Was ist neu

Hab heute die Welt verändert

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08.11.2001
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Hab heute die Welt verändert

Hab heute die Welt verändert

Ja, es machte einen Unterschied. Einen großen sogar. Von heute an würde nichts mehr sein, wie es gewesen war. Und das war gut so. Manchmal muss die Welt sich verändern. Und heute hatte sie es getan. Sogar die Schule hatte sich verändert. Nur deswegen. Er fühlte das Lächeln auf seinem Gesicht.
Als er den Flur entlangging, mit den Leuten redete, sie ansah, zwischen ihnen war. War die Welt neu und besser. Niemand lachte über ihn. Die üblichen Scherze waren vergessen. Und keiner stellte ihm ein Bein. Nicht heute. Und vielleicht nie wieder.
Endlich hatte er es geschafft. Er hatte ihren Respekt. Ihre Achtung. Alle Aufmerksamkeit. Jemand lachte über seinen Witz und niemand wagte es, hinter seinem Rücken zu tuscheln.
Dass die Welt sich verändert hatte, war gut genug. Wichtiger aber war, dass es allein an ihm lag. Er hatte es herbeigeführt und hatte es in der Hand. Seine neue Macht hatte es möglich gemacht. Hatte ihn in die Lage versetzt, endlich seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen. Sein neues Ich und die Art, wie er es anderen zeigte. Es war ihm allein zu verdanken. Liebevoll strich er mit einem Finger über den kalten Lauf. Ihm und der Waffe. Auf diesen Tag hatte er Jahre gewartet. Lohnende Jahre, in denen der Plan gereift war. Denn jetzt genoss er den Erfolg. Zum ersten Mal sahen sie alle ihn so, wie er wirklich war. Und mochten ihn. Machten Platz, wenn er vorbeiging. Beachteten ihn. Um seiner selbst willen.

Als er das Gebäude verließ, sah er mit einem schwachen Lächeln zurück. So sehr er diesen Ort auch hasste. Unbestritten war er heute ein wenig freundlicher geworden.
Die Waffe machte den Unterschied. Er würde sie wieder mitbringen. Dann würde er sie vielleicht sogar jemandem zeigen. Für den Moment fühlte es sich einfach nur gut an, sie unter der Jacke zu tragen. Die Welt war besser an diesem Tag. Ein wenig.

 

Hallo Frauke,

so eine Waffe kann einem schon ein neues Selbstvertrauen geben. Zudem ist es dir einmal gelungen, mich wirklichzu überraschen.
Während ich zwar schon bei den Beschreibungen am Anfang von der Waffe ausging, und entsprechend ermüdet gähnen wollte, als sie zur Sprache kam, kam die Überraschung mit dem Satz: Dann würde er sie vielleicht sogar jemandem zeigen.
Obwohl die Freundlichkeit der anderen Gesichter ihn eigentlich zwingend macht. Aber so wie das gestiegene Selbstbewusstsein ja im Grunde eine gefährliche Illusion ist, hätten ja auch die freundlichen Gesichter nur eine Selbsttäuschung sein können.

Für mich funktioniert deine kurze Geschichte. An einer Stelle hat mich die Zeilenaufteilung aber ein bisschen verwirrt:

Sein neues Ich und die Art, wie er es anderen zeigte. Es war ihm allein zu verdanken.
Liebevoll strich er mit einem Finger über den kalten Lauf. Ihm und der Waffe.
Da merkte ich erst beim nochmaligem nachlesen, dass sich das Ihm und der Waffe. auf Es war allein ihm zu verdanken. bezieht.

Lieben Gruß, sim

 

Hey, Frauke!

Das isse also. Na, dann schaun mer doch mal...

Sehr kurz, eher schlaglichtartig. Sprachlich solide, wenngleich ohne "Glanzlichter", aber das ist wohl auch nicht die Intention dieses Textes.

Und um sim zu plagiieren: Du hast mich ebenfalls ziemlich überrascht. Bis zu jenem Punkt war ich gedanklich in so einem Columbine-Highschool-Szenario - du hast mich (und sim wohl auch) erfolgreich auf eine falsche Fährte gelockt! Jut jemacht! Dafür gibt's nen Keks! *Keks schenk*

Diese fatale Basis, auf der dieser Jugendliche sich selbst aufbaut, ist denke ich durchaus repräsentativ für einen Teil jener Generation. Nicht nur die allgemeine Abhängigkeit von Statussymbolen (das ist ja nicht unbedingt neu), sondern von solch gefährlichen obendrein - man könnte sicher eine ganze endlose Diskussion darum entspinnen, werwaswiewowarum daran schuld ist usw. - zumindest bekommt man durch dieses Schlaglichtchen einen Denkanstoß darüber, in welchen gedanklichen und emotionalen Welten bzw. Abgründen sich heutige Jugendliche z.T. bewegen (müssen). Dafür gibt's ein kleines Zusatztörtchen! *Zusatztörtchen schenk* :D

Lieben Gruß,
Markus

PS: Ein Mini-Nörgel: Wann genau hat eigentlich diese Unsitte eingerissen, Überschriften klein anzufangen??? Das sehe ich hier in letzter Zeit ständig und finde es irgendwie extrem unschön. Eine Überschrift ist ein Satz wie jeder andere auch bzw. ein eher noch besonderererer (äh...irgendwas is da jetzt zuviel, fürchte ich... egal... :dozey: ), also den doch bitte auch mit einem Großbuchstaben anfangen! Alles andere sieht für mein Empfinden ganz furchtbar nach Tippfehler aus... ;)

 

Hallo arc en ciel!

Mich hat deine Geschichte auch überrascht.
Besonders der ruhige, sanfte Schluss ist dir gelungen, weil noch Traurigkeit mitschwingt, eben keine 'happy-end-Stimmung', keine megalomane Euphorie des Prot, denn positive Veränderungen (an einem selbst) gehen ja immer langsam voran...
Ich fand es gut, dass sich der Prot. nicht einfach nur an den anderen 'rächt', sondern 'an sich selbst arbeitet', indem er sein Selbstbewußtsein stärkt.

Allerdings hatte ich Probleme mit der Zeichnung des Prot, denn es bleibt im Unklaren, warum er gehänselt wurde: wegen Äußerlichkeiten? Wegen seiner Art? Oder Herkunft?
Vielleicht ja weder noch - denn zuerst hatte ich nicht an einen SChüler gedacht, sondern an einen Lehrer!
Das kommt ja auch vor, dass Lehrer mitunter wenig Respekt genießen, und dass "hinter ihrem Rücken getuschelt" wird, allemal. Dass die SChule selbst für Lehrer ein 'verhaßter Ort` werden kann, das kommt leider auch vor...

Einen Kecks hast du ja schon von Markus geschenkt bekommen...
Dann gibt`s von mir noch einen Glühwein dazu: *Glühwein einschenk* :)


Liebe Grüße,
Wolf

 

Liebe Frauke,

Deine Geschichte hat mir sehr gefallen. Es ging mir nämlich wie Sim: als der Prot über den Lauf der Waffe strich, dachte ich: Oooch, nee! Son Amokläufer, der die Angst seiner Mitmenschen als Lächeln deutet. Als dann aber - auch für mich sehr überraschend - klar wurde, dass er die Waffe versteckt bei sich trägt, war ich sehr beeindruckt. Allein durch die Tatsache, dass der Prot sich stärker fühlt, weil er bewaffnet ist, gelingt es ihm, die Reaktionen seiner Mitschüler anders, positiver für sich selbst, zu verstehen. Ein bisschen hoffe ich jetzt natürlich, dass die Waffe nur ein Symbol ist, ein Symbol für irgend etwas anderes, das dem Jungen Selbstvertrauen und Zuversicht gibt, eine andere Waffe (im übertragenen Sinn) ...

Ich habe Deinen Text gern gelesen. Die teilweise abgehackten Sätze geben die Gedanken des Jungen für meinen Geschmack perfekt wieder. :)

Liebe Grüße
Barbara

 

hallo Ihr 4!

ganz lieben Dank! Erstaunlicherweise sind Eure Kritiken jeweils so lang, wie mein Text. :D
Schön, daß ich Euch alle überraschen konnte. Das war eines der wesentichen Ziele ;)

Wie der Junge seine Umgebung interpretiert hat mich interessiert. Denn da niemand von der Waffe weiß, reagieren die Menschen ja ganz "normal" auf ihn. Und deshalb gibt es für mich eigentlich zwei Möglichkeiten, wie das zustandegekommen ist:

Entweder hat er durch die Waffe mehr Selbstvertrauen, tritt anders auf und plötzlich mögen ihn alle,
oder sie benehmen sich alle ganz so, wie immer, aber er interpretiert es anders.

Ich bin eher der Ansicht, daß es die erste Alternative sein muß, denn immerhin lacht ja jemand über seinen Witz und sonst stellt ihm fast immer jemand ein Bein, oder so...

Ich habe mit diesem Text versucht, mir vorzustellen, was diese High-School-Schießereien auslöst, was ihnen aber möglicherweise auch vorausgeht ... oder in wie vielen Fällen niemand erfährt, wie knapp es war, daß soetwas nicht stattfindet.

@Sim: Ja, den Absatz, der Dich verwirrt hat, hab ich am Schluß eingefügt. Den nehm ich wieder raus. Hoffe, das hilft.

@Horni:
ich bedanke mich herzlich für den Keks und das Zusatztörtchen.
Für diese Bezahlung hab ich noch gestern Nacht die Überschrift geändert. War zwar Absicht, aber es darf genauso gut großgeschrieben sein.

@kleinerWolf:
auf die Idee, daß es ein Lehrer sein könnte, bin ich gar nicht gekommen. Auch interessant.
Danke auch für den Glühwein.

@Barbara:

daran, die Waffe nur als Symbol zu verwenden, hab ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Ich fürchte, daß leider heute sowas öfter geschieht, als wir denken. Darauf wollte ich ein Stück aufmerksam machen. Vielleicht zum Nachdenken anregen.


Ich freue mich, daß der Text bei Euch angekommen ist. Bin beim Schreiben ein wenig eingerostet. ( 6 Wochen oder so ), aber jetzt geht es wieder, denke ich.

Lieben Gruß,

Frauke

 

Liebe Frauke!

Auch mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Anfangs habe ich ein bisschen gerätselt, was denn die Welt so plötzlich verändert haben kann, aber als ich dann von der Waffe las, war mir gleich klar, daß der Protagonist sich mit ihr ein falsches Selbstbewußtsein bzw. die Illusion eines solchen geschaffen hat. Natürlich wirkt sich das Selbstbewußtsein zum In-die-Jacke-Stecken darauf aus, wie er sich den anderen gegenüber gibt, aber auch seine Überzeugung, daß heute alles anders sein muß, kann ihn natürlich manche Reaktionen anders aufnehmen lassen. Bestimmt spielt da beides zusammen. ;)
– Was ich mich da nur frage, ist: Wundern sich die anderen gar nicht über sein verändertes Verhalten? Aber es wäre natürlich eine längere Geschichte, würdest Du auf sowas eingehen…

»hab ich noch gestern Nacht die Überschrift geändert«
– Ich nehme an, Du möchtest sie in der Anzeige auch geändert haben? ;)

Noch kurz zwei Anmerkungen:

»Von heute an würde nichts mehr sein, wie es gewesen war.«
– müßte meiner Meinung nach entweder heißen „wie es gewesen ist“ oder „wie es war“ (bin mir da jetzt aber nicht ganz sicher und mein Duden liegt im Kühlschrank :D)

»Zum ersten Mal sahen sie alle ihn so, wie er wirklich war.«
– würd ich umdrehen: sahen sie ihn alle so, …


Liebe Grüße,
Susi :)

 

hi Susi!
lieben Dank für Deine Kritik!

Selbstbewußtsein zum In-die-Jacke-Stecken
schöner Ausdruck. Und er paßt gut zum Text.
Ich freue mich, daß die Geschichte trotz der Kürze bei allen anzukommen scheint und das ohne Mißverständnisse.
Ich weiß, daß ich viele Fragen offenlasse. Das geht meiner Ansicht nach auch bei diesem Konzept nicht anders. Erst habe ich tatsächlich darüber nachgedacht, ob ich auch die Außensicht beschreiben soll. Aber dann habe ich mich mit Absicht allein auf seine subjektive Sicht bezogen.
Ich fand es gerade interessant, nur durch seine Brille zu sehen, ohne Erklärungen.

Wie ich das veränderte Verhalten der anderen interpretiere? Ich denke, einerseits ist das Selbsttäuschung. Denn er glaubt, alle müßten sich verändern... also wird er jeden Strohhalm ergreifen.
Andererseits: bisher war er Außenseiter, der mit der Rolle nicht gut umgehen konnte. D.h. er hat sich dementsprechend verhalten. Evtl. aggressiv, jedenfalls hat er nie wirklich erwartet, akzeptiert zu werden.
Jetzt, mit neuem Selbstbewußtsein, geht alles gleich besser.

Freut mich wirklich, daß der Text gefällt. Über Deine Verbesserungen mache ich mir mit klarerem Kopf Gedanken, danke schön.
Für eine Änderung der Anzeige wär ich natürlich auch richtig dankbar.

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hallo Frauke,

Eine schöne "Geheim"-waffe hat er da. Wie die übrigen auch habe ich zuerst anderes vermutet.
Das es letztendlich sein plötzliches Selbstbewusstsein und seine veränderte Wahrnehmung ist, kommt gut heraus!

Eines hätte ich noch vorzuschlagen: Am Anfang heisst es (z.B.):

Und keiner stellte ihm ein Bein. Nicht heute.
Warum nicht? Ist sein neues Selbstbewusstsein so offensichtlich eindringlich, auch für den Leser? Ansonsten könnte man ja schreiben, dass sie es zumindest versuchen, aber dann doch schnell zurückweichen. Leser denkt: weswegen? - später: wegen der Waffe? / Später wird klar: wegen seiner sichtbaren Selbstsicherheit.

Naja. Ist nur so ein Gedanke. Aber ansonsten: klasse Geschichte!

gruss,
p.

 

hi!

lieben Dank für das Lob!
Das mit dem Bein hab ich mir folgenderweise gedacht:
mit Sicherheit hat nicht jeden Tag jemand ihm ein Bein gestellt. Und weil es an dem Tag nicht passiert, glaubt er gleich an die große Veränderung...

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hallo Frauke,
kann mich den anderen nur anschließen, ein starker Text mit einer überraschenden Wende. Wieder einmal bewahrheitet sich: In der Kürze liegt die Würze.
Ich hatte zuerst gedacht, dass der Prot vielleicht irgendeine Operation hatte, zum Beispiel, dass er sich seine abstehenden Ohren hätte operieren lassen oder sowas.:D Dann kam die Überraschung mit der Waffe und ganz zum Schluss noch, dass er sie gar nicht gezeigt hat.
Also, Kekse, Törtchen und Glühwein hast Du schon, dann bekommst Du von mir jetzt noch als Belohnung eine Kerze, Du sollst es ja schließlich schön gemütlich haben.:D *kerzeanzünd*

LG
Blanca

 

hi Blanca!

Ganz lieben Dank für Dein Lob. Ich freue mich, daß ich anscheinend ins Schwarze getroffen habe - ohne auch nur einen einzigen Schuß abzugeben. :D
Aber die Idee mit der OP ist auch cool! ;)

Lieben Dank natürlich auch für die Kerze! Jetzt hab ich's wirklich schön gemütlich.

Lieben Gruß,

Frauke

 

ich schließe mich sim an; auch ich habe einen richtigen schrecken bekommen bei der 'waffe', nein, dachte ich, jetzt kommt wieder das amokläufer - erfurt - kinderkiller - klischee um die ecke und verprügelt mein ästethisches empfinden...
aber nein.

meine davorige vermutung war ja, dass er etwas respektloses, 'cooles', pubertäres getan hatte- einen lehrer beleidigt, einen anderen verprügelt, drogen mitgebbracht.

ich finde die geschichte klasse. das einzige, was mich gestört hat, war der wechsel von den gedankendes authors zum 'er'. da hätte ich lieber einen absatz vor dem satz 'Er fühlte das Lächeln auf seinem Gesicht.'.

nachtrag: das beste ist der titel; mit dem verkürzten 'hab'.

 

@all-apologies:

was denkt Ihr denn bloß alle von mir? Ich hau doch nie auf platte Klischees, oder? ;)
Deine Vorvermutungen haben auch ihren Reiz.

Eine Frage hab ich aber doch noch:
Eigentlich gibt es doch keinen wirklichen Wechsel von Gedanken zum "Er", oder so...
Erzählperspektive ist auktorial-personengebunden.
Oder willst Du mir nur sagen, ich soll da einen Absatz einfügen? Das wäre meine leichteste Übung :D

Lieben Dank für Dein Lob!

Frauke

PS: ursprünglich hatte ich die KG auf englisch geschrieben, vor ein paar Monaten. Da war der Titel "all the difference", weil einer der Schlüsselsätze natürlich war: "The gun made all the difference" - deshalb hatte ich echte Probleme mit der deutschen Titelsuche. "Der ganze Unterschied" / Der kleine Unterschied... das paßte nicht. Aber all the difference hatte sich schon so festgesetzt.
Deshalb freut es micht besonders, wenn Dir der Titel gefallen hat!

 

na. des stimmt schon, des mit der erzählperspektive. ich hatte nur nach dem durchlesen des ersten absatzes eindeutig ein 'ich' erwartet. es ist kein wirklicher wechsel der (erzähl-)perspektive; aber einer der betrachtungsweise.
so ein absatz wprde es da für mich schon echt bringen.

und was wir bzw ich so von dir denke- tja. nur gutes :)
deshalb ja die angst, jetzt doch dieses schreckliche klischee etc.

 

och, na, wenn Du nur gutes von mir denkst... dann versteh ich Dich natürlich vollkommen ;)

Lieben Dank für das feedback!

Frauke

 

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