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Gewinner-Ich

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10.10.2006
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Gewinner-Ich

„Ulurd“, sagte der Doggster. „Ensa meya kedda-le-men!“
„Wenn du was willst, musst du es selbst bezahlen; ich kann dir nicht mehr bieten als die Freude meiner Gegenwart“, murrte Remus und zerdrückte ein Fleischbällchen mit der flachen Seite der Gabel.
„Me ki ki denooben!“
Remus ließ die Gabel klirrend in die Schüssel fallen und schob sie dem Doggster mit dem Handrücken über den Tisch.
„Dabu.“
Vor ein paar Jahren, als Remus noch dick im Geschäft gewesen war, und er jungen Frauen mit Edding „Das Boot war hier“ auf den Bauch schreiben musste (das zweite „o“ um den Bauchnabel gekringelt), hatten ihn die Laute des Doggsters inspiriert. Aber nun, da seine Karriere in eine etwas längere Periode der Stagnation übergegangen war, erinnerten sie ihn einzig daran, dass sie ihn an etwas erinnerten. Kein gutes Gefühl.
Der Doggster war ein bulliger Mann, dessen Gesicht, Arme und Beine von einem nussbraunen Flaum bedeckt waren. Irgendwann, als Body-Modelling gerade im Kommen war, hatte er sich zwischen Kehlkopf und Stimmbänder einen Synthesizer einsetzen lassen, der alles, was er sagte, in eine melodische und vokalreiche Sprache transponierte.
Vielleicht hatte er das getan, weil er seiner eigenen Stimme überdrüssig geworden war. Vielleicht weil er wie viele andere einzigartig sein wollte. Oder vielleicht, und das glaubte Remus seit einiger Zeit, war der Doggster schlicht schlau genug gewesen, zu erkennen, dass man, wenn man schon nichts zu sagen hat, dies nicht noch jedermann mitteilen musste.
„Mik mik medobede.“
Manchmal dachte Remus, dass er nur lange genug mit dem Doggster reden musste, bis diesem bei irgendeinem Thema eine illuminierende Lautfolge entfleuchte, die in Remus genau die Saite zum Klingen brächte, die ihn wieder ganz nach oben führen würde, die in ihm schlummerte, dort verschüttet war, dort von Gotteshand platziert oder vom Schicksal. Aber wenn er zu lange mit dem Doggster sprach, hörte er nicht mehr die Laute, sondern übersetzte sie gleich, was völlig uninspirierend war.
„Mik mik medobede!“, wiederholte der Doggster und schob die Schüssel von sich.
Remus klopfte den Rhythmus auf den Tisch. Mik mik – Nein. Das gab ihm nichts.
„Schnell, sag mal: Tut mir leid, ich spreche kein Spanisch und auf Schalentiere reagiere ich allergisch.“
„Scudo, vohq vohq vis denooben.“
Wieder klopfte Remus den Rhythmus.
„Nee, gibt mir nichts. Jetzt das mit den Schaltentieren.“
Der Doggster ließ die Schultern sinken und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein trotziges Kind, das sich weigert, der Oma einen Kuss zu geben.
„Mir zuliebe“.
Der Doggster seufzte, strich sich mit der Zunge über den dichtpelzigen Fleck unter seiner Unterlippe und sagte: „Wego dex“, dann machte er eine längere Pause, „kleinerpenis“.
Remus prustete. Wer immer den Synthesizer damals programmiert hatte, für dieses Easter-Egg würde Remus ihm auf ewig dankbar sein.

Remus hatte die Hände hinterm Kopf verschränkt, die Beine unter dem Tisch ausgestreckt und zwei Espressi kommen lassen. Der Doggster trank seinen gerade mit angewinkeltem kleinen Finger, was der Stimmung des Boots weiteren Auftrieb verschaffte.
Und jetzt bemerkte er zudem, dass zwei Mädchen in der hinteren Ecke des Restaurants immer wieder zu ihm rüber sahen. Das Boot war so was von wieder da.
Remus kippte den Espresso runter, stand auf und ging auf die beiden Mädchen zu; je näher er ihnen kam, desto mehr dachte er: Die hab ich doch schon irgendwo mal gesehen.
Beide waren blond, die linke etwas üppiger als die andere. Die rechte hatte je ein Muttermal unter beiden Augen, symmetrisch. Beide trugen Sternen-Ohrringe. Als er vor ihnen stand, und ihm eins der Mädchen den Stuhl mit dem Fuß heraus schob (endlos lange Beine), dabei ihre Haare nach hinten warf und ihm ihren Hals präsentierte, wusste er endlich, an wen die beiden ihn erinnerten: Sie waren Karo Springer nachgebildet. Dem IT-Girl. Seiner verrückten Ex-Freundin.
„Aw!“, sagte die linke. „Wo hast du denn das machen lassen? Sieht ja“
„Faboulus aus“, sagte die rechte. „Ist ja twinkie, dass das wieder angesagt ist, mein Freund“
„würde das nie machen lassen, der meint dieser Remus sei voll die“
„Schwuchtel, Mann! Twinkie!“
„So geil, dass die beiden wieder zusammen sind“, sagten sie nun im Chor, hoben jeder eine Hand und klatschten ab, ohne hinzusehen.
„Können wir ein Foto machen?“, fragte die eine und holte ein Tabloid aus ihrem Glittertäschchen. „Will meinem Freund zeigen, dass der echt gut aussieht. Kann sich minimal auch mal braune Kontas reinmachen.“
„Wie sie den noch mal nehmen konnte, nach allem, was er ihr angetan hat“, sagte die andere und seufzte affektiert, dass ihre Sternenohrringe wippten und sich wie ein Kreisel drehten. „Rawr!“, machte sie dann.
„Moment. Ihr denkt, das Boot wäre gar nicht das Boot?“, fragte Remus und zeigte dabei auf sich.
Schon hatte er an beiden Wangen ein Karo-Double kleben, glotzte in ein Tabloid und wurde fotografiert.
Sie setzten sich wieder, kicherten, schauten auf das Foto und machten „Rawr!“
Remus hatte die Augen zu Schlitzen zusammengezogen, und tatsächlich: Was in der Zeitung stand, die er neulich in der Daiquiri-Bar gelesen hatte, stimmte: Mädchen reichte es nicht mehr, sich wie Karo anzuziehen, offensichtlich wollten sie nun wirklich wie Karo aussehen.
„Ist das ein aufklebbares Muttermal?“
„Aw!“, sagte die eine.
„Das ist voll untwinkie, so was zu fragen“, sagte die andere, legte ihrem Halb-Zwilling eine Hand um die Schulter und sagte: „Rawr.“ Zum Boot gewandt fügte sie hinzu: „Das ist dinosaurisch für Ich liebe dich.“
„Und ihr denkt, ich hätte mich untern Laser legen lasen, um wie das Boot auszusehen?“
Sie sahen ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle.
„Wie der neue Freund von Karo halt.“ Und als sie den Namen „Karo“ sagten, machten sie „Twinkie!“ und klatschten wieder ein,
„Das Boot ist nicht Karos Freund, Mann!“, sagte Remus. „Das wüsste das Boot ja wohl!“
Ihm wurde von enzianblau-lackierten Nägeln das Tabloid entgegengestreckt, und auf dem Bildschirm konnte er sehen, wie eine Limousine vorfuhr, ein Bentley, dann stieg das Boot aus, in einem Zweireiher und mit einer glatten, völlig albernen Frisur, ging einmal um den Wagen, öffnete die Tür zum Fond und ließ die verrückte Karo heraus, Beine zuerst. In einer Ecke des Tabloids brannte das Logo von UCIT, dem schlimmsten Klatschsender des Landes.
„Das ist ein Fake, so was hab ich doch nie getragen“, sagte Remus. „Ich meine, das Boot würde nie so etwas tragen!“
„Weißt du“, sagte die mit den Muttermalen leiser. „Du solltest dir vielleicht mal die Augen machen lassen. Du kommst echt schon wie dreißig.“
Dann nickte die andere, legte eine Hand auf seinen Oberarm und machte leise „Rawr.“

Remus warf dem Doggster das Telefon vor die Schnute.
„Ruf UCIT an, mach das klar, sag denen, das Boot steht nicht auf so eine gefakte Scheiße.“
Der Doggster hob fragend die Brauen.
„Wähl!“, schrie Remus, und verscheuchte eine Kellnerin. „Könnt froh sein, dass das Boot hier isst! Wertet den Laden total auf!“, brüllte er ihr nach. Unruhig tigerte er auf und ab.
„Mehkodi dung dung bedung do“, hörte er den Doggster ins Telefon flöten.
Remus sah ihn an, riss ihm das Telefon aus der Hand und drohte mit der flachen Hand einen Satz novaheißer Ohren an. „Hier ist das Boot, Mann! Ich will den Geschäftsführer sprechen. Nein! Ich warte nicht. Augenblicklich, Mann!“

Achtzehn Minuten später klopfte Remus einen Rhythmus auf den Tisch, fuhr sich immer wieder über Hals und den schmerzenden Kiefer. Wenn er sich aufregte und viel brüllte, tat ihm rasch der Kiefer weh.
Die Quellen seien gesichert, hatte man ihm gesagt. Erst gestern Mittag aufgenommen. Karo und dieser Mann seien zusammen. Man wisse nicht mehr, sie lehne jeden Kommentar dazu ab. Aber für jeden, der sehen könne, sei augenscheinlich, dass es sich bei ihrem geheimnisvollen Liebhaber um keinen anderen als Remus Cristobal Salvador handeln musste, der vor einigen Jahren kurzfristigen Erfolg mit der Hit-Single „Zur Hölle mit Jacqueline“ gehabt hatte und sich in den Jahren danach in einer heftigen und wohl dokumentierten On-Off-Beziehung mit der Verlagserbin befunden hätte.
Rechtsabteilung, sagten sie dann einige Minuten später noch, als das Boot die Grundlage für seinen nun schmerzenden Kiefer legte.
„Find raus, wo sie jetzt wohnt“, murrte Remus schließlich. „Und dann finde raus, welche Buslinie von hier dahin fährt!“

Während der Busfahrt fiel ihm erst auf, wie ähnlich sich alle Mädchen sahen. Und alle sahen sie aus wie die verrückte Karo. Ein dickes Mädchen mit fetten Waden hatte ihre Augen, ein dürres Kind aus dem Ostblock lächelte wie sie; die Mutti, die an der zweiten Station schon aussteigen musste, hatte ihre Hüften; und eine Frau, die auf einer vorbeiziehenden Leinwand Werbung für Unterwäsche machte, ihren Bauchnabel, und ihr Dekolleté. Und ihren Hals. Und ihr Kinn. Verdammt! Das war sie!
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass die verrückte Karo jetzt Werbung für Unterwäsche macht?“
Der Doggster streckte den Kopf in die Höhe, stand auf, drehte sich um, setzte sich mit seinen Knien auf den Sitz, legte das Kinn auf die Kopfstütze und sah der wegeilenden, halbnackten Frau hinterher.
„Dabu“, sagte er.
„Nicht dafür“, sagte Remus.

Die verrückte Karo hatte eine Stadtvilla bezogen, mit einem übermannshohen Zaun davor, und einem Wachmann, der so groß wie der Doggster breit war - und dann noch ein Stück.
Missmutig musterte er Remus und Anhang, ein unterarmlanger Schlagstock baumelte an seinem Gürtel, als hätte er einen schwarzen Titanen gefangen, kastriert und dessen bestes Stück als Trophäe behalten. „Man hat mir nicht gesagt, dass Sie außer Haus sind.“
„Das Boot sagt niemanden, wann es ausläuft, Mann!“, rief Remus, hob einen Finger und fuchtelte furchtlos in der Luft herum.
Der Doggster stieß ihn von hinten an.
„Guter Mann, jetzt lassen Sie mich zur verrückten ... zu Frau Springer! Fräulein Springer!“ Nach ein paar Sekunden Überlegung und nachdem er das Namensschild des Wachmanns entdeckt hatte, fügte er hinzu: „Wenn es Ihnen keine Umstände macht, Herr Baumann!“
Der Wachmann sprach in ein schwarzes Funkgerät, das ihm unterm Kinn hing.
Remus verschränkte die Hände über der Brust, sah nach hinten und machte ein „Ist das zu fassen?“- Gesicht.
Das Funkgerät quietschte, der Wachmann öffnete schließlich das Tor.
Der Weg war mit weißem Kies bestreut und der Doggster machte sich einen Spaß daraus, die Schuhe so tief in den Kies zu hacken, dass Steine spritzen.
„Ich kauf dir keine neuen Schuhe, wenn du die kaputt machst.“

„Warte noch!“, sagte Remus und probierte vor der Tür stehend einige Posen aus. Er stellte einen Fuß auf eine höhere Stufe, drehte das Kinn in verschiedene Richtungen und stemmte eine Faust in die Seite. Dann fiel er in sich zusammen, als hätte man die Luft aus einer Gummipuppe gelassen, wuschelte sich mit zwei Händen durch die Haare, brachte sein Hemd durcheinander und versuchte so auszusehen, als sei es ihm völlig egal, wie er aussah.
„Klingel schon!“
Der Doggster drückte auf die Klingel, und zog sich dann schnell einige Meter zurück, blieb hinter Remus stehen und arbeitete beide Schuhe tief in das Kiesbett hinein.
Und die Tür öffnete: Er selbst. Remus, der Tabloid-Remus, im Zweireiher, und mit albernen, glatten Haaren. An seiner linken Hand trug er einen goldenen Ring, und er lächelte, während er sie hereinbat. „Boot“, sagte er, „kommen Sie rein. Chewi, grüß dich“. Remus, der echte Remus, sah Kieskrümel durch den perfekt gesaugten Vorflur fliegen.
Der falsche Remus ging vor, Remus und der Doggster folgten. Es war ein helles Haus; wo man nur konnte, hatte man Glas verwendet und die Farben des Sommers; es wirkte, als könne es von einem kräftigen Regen vollständig weggespült werden. Wie etwas Leichtes und Unbeständiges, nicht einmal ein Sommerhaus, sondern nur etwas für den Juni und ein paar Wochen im Juli vielleicht noch.
Sie gingen durch den Vorflur, den Flur und ein paar Räume, für die Remus keinen rechten Namen wusste, bis sie dann endlich im Salon auf sie trafen. Die verrückte Karo saß in Seelenruhe auf einem Sofa und blätterte mit einem Finger, den sie mit der Zunge kurz befeuchtete, durch die neue Ausgabe der Frau im Spiegel heute.
„Oh hey, schön, dass du mal vorbeischaust. Wie geht es dir denn?“
„Oh hey, Karo, schön, du bist völlig verrückt geworden!“, antwortete Remus.
Karo stand auf. Sie trug ein sandfarbenes Kleid, das deutlich über dem Knie endete. Ihre verdammten Beine. Gegen die konnte man einfach nichts sagen. „Was genau meinst du denn? Ich hab mich an unsere Abmachung gehalten. Keine Interviews. Keine geleakten Videos. Gar nichts. Obwohl das deiner so genannten Karriere sicher ganz gut getan hätte.“
Ohne hinzuschauen, zeigte Remus mit einer Hand auf den falschen Remus. „Das da. Ist nicht cool“, sagte er.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, irgendetwas unterschrieben zu haben, dass mir einen neuen Freund verbietet.“
„Das ist kein neuer Freund, das ist der alte Freund, das bin ich! Nur … als Banker.“
„Danke“, sagte der falsche Remus.
„Was ist das überhaupt? Der hat ja sogar meine Stimme.“
„Ich kann da keine Ähnlichkeiten sehen“, sagte Karo, tänzelte auf den falschen Remus zu, der fasste ihr an die Taille und zog sie leicht gegen sich. „Du bist ein … sagen wir glückloses One-Hit-Wonder, ein Ex-Popsänger, der nicht bereit war, irgendetwas in diese Beziehung zu investieren. Und er ist ein Gott von einem Mann!“
Remus bekam einen trockenen Mund.
„Oh, Schatz“, sagte nun der falsche Remus. „Ich glaub, es ist schon wieder fünf Uhr, du weißt, was das heißt.“
„Hmmm“, machte Karo langgezogen, tänzelte zu ihrer Couch und streckte sich lang aus.
Schon saß der falsche Remus zu ihren Füßen, hatten sie auf seinen Schoß genommen und massierte darauf los. Handballen auf Fußballen, dann kam ein Bimsstein hinzu, und er saß da minutenlang und tat nichts anderes, als ihr die Füße zu massieren und zu raspeln und zu behandeln.
„Das ist doch“, sagte Remus. „Der kann dir nicht bieten, was ich dir bieten kann. Das ist einfach unfair. Du machst dir doch was vor.“
Karo drehte sich zu ihm um: „Ich kann dir versichern, er ist dir in allen Belangen mindestens gleichwertig.“ Sie hob einen kleinen Finger und krümmte ihn. „Und in manchen mehr als überlegen.“ Sie streckte nun Zeige- und Mittelfinger aus.
„Ich“, begann Remus. „Ich möchte dir sagen, dass ich dich trotz unserer Differenzen immer respektiert habe und dass ich jetzt-“
„Mmmmmh“, machte Karo. Der falsche Remus war an den Waden.
Der echte Remus lauter: „dass ich auch wenn ich nicht bereit war, so zu sein, wie du mich haben wolltest, es immer bedauert habe, dass ich nicht in der Lage war-“
„Oh ja“, der falsche Remus nun an den Innenseiten der Oberschenkel.
„Und vielleicht war bis zum heutigen Zeitpunkt ja immer noch Gelegenheit dazu, dass wir, wenn dieser ganze Medienquatsch vorbei ist.“
Die verrückte Karo schloss die Augen leicht, ihre falschen Nasenflügel bebten.
Der falsche Remus hauchte ihr leise ein „Rawr!“ ins Ohr.
„Komm schon, Doggie“, sagte Remus. „Wir gehen!“
Hinter sich hörte er die verrückte Karo zufrieden schnurren: „Twinkietastisch!“

Die nächsten Wochen vergrub Remus sich. Der Doggster begleitete ihn nur noch ein einziges Mal nach draußen. Ein Anwalt der gewerkschaftlichen Rechtsbeihilfe legte ihm dar, dass man die eigene Persönlichkeit und das Aussehen schwerlich markenrechtlich schützen könne.
„Sonst würden sich doch Zwillinge ständig gegenseitig verklagen!“, sagte er und lächelte. „Nein, wie soll das gehen? Wollen Sie jeden verklagen, der sich an Fasching als Elvis verkleidet? Jeden, der sich die Frisur eines Filmstars machen lässt?“
Danach war Remus noch niedergeschlagener. Er verbrachte die meiste Zeit damit, im Internet nach Karo Springer zu suchen. Es gab Feats, Tweets, Features, Blogs, Leaks, Foreneinträge, Gerüchte, Fakten und Wikipedia-Artikel.
Man konnte Karo vor Hawaii surfen sehen, man sah sie beim Wintersport in Aspen, sie war karitativ tätig, hörte sich Reden an, setzte sich für die Welthungerhilfe ein und feierte mit britischen Skandal-Poppern deren Geburtstag. Und an ihrer Seite, wie ein Schatten: der falsche Remus.
Man las von einem Sex-Marathon. Eine Stewardess aus der Privatmaschine, rawrgirl23, habe geplaudert: Wie ein Baguette!
Und wenn er nicht von dem Rechner saß, machte sich der Künstler, der einmal als das Boot bekannt war, Selbstvorwürfe. Wäre es denn so schlimm gewesen, ein bisschen mehr zu sein, wie Karo ihn wollte? Hätte es ihn umgebracht, nicht mehr mit dem Doggster rumzuhängen, nur noch nüchtern zu komponieren und erst auszugehen, wenn er eine Strophe fertig hatte? Und sich mehr für Karo zu interessieren, für ihre Bedürfnisse, ihre Füße?
Remus hatte seit Wochen nicht mehr an eine einzige Note gedacht. Der Doggster kam, sah ihm eine Weile dabei zu, wie er dem falschen Remus dabei zusah, sein Leben zu leben, seufzte dann und ging.
Remus fand Live-Streams: Typen saßen in ihren Gartenstühlen, hatten Richtmikrofone und Kamera-Drohnen auf die Stadtvilla gerichtet. Mit einem Mausklick war er ihr näher als früher, als sie noch zusammen waren. Sobald das Licht im Badezimmer anging, war Remus dabei.
Das Boot war so was von auf dem Laufenden.
Und wenn der Doggster ihn an der Schulter rüttelte, mit ihm sprach, sich Sätze überlegte, die besonders gut klingen sollten und ihn fragte, ob er Schalentiere mochte, schüttelte Remus nur den Kopf, und sagte: „Lass mich. Ich weiß, was ich tue.“

Zwei Tage nachdem die Ankündigung draußen war, der Freund von Karo Springer plane ein neues Album, sah er auf einer Pressekonferenz den falschen Remus in die Kameras grinsen und an seiner Seite, schräg hinter ihm, sah er den nickenden Doggster. Diesen Judashund!
Remus fand es ungerecht, dass es ausgerechnet an ihm hängenblieb, als erster Mensch mit dem Problem konfrontiert zu werden, mit sich selbst in Konkurrenz zu stehen. Wenn man durch sich selbst ersetzt wurde, was konnte man da schon tun?
Und als er diesen Gedanken hatte, fing Remus wieder an zu lächeln und er sagte: „Das Boot ist wieder da!“ Dann merkte er, dass er alleine vor seinem Rechner saß und rief seinen Manager an. Und dem sagte er dann: „Das Boot ist wieder da! Wie viel Geld krieg ich eigentlich, wenn ich die Rechte an „Zur Hölle mit Jacqueline“ verkaufe?“

*
Als der Doggster am nächsten Tag in Remus’ Wohnung kam, um ihm zu erzählen, was er auf seiner Spionagemission alles in Erfahrung hatte bringen können – von einem Baguette konnte nun wirklich keine Rede sein -, fand er die Wohnung verlassen vor. Schnell sah er im Bad nach, schon auf das Schlimmste gefasst. Doch das war leer. Achselzuckend, wie es seine Art war, verließ er die Wohnung.
Schaute am nächsten Tag vorbei und am übernächsten, am Tag danach und am Tag darauf, und hätte noch nachgeschaut, bis zum Sankt Nimmerleinstag, hätte nicht die Voice-Mail geklingelt und ihm gesagt: „Besuch uns doch mal. Das Boot!“ Und dann die Adresse der Stadtvilla genannt.

Mit hängenden Schultern schlurfte der Doggster den Kiesweg zur Villa entlang, das Tor war offen, der Wächter nirgendwo zu sehen. Diesmal vergrub er seine Schuhe nicht im Kies, sondern ging anständig. Er klingelte und Remus machte ihm auf. Der Doggster erkannte gleich, dass es der echte sein musste.
„Du bist der echte“, sagte er, „deine Hose ist nicht so ausgebeult.“
Remus legte den Kopf schräg, um dem Klang dieser Worte zu lauschen, grinste schief, schüttelte den Kopf und schlug dem Doggster auf die Schulter.
„Komm schon, wir haben einen vollen Kühlschrank“, sagte er, „wir haben jetzt immer einen vollen Kühlschrank.“
Der Doggster war kein Mann großer Worte. Aber wie er durch die Villa schritt, wurde ihm schnell klar, dass sein Freund nun tot sein würde. Er würde aufgehen in dieser besseren Version von sich selbst. In dieser handlichen, zahmen. Würde bis zum Ende aller Tage der verrückten Karo vormachen müssen, ein Banker zu sein, und nicht das Original.
Der Doggster sagte: „Ist sie im Urlaub, dass du mich auf ein Abschiedsbier einlädst?“
Weil er wusste, dass er so wenig zu dem neuen Boot passen würde, wie Karo zum alten gepasst hatte.
„Mach dir mal keine Gedanken“, sagte Remus und blieb vor der Couch stehen.
Hinter ihm konnte der Doggster das sandfarbene Kleid ausmachen und endlos lange Beine.
„Hast du dich mal gefragt, wenn jemand davon überzeugt werden kann, so zu sein wie ich“, sagte Remus. „Wie viele wollen dann erst so sein wie die verrückte Karo?“
Mit diesem Satz trat Remus zur Seite, und gab den Blick auf zwei Karos frei, die auf der Couch saßen, ihre perfekten Beine untergeschlagen, mit zwei symmetrischen Muttermalen unter jedem Auge und sich drehenden Sternenohrringen, und die sich abklatschten, ohne hinzusehen.
In dem Moment betrat eine dritte Karo den Raum, und eine vierte, eine fünfte und eine sechste. Eine siebte Karo betrat den Raum, öffnete ihre Augen, und musste schlucken. Sie hatte auch einen Remus an ihrer Seite. Dann kam noch eine Karo und noch eine und noch eine und viel mehr. Dann fing eine Karo an zu schreien.
Die restlichen stimmten Sekunden später mit ein.
„Boot“, rief der Doggster, „du bist ein Genie.“
Und Remus legte den Kopf schräg, lauschte dem Klang der fremdartigen Töne nach, begann zu lächeln und nickte.

 

Hallo Quinn,

die ist echt twinky. Das Boot und sein Kompagnon. Dessen Kauderwelsch. Imitationen von welchen, die selbst nicht weit über Abziehbild-Status hinausgekommen sind. Live-Streams und Werbungen sorgen für weitere Reproduktion der Künstlichkeit. Herrlich absurd. Dabei realitätsnah, überspitzt, aber tendenziell sehe ich es in die Richtung gehen. Da hat mir Karo vom Plakat zugezwinkert.
Der Schluss mit der Karo-Armee ist gut! Diese Kopien sorgen für das Ende der Individualität und verdrängen die Persönlichkeit der Kopierten. So lese ich das. Was immer das bei ihr bedeuten würde.
Den Anfang würde ich verschlanken. Da stehen ja teils schon sehr spezielle Namen drin, wer sich da auskennt, okay. Aber die meisten lesen das bestimmt nicht einfach so runter. Finde ich keinen guten Start. Den Baguette-Spruch verstehe ich nicht. Die Beschreibungen der Groupies sind klasse. Das mit Remus kommt mir arg konstruiert vor.
Eine sehr gute Geschichte. Kann man so weglesen oder ohne viel Gesuche was tieferes drin finden.

Kubus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

Ich habe bei Weitem nicht alles von dir gelesen, aber gestern habe ich diese Geschichte angefangen, und ganz ehrlich, ich dachte: Das wird nichts.
Ich hatte den zynischen Pumaschuhverkäufer vor Augen, oder der Prot aus DBD zu Beginn, und ich dachte mir, es wäre doch viel cooler wenn du diesen übertrieben kritischen Ton herrunterregeln könntest und wir mehr zu deinen Charakteren aufblicken könnten (anstatt hinabzusehen), so wie es ja bei Tod dem Großen Bozo der Fall war, eine meiner Lieblingsstories, da bist du ja richtig ins Schwärmen geraten mit den Löwenfängern und dem feuerroten Haar und was weiß ich noch alles ... .

Aber wie dem auch sei, ich habe heute weitergelesen, und ich fands richtig gut. Dieses Twinkygelaber von den doofen Frauen war toll, cool auch, wie du neue Worte einführst, die Auflösung zum Schluss war auch stark. Ich dachte, er tötet ihn und nimmt einfach sein Platz ein, aber nein... cool.

Viele echt witzige Szenen

Das Boot war so was von wieder da.. :)

Twinkietastisch! :D

Und originelle Gesellschaftskritik. So viele junge Menschen sind ja wirklich auf den ersten (und zweiten, dritten, vierten) Blick praktisch identisch in ihrem Auftreten ...

Hat mir sehr gut gefallen.

Dieser erster Absatz schreckt vielleicht wirklich ein wenig ab ... was ja aber nicht heißen muss, dass sie schlecht ist. Meinst du eigentlich Michael Jackson? Das war mir nicht ganz klar. Sein Affe hieß doch auch Mister Bubbles, oder?

MfG,

JuJu

 

Hallo Kubus,

das freut mich, dass dir die Geschichte gut gefallen hat.

Der Schluss mit der Karo-Armee ist gut! Diese Kopien sorgen für das Ende der Individualität und verdrängen die Persönlichkeit der Kopierten. So lese ich das. Was immer das bei ihr bedeuten würde.
Ja. ;) Es ist schon eine paradoxe Verhaltensweise. Also ich habe versucht, das zu thematisieren, weil dieses „Kopieren“ und „Nachahmen“ und auch die Frage „wen ahmt man nach“ und „weshalb“ … das sind schon Themen, die immer wichtiger werden, glaube ich.
Und du sagst ja, „Was immer das bei ihr bedeuten würde“. Das war auch mein Ansatz dann.

Den Anfang würde ich verschlanken. Da stehen ja teils schon sehr spezielle Namen drin, wer sich da auskennt, okay. Aber die meisten lesen das bestimmt nicht einfach so runter. Finde ich keinen guten Start.
Jo, ich könnte den auch streichen. Täte der Geschichte keinen Abbruch. Der soll nur so einen Rahmen schaffen. Diese „speziellen“ Namen – es ist so, dass Statussymbole, über die hier definiert wird, nichts ohne ihren Markennamen sind.
Das haben wir ja überall. Nicht nur Rindfleisch, sondern Kobe. Nicht nur Schokolade, sondern Milka. Nicht irgendein Koch, sondern der zweite Mann von Bocuse.

Eine sehr gute Geschichte. Kann man so weglesen oder ohne viel Gesuche was tieferes drin finden.
Das habe ich erhofft: Viel drin, an das man anknüpfen könnte, ohne dass man es muss.
Ich hab mich auch vorher gefragt, wohin ich das poste, SF, Gesellschaft, Satire, Humor … und es hätte mit jeder Rubrik dann eine andere Note bekommen.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo Juju,

Ich habe bei Weitem nicht alles von dir gelesen, aber gestern habe ich diese Geschichte angefangen, und ganz ehrlich, ich dachte: Das wird nichts.
Das ist gut!

, und ich dachte mir, es wäre doch viel cooler wenn du diesen übertrieben kritischen Ton herrunterregeln könntest und wir mehr zu deinen Charakteren aufblicken könnten
Ja, dem kann ich zustimmen. Wobei ich den aus DBD schon mag. ;)
Aber ich mag natürlich Das Boot als Figur sehr gerne. Wie könnte man jemanden nicht mögen, der sich selbst Das Boot nennt? Ob man allerdings zu dem aufblicken sollte?
Ich glaube aber, dass der Autor gut daran tut, eine kritische Distanz zu seinen Figuren zu wahren, gerade zu denen, die er mag. Sonst wirkt es leicht narzisstisch oder man wird weich.

Und originelle Gesellschaftskritik. So viele junge Menschen sind ja wirklich auf den ersten (und zweiten, dritten, vierten) Blick praktisch identisch in ihrem Auftreten ...
Ich kann mir nie Schauspielerinnen merken. Ganz komisch. Man sagt ja, dass man Mitglieder „fremder“ Rassen schwer unterscheiden könne, also für einen Japaner sehen Kaukasier alle gleich aus, und für uns eben die Asiaten.
Und mir geht das so mit den Hollywood-Schauspielerinnen. Bei so einem Spiel: Wer ist wer und Fotos von Paltrow, Blanchett, Graham usw. würde ich total versagen.

Meinst du eigentlich Michael Jackson? Das war mir nicht ganz klar. Sein Affe hieß doch auch Mister Bubbles, oder?
Nein. Elvis war der König des Pop. Michael Jackson der „neue“ König des Pop. Und dieser Typ in der Einleitung ist dann der „neu-neue“ König. Das war die Idee dahinter.
Die anderen Figuren in der Geschichte haben reale Vorbilder. Also ich hab da viel eingearbeitet, was ich so peripher mitbekommen habe, aber die Figur aus der Einleitung ist relativ frei erfunden. So ein spiritueller Nachfolger von Elvis und Michael Jackson vielleicht. „The new Big Thing“.

Ich denke bei dem Text schreckt auch einfach die Länge ab. Ich weiß nicht, ob er besser funktionieren würde, wenn er mit „Ulurd!“ anfinge. ;)
Die Idee war, den Leser schon „langsam“ in die Welt einzuführen. Auch wenn es so vielleicht etwas klamaukig wirkt.

Freut mich, dass dir der Text gefallen konnte
Quinn

 

Hey Quinn,

unterhaltsame Geschichte. Eine schöne Leichtigkeit liegt über den Text, die ihm gut tut. Anders hätte ich ihn schwer ertragen. Da steckt natürlich unter dem Mäntelchen der Unterhaltung ne Menge was Spaß macht herauszupicken; was einen dazu bewegt, den Text mehr als einmal zu lesen und man findet da immer so kleine Fitzelchen, über die man dann Gesellschaftsanalyse betreiben könnte. Deshalb ist es für mich auch schwer, da jetzt einzelne Stellen herauszufischen, die ich besonders toll fand oder breit interpretieren mag, dass wird mir echt zu lang. Aber ich mag die Beine, ich mag den Plot, ich mag die blöden Zwillinge nicht - die gingen mir auf die Nerven, aber das sollen die wohl - es ist ihnen gelungen. Springer oder Hilton, egal, weil austauschbar.
Was die Beziehung zwischen den beiden betrifft, bin ich nicht ganz schlau geworden. Er mag sie, okay, eine On-Off-Beziehung, weil er sie nicht als Königin behandeln wollte, sich nicht hinter sie, sondern neben sie stellen wollte. Und dann dieses Ding - naja- vielleicht hätte ich doch ihre Füße massieren sollen und ich so "Warum?" Warum will er dass? Wegen der Villa mit Kiesauffahrt? Oder Eifersucht? Geilheit - weil er jetzt lieber an diesen Beinen? Hab das Motiv nicht eindeutig ausmachen können und dafür gibt es einen halben Punkt Abzug. Entweder für Dich als Autor oder mich, als blinde Leserin.

Eingeweihte wissen: Der Erfolg eines Popstars lässt sich an drei Indikatoren fest machen. Wie man reist, was man isst und wer einem dabei nickend zusieht.

Ich denke, der Satz reicht völlig um den Leser zu animieren, den Rahmen zu bauen, um dann auf Bus und 4,80 € Essen zu kommen. Also ich fand diesen ganzen neu-neue Popkönigabsatz eher störend und verwirrend, um nicht zu sagen überflüssig.

Der Doggster war ein bulliger Mann, dessen Gesicht, Haare und Beine von einem nussbraunen Flaum bedeckt waren.

Haare? Seine Haare sind von Flaum bedeckt? Nenn mich phantasielos - aber flaumbedeckte Haare?

Irgendwann hatte er sich, als Body-Modelling gerade im Kommen war, zwischen Kehlkopf und Stimmbänder einen Synthesizer einsetzen lassen, der alles, was er sagte, in eine melodische und vokalreiche Sprache transponierte.

Das kann auch weg. Der Satz ist lang genug :).

So. An der Stelle bin ich eingestiegen. Und im Nachhinein, ist es vielleicht sogar meine Lieblingsstelle. Weil, während die einen nach Gleichheit streben, macht Doggster etwas, was ihn "besonders" machen soll. Eben anders als die Anderen. Schöner Gegensatz - und dennoch zeigen beide Richtungen, wie krank es eigentlich ist.

Oder vielleicht, und das glaubte Remus seit einiger Zeit, war der Doggster schlicht schlau genug gewesen, zu erkennen, dass man, wenn man schon nichts zu sagen hat, dies nicht noch jedermann mitteilen musste.

Hehe.

„Aw!“, sagte die linke. „Wo hast du denn das machen lassen? Sieht ja“
„Faboulus aus“, sagte die rechte. „Ist ja twinkie, dass das wieder angesagt ist, mein Freund“
„würde das nie machen lassen, der meint dieser Remus sei voll die“
„Schwuchtel, Mann! Twinkie!“
„So geil, dass die beiden wieder zusammen sind“, sagten sie nun im Chor, hoben jeder eine Hand und klatschten ab, ohne hinzusehen.
„Können wir ein Foto machen?“, fragte die eine und holte ein Tabloid aus ihrem Glittertäschchen. „Will meinem Freund zeigen, dass der echt gut aussieht. Kann sich minimal auch mal braune Kontas reinmachen.“

Hier hatte ich mich echt schwer denn Durchblick zu behalten.
Was machen lassen? Was ist wieder angesagt?
Wer meint Remus sei eine Schwuchtel?
Wer zusammen?
Also, bei dem jetzigen Kenntnisstand des Lesers, war ich überfordert. Beim zweiten Lesen klar, aber ... ach, Du weißt schon.

„Find raus, wo sie jetzt wohnt“, murrte Remus schließlich. „Und dann finde raus, welche Buslinie von hier dahin fährt!“

:)

„Du bist der echte“, sagte er, „deine Hose ist nicht so ausgebeult.“

Der Doggster sagte: „Ist sie im Urlaub, dass du mich auf ein Abschiedsbier einlädst?“

„Boot“, rief der Doggster, „du bist ein Genie.“
Und Remus legte den Kopf schräg, lauschte dem Klang der fremdartigen Töne nach, begann zu lächeln und nickte.


Und wieso redet der Doogster jetzt in richtigen Worten? Ich denke mal, weil Du Dir die Übersetzungen sparen wolltest, aber gewundert hat es mich schon und ich hab kurz überlegt, ob da was bei ihm irgendwas ausgelöst hat, habe es dann aber schnell wieder verworfen und es blieb so ein "äh".

Schöner Text. Meine bevorzugte Kategorie dafür wäre Satire gewesen. Aber jede andere Wahl hat natürlich auch seine Berechtigung.

Schönen Tag Dir noch
Fliege

 

Hey Quinn,

erstmal zum Formalen: Den Einstieg fand ich auch doof. Der wirkt wie Werbung für den Einfallsreichtum des Autors und die Originalität der Geschichte: Schaut her etc.! Es regt zum Lesen an, aber der Leser wird betrogen, weil nichts davon später eine Rolle spielt. An sich mag ich solche Streiche – Korrektur: die Idee darunter. In der Praxis stört die Bezugslosigkeit aber meistens: Man versucht dann als Rezipient selbst einen Bezug herzustellen und man kommt nicht gleich in die Geschichte, weil man noch mit der Irritation beschäftigt ist. Zum Beispiel wird bei dir der Starbus groß und breit beschrieben und Remus fährt dann auch mit dem Bus. Ich musste zwei mal die Stelle lesen, um zu verstehen, dass es nicht derselbe oder ein gleicher ist, sondern sogar ein Widerspruch.
Weil mich die Idee eines solchen Intros beschäftigt: Ich glaube, es kommt auf das Maß der Irritation an und – noch wichtiger – auf ihren Sinn für die Rezeption. Ich sehe hier keinen.

Das Thema der Geschichte ist ganz klar Identität. :) Und dieses Body-Modelling eignet sich perfekt für die Frage danach. Deine Zukunftsutopie hat eine konkrete aktuelle Grundlage, macht sich auch gut als Gesellschaftskritik, obwohl sie in erster Linie unterhält. Das war schon immer ein Erfolgsrezept, Aktuelles unterhaltsam ad absurdum zu führen.

Mich hat vor allem die Figur von Doggster interessiert. Vielleicht weil er am wenigsten Klischee ist, abgesehen von seiner Gorilla-Assistenten-Rolle. Die Sache mit der Stimme ist echt ein toller Einfall, dabei hätte ich gern den Twinkie-Frauen so eine OP verpasst gesehen. Da ergeben sich schon schöne Interpretationsmöglichkeiten. Später versteht man ihn dann – hätte ich weggelassen.

Hat mir gefallen.

Gruß
Kasimir

 

Hallo Fliege,

Eine schöne Leichtigkeit liegt über den Text, die ihm gut tut. Anders hätte ich ihn schwer ertragen.
Ja, das Thema ist ein wenig erschreckend, weil wir - behaupte ich einfach mal – gar nicht wissen wollen, woher wir was haben. Warum wir bestimmte Ausdrücke verwenden? Weshalb wir eine bestimmte Frisur tragen oder Ansichten haben oder Vorlieben.
Das Thema, das hier behandelt wird, ist so wichtig für uns eigentlich, aber wir möchten das ausblenden.
Ich denke, niemand wird da gerne mit der Nase drauf gestoßen. Und hier ist es ja auch der Blick auf diese beide Mädchen, der das hat.
Ich seh das absolut so wie du. Mir hat sogar diese super-leichte Version beim Schreiben bisschen zugesetzt. ;)


Er mag sie, okay, eine On-Off-Beziehung, weil er sie nicht als Königin behandeln wollte, sich nicht hinter sie, sondern neben sie stellen wollte. Und dann dieses Ding - naja- vielleicht hätte ich doch ihre Füße massieren sollen und ich so "Warum?" Warum will er dass?
Ich bin froh, dass man das Problem überhaupt sieht, mit der „nicht hinter sie“. Dieses „Warum?“ – da gibt es keine rechte Antwort. Ich denke, er ist einfach richtig aus der Spur. Es kennt doch bestimmt jeder, dass man, wenn man einen ehemaligen Partner mit einer neuem/einer neuen sieht, dass man sich dann sagt: Njach!
Diese Aktion und wie die verrückte Karo ihm das präsentiert, das nagt natürlich an ihm. So das Gesamtkonzept … die ganze Richtung passt ihm nicht. ;)
Es ist in der Geschichte dann halt auch das ausgeklammert, was sonst zu verwässern würde. Also so ein Typ wie Das Boot hätte natürlich ein Drogenproblem. ;) Das hab ich für die Geschichte aber nicht brauchen können. Die Vorbilder für die Figur haben alle … sagen wir mal … leichte Probleme. Man sieht das so ein bisschen, dass der Doggster ihn sofort tot auf dem Klo vermutet (und dass Karo von ihm verlangt hat, weniger auszugehen und nüchtern zu komponieren usw. – das sind Sachen, die – wenn ich das richtig in Erinnerung hab – mal eine Freundin von Pete Doherty verlangt hat, damit sie ihn zurücknimmt.
ber wie gesagt, dass hätte die Geschichte einfach unnötig verwässert.
Und das zweite ist, wie du sagst, einfach die Beziehung zwischen beiden, die in dieser Geschichte nicht den Raum hat, sondern nur so in Umrissen dargestellt wird.
Öffentliche Beziehung, äußerst viel Drama – und, was mir wichtig ist, in dieser Geschichte sind diese verschiedenen Ebenen auch, in die die Figuren schlüpfen, je nachdem, mit wem sie sprechen.
Also der Remus, der mit Karo spricht, ist schon ein ganz anderer. Nur Karo spricht mit ihm offenbar nicht mehr so, wie es einmal war, sondern die zeigt ihm dann dieses „Publicity“-Me, die öffentliche Persona.

Also so eine Geschichte ist natürlich auch immer die Frage: Was erzählt man, was lässt man weg, was deutet man nur an? Und diese Andeutungen dann, wie mit der Beziehung, das ist mit einem Stoßgebet verknüpft, der Leser möge da doch bitte nicht zu sehr nachhaken. ;)

Haare? Seine Haare sind von Flaum bedeckt? Nenn mich phantasielos - aber flaumbedeckte Haare?
War einfach blöd. Arme waren da gemeint und Haare schreib ich.


So. An der Stelle bin ich eingestiegen. Und im Nachhinein, ist es vielleicht sogar meine Lieblingsstelle. Weil, während die einen nach Gleichheit streben, macht Doggster etwas, was ihn "besonders" machen soll. Eben anders als die Anderen. Schöner Gegensatz - und dennoch zeigen beide Richtungen, wie krank es eigentlich ist.
Das hat mich gefreut, dass du das so gesehen hast. Es ist ja schon ein etwas exaltierter Gedanke hier. Aber, das wundert und freut mich immer, dass gerade die häufig gut ankommen und sofort „verstanden“ werden.

Hier hatte ich mich echt schwer denn Durchblick zu behalten.
Ja, das ist so ein Kommunikationsgewitter, gerade am Anfang. Das soll auch schon diese Art darstellen. Später normalisiert sich das ja auch.
Aber die ersten 30 Sekunden mit den beiden sollen einfach … verwirrend sein.

Und wieso redet der Doogster jetzt in richtigen Worten? Ich denke mal, weil Du Dir die Übersetzungen sparen wolltest, aber gewundert hat es mich schon und ich hab kurz überlegt, ob da was bei ihm irgendwas ausgelöst hat, habe es dann aber schnell wieder verworfen und es blieb so ein "äh".
Weil aus der Perspektive des Doggsters erzählt wird, ganz einfach. Und der spricht und denkt ja in Deutsch, nur das, was er sagt, kommt durch dieses Gerät anders aus seinem Mund.
Ich dachte, es bleibt deutlich, weil Remus immer noch dem nachhört, was der Doggster sagt.
Oder anders: Wenn du in einer unheimlich lauten Bar schreist, weißt du ja genau, was du gesagt hast, auch wenn du etwas ganz anderes hörst.
Aber ja, da muss der Leser schon umdenken. Ich weiß aber nicht, wie ich das innerhalb des Textes letzlich auflösen könnte.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Kasi,

Es regt zum Lesen an, aber der Leser wird betrogen, weil nichts davon später eine Rolle spielt
Uh, find ich gar nicht. Also das Intro leistet doch einiges hier.
1. Es ist eine andere Welt als unsere. 2. Remus ist ein erfolgloser Popstar. 3. Identität und Status gehen Hand in Hand.

Du hast aber völlig Recht, mit dem Bus. Da hab ich aus dem zweiten einen Linienbus gemacht, hoffentlich wird das klarer.
Du hast wirklich eine ganz andere Art an so einen Text ranzugehen. ;)

… aber ja. Es sind ja wirklich alle gegen das Intro. Ich lass mir was einfallen und ich denk weiter drüber nach, ob man das ändert. Es schreckt bestimmt einige ab.

. Deine Zukunftsutopie hat eine konkrete aktuelle Grundlage, macht sich auch gut als Gesellschaftskritik, obwohl sie in erster Linie unterhält. Das war schon immer ein Erfolgsrezept, Aktuelles unterhaltsam ad absurdum zu führen.
Das freut mich. Ich weiß nicht, ob es so „ad absurdum“ ist, wie man das gerne hätte. Also LA Confidential spielt in den … 50ern, glaube ich, und da machen sie schon Prostituierte als Filmstars zu Recht. Mit der heutigen Technik und der richtigen Schulung ginge da einiges.

Vielleicht weil er am wenigsten Klischee ist, abgesehen von seiner Gorilla-Assistenten-Rolle.
Gib’s zu, du dachtest nie, dass du mal diesen Satz schreiben würdest!

Schön, dass es dir gefallen konnte, immer schön, einen Kommentar von dir zu lesen, macht viel mehr Spaß als dir dabei zu helfen, den richtigen Film zu finden!
Quinn

 

und er jungen Frauen mit Edding „Das Boot war hier“ auf den Bauch schreiben musste (das zweite „o“ um den Bauchnabel gewickelt)
Ich finde "gewickelt" hier fehl am Platze, habe aber auch keinen besseren Vorschlag. "gekringelt"? Hm.
Aber nun da seine Karriere in eine etwas längere Periode der Stagnation übergegangen war
nun, da
„Mir zu Liebe“.
zuliebe."
dann machte er eine längere Pause, „kleinerpenis“.
."
und ging auf die beiden Mädchen zu, je näher er ihnen kam, um so mehr dachte er
"je" immer mit "desto"
Die rechte hatte ein Muttermal unter beiden Augen, symmetrisch.
je ein
Remus hatte die Augen zu Schlitzen zusammengezogen und tatsächlich
zusammengezogen, und
Aber für jeden, der sehen können
könne
„Guter Mann, jetzt lassen sie mich zur verrückten ... zu Frau Springer! Fräulein Springer!“
Sie
Obwohl das deiner sogenannten Karriere sicher ganz gut getan hätte.“
so genannten
Und hinter sich, hörte er die verrückte Karo zufrieden schnurren
Komma weg
Zwei Tage, nachdem die Ankündigung draußen war
Komma weg
– von einem Baguette konnte nun wirklich keine Rede sein-,
sein -,
Schnell sah er auf dem Bad nach
im Bad, nehme ich an


Hi Quinn,

ich habe den ersten Absatz vor einigen Tagen gelesen und fand ihn gut. Nun hab ich auch mal den Rest der Geschichte gelesen und finde sie auch gut.

Ich halte sie streckenweise für zu lang, könnte dir nun aber keine zu kürzende Stelle nennen.
Kubus' Ansicht mit den Abziehbildchen war ich auch (habe vor dem Lesen keinen der anderen Kommentare angeschaut).
Die Charaktere sind gut (nach)gezeichnet und es fallen jedem bestimmt auf Anhieb mindestens zwei oder drei solcher Klone aus dem eigenen Umfeld auf (die sich natürlich alle für superindivivduell halten).

Beste Grüße
Tserk

 

Hallo Tserk,

vielen Dank für deinen Kommentar. Die Fehlerliste habe ich schon eingearbeitet.
Ich wüsste schon, wo ich an der Geschichte rumkürzen könnte, weiger mich aber noch ein bisschen, das sind so die Stellen, an denen die Geschichte eher in die Breite als in die Tiefe geht. Ich finde dadurch gewinnen die Figuren ein wenig an Plausibilität, aber man könnte sie auch rauswerfen, und an der Geschichte selbst würde nichts fehlen (das Intro, die Schalentier-Sache, die Busfahrt, das mit dem Wächter usw.)

Schön, dass dir die Geschichte gefallen konnte
Quinn

 

Hi Quinn,

also ich brauchte drei Anläufe. Stimme also denen zu, die sagen, der Anfang ist etwas sperrig.
Und es dauerte auch etwas, bis ich so richtig in den rawr getwinkert bin. Weiß nicht, ich fand den Text irgendwie zu voll. Vielleicht brauche ich zu lange, um mich in den Stil einzulesen, aber geflutscht hat es erst sehr spät und dann auch nicht so, wie ich es eigentlich von deiner Schreibe gewohnt bin.

„Warte noch!“, sagte Remus und probierte vor der Tür stehend einige Posen aus. Er stellte einen Fuß auf eine höhere Stufe, drehte das Kinn in verschiedene Richtungen und stemmte eine Faust in die Seite. Dann fiel er in sich zusammen, als hätte man die Luft aus einer Gummipuppe gelassen, wuschelte sich mit zwei Händen durch die Haare, brachte sein Hemd durcheinander und versuchte so auszusehen, als sei es ihm völlig egal, wie er aussah.
das zum Beispiel ist eine gute Szene, aber da sind so viele solcher Zeig-Dinger drin, die auf mich in seiner Gesamtheit eher ausbremsend wirkten.

Vielleicht denkst du noch mal über die Entschlackung nach.

Ansonsten bleibt mir nur noch, die Idee zu loben. Das ist schon gut, wie du mit diesem Fame-Rummel spielst. Ich muss an Andy Warhol denken, in deiner Welt scheint jeder nach seinen 15 Minuten zu lechzen (und wie er die herauszögern kann), und wenn er schon keine eigenen bekommt, dann kopiert er eben die von anderen. Aber auch das Spiel mit dem Original vs Reproduktion, Erhöhung/ Entwertung durch die Masse ... Also auch wenn es nicht so geflutscht ist, so wurde doch eine Menge in mir ausgelöst.

Ein besonderer Satz scheint mir dieser zu sein:

Vielleicht weil er wie viele andere einzigartig sein wollte.
;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo,

also ich brauchte drei Anläufe. Stimme also denen zu, die sagen, der Anfang ist etwas sperrig.
Und es dauerte auch etwas, bis ich so richtig in den rawr getwinkert bin. Weiß nicht, ich fand den Text irgendwie zu voll. Vielleicht brauche ich zu lange, um mich in den Stil einzulesen, aber geflutscht hat es erst sehr spät und dann auch nicht so, wie ich es eigentlich von deiner Schreibe gewohnt bin.
Ja. Die Texte sind ja oft etwas flickenmäßig wahrscheinlich. Mir fällt das beim Schreiben nicht so auf, aber in der Rezeption dann, der Einstieg lässt einen klamaukigen Text vermuten; ich wolllte aber schon ein wichtiges Thema behandeln, mit Charaktern, die ich durchaus komisch finde, ja.
Ich denke, das ist das Problem. Der Text täuscht links an und geht dann rechts.
Ist halt auch immer die Idee, was Neues zu versuchen. Bei dem Text hier, hab ich so das Gefühl, schreckt die Aufmachung die Klientel ab, die der Inhalt eigentlich ansprechen sollte.

Ansonsten bleibt mir nur noch, die Idee zu loben. Das ist schon gut, wie du mit diesem Fame-Rummel spielst. Ich muss an Andy Warhol denken, in deiner Welt scheint jeder nach seinen 15 Minuten zu lechzen (und wie er die herauszögern kann), und wenn er schon keine eigenen bekommt, dann kopiert er eben die von anderen.
Das ist auch eine interessante Herangehensweise. Ich glaube es geht auch einfach darum, dass es eben nicht reflektiert wird.

Aber auch das Spiel mit dem Original vs Reproduktion, Erhöhung/ Entwertung durch die Masse ... Also auch wenn es nicht so geflutscht ist, so wurde doch eine Menge in mir ausgelöst.
Das freut mich sehr. VIelen Dank für deinen Kommentar
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Geschichte wird nach hinten raus immer besser, zuerst hab ich mich ein wenig reingekämpft, wegen der seltsamen Laute des Dogsters.

Als klar wurde, dass Caro mit einem falschen Boot in ihrer Villa lebt, obwohl sie doch (so hab ichs gelesen) eigentlich nur als Freundin vom echten Boot berühmt wurde und ansonsten nichts geleistet hat, eben dieses "Naddelphänomen", da kam Spannung auf und gegen Ende wurde es dann beinahe genial. Es ist eine Einladung zum Nachdenken und trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, es zieht die Realität in eine Richtung, die eigentlich total überzogen wirkt, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, könnte das morgen etwa so passieren.

Außerdem hat das Ganze diesen Witz, allein schon das Boot, dieser Name. Dann redete er immer in der dritten Person von sich, wie ein Lothar Matthäus das auch immer gemacht hat. Macht ihn irgendwie trottelig sympathisch (nicht Lothar Matthäus)
Auch der geile Spruch: "Das Boot läuft nur aus.." finde die Stelle gerade nicht.

Der Anfang ist mir etwas zu lang, aber es lohnt sich wirklich sehr bis zum Ende zu lesen. Das Ende ist fast Horror, das ist echt gruselig. Und dann geht das Kopfkino noch weiter, lieber Quinn und das will man doch erreichen. Dass dein Leser sich erstmal aufs Sof wirft und sich in deine Geschichte zurückdenkt und sie mit der Realität vergleicht und Parallelen sieht und erschüttert ist.

Geniales Ding!

Achso, ich bin Flieges Meinung, dass Satire sehr gut als Rubrik passen würde. Aber seltsam ist das natürlich auch.
Lollek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

Die Geschichte wird nach hinten raus immer besser, zuerst hab ich mich ein wenig reingekämpft, wegen der seltsamen Laute des Dogsters.
Ich hab das Gefühl auch. Ist natürlich bisschen eingebildet, weil dir die Geschichte gefällt, aber ich sehe die Geschichte absolut so wie du.


Als klar wurde, dass Caro mit einem falschen Boot in ihrer Villa lebt, obwohl sie doch (so hab ichs gelesen) eigentlich nur als Freundin vom echten Boot berühmt wurde und ansonsten nichts geleistet hat, eben dieses "Naddelphänomen", da kam Spannung auf
Es stimmt, man kann es so lesen, dass die seinetwegen „berühmt“ wurde. Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert bei IT-Girls. Paris Hilton ist reich, gehört zum Jetset und ist deshalb berühmt. Ihr Urgroßvater oder so (das kommt wunderbar in Mad Men vor) war ein großer Unternehmer und Tycoon. Aber es gibt ja bestimmt viele Leute mit altem Geld, die dann nicht „berühmt“ werden.
Beantworte mal die Frage, warum Paris Hilton berühmt ist. ;)Von daher kann das schon sein, dass hier Frau Springer zu Beginn durchs Boot in die Öffentlichkeit kam und sich ihre Prominenz von da ab verselbstständigt hat.
Das für mich Reizvolle bei der Geschichte ist, dass sie ausgerechnet von diesen zwei Typen erzählt wird, die das nicht so reflektieren. Das Wertesystem vom Doggster funktioniert wahrscheinlich nicht in dieser „Der ist berühmt“-Kategorie. Und das Boot … man kriegt ja mit, in welchen Kategorien er denkt. ;)

Es ist eine Einladung zum Nachdenken und trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, es zieht die Realität in eine Richtung, die eigentlich total überzogen wirkt, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, könnte das morgen etwa so passieren.
Das ist die beste Reaktion, die ich mir von der Geschichte erhoffen konnte. Es ist schon der Versuch, ein – wie ich finde - komplexes und wichtiges Thema aus einem Blickwinkel darzustellen, der das nicht unbedingt nahelegt.
Fliege hat gesagt, anders wäre das Thema schwer zu ertragen. So sehe ich das auch.
Die Figuren kommen jetzt – vor allem die Zwillinge halt – so weg, dass man die leicht abtun kann. Aber wenn man genauer drüber nachdenken will, ist da schon viel, glaube ich.
Ich hab ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich vieles, was ich dazu im Kopf hatte, nur in Ansätzen eingebaut habe. Ich werd mich dem Thema bestimmt noch öfter widmen, vor allem seit ich weiß, dass jemand einen Identitäts-Fetisch entwickelt hat, dem ich mit meinen Geschichten gefallen möchte ... uhm ... Smiley!

Dann redete er immer in der dritten Person von sich, wie ein Lothar Matthäus das auch immer gemacht hat.
Ja, das ist eines der „satirischen“ Themen der Geschichte. Dass Leute Probleme haben, ihre Masken auseinander zu halten. Man sagt ja: Das ist eine „Kunstfigur“, und das bin ich selbst.
Ich hab das neulich erst gelesen, da hat Elton John gesagt: Wenn wir mal auf Reisen sind, passt Lady Gaga auf unser Kind auf. Und die ganzen Journalisten natürlich völlig entsetzt: Was? Die? Die ist doch völlig durchgeknallt. Und er meinte dann: Nee, das ist ein ganz wunderbares Mädchen.
Da sieht man schon, dass es bei „funktionierenden“ Leuten einen ganz klaren Unterschied gibt zwischen der richtigen Person und der öffentlichen, der Kunstfigur.
Nur braucht man dazu bestimmte Fähigkeiten, ein Umfeld, oder was auch immer, über die längst nicht alle verfügen.
Und „Das Boot“ hat Schwierigkeiten damit, Das Boot von Remus zu trennen.
Wir haben das alle im Kleinen, weil wir je nachdem, mit wem wir reden und in welchem Umfeld wir uns befinden, andere soziale Rollen einnehmen. Und das Boot kommt, das macht für mich seine Figur aus, mit diesen Rollen furchtbar durcheinander.

Das Ende ist fast Horror, das ist echt gruselig.
Ich glaub das kommt dadurch, dass die Figuren nicht hinterfragen, was sie tun, sondern tun, was sie können. Es hat etwas von einer kindlichen Grausamkeit da.

Und dann geht das Kopfkino noch weiter, lieber Quinn und das will man doch erreichen. Dass dein Leser sich erstmal aufs Sof wirft und sich in deine Geschichte zurückdenkt und sie mit der Realität vergleicht und Parallelen sieht und erschüttert ist.
Vielen Dank, freut mich sehr, wenn die Geschichte sowas auslösen kann
Quinn

 

Hallo Maria,

die KG ist echt twinky xD Falls du mir ein neues Wort beibringen wolltest, ist es dir gelungen ^^ rawr =D Aber mMn passt die überhaupt nicht hierher rein. Ich hatte ständig ein futuristisches Bild vom Ganzen und deshalb wäre sie in Sci-Fi besser aufgehoben.
Das ist schön. Erst machst du mir die Freude mit der Maria/Jo-Feud und einer abschließenden Versöhnung (von unzähligen KG.de-Leuten aufmerksam beobachtet!) und jetzt das!

Ja ... mit der Rubrik, das ist halt so, da bin ich auch wie ne Maus. Die geht auch nur dahin, wo sie sich sicher fühlt. Also SF ... da hab ich Schiss, dass einer kommt und sagt, er will wissen, wie die Gesellschaft sich da genau weiterentwickelt hat und Hard-Fiction und so.
Bei Gesellschaft da könnte einer kommen und sagen: Das ist mir zu Comedy, das Thema steht nicht im Fokus.
Und bei Satire hat mir Berg noch kein gescheites Angebot gemacht. ;)

Ja, was ich sagen will, es hat mir gut gefallen. Da ist wieder mal etwas typisch Quinn-mäßiges drinnen. Zum Beispiel der Schwanzvergleich ist typisch Quinn =D
Das mit dem Schwanzvergleich ist ja schon in dem Thema drin, das kommt ja an einigen Stellen vor, das ist für mich ein durchaus wichtiges Motiv. Also Das Boot definiert sich auch über die Potenz und das ist eine Angst, ersetzt zu werden. Viele Frauen haben Angst, ihre Männer verlassen sie, wenn sie älter werden. Und Männer haben Angst, ihre Frauen verlassen sie, wenn sie ärmer werden. Und ich glaube Das Boot hat das Problem vieler Künstler, die gar nicht wissen, weshalb sie überhaupt erfolgreich sind, und dann in der Gefahr leben das, von dem sie denken, dass sie es vielleicht gar nicht haben, wirklich zu verlieren. Also wenn man so will steht die Potenz hier zusammen mit der Kopfblockade und irgendeiner Macho-Nummer schon in einer Einheit.


Wie meine Vorredner will auch mich über den Anfang beschweren. Ich habe wirklich einige Male versucht, die KG zu lesen, aber der Anfang ist dermaßen frustrierend, dass ich nie die ganze KG lesen wollte. Aber Maria schlau, Maria einfach ersten Absatz überspringen :D
Vielleicht gefällt dir selbst der erste Absatz, doch allein wenn du die Kritiken meiner Vorredner liest, dann muss es dir ja klar werden, dass da eine Änderung rein muss. Oder zumindest ein BOOOM!
Hab mich auch lang genug dagegen gewehrt, es bringt ja nichts. Es hat ja jeder - außer Tserk - gesagt der Anfang sei nichts, ich hab das Intro nach deinem Posting schon komplett rausgenommen. Muss man dann nachgeben, ich hab mir auch Gedanken dazu gemacht und sehe es inzwischen ein.

Ja, ich weiß, mit einer positiven Kritik kannst du nicht viel anfangen, also werde ich mal etwas Negatives in deiner KG finden … hmmmm … sie hat mich amüsiert, was soll ich sonst sagen :D Nein, von meiner Seite kriegst du mal nichts zu meckern und auch nicht den Satz „du solltest nur Horror schreiben“ xD
Das freut mich wirklich. Die negative Kritik zu manchen Geschichten ermöglicht ja erst Geschichten, die dann auch positive Kritik einfahren, von daher ist das natürlich auch gut, mal gelobt zu werden. Das ist ja auch das Ziel, das ich anpeile, ich schreib ja nicht und denke mir: Oh wie geil, das werden alle hassen, die Verisse werden mich bestimmt weiterbringen, sondern: Hier! * Kämpferische Macho-Geste*

Dein Stil ist unverkennbar, ist dir das bewusst gewesen? Wenn du mit einem anderen Namen etwas posten würdest, ich würde sofort bemerken, dass du es geschrieben hast. So vertraut bist du mir ja schon
Nein. Wenn ich will, siehst du das nicht. Bei so Geschichten, die in nem bestimmten Ton mit bestimmten Figuren geschrieben werden, dann sicherlich. Aber ich könnte hier locker inkognito mit irgendwelchen Sachen durchkommen. ;)
Ich schreib zum Beispiel seit 5 Jahren als JoBlack Immigrationsgeschichten, hat bisher auch keiner gemerkt! Muss ich nur meine innere Wut kanalisieren und Moers lesen zu!

Lg mariaaawr
Boah.
Das mit dem "rawr" ist so doof. ;)

Danke für die Kritik!
Quinn

 

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