Veteran
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- 17.10.2001
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Gebrochenes Wasser
Ich sehe kastanienbraune Rinnsaale und schattige Gabardine auf Bulbens Schädel, schaue zu, wie sie auf dem Rücken der Charolais den Berg herunter grasen.
Es ist der Vorabend zum ersten Maitag, und ich bin ein von einem Druiden beauftragter Heiliger auf einem Botengang, obwohl es mich sehnt nach kühler Milch und gelben Butterplätzchen. Nur Murmeln wecken mein Interesse nicht, habe ich doch Gott in einem zwei Pfund Marmeladenglas.
Hier sind sie alle Sünder – die Kühe, die Gräben, sogar die langbeinigen Spinnen im Bohnenbeet; sie alle treiben die Nägel tiefer in Christi Hände. Mich zieht es in die Kartoffelstrunken, deren lange Stiele Phiolen voll der hübschesten Sünden erblühen lassen.
Hier fummele ich ihn mit zwei Fingern aus dem Topf und küsse ihn zu den reuigen Blüten. Doch er wird gefangen im Nacken des Windes, gefangen in den letzen Lichtstrahlen eines spannenden Gottes, und purpurn fließt er des Abends aus einer Wunde im Himmel.
Es ist Juni, die Charolais steigen auf und nehmen den Abend mit sich nach oben. Bulbens Schenkel liegt im violetten Rauch des Heidekrauts, und ich ertrinke in Sünde. Der Staub formt seine Mätzchen und drückt mich, klein, zwischen Sonnenuntergang und den Tod einer Mutter. Ich frage Vater ‚Ist es passiert, weil ich Gott bluten ließ?’ Weiße Zeugen rücken bedrohlich über Bulbens Gras heran, und seine Worte ducken sich in das Muhen der Tiere. ‚Sei leise, Junge, und halte die Tauben aus den Beeten raus.’