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Happy Valentine

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21.03.2004
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Happy Valentine

HAPPY VALENTINE


„Frag mich nicht,“ knurrte er mich an, als ich mich zu ihm setzte. Ich tat etwas ratlos und nachdem ich mir eine Cola bestellt hatte fragte ich ihn, was ich nicht fragen sollte.
„Du sollst mich nicht fragen warum sie nicht hier ist.“ Er hatte fast geschrieen und deshalb drehten sich ein paar Köpfe in unsere Richtung. Flo senkte den Kopf. „Entschuldigung“, flüsterte er und starrte in sein Bier. Und so blieben wir eine Weile sitzen. Als ich meine Cola getrunken hatte, fragte ich ihn vorsichtig, ob er darüber reden wollte. Er sah mich an, mit Tränen in den Augen.
Und dann begannen sie zu laufen. Aus den Augenwinkeln, über die Wangen, an den Mundwinkeln vorbei, zum Kinn. Dort verharrten sie kurz und ließen sich dann fallen. Eine nach der anderen sprang ab, eine sogar in sein Bierglas.
Ich legte fünf Euro auf den Tisch, nahm unsere Jacken und führte Flo nach draußen.

Es war eiskalt an der frischen Luft und ich begann sofort zu frieren. Ich sah Flo an, der teilnahmslos in der Fußgängerzone stand.
„Und jetzt?“ fragte er, sah mich dabei aber nicht an.
Daraufhin brachte ich ihn nach hause. Ausgerechnet ich. Wir fuhren mit dem Bus nach Grünwald und dann gingen wir zu ihm. Die ganze Zeit sagte keiner von uns ein Wort. Ich dachte über das nach, was passiert war und er starrte dauernd in die Luft.

Wieso hätte sie denn überhaupt im Café sein sollen? Sie, das ist Marie, Flo's feste Freundin seit...und dann fiel es mir ein, die beiden wären heute genau ein Jahr zusammen gewesen. Jahrestag also. Deswegen hätte sie im Café sein sollen. Und ich konnte mir gut vorstellen, warum sie nicht gekommen war. Flo sich wohl eher nicht.

Flo warf sich auf seine Matratze die am Boden lag. Und wieder starrte er in die Luft. Ich setzte mich ans Fenster. In seinem Zimmer musste man immer aufpassen, dass man sich den Kopf nicht stieß. Es lag direkt unter dem Dach und bis vor wenigen Monaten hatte man hier oben überhaupt keinen Platz. Wohlfühlen konnte man sich meiner Meinung nach auch nicht. Und anscheinend dachte Marie genauso. Mit Mülltüten bewaffnet räumten die beiden dann aus. Übrig geblieben ist ein riesiges, wenn auch niedriges Zimmer. Marie hatte in Flo’s Leben einiges umgekrempelt. Er hatte den Kontakt zu den meisten seiner Freunde vernachlässigt. Und das für Marie, die ihn des öfteren betrogen hatte. Ich wusste wovon ich sprach, sie hatte es mir nicht nur erzählt.
„Willst du was zu Essen?“ fragte ich Flo. Eine Taube setzte sich in die Regenrinne und pickte stumpfsinnig auf dem Metall herum. Tauben waren für mich schon immer einfältige Tiere, nur am Fressen. Und sie vertrauen dir blind, fressen dir aus der Hand, selbst wenn du ihnen Gift gibst. Sie hatten so gesehen gewisse Ähnlichkeit mit Flo.
„Ja.“, kam es aus dem Bett, was sonst.
Ich erhob mich und kroch zur Leiter die in den ersten Stock hinunter führte. Vorsichtig kletterte ich hinunter. Es war die gefährlichste Leiter der Welt. Schon einige von Flo’s Freunden hatten sie verfehlt und waren auf den Boden gekracht. Normalerweise fanden wir es dann alle lustig, bis es uns selbst passierte.
In der Küche ging ich zum Kühlschrank, nahm zwei Joghurt und ein belegtes Brot und kletterte wieder zu Flo hinauf.

„Weißt du noch, wie ich sie kennen gelernt habe?“
Flo saß jetzt am offenen Fenster. In der linken Hand eine Zigarette, in der rechten sein Mobiltelefon.
Ich nickte. Ich wusste so verdammt viel von den beiden. Was sie für ihn, aber vor allem, was er für sie getan hatte. Zum Beispiel hatte er für sie mit dem Rauchen aufgehört.
„Bei diesem langweiligen Ball. Wir wollten gerade gehen. Und dann kam sie den Gang entlang. Sie schien regelrecht zu schweben. Neben ihr zwei Mädchen, die hübsch waren, aber lange nicht so hübsch wie Marie.“
Er zog an der Zigarette, hustete leise und zog noch einmal, dieses Mal tiefer.
„Sie war so zierlich, ich hatte Angst, dass der kalte Wind sie draußen fort wehen könnte.“
Ich nickte wieder. „Ja, sie ist wunderschön.“
Er warf einen Blick auf sein Handy.

Als sie mich am Abend fragte, ob ich es ihm gesagt hätte, schüttelte ich den Kopf.
„Ich konnte nicht.“
Sie sah mich an, als ob ich ihr total fremd wäre. Ihre Augen weiteten sich, so dass sogar ich das Entsetzen darin sehen konnte.
„Du...du...“, versuchte sie zu beginnen, lachte dann aber hysterisch auf.
„Nein, ich habe es ihm nicht gesagt.“
„Und er? Wie geht es ihm?“ Ihre Augen wurden glasig und sie schien aus der Gegenwart zu fliehen. „Und du hast es ihm wirklich nicht...?“
„Nein.“
Ihr Kopf nickte langsam. Er hob und senkte sich eine ganze Weile und ich konnte nicht anders als sie anzustarren. Wie wunderschön sie doch war, selbst wenn sie in tranceartigem Zustand in diesem Blümchenkleid vor mir stand. Oder versuchte zu stehen, langsam begann sie zu taumeln. Ich griff sie an der Hüfte, doch sie schlug meine Hände weg und durch die ruckartige Bewegung fiel sie zu Boden.
„Fass mich nicht an!“ Ihre Stimme ließ das Wasser im Glas Wellen schlagen. Ich sah sie ungläubig an und meine Gedanken ließen sich nicht mehr steuern. Unter keinen Umständen konnte ich mir vorstellen, warum sie so etwas zu mir sagen sollte.
Mein Trommelfell schwang noch nach, als ich mich neben sie kniete. Ich nahm ihre Hand und sie krallte sich daran fest. Ich spürte wie ihr Körper zuckte und hörte ihr leises Schluchzen. Ich schloss die Augen und verlor mich in der Dunkelheit. Nur hier war ich ungestört, ihre Traurigkeit konnte mich hier nicht erreichen. Ich wollte nicht, dass sie mich erreicht.
Als ich die Augen wieder öffnete, sprudelte die Gegenwart unaufhaltsam herein. Marie saß mir gegenüber und putzte sich die Nase. Sie lächelte nicht, sah mich nicht an und ich fand es angemessen. Vorsichtig nahm ich ihr das Taschentuch ab und nahm ihre Hand, half ihr auf.
„Lass es mich wegwerfen. Du solltest so was nicht machen müssen.“ Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Behutsam betrachtete ich das Taschentuch. Es war noch blütenweiß, fast noch unschuldig. Ich hörte, wie die Wohnungstüre leise ins Schloss gezogen wurde. Man sollte so etwas nicht machen müssen, dachte ich und spülte es in die Kanalisation. Dann ging ich in die Küche und goss mir einen Whisky ein. Ich prostete zum Fenster hinaus. Auf dich und Marie, mein Freund. Sie kommt.

 

Die Frau geht. Punkt. Das ist alles. So einfach ist das =)

 

Hallo W*ax,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Du erzählst eine alltägliche Begebenheit, jemand verliebt sich in die Freundin seines Freundes, mit Spannung und Einfühlungsvermögen. Am Ende war aber auch mir nicht ganz klar, was mit der Frau passiert.
Und ich habe noch ein paar Anmerkungen für dich:

In seinem Zimmer musste man immer aufpassen, dass man sich den Kopf nicht stieß. Es lag direkt unter dem Dach und bis vor wenigen Monaten hatte man hier oben überhaupt keinen Platz. Wohlfühlen konnte man sich meiner Meinung nach auch nicht. Und anscheinend Und anscheinend dachte Marie genauso

Ich wüsste gerne den wahren Grund dafür, dass Marie nicht mehr mit Flo zusammen sein wollte, bzw. wie es dazu kam, dass sie sich nun mehr für den Prot interessiert.

Tauben waren für mich schon immer dumme Tiere, nur am Fressen. Sie hatten so gesehen gewisse Ähnlichkeit mit Flo.

Warum ist Flo dumm?

Ich wusste noch so verdammt viel von den beiden.

Hier stört mich das "noch". Außerdem könntest du ausführlicher schreiben, was der Prot von den beiden weiß.

Als sie mich am Abend fragte, ob ich es ihm gesagt hätte, schüttelte ich den Kopf.
„Ich konnte nicht.“
Sie sah mich an, als ob ich mir gerade ein Rüssel wachsen würde. Ihre Augen weiteten sich, so dass sogar ich das Entsetzen darin sehen konnte.
„Du...du...“, versuchte sie zu beginnen, lachte dann aber hysterisch auf.
„Nein, ich habe es ihm nicht gesagt.“
„Und er? Wie geht es ihm?“ Ihre Augen wurden glasig und sie schien aus der Gegenwart zu fliehen. „Und du hast es ihm wirklich nicht...?“

Diese Stelle ist sprachlich etwas durcheinander, einerseits poetisch (Kopf schüttlen, ihre Augen weiteten sich, ihre Augen wurden glasig...), andererseits soll sie witzig sein (Rüssel, lachte hysterisch). Ich finde das passt nicht zusammen.


Unter fast keinen Umständen

klingt komisch.

Außerdem verstehe ich die Bedeutung der Stelle mit dem Taschentuch nicht.

Also, ich habe jetzt doch einige Kritikpunkte gehabt. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich nenne sie dir, weil mir deine Geschichte gefallen hat und weil ich sie für verbesserungswürdig halte und nicht weil ich sie niedermachen will.

Liebe Gruße,
Ellen

 

So...ein wenig verändert. Vielleicht sind ja jetzt die letzten Klarheiten beseitigt ;)
Hochachtungsvoll.

 

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