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Gespräch mit der Zeit

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08.01.2002
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Gespräch mit der Zeit

Gespräch mit der Zeit

Hallo Du!

Hallo Zeit, ich staune, dass ich dich mal so entspannt mir gegenüber sitzen sehe.

Nun werd nicht gleich bissig.

Ich hab allen Grund dazu, bissig zu werden ,Zeit. Du bist doch diejenige, die mir immer davon rennt.
Wer rennt denn hier wem hinterher, etwa du mir? Nein ,ich dir! Nie bist du hier, wenn ich dich brauche.

Das ist nicht wahr, was du da behauptest. Ich bin jederzeit bei dir und auch nicht schneller als du.

Oh doch! Nie bist du da. Immer schon weg.
Als ich noch klein war, ja,da warst du langsam, immer musste ich auf dich warten.Aber jetzt, jetzt, wo ich alt bin, da rennst du mir ganz rücksichtslos davon . Hast du keine Achtung vor dem Alter?

Ich habe mir nichts vorzuwerfen.

Ach, nein? Du hast keine Achtung vor dem Alter! Genau das ist es. Du hast dir bereits ausgerechnet, wann du mich spätestens los bist, nicht wahr? Ich habs auch getan, damit ich Bescheid weiß, wann du gehst. Ich hab noch höchstens 200.000 Stunden und dann ist Schluss, dann bin ich 80, wenn ich so alt werde.

Was soll das dumme Gerechne, wir beide wissen doch gar nicht, wielange ich noch bei dir bleibe. Ich messe nicht die Zeit mit dir.

Klar misst du nicht die Zeit, wozu auch? Du bist ja selbst dein eigenes Maß. Aber ich muß mich schon nach dir richten und dich messen, damit ich weiß, wie ich dich mir einteilen kann.

Was willst du an mir einteilen? Ich lasse mich nicht zerteilen. Ich bin immer nur ein Ganzes.

Das ist ja hochinteressant, und wieso vergehst du mal nicht und mal renn' ich dir hinterher? Du bewegst dich wie es dir grad gefällt , mal langsam, mal schnell. Und immer so, dass es mit uns nicht passt.

Den Schuh zieh ich mir nicht an. Du bist diejenige, die nicht mit mir umzugehen weiß. Mal verschwendest du mich, und verramscht mich wie billige Ware, und mal tust du so als sei jede Sekunde so wertvoll wie dein Leben.
Und aufpassen kannst du auch nicht richtig auf mich. Wie oft bin ich dir schon gestohlen worden!

Klar doch, Zeit, jetzt bin ich mal wieder an allem schuld. Ich wünschte, ich könnte dich einfach umtauschen gegen was, was mich nicht so maßlos aufbringt.

Gegen was denn?

Gegen was Zeitloses auf jeden Fall. Ich habe nämlich die Schnauze voll von dir ,Zeit. Ich mag dir nicht immer hinterherrennen.

Da bin ich mal gespannt, gegen was du mich eintauschen würdest. Was besseres als mich findest du nicht.

Oh doch, da verrechne dich mal nicht ,du eingebildete Zeit. Ich würde dich gegen die Ewigkeit umtauschen.

Ha, da lach ich mich schlapp.Du willst mich gegen die Ewigkeit umtauschen? Ich hab dich für klüger gehalten. Die Ewigkeit, die gibt es doch gar nicht. Die ist doch nur ein Hirngespinst von euch Menschen.

Jetzt hast du dich selbst reingelegt Zeit, der Lacher ist auf meiner Seite. Wenn es die Ewigkeit nicht gibt, dann hörst auch du irgendwann auf zu sein. Ist das vielleicht der Grund, weshalb du es so eilig hast?

<span class="ssilver">[Beitrag editiert von: lakita am 21.03.2002 um 13:27]</span>

[ 19.04.2002, 14:24: Beitrag editiert von: lakita ]

 

Hallo Elvi,

auch mir gefällt dein Dialog sehr gut und auch ich fühle mich zum Nachdenken inspiriert.

Ebenso wie einige andere stolperte ich (im positiven Sinn) beim Lesen über die von dir dargestellte Diskrepanz von Zeit und Ewigkeit. Nach einigem sinnierenden Hin und Her kam ich zum dem Schluss, dass ein Vergleich dieser beiden Begriffe (als Alternative), in dem von dir gebrachten Kontext, nicht ganz richtig ist. Zeit ist ein Maßstab für die Unterteilung der Ewigkeit in Teilabschnitte, so, wie z.Bsp. Meter/Kilometer/etc. Maßstab für Teilabschnitte der Unendlichkeit sind.
Auch wenn ich damit zum Ausdruck bringe, dass die Gegenüberstellung von Zeit und Ewigkeit somit per Definition nicht korrekt ist, würde ich dir keinesfalls empfehlen wollen es in meinem Sinne zu ändern; es würde der Geschichte einen Teil ihres Reizes nehmen.

Was die übrige Diskussion anbetrifft, hast du viele schöne Denkanstöße geliefert und mich dazu verleitet, dir gern etwas Zeit zu schenken.

Einen lieben Gruß
Maris

 

Liebe Elvira!

Auch ich hab Dein kleines Gespräch mit der Zeit gern gelesen und finde Deine Gedanken ganz interessant. :)
Da ich auch die Diskussion verfolgt habe, sollte ich eigentlich wissen, daß Du nicht mehr herumbessern willst, aber nachdem ja schon wieder etwas Zeit vergangen ist, kann ich Dich ja vielleicht doch mit ein paar unverbindlichen Vorschlägen dazu überreden...? ;)

So könntest Du ja den Dialog, um ihn auch zu einer "richtigen" Geschichte zu machen, in eine Handlung einbinden, die mit Zeit zu tun hat, etwa das Warten auf irgendetwas (z.B. daß der Kaffee fertig wird). Die Protagonistin könnte sich erst denken, daß das wieder ewig dauert ...

Dann könntest Du eventuell den Dialog durch Verwendung der direkten Rede klarer machen, dazwischen vielleicht Gestik beschreiben?

Und wenn Du dann so richtig drin bist, im Umarbeiten, könntest Du Dir überlegen, noch weitere Zeitmetaphern anzusprechen, etwa daß die Zeit alle Wunden heilt, mit der Zeit Rat kommt oder sie manchmal auch totgeschlagen wird.

Hm, eigentlich hab ich jetzt so viel im Kopf, daß ich eine eigene Geschichte schreiben könnte. Aber ich überlaß lieber Dir die Arbeit...:D

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Holla liebe Susi,

bitte schreibe du diese Geschichte, ich bitte dich, meine Ideen zu verwenden, soweit du sie benötigst.

Ich habe damit keine Probleme den Plot für eine andere Geschichte herzugeben und ganz besonders hab ich ein gutes Gefühl, dir meine Gedanken zu schenken.
Also, liebe Susi, hau in die Tasten und mach was draus.

Ich selbst bin im Moment viel zu blockiert, um deine hervorragenden Ideen umzusetzen.
Das hat diverse Gründe, aber der heftigste Grund ist, dass ich keine Zeit habe. *lächel* Nein ;), das war jetzt ein Scherz, wenn man sie sich nimmt die Zeit (Zeit liebt es, genommen zu werden wie eine leidenschaftliche Liebschaft), dann hat man sie auch. :)

Um ehrlich zu sein, ich habe nicht diese Fähigkeit in mir, aus einem einmal hergestelltem Text mit gehörig zeitlichem Abstand etwas Neues zu schaffen.

Ich möchte es mit einem Kuchen vergleichen: wenn er gebacken ist, dann kann man eigentlich nur noch seine Form verändern, indem man ihm etwas obendrauf gibt oder ihn durchschneidet und füllt, aber aus den Zutaten selbst kann man keinen neuen Kuchen schaffen, weil sich ja schon das Fett mit den Eiern, dem Zucker und dem Mehl verbunden haben.
So sehe ich es mit meinen Texten/Geschichten. Sie wären durchaus veränderbar, aber nicht in ihren Grundfesten.
Darum bitte ich dich, liebe Susi, ganz herzlich, nimm dich dieses Plots über die Zeit an und schreibe daraus deine Geschichte.
Ich werde mit höchster Spannung den Text zu lesen wissen.

Lieben Gruß
und hab Dank für deine aufmunternden Worte


elvira

 

Soviel Elvira-G'schichteln an einem Tag... puh!

Aber die musste ich jetzt noch lesen, vor allem, da sie angenehm kurz und kurzweilig ist. Der Dialog ist flott, witzig und stimmt doch nachdenklich. Bis zum Schluss spielst du nur so mit Wörtern, was mir sehr gefällt (wenn auch nicht sehr Philosophisch ist). Der letzte Wortwechsel vesetzt uns dann ins Nachdenken, die Sache it der Ewigkeit und dem Ende der Zeit und das das ein widerspruch in sich ist find ich nachdenkenswert und gut umgesetzt.

Ich finde, der Text wäre ein wunderschönes Gedicht geworden, als Geschichte finde ich ihn ein wenig zu unspektakulär, wenn ich das mal so sagen darf.

Trozdem gern gelesen. Alles Liebe, Peter

 

:)

Es sieht fast so aus, als hätten sich heute die Wiener zusammen getan, mir einen wundervollen Tag zu bereiten.

Vielen lieben Dank an dich, lieber Peter, dass du mir auch hier zu diesem Text deine Gedanken schreibst.
Ich fühle mich von dir ein wenig über Gebühr gelobt, aber damit fertig zu werden, ist wohl eher mein ureigenes Problem. ;) Hab jedenfalls Dank dafür.

Und deine Idee, daraus ein Gedicht zu machen, die hat es mir angetan, sehr sogar und mit dem Gedanken, es auch wirklich zu tun, damit kann ich mich sehr anfreunden.
Danke für deine Idee, denn im Gegensatz zu Susi, vermag ich keine Geschichte um meine Aussagen herum zu phantasieren, da fehlt mir irgendwie der Zugang, während ich beim Gedicht mich auf die schlichten Aussagen beschränken könnte.
Ja, deine Idee ist jetzt in meinem Kopf und auf der sog. "To-Do-Liste" eingetragen. ;)

Lieben Gruß
nach Wien

elvira


Ach und dann
@ Liusaidh

bitte verzeih, dass ich jetzt erst auf deine Worte und die Kritik eingehe. Ich weiß selbst nicht, weshalb ich das bislang übersehen habe.

In dem Punkt, dass es eine Gratwanderung zwischen allzu plumper Vermenschlichung und zu abgehobener Vergeistigung ist, stimme ich dir zu.
Da auch schon an anderer Stelle der leise Hinweis kam, die Zeit sei eine Spur zu menschlich geworden, nehme ich deinen Kritikpunkt besonders ernst.
Ich betrachte diesen Text als unfertig in der Umsetzung und wenn sich Susi der Ideen annimmt, um daraus eine schöne Geschichte zu fabulieren, dann werde ich ihr sehr dankbar sein, weil sie mir ein Beispiel dafür geben kann, wie man es sinnvoller umsetzen kann.
Der Text ist eher eine etwas dürftig in die Dialoghandlung gepreßte Ansammlung meiner Gedanken zur Zeit.
Ich denke, ich habe mir da ein wenig zuviel vorgenommen wahrscheinlich zu wenig Mühe gegeben und bin ja auch letztendlch daran gescheitert.
Dennoch sehe ich in jeder Niederlage die wundervolle Möglichkeit daraus zu lernen.
Gelernt habe ich, dass ich meine eigenen Grenzen habe, was die Umsetzung mancher Gedanken anbelangt und deswegen danke ich dir deine Kritik besonders, weil sie mir dies nochmals klarer macht.


@Maris,

bitte verzeih, dass ich auf deine Kritik bislang nicht reagiert habe. Es war kein böser Wille dabei, aber das weißt du ja. Sie ist mir schlicht durchgerutscht.

Zunächst vielen Dank für dein Zeitgeschenk. :kuss:
Und dann auch vielen Dank für deine positive Einstellung zu meinem Text und vor allen Dingen, den Gedankenausführungen bezüglich Ewigkeit und Zeit.
Ja, so wie du es erklärst, kann ich damit was anfangen und dir zustimmen. Die Ewigkeit wird durch die Zeit eingeteilt. Hm...stimmt das jetzt? Nein, ich würde es eher so sagen: Zeit ist der menschliche Versuch, die Ewigkeit zu messen und fehlbar wie wir Menschen nun mal sind, scheitern wir auch regelmäßig an diesem Versuch. ;)

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Elvira!

Das freut mich sehr, dass du nachdenkst, ein gedicht daraus zu machen. Sollte es jemals entstehen, bitte, bitte, schick es mir. Da bin ich sehr gespannt!

Liebe Grüße und viel Kreativität,
Peter

 

bitte schreibe du diese Geschichte, ich bitte dich
Nein, nein, Elvira. Danke für Dein Angebot, die Idee zu verwenden - aber ich bin doch schon beim offenen Wort mit Redefreiheit gescheitert, noch einmal tu ich mir das nicht an... ;)

Die Idee, ein Gedicht draus zu machen, finde ich aber auch wirklich gut. Und wenn Du es schreibst, würd ich das dann auch gerne lesen.
Weiß ja nicht, wie das ist, wenn sich ein als Geschichte gedachter Text dann zu einem Gedicht entwickelt, ob Du es dann nicht vielleicht doch - als Antwort - posten könntest. Schließlich hättest Du ja nicht von vornherein ein Gedicht gepostet, sondern es wäre nur das Ergebnis der Kritiken und Deiner Bearbeitung. - So einen Fall hatten wir glaub ich noch nicht, und es wäre interessant, Mirkos Meinung dazu zu hören - was aber noch Zeit hat, bis Du es geschrieben hast. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

Liebe Elvira,

de tied, dat oos - dat geiht so gau...

Und darum finden die Menschen wenig Zeit, sich mit selbiger zu unterhalten. Eine großartige Idee, dass du Muße und Muse gefunden hast, den Dialog einmal zu Papier zu bringen. Sicher, es finden sich in deinem Text einige Metahpher wieder, was ich aber nicht als verboten erachte. Allein die Idee der Auseinandersetzung regt zum Nachdenken an. Und hierbei stiehlst du (nicht im negativen Sinne) die Zeit des Lesers, durch die Animation zur Antwort sogar noch ein wenig mehr.

Deine Gedanken sind zweifelsohne nicht überraschend, doch wer dieses als Kritik versteht, verkennt, dass sie dennoch erst einmal gesammelt und konzentriert werden müssen. Darin sehe ich das Interessante an deiner Geschichte. Die gewählte Form des Dialoges finde ich interessant. Du hättest ja auch über die Zeit sinnieren können, doch dann hätten wir Leser keine Replik erfahren, nicht gewusst, wie die Zeit über uns denkt, die "User".

Spannend beleibt die Frage nach der Ewigkeit. Wir werden durch die Endlichkeit unseres eigenen Seins diese wohl nicht beantworten können. Aber alle Versuche, die Zeit tot zu schlagen, sind bisher gescheitert. So wird zu uns mit ihrem Gleichmaß unzweifelhaft überdauern.

Ich komme letztlich zu meinem ganz persönlichen Urteil: Das Lesen deiner Geschichte war keine vertane Zeit.

Nicht nur für die nächste sondern für alle künftige Zeit wünsche ich dir weiterhin erfolgreiches Fabulieren.

Liebe Grüße
Hannes

 

Ach, Hannes...:kuss:

Du schreibst mir immer so liebe Kritiken so voller Wertschätzung. Danke!

Lieben Gruß nach Münster?

elvira

 

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