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Gefangen
Der Raum in dem sie sich befindet ist erdrückend klein, kalt, fast luftleer. Die Wände bewegen sich erbarmungslos auf sie zu, es gibt keine Chance zu entkommen. Ihre Augen sind verbunden, sie schmerzen, sind entzündet vom Salz ihrer Tränen. In den Ohren hört sie nur das Rauschen ihres Blutes, ihr Herz, das wild trommelt und ruhig wird, um wieder zu trommeln. Ihr Mund ist geknebelt, ihre Kehle ausgetrocknet, heiß brennend, von den unzähligen, lautlosen Schreien. Die Fesseln an ihren taub gewordenen Händen sitzen gnadenlos fest, lassen nicht den geringsten Bewegungsraum zu. So, wie die Ketten an ihren Fußgelenken mit ihrer Haut verschmolzen sind, zu ihr gehören, im aussichtslosen Kampf um die Freiheit. Ihre Gedanken sind anderswo, weit weg - und frei.
Sie hört die Schritte nicht, die sich nähern, zielstrebig und fest. Sie spürt die Hand nicht, die ihren Puls fühlt und sie hört das leise melodische Summen nicht, das von der Person ausgeht, die neben ihr steht.
Es war der erste schöne Frühlingstag im letzten Jahr, als sie das Auto zu spät sah, das in hoher Geschwindigkeit auf sie zukam. Eine unendliche Schrecksekunde war das Einzige, das sie mitnahm in ihre neue Welt, in der sie die Diagnose nicht mehr hören konnte. Apallisches Syndrom.