Nabend, von mir dazu zwei Dinge:
a) Eine Geschichte, die Regeln beachtet, ist nicht automatisch eine gute Geschichte
b) Eine Geschichte, die Regeln missachtet, ist nicht automatisch eine gute Geschichte.
Was ist eine gute Geschichte?
Manche Autoren werden sagen: Wenn sie mir gefällt. Andere werden sagen: Wenn sie mir und einigen Lesern gefällt. Weitere werden sagen: Wenn sie einer Million Lesern gefällt. Die Cotton-Regeln gelten vermutlich nur für die letzte Gruppe, da Otto Normalleser (oder Trivialleser?) keine Kraft aufwenden will, wenn er liest. Er will nicht dabei denken.
Wenn eine Geschichte nur dem Autor gefallen muss, kann er schreiben wie und was er will.
Wenn die Geschichte ein paar Lesern gefallen soll, nun ...
Regeln? Hm. Wie wäre es mit Fragen?
Ist die Geschichte spannend?
Ist die Geschichte witzig?
Ist die Geschichte interessant?
Ist sie unterhaltsam?
Hat sie einen "tieferen Sinn"? Ist sie vielleicht sozialkritisch? ...
Falls die meisten Antworten auf diese Fragen "ja" lauten, werden vermutlich mehr Leser sich freuen, die Geschichte gelesen zu haben, als wenn man sie mit "nein" beantworten müsste.
Die Regeln können eventuell Hinweise geben, wie man sich mehrere "ja"s beschafft. Zum Beispiel durch den sogenannten Spannungsbogen. Ich setze mich aber nicht hin und sage "ich brauche jetzt einen Spannungsbogen", sondern ich denke mir was aus und frage mich dann: "Ist das spannend?"
Wenn nicht, kann ich versuchen, es irgendwie spannender zu machen, oder es halt so versuchen.
Hier klang ja auch schon an, dass man Regeln durchaus brechen muss, um innovativ zu sein. Wenn man es bewusst tut, ist man Künstler, sonst Laie.