise ungelenk, was besonders auffällt, da daneben anderes gut lesbar wirkt.

Unstimmig scheint mir im Zeitablauf, dass Hal nach dem Arbeitstag heimkehrte. Seine Frau geht mit dem Jungen los um andere Mütter und ihre Kinder zu treffen. Sie kehren nach Stunden heim. Dies gibt mir eine ungewöhnliche Zeitvorstellung um Kinder miteinander spielen zu lassen.

Der Schluss dann, wie er sein Opfer im Erdloch lebendig verbuddelt, gibt mir wenig Sinn. Natürlich ist er ein Psychopath, aber so simpel gestrickt sind diese auch nicht. Was ist sein Motiv dafür?

Ich könnte mir vorstellen, dass du mehr aus dieser Geschichte herausholen könntest, wenn du sie teilweise Kürzen und dafür vertiefen würdest. Doch solltest du dir allenfalls mehr Zeit dafür lassen, um sie nach deinen eigenen Vorstellungen noch gelingender werden zu lassen.

So Einzelheiten die mir beim Lesen noch aufgefallen sind:

Hal registrierte ihn, Hal hielt inne.

Wäre es da mit einem und hielt inne nicht klangvoller?

Er wollte auf die Anzeige seines Handys sehen, so wie er es auch schon getan hatte, bevor er die Küche betreten hatte.

Auch hier könnte ich es mir noch etwas wendiger formuliert vorstellen.

So konnte er, wann er wollte den Herzschlag seines „Untermieters“ begutachten, was ihn sehr beruhigte.

seiner Untermieterin (übrigens hätte ich dies eher kursiv statt mit Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt.)

Sie wollte um Hilfe schreien, doch ihr Körper weigerte sich nur einen Ton preiszugeben.

Wäre da nicht präziser ihre Stimme.

Und er hatte sie so gemocht, hatte Hal gedacht.

Den Satz finde ich so nicht glücklich formuliert. Auch wiederholen sich im ganzen Absatz hatte und hatten.

Doch nun war die ganze Wut einem Schock geglichen.

Hier meinst du wohl eher gewichen?

Trotz Vorbehalten, gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Sascha Meyer,

und ein nachträgliches Willkommen!

Ja, dass ist schon gut gemacht mit der Spannung. Man will schon wissen, warum er so gern auf sein Handy schauen möchte und was da eigentlich los ist, nachdem man weiß, bei einem Krimi kann es sich nicht um eine glückliche Familiengeschichte handeln. Auch gefällt mir Deine Erzählart gut, man folgt gern den Zeilen.

Der Einstieg ist mir zu langatmig, das Glück bekommt zu viel Raum, meiner Meinung nach, ist schon richtig das Du es für den Kontrast und die Tat der Frau benötigst, aber ich denke, das könnte man auch etwas intensiver und dafür kürzer halten. Was mir nicht klar geworden ist, ist sein Motiv. Das hab ich nicht so recht gecheckt. Würde mich freuen, wenn Du mit dazu Erleuchtung verschaffen könntest.

Perfekt. Mit diesem Gefühl erwachte Hal am Morgen. Und das nicht ohne Grund, er war rundum zufrieden. Der Geruch von Kaffee strömte ihm in die Nase. Melissa war so ein Schatz; er wusste, dass sie viel zu tun hatte. Dennoch stand sie früh auf, um ihm Frühstück zu machen.
Elanvoll schwang er aus dem Bett und betrachtete sich im Schlafzimmerspiegel. Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein zufriedenes Lächeln ab. Das Leben konnte so schön sein.
Als er die Küche betrat, war der Tisch bereits gedeckt und der kleine William saß pappsatt in seinem Hochstuhl. Er dämmerte zufrieden vor sich hin.

Ich versuch mal mit kürzer, nur um Dir ein Beispiel zu geben, was nicht heißt, dass es Dir auch gefallen muss.

Perfekt. Mit diesem Gefühl erwachte Hal am Morgen. Der Geruch von Kaffee strömte ihm in die Nase. Melissa war so ein Schatz. Er schwang sich aus dem Bett und betrachtete sein zufriedenes Lächeln im Schlafzimmerspiegel. Als er die Küche betrat, war der Tisch bereits gedeckt und der kleine William saß pappsatt in seinem Hochstuhl.

Das wäre jetzt die Hälfte, aber inhaltlich, denk ich, ist keine Information an den Leser verloren gegangen.

Jeden Dienstag und Donnerstag trafen sich Melissa und der Kleine mit anderen Müttern und deren Kindern zu verschiedensten Aktivitäten.

Das stimmt, was Anakreon zu der Zeit sagt. Vielleicht erwähnst Du, dass Nachmittag ist, sein Büro um 16.00 Uhr zu verlassen, ist ja jetzt nicht so unüblich. Und um diese Zeit treffen sich Mütter mit Kindern gern in so Mutter-Kind-Gruppen, die von verschiedenen Sportvereinen angeboten werden. Zum Beispiel ... oder Du lässt, wie es ist :).

Die Tür schloss sich und der Wagen fuhr die Straße hinunter. Hal beobachtete den Wagen seiner Frau.

Unschöne Wortwiederholung.
Die Tür schloss sich und der Wagen fuhr die Straße hinunter. Hal schaute ihnen nach.

Die Treppenstufen quietschten und knarrten. Er liebte das Geräusch und schritt gewollt langsam. Er wollte keine Sekunde verschwenden und jeder Schritt, jedes Knarren war eine kurze Ekstase. Er stellte sich vor, wie bedrohlich und Angst einflößend es wohl klingen mochte; wie er langsam näher kam, unaufhaltsam und unvermeidlich.

Diesen Einschub mag ich sehr. Es zeigt schön Deinen Prot. Aber drei gleiche Wortanfänge - hast Du doch gar nicht nötig ;).

Unten angekommen öffnete er den Werkzeugschrank, (er) glitt mit den Fingern über Kneifzangen, Peitschen und Skalpelle.

Überhaupt tappst Du langsam die "er" Falle.

Er mochte es nicht, wenn sie schlief oder bewusstlos war, während seiner Besuche.
Er betrachtete die junge Frau, sie hing an Ketten an der Decke, ihre Füße berührten nur knapp den Boden. Er begutachtete ihre Handgelenke. Sie waren aufgescheuert und Hal beschloss sie nachher (hinterher) zu behandeln. Er wollte schließlich nicht, dass sie unnötig litt.

Sie brachte den Jungen ins Bett und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Den fand sie schließlich vor dem Fernseher, zufrieden schlummernd. Sie schaute ihn einige Sekunden an, schaltete dann den Fernseher aus, nahm die leere Bierflasche vom Couchtisch und schaute noch einmal ihren Mann an, bevor sie in die Küche zurückging. Sie lächelte glücklich.

Wir wechseln von "er" auf "sie" ;).

Schmerz! Sonja wusste nicht in was sie getreten war, doch flammte ein übler stechender Schmerz ihr Bein empor.

Nee, oder? Jetzt Comic-Autor oder wie ;).

Und er hatte sie so gemocht, hatte Hal gedacht. Sie war anders als die anderen. Sie war nett gewesen. Er erinnerte sich gern an den Tag, als sie sich kennen gelernt hatten. Sie hatte seinen Sohn gemocht und von ihrer kleinen Schwester erzählt. Er hatte sofort gewusst, dass er sie mitnehmen musste.

Und was ist jetzt an dieser Frau, dass sein kranker Verstand sie "bestrafen" muss? Oder was auch immer er da mit ihr aus seiner Sicht tut? Ich seh es nicht ... Hilfe, bitte.

Er stand in seinem Keller, den Schlüssel fest in der Hand und starrte auf das Regal, das genau dort stand, wo eigentlich die Tür zum Hinterzimmer hätte sein sollen. Er tastete nach dem Knopf unter der Werkbank und zuckte zusammen als er ihn drückte; doch nichts geschah.

Das raff ich auch nicht so richtig. Asterix sagt ja, dass er eine Ahnung hat, ich hab die nicht. Da die Frau am Ende den Kellerschlüssel auf den Tisch legt, denk ich, sie hat sie da raus geholt und später im Wald eingebudelt. Aber das macht nicht recht Sinn. Warum soll sie sie raus holen und ihr dann nachstellen ... woher will sie wissen, dass sie in den Wald läuft und dann alles so einfach geht. Sie ginge ja tatsächlich das Risiko ein, dass Sabine zu einem der anderen Häuser läuft. Und warum, wenn es so lief, funktioniert dann der Knopf nicht mehr?
Und Sabine allein - warum dann der Kellerschlüssel bei der Frau und wie? Und wieso rennt die Frau dann gleich mit einem Spaten los? Ach, also da sind so Fragen. Erst so schön bildlich und plastisch auserzählt und jetzt so Rätsel ...

Also, die Idee gefällt mir. Und der letzte Absatz ist auch wieder plausibel und gefällt mir gut in der Auflösung. Nur leider - den einen dazwischen - der doch aber wichtig ist ... Mag ja an mir liegen, dass ich es nicht sehe, will ich ja nicht abstreiten, aber ... naja, Schade halt.

So viel von mir. Ist ja doch ne Menge geworden.
Viel Freude Dir hier und schön zu sehen, dass auch mal wer beherzt auf andere Autoren zugeht, das ist so selten bei Neueinsteigern. Da fällst Du glatt auf :anstoss:

Beste Grüße Fliege

 

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