Going Bukowski
Going Bukowski
Es war '73, in dem Jahr, als Billy Haywood mit den 46ern die Meisterschaft im Baseball holte, da fing ich mir diese Dinger ein, weiß der Teufel wo, diese Art Arschgeschwür, Hämorrhoiden nennen die Doktoren das. Du sitzt beim Morgenschiss, Kippe in der Fresse, und der Scheißhaufen, den du gebierst, ist hübsch mit Blut überzogen wie Schokoeis mit Himbeersoße, und du hast die ganze Nacht vor lauter Brennen und Juckreiz in der Gesäßgegend fast kein Auge zugetan.
Das Telefon klingelt.
„Yeah?“
„Hank?“
„Yeah.“
„Bist du wach?“
„Es geht.“
„Morgen ist Donnerstag und wir warten noch immer auf deine Wochenkolumne für Open Pussy, du weißt schon...“
„Kam noch nicht dazu...“
„Alles klar?“
„Hab ein scheiß Geschwür im Arsch.“
Lachen am anderen Ende der Leitung: „Reib's dir mit Scotch ein, Meister. Hör zu, ich hab jetzt keine Zeit zu reden, bin mit Marnie Bloom zum Mittagessen verabredet. Setz dich auf den Hosenboden, Chef. Ich brauch die Kolumne bis morgen elf Uhr, spätestens halb zwölf, hörst du?“
„Arschloch.“
„Nur kein Selbstmitleid, Hank. Henry McKeagan schrieb seine besten Kolumnen mit nem Tripper.“
„Ich bin nicht Henry McKeagan.“
„Du bist besser. Also schreib.“ Unterdrücktes Lachen am Ende der Leitung: „Und... ähem... gute Besserung, Chef!“
„Fuck you.“ Ich hängte ein.
Zeitungsfritzen sind der Abschaum der Menschheit. Aber ich brauchte die Kohle für die Kolumne. Mein Biervorrat, den ich drüben in Maggys Kühlschrank gebunkert hatte, ging nämlich schon zur Neige, und der Scotch auch. Den Scotch behielt ich hier, da ihn Maggy sonst in nullkommanix mit irgendwelchen Freiern wegsoff. Ich ging nachsehen. Scheiße, nur noch ne halbe Flasche. Ich goss das Zeug runter und setzte mich an die Schreibmaschine.
Sitzen is ne feine Sache. Nur nich mit nem Geschwür im Arsch. Und im Stehen oder Liegen kann ich nicht schreiben, blockiert irgendwie mein Schreiborgan. Also lass ich die Maschine stehen, zieh mir was über und gehe rüber zu Coalbrinks, Ecke 66. Straße, einen Scotch zu nehmen. Mein Arsch brennt höllisch.
„Ey, Hank!“, begrüßt mich Frank, der Besitzer des Ladens, „nimmst du das Übliche?“
„Yeah“, sage ich. Seit Jahren jammert Frank einem vor, er sei verschuldet und müsse ganz bestimmt nächsten Monat den Laden schließen. Und nächsten Monat ist das Coalbrink immer noch da, und du fragst Frank: „Ey, Frank, ich dachte, du hättest dicht gemacht?“ Und jedesmal hat er es dann doch nochmal grade so geschafft. Grade so. „Aber nächsten Monat läuft das nicht mehr, verdammt, mir steht das Wasser bis zum Hals...“
An der Theke werde ich auf eine heiße Blondine aufmerksam. Ein paar monströser Titten drücken inwendig gegen das gelbe Oberteil, dass es fast platzt. Wir stoßen an.
„Du solltest dir mal die Unterarme rasieren“, lache ich. Der Scotch bringt mich in Fahrt. Maria – sie heißt Maria – gibt die nächste Runde aus. Ne komische Braut, denke ich. Irgendwas stimmt mit ihr nicht. Trotzdem macht sie mich geil.
Ich weiß nicht, ob Frank manchmal Abführmittel in den Scotch mischt. Jedenfalls muss ich plötzlich scheißen. „Lauf nicht weg, Maria“, sage ich, und nehme das Bild ihrer überdimensionalen Titten mit auf's Klo, wo ich wieder Blutwurst scheiße.
Ich bin nicht lang allein. Maria tritt die Tür der Klobude ein.
„Ich will ficken, Hank!“
„Lass mich erst den Arsch abwischen.“
„Wozu? Lehn dich gegen den Spülkasten!“
Maria packt ihren Lümmel aus, der etwas Schlagseite hat nach links. Jetzt begreife ich.
„Du bist ne scheiß Transe“, sage ich.
„Ne halbe“, sagt Maria. „Morgen schneiden sie mir den Schwanz ab und operieren mir eine Pussy dran.“
„Verpiss dich“, sage ich. Aber ohne großen Nachdruck, denn Maria fickt gut. Unter den Stößen ihres Dings hat mein Arschloch sich wohltätig beruhigt, zu brennen und zu jucken aufgehört.
„Prost!“ Maria hat die letzte Wichse ihres Lebens nicht in meinen Arsch, sondern in ein Whiskyglas gepumpt. Wir mischen Scotch dazu und teilen uns die Ladung.
Am nächsten Tag besuche ich Maria im Krankenhaus. Meine Arschbeschwerden sind über Nacht wie weggeblasen, und ich konnte sogar morgens die Kolumne für den Zeitungsfritzen fertigstellen.
„Hi Hank.“
„Ey, Maria! Wie geht’s?“ Ich drücke ihr eine Rose in die Hand, die ich in aller Eile an einem Automaten gezogen habe, der unten vor dem Krankenhaus steht. Gewordene Väter, die in der Eile die Blumen für die eben entbunden habendeGeliebte vergessen haben, bedienen sich dort.
„Und wie geht’s deiner Rosette?“
„Meinem Arschloch, meinst du?“ Wir lachen.
„Du hast mich kuriert“, sage ich.
„Ein zweites Mal wird das nicht mehr gehen. Denn ich hab jetzt ne Pussy.“
„Ja“, sage ich, „ich weiß... Und wie fühlt sich das an?“
„Ich weiß noch nicht so recht. Die Wunde ist noch ganz frisch. Willst du sie sehen?“
Dann knallte ich Maria auf dem Krankenbett, besorgte es ihrer frisch anoperierten Pussy. Es war im Jahre '73, als Billy Haywood mit den 46ern die Meisterschaft holte. Hernach hing mir Marias anoperierte Pussy wirr um den Schwanz herum. Die Operationsnarben waren noch zu frisch gewesen. Am Abend selbigen Tages wurde Maria notoperiert: Eine zweite Pussy war vonnöten, die erste hatte ich zerstört. Ich schrieb ihr. Maria erholte sich bald.
Heute ist sie mir manchmal lieber als jede „echte“ Frau. Aber wir ficken nicht mehr, wir sind befreundet. Und das scheiß Arschgewächs, die Hämorrhoiden, wie die Doktoren sagen, ist nicht wiedergekommen.