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Gedanken einer Vergessenen
Wo waren sie?
Verzweifelt strengte ich all meine Sinnesorgane an, doch nirgendwo waren sie zu orten. Allein, einsam und vergessen stand ich in meiner Ecke und sehnte mich nach Gesellschaft. Wie lange waren sie schon weg? Ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Es kam mir ewig vor. Außerdem hatte ich Durst.
So geht es nicht weiter. Doch ich kann nichts tun. Kann mich nicht bewegen.
Da höre ich ein Geräusch. Sind sie das?
Eine Tür fällt ins Schloss. Ja, das müssen sie sein. Ich erkenne den Klang ihrer Schritte auf dem Parkett. Sie unterhalten sich. Ihre Stimmen verhallen im Flur. Gespannt warte ich.
Doch sie scheinen mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Ihr klares Lachen schallt den Flur entlang bis in mein Zimmer. Gleich werden sie zu mir kommen. Ganz sicher. Doch immer noch warte ich. Ich höre sie nicht mehr. Haben sie mich etwa nicht bemerkt? Oder wollen sie mich gar nicht sehen?
Ich fühle, wie das Leben aus mir entweicht. Es kann doch nicht schon so schlimm um mich stehen? Das Durstgefühl lässt mich halb wahnsinnig werden. Ich möchte schreien. Noch will ich nicht aufgeben.
Die Sonne brennt auf mich nieder. Ich bin ihr vollkommen ausgesetzt. Verzweifelt versuche ich ihr so wenig Angriffsfläche wie möglich zu geben.
Vergeblich.
Da reißt mich ein Geräusch aus meinem dämmrigen Zustand. Sind sie gekommen um mich zu retten? Ein erwartungsvolles Zittern durchläuft meinen Körper.
Ich höre das Rauschen von Wasser. Schritte. Sie nähern sich meinem Raum. Das Geräusch von gluckerndem eingesperrtem Wasser begleitet sie. Mit letzter Kraft versuche ich mich ihnen entgegenzurecken. Das Wasser trifft mich erlösend.
Gerettet.
„Sieh mal Stefan, da wäre uns unsere Pflanze doch beinahe eingegangen. Gut, dass wir früher nach Hause gekommen sind.“