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Heiß.

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23.05.2016
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Heiß.

Es war der heißeste Tag des Jahres. Anfangs hatte man sie noch für das Wetter und den strahlenden Sonnenschein beglückwünscht, doch als die Braut vorm Altar stand und ihr die Schweißtropfen langsam die Schläfen hinunterliefen, ihr blondes Haar in dunklen Strähnen in ihrem Nacken klebte und sich der helle Stoff des Brautkleids zwischen den Schulterblättern verdunkelte, verstummten die Komplimente. Niemand war für diese Temperaturen angemessen gekleidet, vielleicht gab es für solche Temperaturen keine angemessene Kleidung, vor allem nicht, wenn man in dieser Kleidung eine Kirche betreten wollte; und so traf die Gäste kein besseres Schicksal. Alte Damen in fliederfarbenen Kostümen tupften sich hilflos mit ihren fein bestickten Seidentaschentüchern die Stirn, die jungen Männer wagten es, ihre Jacketts abzulegen, sodass sich unter den Achseln kreisrunde Flecken abzeichnen konnten, während die älteren Herren still in ihren schweren, grau karierten Sakkos litten und sich mit den von ihren Ehefrauen fein bestickten Seidentaschentüchern hin und wieder den Schweiß von ihren Glatzen und aus den Falten in ihrem Nacken wischten.

Sie trug ein zitronengelbes Chiffonkleid, dessen schmal geschnittenes Oberteil ihr bereits nach der Zeremonie wie eine zweite Haut am Körper klebte. Sie hatte nicht kommen wollen, sich viel zu lange um die Zusage herumgedrückt, doch schließlich stand sie dort, in der schwülen Hitze, fächelte sich mit der flachen Hand Luft zu und fand sich mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen vor dem Brautpaar wieder, um ihnen ihre Glückwünsche auszusprechen. Die kurzen Haare des Bräutigams glänzten nass in der prallen Sonne, und sie konnte einen kleinen Schweißtropfen erkennen, der bis an die Spitze einer dunklen Strähne gerollt war und jeden Moment auf seine Stirn fallen würde. Ihn hatte es noch schlimmer getroffen als seine Frau. Er bemühte sich um Fassung, während ihm der Schweiß in kleinen Rinnsalen über Stirn und Schläfen strömte, um sich an seinem Kinn wieder zu einem großen Tropfen zu vereinen, der schließlich, sobald er eine gewisse Größe erreicht hatte, seinen Hals hinunter rollen und den Hemdkragen verfärben würde. Als sie ihm die Hand schüttelte, wich er ihrem Blick aus, doch sie spürte ihn auf sich, als sie sich der Braut zuwandte.
„Georgia“, sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen, doch diese zog sie strahlend zu sich heran und umschloss sie mit ihren kräftigen Armen. Sie wurde unwillkürlich gegen die nackte, mit einem feuchten Schweißfilm bedeckte Schulter gedrückt, die sich nun eiskalt und klebrig gegen ihren Hals presste. Die Arme um den Rücken der Braut legend, bemühte sie sich darum, nicht in die nasse Grube zwischen ihren Schulterblättern zu fassen, überhaupt nirgendwo hin zu fassen, wo es nass war, was in Anbetracht der Umstände gänzlich unmöglich schien.
„Ich wünsche dir alles Gute. Euch.“ Sie war froh, als sie sich wieder aus der Umarmung lösen und flüchten konnte. Mit der Hand wischte sie sich über die feuchte Wange, konnte nicht ausmachen, ob es ihrer oder Georgias Schweiß war, den sie nun in den Stoff ihres Kleids rieb.

Im Vorbeigehen griff sie sich ein Glas Sekt vom Tablett eines Kellners und steuerte auf das Buffet zu. Sie nahm sich einen Teller und begann, ihn mit den kleinen, extravagant dekorierten Häppchen zu beladen. Manche waren mit üppigen Cremeschichten gefüllt, die der Sonne nicht standhielten und langsam, aber sicher zu kleinen, matschigen Häufchen zusammenschrumpften. Andere begannen auszutrocknen, die Ränder wellten sich nach oben, selbst die Tischdekoration begann bereits zu welken. Nur die wenigsten Häppchen wirkten noch wirklich appetitlich, und so beschränkte sie sich auf diese und trug ihren halbvollen Teller zu den Sitzgelegenheiten, die jemand in weiser Voraussicht in den Schatten der großen, hunderte Jahre alten Kastanienbäume gestellt hatte. Von ihrem Platz aus konnte sie das Brautpaar beobachten, die beiden nahmen noch immer vereinzelte Glückwünsche entgegen und Georgia unterhielt sich angeregt mit einer jungen Frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Mutter oder Schwester, dem Alter nach zu urteilen, eher letztere.
Sie hatte nicht gewusst, dass es eine Schwester gab. Vielleicht war es für ihre Freundschaft bezeichnend, dass sie zu ihrer Hochzeit eingeladen wurde, aber niemals von einer Schwester erfahren hatte. Sie wusste wenig über Georgias familiäre Verhältnisse, über ihre Vergangenheit, ihre alten Freunde. Eigentlich wusste sie fast nichts. Tatsächlich war sie erstaunt, als die Einladung eines Morgens in ihrem Briefkasten lag. Erstaunt, weil sie eingeladen war, oder weil Georgia ihn tatsächlich heiraten würde, sie war sich nicht sicher weshalb.
Völlig unscheinbar kam die Einladung daher, ein schlichter, weißer Briefumschlag mit einer fast noch schlichteren, weißen Karte darin.
So schlicht und weiß, dass sie beinahe absichtlich in Vergessenheit geraten wäre, hätte Georgia sie nicht nochmal angerufen und bedrängt, endlich ihre Zusage abzugeben.
„Wir würden uns so freuen, wenn du kommst“, hatte sie gesagt, und sie hatte zurückgefragt: „Ihr?“, und Georgia hatte beteuert, „Ja, wir, er auch“.
Sie hatte lachen müssen, „Lüg mich nicht an“, hatte sie gesagt und aufgelegt, doch am nächsten Tag warf sie die Postkarte mit der Zusage in den Briefkasten.

Sie hatten sich an der Universität kennen gelernt, Einführung in die Literaturgeschichte, zweites Semester. Eine Vorlesung, die für jeden Germanistikstudenten Pflicht war, und doch saßen mehr Senioren in den Reihen des Hörsaals als junge Studienanfänger. Sie kamen ins Gespräch, irgendwann im Laufe des Semesters, ein selbstverliebter Dozent ist ein guter Einstieg für eine Konversation unter gelangweilten Studentinnen. Es war vielleicht keine Seelenverwandtschaft, vermutlich hatten sie auch nie viel gemein, doch irgendwie waren sie zusammen geblieben, hatten sich in Seminaren getroffen und in Vorlesungen, später auf Semester- und WG-Partys. Georgia hielt ganz unwillkürlich Einzug in ihr Leben, ohne je ein richtiger Teil davon zu werden.

Während sie im Schatten saß und ihren Blick über die Köpfe der Gäste schweifen ließ, halbherzig auf der Suche nach jemandem oder etwas, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf einen kleinen Schweißtropfen, der sich an ihrem Haaransatz gebildet hatte. Sie spürte ihn, als er losrollte, eine hauchdünne Linie über ihren Nacken zog und für einen Moment am Schulteransatz verharrte, bis er zwischen ihre Schulterblätter glitt, die Wirbelsäule entlang und bis zum tiefsten Punkt ihres Kreuzes. Dort blieb er beinahe schwerfällig liegen und rutschte bei jedem Atemzug ein winziges Stückchen weiter nach unten, gerade weit genug, um die feinen Härchen in dieser Gegend zum Erzittern zu bringen und ihr trotz der Hitze einen unangenehmen Kälteschauer über den Körper zu jagen. Sie legte ihre Hand in den Rücken und strich über die Stelle, um den Tropfen in den bereits feuchten Stoff ihres Kleides zu reiben.

Es war an einem Tag wie diesem, unerträglich heiß und stickig, als sie Georgias Freund kennenlernte. Georgia hatte sie zu irgendeiner Geburtstagsfeier überredet, und bei kostenlosen Drinks und langen Nächten hatte es noch nie viel Überredungskunst gebraucht, um sie zum Mitkommen zu bewegen. Und so kam es, dass sie sich in der Wohnung eines Typen wiederfand, den sie nicht kannte, zwischen betrunkenen Studenten saß, die sie nicht kannte, und Georgia, die einzige Person, die sie kannte, schon vor Stunden aus den Augen verloren hatte.
Die Wohnung befand sich im sechsten Stock, direkt unterm Dach, und die Hitze des Tages hatte die wenigen Zimmer schon bis zu einem kaum aushaltbaren Grad aufgeheizt, noch bevor die unzähligen Menschen darin ihre Körperwärme abstrahlen konnten. So tauschte sie schon bald die Schwüle des Innenraums mit der wenig Kühlung verschaffenden Schwüle der Abendluft auf dem Balkon, und dort stand er. Das flüchtige Bekanntmachen durch Georgia zu Beginn des Abends hatte gerade ausgereicht, um ihn wiederzuerkennen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, stützte sich mit beiden Unterarmen auf dem Balkongeländer ab und starrte auf die Dächer der Stadt. Seine lässige Ausstrahlung zog sie an, sie stellte sich zu ihm, mit dem Rücken zum Geländer, er hielt mit der linken Hand eine Bierflasche, mit der rechten führte er seine Kippe zum Mund, inhalierte den Rauch tief in seine Lungen und stieß ihn mit einem Seitenblick zu ihr wieder aus. Sie fragte sich, was jemand wie er mit jemandem wie Georgia wollte, als sie ihm wortlos die Zigarette aus der Hand nahm und daran zog, seinen erstaunten Blick mit ihren Augen festhielt und sie ihm zurück reichte. Ein Lächeln zuckte über seine Mundwinkel, als er sie ihr aus der Hand nahm und dabei über ihre Finger strich, viel zu deutlich, als dass es hätte zufällig sein können.
„Ich hab nichts mehr zu trinken.“ Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet, und es brauchte keiner gesonderten Aufforderung, er stieß sich ohne ein weiteres Wort vom Geländer ab, drückte seine Zigarette aus und holte ihr etwas zu trinken.
Sie küsste ihn zum Dank auf die Wange, blieb einen Augenblick zu lang so stehen, die Hand auf seinen Oberarm gelegt, ihre Hüfte gegen seine geschmiegt. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr schneller werden.
„Ich krieg Kopfschmerzen von dem ganzen Lärm. Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist?“, fragte sie leise und berührte mit ihren Lippen seinen Hals.
„Ich wohne nur zwei Straßen von hier“, flüsterte er und legte seine Hand in ihren Rücken.

Als sie schließlich erschöpft auf dem Bett lagen, schwer atmend und nackt, die verschwitzten Körper eng ineinander verschlungen und miteinander verklebt, gerade so, dass es unangenehm werden würde, sich wieder voneinander zu lösen, strich er ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht und sagte: „Ich bin mit Georgia zusammen.“
„Ich weiß“, sagte sie, setzte sich auf und begann, sich anzuziehen.
„Hey – das bleibt unter uns, ne?“
„Klar. Ich verrate nichts.“
Er nickte stumm, und sie hatte, was sie wollte. Sie wollte nicht Georgias Beziehung kaputt machen, wollte ihn nicht für sich. Sie wollte nur wissen, ob sie ihn hätte haben können, wenn sie ihn gewollt hätte.
Vielleicht wäre es ihre Pflicht als Freundin gewesen, Georgia zu erzählen, was für einen Kerl sie sich da geangelt hatte. Und vielleicht hätte sie den Wunsch verspürt, ihr die Wahrheit zu sagen, wenn ihr Georgia mehr bedeutet hätte.

Sie wickelte das Stückchen Honigmelone auf ihrem Teller aus dem Schinkenmantel, schob ihn an den Tellerrand und trennte das Fruchtfleisch von dem letzten Rest der gelben Schale, die nur noch an einer schmalen Stelle miteinander verbunden waren. Sie hatte nie verstanden, warum man Früchte in Fleisch einwickeln musste. Einzeln schmeckte beides doch viel besser, und das Beste hob sie sich gerne bis zum Schluss auf.
„Bist du auch Vegetarier?“
Sie zuckte zusammen, wandte sich der Stimme entgegen und setzte an, den Kopf zu schütteln, doch dann traf ihr Blick zwei dunkle Augen, die ihr unter markanten Brauen entgegen blitzten, und sie spürte ihr eigenes Nicken, noch bevor sie bewusst den Entschluss dazu gefasst hatte.
„Ja. Ich könnte niemals ein Tier essen“, log sie und deutete auf den freien Platz neben sich. Der junge Mann folgte ihrer Einladung und setzte sich zu ihr. Er kam ihr bekannt vor. Sie hatte ihn an der Seite von Georgias Schwester gesehen, in der Kirche, als sie noch nicht wusste, dass es die Schwester war. Ihr Blick fiel auf seine rechte Hand, ein feiner, silberner Ring zierte seinen Ringfinger. Er schien ihren Blick zu bemerken, denn seine Hand glitt unter den Tisch, aus ihrer Sichtweite.
„Und woher kennst du das Brautpaar?“, fragte er
„Oh – Georgia ist eine alte Bekannte aus Studienzeiten. Und du?“
Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. „Ich bin ein Arbeitskollege des Bräutigams.“
Sie schmunzelte. Ein flüchtiger Blick auf das Brautpaar, Georgia war noch immer ins Gespräch mit ihrer Schwester vertieft.
„Und du bist alleine hier?“, fragte sie, schenkte ihm ein Lächeln und schlug ihre Beine übereinander, drehte sich ihm mit dem Oberkörper zu und lehnte sich leicht nach vorne, gerade so, dass er vielleicht einen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. Seine Augen rutschten ab, nur für einen kurzen Augenblick, dann sah er ihr wieder ins Gesicht. Er zögerte mit einer Antwort, zu lange.
„Es ist so heiß hier“, sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, „begleitest du mich in die Kirche?“ Große Augen, ein Wimpernschlag, die Lippen leicht geöffnet.

 

Hallo ihr lieben Krieger,

ich habe mich so an meiner ersten Geschichte festgesaugt, dass ich irgendwie nicht dazu gekommen bin mal was Neues zu schreiben. Als ich nun vor zwei Tagen in Anbetracht des Wetters das Bild einer schwitzenden Braut vor Augen hatte, deren Hochzeit quasi trotz des tollen Wetters buchstäblich 'ins Wasser' fällt, habe ich mich einfach mal rangesetzt und geschaut wie sie sich so entwickelt.
Ich bin gespannt, wie sie auf euch wirkt & was ihr davon haltet.

Der Titel gefällt mir leider überhaupt nicht, aber mir will partout nichts besseres einfallen. Betrachtet ihn als Arbeitstitel und wenn ihr Alternativvorschläge habt, dann immer her damit! :)

Liebe Grüße,
Sommerdieb :)

 

Hej , du Sommerdieb,

hast wohl 'n schlechtes Gewissen und willst mir den Sommer literarisch untermogeln ;).

Das ist dir ganz gut gelungen. Ich habe die Geschichte schnell "eingeatmet". Inhaltlich als auch stilistisch sommerleicht. Für meinen Geschmack ein bisschen zuviel Mode und zu wenig Gefühl und Erotik (für einen Erotik-tag :shy:) .
Auch wäre es mir recht gewesen, wenn du dich auch an der Hitze "festgesaugt" hättest, statt mich zwischenzeitlich in eine Eistonne zu stecken. Das ist zuviel für mich :lol:
Spricht doch eigentlich nichts dagegen, des Bräutigams Seitensprung ebenfalls in eine "heiße" Zeit zu verlegen. So als Déja-vu.

Die "Wiederholung" unter der Kastanie dürfte für meinen Geschmack auch deutlicher ausfallen.

Und was hat sie, was ich nicht habe? :hmm: Mir passiert das nicht andauernd. :lol:

Ach, und was muss ich mir unter einem

skeptisches Lächeln
vorstellen?

Danke für Geschichte und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,
vielen Dank fürs Lesen & Kommentieren :)

Den Erotik-Tag habe ich gestrichen, war sowieso sehr ratlos, welche ich für diese Geschichte nehmen soll. Aber stimmt schon, viel Erotik ist gar nicht drin.

Das mit dem versetzen in eine heiße Zeit ist eine gute Idee, jetzt wo du es sagst, der Anfang so brechend heiß und dann ohne Vorwarnung plötzlich tiefster Winter ... ich werde sehen, was ich tun kann ;)

Tja, was hat sie? Sie ist wohl ... heiß? :D Das kann ich dir leider auch nicht endgültig verraten, vielleicht strahlt sie ja diese verruchte 'ich habe keinen moralischen Konflikt, wenn du deine Freundin/Frau für mich betrügst' Aura aus, und das zieht Männer an? Who knows ;)

Ein skeptisches Lächeln... Ich habe lange überlegt, bis ich eine Beschreibung für diesen Gesichtsausdruck gefunden habe, der geht in etwa so: skeptisch zusammengezogene Augenbrauen, leicht verengte Augen, und die Lippen lächeln, wobei meistens ein Mundwinkel stärker nach oben gezogen ist als der andere, also quasi ein schiefes Lächeln, aber es ist eben nicht nur das, sondern beinhaltet noch dieses "Ich weiß nicht so genau, was das jetzt werden soll, aber ich lass mich mal drauf ein, Freundchen" ;)
Hach, vielleicht trifft es auch eher ein "spöttisches Lächeln"? Aber sie lacht ihn ja nicht aus...
Du siehst, schwieriges Unterfangen.

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Hey Sommerdieb!

Du machst es deinem frisch verheirateten Paar ja nicht gerade leicht! Die maue Stimmung auf der Feier ist gut nachzuvollziehen, wenn ich an das Wetter der letzten Tag denke! ;)
Dazu noch eine allein stehende etwas kokette Freundin aus vergangenen Zeiten und die kleine Komödie ist perfekt!
Obwohl die Geschichte einige Zeitsprünge und nicht die Kürzeste ist, muss ich gestehen, dass sie auf jeden Fall zum weiterlesen verleitet hat.

Dein Schreibstil gefällt mir sehr. Außerdem hältst du ihn die ganze Geschichte über aufrecht und abwechslungsreich. Wenn ich doch ach nur so frei schreiben könnte! Du hast erwähnt, dass du sehr lange an deiner Kurzgeschichte gearbeitet hast. Darf ich erfahren, wie lange ungefähr? Ich brauch nämlich schrecklich lange schön zu formulieren! Das bedarf noch etwas Übung :D

PS: Dein Prot. scheint ja doch nicht ganz unschuldig zu sein;)

Gruß Chocier

 

Hallo Chocier,

nein, wenn ich eins gelernt habe, dann dass man seine Charaktere quälen muss ;) Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, es freut mich sehr, dass dir mein Stil gefällt :)

Wenn man fertige Geschichten von anderen Leuten vor sich hat, dann bekommt man tatsächlich schnell das Gefühl, dass die 'in einem Rutsch' frei runtergeschrieben sind. Sind sie aber nicht unbedingt! Der Anfang und das Ende fiel mir recht leicht, aber an dem Mittelteil saß ich verhältnismäßig recht lange und hab immer wieder was geschrieben, umformuliert, wieder gelöscht, neu geschrieben... Bis es dann mal gepasst hat.
Also diese Geschichte habe ich an drei Tagen geschrieben, am ersten Tag entstand der erste Absatz, am zweiten folgte der zweite und dritte sowie der Anfang mit der Honigmelone (;)) und heute habe ich den Rest geschrieben, davon einen Großteil im Zug (anderthalb Stunden Zugfahrt müssen ja irgendwie genutzt werden). (Meine erste Geschichte hier sowie deren Überarbeitung entstand witzigerweise auch größtenteils im Zug.)

Woran ich lange saß, war meine erste Geschichte (Brief, nie abgeschickt). Bzw. saß ich nach der Veröffentlichung hier sehr lange an der Überarbeitung, habe hin und her überlegt, rumprobiert ... Lange dran sitzen heißt bei mir aber auch, vor dem Dokument sitzen, sich den Kopf zerbrechen und nichts dran verändern ;)

Ich denke am besten lernt man schönes Formulieren, indem man von anderen Autoren, deren Stil man mag, viel liest. Zumindest war es bei mir so - wenn ich lange genug einen bestimmten Stil gelesen habe, hörten sich meine Geschichten danach sehr ähnlich an. Und je öfter man das mit verschiedenen Autoren macht, desto mehr arbeitet man sich seinen eigenen Stil heraus, in dem dann von jedem etwas drin ist ;)
In letzter Zeit habe ich z.B. einiges von Judith Hermann gelesen.

Liebe Grüße,
Sommerdieb :)

PS: Wie - meine Protagonistin nicht unschuldig? Wie kommst du denn darauf? Sie ist doch das Unschuldslamm schlechthin ... ;)

 

Hallo Sommerdieb,

ich steige Mal sofort in den Text:

mit ihren fein bestickten Stofftaschentüchern
fein bestickten Stofftaschentüchern
Finde ich ein wenig zu viel fein bestickte Stofftaschentücher :D

Schau’ mal hier:

Sie trug ein
Sie hatte nicht
Sie spürte
Sie wurde
Sie legte
Sie war froh
Sie wollte nicht
Sie griff sich
Sie griff sich
Sie trug ihren
Sie trug ein
Sie hatte nicht
Sie wusste wenig
Sie hatten sich
Sie kamen
Sie hatte
Sie brauchte
Sie stellte sich
Sie ließ
Sie verloren
Sie hatte
Sie hatte
Sie wusste nicht
Sie wickelte
Sie drehte sich
Sie hatte

Hier wäre ein wenig Abwechslung sinnvoll. Sätze umstellen; der Prota vielleicht einen Namen geben oder sie beschreiben (Die Blonde, die junge Frau, die …).

was in Anbetracht der Umstände gänzlich unmöglich schien; Ich wünsche dir alles Gute, sagte sie.
was in Anbetracht der Umstände gänzlich unmöglich schien. „Ich wünsche dir alles Gute“, sagte sie.


Er wirkte nicht betrunken auf sie, aber vielleicht war er es, er schrieb ihr am nächsten Tag eine Nachricht, flehte sie an Georgia nichts zu erzählen, aber das hatte sie nie vorgehabt.
Hier solltest du zwei Sätze raus machen, vor allem weil du hier einen großen Zeitsprung machst.
Da sind noch ein, zwei andere Sätze im Text, die du teilen könntest.

Bist du auch Vegetarier, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich fragen.
„Bist du auch Vegetarier?“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich fragen.

Viel Spaß noch.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

vielen Dank für deinen Kommentar :)

Das mit den Stofftaschentüchern sollte eine bewusste Wiederholung sein, also, dass man ggf die Assoziation ziehen kann, dass die Männer die gleichen oder vielleicht sogar die selben Taschentücher nutzen, wie ihre Frauen, die ja vorher schon beschrieben wurden ;) Aber ich werde die Geschichte mal ein paar Tage ruhen lassen und dann nochmal drüber lesen, vielleicht find ich das mit der Wiederholung dann auch nicht mehr so gelungen.

Danke für den Hinweis, die Satzanfänge werde ich mir nochmal in Ruhe anschauen :)

Den von dir angesprochenen Satz werde ich denke ich aufteilen, und auch nach anderen Sätzen schauen, denen eine Trennung gut tun würde. Danke dafür.

Bezüglich der wörtlichen Rede habe ich bewusst aus stilistischen Gründen auf Anführungszeichen verzichtet und möchte diese auch ungerne einführen.

Liebe Grüße,
Sommerdieb :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sommerdieb,

deine Protagonistin als Wiederholungstäterin - könntest du ihr neben den übergeschlagenen Beinen und dem tiefen Ausschnitt nicht noch eine lockere Rede statt bravem Nicken verpassen?
Zum Beispiel:
"Bist du auch Veganer?"
Langer Blick. Sie registriert den Ring und seine Reaktion. Dann sagt sie:
"Kommt darauf an."
Da wird er ja nicht weglaufen.

Nur ein Vorschlag. Das Biestige sollte mMn deutlicher werden.

Wie Kanji finde ich auch den Modeteil etwas überdimensioniert.
Du suchst noch nach einem treffenderen Titel? Den jetzigen finde ich gar. nicht schlecht in seiner Doppeldeutigkeit.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hej noch mal,

wenn du tatsächlich ihre, also der Protagonistins "hotness" ausarbeitest, (guck, wieselmaus denkt das auch :lol:) bzw. hin und wieder betonst, die Bräutigamszene transponierst, dann macht der Titel Echt Sinn.

Was hältst du von einem "schelmisch-wissendem" Lächeln ? :lol:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Danke Sonnendieb für deinen Kommentar

Schön, dass es nicht nur mir so geht! Ich sitze oft ewig vor meinem PC oder laufe wie ein eingesperrtes Tier in meinem Zimmer herum, wenn mir mal gar nichts einfallen sollte. (Fünf Sätze am Tag ist nicht befriedigend...)
Ja, andere Autoren zu lesen hilft ungemein neue Formulierungen zu finden oder seinen eigenen Stil zu finden, hat jedoch auch seine Tücken. Zum einen wäre da leichter Selbstzweifel, wenn man wieder mal eine sehr gelungene Kurzgeschichte ließt. Aber das ist schätze ich bei jedem so. Das eigene schätzt man nie so gut ein, wie das Werk eines anderen:)
Auch will ich mich davor hüten irgendwann den Stil eines anderen Autors zu sehr zu kopieren.

Leider befinde ich mich momentan in einer "literarischen Flaute". Dei Schule verlangt mir viel ab:(
So habe ich die letzten Woche einige meiner Geschichten endlos hin und her gewälzt und dann doch aufgeben, weil sie mir auf einmal nicht plausibel erschienen sind.

Umso mehr facht mich dein Kommentar an. Vielleicht wird es mal wieder Zeit für einen motivativen Aufschwung:)
Bis dahin werde ich fleißig lesen und bewerten;)

Ich will jetzt nicht noch mehr schreiben, dass nichts mit der Bewertung deiner Geschichte zutun hat.
Vielen Dank noch einmal für den freundlichen Kommentar.

Lg Chocier

 

Hallo wieselmaus,

Dein kurzer Dialog gefällt mir :D Wobei mir das bei dem Bild, das ich von meiner Prota habe, vielleicht ein bisschen too much ist. Aber ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen :)

Okay, Mode vielleicht ein bisschen kürzen, ich sehe was ich machen kann ;)

Liebe Grüße & vielen Dank für deinen Kommentar,
Sommerdieb

 

Kanji, hab deinen Kommentar ganz übersehen :Pfeif:
Das finde ich eine gute Idee, den Fokus noch mehr aufs Heiße zu legen, sowohl was die Temperaturen angeht, als auch die Protagonistin ;) Ich danke dir und wieselmaus für die Anregung :)

schelmisch-wissend ist irgendwie nicht schön zu lesen, auch wenn es inhaltlich wohl nicht verkehrt wäre. Ich glaube, über den richtigen Ausdruck muss ich noch ein bisschen brüten ;)

Liebe Grüße :)
Chocier, ich glaube, wenn man immer darauf achtet, sich von verschiedenen Autoren inspirieren zu lassen, und nicht ganz bewusst versucht, einen Stil eins zu eins nachzumachen, dann kann man gar nicht 'zu sehr kopieren', denn irgendwo wird immer der eigene Stil durchkommen und sich dadurch formen, ohne dann nicht mehr deiner zu sein ;)
Es freut mich, dass ich dich ein bisschen anfachen konnte, und hoffe, sehr bald hier etwas 'Frisches' von dir lesen zu dürfen :) Ich kann nichts versprechen, aber in den nächsten Tagen werde ich mal versuchen auch in deine erste Geschichte hier reinzuschauen.

Liebe Grüße :)

 

Hallo Sommerdieb,

du hast deinen ganz eigenen Schreibstil, das gefällt mir. Das Einzige, was mich daran gestört hat (ist aber vermutlich Geschmacksache) sind die z.T. sehr langen Sätze. Hab hier mal paar Beispiele rausgesucht:

lte Damen in fliederfarbenen und hellgrauen Kostümen tupften sich hilflos mit ihren fein bestickten Stofftaschentüchern die Stirn, die jungen Männer wagten es, ihre Jacketts abzulegen, sodass sich unter den Achseln kreisrunde Flecken abzeichnen konnten, während die älteren Herren still in ihren schweren, grau karierten Sakkos litten und sich mit den von ihren Ehefrauen fein bestickten Stofftaschentüchern hin und wieder den Schweiß von ihren Glatzen und aus den Falten in ihrem Nacken wischten.

und gleich danach nochmal:
Sie trug ein zitronengelbes Chiffonkleid, dessen schmal geschnittenes Oberteil ihr bereits nach der Zeremonie wie eine zweite Haut am Körper klebte, lediglich kaschiert durch den locker fallenden Oberstoff, der sich schmeichelnd um ihre kleinen Brüste schmiegte und auf Höhe der Taille mit einem leichten Gummizug zusammengerafft wurde.

Sie drehte sich der Stimme entgegen, setzte an den Kopf zu schütteln, doch dann traf ihr Blick zwei haselnussbraune Augen, die unter dunklen, markanten Augenbrauen ihr lächelnd entgegen blitzten, und sie spürte ihr eigenes Nicken, noch bevor sie bewusst den Entschluss dazu gefasst hatte.

Zum Teil find ich sie auch etwas "überladen" mit Adjektiven/ Adverben. Mir persönlich war das zu viel. Hab sie dir mal markiert. ;)

Schön finde ich, wie du die "Freundschaft" zwischen den beiden Frauen darstellst. Man spürt deutlich, wie oberflächlich sie ist.

Vielleicht war es für ihre Freundschaft bezeichnend, dass sie zu ihrer Hochzeit eingeladen wurde, aber niemals von einer Schwester erfahren hatte.
Dieser Satz hat mir besonders gut gefallen.

ein selbstverliebter Dozent ist ein guter Einstieg für eine Konversation unter gelangweilten Studentinnen.
das find ich gut!

Vielleicht hatte sie ihn verführt. Vielleicht ist es einfach so passiert.
Hier müsstest du m.M.n. auch den Plusquamperfekt verwenden.

Hab deine Sommergeschichte gern gelesen.
Vielleicht kannst du ja mit meinen Anmerkungen was anfangen :)

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 

Hallo Tintenfisch,
danke für deinen Kommentar :) Dass die Sätze zT sehr lang sind, wurde mehrfach angemerkt, es scheint also vielen so zu gehen. Das ist gut zu wissen, ich nehme das zur Kenntnis und werde beim Überarbeiten schauen, inwiefern ich da "entschachteln" kann :)

Du hast recht, es müsste "Vielleicht war es einfach so passiert" heißen, danke für den Hinweis ;)

Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat, mit deinem Kommentar kann ich auf jeden Fall etwas anfangen.
Liebe Grüße,
Sommerdieb :)


Hei maria.meerhaba,
ich danke auch dir ganz herzlich für deinen Kommentar, er hilft mir sehr. Du sprichst nämlich genau das an, was ich unterbewusst schon ein bisschen befürchtet hatte - starker Anfang, aber zum Ende hin werde ich dem vielleicht nicht mehr ganz gerecht. Deine ausführliche Rückmeldung gibt mir genau die Anhaltspunkte, an denen ich noch arbeiten muss. Mir ist durch deinen und auch einige Kommentare davor bewusst geworden, dass ich mir beim Schreiben selbst nicht so sicher war, warum sie nun eigentlich mit vergebenen Männern schläft. Genaugenommen hatte ich zwei Theorien, die beide möglich, aber schwer miteinander vereinbar sind. Dadurch, dass von beidem wohl etwas mit einfließt, aber nichts konkretisiert wird, bleibt es am Ende so unklar.
Ich habe mir nun einige Gedanken dazu gemacht. Sie ist in meinem Kopf keine gefühllose Schlampe, die bewusst auf die Männer steht, die nicht zu haben sind. Vielmehr findet sie die Männer anziehend, noch bevor sie weiß, dass diese vergeben sind oder aber obwohl sie es weiß, und sie hat, im Gegensatz zu anderen Frauen, keine Skrupel, dann eine Liebesaffäre anzufangen, vielleicht weil ihr Verhältnis zu Besitzansprüchen ein anderes ist als bei den meisten Leuten. Sie sucht sich aber nicht mit Vorsatz die vergebenen raus, sondern flirtet halt einfach mit den Typen, die sie toll findet, egal ob die vergeben sind oder nicht.
Das liest sich so aber noch nicht aus der Geschichte raus, das muss und will ich auf jeden Fall ändern.
Die zweite Idee war übrigens, dass sie von Selbstzweifeln zerfressen ist & sich durch diese Avancen mit den Männern ihrer Freundinnen selbst beweisen muss, wie sexy sie ist und dass sie alles haben kann, wenn sie nur will, obwohl sie die Männer ja eigentlich gar nicht haben will, weil sie ja ihren Freundinnen gehören. Also sie will niemanden ausspannen, sondern einfach nur mal probieren, ob sie es theoretisch könnte. Das finde ich aber nicht mehr so passen und hebe es mir evtl für eine andere Geschichte auf, dann müsste man nämlich eigentlich noch erzählen/zeigen, warum sie so tickt, denn sowas deutet ja meistens auf irgendein 'traumatisches' Erlebnis hin, was sie zu dieser von Selbstzweifeln zerfressenen Frau gemacht hat.

Nun ist mir auch aufgefallen, dass die Personen nach dem Flashback, der bei der Überarbeitung auch in den Hochsommer verlegt werden soll & damit das Hitze-Motiv nochmal aufgreift, gar nicht mehr schwitzen - da fang ich mit so einem Motiv die Geschichte an und lasse es zum Ende komplett unter den Tisch fallen. Geht so nicht, wird geändert.

Bei der Hitze hattest du noch eine Idee, ein Bild vor Augen, dass du gekonnt umgesetzt und toll erzählt hast. Doch nach der Hitze hattest du scheinbar keine Idee mehr und hast irgendwas zu schreiben begonnen.
Zu meiner Verteidigung, ich habe nicht einfach drauf losgeschrieben und geguckt, was passiert, sondern mir tatsächlich Gedanken gemacht, wie sich die Geschichte entwickelt. Bzw war es genau andersrum, mit dem Bild im Kopf habe ich losgeschrieben, und danach habe ich angefangen mir Gedanken über den Fortgang der Geschichte zu machen. Vielleicht war das der Fehler ;) Grundsätzlich finde ich die Idee mit den Seitensprüngen auch immer noch gut, aber sie muss noch mehr ausgearbeitet und besser in den Rest der Geschichte integriert werden.

Da habe ich nun einiges vor mir, aber ich freu mich schon drauf, denn irgendwie ist mir diese Geschichte ans Herz gewachsen und ich möchte, dass sie ein 'rundes Ding' wird.

Also, nochmal herzlichen Dank liebe Maria für deine ehrlichen Worte und liebe Grüße,
Sommerdieb :)

 

Hallo Sommerdieb,

dein Stil hat mich sofort gepackt, diese feinen Beobachtungen was die Hitze mit den Menschen macht, das ist wunderbar, sehr sinnlich und lebensnah. Und so hatte ich zu Beginn das Gefühl, dass die Hitze die eigentliche Protagonistin ist. Dann hattest du anfangs noch den Erotik-tag drin und ich freute mich schon beim Lesen darauf, in diesem gekonnten Stil eine erotische Szene zu lesen, von der ich erwartete, dass die Hitze dort eine wichtige Rolle spielen werde, oder auch eine Abkühlung.
Außerdem war es dir mit wenigen Worten gelungen, dass ich mit der Braut mitfühlte, sie interessant fand, mehr von ihr wissen wollte.

Anfangs hatte man sie noch für das Wetter und den strahlenden Sonnenschein beglückwünscht, doch als die Braut vorm Altar stand und ihr die Schweißtropfen langsam die Schläfen hinunterliefen, ihr blondes Haar in dunklen Strähnen in ihrem Nacken klebte und sich der helle Stoff des Brautkleids zwischen den Schulterblättern verdunkelte, verstummten die Komplimente.

Das fand ich großartig. Mich haben auch die langen Sätze nicht gestört.

Dass ich mich dann plötzlich mit einer von den Gästen befassen sollte, habe ich noch irgendwie verkraftet, zumal die Glückwunschszene hinreißend ist.

Danach verliert die Geschichte für mich tatsächlich die Dichte, wird nicht Fisch nicht Fleisch. Mit geht es da ganz ähnlich wie maria.meerhaba.

Welche Farbe die Kleider der Besucherin haben, ob gelb oder rot, das verschwitzte Kleid der Braut war eigentlich nicht mehr zu toppen.

Ich glaube du solltest die Kraft nutzen, die du im ersten Teil entwickelt hast, den Leser schmoren lassen in der Hitze, es womöglich noch mehr übertreiben, noch mehr Wetter, auf jeden Fall in dieser Szene bleiben, sie weiter entwickeln, bloß nicht in die Vergangenheit abdriften. (und schon gar nicht die Temperatur ändern) So wie du schreibst, müsste es für mich nicht mal irgendeine tolle Pointe geben.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Chutney :)

Es freut mich, dass dir der Einstieg in die Geschichte gut gefallen hat & dass ich dich mit meinem Stil packen konnte.

Tatsächlich hatte ich spätestens nach der Glückwunschszene das Gefühl, es jetzt wirklich ausgereizt zu haben mit dem ganzen Geschwitze und Getropfe, und dass jetzt mal frischer Wind rein muss, bevor der Leser anfängt sich zu langweilen. Offensichtlich lag ich da falsch ;)
Ich werde auch deine Rückmeldung in meine Überarbeitung mit einfließen lassen. Du hast mir nochmal einen völlig neuen Anstoß gegeben, den ich jetzt erst einmal auf mich wirken lassen werde. Und dann schauen wir, wohin es führt ;)

So wie du schreibst, müsste es für mich nicht mal irgendeine tolle Pointe geben.
Vielen Dank dafür :)

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Hallo Sommerdieb,

was mir an deiner Geschichte so richtig gut gefällt, ist der Erzählton. Und obwohl alle Vorkommentatoren den Anfang so sehr loben, mir gefiel gerade des Tones wegen die Geschichte so richtig gut nach Erscheinen des personalen Erzählers und als es in die Rückblende ging. Der erste Absatz ist schon arg auktorial.

Was ich sehr interessant fand, weil ich selber so gar nicht damit arbeite: die Bedeutung der Kleidung in deiner Geschichte. Nicht nur die Unterteilung der Hochzeitsgäste nach Art ihrer Kleidung, auch die Wiedererkennung von Personen (das königsblaue Kleid). Und wie bezeichnend, dass der unangenehmste Moment der ist, als sie die Braut an Stellen berühren muss, an denen die nun gerade keine Kleidung trägt. Während die Affäre, das was bei ihr ja das Unbehagen auslöst, auch wieder durch eine Aktion mit einem Kleidungsstück eingeleitet worden war:

Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern, einfach so, ohne ein Wort zu sagen

Fand ich hochinteressant, nur an zwei Stellen übertreibst du es ein wenig und die Beschreibung gerät ins Modemagazinhafte:
Sie trug ein zitronengelbes Chiffonkleid, dessen schmal geschnittenes Oberteil ihr bereits nach der Zeremonie wie eine zweite Haut am Körper klebte, lediglich kaschiert durch den locker fallenden Oberstoff, der sich schmeichelnd um ihre kleinen Brüste schmiegte und auf Höhe der Taille mit einem leichten Gummizug zusammengerafft wurde.
und
Sie stellte sich zu ihm, in ihrem d ünnen, kurzen Kleid, es war tiefrot, hauteng, eine einfache Röhre ohne Träger und kaum ihren Hintern bedeckend, ...
Gerade weil die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich selbst beschreibt wie ein Conférencier auf einer Modenschau. Aber vielleicht bin ich auch einfach nicht modebewusst genug.

Gut, die Geschichte als solche ist jetzt nicht gerade weltbewegend, aber die Pointe ist ganz nett. Gern gelesen.

Viele Grüße
Ella Fitz

 

Ohje, Ella Fitz, es tut mir furchtbar leid, dass ich deinen Kommentar erst jetzt sehe! :(
Umso mehr freuen mich deine wohlwollenden Worte. Die Geschichte liegt leider noch immer halb überarbeitet auf meinem virtuellen Schreibtisch rum. Seltsamerweise fällt es mir in der vorlesungsfreien Zeit sehr viel schwerer, Zeit zum Schreiben zu finden ...
Nun denn, ich werde deine Anmerkungen auf jeden Fall berücksichtigen. Dein Blick auf die Kleidung gefällt mir, auch wenn ich es selbst nicht ganz so tief durchdacht hatte, wie du es aufzeigst.
Die zwei Stellen, die du gesondert ansprichst, sind übrigens schon drastisch gekürzt worden bzw komplett rausgeflogen. Und du hast recht, in der Regel achtet man ja auf die Kleidung anderer Menschen mehr als auf die eigene. Da muss ich mich wohl ein bisschen zügeln ;)

Ich bedanke mich nochmals und entschuldige mich für die späte Rückmeldung,
liebe Grüße,
Sommerdieb.

 

Ist es wirklich zu fassen? Anderthalb Monate habe ich auf dieser Geschichte herumgekaut. Und nun ist es endlich so weit, die überarbeitete Fassung geht online. Ich habe viel hin- und herüberlegt, geschrieben, wieder verworfen, was andres geschrieben ... hach, es war ein Trauerspiel.
Aber passend zu den sommerlichen Temperaturen da draußen habe ich wohl die Motivation gefunden, die Geschichte endlich fertig zu schreiben.

Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare, wie ihr die Geschichte nun findet, ob die Überarbeitung wirklich etwas gebracht hat, oder ob ich es nur verschlimmbessert habe ...

Nochmals ganz herzlichen Dank für all eure Anregungen, Kanji, GoMusic, wieselmaus, Chocier, Tintenfisch, maria.meerhaba, Chutney, Ella Fitz,
auch wenn ich nicht alle berücksichtigen konnte, so kann ich euch doch versichern, dass ich jede Meinung und jeden Ratschlag zur Kenntniss genommen und auch bei der Überarbeitung zu Rate gezogen habe.

sommerliche Grüße vom Sommerdieb! :)

 

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