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Heiß.

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23.05.2016
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Heiß.

Es war der heißeste Tag des Jahres. Anfangs hatte man sie noch für das Wetter und den strahlenden Sonnenschein beglückwünscht, doch als die Braut vorm Altar stand und ihr die Schweißtropfen langsam die Schläfen hinunterliefen, ihr blondes Haar in dunklen Strähnen in ihrem Nacken klebte und sich der helle Stoff des Brautkleids zwischen den Schulterblättern verdunkelte, verstummten die Komplimente. Niemand war für diese Temperaturen angemessen gekleidet, vielleicht gab es für solche Temperaturen keine angemessene Kleidung, vor allem nicht, wenn man in dieser Kleidung eine Kirche betreten wollte; und so traf die Gäste kein besseres Schicksal. Alte Damen in fliederfarbenen Kostümen tupften sich hilflos mit ihren fein bestickten Seidentaschentüchern die Stirn, die jungen Männer wagten es, ihre Jacketts abzulegen, sodass sich unter den Achseln kreisrunde Flecken abzeichnen konnten, während die älteren Herren still in ihren schweren, grau karierten Sakkos litten und sich mit den von ihren Ehefrauen fein bestickten Seidentaschentüchern hin und wieder den Schweiß von ihren Glatzen und aus den Falten in ihrem Nacken wischten.

Sie trug ein zitronengelbes Chiffonkleid, dessen schmal geschnittenes Oberteil ihr bereits nach der Zeremonie wie eine zweite Haut am Körper klebte. Sie hatte nicht kommen wollen, sich viel zu lange um die Zusage herumgedrückt, doch schließlich stand sie dort, in der schwülen Hitze, fächelte sich mit der flachen Hand Luft zu und fand sich mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen vor dem Brautpaar wieder, um ihnen ihre Glückwünsche auszusprechen. Die kurzen Haare des Bräutigams glänzten nass in der prallen Sonne, und sie konnte einen kleinen Schweißtropfen erkennen, der bis an die Spitze einer dunklen Strähne gerollt war und jeden Moment auf seine Stirn fallen würde. Ihn hatte es noch schlimmer getroffen als seine Frau. Er bemühte sich um Fassung, während ihm der Schweiß in kleinen Rinnsalen über Stirn und Schläfen strömte, um sich an seinem Kinn wieder zu einem großen Tropfen zu vereinen, der schließlich, sobald er eine gewisse Größe erreicht hatte, seinen Hals hinunter rollen und den Hemdkragen verfärben würde. Als sie ihm die Hand schüttelte, wich er ihrem Blick aus, doch sie spürte ihn auf sich, als sie sich der Braut zuwandte.
„Georgia“, sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen, doch diese zog sie strahlend zu sich heran und umschloss sie mit ihren kräftigen Armen. Sie wurde unwillkürlich gegen die nackte, mit einem feuchten Schweißfilm bedeckte Schulter gedrückt, die sich nun eiskalt und klebrig gegen ihren Hals presste. Die Arme um den Rücken der Braut legend, bemühte sie sich darum, nicht in die nasse Grube zwischen ihren Schulterblättern zu fassen, überhaupt nirgendwo hin zu fassen, wo es nass war, was in Anbetracht der Umstände gänzlich unmöglich schien.
„Ich wünsche dir alles Gute. Euch.“ Sie war froh, als sie sich wieder aus der Umarmung lösen und flüchten konnte. Mit der Hand wischte sie sich über die feuchte Wange, konnte nicht ausmachen, ob es ihrer oder Georgias Schweiß war, den sie nun in den Stoff ihres Kleids rieb.

Im Vorbeigehen griff sie sich ein Glas Sekt vom Tablett eines Kellners und steuerte auf das Buffet zu. Sie nahm sich einen Teller und begann, ihn mit den kleinen, extravagant dekorierten Häppchen zu beladen. Manche waren mit üppigen Cremeschichten gefüllt, die der Sonne nicht standhielten und langsam, aber sicher zu kleinen, matschigen Häufchen zusammenschrumpften. Andere begannen auszutrocknen, die Ränder wellten sich nach oben, selbst die Tischdekoration begann bereits zu welken. Nur die wenigsten Häppchen wirkten noch wirklich appetitlich, und so beschränkte sie sich auf diese und trug ihren halbvollen Teller zu den Sitzgelegenheiten, die jemand in weiser Voraussicht in den Schatten der großen, hunderte Jahre alten Kastanienbäume gestellt hatte. Von ihrem Platz aus konnte sie das Brautpaar beobachten, die beiden nahmen noch immer vereinzelte Glückwünsche entgegen und Georgia unterhielt sich angeregt mit einer jungen Frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Mutter oder Schwester, dem Alter nach zu urteilen, eher letztere.
Sie hatte nicht gewusst, dass es eine Schwester gab. Vielleicht war es für ihre Freundschaft bezeichnend, dass sie zu ihrer Hochzeit eingeladen wurde, aber niemals von einer Schwester erfahren hatte. Sie wusste wenig über Georgias familiäre Verhältnisse, über ihre Vergangenheit, ihre alten Freunde. Eigentlich wusste sie fast nichts. Tatsächlich war sie erstaunt, als die Einladung eines Morgens in ihrem Briefkasten lag. Erstaunt, weil sie eingeladen war, oder weil Georgia ihn tatsächlich heiraten würde, sie war sich nicht sicher weshalb.
Völlig unscheinbar kam die Einladung daher, ein schlichter, weißer Briefumschlag mit einer fast noch schlichteren, weißen Karte darin.
So schlicht und weiß, dass sie beinahe absichtlich in Vergessenheit geraten wäre, hätte Georgia sie nicht nochmal angerufen und bedrängt, endlich ihre Zusage abzugeben.
„Wir würden uns so freuen, wenn du kommst“, hatte sie gesagt, und sie hatte zurückgefragt: „Ihr?“, und Georgia hatte beteuert, „Ja, wir, er auch“.
Sie hatte lachen müssen, „Lüg mich nicht an“, hatte sie gesagt und aufgelegt, doch am nächsten Tag warf sie die Postkarte mit der Zusage in den Briefkasten.

Sie hatten sich an der Universität kennen gelernt, Einführung in die Literaturgeschichte, zweites Semester. Eine Vorlesung, die für jeden Germanistikstudenten Pflicht war, und doch saßen mehr Senioren in den Reihen des Hörsaals als junge Studienanfänger. Sie kamen ins Gespräch, irgendwann im Laufe des Semesters, ein selbstverliebter Dozent ist ein guter Einstieg für eine Konversation unter gelangweilten Studentinnen. Es war vielleicht keine Seelenverwandtschaft, vermutlich hatten sie auch nie viel gemein, doch irgendwie waren sie zusammen geblieben, hatten sich in Seminaren getroffen und in Vorlesungen, später auf Semester- und WG-Partys. Georgia hielt ganz unwillkürlich Einzug in ihr Leben, ohne je ein richtiger Teil davon zu werden.

Während sie im Schatten saß und ihren Blick über die Köpfe der Gäste schweifen ließ, halbherzig auf der Suche nach jemandem oder etwas, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf einen kleinen Schweißtropfen, der sich an ihrem Haaransatz gebildet hatte. Sie spürte ihn, als er losrollte, eine hauchdünne Linie über ihren Nacken zog und für einen Moment am Schulteransatz verharrte, bis er zwischen ihre Schulterblätter glitt, die Wirbelsäule entlang und bis zum tiefsten Punkt ihres Kreuzes. Dort blieb er beinahe schwerfällig liegen und rutschte bei jedem Atemzug ein winziges Stückchen weiter nach unten, gerade weit genug, um die feinen Härchen in dieser Gegend zum Erzittern zu bringen und ihr trotz der Hitze einen unangenehmen Kälteschauer über den Körper zu jagen. Sie legte ihre Hand in den Rücken und strich über die Stelle, um den Tropfen in den bereits feuchten Stoff ihres Kleides zu reiben.

Es war an einem Tag wie diesem, unerträglich heiß und stickig, als sie Georgias Freund kennenlernte. Georgia hatte sie zu irgendeiner Geburtstagsfeier überredet, und bei kostenlosen Drinks und langen Nächten hatte es noch nie viel Überredungskunst gebraucht, um sie zum Mitkommen zu bewegen. Und so kam es, dass sie sich in der Wohnung eines Typen wiederfand, den sie nicht kannte, zwischen betrunkenen Studenten saß, die sie nicht kannte, und Georgia, die einzige Person, die sie kannte, schon vor Stunden aus den Augen verloren hatte.
Die Wohnung befand sich im sechsten Stock, direkt unterm Dach, und die Hitze des Tages hatte die wenigen Zimmer schon bis zu einem kaum aushaltbaren Grad aufgeheizt, noch bevor die unzähligen Menschen darin ihre Körperwärme abstrahlen konnten. So tauschte sie schon bald die Schwüle des Innenraums mit der wenig Kühlung verschaffenden Schwüle der Abendluft auf dem Balkon, und dort stand er. Das flüchtige Bekanntmachen durch Georgia zu Beginn des Abends hatte gerade ausgereicht, um ihn wiederzuerkennen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, stützte sich mit beiden Unterarmen auf dem Balkongeländer ab und starrte auf die Dächer der Stadt. Seine lässige Ausstrahlung zog sie an, sie stellte sich zu ihm, mit dem Rücken zum Geländer, er hielt mit der linken Hand eine Bierflasche, mit der rechten führte er seine Kippe zum Mund, inhalierte den Rauch tief in seine Lungen und stieß ihn mit einem Seitenblick zu ihr wieder aus. Sie fragte sich, was jemand wie er mit jemandem wie Georgia wollte, als sie ihm wortlos die Zigarette aus der Hand nahm und daran zog, seinen erstaunten Blick mit ihren Augen festhielt und sie ihm zurück reichte. Ein Lächeln zuckte über seine Mundwinkel, als er sie ihr aus der Hand nahm und dabei über ihre Finger strich, viel zu deutlich, als dass es hätte zufällig sein können.
„Ich hab nichts mehr zu trinken.“ Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet, und es brauchte keiner gesonderten Aufforderung, er stieß sich ohne ein weiteres Wort vom Geländer ab, drückte seine Zigarette aus und holte ihr etwas zu trinken.
Sie küsste ihn zum Dank auf die Wange, blieb einen Augenblick zu lang so stehen, die Hand auf seinen Oberarm gelegt, ihre Hüfte gegen seine geschmiegt. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr schneller werden.
„Ich krieg Kopfschmerzen von dem ganzen Lärm. Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist?“, fragte sie leise und berührte mit ihren Lippen seinen Hals.
„Ich wohne nur zwei Straßen von hier“, flüsterte er und legte seine Hand in ihren Rücken.

Als sie schließlich erschöpft auf dem Bett lagen, schwer atmend und nackt, die verschwitzten Körper eng ineinander verschlungen und miteinander verklebt, gerade so, dass es unangenehm werden würde, sich wieder voneinander zu lösen, strich er ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht und sagte: „Ich bin mit Georgia zusammen.“
„Ich weiß“, sagte sie, setzte sich auf und begann, sich anzuziehen.
„Hey – das bleibt unter uns, ne?“
„Klar. Ich verrate nichts.“
Er nickte stumm, und sie hatte, was sie wollte. Sie wollte nicht Georgias Beziehung kaputt machen, wollte ihn nicht für sich. Sie wollte nur wissen, ob sie ihn hätte haben können, wenn sie ihn gewollt hätte.
Vielleicht wäre es ihre Pflicht als Freundin gewesen, Georgia zu erzählen, was für einen Kerl sie sich da geangelt hatte. Und vielleicht hätte sie den Wunsch verspürt, ihr die Wahrheit zu sagen, wenn ihr Georgia mehr bedeutet hätte.

Sie wickelte das Stückchen Honigmelone auf ihrem Teller aus dem Schinkenmantel, schob ihn an den Tellerrand und trennte das Fruchtfleisch von dem letzten Rest der gelben Schale, die nur noch an einer schmalen Stelle miteinander verbunden waren. Sie hatte nie verstanden, warum man Früchte in Fleisch einwickeln musste. Einzeln schmeckte beides doch viel besser, und das Beste hob sie sich gerne bis zum Schluss auf.
„Bist du auch Vegetarier?“
Sie zuckte zusammen, wandte sich der Stimme entgegen und setzte an, den Kopf zu schütteln, doch dann traf ihr Blick zwei dunkle Augen, die ihr unter markanten Brauen entgegen blitzten, und sie spürte ihr eigenes Nicken, noch bevor sie bewusst den Entschluss dazu gefasst hatte.
„Ja. Ich könnte niemals ein Tier essen“, log sie und deutete auf den freien Platz neben sich. Der junge Mann folgte ihrer Einladung und setzte sich zu ihr. Er kam ihr bekannt vor. Sie hatte ihn an der Seite von Georgias Schwester gesehen, in der Kirche, als sie noch nicht wusste, dass es die Schwester war. Ihr Blick fiel auf seine rechte Hand, ein feiner, silberner Ring zierte seinen Ringfinger. Er schien ihren Blick zu bemerken, denn seine Hand glitt unter den Tisch, aus ihrer Sichtweite.
„Und woher kennst du das Brautpaar?“, fragte er
„Oh – Georgia ist eine alte Bekannte aus Studienzeiten. Und du?“
Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. „Ich bin ein Arbeitskollege des Bräutigams.“
Sie schmunzelte. Ein flüchtiger Blick auf das Brautpaar, Georgia war noch immer ins Gespräch mit ihrer Schwester vertieft.
„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und schlug ihre Beine übereinander, drehte sich ihm mit dem Oberkörper zu und lehnte sich leicht nach vorne, gerade so, dass er vielleicht einen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. Seine Augen rutschten ab, nur für einen kurzen Augenblick, dann sah er ihr wieder ins Gesicht. Er zögerte mit einer Antwort, zu lange.
„Es ist so heiß hier“, sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, „begleitest du mich in die Kirche?“ Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet.

 
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Liebe/r Sommerdieb,

da ich dir, warum auch immer, meine Gedanken zu der ursprünglichen Version vorenthalten habe, kommentiere ich die Geschichte, als würde ich sie zum ersten Mal lesen. Dass sie durch die Bearbeitung gewonnen hat, möchte ich aber trotzdem loswerden.

Du schreibst wirklich schön und bildlich, ich habe die Hochzeitsgesellschaft total vor Augen und beneide sie wahrlich nicht, bei diesen Temperaturen, die du geschickt zum Leser transportierst.

Mutter oder Schwester, dem Alter nach zu urteilen eher letzteres.
Hier fände ich "letztere" besser.

Kurz bevor ihr alles zu viel wurde flüchtete sich auf den Balkon, suchte nach Luft zum Atmen, und dort stand er.
Da fehlt ein Komma nach "wurde". Auch "sie" fehlt nach "flüchtete". "Auf dem Balkon nach Luft suchen" gefällt mir nicht so recht. Alle Bilder deiner Geschichte haben bisher prächtig funktioniert, ich hatte alles vor Augen, nur eben diese Szene nicht. Das "suchen" ist's wohl, was mich stört.

Als Georgias Freund in der Rückblende auftaucht, dachte ich erst, das geht alles ein bisschen zu schnell. Wie schnell die beiden im Bett landen, erschien mir erst unglaubwürdig. Ist aber Quatsch, ist nämlich genau das richtige Tempo und passt zu diesem starken Satz:

Sie wollte nicht Georgias Beziehung kaputt machen, wollte ihn nicht für sich. Sie wollte nur wissen, ob sie ihn hätte haben können, wenn sie ihn gewollt hätte.

Hut ab übrigens dafür, wie du sie ihn verführen lässt. Auch, wie sie ihm wortlos die Zigarette abnimmt, gehört dazu. Wirklich stark, vor allem aber glaubwürdig und gut vorstellbar.
Das gilt auch für die Schlusszene. Schön, wie du mit den Details spielst, ihn bemerken lässt, wie sie seinen Ring bemerkt.

Handwerklich ist das ein fantastischer Text, Sommerdieb, ich merke, dass du da viel Arbeit investiert hast, die sich wirklich gelohnt hat. Allein deshalb habe ich deine Geschichte schon gerne gelesen. Hinzukommt, dass mein Bild von deiner Protagonistin nun viel runder ist als noch in der ursprünglichen Version. Das ist auch eine Kunst, etwas verschwommen zu zeigen, das sich rund anfühlt.
Schöne Geschichte, gerne mehr davon. :)

Tja, da wollte ich dir schon meine ersten Zitate widmen, scheine mich übers Handy aber zu blöd anzustellen. Vielleicht kannst du mich ja aufklären. :D

Liebe Grüße,
JackOve

 

Lieber JackOve,
vielen Dank für deine lieben Worte, das freut mich wirklich sehr.

Handwerklich ist das ein fantastischer Text
Oh danke :shy:

vor allem aber glaubwürdig und gut vorstellbar.
Das war mir das Wichtigste. Freut mich, dass es so bei dir angekommen ist!

Deine Anmerkungen sind alle berechtigt und sehr hilfreich. Komma und "sie" wird ergänzt, die "letztere" übernehme ich auch. Mit der Begründung, warum sie auf den Balkon geht, bin ich auch nicht wirklich zufrieden. Da habe ich lange drauf rumgekaut, aber irgendwie ist das nicht so richtig rund geworden. Ich werde mir nochmal Gedanken machen, wie ich die Überleitung geschickter machen kann.

Ich danke dir nochmal ganz herzlich fürs Lesen & Kommentieren, und natürlich für das Lob :shy:

Liebe Grüße,
Sommerdieb

Achso, das mit den Zitaten klappt übrigens, wenn du beim Schluss-[\QUOTE] statt dem \ ein / setzt ;)

 

Hallo Sommerdieb,
Ich habe die erste Version der Geschichte nicht gelesen, beziehe mich also auf die Überarbeitung.
Als allererstes möchte ich sagen, dass du einen guten, sehr bildhaften Schreibstil hast. In einem der Kommentare wurde das etwas "bemängelt" (zu viele Adjektive), mir persönlich gefällt das meistens ganz gut. Ich konnte mich gut reinversetzen in die Hitze des Tages, die Anzüge, die die Gesellschaft schwitzen lassen, das Buffet, das den Temperaturen nichts entgegen zu setzen hat. Da bin ich fast dankbar, dass das Wetter bei meiner Hochzeit eher bescheiden war ;).
Und jetzt kommt das aber. Aber, irgendwann war es mir dann doch zuviel Geschreibe über das heiße Wetter und den damit verbundenen Schweiß. Ich hatte nach dem zweiten Absatz den Gedanken: ok, ich hab's verstanden. Da könntest du meiner Meinung nach etwas zurückrudern.

Zur Geschichte selbst. Bräutigam und Erzählerin haben ein gemeinsames Geheimnis vor der Braut, und die Erzählerin entpuppt sich als "Serientäterin". Kann sie das Glück anderer nicht ertragen, entfacht es ihren Ehrgeiz, vergebene Männer zu verführen? Ich weiß es nicht. Die Motivation wird für mich auch nicht ganz klar. Und dass die Männer reihenweise (zumindest zweifach) dieses Spiel mitspielen, fand ich, sorry, unglaubwürdig. Das spielt für mich zu sehr mit dem Klischee des stets seitensprungwilligen Mannes, der kein Problem damit hat, seine Frau/Freundin zu betrügen und dann noch quasi unter deren Augen. Nee, das fand ich irgendwie so lala.

Ein paar Sachen, die mir im Text aufgefallen sind:

Georgia erhielt ganz unwillkürlich Einzug in ihr Leben, ohne je ein richtiger Teil davon zu werden.
Müsste das nicht "hielt" Einzug heißen?

Es war an einem Tag wie diesem, unerträglich heiß und stickig, als sie Georgias Freund kennenlernte.
Wann/wie lernt sie ihn kennen? Das wird gar nicht beschrieben. Hinterher auf dem Balkon sagst du, dass sie nicht verstehen konnte, wie er mit jemandem wie Georgia usw. Da war ich etwas verwirrt. Woher weiß sie, dass er Georgias Freund ist?

Georgia, die einzige Person, die sie kannte, schon vor Stunden aus den Augen verloren hatte.
Es gibt laut deiner Beschreibung nur wenige Zimmer, aber sie hat Georgia schon seit Stunden aus den Augen verloren?

„Ich krieg Kopfschmerzen von dem ganzen Lärm. Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist?“, fragte sie leise und berührte mit ihren Lippen seinen Hals.
„Ich wohne nur zwei Straßen von hier“, flüsterte er und legte seine Hand in ihren Rücken.
Finde ich, s.o., unglaubwürdig. Und dann gehen sie einfach weg, und seine Freundin wundert sich nicht, wo er hin ist?

Sie wollte nur wissen, ob sie ihn hätte haben können, wenn sie ihn gewollt hätte.
Ok, das ist also ihre Motivation. Na gut.

Und vielleicht hätte sie den Wunsch verspürt, ihr die Wahrheit zu sagen, wenn ihr Georgia mehr bedeutet hätte.
Dann hätte sie diese Aktion hoffentlich nicht durchgezogen, oder?

„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und überschlug ihre Beine, drehte sich ihm mit dem Oberkörper zu und lehnte sich leicht nach vorne, gerade so, dass er vielleicht einen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. Seine Augen rutschten ab, nur für einen kurzen Augenblick, dann sah er ihr wieder ins Gesicht und nickte.
Tut mir leid, das ist mir zu unglaubwürdig. Ein verheirateter Mann, der sich mal eben an den Tisch zu einer gut aussehenden Frau setzt. Na gut. Aber dann verleugnet er, dass seine Frau auch da ist und zieht mir ihr los? Ich weiß nicht...

Also, ich finde, dass du wirklich einen guten Stil hast, sehr detailliert und gut lesbar. Für mich hatte die Geschichte ein paar inhaltliche Schwachstellen, aber dennoch ein guter Text.
Vielen Dank dafür.

Beste Grüße,
Fraser

 

„Alle reden vom Wetter, wir nicht!“,
Aufdruck auf einer Kaffeetasse mit
Abbildern der Marx, Engels, Lenin​

..., als er sie ihr aus der Hand nahm

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe/r Sommerdieb -
dafür kann‘s nie zu spät sein, zumal wir uns das erste Mal begegnen!,
und doch fall ich direkt mit der Tür ins Haus, denn das zitierte kleine Festival der Einsilbigkeit bringt für mich Dein Dilemma auf den Punkt, der - wenn man's genau nimmt - schon mit der Überschrift beginnt, die im nhd. üblicherweise ohne Punkt endet. Naja, den Vorgängern treibt's halt auch den Schweiß ...

Wie über einen vermeintlichen Festtag zu erzählen anfangen, da bietet Beschreibung einen guten Weg. Aber was ist mit den Pronomen

..., doch als die Braut vorm Altar stand und ihr die Schweißtropfen langsam die Schläfen hinunterliefen, ihr blondes Haar in dunklen Strähnen in ihrem Nacken klebte und sich der helle Stoff des Brautkleids zwischen den Schulterblättern verdunkelte, verstummten die Komplimente.
, insbesondere den Possessivpronomen, die bis zum Ende der Erzählung eine kleine Vorherrschaft errichtet haben. Denn: Wessen Haar könnte da in wessen Nacken geraten, wenn wem der Schweiß rinnt? Possessivpronomen , selbst bei den Glatzeköpfen (die es auch unter jungen Burschen gibt) – was natürlich Enden muss in den Besitzansprüchen mein/e Mann/Frau usw. Aber vorm Schweiß geht die Welt an den Eigentumsverhältnissen und der westlichen Lebensweise unter, an der ja auch Asien und Afrika seine helle Freude hat!

Tipp, auf die Gefahr einer v3.0 hin: Possessivpronomen so weit als möglich ersetzen, aufs notwendige Maß beschränken.

Hier mein‘ ich, wäre ein Reflexivpronomen angesagt -denn er fällt ja nicht über sie her

Als sie ihm die Hand schüttelte, wich er ihrem Blick aus, doch sie spürte ihn auf ihr, als sie sich der Braut zuwandte.
Also m. E. besser „Als sie ihm die Hand schüttelte, wich er ihrem Blick aus, doch sie spürte seinen (Blick) auf sich (gerichtet).

Von ihrem Platz aus konnte sie das Brautpaar beobachten, sie nahmen noch immer vereinzelte Glückwünsche entgegen …
Das Paar (Überbleibsel des Dual) besteht zwar aus zwei Personen, ist aber sing., also korrekt „Das Brautpaar …, es nahm noch immer ...“

und Georgia unterhielt sich angeregt mit einer jungen Frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten schien.
Mein Deutschlehrer auf der Realschule behauptete in solchen Fällen immer, nur die Sonne scheine und selbst der Mond habe sich sein Licht nur von der Sonne geborgt. Und er hatte Recht! Scheinen hat inzwischen den Rang des brauchen erreicht und der Volksmund sagt nicht umsonst, wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.
Die Dudenredaktion umgeht durch einen einfachen Trick die Forderung nach dem Infinitiv: Sie setzt dem Verb die Vorsilbe „er“ voran, erscheinen.

Mutter oder Schwester, dem Alter nach zu urteilen[,] eher letztere.
Sätzen geht es wie dem richtigen Leben: Es hat/Sie haben Anfang und Ende, wie hier der Relativsatz, der sich zudem mit einer Infinitivgruppe schmückt und damit die Zeichensetzug verstärkt (Abhängigkeit der Infinitivgruppe vom Substantiv

„Wir würden uns so freuen, wenn du kommst“, hatte sie gesagt, und sie hatte zurückgefragt: „Ihr?“, und Georgia hatte beteuert, „Ja, wir, er auch“.
Sie hatte lachen müssen, „Lüg mich nicht an“, hatte sie gesagt und aufgelegt, doch am nächsten Tag warf sie die Postkarte mit der Zusage in den Briefkasten.
Na, wenn da nicht ein „hatte“ vergessen wurde …

Aber im Ernst „‚… “, hatte sie gesagt, und sie hatte zurückgefragt: …“ - wenigsten ein Name reduziert die Pronomen bis zur Übersichtlichkeit und ein „fragte zurück“ wird kein Chaos anrichten, zumal die Zeitenfolge im Deutschen viel flexibler ist, als die Schulgrammatik uns weis machen will. Doch weiter! „‚Ihr?“, und Georgia hatte beteuert, „Ja, wir, er auch“.
Sie hatte lachen müssen, „Lüg mich nicht an“, hatte sie gesagt und aufgelegt, doch ...‘“, da gelingt‘s doch mit einem „beteuerte G.“ und letztlich „sagte sie und legte auf".

„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und überschlug ihre Beine, …
„überschlagen“ meint was anderes als „die Beine übereinander (zu) schlagen“, extrem im Purzelbaum zu erkennen oder am Oberbuchhalter, der eine Summe mal eben überschlägt.

Ob ich nun alles aufgeführt hab, kann ich gar nicht garantieren. Aber schau'n wir mal.

Gruß

Friedel

 
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Hallo Fraser,
herzlichen Dank, dass du vorbeischaust! Ich habe den Sommer in der letzten Woche auf Mallorca gesucht (und vielleicht gestohlen?) und widme mich daher erst jetzt, verspätet, deinem Kommentar.

Aber, irgendwann war es mir dann doch zuviel Geschreibe über das heiße Wetter und den damit verbundenen Schweiß.
Tja, sowas hatte ich ja schon fast befürchtet. Tatsächlich endete die Hitze-Beschreibung in der ersten Fassung ab der ersten Rückblende unter den Kastanien. Dann wurde bemängelt, dass sich das mit der Hitze nicht über den ganzen Text zieht, also habe ich es noch ein bisschen ausgereizt, weil mir der Gedanke, den roten Faden der unerträglichen Temperaturen weiterzuspinnen, durchaus gefiel. Dass das nun aber nicht jedermanns Geschmack ist, kann ich gut nachvollziehen, ich bitte aber um Nachsicht, dass ich daran nun nichts mehr ändern werde.

Die Motivation wird für mich auch nicht ganz klar.

Sie wollte nur wissen, ob sie ihn hätte haben können, wenn sie ihn gewollt hätte.
Ok, das ist also ihre Motivation. Na gut.

Ich darf es so interpretieren, dass die Motivation doch klar geworden ist (beim zweiten Lesen wenigstens)?
Warum sie nun ausgerechnet dieses Bedürfnis hat, ist natürlich eine ganz andere Frage, und ich fürchte, die Klärung würde den Rahmen einer KG sprengen. Vermutlich kann sie es sich nicht mal selbst erkären.

Und dass die Männer reihenweise (zumindest zweifach) dieses Spiel mitspielen, fand ich, sorry, unglaubwürdig. Das spielt für mich zu sehr mit dem Klischee des stets seitensprungwilligen Mannes, der kein Problem damit hat, seine Frau/Freundin zu betrügen und dann noch quasi unter deren Augen. Nee, das fand ich irgendwie so lala.
Okay, da sagst du was, da musste ich lange drüber nachdenken. Ich wollte keinesfalls mit diesem "Klischee" spielen, und dass es so rübergekommen ist, finde ich schade. Gleichzeitig verstehe ich nun aber sehr gut, dass man es wirklich so herauslesen kann, und das stört mich. Dass der Freund von Georgia ein Arschloch ist, ist ja eine Sache, aber dass der Freund ihrer Schwester auch eins ist ... hm. Da hast du recht, das wirkt unrealistisch.
Ich habe mir einige Gedanken gemacht, wie ich das lösen könnte, aber so richtig überzeugt bin ich noch nicht. Die Grundidee, dass sich das ganze wiederholt, soll ja bestehen bleiben. Eine Option wäre also, das mit dem Mann der Schwester zu streichen und einen wildfremden Kerl zu nehmen, der zwar verheiratet, aber alleine auf der Hochzeit ist. Aber ich weiß nicht, ob dass dann zu willkürlich wäre. Vor allem macht dann die Einführung der Schwester auch gar keinen Sinn, so à la Tschechowsches Gewehr, wenn die einmal eingeführt wird, muss die auch eine größere Rolle spielen als einfach nur eine Schwester zu sein, von der die Prota nichts wusste.
Eine weitere Option wäre, den Mann schon mit der Schwester da sein zu lassen, aber nicht als ihr Mann, sondern einfach als ihr Begleiter, der dennoch verheiratet ist, nur eben nicht mit ihr. Der quasi eh schon fremd geht, und dann seiner Affäre nochmal zusätzlich fremdgeht. Das könnte dann aber ein bisschen too much werden, und ob es dem Klischee des fremdgehenden Mannes wirklich zuträglich ist ... es hätte immerhin den Vorteil, dass er vorher kein treuer Ehemann war, sondern schon von vorneherein ein Arschloch. Nur diese Verhältnisse noch mit in den Text einzubauen, ohne den Erklärbär zu spielen, dürfte eine Herausforderung werden.
Letzte Option, die am Text nicht viel ändern würde, wäre, dass ich das Verhältnis zur Schwester noch weniger zeige, sprich: Dass er mit der Schwester verheiratet ist, steht gar nicht fest und wird für die Prota auch nicht ersichtlich. Im Text steht ja genaugenommen auch nicht, dass er der Mann der Schwester ist, nur, dass sie die beiden schon zusammen gesehen hat, und dass er einen Ehering trägt. Wenn ich da noch ein paar Unsicherheiten einbaue und die Interpretation dem Leser deutlich offener lasse, ob er ein Verhältnis mit der Schwester hat, wäre das vielleicht auch schon die Lösung.

Und zu guter Letzt könnte ich natürlich den letzten Satz streichen, wo er auf ihre Einladung eingeht. Ich fand zwar die Wortwiederholung recht hübsch, aber vielleicht reicht auch schon das "Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet" um die Klammer zu schließen, und ob er dann auf ihre Einladung eingeht, bleibt dem Leser überlassen.

Naja, du siehst, der Gedanke ist noch nicht ganz ausgebrütet. Ich nehme gerne Vorschläge entgegen und werde mal schauen, ob und wie ich das noch ändern kann.
Ich danke dir auf jeden Fall schonmal an dieser Stelle für diesen wertvollen Hinweis, der mich meinen Text nochmal sehr kritisch hat überdenken lassen.

Müsste das nicht "hielt" Einzug heißen?
Da könntest du recht haben. Ich google mich nochmal schlau und ändere es dann ggf.!

Wann/wie lernt sie ihn kennen? Das wird gar nicht beschrieben. Hinterher auf dem Balkon sagst du, dass sie nicht verstehen konnte, wie er mit jemandem wie Georgia usw. Da war ich etwas verwirrt. Woher weiß sie, dass er Georgias Freund ist?
Da hast du mich erwischt. In der ersten Fassung hatte ich noch erwähnt, dass sie ihn vorher schonmal flüchtig getroffen hatte, und sie ihn erst auf der Party "richtig" kennen lernte. Dann sollte sie bei der ersten Überarbeitung tatsächlich mit ihm schlafen, ohne zu wissen, dass er Georgias Freund war, und bei der zweiten Überarbeitung hab ichs dann wieder umgeändert. Der Logikfehler ist mir dabei nicht mehr aufgefallen, danke für den Hinweis, da muss ich dran schrauben.

Es gibt laut deiner Beschreibung nur wenige Zimmer, aber sie hat Georgia schon seit Stunden aus den Augen verloren?
Da sagst du wieder was Wahres ... auf der anderen Seite denke ich schon, dass es möglich ist, wenn sie nicht aktiv nach Georgia gesucht hat, oder? Sie sind ja nicht so dicke, da reicht es theoretisch schon, wenn sie nur in verschiedenen Räumen sind und keiner der beiden nach dem anderen Ausschau hält.

Finde ich, s.o., unglaubwürdig. Und dann gehen sie einfach weg, und seine Freundin wundert sich nicht, wo er hin ist?
Ob sie sich nun wundert oder nicht, wird ja gar nicht geklärt. Die Geschichte ist aus der Sicht der Prota erzählt, und die interessiert es ja letztlich recht wenig, ob Georgia sich an dem Abend oder später noch gewundert oder gar aufgeregt hat, und auch nicht, was für Ausreden sich der Freund ausgedacht hat, um sein Verschwinden zu erklären.

Dann hätte sie diese Aktion hoffentlich nicht durchgezogen, oder?
Na ich hoffe doch nicht! Auf der anderen Seite soll es ja durchaus so Freundinnen geben, die mal austesten, ob der Freund ihrer Freundin auch treu ist, um der Freundin dann ggf. von dem Kerl abzuraten.
So eine ist sie allerdings eher nicht. Abschließend kann ich das nicht ganz beurteilen, ob sie das getan hätte, wenn sie enger mit G. befreundet gewesen wäre ...

Lieber Fraser, ich danke dir ganz herzlich für deine Einschätzung und deinen Kommentar. Ich werde mir deine Hinweise zu Herzen nehmen und schauen, was ich noch an dem Text ändern kann, ohne ihn nochmal komplett umzuschmeißen. Du hast mir auf jeden Fall sehr geholfen, meinen Text auch mal durch andere Augen zu sehen und die Schwachstellen, die er hat, zu erkennen.

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Hallo Friedrichard,

ich freue mich sehr, dich als meinen Leser begrüßen zu dürfen!

Possessivpronomen, die bis zum Ende der Erzählung eine kleine Vorherrschaft errichtet haben.
Da sagst du was! Ist mir vorher nicht aufgefallen, und jetzt springen sie mich förmlich aus allen Ecken an.
Tipp, auf die Gefahr einer v3.0 hin: Possessivpronomen so weit als möglich ersetzen, aufs notwendige Maß beschränken.
Nun, ein paar (mehr) Pronomen zu ersetzen ist ja keine Kunst und recht schnell gemacht, das würde ich dann nicht direkt eine dritte Version nennen ;)

Hier mein‘ ich, wäre ein Reflexivpronomen angesagt -denn er fällt ja nicht über sie her
Na, wer weiß das schon so genau ...?
Aber du hast natürlich recht. Jetzt wo du's sagst, klingt's auch in meinen Ohren komisch, beinahe lustig.

Das Paar (Überbleibsel des Dual) besteht zwar aus zwei Personen, ist aber sing., also korrekt „Das Brautpaar …, es nahm noch immer ...“
Hiermit hab ich so meine Probleme . Grammatikalisch hast du natürlich vollkommen recht, aber es klingt einfach blöd, wenn da ein "es" steht ... Ist wie beim Mädchen, da mag ich es auch nicht, wenn ständig "es" etwas tut und nicht "sie".

Die Dudenredaktion umgeht durch einen einfachen Trick die Forderung nach dem Infinitiv: Sie setzt dem Verb die Vorsilbe „er“ voran, erscheinen.
Da ihr das Gesicht der Schwester ja nun nicht gerade wie ein Engel "erscheint", tu ich mich mit der Dudenformulierung eher schwer. Jospeh und Maria ist ein Engel erschienen, so sagt man zumindest, aber da überleg ich mir lieber eine komplett neue Formulierung, bevor ich das kleine "er" davorsetze.

Na, wenn da nicht ein „hatte“ vergessen wurde …
Tja, der Zwang des Plusquamperfekts. Ich fand die vielen "hatte"s ja fast schon süß.

zumal die Zeitenfolge im Deutschen viel flexibler ist, als die Schulgrammatik uns weis machen will.
Na, wenn du das sagst, dann will ich mich deinem Urteil beugen und ein paar "hatte"s einstampfen und Sätze ins Präteritum umwandeln.

„überschlagen“ meint was anderes als „die Beine übereinander (zu) schlagen“
Aber wie, lieber Friedel, wie kann ich es denn sonst ausdrücken? Mir fällt da beim besten Willen nichts besseres ein als "überschlug". Oder ist es gar mit einem "schlug ihre Beine über" getan? Das klingt nun aber sehr hölzern ...
Vielleicht lässt sie es dann auch einfach.

Ob ich nun alles aufgeführt hab, kann ich gar nicht garantieren.
Na, hier erwartet ja auch niemand eine vollständige Textanalyse. Ich danke dir recht herzlich für alle Fehler, die du aufgedeckt hast, und auch generell dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und zu kommentieren. Es war mir eine Ehre! Und ich werde deine Hinweise auf jeden Fall berücksichtigen.

Liebe Grüße,
Sommerdieb.

 

Hallo @Friedrichard,

ich freue mich sehr, dich als meinen Leser begrüßen zu dürfen!

Ma' nich' so förmlich,

Sommerdieb! (ja, ab Montag ist er auch hier weg ... War auch lang genug).

Tipp, auf die Gefahr einer v3.0 hin: Possessivpronomen so weit als möglich ersetzen, aufs notwendige Maß beschränken.
Nun, ein paar (mehr) Pronomen zu e
rsetzen ist ja keine Kunst und recht schnell gemacht, das würde ich dann nicht direkt eine dritte Version nennen
2.09242016, kurz 2.01 ginge auch ...

Das Paar (Überbleibsel des Dual) besteht zwar aus zwei Personen, ist aber sing., also korrekt „Das Brautpaar …, es nahm noch immer ...“
Hiermit hab ich so meine Probleme . Grammatikalisch hast du natürlich vollkommen recht, aber es klingt einfach blöd, wenn da ein "es" steht ... Ist wie beim Mädchen, da mag ich es auch nicht, wenn ständig "es" etwas tut und nicht "sie".
Da hat_s der Niederländer einfacher ... gelle? Aber dem Mädchen entspricht ja nicht der Junge, sondern das Jungchen/Bübchen/Knäbchen. Das Mädchen ist halt die Verniedlichung der Magd und das Paar - halt aus zwei Hälften

Die Dudenredaktion umgeht durch einen einfachen Trick die Forderung nach dem Infinitiv: Sie setzt dem Verb die Vorsilbe „er“ voran, erscheinen.
Da ihr das Gesicht der Schwester ja nun nicht gerade wie ein Engel "erscheint", tu ich mich mit der Dudenformulierung eher schwer. Jospeh und Maria ist ein Engel erschienen, so sagt man zumindest, aber da überleg ich mir lieber eine komplett neue Formulierung, bevor ich das kleine "er" davorsetze.
Aber das erscheint mir nicht notwendig, selbst wenn eine Jungfrau eine solche Erscheinung gehabt haben sollte ...
„überschlagen“ meint was anderes als „die Beine übereinander (zu) schlagen“
Aber wie, lieber Friedel, wie kann ich es denn sonst ausdrücken? Mir fällt da beim besten Willen nichts besseres ein als "überschlug". Oder ist es gar mit einem "schlug ihre Beine über" getan? Das klingt nun aber sehr hölzern ...
Vielleicht lässt sie es dann auch einfach.
Nicht resignieren!
„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und [...]schlug ihre Beine [übereinander], …

Wird schon werden, wenn es auch noch mit dem Punkt in der Überschrift klappt. Ich weiß, Textanneliese fängt mit der Grammatik an, dem Handwerkszeug. Ohne Handwerk keine Kunst,

behauptet der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hi Sommerdieb
Erst mal möchte ich die für diese sehr unterhaltsame Geschichte danken! Es hat mir grossen Spass gemacht sie zu lesen, vor allem da es vor meinem Fenster gerade regnet und ich etwas Hitze gut gebrauchen könnte :)
Ich glaube das Wesentliche wurde alles bereits gesagt, mir persönlich gefallen die vielen Details sehr gut, ich hatte beinahe selbst das Gefühl zu schwitzen, obwohl es hier bei mir doch kalt ist.Wollt ich nur einmal noch kurz anmerken ;)
Liebe Grüsse Anirac

 

Lieber Friedrichard,

Aber dem Mädchen entspricht ja nicht der Junge, sondern das Jungchen/Bübchen/Knäbchen. Das Mädchen ist halt die Verniedlichung der Magd und das Paar - halt aus zwei Hälften

Das wusste ich noch nicht, also das mit dem Mädchen und der Wortherkunft - und nun bin ich sehr erstaunt, an welchen ungeahnten Stellen die deutsche Sprache diskriminierend ist, oder doch wenigstens einen diskriminierenden Ursprung hat. Wieder was gelernt!
Vielleicht kann ich mich beim Paar doch mit dem "es" anfreunden, oder aber ich ersetze das "sie" an dieser Stelle durch "die beiden", was dann ja wenigstens den Plural bei "entgegen nehmen" erlaubt (fordert).

„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und [...]schlug ihre Beine [übereinander], …
Ja siehst du, über die Möglichkeit, das "einander" noch mit reinzunehmen, hab ich natürlich gar nicht nachgedacht! So klingt es doch gleich viel runder, werde ich übernehmen :)

Ich weiß, Textanneliese fängt mit der Grammatik an, dem Handwerkszeug. Ohne Handwerk keine Kunst
Ja, die gute Anneliese ... :D Da hast du in jedem Fall recht, ich hoffe aber, du verzeihst mir meine 'jugendliche Rebellion' im Bezug auf den Punkt in der Überschrift. In diesem Fall lasse ich das "üblicherweise" in
schon mit der Überschrift beginnt, die im nhd. üblicherweise ohne Punkt endet.
nicht als Begründung gelten und werte meinen Punkt vorerst als "künstlerische Freiheit".
Ich behalte mir aber vor, den Punkt zu einem späteren Zeitpunkt doch noch entfernen zu lassen ;)

Nochmals vielen Dank, dass du ein zweites Mal vorbeigeschaut hast, deine Hinweise werden in Kürze auch im Text umgesetzt :)

---

Liebe maria.meerhaba,
wow, ich bin tatsächlich ganz sprachlos! Vor deinem Kommentar hatte ich gewissermaßen die größte "Angst", auch wenn ich deine oft sehr direkt formulierte Meinung sehr schätze.
Und dann sowas!
Bei

denn Konstruktives kann ich diesmal nicht bringen,
ist mir mal kurz das Herz in die Hose gerutscht, "wenn die maria nichts konstruktives sagen kann", dachte ich, "dann hab ich's wohl voll vergeigt" - aber dann kam zum Glück der rettende, wenn auch im ersten Moment irritierende Nachsatz :D

Okay, jetzt bin ich mir sicher, ich verstehe deine Figur und das ist gut
Wunderbar! Und ja, du hast sie durchaus richtig verstanden. Und das freut mich umso mehr!

ich hatte meinen Spaß, ist gut geworden und toll gemacht :3
Ich danke dir von Herzen!
Und auch danke, dass du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte ein zweites Mal zu lesen und dann auch noch zu kommentieren :3

---

Hallo Anirac,
und von mir auch nochmal herzlich Willkommen hier im Forum ;)
Ich freue mich sehr über deinen Leseeindruck, und dass er so positiv ausgefallen ist, freut mich umso mehr. Lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, ihn mit mir zu teilen :)

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Hallo Sommerdieb,
Kein Problem, man muss sich den Sommer holen, wo man ihn bekommen kann. Danke für deine Antwort.

Ich habe mir einige Gedanken gemacht, wie ich das lösen könnte, aber so richtig überzeugt bin ich noch nicht. Die Grundidee, dass sich das ganze wiederholt, soll ja bestehen bleiben. Eine Option wäre also, das mit dem Mann der Schwester zu streichen und einen wildfremden Kerl zu nehmen, der zwar verheiratet, aber alleine auf der Hochzeit ist. Aber ich weiß nicht, ob dass dann zu willkürlich wäre.
Und so, wie ich deinen Ansatz verstanden habe (was natürlich nicht stimmen muss), schnappt sich die Dame ja vor allem Kerle von Frauen, die sie kennt. Vielleicht, weil ihr das mehr Genugtuung verschaft? Deshalb müsste es ja schon jemand sein, zu dem sie irgendwie eine Beziehung hat, oder?
Und der frisch gebackene Bräutigam käme nicht in Frage?

Und zu guter Letzt könnte ich natürlich den letzten Satz streichen, wo er auf ihre Einladung eingeht. Ich fand zwar die Wortwiederholung recht hübsch, aber vielleicht reicht auch schon das "Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet" um die Klammer zu schließen, und ob er dann auf ihre Einladung eingeht, bleibt dem Leser überlassen.
Ja, das wäre auch ein elegantes Ende.
---„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und überschlug ihre Beine, drehte sich ihm mit dem Oberkörper zu und lehnte sich leicht nach vorne, gerade so, dass er vielleicht einen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet.---
Und Ende.

Soweit noch mal von mir.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo Fraser,

danke nochmal für deine Rückmeldung. Mit dem gekürzten Ende freunde ich mich auch immer mehr an, das werde ich denke ich so umsetzen.

Und der frisch gebackene Bräutigam käme nicht in Frage?
Nee, den hatte sie ja schon. Da weiß sie ja, dass sie den hätte haben können. Das muss sie nicht nochmal probieren.

schnappt sich die Dame ja vor allem Kerle von Frauen, die sie kennt.
korrekt, damit fällt die Option, dass der Typ alleine auf der Hochzeit oder mit einer wildfremden zusammen ist, schon mal weg.
Ich denke es genügt ihr aber schon, wenn sie die Partnerin sieht, sie muss die nicht unbedingt persönlich kennen. Bei ihr spielt sich vieles über Optik ab, der Charakter ist da eher zweitrangig.

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

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