"Schön, dass Du da bist", strahlte er.
Ich habe festgestellt, dass man dieses ganze Dilemma umgehen kann, indem man schlicht auf das Verb der verbalen Äusserung (das "sagen"-Wort) verzichtet und Stimmungsergänzungen o.ä. einfach als neuen Satz anhängt:
"Schön, dass du da bist!" Er strahlte.
Wirkt besonders gut, wenn danach sofort weiterer Dialog oder eine Handlung des Sprechenden folgt.
"Schön, dass du da bist!" Er strahlte und roch an den Blumen.
bzw.
"Schön, dass du da bist!" Er strahlte. "Ich hoffe, du hast jede Menge Appetit mitgebracht?" Er steckte die Nase in die Blumen, während er ihm voraus in die Küche zurück ging.
Ansonsten bin ich allerdings - anders als besagter Lektor - durchaus der Meinung, dass man Dialogsätze mit fast jedem Wort einleiten kann:
Er strahlte. "Schön, dass du da bist!"
Indem man den Doppelpunkt weglässt, mogelt man sich elegant aus der grammatikalischen Verantwortung.
Auf diese Weise kann man auf die meisten "sagen"-Worte verzichten, die ohnehin oft nicht nötig sind bzw. über Gebühr oder falsch benutzt werden und bekommt - quasi umsonst dazu - eine gewisse Dynamik in die Geschichte, die das Geschehen im Kleinen voranbringt.
"...sagte er"-Orgien wirken oft recht statisch. Bei Zweier-Dialogen, bei denen die jeweiligen Sprecher zweifelsfrei zugeordnet werden können und die Stimmung sich aus der wörtlichen Rede selbst ablesen lässt (was eigentlich ohnehin der Idealfall wäre), sollte man tunlichst ganz darauf verzichten:
Gina strahlte. "Schön, dass du da bist!"
"Ich konnte es gar nicht erwarten herzukommen." Jens zauberte einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor und lächelte schelmisch. "Für dich."
Sie roch zaghaft an den Rosen und warf ihm einen langen Blick zu. "Ist lange her, dass mir ein Mann Blumen geschenkt hat."
"Tatsächlich?" Er zog die Augenbrauen nach oben. "Eine echte Schande!"
"Das fand ich auch immer. Willst du nicht endlich reinkommen und deinen Mantel ablegen?" Sie machte mit einer einladenden Geste die Tür frei.
"Es stimmt also: Mit Rosen ist man überall willkommen." Er grinste, schob sich an ihr vorbei in die Diele, schnupperte, als er den Duft von Knoblauch und in Rotwein abgelöschtem Lammfleisch wahrnahm. Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. "Und gut gefüttert wird man offenbar auch!"
Nur ein kleines Beispiel für einen Dialog, der gänzlich ohne "sagen"-Wörter auskommt und den Dialog quasi "auf Umwegen" mit anderen Worten einleitet bzw. begleitet. Aber das geht natürlich über reine Grammatik-Probleme hinaus in die Stil-Ecke rein. Woran man allerdings sehen kann, dass die beiden häufig sehr eng zusammenhängen: Eine bestimmte Grammatik forciert einen bestimmten Stil, sozusagen.
+++ End Of Billige-Tricks-Kiste +++
PS: Was das "sagen"-Problem an sich angeht: Diese Aversion bzw. der Hang zur Vielseitigkeit ist spezifisch für den deutschen Sprachraum. In englischen Texten ist diese Häufung normal und allgemein akzeptiert. Übersetzer neigen allerdings häufig dazu, dies bei der Übertragung zu "vertuschen", indem sie "sagen" durch diverse andere Verben ersetzen. Wer z.B. die Übersetzungen der frühen Anhalter-Bücher von Admas liest, kann aber feststellen, dass beileibe nicht alle Übersetzer so verfahren.