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Gott wohnt im Sternbild Waage

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26.09.2006
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Gott wohnt im Sternbild Waage

»Kapsel gesichert, wir können.« Die Verbindung war glockenklar. »Schneider, wie sieht's aus?«
»Negativ, Hermetikanzeige ist auf gelb!«
»Checken Sie den Stecker, der löst sich manchmal. Asbach verdammt nochmal, wo steckt Reichel?«
Vorsichtig tastete Schneider nach dem Anschlusskabel der Konsole, was sich durch den steifen Anzug kaum bewerkstelligen ließ.
»Reichel hat sich vor einer Stunde telefonisch krank gemeldet – schwere Erkältung«, antwortete Asbach. Er saß hinter einem halsbrecherischen Konglomerat von Bildschirmen und Tastaturen, aus denen ein Wust von Kabeln in alle Richtungen führte. Auf und unter seinem enormen Schreibtisch stapelten sich Kontrollanzeigen, Oszillographen und anderes wissenschaftliches Gerät.
Die Anzeige schaltete auf Grün. »Aha ... Schneider ebenfalls auf Start«, bestätigte Schneider.
»Er hat natürlich recht, erkältet können wir ihn nicht hoch schicken«, dachte die Teamleiterin laut, »aber er hätte doch wenigstens für die Zeit des Experiments vorbeikommen können.«
Das Klappern ihrer Tastatur drang über das Headset an Schneiders Ohr.
»Rektaszenion und Deklination, sowie mittlere Entfernung sind eingegeben, Energievorrat optimal.«
»Count-down ist ...«
»Abbruch.«
»Stopp, Schneider, wiederholen Sie?«
»Abbruch, die Hermetikanzeige.«
Die Teamleiterin warf einen Blick auf das Back-up-Display der Kontrollsysteme. »Hören Sie, das Back-up sagt alles klar, also ist auch alles klar.«
Schneider schluckte einen Kommentar hinunter.
»Asbach, würden Sie endlich die Güte haben, den Count-down zu starten?«, blaffte die Teamleiterin.
»Läuft«, murmelte Asbach.
»Sehr schön. Gute Reise, Dr. Schneider.«
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige und erlebte Déjà-vu um Déjà-vu. Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war. Die Kapsel war im Inneren mit beigem Kunstleder ausgekleidet und wirkte beinahe organisch auf Schneider. Trotzdem sah man dem Apparat die Kosten von einigen Millionen Euro nicht an.
»12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
»Ich aktiviere das Feld«, sagte Schneider.
»Noch 5 Sekunden.«
»Asbach, werden Sie endlich die Güte haben, den Count-down zu initiieren!«
»Läuft«, murmelte Asbach unwillig.
»Dann mal gute Reise. So ein Theater. Und das nur wegen einer Erkältung.«
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige. Rot leuchteten ihre Ziffern und bei fünf Sekunden blieb sie stehen. Alles blieb stehen, die blinkenden Lichter leuchteten nur noch, die Luftzufuhr schien unterbrochen, selbst die Worte der Teamleiterin hingen zäh wie Götterspeise in seinen Gedanken.
»Noch 12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war. Hatte er diesen Gedanken nicht gerade schon einmal gedacht? Er wusste nicht mehr, was wirklich und was unwirklich war.
Die Teamleiterin blaffte etwas in ihr Mikrophon.

Plötzlich meinte Schneider zu stürzen. Aufwärts, abwärts, durch das von verschiedenfarbigen Lämpchen erleuchtete Innere der Kapsel, in nicht nachvollziehbare Richtungen, hinein in tiefe Schlunde, hinauf zu den Sternen. Die Digitalanzeige stand auf zweiundfünfzig Minuten. Die Hermetikanzeige schmolz, glühte rosa, blau, ekelhaft grün und als sie ihm entgegenzuwachsen begann, hörte er schreien - sich selbst und die Kollegen, die weiterhin auf Start waren und darauf warteten, dass die Anzeige auf Null sank, auf Null wie Anfang, Null wie Ende oder Null wie, haben wir überhaupt eine Ahnung, wie dieses Ding funktioniert.
Die Kapsel begann zu zerfließen, brüllte ihr stählernes Geschrei hinaus in die Sterne, dorthin, wo es niemand hörte, aber genauso real war wie die das Universum durchflutende dunkle Materie. Schneider fühlte sich nackt, verlassen und tot. Dem Nichts ausgeliefert in einem viel zu eng geratenen Sarkophag, das Lied Ungeborener und Sterbender auf den Lippen, von denen es niemand an diesem Ort aufsaugen hätte können.

»Asbach, würden Sie bitte den Count-down starten?!«
»Dann mal gute Reise«, sagte Reichel matt. Er war trotz seiner schweren Erkältung im Kontrollraum aufgetaucht.
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige. Gleich würde er den Beweis erbringen, dass ein Sprung für Menschen ungefährlich war.
»Noch 12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
»Ich aktiviere das Feld.«
»Noch 5 Sekunden.«

Wie aus bleiernem Schlaf schreckte er hoch und noch bevor die Verdunklungskontrolle das kleine Bullauge lichtundurchlässig machen konnte, blickte Schneider in grellstes Sonnenlicht, sodass er fortan schwarze Schlieren auf seiner Netzhaut sah.
»Standort«, ächzte Schneider.
»Rektaszension (α) 15 Stunden, 19 Minuten, 26 Sekunden, Deklination (δ) minus 07 Grad, 43 Bogenminuten, 20 Bogensekunden. Abweichung gemäß Datenbankeintrag für Objekt Cäsar«, summte die Synthesizerstimme.
»Da brat mir doch einer ... es hat funktioniert!«
»Befehle nicht erkannt«, schnarrte der Computer.
»Abwurf der Boje.«
Ein Summen in den unteren Innereien der Kapsel bestätigte ihm den Abwurf. Endlich war der blinde Fleck in Schneiders Gesichtsfeld wieder verloschen und er gönnte sich einen Blick aus dem Bullauge. In der Ferne hing eine rötliche Scheibe im schwarzen Nichts.
»Navigation der Kapsel. Ziel: Objekt Cäsar im Sichtfeld.«
Der Computer korrigierte unter deutlichem Tschuff, Tschuff der Steuerdüsen die Orientierung. Der leuchtend blau-weiß marmorierte Ball sank majestätisch ins Sichtfeld.
»Warnung, Anstieg der Röntgenstrahlung. Rückkehr wird dringend empfohlen.«
»Ja doch, einen Moment!«, schnauzte Schneider. Er fühlte sich wie elektrisiert.
»Strahlung erreicht Grenzwert. Rückkehr eingeleitet.«

Schneider hatte das Gefühl zu zerfließen und sich als Ölfilm über das Innere der Kapsel zu legen. Er war supraflüssig, schwamm in alle Richtungen – zum Glück war die Kapsel absolut dicht. Er selbst war plötzlich die Kapsel, das Innere und das Äußere zugleich. Seine Wahrnehmung erstreckte sich über sein ganzes Sein. Er sah sich über eine Ebene gleiten, pirschte durch dichtes Unterholz, alles in Sekundenbruchteilen, die kein Ende nahmen. Undeutliche Bilder aus Kindheit und Jugend flatterten an seinem inneren Auge vorbei, das Gesicht seiner Mutter, die Sommerferien mit den Nachbarskindern, sein Vater beim Umbau der Diele. Er blickte auf fellbewachsene Pranken, die über eine Wiese stürmten, blickte geradeaus auf ein eigentümliches Tier in der Ferne und setzte zum Sprung an und rammte Zähne und Krallen in den Leib seiner Beute. Das Bild verkehrte sich, er blickte in den Schlund des Räubers. Da bekam er Angst und meinte zu sterben, denn wofür sonst standen filmähnliche Bilder des vergangenen Lebens? Er begann zu flehen, zu einem Gott, an dessen Existenz er längst nicht mehr glauben wollte und trotzdem mehr als sicher war, dass er seine substantielle Wahrheit sträflich, mit allen zu erwartenden Konsequenzen, ignorierte. Die Bilder verblassten und das Nichts von draußen wurde zu einem Nichts im Inneren.
Ein heftiger Schlag riss ihn aus seinen ziellosen Gedanken.

»Meine Damen und Herren, wir sind jetzt seit über einer Stunde auf all Ihre Fragen eingegangen, doch möchte ich Sie nun bitten, zum Ende zu kommen. Dr. Schneider hat sich seinen Feierabend redlich verdient und wir sollten ihn nicht länger aufhalten.«
Für einen Augenblick flammte die Andeutung eines kleinen Tumults durch die Reihen.
Schneider hob die Hand. »Ich wusste, dass das Ganze in Tränen enden würde, also erlaube ich Ihnen noch eine einzige, abschließende Frage.«
Dankbares Gelächter schallte ihm entgegen und sofort schossen einige Hände um Aufmerksamkeit buhlend in die Höhe.
»Also schön.« Asbachs Blicke schweiften über die Menge. »Frau Müller-Schollebrat, stellen Sie bitte die für heute letzte Frage.«
»Danke«, sagte sie im Aufstehen. »Dr. Schneider, hat Ihnen der heutige Versuch persönlich neue Erkenntnisse verschafft, oder anders formuliert, sind Sie durch die heutige Expedition zu einem anderen Menschen geworden?«
Irgendwo in einer der hinteren Reihen applaudierte jemand verhalten.
»Eine gute Frage«, murmelte Schneider undeutlich. Dann schob er das Mikrophon näher zu sich heran. »Wissen Sie, als ich dort draußen im Weltraum dahin trieb, dort, wo wir Menschen uns Brüder und Schwestern erhoffen, habe ich während der Sequenz zur Rückkehr eindrucksvolle, aber beängstigende Dinge erlebt. Ich möchte fast sagen spirituell und wäre die Sequenz nicht nach einer Weile vollendet gewesen, ich hätte vermutlich dort draußen mein Leben gelassen.«
»Dr. Schneider, heißt das, Sie halten die Technologie für gefährlich?«, hakte Frau Müller-Schollebrat nach.
»Keineswegs«, er stand auf, »zwar steckt die von uns entwickelte Technologie noch in ihren Kinderschuhen, aber eines steht für mich fest: der Sprung ist eine tiefgreifende Erfahrung, die man niemandem vorenthalten sollte. Sie ist der Schlüssel zu einer neuen, besseren Gesellschaft, ohne die wir unweigerlich auf den Abgrund zusteuern werden. Wir werden in Kürze wissenschaftlich beweisen können, dass Gott existiert.«
Für einen Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen hören können und einige der anwesenden Journalisten standen mit ungläubig geöffneten Mündern da, als trauten sie ihren Ohren nicht. Erst als Schneider den Raum verlassen hatte, brandete hinter der geschlossenen Tür an Hysterie grenzendes Geschrei los. Seine Worte waren eingeschlagen wie eine Bombe.

***

Asbach verriegelte den Verschluss des Helms und prüfte ihn gewissenhaft, klopfte gegen das Visier und lächelte Reichel an. »Sitzt!«
Reichels Miene blieb besorgt. »Verflixt und zugenäht, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Anstatt mir über den Sprung Sorgen zu machen, denke ich tagein tagaus an Schneider.«
»Machen Sie sich damit nicht verrückt. Wir werden seit Schneiders Entführung ...«
»Und seiner Assistentin«, warf Reichel ein.
»Seien Sie nicht hysterisch, wir werden seit der Entführung der beiden rund um die Uhr bewacht. Die Polizei ist den Entführern längst auf der Spur und ich bin sicher, Schneider geht es gut«, sagte Asbach. Wirklich glauben mochte er jedoch keines seiner eigenen Worte.
Die Teamleiterin rauschte mit fliegendem Kittel durch die Doppeltür des von Neonlicht durchfluteten Labors.
»Tut mir leid, Kollegen, die Presse scheint heute wieder gehörig am Rad zu drehen. Aber wer kann es ihnen verdenken, erst schnappt Schneider über und dann wird er auch noch entführt. Wissen Sie was, wahrscheinlich ist einfach seine Assistentin mit ihm durchgebrannt, oder er mit ihr, kann man nicht mit Sicherheit sagen.«
»Das ist eine interessante Theorie«, grinste Asbach.
»Ich für meinen Teil finde sie beruhigend«, lächelte jetzt auch Reichel.
»Freut mich, dann können wir uns ja jetzt wichtigeren Dingen widmen«, sagte sie und stakste von einem Computer zum nächsten, startete Server, Bildschirme, Systemchecks und ließ sich schließlich auf ihren Bürostuhl fallen. Während sie durchlöcherte Pantoffeln aus einer Schublade nahm, schleuderte sie die Pumps von ihren Füßen. »Es soll ja Menschen geben, die sowas den ganzen Tag tragen«, stöhnte sie befreit. »Sind die Selbsttests der Kapsel abgeschlossen?«
»Die Prozedur endete vor zehn Minuten; Kapsel ist auf Start.«
»Dann fangen wir an!«
Reichel versuchte aus dem ausrangierten Sessel aufzustehen, brachte aber bis auf das Gezappel eines auf dem Rücken liegenden Käfers nichts Konstruktives zu Stande.
»Warten Sie«, sagte Asbach und kam ihm zu Hilfe.

Schweißüberströmt saß Reichel schließlich als weiteres Bauteil in der Kapsel.
»Sicherheitsvorkehrungen hin oder her, dass man als Pilot aber Gewichtheber sein sollte, halte ich für eine blöde Idee. Mal ganz davon abgesehen, da...«
Der Akkuschrauber, mit dem Asbach die Einstiegsluke der Kapsel befestigte, störte das Funksignal.
»...nem sowieso keiner mehr helfen.«
»Da haben Sie ganz recht, aber Vorschrift ist Vorschrift«, bestätigte die Teamleiterin was auch immer Reichel gemeint haben mochte. »Meine Systeme sind im Übrigen ebenfalls auf Start.«
»Reichel ebenso.«
»Parameter doppelt gecheckt, Koordinaten und Abweichung berechnet, aber nicht eingegeben; startklar.« Asbach aktivierte den Count-down.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob die Boje hält, was sie verspricht. Ach und Reichel, unterstehen Sie sich, ebenfalls überzuschnappen!«
»Wenn ich Gott sehe, bestelle ich ihm Ihre besten Grüße. Ich glaube aber nicht, das er mir über den Weg laufen wird. Vielleicht hätten wir doch lieber einen Affen schicken sollen.«
Asbach lachte. »Haben wir schon und es hat funktioniert. Count-down auf fünfzehn Sekunden.«
»Das haben wir doch unlängst diskutiert; bei Schimpansen lässt sich eine eingebildete Gotteserfahrung und dadurch verursachtes Überschnappen nur unter erheblichem Mehraufwand feststellen«, sagte sie ernst.
»War auch nur so ein Gedanke.«
»Count-down auf fünf.«
»Mal ganz davon abgesehen, dass mir in ein paar hundert Billionen Kilometern Entfernung sowieso keiner mehr helfen könnte, aber was tut man nicht alles für größenwahnsinnige Sponsoren, die mal eben Lust auf grüne Männchen haben.«
Das Summen des Akkuschraubers drang kaum hörbar in die Kapsel.
»Count-down auf zwölf Sekunden.«
»Da haben Sie ganz recht, aber Vorschrift ist Vorschrift«, bestätigte die Teamleiterin.
»Alle Parameter doppelt gecheckt«, sagte Asbach. »Koordinaten eingegeben und Abweichung berechnet.«

Die Kapsel begann zu vibrieren, wurde in Schwingungen versetzt. Reichel hatte das Gefühl, dass die Kapsel aus der Verankerung stürzte und durch das Labor kullerte. Er wusste, dass das unmöglich war und hatte dennoch das Bild eines Flipperautomaten vor Augen. Die Beschleunigungskräfte der fortwährenden Richtungswechsel zerrten an seinem Gleichgewichtssinn, schienen ihn unaufhaltsam in eine tiefe Ohnmacht jagen zu wollen. Er klammerte sich an seinem Sessel fest und schrie, schrie, bis ihm schwarz vor Augen wurde. Nach endlosen Sekunden riss ihn ein ohrenbetäubender Knall wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins.

Er öffnete die Augen und blickte aus dem Bullauge, vor dem sich die blau-weiß marmorierte Kugel Gliese fünfhunderteinundachtzig Cs gemächlich vorbei bewegte.
»Warnung! Unbekanntes Objekt nähert sich.«
»Ausweichmanöver«, schnappte Reichel.
»Ausweichmanöver nicht möglich. Kontrollprozessor nicht betriebsbereit.«
»Neuausrichtung des Sichtfensters auf unbekanntes Objekt.«
»Neuausrichtung nicht möglich. Kontrollprozessor nicht betriebsbereit. Warnung! Temperaturanstieg im Zentralrechner.«
Reichel fragte sich, warum er so ruhig blieb.
»Umschalten auf manuelle Steuerung.«
»Manuelle Steuerung aktiviert. Umschaltung der Schnittstelle nicht möglich.«
Er griff nach dem Steuerknüppel und hoffte das Beste, bekam aber das Schlechteste, und er musste lachen. War das die Begegnung mit Gott, mehr als zwanzig Lichtjahre von zuhause entfernt?
»Fünf Sekunden bis zum Aufprall.«
Flüsternd zählte Reichel die Sekunden und als er bei Null angelangt war, hörte er einen dumpfen Stoß. Reichel blickte hinaus und sah Schneider, bekleidet mit einem strahlend weißen Morgenmantel, am Sichtfenster vorbeischweben. Auf seinem verkohlten Gesicht die Spur eines Lächelns. Von Gott aber keine.

© Georg Niedermeier. Alle Rechte vorbehalten.

 

hallo Merlin,

Danke für deine Rückmeldung.
zu viel Handlung also? Kann ich in Anbetracht der kriminalistischen Einschübe zumindest ansatzweise nachvollziehen. Da werde ich nochmal ein bisschen überarbeiten und zwar in einer Weise, dass auch am Schluss ein deutlicheres Klick im Kopf des Lesers entsteht. So wie die Passage jetzt ist, das ist mir nach dieser etwas längeren Phase des Abstandes zum Text und durch deine Anmerkungen klar geworden, steht sie zu weit abseits von der eigentlichen Handlung, was Verwirrung stiftet.
Es freut mich, dass dich meine astronomische, wenn auch rudimentäre, Korrektheit erfreut hat. Leider hat Gliese 581C ja das Problem, dass sein Zentralgestirn in regelmäßigen Abständen extremer Röntgenstrahlung ausgesetzt ist, weshalb er nicht gerade als bewohnbar betrachtet werden kann. Ja, ich weiß, ich bin ein Angeber.:Pfeif:

Bis bald,
Georg

 

Hi Schreibär,

mir missfällt die Story und dies überwiegend aus einem Grund: es ist, streng genommen, keine SF, sondern Fantasy bzw. Artverwandtes.
Das ein solcher Jojo-Effekt auftritt der Schneider über solche Entfernungen transportiert, ist einfach zu abwegig.
Wenn dies wenigstens indirekt in der Story vorbereitet worden wäre (beispielsweise durch einen Energieverlust, der demjenigen entspricht, den Schneider für den Transport benötigt), hätte ich das zur Not noch hinuntergewürgt.
Aber so? Sehr esoterisch…
Es bleibt mir, wie so oft bei SF-Storys, die Frage offen: was sollte das Ganze?

abgesehen von derjenigen über die Tausenden von Namen Gottes (war die von Bester)
Nein. Clarke!

Proxi

 

Hallo Proxi!

Schade, dass ich deinem puristischen Geschmack wieder mal nichts bieten konnte. ob die Geschichte allerdings - streng genommen - Sciencefiction ist, ist mir sowas von vollkommen egal, wie nur was. Ich bin kein Wissenschaftler und außerdem kein sonderlicher Freund von Hard-SF, weshalb mich wissenschaftliche Plausibilität nicht übermäßig kümmert. Natürlich, wahrscheinlich stimmen wir darin überein, ist es notwendig, dass zumindest keine Schnitzer in der Logik einer Geschichte zu finden sind, zusammenfantasierte physikalische Zusammenhänge wenigstens zueinander passen und so weiter und sofort.
dass der Jojo-Effekt einfach zu abwegig sein solle, ist nach meinem Dafürhalten eine wenig hilfreiche Aussage. du weißt es ebenso wenig wie ich, ob dieser Effekt überhaupt möglich ist. Mag sein, dass ähnliches in der realen Wissenschaft nie vorgekommt, mag auch sein, dass man ihn physikalisch kaum begründen könnte und eventuell auch nicht einmal Rechenmodelle dafür zurechtzuzimmern vermag, aber völlig ausschließen lässt es sich wohl nicht. Aber sind solche Gedankenspiele deshalb verboten?
Dein Vorschlag, den Jojo-Effekt mithilfe eines Energieverlust plausibler zu gestalten, gefällt mir gut. Da werde ich wohl nochmal dran feilen müssen.

es kann keine Sciencefiction sein, wenn man einen Computer ein paar Milliarden Buchstabenkombinationen durchrechnen lässt und wenn die letzte Kombinationsmöglichkeit erreicht ist, erlöschen die Sterne. Sehr esoterisch. Es gibt Unmengen von esoterisch anmutender beziehungsweise esoterischer Sciencefiction, keine Frage. Darunter finden sich auch manche Juwelen. Sciencefiction ist nach meiner Meinung mehr, als harte, belegbare wissenschaftliche Fakten.

auf deine Frage, wozu das alles, kann ich nur sagen: weil ich Spaß daran hatte, diese Geschichte zu erzählen. Es braucht niemand eine Lehre daraus zu ziehen, es soll damit nicht die Welt gerettet, Ungerechtigkeit beseitigt oder sonst irgend eine Heldentat begangen werden. Die Geschichte ist ein weiterer Baustein auf meinen Weg, in besserer Autor zu werden. Dass ich dafür keinen Hugo bekomme, ist mir völlig klar.

 

Hallo Georg,

ich fand gut, dass sich diese Geschichte hart am Rande des Plausiblen bewegt. Physikalisch, technisch und ökonomisch ist die Handlung nicht möglich, aber als Leser habe ich Dir alles abgekauft, schon wegen der technischen Ausdrücke. Das ganze kommt mir wie eine Mischung aus "Das Boot" und "Enterprise - The Next Generation" vor. Beim ersten Mal Lesen fand ich die sehr deutschen Namen nicht ganz glaubwürdig.

Pro-proxilator bin ich der Meinung, die Sache mit dem Jojo-Effekt ist nicht wissenschaftlich. Contra-proxilator muss man sagen, dass wir alle nur Sünder sind. ;) Wer immer über Reisen zwischen den Galaxien schreibt, nimmt etwas an, was nach unserem Wissensstand nicht möglich ist. In der Geschichte finde ich den Effekt toll, vor allem wegen der grotesken Schluss-Szene.

Auch der Quinn hat recht: Die Dialoge am Anfang wirken ohne Beschreibungen abstrakt.


Noch ein paar Stellen aus dem Text:

Er saß hinter einem halsbrecherischen Konglomerat von Bildschirmen und Tastaturen, aus denen ein Wust von Kabeln in alle Richtungen führte.
Toll!

Etwa nach einer halben Seite blafft die Teamleiterin Ansbach an, den Countdown zu starten. Eine halbe Seite später "blafft" sie etwas in ihr Mikrophon. Überhaupt: Dieser Ansbach bekommt dreimal den Befehl, den Countdown zu starten. Als Antwort murmelt er. ;)

Sie ist der Schlüssel zu einer neuen, besseren Gesellschaft, ohne die wir unweigerlich auf den Abgrund zusteuern werden. Wir werden in Kürze wissenschaftlich beweisen können, dass Gott existiert.
Das ist übel, aber im positiven Sinne. :) Passt gut in den Kontext der Pressearbeit, obwohl es in drei- oder vierfacher Hinsicht falsch ist.

Alles in allem gern gelesen!

Berg

 
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hallo Berg!

In bitte entschuldige, dass ich mich jetzt erst melde. Es freut mich, dass du die Geschichte gerne gelesen hast und mir meine Beschreibungen abkaufen konntest. Wie gesagt, ich wollte nicht wissenschaftlich arbeiten, sondern eine Geschichte erzählen. Das eine schließt das andere ja nicht aus, aber absolute Korrektheit im wissenschaftlichen Sinne interessiert mich beim Schreiben einfach nicht. Egal.

Etwa nach einer halben Seite blafft die Teamleiterin Ansbach an, den Countdown zu starten. Eine halbe Seite später "blafft" sie etwas in ihr Mikrophon. Überhaupt: Dieser Ansbach bekommt dreimal den Befehl, den Countdown zu starten. Als Antwort murmelt er.
der heißt Asbach :D das mag einem sicherlich ein bisschen komisch vorkommen können, ist aber reine Absicht. Damit sollte deutlich werden, dass es zu seltsamen Zeitverschiebungen kommt und die Zeitlinie immer wieder versetzt von vorne beginnt. Die Zeit springt sozusagen immer wieder zurück.

Schön auch, dass du dich nicht so sehr an der haarsträubenden Äußerung bezüglich der Existenz Gottes und und so weiter gestört hast. natürlich sind das alles sehr verallgemeinernde Aussagen, aber darum geht es ja. Es legt sich nicht fest und ist in religiösen und esoterischen Kreisen gang und gäbe, weshalb es für mich auch passend erschien.

Danke für deine Zeit!
Georgdenn

 

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