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Gott wohnt im Sternbild Waage

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26.09.2006
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Gott wohnt im Sternbild Waage

»Kapsel gesichert, wir können.« Die Verbindung war glockenklar. »Schneider, wie sieht's aus?«
»Negativ, Hermetikanzeige ist auf gelb!«
»Checken Sie den Stecker, der löst sich manchmal. Asbach verdammt nochmal, wo steckt Reichel?«
Vorsichtig tastete Schneider nach dem Anschlusskabel der Konsole, was sich durch den steifen Anzug kaum bewerkstelligen ließ.
»Reichel hat sich vor einer Stunde telefonisch krank gemeldet – schwere Erkältung«, antwortete Asbach. Er saß hinter einem halsbrecherischen Konglomerat von Bildschirmen und Tastaturen, aus denen ein Wust von Kabeln in alle Richtungen führte. Auf und unter seinem enormen Schreibtisch stapelten sich Kontrollanzeigen, Oszillographen und anderes wissenschaftliches Gerät.
Die Anzeige schaltete auf Grün. »Aha ... Schneider ebenfalls auf Start«, bestätigte Schneider.
»Er hat natürlich recht, erkältet können wir ihn nicht hoch schicken«, dachte die Teamleiterin laut, »aber er hätte doch wenigstens für die Zeit des Experiments vorbeikommen können.«
Das Klappern ihrer Tastatur drang über das Headset an Schneiders Ohr.
»Rektaszenion und Deklination, sowie mittlere Entfernung sind eingegeben, Energievorrat optimal.«
»Count-down ist ...«
»Abbruch.«
»Stopp, Schneider, wiederholen Sie?«
»Abbruch, die Hermetikanzeige.«
Die Teamleiterin warf einen Blick auf das Back-up-Display der Kontrollsysteme. »Hören Sie, das Back-up sagt alles klar, also ist auch alles klar.«
Schneider schluckte einen Kommentar hinunter.
»Asbach, würden Sie endlich die Güte haben, den Count-down zu starten?«, blaffte die Teamleiterin.
»Läuft«, murmelte Asbach.
»Sehr schön. Gute Reise, Dr. Schneider.«
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige und erlebte Déjà-vu um Déjà-vu. Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war. Die Kapsel war im Inneren mit beigem Kunstleder ausgekleidet und wirkte beinahe organisch auf Schneider. Trotzdem sah man dem Apparat die Kosten von einigen Millionen Euro nicht an.
»12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
»Ich aktiviere das Feld«, sagte Schneider.
»Noch 5 Sekunden.«
»Asbach, werden Sie endlich die Güte haben, den Count-down zu initiieren!«
»Läuft«, murmelte Asbach unwillig.
»Dann mal gute Reise. So ein Theater. Und das nur wegen einer Erkältung.«
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige. Rot leuchteten ihre Ziffern und bei fünf Sekunden blieb sie stehen. Alles blieb stehen, die blinkenden Lichter leuchteten nur noch, die Luftzufuhr schien unterbrochen, selbst die Worte der Teamleiterin hingen zäh wie Götterspeise in seinen Gedanken.
»Noch 12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war. Hatte er diesen Gedanken nicht gerade schon einmal gedacht? Er wusste nicht mehr, was wirklich und was unwirklich war.
Die Teamleiterin blaffte etwas in ihr Mikrophon.

Plötzlich meinte Schneider zu stürzen. Aufwärts, abwärts, durch das von verschiedenfarbigen Lämpchen erleuchtete Innere der Kapsel, in nicht nachvollziehbare Richtungen, hinein in tiefe Schlunde, hinauf zu den Sternen. Die Digitalanzeige stand auf zweiundfünfzig Minuten. Die Hermetikanzeige schmolz, glühte rosa, blau, ekelhaft grün und als sie ihm entgegenzuwachsen begann, hörte er schreien - sich selbst und die Kollegen, die weiterhin auf Start waren und darauf warteten, dass die Anzeige auf Null sank, auf Null wie Anfang, Null wie Ende oder Null wie, haben wir überhaupt eine Ahnung, wie dieses Ding funktioniert.
Die Kapsel begann zu zerfließen, brüllte ihr stählernes Geschrei hinaus in die Sterne, dorthin, wo es niemand hörte, aber genauso real war wie die das Universum durchflutende dunkle Materie. Schneider fühlte sich nackt, verlassen und tot. Dem Nichts ausgeliefert in einem viel zu eng geratenen Sarkophag, das Lied Ungeborener und Sterbender auf den Lippen, von denen es niemand an diesem Ort aufsaugen hätte können.

»Asbach, würden Sie bitte den Count-down starten?!«
»Dann mal gute Reise«, sagte Reichel matt. Er war trotz seiner schweren Erkältung im Kontrollraum aufgetaucht.
Schneider betrachtete die rückwärts laufende Digitalanzeige. Gleich würde er den Beweis erbringen, dass ein Sprung für Menschen ungefährlich war.
»Noch 12 Sekunden. Wir sind weiterhin auf Start.«
»Ich aktiviere das Feld.«
»Noch 5 Sekunden.«

Wie aus bleiernem Schlaf schreckte er hoch und noch bevor die Verdunklungskontrolle das kleine Bullauge lichtundurchlässig machen konnte, blickte Schneider in grellstes Sonnenlicht, sodass er fortan schwarze Schlieren auf seiner Netzhaut sah.
»Standort«, ächzte Schneider.
»Rektaszension (α) 15 Stunden, 19 Minuten, 26 Sekunden, Deklination (δ) minus 07 Grad, 43 Bogenminuten, 20 Bogensekunden. Abweichung gemäß Datenbankeintrag für Objekt Cäsar«, summte die Synthesizerstimme.
»Da brat mir doch einer ... es hat funktioniert!«
»Befehle nicht erkannt«, schnarrte der Computer.
»Abwurf der Boje.«
Ein Summen in den unteren Innereien der Kapsel bestätigte ihm den Abwurf. Endlich war der blinde Fleck in Schneiders Gesichtsfeld wieder verloschen und er gönnte sich einen Blick aus dem Bullauge. In der Ferne hing eine rötliche Scheibe im schwarzen Nichts.
»Navigation der Kapsel. Ziel: Objekt Cäsar im Sichtfeld.«
Der Computer korrigierte unter deutlichem Tschuff, Tschuff der Steuerdüsen die Orientierung. Der leuchtend blau-weiß marmorierte Ball sank majestätisch ins Sichtfeld.
»Warnung, Anstieg der Röntgenstrahlung. Rückkehr wird dringend empfohlen.«
»Ja doch, einen Moment!«, schnauzte Schneider. Er fühlte sich wie elektrisiert.
»Strahlung erreicht Grenzwert. Rückkehr eingeleitet.«

Schneider hatte das Gefühl zu zerfließen und sich als Ölfilm über das Innere der Kapsel zu legen. Er war supraflüssig, schwamm in alle Richtungen – zum Glück war die Kapsel absolut dicht. Er selbst war plötzlich die Kapsel, das Innere und das Äußere zugleich. Seine Wahrnehmung erstreckte sich über sein ganzes Sein. Er sah sich über eine Ebene gleiten, pirschte durch dichtes Unterholz, alles in Sekundenbruchteilen, die kein Ende nahmen. Undeutliche Bilder aus Kindheit und Jugend flatterten an seinem inneren Auge vorbei, das Gesicht seiner Mutter, die Sommerferien mit den Nachbarskindern, sein Vater beim Umbau der Diele. Er blickte auf fellbewachsene Pranken, die über eine Wiese stürmten, blickte geradeaus auf ein eigentümliches Tier in der Ferne und setzte zum Sprung an und rammte Zähne und Krallen in den Leib seiner Beute. Das Bild verkehrte sich, er blickte in den Schlund des Räubers. Da bekam er Angst und meinte zu sterben, denn wofür sonst standen filmähnliche Bilder des vergangenen Lebens? Er begann zu flehen, zu einem Gott, an dessen Existenz er längst nicht mehr glauben wollte und trotzdem mehr als sicher war, dass er seine substantielle Wahrheit sträflich, mit allen zu erwartenden Konsequenzen, ignorierte. Die Bilder verblassten und das Nichts von draußen wurde zu einem Nichts im Inneren.
Ein heftiger Schlag riss ihn aus seinen ziellosen Gedanken.

»Meine Damen und Herren, wir sind jetzt seit über einer Stunde auf all Ihre Fragen eingegangen, doch möchte ich Sie nun bitten, zum Ende zu kommen. Dr. Schneider hat sich seinen Feierabend redlich verdient und wir sollten ihn nicht länger aufhalten.«
Für einen Augenblick flammte die Andeutung eines kleinen Tumults durch die Reihen.
Schneider hob die Hand. »Ich wusste, dass das Ganze in Tränen enden würde, also erlaube ich Ihnen noch eine einzige, abschließende Frage.«
Dankbares Gelächter schallte ihm entgegen und sofort schossen einige Hände um Aufmerksamkeit buhlend in die Höhe.
»Also schön.« Asbachs Blicke schweiften über die Menge. »Frau Müller-Schollebrat, stellen Sie bitte die für heute letzte Frage.«
»Danke«, sagte sie im Aufstehen. »Dr. Schneider, hat Ihnen der heutige Versuch persönlich neue Erkenntnisse verschafft, oder anders formuliert, sind Sie durch die heutige Expedition zu einem anderen Menschen geworden?«
Irgendwo in einer der hinteren Reihen applaudierte jemand verhalten.
»Eine gute Frage«, murmelte Schneider undeutlich. Dann schob er das Mikrophon näher zu sich heran. »Wissen Sie, als ich dort draußen im Weltraum dahin trieb, dort, wo wir Menschen uns Brüder und Schwestern erhoffen, habe ich während der Sequenz zur Rückkehr eindrucksvolle, aber beängstigende Dinge erlebt. Ich möchte fast sagen spirituell und wäre die Sequenz nicht nach einer Weile vollendet gewesen, ich hätte vermutlich dort draußen mein Leben gelassen.«
»Dr. Schneider, heißt das, Sie halten die Technologie für gefährlich?«, hakte Frau Müller-Schollebrat nach.
»Keineswegs«, er stand auf, »zwar steckt die von uns entwickelte Technologie noch in ihren Kinderschuhen, aber eines steht für mich fest: der Sprung ist eine tiefgreifende Erfahrung, die man niemandem vorenthalten sollte. Sie ist der Schlüssel zu einer neuen, besseren Gesellschaft, ohne die wir unweigerlich auf den Abgrund zusteuern werden. Wir werden in Kürze wissenschaftlich beweisen können, dass Gott existiert.«
Für einen Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen hören können und einige der anwesenden Journalisten standen mit ungläubig geöffneten Mündern da, als trauten sie ihren Ohren nicht. Erst als Schneider den Raum verlassen hatte, brandete hinter der geschlossenen Tür an Hysterie grenzendes Geschrei los. Seine Worte waren eingeschlagen wie eine Bombe.

***

Asbach verriegelte den Verschluss des Helms und prüfte ihn gewissenhaft, klopfte gegen das Visier und lächelte Reichel an. »Sitzt!«
Reichels Miene blieb besorgt. »Verflixt und zugenäht, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Anstatt mir über den Sprung Sorgen zu machen, denke ich tagein tagaus an Schneider.«
»Machen Sie sich damit nicht verrückt. Wir werden seit Schneiders Entführung ...«
»Und seiner Assistentin«, warf Reichel ein.
»Seien Sie nicht hysterisch, wir werden seit der Entführung der beiden rund um die Uhr bewacht. Die Polizei ist den Entführern längst auf der Spur und ich bin sicher, Schneider geht es gut«, sagte Asbach. Wirklich glauben mochte er jedoch keines seiner eigenen Worte.
Die Teamleiterin rauschte mit fliegendem Kittel durch die Doppeltür des von Neonlicht durchfluteten Labors.
»Tut mir leid, Kollegen, die Presse scheint heute wieder gehörig am Rad zu drehen. Aber wer kann es ihnen verdenken, erst schnappt Schneider über und dann wird er auch noch entführt. Wissen Sie was, wahrscheinlich ist einfach seine Assistentin mit ihm durchgebrannt, oder er mit ihr, kann man nicht mit Sicherheit sagen.«
»Das ist eine interessante Theorie«, grinste Asbach.
»Ich für meinen Teil finde sie beruhigend«, lächelte jetzt auch Reichel.
»Freut mich, dann können wir uns ja jetzt wichtigeren Dingen widmen«, sagte sie und stakste von einem Computer zum nächsten, startete Server, Bildschirme, Systemchecks und ließ sich schließlich auf ihren Bürostuhl fallen. Während sie durchlöcherte Pantoffeln aus einer Schublade nahm, schleuderte sie die Pumps von ihren Füßen. »Es soll ja Menschen geben, die sowas den ganzen Tag tragen«, stöhnte sie befreit. »Sind die Selbsttests der Kapsel abgeschlossen?«
»Die Prozedur endete vor zehn Minuten; Kapsel ist auf Start.«
»Dann fangen wir an!«
Reichel versuchte aus dem ausrangierten Sessel aufzustehen, brachte aber bis auf das Gezappel eines auf dem Rücken liegenden Käfers nichts Konstruktives zu Stande.
»Warten Sie«, sagte Asbach und kam ihm zu Hilfe.

Schweißüberströmt saß Reichel schließlich als weiteres Bauteil in der Kapsel.
»Sicherheitsvorkehrungen hin oder her, dass man als Pilot aber Gewichtheber sein sollte, halte ich für eine blöde Idee. Mal ganz davon abgesehen, da...«
Der Akkuschrauber, mit dem Asbach die Einstiegsluke der Kapsel befestigte, störte das Funksignal.
»...nem sowieso keiner mehr helfen.«
»Da haben Sie ganz recht, aber Vorschrift ist Vorschrift«, bestätigte die Teamleiterin was auch immer Reichel gemeint haben mochte. »Meine Systeme sind im Übrigen ebenfalls auf Start.«
»Reichel ebenso.«
»Parameter doppelt gecheckt, Koordinaten und Abweichung berechnet, aber nicht eingegeben; startklar.« Asbach aktivierte den Count-down.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob die Boje hält, was sie verspricht. Ach und Reichel, unterstehen Sie sich, ebenfalls überzuschnappen!«
»Wenn ich Gott sehe, bestelle ich ihm Ihre besten Grüße. Ich glaube aber nicht, das er mir über den Weg laufen wird. Vielleicht hätten wir doch lieber einen Affen schicken sollen.«
Asbach lachte. »Haben wir schon und es hat funktioniert. Count-down auf fünfzehn Sekunden.«
»Das haben wir doch unlängst diskutiert; bei Schimpansen lässt sich eine eingebildete Gotteserfahrung und dadurch verursachtes Überschnappen nur unter erheblichem Mehraufwand feststellen«, sagte sie ernst.
»War auch nur so ein Gedanke.«
»Count-down auf fünf.«
»Mal ganz davon abgesehen, dass mir in ein paar hundert Billionen Kilometern Entfernung sowieso keiner mehr helfen könnte, aber was tut man nicht alles für größenwahnsinnige Sponsoren, die mal eben Lust auf grüne Männchen haben.«
Das Summen des Akkuschraubers drang kaum hörbar in die Kapsel.
»Count-down auf zwölf Sekunden.«
»Da haben Sie ganz recht, aber Vorschrift ist Vorschrift«, bestätigte die Teamleiterin.
»Alle Parameter doppelt gecheckt«, sagte Asbach. »Koordinaten eingegeben und Abweichung berechnet.«

Die Kapsel begann zu vibrieren, wurde in Schwingungen versetzt. Reichel hatte das Gefühl, dass die Kapsel aus der Verankerung stürzte und durch das Labor kullerte. Er wusste, dass das unmöglich war und hatte dennoch das Bild eines Flipperautomaten vor Augen. Die Beschleunigungskräfte der fortwährenden Richtungswechsel zerrten an seinem Gleichgewichtssinn, schienen ihn unaufhaltsam in eine tiefe Ohnmacht jagen zu wollen. Er klammerte sich an seinem Sessel fest und schrie, schrie, bis ihm schwarz vor Augen wurde. Nach endlosen Sekunden riss ihn ein ohrenbetäubender Knall wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins.

Er öffnete die Augen und blickte aus dem Bullauge, vor dem sich die blau-weiß marmorierte Kugel Gliese fünfhunderteinundachtzig Cs gemächlich vorbei bewegte.
»Warnung! Unbekanntes Objekt nähert sich.«
»Ausweichmanöver«, schnappte Reichel.
»Ausweichmanöver nicht möglich. Kontrollprozessor nicht betriebsbereit.«
»Neuausrichtung des Sichtfensters auf unbekanntes Objekt.«
»Neuausrichtung nicht möglich. Kontrollprozessor nicht betriebsbereit. Warnung! Temperaturanstieg im Zentralrechner.«
Reichel fragte sich, warum er so ruhig blieb.
»Umschalten auf manuelle Steuerung.«
»Manuelle Steuerung aktiviert. Umschaltung der Schnittstelle nicht möglich.«
Er griff nach dem Steuerknüppel und hoffte das Beste, bekam aber das Schlechteste, und er musste lachen. War das die Begegnung mit Gott, mehr als zwanzig Lichtjahre von zuhause entfernt?
»Fünf Sekunden bis zum Aufprall.«
Flüsternd zählte Reichel die Sekunden und als er bei Null angelangt war, hörte er einen dumpfen Stoß. Reichel blickte hinaus und sah Schneider, bekleidet mit einem strahlend weißen Morgenmantel, am Sichtfenster vorbeischweben. Auf seinem verkohlten Gesicht die Spur eines Lächelns. Von Gott aber keine.

© Georg Niedermeier. Alle Rechte vorbehalten.

 

Hallo Schrei Bär!

Deine schöne, klare Ausdrucksart lässt vermuten, dass du nicht artverwandt mit dem Stoi Bär bist. :)

Späßchen bei Seite. Die Geschichte ist ganz schick, aber ihr fehlt es mMn nach an Ernsthaftigkeit, die notwendig gewesen wäre. Dieser lockere Umgangston unter den Wissenschaftlern liest sich ganz nett, aber dadurch geht die Glaubwürdigkeit flöten, da es aus meiner Sicht auch keine Geschichte ist, die ausschließlich auf Humor ausgerichtet ist/sein sollte. Zumindest nicht diesen durchdringend lässigen Humor. :)

Reichel blickte hinaus und sah Schneider im strahlenden Weiß seines Anzuges am Sichtfenster vorbei schweben. Auf seinen sonnenverbrannten Gesicht die Spur eines Lächelns.
Nettes Bild, aber überhaupt möglich?

Soweit mein erster Eindruck.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Nothlia!

Herzlichen dank für deine Kritik. Es freut mich sehr, dass du meine in der Geschichte verwendete Sprache schön und klar nennst. Mit Stoiber nicht verwandt und/oder verschwägert, zum Glück, wo kämen wir hin!

Eigentlich hatte ich meine Geschichte überhaupt nicht als humoristisch eingeschätzt, geschweige denn so geplant. Mit der flapsigen Sprache wollte ich andeuten, dass es sich nicht um ein milliardenschweres Projekt, sondern um ein etwas unorganisiertes Durcheinander handelt, was auch durch die nicht funktionierende Anzeige zum Ausdruck kommen soll. Das erklärt die lockere Grundhaltung der Figuren.

Reichel blickte hinaus und sah Schneider im strahlenden Weiß seines Anzuges am Sichtfenster vorbei schweben. Auf seinen sonnenverbrannten Gesicht die Spur eines Lächelns.
Nettes Bild, aber überhaupt möglich?
Du hast mich auf einen krassen Fehler am Schluss meiner Geschichte hingewiesen. Herzlichen Dank dafür, das muss sofort verbessert werden.

Ob ich die Sprache ändere, muss ich mir noch ein wenig überlegen. Danke aber für deine Einschätzung.

Georg

 

Hallo Georg,

Das klappern der durch die Teamleiterin malträtierten Tastatur drang an Schneiders Ohr.
Klappern groß, und es ist ungelenk formuliert: „der durch die“, sind Relativsätze fast immer besser oder man lässt es einfach weg.
Das Klappern der Tastatur drang an Schneiders Ohr.

brüllte ihr stählernes Geschrei hinaus in die Sterne, dorthin, wo sie niemand hört und dennoch für den Augenblick der Artikulation erklingen im Ohr des schreienden.
Übt eine hypnotische Anziehungskraft aus, also dieser Satz. Aber irgendwas fehlt da im zweiten Teil, oder? Klingt aber gut.

Hm, also was ich als Problem der Geschichte betrachte, ist das Tempo in den ersten Passagen. Das ist ja nun ein Szenario, das man sich erstmal „vorstellen“ muss, so eine Wissenschaftler-Basis, mit Leuten, die da liiegen, und Mission Controll und alles, also da brauch ich als Leser erstmal Zeit, das Bild aufzubauen mit vier, fünf Personen und alles. Und du bringst eben nur Dialog, oder fast nur Dialog. Und Dialog leistet eben keinen Bildaufbau.
Also das fand ich ein ersntes Problem, ich hatte nie das Gefühl, „in die Geschichte“ reinzukommen. Erst die Bilder schaffen und dann richtig loslegen.
So ist der Anfang ziemlich an mir vorbeigerauscht, zwischenzeitlich hat es mich mal an den Film Contact erinnert, aber die Idee der Geschichte geht wohl in eine andere Richtung. Und Schneider hat wohl so eine Art JoJo-Effekt am Ende und es zieht ihn automatisch wieder dahin?
Also ich finde den Mittelteil der Geschichte plastisch und stark, das Gefrotzel der Leute ist mir allerdings auch ein wenig zu viel, da während dem Count-Down noch dumm rumlabern, ich weiß nicht. Also Anfang ist mir zu schnell, der Mittelteil ist stark und das Ende verstehe ich nicht so richtig, dafür befasse ich mich auch zu wenig mit SF.
Aber alles in allem war es auf jeden Fall eine unterhaltsame Geschichte, durch die Figuren und Ideen
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

vielen Dank für deine Rückmeldung!
Den Satz mit der Tastatur werde ich mir nochmal vornehmen.

brüllte ihr stählernes Geschrei hinaus in die Sterne, dorthin, wo sie niemand hört und dennoch für den Augenblick der Artikulation erklingen im Ohr des schreienden.
Übt eine hypnotische Anziehungskraft aus, also dieser Satz. Aber irgendwas fehlt da im zweiten Teil, oder? Klingt aber gut.
ich sehe das ganz ähnlich, irgendwie wirkt das unvollständig. Ich werde nochmal drüber gehen.

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen ziemlich knapp gehalten, weil ich ja nicht wieder in 20 Seiten ausufern wollte. Aber ich sehe schon ein, dass das in diesem Fall fast ein bisschen zu knapp ist. Ich werde deshalb versuchen, das Ganze bildhafter zu machen, oder besser gesagt, in ein paar ausführlichere Beschreibungen des Labors, der Leute und so weiter, einzubetten.

Ich bin jetzt schon ein bisschen stolz, dass meine Intention so deutlich geworden ist. Ja, Schneider ist nicht entführt, sondern während eines Techtelmechtels mit seiner Assistentin (dass er nur am Rande angedeutet wird) durch einen Sprung überrascht worden. Das war von Anfang an meine Grundidee und ich muss wirklich lachen, wenn ich daran denke, wie sehr ich diese in meiner Urversion verfehlt habe, indem ich ihn in einen Raumanzug gesteckt habe. Jojo-Effekt trifft es ganz gut, Haldeman hat es in einer Geschichte Slingshot genannt (in Gedankenbrücke, wenn ich mich nicht irre).

Da habe ich also was zu tun. Freut mich aber, dass die Geschichte bei dir ebenfalls nicht durchgefallen ist.

Georg

 

Hey Georg!

Erst mal ein wenig Textkram:

»Als wenn mir entgangen wäre, dass wir hier
Als ob... klingt schöner
Die Teamleiterin blaffte etwas in ihr Mikrophon.
Blaffte hast Du ein paar Zeilen weiter oben schon verwendet.
hinein in tiefe Schlünde
Soviel ich weiß, lautet die Mehrzahl Schlunde
erklingen im Ohr des schreienden.
Schreienden groß
Schneider schluckte einen Kommentar hinunter.
Exakt denselben Satz gibt's weiter oben schon.
»Danke«, sagte sie im aufstehen.
Aufstehen groß
Erfahrung, die man keinem vorenthalten sollte.
niemandem statt keinem fände ich hier schöner
mucksmäuschenstill
eingeschlagen wie eine Bombe
Nun, etwas stärkere/treffendere/außergewöhnlichere Worte/Formulierungen wären besser, immerhin geht es ja um eine weltbewegende Sache. Darüber stolperte ich hin und wieder.
schleuderte sie die Pömps von ihren Füßen
das schreibt sich Pumps *hehe*
Count-down
Hab mal kurz gegoogelt, weil mir der Bindestrich gar nicht gefällt. Count-down ist neue Rechtschreibung, Countdown alte und eine erlaubte Nebenversion. Keine Ahnung, aber mit dem Strich kommt mir das Wort richtig zerschnitten vor. Tja, nicht immer muss das Wort dabeistehen, die Zahl allein reicht auch, besonders, wenn vorher schon zweimal Countdown gefallen ist. Du verwendest es beinahe zu oft, für mein Empfinden jedenfalls.
zerrten an seiner Fähigkeit, bei Bewusstsein zu bleiben.
Das finde ich umständlich formuliert.
hörte er einen dumpfen Stoß, der zu schwach war, die Kapsel merklich zu erschüttern.
Öhm, also wird die Kapsel nur schwach erschüttert, oder? Weshalb diese, wie soll man sagen, Negativ-Beschreibung?

Zur Story: Auch ich hatte das Gefühl, dass die Erzählstimme zu kumpelhaft gewählt war. Man wird sich nicht ganz klar, ob das nun eine ernste oder eher humorvolle Geschichte wird. Dass Schneider vom Sprung überrascht wurde, habe ich irgendwie überlesen - allerdings: ist es für die Geschichte denn von Belang? So wie ich es verstanden habe, zählt eigentlich nur die Lokalisierung von Gott. Dabei verrät der Titel fast alles; außer, dass man diese Begegnung nicht überlebt. Habe ich das so richtig verstanden?
Insgesamt ein wenig flatterhaft, aber der Aufbau hat mir gut gefallen - wenn auch ein paar Bilder am Anfang eingestreut sein könnten - ich denke, das ginge auch im Dialog.

Schöne Grüße
Plasma

 

Hallo Plasma,

Herzlichen dank für deine Kritik! An die von dir angemerkten Fehler mache ich mich gleich.

dass sich manche Sätze exakt wiederholen, war von mir beabsichtigt. Es ist wohl nicht ganz rüber gekommen, aber ich wollte damit zeigen, dass die Zeit etwas durcheinander gerät, wenn der Sprung eingeleitet wird. Das muss ich wahrscheinlich deutlicher machen. Anfangs ist zum Beispiel Reichel überhaupt nicht da, durch den Nebeneffekt der Zeitverschiebung ist er aber schließlich doch anwesend. In diesem Kontext steht dann auch das mehrmals vorkommende Count-down. Mein Diktierprogramm verwendet neue Rechtschreibung, obwohl das, insbesondere bei nicht vollständig diktierten Sätzen, mit Groß- u. Kleinschreibung nicht immer funktioniert.

zerrten an seiner Fähigkeit, bei Bewusstsein zu bleiben.
Das finde ich umständlich formuliert.
Vor allem das »bei Bewusstsein zu bleiben«, oder? Insgesamt gefällt mir die Konstruktion eigentlich. Da muss ich mir was Besseres ausdenken.

hörte er einen dumpfen Stoß, der zu schwach war, die Kapsel merklich zu erschüttern.
Öhm, also wird die Kapsel nur schwach erschüttert, oder? Weshalb diese, wie soll man sagen, Negativ-Beschreibung?
die Kapsel wird nicht erschüttert. Eine 1000 Kilo Kapsel wird durch einen 80 Kilo Aufprall sicherlich nicht bewegt, jedenfalls nicht bei niedriger Geschwindigkeit.

Dass Schneider vom Sprung überrascht wurde, habe ich irgendwie überlesen - allerdings: ist es für die Geschichte denn von Belang?
natürlich ist es von Belang, denn das ist die Geschichte.

So wie ich es verstanden habe, zählt eigentlich nur die Lokalisierung von Gott. Dabei verrät der Titel fast alles; außer, dass man diese Begegnung nicht überlebt. Habe ich das so richtig verstanden?
dass Gott dort leben soll, hat Schneider sich selber ausgedacht. Er ist übergeschnappt, wie es in der Geschichte steht. Das Problem der Technologie ist der Nebeneffekt, dass nach einer gewissen Zeit eine Wiederholung stattfindet. Der Sprung geht an dasselbe Ziel. Hätte der entsprechende Kandidat zu dem Zeitpunkt einen funktionsfähigen Raumanzug an, würde er im Weltraum auch nicht zu Tode kommen, zumindest nicht solange sein Luftvorrat ausreicht.

Insgesamt ein wenig flatterhaft, aber der Aufbau hat mir gut gefallen - wenn auch ein paar Bilder am Anfang eingestreut sein könnten - ich denke, das ginge auch im Dialog.
schön, dass dir der Aufbau gefallen hat. Das mit den Bildern hatte ja auch Quinn angeführt, werde ich auf jeden Fall überarbeiten. Eventuell auch innerhalb der Dialoge, mal sehen, ob ich das hin bekomme.

Herzliche grüße,
Georg

 

Schönen Abend Georg!

Nochmal kurz:

Vor allem das »bei Bewusstsein zu bleiben«, oder?
Nö, eigentlich meinte alles. :D Aber wenn es Dir gefällt, dann lass es so stehen.

die Kapsel wird nicht erschüttert. Eine 1000 Kilo Kapsel wird durch einen 80 Kilo Aufprall sicherlich nicht bewegt, jedenfalls nicht bei niedriger Geschwindigkeit.
Warum schreibst du's dann nicht gleich so? Ich musste jedenfalls "um's Eck denken". :D

dass Gott dort leben soll, hat Schneider sich selber ausgedacht. Er ist übergeschnappt, wie es in der Geschichte steht. Das Problem der Technologie ist der Nebeneffekt, dass nach einer gewissen Zeit eine Wiederholung stattfindet. Der Sprung geht an dasselbe Ziel. Hätte der entsprechende Kandidat zu dem Zeitpunkt einen funktionsfähigen Raumanzug an, würde er im Weltraum auch nicht zu Tode kommen, zumindest nicht solange sein Luftvorrat ausreicht.
Ach so! Ich muss zugeben, dass ich beim Lesen vier, fünf mal unterbrochen habe, weil ich kurz weg musste, da ist wohl der Zusammenhang auf der Strecke geblieben.

Nochmals schöne Grüße
Plasma

 

nocheinmal etwas zu deinen Anmerkungen, Plasma.

Die »bei Bewusstsein zu bleiben«-Stelle habe ich jetzt folgendermaßen verändert:
Die Beschleunigungskräfte der fortwährenden Richtungswechsel zerrten an an seinem Gleichgewichtssinn, schienen ihn unaufhaltsam in eine tiefe Ohnmacht jagen zu wollen.

der nicht fühlbare Aufprall ist jetzt ein Aufprall und fertig.

weitere Überarbeitung folgt noch.

Georg

 

Hi Nothlia

Dieser lockere Umgangston unter den Wissenschaftlern liest sich ganz nett, aber dadurch geht die Glaubwürdigkeit flöten, da es aus meiner Sicht auch keine Geschichte ist, die ausschließlich auf Humor ausgerichtet ist/sein sollte.

Du hast wohl noch nie Wissenschaftler bei der Arbeit erlebt, oder? Wir machen hier fast mehr Witze als Arbeit. Und das alles von euren Steuern. ;)

mfg, Arnonym

 

da schlägt sich ja glatt jemand auf meine Seite. Ob Deine Erfahrung wohl als repräsentativ angesehen werden kann, Arnonym? Grundsätzlich könnte ich mir das durchaus vorstellen, bei Ärzten gibt es ja nicht umsonst die berüchtigten Arzt-Witze die meistens ganz schön derb sind. Möchte noch jemand seine Erfahrungen in diesem Bereich nennen?

Arnonym, darf ich fragen, wie du die Geschichte fandest?

Georg

 

Hallo arnonym und Schrei Bär!

Ich halte natürlich die ganze Wissenschaftler-Bande nicht für humorlos. :) Aber: In einer solchen Situation wäre die zwangsweise notwendige Ernsthaftigkeit gegeben, oder nicht? Chirurgen machen bei einer komplizierten Operation eher weniger Witze, im CERN bei einem wichtigen Experiment sind die Leute bestimmt auch zu angespannt für Witzeleien - zumindest in dieser Ausführlichkeit. :) Ausnahmen gibt es immer, wie z.B. Pathologen. :)

Und wenn man ansonsten bei der Arbeit Spaß hat - umso besser. :)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo miteinander,

lange habe ich mit mir gerungen und mich jetzt dazu entschlossen, keine neuen Beitrag aufzumachen, sondern die Überarbeitung direkt hier über das Original zu schreiben.
Die Charaktere unterhalten sich jetzt der Situation angemessener.

Ich würde mich natürlich über weitere/erneute Rückmeldungen freuen, denn die Geschichte ist jetzt, wie ich finde, weitaus ernsthafter. Ich kann nicht genau sagen, ob mit diese überarbeitete Fassung, oder das Original besser gefällt, aber beide Versionen mag ich.

Georg

 

Hallo SchreiBär!

Ich hab nur diese neue Version gelesen, und sie gefällt mir ziemlich gut. Allerdings find ich den Anfang auch noch immer nicht gut - ist ein bisschen verwirrend mit den vielen Personen auf einmal.

Wie auch schon in einigen anderen Geschichten von dir sind diese inneren Wahrnehmungen des Körpers in einer Ausnahmesituation die stärksten Stellen in deiner Geschichte - also wie Schneider die Entgrenzung seines Körpers spürt. Ich glaube, dass die Entgrenzung des Körpers dein eigentliches Grundthema ist. Wär schön, wenn du das bei Reichel auch etwas stärker akzentuiert hättest - vielleicht auf etwas verschobene Weise, also nicht ganz gleich wie bei Schneider.

Ansonsten find ich die Geschichte gut gebaut und straff erzählt, man wartet mit Reichel gespannt, was diesem jetzt passieren wird. War für mich also schon ein Lesevergnügen. :)


Fehler:

Gute Reise Dr. Schneider
Komma: Reise, Dr. ...
Er wusste nicht mehr was real und und was Vorstellung war.
Komma: ... mehr, was real ...
hörte er schreien sich selbst und die Kollegen
Satzstellung: hörte er sich selbst und die Kollegen schreien
dass die Anzeige auf null sank, auf Null wie Anfang, Null wie Ende oder Null wie haben wir überhaupt eine Ahnung
groß: erste „Null“ und Komma: wie, haben ...
das Lied Ungeborener und Sterbender auf den Lippen von denen es niemand an diesem Ort aufsaugen hätte können
Komma: ... Lippen, von denen
Er war trotz seiner schweren Erkältung im Kontrollraum aufgelaufen.
“aufgelaufen“ geht nicht - vielleicht: aufgetaucht?
blickte Schneider in grellstes Sonnenlicht, dass er fortan schwarze Schlieren auf seiner Netzhaut sah.
hm, entweder müsste es heißen: in derart grelles Sonnenlicht, dass er fortan ... oder: in grellstes Sonnenlicht, sodass ...
pirschte durch dichtes Unterholz, alles in Sekundenbruchteilen die kein Ende nahmen.
Komma: Sekundenbruchteilen, die ...
Er blickte auf fellbewachsene Pranken die über eine Wiese stürmten
Komma: Pranken, die ...
Ich wusste, dass das ganze in Tränen enden würde
groß: das Ganze
eindrucksvolle aber beängstigende Dinge erlebt.
Komma: eindrucksvolle, aber ...
Anstatt mir über den Sprung sorgen zu machen
groß: Sorgen
wir werden seit der Entführung der Beiden
klein: beiden
brachte aber bis auf das Gezappel eines auf dem Rücken liegenden Käfers nichts konstruktives zu Stande.
groß: Konstruktives
Da haben sie ganz recht,
groß: Sie - kommt später nochmals
versetzt.Reichel
da fehlt ein space

Gruß
Andrea

 

Hallo Andrea,

Schön, dass du dich auch zu dieser Geschichte äußerst.

Ich hab nur diese neue Version gelesen, und sie gefällt mir ziemlich gut. Allerdings find ich den Anfang auch noch immer nicht gut - ist ein bisschen verwirrend mit den vielen Personen auf einmal.
das höre ich gerne. ich hatte bei meiner Überarbeitung versucht, etwas mehr Bilder einzufügen, was mir aber nicht so richtig geglückt ist. Gerade ist mir aber noch eine Möglichkeit eingefallen, die ich nachher umsetzen werde. Am Anfang sind es wirklich ziemlich viele Personen gleichzeitig. Vielleicht sollte ich Schneiders Abgeschiedenheit in der Kapsel etwas kräftiger beleuchten, um ihn ein wenig aus dem ganzen Durcheinander herauszuhalten.

Ich glaube, dass die Entgrenzung des Körpers dein eigentliches Grundthema ist. Wär schön, wenn du das bei Reichel auch etwas stärker akzentuiert hättest - vielleicht auf etwas verschobene Weise, also nicht ganz gleich wie bei Schneider.
Das hatte ich so beabsichtigt und ich habe mich sehr beherrschen müssen, es bei Reichel nicht ebenfalls sehr fantasievoll auszugestalten.. Ich wollte damit zeigen, dass Schneider den Sprung als spirituelle Erfahrung erlebt. Reichel, ganz der Rationalist, hat dabei keine "esoterische" Erleuchtung oder ähnliches und auch seine Wahrnehmung gerät nicht total außer Kontrolle.

Ansonsten find ich die Geschichte gut gebaut und straff erzählt, man wartet mit Reichel gespannt, was diesem jetzt passieren wird. War für mich also schon ein Lesevergnügen.
Das geht runter wie Öl. Danke dir!
Georg

 

Hey Bear

Zu aller erst: Der Titel verrät so einiges ... eigentlich alles. :)
Beim zweiten Mal lesen, wird auch klar, warum es der Teamleiterin egal ist, ob die Hermetikanzeige (ich frag gar nicht, was des ist) nicht funktioniert.

»Abbruch, die Hermetikanzeige.«
»Hören Sie, das Außenterminal sagt alles klar, also ist auch alles klar.«
Ja, die Geschichte muss man (also die sf-ahnungslosen) zweimal lesen, finde ich.
selbst die Worte der Teamleiterin hingen zäh wie Götterspeise in seinen Gedanken.
Hmm, Götterspeise ist doch nicht zäh - also Götterspeise, die zäh ist, kaufe ich nicht, gerade weil sie nicht zäh ist, kaufe ich sie. :blabla:
Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war. Hatte er diesen Gedanken nicht gerade schon einmal gedacht? Er wusste nicht mehr, was real und was Vorstellung war.
Auch gut! Wie gesagt: beim zweiten Mal lesen.
hörte er schreien sich selbst und die Kollegen,
entweder "hörte er sich selbst schreien" oder "hörte er schreien - sich selbst ..."
Schneider hatte das Gefühl zu zerfließen und sich als Ölfilm über das Innere der Kapsel zu legen. Er war supraflüssig, floss in alle Richtungen [...]
Den ganzen Absatz empfinde ich als supragut. ; ) Da hast du einfach mehr Menschlichkeit, mehr Nähe vom Prot. (gleichzeit vom Leser für den Prot.) zum Weltall beschrieben und gezeigt.

Ja, was bleibt mir noch zu sagen. Es war eine ganz nette, unterhaltsame Expedition, die du da geliefert hast. Immer wieder interessant, wenn Leute kurz vor dem Durchdrehen immer den armen Gott da einmischen. :D Und ihn für ihre Fantasien missbrauchen. Nee, also da reagiert jeder anders, Reichel zB hat wahrscheinlich in seinem Leben nicht viel mit Religion am Hut und dementsprechend reagiert er auch.

Cu JoBlack

 

Grüß Dich Jo,

Danke für deine Rückmeldung.

Gibt der Titel meiner Geschichte zu viel Preis? Fand ich eigentlich nicht, denn der Titel gibt ja nur die Überzeugung von Schneider wieder, der aber nicht ganz zurechnungsfähig war.

Beim zweiten Mal lesen, wird auch klar, warum es der Teamleiterin egal ist, ob die Hermetikanzeige (ich frag gar nicht, was des ist) nicht funktioniert.
ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann. Würde mich interessieren, welche Erklärung du dafür hast. Sie ignoriert die Fehlermeldung, weil das Außenterminal - ein außerhalb der Kapsel befindlicher Bildschirm, der Meldungen vom Inneren der Kapsel wiedergibt - diesen Fehler nicht anzeigt. Das habe ich nicht besonders durchsichtig dargelegt. Da muss ich nochmal dran.

selbst die Worte der Teamleiterin hingen zäh wie Götterspeise in seinen Gedanken.
Hmm, Götterspeise ist doch nicht zäh - also Götterspeise, die zäh ist, kaufe ich nicht, gerade weil sie nicht zäh ist, kaufe ich sie.
also im Vergleich mit Wasser finde ich Götterspeise durchaus zäh. Natürlich ist die schnittfest und alles, aber ... doch, ich verstehe dich schon, es ist kein astreines Bild. Vielleicht fällt mir da noch was ein.

du hast mehrmals erwähnt, dass vieles erst durch ein zweites Lesen klar wird. Kannst du noch ungefähr sagen, wie du es beim ersten Mal verstanden hast? Es ist ja nicht unbedingt Sinn der Sache, dass der Leser mit meinem Text gar nicht anfangen kann, beziehungsweise sich ihm der Inhalt erst nach mehrmaligem Lesen erschließt.

Gleich würde er sich irgendwo im Sternbild Waage befinden und den Beweis erbringen, dass es tatsächlich möglich war.
hier habe ich tatsächlich nur andeutungsweise verraten, was denn nun eigentlich möglich sein sollte. Das muss ich klarer formulieren. Ich gebe dir Recht: Damit können wohl eingefleischte Sciencefiction-Leser schneller etwas anfangen.

entweder "hörte er sich selbst schreien" oder "hörte er schreien - sich selbst ..."
ein zweiter Vorschlag kommt dem nahe, wie es klingen sollte. Werde ich übernehmen.

freut mich, dass dich die Geschichte unterhalten konnte, auch wenn sie sich wohl etwas rätselhaft gebärdete. Dein letzter Absatz zeigt mir aber, dass du meine Intention erkannt hast. Schneider war offen für diese religiöse/esoterische Erfahrung, vielleicht hat er diese Erfahrung auch hervorgerufen, weil er nur darauf gewartet hat. Reichel dagegen hat mit sowas nichts am Hut und erlebt den Vorgang auch nicht in dieser Weise.

Religiöse Gefühle sind ja physiologisch inzwischen mehr oder weniger erklärbar. Zumindest weiß man, dass ganz bestimmte Regionen im Gehirn aktiv sind, die bei nicht religiösen Menschen weniger Aktivität aufweisen. Man kann diese Gefühle durch elektrische Stimulation der Regionen sogar produzieren. Das ist bei Schneider offenbar passiert. Oder auch nicht. Es könnte ja von Gott oder welchen höheren Wesen auch immer so gewollt sein; ein gern genommenes Argument um die Wissenschaft auszuhebeln.

Georg

 

Hallo Gero,

Freut mich, dass du wieder hier bist. Ich hoffe du bist wieder ganz über den Berg.

Die Sache mit dem Titel meiner Geschichte. Mittlerweile bin ich davon nicht mehr überzeugt, weil er zu viel preiszugeben vorgibt. Für mich stand er als haltlose Behauptung im Raum, greift sozusagen der Pressekonferenz vor, in der Schneider behauptet, den Gottesbeweis gefunden zu haben. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen zu erwähnen, dass das wissenschaftliche Projekt sich nicht mit der Suche nach Gott befasst, auch nicht nach Denkansätzen zu diesem Thema. Es ist nur Schneider, der mit dem Thema daherkommt. Letzten Endes werden seine Erlebnisse als Spinnerei abgetan, von daher ist natürlich eine mehr oder weniger klare Stellungnahme zur möglichen Existenz eines Gottes in der Geschichte enthalten, doch meinte ich eigentlich, der skeptische, vielleicht auch verneinende Anteil sei höher und stünde somit im Vordergrund.
ich kenne höchstens die Geschichte »Die neun Milliarden Namen Gottes« (oder waren es neun Millionen) von Clarke. Die Geschichte endet sogar positiv, also im Sinne einer höheren Macht, denn alle Existenz endet zeitgleich mit der Niederschrift des letzten Namens.

»Glasklar« werde ich übernehmen.
ich muss zugeben, dass mir dieses zugegebenermaßen altertümlich wirkende Technologiegewurschtel gefällt. Ich mag dreckige Raumschiffe die auseinander fallen, Computer die sich verrechnen und altmodische Wissenschaftler, die ein analoges Messgerät jedem computerisierten vorziehen. Kabelsalat gehört da einfach zum guten Ton. Finde ich. Ich bin da vielleicht Traditionalist, wenngleich ich selbst die etwas esoterisch angehauchte Sciencefiction mag. Diese ewige Suche nach Sinn, auch wenn wir technisch zu fast allem in der Lage sind. Die Frage nach dem »woher kommen wir«, die fast alles bestimmt, wird uns nicht loslassen, nicht, bevor wir es wissen, aber das beruhigende dabei ist: werden wir nie. Trotzdem, ich gebe es zu, ich hänge ein bisschen an den alten Hüten der Sciencefiction; Count-down und so.
Es ist natürlich fatal, wenn durch das ganze technische Zeug die Leute verloren gehen, weil sie darunter begraben werden. Dazu passt auch, dass ich mich weigere, diese Hochglanz-Sciencefiction zu zelebrieren, die mir sowieso auf den Wecker geht. Ich glaube nicht an dieses Designertheater, wo jede noch so dämliche Nebensache ein ausgeklügeltes optisches äußeres zu bieten hat. Ein Telefon ist ein Telefon und ein Funkgerät ist etwas, was man in der Hand halten kann. Natürlich, es kann miniaturisiert, vielleicht irgendwann direkt in den Körper eingebaut werden und alles, aber das taugt mir nicht wirklich. Ich brauche etwas zum anfassen, ich muss es in die Ecke werfen können, es mit einem Schraubenzieher öffnen und zu reparieren versuchen können, ohne einen Spezialisten zu benötigen, der mir irgendwelche Chips programmiert.

cool braucht die Sciencefiction nicht sein, denn das finde ich langweilig. Gestern lief ja wieder Minority Report. Guter Film, noch bessere Geschichte, aber was die da wieder dargestellt haben, widerspricht meiner Auffassung von sinnvoller Technologie. Alles durchzustylen, sieht optisch sehr schön aus, bringt aber keinerlei Nutzen für die alltägliche Arbeit. Da verkommt doch der Datendirigent zur Lachnummer. Es sind schöne Spielsachen, mit virtuellen Methoden durch Dateien zu springen, ausladende Bewegungen machen zu müssen, um Bilder von links nach rechts zu schieben und all das. Man stelle sich ein Jog (das Steuerrad, um vor oder zurück zu spulen) vor, das einem keinerlei fühlbaren Widerstand bietet. Das mache mal eine halbe Stunde lang und dir fällt der Arm ab. Wir transferiert Daten von einem Rechner auf den anderen mittels eines holographischen Speicherbausteins, obwohl wir in Eile sind? Das ist doch bescheuert! Ich drücke einen Knopf und zack ist es drüben, dem guten alten stinknormalen Netzwerk sei dank.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob ich dann überhaupt in der Sciencefiction etwas verloren habe, wenn ich mich hier ein wenig als der Technologiefeind hervortue, aber Sciencefiction transportiert doch immer wieder Themen von heute in ein zukünftiges Umfeld und die Themen von heute sind nun mal finanzielle Schwierigkeiten im Bereich der Raumfahrttechnik, Mängel in der Stromversorgung (Kernfusion und so weiter), Korruption und Unverständnis, die von seiten der Bürger kommt. Allein aus den finanziellen Schwierigkeiten erwächst doch die Notwendigkeit für technische Kompromisse und ... Kabelsalat. Form hat der Funktion zu folgen und nicht umgekehrt.

»Oszillograph« wollte ich eigentlich längst korrigiert haben.

Rektaszenion und Deklination
Was für eine rektale Zensation ist das nun wieder? Das gerade Aufsteigen eines Sterns ist im Astronomischen damit gemeint. Welchen Sinn macht das hier für die Kapsel?
Nun gut. Wer kann dem schönklingenden Fremdwort schon widerstehen? Es macht sich, sparsam dosiert, ja immer recht nett.

Das ist die ganz normale Methode um Sterne zu lokalisieren. Zeit und Winkelangaben bezogen auf die Erdneigung. Fragt mich nicht, wie das ganz genau funktioniert, aber ich hab mich da schon einzulesen versucht.
Die angegebenen Daten geben den Standort von Gliese 581 wieder, den braunen Zwerg, welchen Gliese 581 c, der unserer Erde nicht ganz unähnliche Exoplanet, umkreist.

Er wusste nicht mehr, was real und was Vorstellung war.
Auch das was uns real scheint, ist zunächst nur eine Vorstellung, wenn auch eine, der Wirklichkeit zugrunde liegen kann, sofern unsere Grundausstattung es uns erlaubt, das so zu sehen. Gemeint ist hier wohl eher was wirklich und was unwirklich war oder Tatsache ode Fiktion....
die Verwendung von »was wirklich und was unwirklich war« erscheint es sinnvoll. Danke für den Hinweis.
letztenendes bleibt mir nur, zuzugeben, dass ich wohl eher den Mainstream bediene. Ich möchte das aber nicht beibehalten, sondern eine etwas eigenwilligere Perspektive entwickeln. Das wird sicherlich dauern, stehe ich doch noch immer am Anfang. Mal sehen, wie sich das entwickelt, aber ich bin optimistisch, denn mit dir und einigen anderen Autoren hier (sicherlich nicht allen) sind Kollegen an Bord, die mich darauf immer wieder hinweisen.

Allerdings stellt sich schon die Frage nach der Qualifikation dieser Weltraumeroberer, wenn sie sich die Frage stellen, wie das Ding denn nun wirklich funktioniert.
damit wollte ich andeuten, dass diese Technologie den Forschern mehr oder weniger vor die Füße gefallen ist. Sie sind drüber gestolpert und haben enthusiastisch angefangen damit herum zu spielen. Sie verstehen es nicht so recht. Dies ist eine ganz klare Bezugnahme zu Gedankenbrücke von Haldemann.

Das sind sehr weitgehende Aussagen, deren Wissenschaftlichkeit sich gleichsam selbst aufhebt. Bessere Gesellschaft (von einer wie auch immer gearteten war bisher nichts zu erfahren, wieso würden wir sonst unweigerlich auf den Abgrund zusteuern? Das ist mir zu pauschal.
kann ich nachvollziehen. Das aber erschöpfend auszuführen, würde den Rahmen dieser Geschichte sprengen, weshalb ich es lieber weglassen würde. Da habe ich mich zu billig aus der Affäre zu ziehen versucht. An der Passage habe ich ziemlich lange gearbeitet und viel überlegt, aber mir ist nichts brauchbares eingefallen, warum die Erfahrung die Gesellschaft zu einer besseren macht. Ich halte es für unnötig, auch noch lang und breit zu erklären, warum beziehungsweise was verändert werden muss. Da fallen doch jedem auf Anhieb 1000 Dinge ein. Absicht war, dass Schneider »Gott« eine Erlösungstat andichtet, fast eine Prophezeiung von sich gibt, die aber nur auf dessen Einbildung fußt.
meine Geschichte gibt keinen Gottesbeweis, soll sie auch gar nicht, wollte sie auch gar nicht. Sie soll zeigen, dass es Auffassungssache ist.

Der kriminalistische Ansatz war übrigens nicht zu verhindern. Irgendwie musste ich einflechten, dass Schneider verschwunden ist. Ich wollte aber nicht sofort erklärten, dass es mit dem Sprung zu tun hat, also habe ich diesen Trick angewandt. Vielleicht fällt mir noch eine bessere Variante ein.

Den letzten Satz werde ich deinem Vorschlag entsprechend ändern.

ja, was soll ich sagen ... schade, dass dir die Geschichte nicht sonderlich gefallen hat. Deine ausführlichen Erklärungen werden mir aber auf jeden Fall weiterhelfen. Ich freue mich immer sehr über deine Antworten!

 

hallo Gero,
ist schon ein paar Tage her, aber ich wollte doch noch schnell auf deine Antwort reagieren. Schön, mit der Liebe für altmodische Sciencefiction nicht allein auf weiter Flur zu stehen.
übrigens, du alter Nöckergreis :D, entmutigen lasse ich mich nicht, von dir schon gleich gar nicht, denn als Veteran auf dem Gebiet bist du ohnehin einer, der mir so einiges sagen darf. Deine Meinung ist mir wirklich wichtig. Und mit dem Schreiben ist es mir auch ernst. Harte Kritiken dürfen sein und halten einen schön am Boden.

Herzliche grüße also zurück in den Kohlensack (auch mein Lieblingsobjekt am Sternenhimmel, wahrscheinlich wegen des Buches »Splitter im Auge Gottes«), die Dunkelwolke zwischen dem Kreuz des Südens und Zentaurus, wenn ich mal klugscheißern darf.

Georg

 

Abend...

Mein erster Kommentar hier ^^

Doch selbst als Grünschnabel finde ich die Handlungs-sprünge irgendwie... komisch? Mir drängt sich da der Verdacht auf, dass zu viel Handlung abgehandelt werden sollte. Und woher der Mensch im Morgenmantel mit verbranntem Gesicht kommt, erschließt sich mir irgendwie auch nicht ganz... Da hilft nur nochmal-lesen.

Übrigens, als Hobbyastronomen hat es mich erfreut, dass sich deine weiß-blau mamorierte Kugel mit einem tatsächlich vorhandenen Objekt identifizieren lässt (Gliese 581 C), das doch tatsächlich in der habitablen Zone liegen soll...

Ein komischer Beigeschmack bleibt, der mir sagt, dass es nicht nur bei "Gliese" Klick machen sollte und auch das Gefühl hat, dass die präeditierte Version viele für mich noch immer offene Fragen hätte klären können.

Grüße, Merlin

 

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