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Genie und Verzweiflung?

Genie und Verzweiflung

Danke, jbk, für den Tipp, habe den Artikel sofort gefunden!

 

Es gibt keine Rettung

Franz Kafka und Anton Tschechow waren tuberkulosekrank, James Joyce erkrankte an den Augen, Dostojewski an Epilepsie, Marcel Proust hatte Asthma und Arthur Rimbaud war drogensüchtig und starb an Krebs. Einer Theorie der Alice Miller* zufolge waren sie allesamt Vater und/oder Mutter geschädigt, diese Krankheiten nichts anderes als Rebellion des Körpers auf die frühkindliche Misshandlung.

Dazu schrieb die Süddeutsche Zeitung am 10.5. unter anderem:

Alle Plagen der Menschheit, Krankheit und vorzeitiges Ableben, Krieg, Gewalt und Kriminalität, aber auch destruktive Geisteshaltungen wie Zynismus und Ironie sind letzten Endes auf physische oder psychische Misshandlung in den ersten Lebensjahren zurückzuführen. Das Fatale dabei: Wer glaubt, von seinen Eltern weder geschlagen noch sexuell missbraucht noch sonst wie gequält worden zu sein, der ist aller Wahrscheinlichkeit nach am härtesten betroffen, denn bei ihm funktioniert das, was wir vulgärfreudianisch Verdrängung nennen, so perfekt, wie es nur bei schwerer Traumatisierung vorkommt.

Es gibt keine Rettung – wir müssen weiter schreiben.

Dion

* ALICE MILLER: Die Revolte des Körpers. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 192 Seiten, 16,90 Euro.

 

Nicht "Genie und Verzweiflung?" sondern "Genie dank Verzweiflung!"
Ich glaube, es handelt sich da um Selbstselektion.
Das Schreiben als Konfrontation, Verarbeitungshilfe und insofern Selbsttherapie.
Dazu kommt, dass einige psychische "Störungen" eine emotionale Konstitution als Grundlage haben, die sich andererseits auch in besonderer Kreativität artikuliert.
In der Süddeutschen hab ich neulich gelesen, dass Mozarts Talent ein "Symptom" des Tourette-Syndroms gewesen sein soll: "Herzlichst, Ihr Süssmaier Scheißdreck." :D

 
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Nun ja, ich denke, dass es nicht zwangsläufig ein schriftsteller, oder künstler sein muss, der mit dem freitod liebäugelt.
Vielleicht fällt es da nur eher auf, weil sie sich bekannt gemacht haben. eines ist aber künstlerisch begabten sicher zueigen, und zwar gleichermaßen.
Durch den vertieften (sinn)blick, den sie über die sie umgebende welt schweifen lassen, also im gemeinen sinne "sehend"(er) sind als der durchschnitt, sehen sie halt auch mehr, und nachhaltiger als der rest der welt...
Da der künstlerische schaffensprozess immer durch das "ich" hindurchfließt und mitunter auch große stücke des "ich" mitreißt und zu kunst transformiert, ist der kräfteverschleiß des kunstschaffenden enorm hoch.
Die fähigkeit der dumpfen oder auch egoistischen abgrenzung der "normalos" ist für einen "künstler" nicht, oder nur sehr schwer zu bewerkstelligen, darum leidet er intensiver und ist angreifbarer für hoffnungslosigkeit, zweifel und depression.
Als "schwach" würde ich aber künstler keinesfalls bezeichnen, ihre stärken liegen lediglich abseits der üblichen definitionen, und sind daher für nicht-künstler schwerer zu (be) greifen und zu verstehen.
Hinzu kommt oft noch die dem Künstler eigene sucht nach absoluter aussage und perfektion.
Wird dieses Ziel lange immer wieder verfehlt, mag auch das ein hinreichender grund für solche endgültigen gedankengänge sein...
Lord

 

Möchte gerne ein King-Zitat mit einbringen, im Zusammenhang mit seiner früheren Abhängigkeit (nein, eigentleich kein Zitat, sondern eher sinngemäß widergegeben), er schreibt, dass er sich während er süchtig war immer eingeredet hat, dass es fast zwangsläufig dazu komen musste, da Schriftsteller an sich sensible Menschen sind, dass er aber zu dem Entschluss gekommen sei, dass das Schwachsinn ist und nur als Ausrede dient; bei einem Müllmann sei die Gefahr genauso groß.

Ich möchte da nicht widersprechen. Ich glaube aber, dass es in dem Zusammenhang mit Selbstmord einen unterschied zwischen inteligenten und Dummen Menschen gibt.
Da ein Inteligenter eher hinter die Fassade des (oftmals) schönen Scheins blickt. Außerdem beschäftigt er sich mehr mit Dingen wie Leben nach dem Tod, gibt es Gott, usw. Das kann einen schon deppressiv stimmen. Ich glaube dumme Menschen viel mehr über sich nach, als über universelle Probleme.

 
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Beitrag editiert, da zu missverständlich formuliert und überflüssig.

 

Ich würde das nicht Intelligenz nennen, sondern zB. Empfindsamkeit oder Sensibilität, weniger ein Leiden auf der Intellekt- als auf der Gefühlsebene.
Ginny, Dein sicherlich gut gemeinter Einwurf muss in den Ohren suizidaler Menschen wie Hohn klingen: Die sind im Umkehrschluss wohl einfach zu dumm, ihre Probleme zu lösen. Weißt Du denn nicht, dass die tief empfundene Ohnmacht oft gerade das Problem IST?

 
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Da klink ich mich besser aus - damit meine Äußerungen nicht missverstanden werden. :-)
(So zynisch war sie natürlich nicht gemeint.)

edit: (Ich stimme Kevin insofern zu, dass Menschen mit einer, sagen wir mal, homer-simpson- oder DeeDeemäßigen Art wohl weniger reflektieren und sich weniger sorgen - und deshalb möglicherweise weniger anfällig für Depressionen etc sind. )

edit2: Ich habs gelöscht - heute bin ich nicht in Denkstimmung gewesen und habe vermutlich Murks verzapft - tut mir Leid.

 

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