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Gottes Fliegenklatsche

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12.02.2004
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Gottes Fliegenklatsche

Eine sternenklare Winternacht. Der Schnee knirschte unter Roberts Füßen. Sein Atem dampfte im Licht der Lampen. Von fern sahen die Siedlungen aus wie Versammlungen von Glühwürmchen in Momentaufnahmen zwischen Bergen, groß und still. Auf dem Dorfplatz blieb er stehen. Sollte er den nächsten Nachtbus nehmen, oder vorher noch einen trinken? An einem großen Gebäude schräg gegenüber verkündete ein Schriftzug: BAR. Dorthin lenkte er seine Schritte, spürte bei jeder Bewegung seine Oberschenkel und Knie. Und seine Blase drückte. Die Tür war aus altem Holz und hatte schmiedeeiserne Beschläge. Dunst aus Frittierfett und altem Rauch schlug ihm entgegen. Seine Schuhe hinterließen Wassertropfen auf den Fliesen. Hinter der Bar stand eine Frau Anfang Fünfzig, deren Schönheit sich langsam verabschiedete, wie bei einer Schnittblume, die schon ein wenig den Kopf hängen ließ. Er kannte sie flüchtig. Sie hieß Gabriele. Sie sog an einer Zigarette, schaute ihn die ganze Zeit an, während er näher kam.

„Grüß dich!“

Robert öffnete den Reißverschluss seines Anoraks. Dabei streifte die Innenseite seines Arms das Handy in der Tasche, immer noch eingeschaltet und auf Empfang, seine Verbindung zu Menschen, die längst in ihren Betten lagen.

„Kann ich einen Glühwein haben?“

An der Bar saß ein Mann mit grauem Bart, ein Bier vor sich. Sicher nicht das erste. Dieser Typ war seltsam. Es hieß, dass er so eine Art Hellseher sei. Er warf manchmal einen Blick auf den kleinen Fernseher, in dem ein Fußballspiel lief. Unten zogen an einem Laufband Quoten vorbei.

„Und? Gewinnt Real heuer die Champions League?“
„An deiner Stelle würde ich fragen, ob du die Frau, an die du vorhin gedacht hast, jemals wiedersehen wirst.“
„Wie bitte?“
„Das ist das, was ich an deiner Stelle fragen würde.“

Er schaute Robert von der Seite her an. Er hatte Tränensäcke. Und Haarbüschel in den Ohren. Auf seiner Schirmkappe stand Unser Lagerhaus.
Robert sagte: „Ich weiß nicht, was du für ein Problem hast.“
Gabriele stellte einen gläsernen Krug mit Glühwein vor ihn hin: „Keinen Ärger in meinem Haus!“
Die gebräunte Haut über ihren Brüsten warf Fältchen.

„Ich bin der Schorsch. Offenbar hast du ja schon von mir gehört“, sagte der Mann, „Nicht böse sein! Ich erfülle nur meine Aufgabe. Als Vermittler zwischen dir und der höheren Ordnung.“
Schorsch roch nach Rinde und Bier.
„Zwischen mir und Gott, oder wie?“
„Kann sein.“

Robert nahm einen Schluck von dem Glühwein: ein Geschmack nach Nelken, Wein und Zimt und eine Hitze, die sich die Speiseröhre hinunter bis in den Bauch ausbreitete! Dieser Typ war also ein Prophet. In ihm regte sich Ehrgeiz, das zu widerlegen. Mit Logik.
Gabriele griff nach der Fernbedienung und drückte den Aus-Knopf: „Schaut doch eh niemand mehr zu, oder?“

„Hör zu, Alter!“
Schorsch musterte ihn mit roten Tränensack-Augen.
„Diese Vorstellung von Gott aus dem Religionsunterricht, die ist Blödsinn. Die widerspricht den Gesetzen der Logik. Wie du vorhin gesagt hast: Ich werde meine Freundin niemals wiedersehen …“
Gegen seinen Willen durchlief ihn ein Schauer.
„… Das bedeutet doch, dass die Zukunft feststeht. Das heißt aber auch, dass wir Menschen nicht und nicht einmal Gott selbst freie Entscheidungen treffen können. Wenn aber Gott allmächtig ist, muss er Dinge tun können, die dieser vorgegebenen Zukunft widersprechen. In diesem Fall hätte er in seiner Prophezeiung gelogen. Dein Gott ist also entweder nicht allmächtig oder nicht allwissend oder er lügt.“

Gabriele sagte: „Ich möchte mal wissen, was der alte Schorsch darauf antworten kann.“
Schorsch nahm einen Schluck Bier, um sich zu stärken. Er deutete mit dem Kinn auf den Hund: „Schau dorthin!“
Der Golden Retriever, den jetzt alle drei beobachteten, trottete vor die Bar. Er setzte sich hin, blickte in die Runde und bellte einmal: Wuff!

Und siehe: Sein Fell verfärbte sich von semmelgelb zu strahlendem Weiß!

„Ja, und?“, fragte Gabriele.
Robert glotzte mit offenem Mund Schorsch an. Schorsch sagte: „Sie sieht es nicht.“
Der Hund, offenbar mit sich selbst zufrieden, trottete wieder zu den Spielautomaten mit ihren bunten Lichtern.

„Was sehe ich nicht? Naja, egal … Ich kenne alle Gottesbeweise. Zehn Semester Philosophie und Kunstgeschichte! Nicht, dass es mir bisher im Leben viel geholfen hätte ... Es läuft auf Gott als die Transzendenz hinaus, die jenseits des von Menschen Erfassbaren liegt. Auch jenseits der Logik.“
Schorsch grinste. Er gab Robert einen Stoß mit dem Ellenbogen: „Na, wer von uns beiden hat nun Recht?“

* * *​

Erst mal in Ruhe aufs Klo! Länger konnte er wirklich nicht mehr warten: „Ich muss austreten. Und wenn ich zurückkomme, gebe ich euch die Antwort, die ihr verdient.“

Auf dem Weg die Treppe hinunter ging automatisch das Licht an. Anstelle guter Argumente kam die Angst, kroch ihm die Hosenbeine hinauf und packte ihn an den Eiern. Am Pissoir entleerte er sich mit viel Druck. Himmel, tat das gut! Das WC war geräumig, blaue Fliesen überall. Vor dem Fenster, das sich zu einem Lichtschacht öffnete, lagen tote Fliegen. Woher kamen die zu dieser Jahreszeit? Während er den Reißverschluss hochzog, hatte er einen absurden Gedanken: Gott hat sie getötet! Höchstpersönlich umgebracht, als hätte er sie mit der Fliegenklatsche totgehauen.

Vor dem Spiegel blieb für den Bruchteil einer Sekunde die Zeit stehen, als wäre die ganze Welt zu einem Eisblock schockgefroren. Mit großen Augen betrachtete er sich selbst: müde, Schatten unter den Augen. Die Hände lösten sich zuerst aus der Erstarrung. Er drehte den Hahn voll auf, spritzte sich Wasser übers Gesicht: Werd wieder klar im Kopf!

Er trocknete sich mit einem Papierhandtuch Gesicht und Hände ab. Klatschnass war es, als es in den Plastikbeutel plumpste. Er hielt es immerhin für möglich, dass diese Prophezeiung eintraf, späte Stunde hin oder her. Und was dann?

Seine Hand griff nervös nach dem Handy, drückte ein paar Tasten.
Er hörte viermal das Tüüüüt des Freizeichens, bis sie sich mit belegter Stimme meldete: „Hallo?“
Er sagte, dass er es war, dass er Angst hatte und dass er sie liebte, dass er sie vermisste und nicht wusste, was er tun sollte … (usw.)
„Robert, es ist halb drei Uhr morgens. Muss das jetzt wirklich sein?“
Sie hatte ja Recht. Er murmelte eine Entschuldigung und fügte vorsichtshalber noch einmal hinzu, dass er sie liebte.

Jetzt war ihm etwas wohler. Er ging die Treppe hinauf, kam um die Ecke, nahm Anlauf, klatschte beide Hände heftig auf den Barhocker, als wollte er einen Bocksprung machen, schwang tatsächlich links und rechts die Beine hoch, behielt sie in der Luft und ließ sich mit dem Hintern auf die Sitzfläche fallen. Fast wäre er umgekippt, wenn Schorsch ihn nicht am Kragen gepackt hätte. Ein Rucken des Erstaunens ging durch Gabrieles aufgemalte Augenbrauen. Schorsch stieß einen Luftschwall der Erleichterung aus. Er murmelte: „Ein bisschen verrückt kann man schon sein.“

Robert rief: „Scheiß drauf! Ich behaupte jetzt einfach mal, dass deine Prophezeiung falsch ist.“

Er trank den restlichen Glühwein in einem Zug leer.
Schorsch erklärte mit vollem Ernst: „Du siehst sie nicht wieder, weil du in wenigen Stunden tot bist. Aber das ist kein Grund, traurig zu sein. Weißt du: Gerade habe ich zu Gabriele gesagt, dass wir alle wie Puppen sind, in denen Gottes Hand steckt. Er zieht sie raus, die Hülle landet im Müll, und die Hand tut schon etwas anderes.“
„Vorhin hieß es noch, ich soll meine Freundin verlieren und jetzt sagst du, ich werde bald tot sein? Spinnst du? Das ist jetzt wirklich nicht mehr lustig! Und ich möchte schon meinen, dass ich selber bestimme, was ich tue.“
„Wie erklärst du dir dann diesen idiotischen Bocksprung?“

Robert schnappte nach Luft.
„Ich hatte eben Lust dazu! Wenn ich nur so eine willenlose Figur bin, wie ihr behauptet, hätte das immerhin den Vorteil, dass ich keine Verantwortung trage.“
Gabriele sagte: „Dein Karma holt dich trotzdem ein. Die Folgen deiner Taten werden dich ereilen.“
(Es klang wie ein endgültiger Urteilsspruch.)

Wie ein in die Enge getriebenes Tier prüfte sein Verstand alle Möglichkeiten, sich zu retten. Ging das denn, ein so hoffnungsvolles Leben zu verschwenden? All diese Pläne unerfüllt zu lassen? Sollten alle Anstrengungen der letzten dreißig Jahre vergeblich gewesen sein? Mal eben eine Saison lang in so einem Schiort arbeiten, um etwas Geld zu sparen. Na, von wegen!
Verstieß das nicht gegen jedes sinnvolle Konzept einer höheren Ordnung, wenn eine höhere Macht ihn willkürlich vernichten konnte, wie die Fliegen unten vor dem Fenster?

Er konnte einfach hier sitzen bleiben. Warten, was passierte. Bis Mittag nicht schlafen, nur wegen so einer lächerlichen Prophezeiung. Doch nicht wirklich, oder?
Er zahlte und ging hinaus an die frische Luft, wankte etwas auf dem Weg zur Bushaltestelle. Über ihm glitzerte der Sternenhimmel. Er schaute hoch und schrie: „Hier bin ich! Siehst du mich?“

Eine Gruppe junger Holländer schaute zu ihm herüber und lachte. Der Nachtbus zockelte mit beruhigendem Brummen heran. Robert rannte hin wie zu einem Fluchtfahrzeug. Er setzte sich ganz nach hinten und lehnte sich zurück. Du bist müde und überdreht. Schlaf dich erst mal aus!

(Eine Viertelstunde später brachte Glatteis auf einer Brücke den Bus ins Schleudern. Er prallte gegen die Leitplanke, durchschlug sie, stürzte zwanzig Meter in die Tiefe und explodierte im Bachbett. Die Feuerwehr konnte Stunden später nur mehr die verkohlten Leichen des Fahrers und der sechs Passagiere bergen.)

* * *​
Die ersten Angehörigen und Freunde trafen am selben Vormittag ein. Schorsch beobachtete sie, wie sie nach dem Sprengelarzt und der Feuerwehr, dem Gemeindeamt und Gott-weiß-was-noch suchten, alle mit diesem Gesichtsausdruck, als hätten sie für immer etwas Wertvolles verloren. Als wäre ihr Vertrauen in die Ordnung der Dinge erschüttert. Schorsch dachte selbst darüber nach, ob nun das Robert-hafte für immer aus der Welt verschwunden war.

 

Hallo Berg

Ich finde sie köstlich erzählt, diese „hellsichtige“ Prophezeiung, wenn mir auch nicht tiefschürfend. Muss sie auch nicht, unterhaltsam ist sie. Vom philosophischen Ansatz her ist sie überzeugend aufgegleist, auch wenn der ontologische Gottesbeweis eine Streitfrage bleibt, die zwischen dem platonisch-aristotelischem Lager und dem Kant‘schen offen ist.

Gerissen, wie die Rollen und die Aussagen auftreten:

Ich erfülle nur meine Aufgabe. Als Vermittler zwischen dir und der höheren Ordnung.“
[…]
„Zwischen mir und Gott, oder wie?“
„Kann sein.“

Schorsch spricht nur von höherer Ordnung, was sich philosophisch mit dem letztem Prinzip, nichts Höheres kann gedacht werden, deuten liesse.
Robert interpretiert es auch so und spricht von Gott, wobei er einen persönlichen meint. Die Philosophie hingegen thematisiert nur einen semantischen Gott im Sinne eines letzten unpersönlichen Prinzips. – Sehr gut inszeniert!

„Diese Vorstellung von Gott aus dem Religionsunterricht, die ist Blödsinn. Die widerspricht den Gesetzen der Logik.

Robert spricht, wenn auch anders begründet, beinah als ob er meine Lesergedanken sehen könnte. :D

„… Das bedeutet doch, dass die Zukunft feststeht. Das heißt aber auch, dass wir Menschen nicht und nicht einmal Gott selbst freie Entscheidungen treffen können. Wenn aber Gott allmächtig ist, muss er Dinge tun können, die dieser vorgegebenen Zukunft widersprechen. In diesem Fall hätte er in seiner Prophezeiung gelogen. Dein Gott ist also entweder nicht allmächtig oder nicht allwissend oder er lügt.“

Dies wiederum hätte ich nicht aus deiner Feder erwartet, war ich doch der Meinung – weiss der Teufel, warum – du seist, ein gottesfürchtiger Mann. ;)

Und siehe: Sein Fell verfärbte sich von semmelgelb zu strahlendem Weiß!

Hier musste ich lachen, der Griff in die Trickkiste der Suggestion, um Plausibilität zu erzeugen.

Es läuft auf Gott als die Transzendenz hinaus, die jenseits des von Menschen Erfassbaren liegt. Auch jenseits der Logik.“

Da unterschätze einer diese holden Bardamen, die flüstern ihm dann was. Sie spricht die grundlegende Existenzfrage, das Sein, aus der Sicht der Befürworter an, sie als Wirklichkeit münzend.

Gott hat sie getötet! Höchstpersönlich umgebracht, als hätte er sie mit der Fliegenklatsche totgehauen.

Wie viel Glühwein hatte Robert da schon intus? Immerhin registrierte er es als absurde Idee, doch Respekt, Titelgebend. :)

Gabriele sagte: „Dein Karma holt dich trotzdem ein. Die Folgen deiner Taten werden dich ereilen.“

Nun wird es weltumspannend, die Upanishaden prophezeiend zugeschaltet. Der Kniff ermöglicht das später Eintretende in einem passenden Licht aufscheinen zu lassen, einen Kausalnexus implizierend. Ob Gabrieles Name im Stück Zufall ist, weiss ich nicht. Auffallend wirkt er mir doch, da der Erzengel Gabriel in der christlichen Kunst als weibliche Entsprechung erscheint. Auch hat die katholische Kirche diesen Erzengel mit Attributen belegt, die im Zusammenhang mit dieser Geschichte doppelsinnig wirken.

Schorsch dachte selbst darüber nach, ob nun das Robert-hafte für immer aus der Welt verschwunden war. Das war ein netter Bursche gewesen.

Na, na, seine Erinnerung lässt sich nicht so leicht wegklatschen, da darf er beruhigt sein.

Ha, ich sah eben im Änderungsvermerk, dass du zwischen meinem ersten Lesen am späten Nachmittag, abends noch am Text gewirkt hast. Aus Zeitgründen suche ich den Grund jetzt nicht und hoffe, es schneidet sich nicht mit meiner Interpretation.

Mir war es vergnüglich zu lesen und vor dem gestellten Hintergrund erhielt es einen anspruchsvollen Touch.

Schöne Grüsse

Anakreon


PS: Beinah wäre etwas meinen Gedanken entwischt, nichts Tragisches, aber ich wollte es erwähnen. Die ersten paar Sätze schienen mir etwas konstruiert und wirkten mir dadurch fremd zum Stück. Man vergisst es nachher, da sie keine Bedeutung gewinnen, oder höchstens für den Busunfall. Dort ist aber die Ursache mit Glatteis begründet.

 
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Hallo Berg,

Gottes Fliegenklatsche (ich las zuerst: Fliegenpilz) in Philosophisch.
Nahezu fehlerfrei geschrieben; weshalb ich auf RS- und Grammatikcheck verzichte und mich auf den Eindruck konzentriere, den die Geschichte auf mich macht.

Der erste Absatz beginnt mit kurzen, klaren Sätzen. Passt also stimmig zu der Umgebung: Winter und Schnee. Du wählst Metaphern, die mir persönlich nicht so gefallen:
( ) Versammlungen von Glühwürmchen zw. Bergen
( ) Schnittblume, die den Kopf hängen lässt
Aber das ist persönliche Geschmackssache.
Großartige Spannung kommt in dieser Passage noch nicht auf. Bin gespannt, ob die Geschichte jetzt Fahrt aufnehmen wird.

An der Bar saß noch ein Mann mit grauem Bart, ein Bier vor sich. Sicher nicht das erste. Dieser Typ war seltsam. Es hieß, dass er so eine Art Hellseher war. Er warf manchmal einen Blick auf den kleinen Fernseher, in dem ein Fußballspiel lief. Unten zogen an einem Laufband Quoten vorbei.
Könnte man mMn eleganter formulieren. Mit Quoten meinst du vermutlich Wettquoten?

Er schaute Robert von der Seite her an. Er hatte Tränensäcke. Und Haarbüschel in den Ohren. Auf seiner Baseball-Mütze war ein Schriftzug: Unser Lagerhaus.
Hier könntest du die Hilfs- in Vollverben austauschen.

Robert sagte: „Ich weiß nicht, was du für ein Problem hast.“
Gabriele stellte einen gläsernen Krug mit Glühwein vor ihn hin: „Keinen Ärger in meinem Haus!“
Die gebräunte Haut über ihren Brüsten warf Fältchen.
Das scheint eine übervorsichtige Barfrau zu sein, die Gabriele.
Anstatt warf Fältchen würde ich schreiben: sah faltig aus.

„Ich bin der Schorsch. Offenbar hast du ja schon von mir gehört“, sagte der Mann, „Nicht böse sein! Ich erfülle nur meine Aufgabe. Als Vermittler zwischen dir und der höheren Ordnung.“
Schorsch roch nach Rinde und Bier.
Ei ei: jetzt wird es schwierig mit dem folgenden Text. Seh’s schon kommen. Mittler zw. dem Prota u. der höheren Ordnung, der nach Rinde riecht. Oh weh.

Robert nahm einen Schluck von der heißen roten Flüssigkeit, deren Dunst seine Nasenschleimhäute betäubte.
Ist eine leicht gequälte Umschreibung für Glühwein; aber okay.

Dieser Typ war also ein Prophet.
ICH hätte spontan abends in meiner Lieblingsbar gedacht: das ist ein Idiot.
Und mich stattdessen vermutlich auf die Oberweite von Gabriele konzentriert.
So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen am Tresen.

Schorsch musterte ihn mit roten Tränensack-Augen.
Tränensäcken unter den Augen (?)

„Hör zu, Alter!“
„Diese Vorstellung von Gott aus dem Religionsunterricht, die ist Blödsinn. Die widerspricht den Gesetzen der Logik. Wie du vorhin gesagt hast: Ich werde meine Freundin niemals wiedersehen …“
Wider Willen durchlief ihn ein Schauer.
- Alter an die Adresse eines Propheten ist jetzt aber keine freundliche Anrede.
- 3x wider
- Wo kommt die Freundin eigentlich auf einmal her? Die wurde im Vorspann mit keinem einzigen Wort erwähnt.

„… Das bedeutet doch, dass die Zukunft feststeht. Das heißt aber auch, dass wir Menschen nicht und nicht einmal Gott selbst freie Entscheidungen treffen können. Wenn aber Gott allmächtig ist, muss er Dinge tun können, die dieser vorgegebenen Zukunft widersprechen. In diesem Fall hätte er in seiner Prophezeiung gelogen. Dein Gott ist also entweder nicht allmächtig oder nicht allwissend oder er lügt.“
Mal abgesehen davon, dass solch ein Satz als Gesprächsauftakt recht konstruiert wirkt: das ist ein schwieriger Gedankengang: Gott kann nichts oder weiß nichts oder lügt.

Gabriele sagte: „Ich möchte mal wissen, was der alte Schorsch darauf antworten kann.“
Keine halbwegs vernünftige Barfrau, würde das sagen. Im Leben nicht!! Die würde den beiden Spinnern wortlos jeweils einen weiteren Glühwein und ein Bier hinstellen und Striche auf die Deckel machen.

Der Golden Retriever, den jetzt alle drei beobachteten, trottete vor die Bar. Er setzte sich hin, blickte in die Runde und bellte einmal: Wuff!
Habe witzigerweise heute gelesen, dass Golden Retriever die Hunde sind, die am lautesten bellen. Das wird also ein ohrenbetäubendes Wuff gewesen sein.
Es existieren übrigens in der Comicsprache ganz lustige Synonyme für Wuff.

Und siehe: Sein Fell verfärbte sich von semmelgelb zu strahlendem Weiß!
Und siehe: der Herr sprach zu ihnen.
Jetzt wechselst du also in Bibel-Deutsch.

trottete wieder zu den Spielautomaten mit ihren bunten Lichtern.
zu den bunt leuchtenden/ flackernden Spielautomaten

„Was sehe ich nicht? Naja, egal … Ich kenne alle Gottesbeweise. Sechs Semester Philosophie und Kunstgeschichte! Nicht, dass es mir bisher im Leben viel geholfen hätte ... Es läuft auf Gott als die Transzendenz hinaus, die jenseits des von Menschen Erfassbaren liegt. Auch jenseits der Logik.“
Schorsch grinste. Er gab Robert einen Stoß mit dem Ellenbogen: „Na, wer von uns beiden hat nun Recht?“
- Die solariumgebräunte Barfrau hat ebenfalls Philosophie studiert und kennt sämtliche Gottesbeweise. Was ist das für ein (Dorf-) Schuppen??
- recht (in Verbindung mit haben kleingeschrieben)

Erst mal in Ruhe aufs Klo! Länger konnte er wirklich nicht mehr warten: „Ich muss austreten. Und wenn ich zurückkomme, gebe ich euch die Antwort, die ihr verdient.“
austreten sagt aber heutzutage kein Mensch

Auf dem Weg die Treppe hinunter ging automatisch das Licht an. Anstelle guter Argumente kam die Angst, kroch ihm die Hosenbeine hinauf und packte ihn an den Eiern. Am Pissoir entleerte er sich mit viel Druck. Himmel, tut das gut! Das WC war geräumig, blaue Fliesen überall. Vor dem Fenster, das sich zu einem Lichtschacht öffnete, lagen tote Fliegen. Woher kamen die zu dieser Jahreszeit? Während er den Reißverschluss hochzog, hatte er einen absurden Gedanken: Gott hat sie getötet! Höchstpersönlich umgebracht, als hätte er sie mit der Fliegenklatsche totgehauen.
- Das mit den Eiern packen finde ich grundsätzlich gut. Passt aber mMn nicht so richtig zum gelehrten Umgebungstext. Weshalb bekommt es der Prota denn jetzt auf einmal mit der Angst zu tun?
- 2x kam/ en

Vor dem Spiegel blieb für den Bruchteil einer Sekunde die Zeit stehen, als wäre die ganze Welt zu einem Eisblock schockgefroren. Mit großen Augen betrachtete er sich selbst: müde, Schatten unter den Augen. Die Hände lösten sich zuerst aus der Erstarrung. Er drehte den Hahn voll auf, spritzte sich Wasser übers Gesicht: Werd wieder klar im Kopf!
- Wie muss ich mir Zeit vorstellen, die für einen Sekundenbruchteil stehen bleibt?
- Den letzten Satz am besten kursivieren, da er einen Gedanken ausdrückt.

Robert sagte, dass er es war, dass er Angst hatte und dass er sie liebte, dass er sie vermisste und nicht wusste, was er tun sollte … (usw.)
- Warum sagt er es nicht in Dialogform?
- Klammern in Belletristik sind ganz unschön

Gabriele sagte: „Dein Karma holt dich trotzdem ein. Die Folgen deiner Taten werden dich ereilen.“
Boh, was redet diese Barfrau für ein Zeug. Unglaublich!

Ging das denn, ein so hoffnungsvolles Leben zu verschwenden?
mMn nicht ganz logisch. Weshalb wird ein Leben, das früh endet, verschwendet? Die Verschwendung würde also darin bestehen, dass man sich anfangs unnötigerweise die Mühe gemacht hat, es herzustellen?

Schiort
Schreibt man das tatsächlich so?

Verstieß das nicht gegen jedes sinnvolle Konzept einer höheren Ordnung, wenn eine höhere Macht
2x höhere

Hier wollte Robert nicht länger sitzen bleiben,
An diesem Ort …

(Eine Viertelstunde später brachte Glatteis auf einer Brücke den Bus ins Schleudern. Er prallte gegen die Leitplanke, durchschlug sie, stürzte zwanzig Meter in die Tiefe und explodierte im Bachbett. Die Feuerwehr konnte Stunden später nur mehr die verkohlten Leichen des Fahrers und der sechs Passagiere bergen.)
- Wieder ein Klammereinschub. Ist halt reines Tell (anstatt Show).
- nur mehr = nur noch

Sprengelarzt
Lustiges Wort. Kannte ich bisher gar nicht

Das war ein netter Bursche gewesen.
Der (o. er)


Puh. Dacht ich mir’s doch nach dem anfänglichen Vermittler-Gerede, dass die Story leicht anstrengend wird. Mir ist auch nicht ganz klar geworden, was du mit der Geschichte eigentlich sagen möchtest. Gott gibt es oder doch nicht? Die Zukunft ist vorherbestimmt, einzig Gott ist es vorbehalten, sie zu verändern, oder kann der Mensch sein Schicksal doch selbst in die Hand nehmen? Sämtliche Versuche, Gott mittels Logik zu beweisen (bzw. seine Existenz zu wiederlegen), müssen ins Leere laufen, weil Gott gar keine Lust darauf hat, bewiesen zu werden? Was haben die ekligen Fliegen unten im Pissoir mit der ganzen Sache zu tun?

Joachim Fernau, der ansonsten recht vergnügliche historische Betrachtungen schrieb, hat sich mal am Gottesbeweis probiert. Es war sein langweiligstes Buch mit dem einzigen Vorteil, dass es kurz ausfiel. Mehr als 60s zu dem Thema hätte ich damals auch nicht durchgehalten.

Berg, die Rubrik Philosophisch ist anspruchsvoll. Mir schon klar. Deshalb stelle ich persönlich hier auch keine Stories von mir ein. Aber diese Geschichte hier ist mMn künstlich philosophisch bzw. stellt einen misslungenen Versuch dar, ein sehr theoretisches Thema vom Berggipfel des Gottesbeweises in die Ebenen der Belletristik zu überführen. Die Dialoge sind langweilig und völlig unglaubwürdig. Zudem komplett humorfrei. Weshalb sagt die alte Barfrau nicht ab u. an was Erheiterndes? Wie man es besser macht, kannst du bspw. bei de Crescenzo nachlesen:
( ) Also sprach Bellavista
( ) Alles fließt, sagt Heraklit
( ) Geschichte der griechischen Philosophie
Anspruchsvolle Fragestellungen, heiter verpackt.

Dein Text ist (zu) ernst und eindimensional. Weshalb muss die Geschichte unweigerlich auf den Tod des Protas hinauslaufen? Ich bin ja am Ende froh, dass der Kerl stirbt, damit er nicht noch mehr wirres Zeug schwätzt. Das Ende mit dem sinnierenden Schorsch gefällt mir auch nicht. Wahrscheinlich wäre es für alle Beteiligten besser gewesen, sie hätten sich über Real Madrids Chancen in der CL unterhalten, anstatt über die Schicksalshaftigkeit von Gottes Ratschlüssen zu streiten. Vielleicht wäre der Skilehrer dann noch am Leben.

Ist zugegebenermaßen ein schwieriges Thema, an dem du dich hier versucht hast. Dass mir persönlich die Umsetzung nicht so gefällt, muss nichts heißen. Die Geschmäcker der Kommentatoren sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Ich lese den Text primär unter belletristischem Gesichtspunkt; andere hingegen legen das Augenmerk stärker auf den philosophischen Aspekt. Die individuelle Einschätzung hängt immer davon ab, welche Brille man aufsetzt.

Vielleicht kannst du mit dem ein oder anderen Gedanken von mir trotzdem was anfangen.

Vg sinuhe

 
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Ser’s Berg,

Robert rief: „Scheiß drauf! Ich behaupte jetzt einfach mal, dass deine Prophezeiung falsch ist.“
Recht so Robert, scheiß drauf. Eine deterministische Wirklichkeit! Wo kämen wir denn da hin. Bei aller Liebe zur Kausalität, aus ihr so etwas wie ein unabwendbares, unausweichliches „Schicksal“ jedes Einzelnen ableiten zu wollen, lassen wir uns einfach nicht gefallen.
„Noch eine Runde, Gabriele, auf das Chaos, auf die unvorhersehbare Entropie, auf die Macht des schieren Zufalls! Prost!“

So eloquent und fundiert wie Anakreon kann ich deine Geschichte natürlich nicht würdigen, da fehlt mir einfach das theoretische Rüstzeug, ein gottverfluchter Heide bin ich obendrein, aber zumindest kann ich dir sagen, dass ich die Geschichte wirklich mag, ich sie mit echtem Vergnügen gelesen habe. Für mein Gefühl ist sie sehr pointiert, sehr klug, sehr gekonnt geschrieben und auch dramaturgisch sehr geschickt gemacht.

Ich beziehe mich gleich mal auf Anakreons Postskriptum, deine ersten Sätze betreffend.
Die mögen zwar für den weiteren Verlauf der Geschichte keine wesentliche Bedeutung haben, sie allerdings waren es, die mich in den Text hineinlockten, weil sie mir gleich einmal ein erlebbares, nachvollziehbares Ambiente erschufen. Der nächtliche Dorfplatz, die Eiseskälte, der sternenklare Winterhimmel, der knirschende Schnee, also das empfand ich schon mal als einen wirklich schönen Einstieg, bzw. Rahmen, für was auch immer noch käme.
Und, so blöd das jetzt klingt, als Leser freute ich mich regelrecht über Roberts Entschluss, noch in die Bar zu gehen, spätnachts, alleine, in der Hoffnung, vielleicht noch mit irgendwem ein bisschen quatschen zu können. Sehr echt und vernünftig und menschlich. Ja, mit nur wenigen Sätzen gelingt es dir, mir eine sehr dichte, sympathische Atmosphäre zu vermitteln.
Auch die Figuren sind toll ausgedacht, hinreißend sind sie, die intellektuelle Kellnerin und der alte Zausel sowieso, dieser älplerische Hellseher, der mich natürlich sofort nach der uralten LP von Haindling kramen ließ, wo dieses Stück drauf ist von den bayrischen Sehern, dem Irrmeier Sepp und dem Mühlhiasl, perfekter Soundtrack zu deinem Text …

Ein paar Kleinigkeiten will ich trotzdem bemängeln:

Sie sog an einer Zigarette, schaute ihn die ganze Zeit an, während er näher kam.
„Grüß dich!“
Robert zog den Reißverschluss seines Anoraks auf …
Auch wenn du, Berg, Nichtraucher sein solltest, lass Gabriele an der Zigarette ziehen, nicht saugen. (Und um eine Wortwiederholung zu vermeiden, müsste Robert halt den Reißverschluss seines Anoraks öffnen, anstatt ihn aufzuziehen.)

An der Bar saß noch ein Mann mit grauem Bart,
Die Konjunktion noch würde ich weglassen. Beim Lesen klingt mir das so, als hätte entweder Robert selbst auch einen grauen Bart, oder irgendein anderer Mann mit grauem Bart wäre in der Bar. Äh, weißt du, was ich meine?

„Wird Real Madrid dieses Jahr die Champions League gewinnen?“
Hier wünschte ich mir etwas mehr Mut zur Umgangssprache.
z.B.: „Und, gewinnt Real heuer die Champions League?“

Am Pissoir entleerte er sich mit viel Druck. Himmel, tut [tat] das gut!

als wäre die ganze Welt zu einem Eisblock schockgefroren.
Nur gefroren gefiele mir besser.

An einigen Stellen sähe ich (und sicherlich auch Friedel …) lieber den Konjunktiv:

Es hieß, dass er so eine Art Hellseher war.

Robert sagte, dass er es war, dass er Angst hatte und dass er sie liebte, dass er sie vermisste und nicht wusste, was er tun sollte …

Gruß von jenseits des Wienflusses,
offshore

 

Hey Berg,

ich hab dir ja schon geschrieben, dass ich bei dem Text zwischen zwei lesarten Schwanke.
Die eine ist so ein bisschen Propaganda mäßig. Robert glaubt nicht an die Prophezeiung, versucht Gott mit Logik zu wiederlegen. Also dieses Atheistische und dieses Beharren auf den eigenen Wahlmöglichkeiten. Oder zumindest der Wunsch dazu, weil ja alles noch weniger Sinn hat, als ohnehin, wenn seine Pläne so sinnlos verworfen werden. Und deshalb klammert er sich an diese Welt ohne Gott bzw. ohne Schicksal, weil da nichts höheres gibt, dass er a) nicht versteht und das in b) in seinem Leben bedroht. Letztlich bringt es ihm nichts, weil Gott ihn platt haut bzw. den Bus. Ansich ist das jetzt nicht so negativ gemeint, wie "Propaganda" vielleicht suggeriert. Es ist halt nur so, dass ich mich persönlich bei solchen Texten immer frage, was ich persönlich damit anfangen soll. Weil innerhalb der Geschichte war das tatsächlich Gott/Schicksal, was den Unfall verursacht hat. Klar eigentlich kann das auch Zufall sein. Aber in einer Geschichte gilt eigentlich immer die Erklärung, die von ihr selbstgeliefert wird, außer es gibt starke Hinweise, dass diese Erklärung falsch ist oder fragwürdig - ist jetzt bei dir nciht so drin, finde ich. Und wenn ich das habe, also das Gott halt die Menschen platthaut, wenn es ihm passt, dann läßt mich das einwenig mit Schulterzucken zurück. Weil letztlich sagt deine Geschichte dann nur, das ist halt so. Aber es wird wenig darüber gebracht, wie man damit umgeht. Weil das wäre ja schon spannend, wie lebt jemand, der wirklich glaubt, dass Gott ihn heimsuchen wird, womöglich noch mit genauer Uhrzeit. Aber das ist bei dir nur so angedeutet drin.

Zur zweiten Lesweise. Und die mag ich lieber. Das ganze hat auch so ironische Züge, ist stellenweise leicht überspitzt. Das mit dem Hund etwa oder die Fliegen und dem Titel. Das hat schon was, Gott mit der Klatsche, der die Menschen platthaut, wann es ihm passt. So ein gelangweilter Typ vorm Fernseher und wenn da was summt, ebnet er eben mal Robert ein und den Bus. Und weil ich die zweite Lesweise jetzt meinen Geschmack besser trifft, hätte ich gerne mehr davon, also mehr dieses ironische, augenzwinkernde. Das ließt sich gut und macht Spaß. Aber das ist halt wirklich Geschmack, ich kann nicht sagen, der Text würde dann besser werden, er wäre halt mehr was für mich. Du merkst schon, auch nach Nachdenken, bin ich nicht viel schlauer drauß geworden, was ich mit diesem Text machen soll. Ist jetzt nicht so negativ, weil er sich kurzweilig ließt. Da stolpert man eigentlich nirgends, nur bei einer Stelle ein bisschen, das kommt dann später noch. Für mich bleibt halt nur so ein bisschen der Nachgeschmack zurück, dass du da mehr hättest drauß machen können. Also entweder mehr in die Tiefe gehen mit dieser Gottesproblematik oder mehr ins Ironische. Ist so etwas zwiegespalten und unentschieden für mich. Aber andere mögen das anders sehen. Trotzdem gern gelesen. "Semmelgelb" ist übrigens ein tolles Wort.

Robert nahm einen Schluck von der heißen roten Flüssigkeit, deren Dunst seine Nasenschleimhäute betäubte.QUOTE]
Schreib doch Glühwein, das mit der Flüssigkeit klingt für mich da etwas bemüht.

An einem großen Gebäude schräg gegenüber verkündete ein Schriftzug: BAR.
Für mich würde zur Szenerie und auch zur späteren Beschreibung mit dem Fett und so ein Wirtshausschild besser passen als eine Bar.

Hier wollte Robert nicht länger sitzen bleiben, zahlte und ging hinaus an die frische Luft, wankte etwas auf dem Weg zur Bushaltestelle.
Da beisst sich das wollte mit dem Rest des Satzes, ich finde da sollten ein er nach dem "bleiben" kommen, dann ließt sich das flüssiger.

Sehr weit entfernt, in wohliger Dunkelheit, läutete Claudias Telefon, störte ihren Schlaf, weckte sie auf, brachte sie dazu, im Dunkeln nach der Lampe zu tasten und mit verquollenen Augen auf den Wecker zu schauen. Mit belegter Stimme meldete sie sich: „Hallo?“
Hier fällst du aus der Perspektive. Also sonst bis du schon ziemlich nah an Robert, auf jedenfall in der Toilette mit dem Druck nachlassen und so. Und hier schwenkst du total ab. Klar später machst du das nochmal. Aber da unterstützt es die Geschichte, weil Robert da halt schon tot ist. Aber hier bräuchte es das eigentlich nicht. Da könntest du ganz bei Robert bleiben und der Geschichte ginge nichts verloren. FInde ich.

Ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

Gruß,
Kew

 

Lieber Berg,
ich hab deine Geschichte sehr gern gelesen, da sind gute Sachen drin, z. B. die extrem gebildete Barfrau. Oder die Vorstellung von Gott als dem Fliegenklatscher und wir sind die armen Scheißhausfliegen, die im ihr Leben summen. Schon der Titel sprach mich sehr an. Und der Beginn, da spürt man das Kalte, Knirschende, die drückende Blase. Das find ich alles sehr schön.
Auch dass der Robert sich da eine philosophische Debatte liefert in einem Schiort mit einem Typen, der aussieht und riecht wie ein Wurzelsepp. Da hast du die ganze Philosophiererei so ein bisschen in ein absurdes Umfeld gestellt.Das mag und les ich total gerne sowas. Und das hast du auch klasse gemacht.

So jetzt aber mein Problem. Ich geh da ein bisserl mit Kew einig. Im Grunde beweist du mit der Geschichte, dass es eine vorbstimmte Schicksalsmacht gibt. Und ich frag mich dann halt auch, wo ist da jetzt der Nutzwert für mich als Leser? Warum hast du den Robert denn seine Beweisführung anstellen lassen? So bleibt die ganz ungenutzt für sich stehen. Alles läuft folgerichtig ohne Gegenwehr darauf zu, dass der Protagonist der Weissagung entsprechend sterben wird. Das kann man ja machen, aber spannender und Roberts Sichtweise entsprechender wird es doch, wenn er etwas tut, um die Weissagung zu widerlegen oder ihr zu entgehen und dann möglicherweise gerade dadurch die Weissagung erfüllt, dann bleibt die Aussage zwar die gleiche, aber sie wird ein bisschen mehr in Frage gestellt und spannender auch. Die Fliege würde ein bisschen zappeln und gerade dadurch in die Fliegenklatsche reindüsen. Verstehst du? So nach dem Motto, er sitzt im Bus und sieht an der Scheibe eine Fliege rumkriechen und er haut sie (oder sieht sie auch nur) und dann fällt ihm die Weissagung wieder ein und er besteht darauf, sofort auszusteigen und der Fahrer lässt ihn auch raus und dann wird er, als er einsam auf der Straße läuft, vom Auto überfahren. Also ist jetzt vielleicht nicht so eine super Idee, nur damit du verstehst, was ich meine.
So hinterlässt mich die Geschichte bei allem Absurden und Skurrilen, das sie hat, halt doch ein kleines bisschen unzufrieden. Ich finde, du könntest sie durch so einen Dreh (ok, der ist auch nichts Neues, aber lesen tuts mans schon imer wieder gern) verschärfen.
Viele liebe Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Kommentatoren,
diese Geschichte enthält eine Reihe von Gedanken, die mich gerade beschäftigen. Als ich mir letzten Dienstag sagte "Warum nicht?" und sie aufgeschrieben habe, wusste ich nicht, ob irgendetwas davon bei euch als Lesern ankommen würde. Nach den ersten fünf Kommentaren bin ich ein ganzes Stück klüger. ;)

@Anakreon: Dein Hintergrundwissen hier in der Rubrik zu haben, ist sehr wohltuend. Siehe hier:

Anakreon schrieb:
Vom philosophischen Ansatz her ist sie überzeugend aufgegleist, auch wenn der ontologische Gottesbeweis eine Streitfrage bleibt, die zwischen dem platonisch-aristotelischem Lager und dem Kant‘schen offen ist.
Und hier:
Anakreon schrieb:
Robert interpretiert es auch so und spricht von Gott, wobei er einen persönlichen meint. Die Philosophie hingegen thematisiert nur einen semantischen Gott im Sinne eines letzten unpersönlichen Prinzips. – Sehr gut inszeniert!
Schön, dass das angekommen ist!
Anakreon schrieb:
Na, na, seine Erinnerung lässt sich nicht so leicht wegklatschen, da darf er beruhigt sein.
Das ist eben die Frage, ob die Welt etwas Grundlegendes verliert, wenn ein Mensch mit all seinen Eigenheiten verschwindet.
Ich glaube, wir beide sind uns mit unserer Freude an Ideen und grundlegende Überlegungen sehr ähnlich. Nach ein paar weiteren Kommentaren werde ich vielleicht in einen Spoiler schreiben, was von Seiten des Autors hineingegeben wurde. Gabriels Attribute waren nicht dabei. Dein Kommentar hat mich sehr gefreut! :)

@sinuhe: In unserer Wahrnehmung liegen wir anscheinend an den entgegengesetzten Enden des Spektrums, was Details und Strukturen angeht. Dein Kommentar liest sich für mich, als würde jemand ein impressionistisches Gemälde aus zehn Zentimeter Entfernung betrachten und die Lage und Ausführung der einzelnen Farbkleckse interpretieren.
Und trotzdem sind eine Menge Gedanken bei dir angekommen, wenn du sie auch alle in ihrer banalstmöglichen Form aufzufassen scheinst:

sinuhe schrieb:
Puh. Dacht ich mir’s doch nach dem anfänglichen Vermittler-Gerede, dass die Story leicht anstrengend wird. Mir ist auch nicht ganz klar geworden, was du mit der Geschichte eigentlich sagen möchtest. Gott gibt es oder doch nicht? Die Zukunft ist vorherbestimmt, einzig Gott ist es vorbehalten, sie zu verändern, oder kann der Mensch sein Schicksal doch selbst in die Hand nehmen? Sämtliche Versuche, Gott mittels Logik zu beweisen (bzw. seine Existenz zu wiederlegen), müssen ins Leere laufen, weil Gott gar keine Lust darauf hat, bewiesen zu werden? Was haben die ekligen Fliegen unten im Pissoir mit der ganzen Sache zu tun?
Damit tust du der Geschichte ein bisschen Unrecht. ;)
sinuhe schrieb:
Ist zugegebenermaßen ein schwieriges Thema, an dem du dich hier versucht hast. Dass mir persönlich die Umsetzung nicht so gefällt, muss nichts heißen. Die Geschmäcker der Kommentatoren sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Ich lese den Text primär unter belletristischem Gesichtspunkt; andere hingegen legen das Augenmerk stärker auf den philosophischen Aspekt. Die individuelle Einschätzung hängt immer davon ab, welche Brille man aufsetzt.
Dieser Relativismus führt nirgendwohin. Dass du als Leser sagst: Das ist nichts für mich - das bringt mich als Autor ein Stück weiter, weil es mir zeigt, was bei wem wie ankommt.

@ernst offshore: Dein Kommentar hat mich sehr gefreut, weil ich viel von deinen Geschichten und Kommentaren halte und in etwa vier von fünf Fällen deiner Meinung bin.

ernst offshore schrieb:
So eloquent und fundiert wie Anakreon kann ich deine Geschichte natürlich nicht würdigen, da fehlt mir einfach das theoretische Rüstzeug, ein gottverfluchter Heide bin ich obendrein, aber zumindest kann ich dir sagen, dass ich die Geschichte wirklich mag, ich sie mit echtem Vergnügen gelesen habe. Für mein Gefühl ist sie sehr pointiert, sehr klug, sehr gekonnt geschrieben und auch dramaturgisch sehr geschickt gemacht.
Dramaturgisch ist sie nahe an dem dran, was ich zu Papier bringen wollte. ;) Nur bei der Klo-Szene hatte ich beim Schreiben - rein vom Ablauf her - das Gefühl, da spießt es sich ein wenig.
ernst offshore schrieb:
Auch die Figuren sind toll ausgedacht, hinreißend sind sie, die intellektuelle Kellnerin und der alte Zausel sowieso, dieser älplerische Hellseher, der mich natürlich sofort nach der uralten LP von Haindling kramen ließ, wo dieses Stück drauf ist von den bayrischen Sehern, dem Irrmeier Sepp und dem Mühlhiasl, perfekter Soundtrack zu deinem Text …
Bestes Kompliment von allen! Ich glaube, die Figuren sind das wichtigste bei Geschichten.
Ein paar stilistische und Konjunktiv-Anmerkungen werde ich gleich umsetzen.

@Kew: Danke für deinen Leseeindruck, den du ja im Chat schon angedeutet hast!

Kew schrieb:
Robert glaubt nicht an die Prophezeiung, versucht Gott mit Logik zu wiederlegen. Also dieses Atheistische und dieses Beharren auf den eigenen Wahlmöglichkeiten. Oder zumindest der Wunsch dazu, weil ja alles noch weniger Sinn hat, als ohnehin, wenn seine Pläne so sinnlos verworfen werden. Und deshalb klammert er sich an diese Welt ohne Gott bzw. ohne Schicksal, weil da nichts höheres gibt, dass er a) nicht versteht und das in b) in seinem Leben bedroht. Letztlich bringt es ihm nichts, weil Gott ihn platt haut bzw. den Bus.
Das stimmt. Er hat nichts davon. Und gerade die Versuche, der Situation mit Logik beizukommen, müssen scheitern.
Kew schrieb:
Zur zweiten Lesweise. Und die mag ich lieber. Das ganze hat auch so ironische Züge, ist stellenweise leicht überspitzt. Das mit dem Hund etwa oder die Fliegen und dem Titel. Das hat schon was, Gott mit der Klatsche, der die Menschen platthaut, wann es ihm passt. So ein gelangweilter Typ vorm Fernseher und wenn da was summt, ebnet er eben mal Robert ein und den Bus. Und weil ich die zweite Lesweise jetzt meinen Geschmack besser trifft, hätte ich gerne mehr davon, also mehr dieses ironische, augenzwinkernde. Das ließt sich gut und macht Spaß. Aber das ist halt wirklich Geschmack, ich kann nicht sagen, der Text würde dann besser werden, er wäre halt mehr was für mich.
Ich nicht. Dieses Ironische und Überspitzte überall hängt mir momentan ziemlich zum Halse heraus.
Perspektivenwechsel zu Robert bei dem Telefonat wird angedacht.

@Novak: Nach dem ersten Absatz hatte ich so ein Gefühl, dass da noch etwas kommt:

Novak schrieb:
ich hab deine Geschichte sehr gern gelesen, da sind gute Sachen drin, z. B. die extrem gebildete Barfrau.
Nämlich das:
Novak schrieb:
So jetzt aber mein Problem. Ich geh da ein bisserl mit Kew einig. Im Grunde beweist du mit der Geschichte, dass es eine vorbstimmte Schicksalsmacht gibt. Und ich frag mich dann halt auch, wo ist da jetzt der Nutzwert für mich als Leser? Warum hast du den Robert denn seine Beweisführung anstellen lassen?
:)

Ich glaube, eine interessante Auffassung der Möglichkeit eines vorgegebenen Schicksals besteht darin, dass vielleicht trotzdem ein freier Wille und gerechte Folgen unserer Handlungen (Karma) möglich sind. Ein Sowohl-als-auch.
Dass der Protagonist sich mit sehr wenig Gegenwehr seinem Schicksal überlässt und die Handlung etwas kunstlos verläuft - Ja, da geht noch mehr!

Euch allen danke fürs Lesen!

Berg

 

Lieber Berg, du weißt ja, dass ich hartnäckig sein kann. :lol:

@Novak: Nach dem ersten Absatz hatte ich so ein Gefühl, dass da noch etwas kommt:
Boahh, da tust du aber mir und deiner Geschichte Unrecht. Das klingt ja so, als hätte ich das nur geschrieben, um ein fettes Ja, aber nachzuschieben.
Nee, so war das nicht, war nur zu faul, viel zu schreiben, und das ist einfach doof, deshalb leg ich noch mal nach.
Mir gefallen deine Figuren gut, richtig gut, das kann ich nur noch mal betonen, sie sind skurril und liebevoll gemacht. Ich hab bei der Gabriele die aufgemalten Augenrauen rucken sehen, obwohl du ihr gar keine angeschrieben hast, als sie von Gott als Transzendenz redet. Ihre Fältchen im Ausschnitt gesehen und Schorschs Rinde gerochen. Und der Robert mit seiner drückenden Blase und dann sein Trotz vor dem Sternenhimmel, im Hintergrund die feixenden Holländer, das ist schön.
Nee, ich seh es schon, man muss sich doch immer genügend Zeit nehmen, sonst kommt der Kommentar falsch an.

Mir gefiel die Geschichte so wie du sie geschreiben hast, ich finde nur, dass das, was du beweisen/reflektieren möchtest:

Ich glaube, eine interessante Auffassung der Möglichkeit eines vorgegebenen Schicksals besteht darin, dass vielleicht trotzdem ein freier Wille und gerechte Folgen unserer Handlungen (Karma) möglich sind. Ein Sowohl-als-auch.
zu wenig Berücksichtigung in der Geschichte findet.
Das einzige, was Robert ausgestaltet mit dem Wissen/der Ahnung seines Sterbens, das ist, dass er bei seiner Frau anruft, um ihr zu versichern, dass er sie liebt. Immerhin. Das ist nämlich gar nicht so wenig, wie es scheint, wenn man sich die Geschichten mancher Leute anhört, die davon erzählen, wie sie liebe Freunde oder Verwandte verloren haben und an die letzten verstrittenen oder ignoranten Erinnerungen denken, die sie mit dem Toten teilten.
Für mich stand halt der Versuch des Protagonisten im Vordergrund, sich gegen eine Vorherbestimmung zur Wehr zu setzen, was du ja auch an 1. seinem Entsetzen über die toten Fliegen zeigst, da ist er ja geschockt von der Gedankenlosigkeit und Willkür der höheren Macht, und an dem Bild, als er in der sternenkalten Nacht auf sich deutet und schreit: Hier bin ich. Das ist ein tolles Bild. Das hat ja was von einem Aufbegehren, das gleichzeitig trotzig und kindlich wirkt. Und auch ein wenig lächerlich (in den Augen der Holländer und überhaupt) und es ist sehr tragisch, gerade durch all das. Mir gefiel dieses Bild, dieser Moment so gut. Und dadurch kam ich dann auch auf die Idee, das ein bisschen fortzutreiben: diese Idee mit dem Aussteigen aus dem Bus, die ich dir in meinem ersten Komm geschrieben hatte.

Ich hab an deiner Antwort gemerkt, dass ich mich allzu kurz und zu ungenau und zu schnoddrig geäußert hatte. Das fand ich so schade, weil das, was ich sagen wollte, dadurch gar nicht ankommen konnte.

Was ich auch in meinem ersten Komm vergessen habe, das war Schorschs (versöhnliche) Idee, sich zu fragen, ob das Roberthafte aus der Welt verschwunden ist. Das ist nicht nur eine schöne Formulierung, sondern auch ein weiser Gedanke, der gut zu dem Ende der Geschichte passt.
Viele Grüße Novak

 

Liebe Novak,

du bist sehr weit davon entfernt, auch nur ansatzweise oberflächlich oder schnoddrig zu sein. Ich komme von Zeit zu Zeit ein schlechtes Gewissen, wenn ich all diese sorgfältig durchdachten und ernsthaften Kommentare lese. :)

Du sagst:

Novak schrieb:
Das einzige, was Robert ausgestaltet mit dem Wissen/der Ahnung seines Sterbens, das ist, dass er bei seiner Frau anruft, um ihr zu versichern, dass er sie liebt. Immerhin. Das ist nämlich gar nicht so wenig, wie es scheint, wenn man sich die Geschichten mancher Leute anhört, die davon erzählen, wie sie liebe Freunde oder Verwandte verloren haben und an die letzten verstrittenen oder ignoranten Erinnerungen denken, die sie mit dem Toten teilten.
Für mich stand halt der Versuch des Protagonisten im Vordergrund, sich gegen eine Vorherbestimmung zur Wehr zu setzen, was du ja auch an 1. seinem Entsetzen über die toten Fliegen zeigst, da ist er ja geschockt von der Gedankenlosigkeit und Willkür der höheren Macht, und an dem Bild, als er in der sternenkalten Nacht auf sich deutet und schreit: Hier bin ich. Das ist ein tolles Bild. Das hat ja was von einem Aufbegehren, das gleichzeitig trotzig und kindlich wirkt. Und auch ein wenig lächerlich (in den Augen der Holländer und überhaupt) und es ist sehr tragisch, gerade durch all das. Mir gefiel dieses Bild, dieser Moment so gut. Und dadurch kam ich dann auch auf die Idee, das ein bisschen fortzutreiben: diese Idee mit dem Aussteigen aus dem Bus, die ich dir in meinem ersten Komm geschrieben hatte.

Okay, du wünschst dir, dass Robert mehr gegen sein Schicksal ankämpft. Da könnte ich mir etwas überlegen. Oder vorher zeigen, wie sehr er am Leben hängt und was für tolle Pläne er hat.

Die gedankenlose und willkürliche höhere Macht bin in diesem Fall wohl ich, der Autor. ;)

Herzliche Grüße,

Berg

 

Guten Morgen Berg,

du hattest eine Menge langer Kommentare erhalten, die du alle in einem Sammel-Post beantwortest und gehst deshalb logischerweise nicht auf die Feinheiten der Einzelkritik ein.

Bin mir unsicher, ob man diese Geschichte mit einem impressionistischen Bild vergleichen sollte. Die waren recht feingepixelt und mit flottem Pinselstrich gemalt. Davon spüre ich in der Story aber nichts. M.E. bringt es wenig, wenn du meine Anmerkungen damit abtust, ich würde deine hochfliegende Absicht – dem Leser den Gottesbeweis näherzubringen – in unzulässiger Weise banalisieren. Zum einen ist die Idee recht simpel: Zwei Schicksalsboten (Waldschrat u. Bartenderin) erklären dem Prota, dass er sterben wird. Der will die Prophezeiung zuerst nicht glauben, dann wird er zweifelnd, besteigt einen Bus, verunglückt und ist tot. Was ist daran nun besonders intelligent o. originell? Zum anderen – und das stellt für mich das stärkere Manko dar – ist die Story stilistisch nicht gut aufgezogen. Die Dialoge wirken hölzern und gestelzt. Die Passage mit dem Bus ist viel zu kurz und unnötigerweise in Klammern gesetzt, die Ausdruckskraft der Metaphern lässt zu wünschen übrig etc.

Ich hatte dir einige Vorschläge zwecks Umformulierung gemacht. Die der Autor natürlich nicht übernehmen muss; es sind einzig unverbindliche Tipps. Die aber folgendermaßen abzutun …

Dein Kommentar liest sich für mich, als würde jemand ein impressionistisches Gemälde aus zehn Zentimeter Entfernung betrachten und die Lage und Ausführung der einzelnen Farbkleckse interpretieren.
… wundert mich denn doch ein bisschen.
Was hätte ich stattdessen tun sollen: dich als neuen Th. v. Aquin loben?

Denn dieser Hinweis befriedigt mich nicht wirklich:

diese Geschichte enthält eine Reihe von Gedanken, die mich gerade beschäftigen.
Mag durchaus so sein. Ändert aber nichts daran, dass wir uns hier in einem Schreibforum – und nicht in einem theologischen Seminar – befinden; weshalb für mich eindeutig die schriftstellerischen Aspekte bei einer KG im Vordergrund stehen, wenn ich einen Kommentar verfasse.

Ebenfalls hier schüttele ich den Kopf:

Dieser Relativismus führt nirgendwohin. Dass du als Leser sagst: Das ist nichts für mich - das bringt mich als Autor ein Stück weiter, weil es mir zeigt, was bei wem wie ankommt.
Zum einen halte ich persönlich es für einen Akt der Höflichkeit, wenn der Kommentator eine negative Kritik mit einer freundlichen Schlussformel beendet. Zum anderen kommt es natürlich stark darauf an, welche Brille ich beim Analysieren aufsetze. Wenn mich primär der philosophische (theologische?) Aspekt interessiert, der in der KG angerissen wird, lese ich anders, als wenn ich auf Erzählstil u. Wortwitz achte. Und gelange in der Konsequenz evtl. zu einem abweichenden Urteil.

Des weiteren nützen dir als Autor Aussagen wie Ich habe nach dem ersten Drittel aufgehört o. gefällt mir überhaupt nicht allenfalls bedingt, so lange du nicht weißt, wer sich als Person hinter einem Nickname verbirgt. Für eine halbwegs plausible Zielgruppenanalyse benötigst du einige Basisinformationen wie Alter, Geschlecht, sonstige Lesepräferenzen, Beruf etc. Wenn du die nicht hast, kannst du mit einem Verdikt à la Story taugt nichts wenig anfangen. Weil eben die Geschmäcker der Leser völlig unterschiedlich sind, wie man sehr schön an den Kommentaren zu deiner KG erkennen kann. Weshalb ich mich davor hüte, meine individuelle Meinung als Pauschalurteil zu formulieren, sondern die Geschichten von A bis Z durchgehe und zum Schluss darauf aufmerksam mache, dass es sich einzig um meine individuelle – komplett subjektive – Einschätzung handelt.

Das waren meine 2C am MO-Morgen zu deiner – sehr kurzen – Antwort auf meinen Kommentar. Und jetzt setze ich die zweite Kanne Kaffee auf, um richtig wach zu werden.

Wünsche dir einen guten Start in eine erfolgreiche Woche!

Vg sinuhe

 
Zuletzt bearbeitet:

Berg schrieb:
Ich glaube, eine interessante Auffassung der Möglichkeit eines vorgegebenen Schicksals besteht darin, dass vielleicht trotzdem ein freier Wille und gerechte Folgen unserer Handlungen (Karma) möglich sind. Ein Sowohl-als-auch.

Ser's Berg,
auch wenn es nicht deiner Erzählabsicht entsprechen sollte, gelang es mir, eine mir und meiner streng rationalistischen Weltsicht genehme Lesart aus der Geschichte zu destillieren.

Novak schrieb:
Alles läuft folgerichtig ohne Gegenwehr darauf zu, dass der Protagonist der Weissagung entsprechend sterben wird.

Was für eine Weissagung?

Robert: „….Wie du vorhin gesagt hast: Ich werde meine Freundin niemals wiedersehen …“

Wann, bitte, hat Schorsch das gesagt?
Dieser Satz ließ mich schon beim ersten Lesen der Geschichte noch einmal zurückblättern. Hab ich was überlesen?

Schorsch: „An deiner Stelle würde ich fragen, ob du die Frau, an die du vorhin gedacht hast, jemals wiedersehen wirst.“

Nur das nämlich sagte Schorsch. Und das ist ja keine dezidierte Prophezeiung, keine Vorhersage einer in der Zukunft liegenden Wirklichkeit, sondern nicht viel mehr eigentlich als eine etwas kryptische Andeutung, das hat nicht mehr Bezug zur Realität, als irgendein Krawallzeitungshoroskop.

„Nicht böse sein! Ich erfülle nur meine Aufgabe. Als Vermittler zwischen dir und der höheren Ordnung.“
[…]
„Zwischen mir und Gott, oder wie?“
„Kann sein.“

Dieser Schorsch äußert sich doch wunderbar unpräzise, bis hier her hat der ja noch keine einzige definitive Aussage getroffen, im Grunde sagt er nicht vielmehr als: „Vielleicht, kann sein, denk mal drüber nach.“
Denn in Wahrheit ist er ja gar kein Hellseher (kann selbstverständlich auch keiner sein), er ist einfach ein schlitzohriger, bauernschlauer Tunichtgut, der die Leute ein bisschen verarscht, sich einen Spaß daraus macht, einen naiven, hirnverdrehten Städter zum Narren zu halten.

Und wie erkläre ich mir dies?

Und siehe: Sein Fell verfärbte sich von semmelgelb zu strahlendem Weiß!

In diesem vermeintlichen „Wunder“ offenbart sich natürlich nicht irgendeine höhere Gewalt, sondern es ist nicht mehr als ein Taschenspielertrick. Gabriele nämlich steckt mit dem alten Zausel unter einer Decke und hat Robert was weiß ich was für Zeugs in den Glühwein gemischt, Teufel, die zwei verarschen den armen Robert einfach nach Strich und Faden.
Und Robert fällt in seinem metaphysischen Übereifer prompt auf die beiden rein.

Schorsch erklärte mit vollem Ernst: „Du wirst sie nicht wiedersehen, weil du in wenigen Stunden tot sein wirst. …“

Erst jetzt versteigt sich Schorsch zu einer eindeutigen Aussage, wahrscheinlich weil er Roberts Verunsicherung

Heiliger Strohsack! Was war, wenn dieser Unsinn tatsächlich eintraf?

bemerkt und ihn das vollends übermütig werden lässt, der Schalk sitzt ihm im Nacken und er treibt den Scherz sozusagen auf die Spitze, das viele Bier tut ein Übriges.
Was Robert dann weiter passiert, ist natürlich nicht determiniertes Schicksal, also nicht Schicksal im Sinne einer den Lebensweg des Menschen lenkenden Macht, sondern schlicht Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort. Zufall halt, Zufall im Sinne der Gleichzeitigkeit von kausal Nichtzusammenhängendem, dumm gelaufen einfach, nicht mehr.

Novaks Idee gefällt mir ausgesprochen gut:

Novak schrieb:
er sitzt im Bus und sieht an der Scheibe eine Fliege rumkriechen und er haut sie (oder sieht sie auch nur) und dann fällt ihm die Weissagung wieder ein und er besteht darauf, sofort auszusteigen und der Fahrer lässt ihn auch raus und dann wird er, als er einsam auf der Straße läuft, vom Auto überfahren.

usw., ja das könnte man herrlich schräg und endlos weiterspinnen, entspräche deiner Intention allerdings ganz und gar nicht, vermute ich. Weil du, Berg, ja selber sagst :

Dieses Ironische und Überspitzte überall hängt mir momentan ziemlich zum Halse heraus.

Hab’s wiederum mit Vergnügen gelesen

offshore

 
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Erläuterungen

@ernstl: Das ist eine tolle Interpretation! So, wie es gelingt, Bier ohne Alkohol und Kaffee ohne Koffein herzustellen, lässt sich anscheinend auch alles Übersinnliche aus dieser Geschichte hinausinterpretieren. ;)

Ich finde diese verschiedenen Auffassungen spannend! Das erinnert mich an Rashomon, wo kleine Unterschiede zu großen Unterschieden bei der Deutung der Geschichte werden.

Meine ursprüngliche Antwort auf die Frage, worum es in der Geschichte geht, waren folgende Gedanken:

Der Grundgedanke ist ein Pantheismus, wie er heutzutage bei Eckhart Tolle auftaucht: Es gibt nur ein Bewusstsein, das in allen einzelnen Wesen lebt: Hinter Robert steht der Autor. Ich kann meine Figur in so einer Geschichte ziemlich bizarre Dinge denken und tun lassen. Und möglicherweise denkt durch mich hindurch etwas Anderes auf der nächsthöheren Ebene.
In der Geschichte spricht dieses höhere Etwas (myself) durch Schorsch. Dazu braucht er nicht weise zu sein. In Sofies Welt erscheint eine Botschaft des Autors im Inneren einer Banane und Bananen sind ebenfalls nicht weise. ;)

Der nächste Gedanke ist, ob das Besondere an einem Menschen verloren geht, wenn er aus der Welt verschwindet. Anakreons Antwort, dass wir in den Erinnerungen unserer Mitmenschen weiterleben: Das scheint mir eine recht kümmerliche Art des Weiterlebens zu sein. Robert existiert nur in meiner Phantasie und sein Tod in der Geschichte tut dieser Existenzweise keinen Abbruch. Möglicherweise wird auch das, was uns ausmacht, noch da sein, wenn wir aus der Welt verschwinden - nur eben auf eine Weise, die unseren Sinnen und unserem Denken nicht zugänglich ist.

Das Ende der Geschichte ist bekannt, auch wenn Robert keine Gewissheit hat. Mich interessiert an solchen Situationen, wie ein Mensch damit umgehen kann. In der ganzen Geschichte sind Menschen zu Tausenden mit der größten Gelassenheit in den Tod gegangen.

Im ersten Teil der Geschichte argumentiert Robert mit Logik, die sich aus Axiomen speist, die wiederum eine Ansammlung von Erfahrungen mit den Gesetzmäßigkeiten unserer Welt sind. Schorschs Gegenargument ist der Hinweis auf den Bruch so eines Gesetzes. Wenn Robert sich der modernen Wissenschaftstheorie gemäß verhalten würde, müsste er diesen "unmöglichen" Fall zur Kenntnis nehmen und er müsste sein ganzes Weltbild zerstören. Oder er könnte es als Trick interpretieren, wie ernst offshore es auf sehr kluge Weise getan hat.

Gott existiert in der Geschichte als Möglichkeit. Er kann ein Demiurg sein, eine Person (hier in der Geschichte: der Autor), oder eine sinnvolle Entwicklung der Handlung in eine bestimmte Richtung - wie bei Aristoteles, der Gott als erste Ursache denkt.
Ein Beweis durch Logik kann nicht gültig sein, weil die Logik ihre Grenzen hat, wie der Hund uns mit großem Einsatz demonstriert.

 
Zuletzt bearbeitet:

…, als wollte er einen Bocksprung machen, ...
eine bedeutungsschwangere Geschichte,

lieber Fritz,

die schon von bedeutungsschweren Namen getragen wird: da ist zunächst der einsame Wanderer Robert, zusammengesetzt aus dem althochdeutschen [h]ruod, unserm Ruhm, wie dem glänzenden ahd. bert, einer Bardame und Amazone mit dem hebräischen Namen des Gottesstreiters (wahlweise „Gott ist stark“), Gabriel-e, und dem Schorsch, dem griechischen Georg, der dann wohl weniger den Bauern als den heiligen Drachentöter meint, und schließlich der Lahmen, wenn man denn eine schlaftrunkene Claudia zu nachtschlafener Zeit so übersetzen und nennen darf.

PS:
Gerade den Spoiler angeklickt. Schau bestimmt noch mal vorbei!

Da bräucht’ es dem Wanderer im finstern Tal keines Idylls (Robert glänzt doch selbst von Ruhm) einer erhellenden Siedlung in der Ferne, die mich ein erstes Mal stocken lässt:

Von fern sahen die Siedlungen aus wie Versammlungen von Glühwürmchen zwischen Bergen, groß und still.
Welche Glühwürmchen?, frag ich mich verdutzt.

Männchen wie auch Larven des Johanniskäfers besitzen ein Leuchtvermögen, das es den nächtlich fliegenden Käfern ermöglicht, die flügellosen, im Gras hockenden Weibchen aufzufinden. Daher der Name „Glühwürmchen“, weniger ein ruhiges Idyll wie ein ferner, erleuchteter Ort, als eine flatterhafte Wolke von weibstollen Insekten.

Aber einem irreligiösen Menschen wie mir will, was andern durchaus wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung dann erscheinen mag, wie Kolportage wirken, spätestens wenn der Hund bellt

Er setzte sich hin, blickte in die Runde und bellte einmal: Wuff!,
wo die kindersprachliche Lautmalerei mit engl. Anklang (to woof) befremdet, wie dann auch die wundersame Wandlung des Tieres vom Goldie zum (eher seltenen) weißen, statt schwarzen Labrador.

Darum geht mir plötzlich auf, wer da an der Theke sitzt, sich als Schorsch ausgibt und sicherlich weiß, wie es in den Sanitärräumen des Etablissements aussieht (denn kein Zweifel: Gäbe es einen Gott, so wär’ er der Herr der Fliegen wie allem drum herum). Es ist Harry Rowohlt, der nicht erkannt werden will aber die Verse zum Naturschutz von Ringelnatz derart vorträgt, dass selbst mir eine Gänsehaut droht.

Schorsch [- ein Biertrinker mit grauem Bart -] dachte selbst darüber nach, ob nun das Robert-hafte für immer aus der Welt verschwunden war. Das war ein netter Bursche gewesen. Er hätte sich gerne länger mit ihm unterhalten,
und zwar die Frage nach dem Stoffwechsel des Herrn mit der entscheidenden Frage: wenn dieses von uns allen verehrte stumme Wesen müsste, wäre es dann noch ein Gott? Vor allem aber: röche und hörte man es nicht? Und dann die wirklich bewegende Frage wenn er denn keinen Stoffwechsel bzw. zumindest nicht die üblichen Endprodukte ausschiede: Sollte das Ebenbild Gottes eine Fälschung sein? Und das höhere Wesen, das wir alle irgendwie verehren, Herr Kujau oder einer seiner Kollegen? Eine Fälschung, die Sanitärzusätze verwenden muss und sich doch vorm Eigengeruch ekelt (wie man hierorts immer öfter lesen kann). Denn wahrlich schafft man weniger im Schweiße seines Angesichtes in seinem Brotberuf als in der Muckibude.

Gruß vom andern

Fritz,
der mit Jean Paul und Gottfried Keller – beides heilige Trinker und Erzähler, die dem freien Willen wie Gott skeptisch gegenüberstanden – sicher ist, dass Gott mehr Humor haben muss, als die Kirche zulässt.

Achja, jetzt hätt ich fast das Eingangszitat verdrängt:

Ist Satan-Teufel nicht ein gefallener Engel mit dem weiteren Namen Luzifer? Da leuchtet doch etwas auf, wenn der glänzende Robert zum Bocksprung ansetzt. Die kürzest Interpretation: der Drachentöter tötet den Leuchtenden, Kollateralschäden inbegriffen.

 

Hej Berg,

die Geschichte hat im Gegensatz zu vielen, die in dieser Rubrik gepostet werden zumindest philosophische Anteile, darauf hab ich mich beim Lesen konzentriert und manches absurd komisch gefunden. Gabriele hat mir z.B. ganz gut gefallen obwohl das Karma-Zwischenspiel für mich den Rahmen sprengt, weil Gabriele (und auch sonst keiner) vorher nichts in der Richtung hat durchblicken lassen und es so weit entfernt ist von dem Gottesbegriff, den die beiden anderen benutzen.

Den weißen Hund fand ich auch eine nette Idee.

Zum Inhalt wie ich ihn lese:

Die Geschichte beginnt damit, dass Schorsch Robert zuerst lediglich eine ungewisse Zukunft in Aussicht stellt.
Robert reagiert irritiert was Schorsch dazu veranlasst, sich auf eine höhere Ordnung zu berufen.

Robert behauptet, der Gott aus dem Religionsunterricht (wer hat bis dahin von dem gesprochen?) könne nach den Gesetzen der Logik nicht existieren und argumentiert mit einem Determinismus-Wirrwarr, das Schorsch indirekt widerlegt, indem er (oder sonst jemand) ein Hundefell
(das sich vielleicht auch ganz von alleine und spontan selbst) verfärbt.

Robert zieht sich aufs Klo zurück, sieht die "von Gott getöteten" Fliegen und möchte sich vergewissern (allerdings ist ihm nicht bewusst, dass dies nur für den Moment möglich ist, er wirkt jedenfalls nicht, als wäre es ihm bewusst, sonst würde er die Sinnlosigkeit des Anrufs bemerken), dass alles in Ordnung ist und weil das scheinbar der Fall ist, wirft er daraufhin Schorsch vor, alles was er gesagt habe, sei falsch.

Schorsch beruft sich jetzt voll und ganz auf Gott (und wird damit langweilig(er)).

Robert fragt sich, ob es möglich sein sollte, (s)ein hoffnungsvolles Leben zu verschwenden (was verquer formuliert klingt, verschwendet wird das Leben im Leben, während der Lebenszeit, nicht durch den Tod oder im Tod).
Er bemüht eine "höhere Macht" (von der er eben noch nichts wissen wollte, aber nun gibt sie einem möglichen Tod einen anderen (höheren) Stellenwert (möglich wäre auch der eher verzweifelte Gedanke: Sollte es möglich sein, dass einfach Schluss ist. Ganz ohne höhere Mächte und ohne dass ich den Sinn verstehe?) und um den Sinn braucht man sich auch nicht kümmern, er liegt außerhalb des Menschen).

Zum Schluss hat Robert Gott "akzeptiert" (ruft ihn an).

Mich interessiert an solchen Situationen, wie ein Mensch damit umgehen kann.
Robert geht damit eigentlich gar nicht um. An den Punkt, wo er seinen Tod als unumstößliche Tatsache in unmittelbarer Nähe begreift, kommt er nicht, oder? Er spielt mit dem Gedanken, mehr nicht.

LG
Ane

 

„Sechs Begünstigte des Hofes / Fliehen vor des Kaisers Grimme
Der als Gott sich lässt verehren, / Doch als Gott sich nicht bewähret:
Denn ihn hindert eine Fliege, / Guter Bissen sich zu freuen.
Seine Diener scheuchen wedelnd, / Nicht verjagen sie die Fliege​
Sie umschwärmt ihn, sticht und irret / Und verwirrt die ganze Tafel​
Kehret wieder wie des häm'schen / Fliegengottes Abgesandter.“​

Leider kenn ich nichts von Eckhart Tolle - hab gerad ma' im www reingeschaut und es schüttelt mich: Bestseller-Autor, nix für mich, fürcht ich fast,

lieber Fritz,

werd ich morgen gleichwohl in der Stadtbücherei nachschaun –

aber Pantheismus ist mir schon ein Begriff, und dass etwas möglich sein muss, bevor’s überhaupt existieren kann (Potentialität und Aktualität, ich ruf da immer gerne bei Paul Tillich an) hat ja schon wieder was logisches an sich. Was aber die Rollenvielfalt, die ein Autor übernehmen kann, betrifft, so ist sie doch – ohne unendlich zu sein – nach oben hin offen, denn neben dem Autor und seinen Geschöpfen Robert, Gabriele, Schorsch könntestu noch die Fahrgäste und den Busfahrer, aber auch das Publikum des Textes einbauen oder gar vergangene Geister anrufen. Da wäre dann in all seiner Vielfalt dennoch die Einheit des Bewusstseins gewahrt. Nach unten hin ist die Rollenskala aber begrenzt: wenigstens ein Autor hat dort seiner Rolle zu vertreten, sei sie auch noch bis zur Unsichtbarkeit unauffällig und zurückhaltend.

Was nun das betrifft, was von einem bleiben wird, neig ich eher Anakreon zu. Von den schriftlosen Gesellschaften heißt es zudem, dass die meisten nichts von der Generation ihrer Großeltern wussten außer ein paar Erzählungen (Mythen; vgl. etwa die Dietrichsagen mit dem relativ gut erforschten Leben Theoderichs d. Gr.) – wie ja jetzt auch das ZDF sich bemüht, dem Jungvolk die Vorfahren näher zu bringen … Wenn der Kurzschluss erfolgt, erfolgt die i. d. R. eher unfreiwillige Eingliederung in den natürlichen Kreislauf.

Wenn Gott mit der Fliegenklatsche zuschlüge, handelte er in Notwehr!

Fliegen sind allemal lästig, selbst wenn ein geiler Zeus/Jupiter wie in Offenbachs Orpheus in der Unterwelt die Gestalt einer Fliege annimmt.
In Luthers Übersetzung „Beelzebub“, bei Paracelsus auch „Beelzebock“, den die Volksetymologie zum obersten Teufel erhöht, gilt der Teufel als „herr der fliegen“ (aber auch nach deutschem Wörterbuch – DWB - als „herr des mistes“).

Die Pharisäer behaupteten nun gar, der Nazarener vertriebe den Teufel mit Beelzebub (Matth. 12,24), was den Abstieg einer hohen Gottheit der Philister = Palästinenser darstellt. Baal-zebub war zumindest Gott des Orakels von Ekron, wahrscheinlich aber auch Meeresgottheit, was bei Nachkommen der Seevölker wenig verwundern dürfte(Stichwort: Santorin).

Freilich gibt’s noch einen besonderen Effekt: in der Schreibweise ba’al z’wuw : die letzte Silbe kommt dem “to woof“ nahe …, womit sich der Kreis weniger mit Labrador und Goldie, sondern mehr mit des Pudels Kern im Faust zu befassen hätte.

„FAUST:
Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen / Gewöhnlich aus dem Namen lesen, / Wo es sich allzu deutlich weist, / Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt. / Nun gut, wer bist du denn?
MEPHISTOPHELES:
Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

So bleibt mir derzeit nur, ein (vllt. billiges) Wortspiel mit o. g. Namen zu treiben: Toll, was die zunächst eher bescheiden wirkende Geschichte für eine Bandbreite an Querverbindungen öffnet!

Muss ja nicht der letzte Besuch gewesen sein, behauptet mal der andere

Fritz

Verse Goethe, Siebenschläfer aus dem Diwan und V. 1331 ff., Faust 1

 

he Berg,

also der Titel ist auf jeden Fall einer der geilsten, den ich hier seit langem lesen durfte. Wer da nicht neugierig wird.
Auch geschrieben finde ich es wunderbar. Das geht mir nicht immer so mit deinen Texten, manchmal finde ich deinen Stil etwas zu knapp. Hier aber führst du souverän durch das Geschehen, also bei mir sind an allen wichtigen Stationen Bilder vor Augen und die sind angenehm unaufdringlich miteinander verknüpft.
Spannend finde ich die Zusammensetzung deiner Figuren, man wird da von unverhofft zu unverhofft geleitet. Tolle Ideen auch mit dem kuriven Teil beim Hund, das (usw.) und die Lösung mit dem Klammer-Unfall des Busses. Das sind so nette Kniffe, die ich gern in Texten lese, weil sie was Frisches haben. (unnötig zu erwähnen, dass damit natürlich gekonnt umgegangen werden muss. Hier passt das alles für mich)
Die Geschichte an sich, also der "philosophische Gehalt", naja, das finde ich jetzt nicht sonderlich tiefschürfend. Also den Gedanken Gott mir Logik widerlegen zu wollen, die Frage nach festgesetztem Schicksal vs freie Entscheidung ... das sind jetzt ja alte Themen und bietest hier jetzt auch keinen neuen Gedanken an.

Ich glaube, eine interessante Auffassung der Möglichkeit eines vorgegebenen Schicksals besteht darin, dass vielleicht trotzdem ein freier Wille und gerechte Folgen unserer Handlungen (Karma) möglich sind. Ein Sowohl-als-auch.
das hier ist das wahrlich Interessante (für mich) und das fände ich auch sehr lesenswert, wie das in einer Geschichte seinen Raum entwickelt, aber ich sehe jetzt nicht, wo du das zu deinem Thema machst. Schade eigentlich, aber es ändert nichts daran, dass ich deinen Text gern gelesen habe. Ich find das gewagt, den Schorch tatsächlich als das zu geben, was er zuvor noch nur als Möglichkeit war. Ja, das hat mir gefallen. Gleichwohl gab es da auch das Stimmchen, das nach mehr Drama dürstete. Aber nur ganz am Rande, das hat sich dann einer Realität zugetan, in der diese Geschichte auch mehr Drama hat. Ich bin mit dieser Fassung ganz zufrieden. ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Liebe Kommentatoren,

vielen Dank für eure originellen, spekulativen und kritischen Kommentare!

Im Einzelnen:

@sinuhe:

sinuhe schrieb:
M.E. bringt es wenig, wenn du meine Anmerkungen damit abtust, ich würde deine hochfliegende Absicht – dem Leser den Gottesbeweis näherzubringen – in unzulässiger Weise banalisieren.
Siehe dazu meine Erläuterungen einige Postings vorher.

Außerdem klagst du, es sei ein reiner Akt der Höflichkeit, wenn der Autor eine negativ-kritische Kritik mit einer höflichen Floskel beantwortet.
Natürlich waren deine Kommentare ein Erkenntnisgewinn: Sie zeigen, dass der Text bei dir nicht funktioniert. Ich habe dein Profil angeklickt und einige deiner Texte gelesen. Vermutlich sind wir, was unsere Wahrnehmung und unsere Literaturauffassung betrifft, nicht kompatibel. Es wäre geradezu gefährlich, es allen recht machen zu wollen und für alle zu schreiben. Wenn von zehn Lesern zwei oder drei meinen Text schlecht finden, sage ich mir eben: Diese Leute sind nicht meine Leser. Wenn es sechs oder sieben wären, würde ich den Text löschen oder grundsätzlich überdenken.

@Friedrichard:

Friedrichard schrieb:
Männchen wie auch Larven des Johanniskäfers besitzen ein Leuchtvermögen, das es den nächtlich fliegenden Käfern ermöglicht, die flügellosen, im Gras hockenden Weibchen aufzufinden. Daher der Name „Glühwürmchen“, weniger ein ruhiges Idyll wie ein ferner, erleuchteter Ort, als eine flatterhafte Wolke von weibstollen Insekten.
Da hast du völlig Recht! So eine Insekten-Wolke bewegt sich, während nächtliche Siedlungen eher statisch sind. Vielleicht fällt mir da noch etwas Besseres ein.


Friedrichard schrieb:
Darum geht mir plötzlich auf, wer da an der Theke sitzt, sich als Schorsch ausgibt und sicherlich weiß, wie es in den Sanitärräumen des Etablissements aussieht (denn kein Zweifel: Gäbe es einen Gott, so wär’ er der Herr der Fliegen wie allem drum herum). Es ist Harry Rowohlt, der nicht erkannt werden will aber die Verse zum Naturschutz von Ringelnatz derart vorträgt, dass selbst mir eine Gänsehaut droht.
Es ist schön, wenn der Kommentator den Autor zum Lachen bringt! :D

@Ane:
Ich lese immer wieder deine klugen aber meistens ungnädigen Kommentare in dieser Rubrik. Umso mehr freut es mich, dass dir manches an der Geschichte gefallen hat:

Ane schrieb:
Die Geschichte hat im Gegensatz zu vielen, die in dieser Rubrik gepostet werden zumindest philosophische Anteile, darauf hab ich mich beim Lesen konzentriert und manches absurd komisch gefunden. Gabriele hat mir z.B. ganz gut gefallen obwohl das Karma-Zwischenspiel für mich den Rahmen sprengt, weil Gabriele (und auch sonst keiner) vorher nichts in der Richtung hat durchblicken lassen und es so weit entfernt ist von dem Gottesbegriff, den die beiden anderen benutzen.
Ane schrieb:
Robert geht damit eigentlich gar nicht um. An den Punkt, wo er seinen Tod als unumstößliche Tatsache in unmittelbarer Nähe begreift, kommt er nicht, oder? Er spielt mit dem Gedanken, mehr nicht.
Wenn mir so etwas passieren würde, hätte ich ziemliche Angst. Zumal die Sache mit dem Hund zeigt, dass da möglicherweise etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. ;)

Und noch einmal Friedrichard:

Friedrichard schrieb:
Die Pharisäer behaupteten nun gar, der Nazarener vertriebe den Teufel mit Beelzebub (Matth. 12,24), was den Abstieg einer hohen Gottheit der Philister = Palästinenser darstellt. Baal-zebub war zumindest Gott des Orakels von Ekron, wahrscheinlich aber auch Meeresgottheit, was bei Nachkommen der Seevölker wenig verwundern dürfte(Stichwort: Santorin).
Es ist schön, solche Details quasi nebenbei zu erfahren.

Friedrichard schrieb:
So bleibt mir derzeit nur, ein (vllt. billiges) Wortspiel mit o. g. Namen zu treiben: Toll, was die zunächst eher bescheiden wirkende Geschichte für eine Bandbreite an Querverbindungen öffnet!
Ja, finde ich auch! :)

@weltenläufer:

weltenläufer schrieb:
also der Titel ist auf jeden Fall einer der geilsten, den ich hier seit langem lesen durfte. Wer da nicht neugierig wird.
Auch geschrieben finde ich es wunderbar. Das geht mir nicht immer so mit deinen Texten, manchmal finde ich deinen Stil etwas zu knapp. Hier aber führst du souverän durch das Geschehen, also bei mir sind an allen wichtigen Stationen Bilder vor Augen und die sind angenehm unaufdringlich miteinander verknüpft.
Möglicherweise bist du mein idealer Leser, und ich habe es bloß in all den Jahren nie gemerkt. ;)

weltenläufer schrieb:
Berg schrieb:
Ich glaube, eine interessante Auffassung der Möglichkeit eines vorgegebenen Schicksals besteht darin, dass vielleicht trotzdem ein freier Wille und gerechte Folgen unserer Handlungen (Karma) möglich sind. Ein Sowohl-als-auch.
das hier ist das wahrlich Interessante (für mich) und das fände ich auch sehr lesenswert, wie das in einer Geschichte seinen Raum entwickelt, aber ich sehe jetzt nicht, wo du das zu deinem Thema machst. Schade eigentlich, aber es ändert nichts daran, dass ich deinen Text gern gelesen habe.
Ja, das wäre sehr anspruchsvoll, diesen Gedanken auszuführen. In dieser Geschichte verdient es der arme Robert wirklich nicht, einfach so erledigt zu werden!

Euch allen freundliche Grüße,

Berg

 

Tut mir einerseits leid, dass mein Kommentare "ungnädig" rüberkommen, ich arbeite daran (andererseits fänd ich's ziemlich doof, wenn jemand meine Geschichten "gnädig" kommentieren würde ;)).

„Du wirst sie nicht wiedersehen, weil du in wenigen Stunden tot sein wirst.
Die meisten Menschen würden bei diesem Satz Angst bekommen, vorausgesetzt, dass sie ihn glauben. Das liegt dann an der Überzeugungskraft des jeweiligen Sprechers. Aber Robert glaubt ihn ja nicht (wirklich). Er denkt: "Was wäre wenn ..." und anstatt zu versuchen, die Ausmaße dieser Möglichkeit zu begreifen, fordert er Gott heraus und bestätigt damit dessen Existenz und "leugnet" die eigene Verantwortung.
So hab ich's zumindest gelesen.

LG
Ane

 

Hey Berg,

das wird jetzt kein inhaltlicher Kommentar, weil ich es weder mit Philosophie, noch mit Gott habe. Aber ich mag gern so personifizierte Gottgeschichten. Wobei ich sagen muss, dass es zu 90% ja ein schräger Typ mit grauem Bart ist, ich mag lieber Gott in Jeans und Turnschuhen. Aber vielleicht gelange ich auch immer an eben den grauen Bart-Gott und es gibt viele Stories, wo Gott ein Punks ist. Wenn ich je eine Gottgeschichte schreiben sollte, ist Gott ein Punk, ich schwöre, und schnorrt Kirchensteuer. Aber ich schreib die ja nie :).
Okay, bei dir ist ja nicht Gott im Spiel, sondern einer seiner Vermittler. Aber Schorsch könnte sein Zwilling sein, bestimmt.

Robert nahm einen Schluck von der heißen roten Flüssigkeit, deren Dunst seine Nasenschleimhäute betäubte.

heiße, rote Flüssigkeit - Nasenschleimhäute betäubte ... gehts noch mehr um sieben Ecken? Und wie betäubt Glühwein die Nasenschleimhäute? Das riecht nach Nelken und Wein und Zimt und lecker - bei betäubten Nasenschleimhäuten habe ich einen ganz anderen Geruch in der Nase, irgendetwas beißendes, ätzendes.

„… Das bedeutet doch, dass die Zukunft feststeht. Das heißt aber auch, dass wir Menschen nicht und nicht einmal Gott selbst freie Entscheidungen treffen können. Wenn aber Gott allmächtig ist, muss er Dinge tun können, die dieser vorgegebenen Zukunft widersprechen. In diesem Fall hätte er in seiner Prophezeiung gelogen. Dein Gott ist also entweder nicht allmächtig oder nicht allwissend oder er lügt.“

Also meine Logik steigt hier aus. Wieso hat Gott keine freie Entscheidung? Vielleicht hat Gott ja entschieden, dass er seine Freundin nicht wiedersehen wird? Das ein Mensch keine hat, wenn da "eine Macht" für ihn entscheidet, da gehe ich ja noch mit.

... Es läuft auf Gott als die Transzendenz hinaus, die jenseits des von Menschen Erfassbaren liegt. Auch jenseits der Logik.“

Das wiederum verstehe ich :).

Anstelle guter Argumente kam die Angst, kroch ihm die Hosenbeine hinauf und packte ihn an den Eiern.

Und wenn ich mal die Geschichte als Geschichte lese, kommt hier ja der Wendepunkt und ich dachte, jetzt gehts los ... aber was dann kam, war irgendwie nur noch geradlinig bergab und irgendwie enttäuschte mich das, nach dem starken Anfang. Aber ich lese das ja auch aus Unterhaltungszwecken und gehöre nicht zur Zielgruppe.

Er trank den restlichen Glühwein mit einem Schluck leer.

Mit einem Schluck oder in einem Zug? Ein Schluck - da ist ja nicht mehr viel drin.

„Ich hatte eben Lust dazu! Wenn ich nur so eine willenlose Figur bin, wie ihr behauptet, hätte das immerhin den Vorteil, dass ich keine Verantwortung trage für das was ich tue.“
Gabriele sagte: „Dein Karma holt dich trotzdem ein. Die Folgen deiner Taten werden dich ereilen.“

Das finde ich hübsch. Zum einen trägt man nicht die Verantwortung, weil man ja nur ausführend ist, zum anderen steht man dann doch vor Gott und muss für seine Taten geradestehen. Das ist ein sehr spannender Punkt, Berg, dahingehend hätte die Geschichte für mich echt noch weiter gehen können. Wie, weiß ich jetzt auch nicht, aber das finde ich schon einen spannenden Ansatz.

Du bist müde und überdreht. Schlaf dich erst mal aus! Was immer geschehen will, soll geschehen.

Das ging mir ein wenig zu schnell, wenn vielleicht auch logisch. Erst noch Gott infrage stellen, warum sein Leben zu Ende sein soll, obwohl da doch noch "Marktwert" drin steckt und dann, weil müde, na dann geschehe eben, was geschehe.

Schorsch dachte selbst darüber nach, ob nun das Robert-hafte für immer aus der Welt verschwunden war.

Was ist das Robert-hafte? Ich konnte es nicht herauslesen.

Also, wenn ich die Geschichte mal ab von den Fragen lese, die sie aufwirft, dann verliert sie für mich nach dem Klo an Kraft. Irgendwie hätte ich gern einen Robert gehabt, der die Geschichte weiter mit Spannung füllt, was er nicht tut. Er wird von aktiv zu passiv und noch mehr passiv und dadurch passiert natürlich (für mich und meine Lesart) gleiches mit der Geschichte. Es passiert eben oder es wird mit ihm gemacht, wie auch immer, aber er ist raus aus dem Spiel. Leider.

Toller Titel, aber. Und die Vorstellung das Gott mit einer Fliegenklatsche da rumsitzt und alles erschlägt, was um ihn rumsummt und nervt, irgendwie ... naja ... :D.

Beste Grüße Fliege

 

Liebe Kommentatorinnen,

@Ane:

Ane schrieb:
„Du wirst sie nicht wiedersehen, weil du in wenigen Stunden tot sein wirst.
Die meisten Menschen würden bei diesem Satz Angst bekommen, vorausgesetzt, dass sie ihn glauben. Das liegt dann an der Überzeugungskraft des jeweiligen Sprechers. Aber Robert glaubt ihn ja nicht (wirklich). Er denkt: "Was wäre wenn ..." und anstatt zu versuchen, die Ausmaße dieser Möglichkeit zu begreifen, fordert er Gott heraus und bestätigt damit dessen Existenz und "leugnet" die eigene Verantwortung.
Es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Wenn Robert denkt: Kann sein, dass da etwas dran ist! - dann genügt das für ein ungutes Gefühl. Die Sache mit der eigenen Verantwortung ist tricky. Um unverdientes Unglück mit der Vorstellung von einer Gerechtigkeit des Schicksals (oder der Götter, oder Gottes) in Einklang zu bringen, kam wohl jemand auf die Idee mit der Wiedergeburt.

@Fliege:

Wobei ich sagen muss, dass es zu 90% ja ein schräger Typ mit grauem Bart ist, ich mag lieber Gott in Jeans und Turnschuhen
Verschiedene Vorlieben in diesem Bereich führen oft zu verschiedenen Religionen. ;)

heiße, rote Flüssigkeit - Nasenschleimhäute betäubte ... gehts noch mehr um sieben Ecken?
Okay, ich habe lange keinen Glühwein mehr getrunken.

Also meine Logik steigt hier aus. Wieso hat Gott keine freie Entscheidung?
Wenn Gott sagt: Ereignis X wird eintreffen, hat er nicht mehr die Macht, Ereignis X nicht eintreffen zu lassen. Es sei denn, seine Aussage war eine Lüge.
Wenn er z. B. sagt: Der Apfel wird vom Baum fallen, kann er den Apfel nicht auf dem Baum lassen, weil dann seine ursprüngliche Aussage nicht mehr stimmen würde.

Und wenn ich mal die Geschichte als Geschichte lese, kommt hier ja der Wendepunkt und ich dachte, jetzt gehts los ... aber was dann kam, war irgendwie nur noch geradlinig bergab und irgendwie enttäuschte mich das, nach dem starken Anfang. Aber ich lese das ja auch aus Unterhaltungszwecken und gehöre nicht zur Zielgruppe.
Das ist ein guter Einwand. Passiver Held und gute Geschichte widersprechen sich.

„Ich hatte eben Lust dazu! Wenn ich nur so eine willenlose Figur bin, wie ihr behauptet, hätte das immerhin den Vorteil, dass ich keine Verantwortung trage für das was ich tue.“
Gabriele sagte: „Dein Karma holt dich trotzdem ein. Die Folgen deiner Taten werden dich ereilen.“
Das finde ich hübsch. Zum einen trägt man nicht die Verantwortung, weil man ja nur ausführend ist, zum anderen steht man dann doch vor Gott und muss für seine Taten geradestehen. Das ist ein sehr spannender Punkt, Berg, dahingehend hätte die Geschichte für mich echt noch weiter gehen können. Wie, weiß ich jetzt auch nicht, aber das finde ich schon einen spannenden Ansatz.
Oh ja! und schwierig.

Freundliche Grüße,

Berg

 

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