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Gabi & Bumpel

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08.01.2024
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Gabi & Bumpel

Seit Tagen erwacht Gabi mit einem Gefühl von Endlichkeit. Am Himmel sieht sie letzte Sterne verblassen, es hat zu dämmern begonnen. Neben ihr schläft Bumpel, die Decke ist mit Raureif überzogen. Die Sterne waren immer schon da, denkt Gabi, werden immer da sein, auch wenn sie jeden Morgen aufs Neue verschwinden.
Ein Motorengeräusch wird lauter, Scheinwerfer erfassen die beiden. Das grelle Licht wischt über sie hinweg und verschwindet. Gabi kneift die Augen zu, dreht den Kopf zur Seite. „Bumpel! Wach auf, wir müssen weg!“

Gabi kommt nur schwer hoch, die Fünfzig liegen weit hinter ihr. Sie reibt sich die Knie und fragt sich: Wie lange das noch so weiter gehen kann?
Dann hilft sie Bumpel auf die Beine zu kommen. Eilig packen sie ihre Sachen zusammen, heben die Kartonagen vom Boden auf und schieben sie hinter das summende Kühlaggregat. Gabi hält rasch noch die klammen Hände in den lauen Luftstrom. Die Knöchel schmerzen, dabei ist es noch nicht einmal richtig kalt geworden. Dann schlüpfen die beiden durch das offene Gitter und machen sich davon.

Der Metzgermeister sieht sie weggehen. Er zieht den Schlüsselbund aus der Schürze, schiebt das Gitter zu und sperrt ab.

„Haben die schon wieder da gepennt?“, ruft seine Frau vom Haus her.

Er nickt nur – heute Abend wird er wieder aufschließen.

Vier Straßen weiter erlöschen die ersten Straßenlaternen. Bumpel bleibt stehen, fasst sich ans Kreuz. „Gabi, heut Abend gehen wir aber in die Mission, okay?“

Gabi reibt ihm über den Rücken, lächelt, geht nicht drauf ein. Nie wollte er rein, immer draußen bleiben, egal was war! Gabi sieht ihn an. Was war er für ein Kerl gewesen! „Lass uns zum Brunnen hoch“, schlägt sie vor, „bisschen in der Sonne sitzen, hm.“

Die Treppe zum Kirchplatz hoch stützen sie einander. Keine zehn Stufen und doch so hoch wie ein Berg. Oben angelangt betrachtet Gabi die beiden langen, gebeugten Schatten vor ihnen. Das Gefühl vom Aufwachen stößt ihr bitter auf.

„Morgen, Toni!“, grüßt der Optiker beim Eintreten ins Café.

„Schau dir die an“, sagt Toni, „die vertreiben mir die Kundschaft!“

„Komm schon“, entgegnet der Optiker, „es ist gerade mal sieben. Du hast erst zwei Minuten auf, wenn kümmern die schon?“

„Klar, dir kann’s egal sein! Vor deinem Laden lungern die ja nicht rum!“ Toni geht vom Fenster weg und stellt einen Pappbecher unter die Siebträgermaschine. Fauchend läuft heißer Kaffee hinein. Als das Zischen verstummt, greift er sich den Becher und geht zur Tür.

„Was hast du vor?“, will der Optiker wissen.

„Bin gleich zurück!“

Gabi legt Bumpels Hand in ihre und schaut ihn an. Er sitzt neben ihr auf einer der Bänke und hält die Augen geschlossen. Auf den langen Haaren seiner nach allen Richtungen abstehenden Augenbrauen glitzern winzige Tröpfchen in den ersten Sonnenstrahlen. Die Wollmütze tief in die Stirn und den Kopf zwischen die Schultern gezogen sitzt er da und reibt mit dem Daumen über ihre Finger.
„Leute!“, ruft Toni, fünf Schritte bevor er sie erreicht. „Ich hab hier was für euch!“

Gabi dreht den Kopf zur Stimme, sieht den einen Becher in seiner Hand. Bumpel öffnet die Augen, steht sofort auf und greift sich ihre Sachen. Als Toni ganz heran ist, weicht er zurück.

„Tut mir nen Gefallen, okay?“, meint Toni lächelnd. „Sucht euch ein anderes Plätzchen!“ Er stellt den Becher neben Gabi auf die Bank und schaut sie erwartungsvoll an.

„Setz dich wieder hin“, sagt Gabi ruhig, aber Bumpel bleibt stehen.

Toni greift sich den Becher, packt Gabi am Arm und zieht sie von der Bank hoch.

„Hey!“, schreit Bumpel, aber seine Stimme bricht und er muss husten. Mit den Taschen in Händen geht er auf Toni zu, der ihm mit einer einzigen Drohgebärde den Schneid abkauft.

„Schon gut“, sagt Gabi, „wir gehen ja!“

Aber damit gibt Toni sich nicht zufrieden. Er schiebt sie vor sich her zur Treppe.
Gabi möchte sich wehren, protestieren, aber ihr fehlt die Kraft dazu.

„Komm schon!“, ruft der Optiker vom Café her. „Was soll das denn?“

Toni lässt sich davon nicht beirren. Er hebt kurz den Zeigefinger und bugsiert Gabi die Stufen hinunter.

Bumpel trottet mit tränennassen Augen hinterdrein. Als er in Gabis Blickfeld gerät, reißt sie sich los. Sie sieht ihn oben an der Treppe stehen und nimmt alles, was ihr geblieben ist zusammen. „Wir gehen ja“, sagt sie zu Toni und hebt beschwichtigend die Hände, „aber ich muss ihm jetzt helfen!“

Toni schaut zu dem alten Mann hoch; wie ein Kind steht er da.

„Haut einfach ab!“, keift er und will den Becher auf einer der Stufen abstellen, doch der kippt um und läuft aus.

Als er endlich geht, eilt Gabi so schnell es ihr möglich ist zu Bumpel. Bei ihm angelangt schmiegt sie ihre Hände an seine Wangen und küsst ihn auf die bebenden Lippen.
„Das hätte der sich nie getraut!“, schnieft Bumpel, Rotz läuft ihm aus der Nase. „Ich hätte den –“
„Ich weiß, Bumpel, früher hätte er das nicht gewagt.“
„Warum?“, fragt Bumpel, zieht den Rotz hoch und lässt den Kopf auf ihre Schulter sinken. Gabi legt die Arme um ihn. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, Bumpel.“

Am Abend stehen sie vor der Mission. Bumpel schiebt sogleich die Tür auf, warme, feuchte Luft strömt heraus. Gabi bleibt stehen, schaut zurück, es wird schon dunkel.
„Kommst du?“, fragt Bumpel.

Gabi dreht sich zu ihm, lächelt. „Nein“, flüstert sie, „ich kann da nicht reingehen.“
Bumpel hält inne, sieht sie an, seine Schultern sacken weg. „Ich weiß, aber –“, beginnt er und stellt die Taschen ab.

„Gabi –“, versucht er es noch einmal, doch sie hebt die Hand.

„Du brauchst das jetzt, ich nicht.“ Sie geht zu ihm, streicht ihm über den Arm. „Geh rein, hol dir was Warmes!“

Bumpel schaut sie lange an, kalter Wind streicht ihm um die Beine.
Seinem Blick standzuhalten kosten Gabi alle Kraft, die noch übrig ist.
Dann nickt er. „Wir sehen uns morgen, ja?“

Gabi lächelt, nickt und schafft es nicht, ihm zu antworten – sich zu verabschieden.

Bumpel dreht sich um und geht rein. Die Tür fällt zu, klemmt die Taschen ein.

Auf dem Bürgersteig schaut Gabi sich um. Erste Schneeflocken treiben im Licht der Schaufenster, Kälte schlägt ihr ins Gesicht. Sie geht die Straße runter bis zur Ecke, wo die große Baustelle anfängt; ein ganzer Straßenzug soll hier neu gestaltet werden.

Gabi setzt sich in einen der Hauseingänge und zieht die Knie an die Brust.

Nun schaut sie nur mehr dem Spiel der Flocken zu. Ein feiner Teppich aus Kristallen bedeckt schon ihre Schuhe.

 
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Hallo @Sammis,

schöne kleine Geschichte, passend zur Weihnachtszeit. Schreiben kannst du, ein paar Überlegungen dazu:

Vor deinem Laden lungern die ja nicht rum!“

unter die Siebträgermaschine
Siebträgermaschine wirkt für mich gestelzt, könnte man überdenken
Er sitzt neben ihr auf einer der Bänke
möglicherweise reicht "auf einer Bank"?
„Leute!“, ruft Toni, fünf Schritte bevor er sie erreicht. „Ich hab hier was für euch!“
Ja, sehr gut, der Arsch kommt rüber!
Als Toni ganz heran ist, weicht er zurück.
"ganz heran" klingt holperig, geht vielleicht eleganter?
Toni lässt sich davon nicht beirren
möglicherweise überflüssig?
Toni schaut zu dem alten Mann hoch; wie ein Kind steht er da.
Du bist ein Semikolon-Fan; das ist ungewöhnlich.
und will den Becher auf einer der Stufen abstellen; doch der kippt um und läuft aus.
Geschmacksfrage. Ist das Semikolon notwendig?

wo die große Baustelle anfängt; ein ganzer Straßenzug soll hier neu gestaltet werden.
Hier wieder. Den Nachsatz mit dem Straßenzug würde ich evtl. streichen.

Sehr gern gelesen, emotional nimmst du den Leser mit und schreiben kannst du sowieso.

Schöne Adventszeit wünscht

Jaylow

 

Hallo @Jaylow!

Schön, dass du reingeschaut und mir deine Gedanken zum Text dagelassen hast!

unter die Siebträgermaschine
Siebträgermaschine wirkt für mich gestelzt, könnte man überdenken
Gestelzt – weiß nicht. Wenn dann zu technisch – nur was wäre die Alternative? Kaffeemaschine ja wohl nicht.:confused:

Er sitzt neben ihr auf einer der Bänke
möglicherweise reicht "auf einer Bank"?
Damit möchte ich unterstreichen, wie unangebracht Tonis Verärgerung ist. Denn selbst wenn morgens um 7Uhr Kunden vor seinem Café sitzen möchten, gäbe es mehr als eine Bank.

„Leute!“, ruft Toni, fünf Schritte bevor er sie erreicht. „Ich hab hier was für euch!“
Ja, sehr gut, der Arsch kommt rüber!
Ja, oft brauch es gar nicht all zu vieler Worte, einen Menschen zu entlarven.:)

Als Toni ganz heran ist, weicht er zurück.
"ganz heran" klingt holperig, geht vielleicht eleganter?
Eleganter – woran denkst du da? Sich zu ihnen gesellte? Bei ihnen eintraf? Weiß nicht – scheint mir nicht zu passen. Vielleicht noch einfacher: bei ihnen ist. Aber auch das flutscht für meine Ohren nicht in dem Satz.

Toni schaut zu dem alten Mann hoch; wie ein Kind steht er da.
Du bist ein Semikolon-Fan; das ist ungewöhnlich.
und will den Becher auf einer der Stufen abstellen; doch der kippt um und läuft aus.
Geschmacksfrage. Ist das Semikolon notwendig?

wo die große Baustelle anfängt; ein ganzer Straßenzug soll hier neu gestaltet werden.
Hier wieder. Den Nachsatz mit dem Straßenzug würde ich evtl. streichen.
Irgendwo hab ich mal gelesen: Warum nicht das ganze Spektrum an Satzzeichen verwenden! Es gibt mehr als Punkt und Komma. Das ist bei mir hängengeblieben – seitdem versuche ich, zumindest .,;-–: unterzubringen, wenn es mir sinnvoll erscheinen.
Beim Becher stimme ich dir jedoch zu, da passt ein Komma besser.

Den Straßenzug ist relevant, weil er verdeutlichen soll, dass sie dort die ganze Nacht über sitzen könnte, ohne dass jemand auf sie aufmerksam werden würde.

Sehr gern gelesen, emotional nimmst du den Leser mit und schreiben kannst du sowieso.
Herzlichen Dank für die lobenden Wort! Freut mich natürlich, wenn der Text gut ankommt.

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis,

ich mag den Text recht gerne, hätte mir nur mehr Verbindungen der einzelnen Teile und ihrer Komponenten untereinander gewünscht, dass das Ganze halt inhaltlich kompakter wird und ein, zwei Aspekte, die ich am Text zeige.

Seit Tagen erwacht Gabi mit einem Gefühl von Unbehagen.
Warum? Es scheint ja einen speziellen Grund zu haben, obwohl sie nicht in der Mission sind, in die sie nicht hineingehen kann. Gegen ein "vom Regen in die Traufe" (draußen kann sie nicht bleiben, drinnen aber auch nicht) spricht nach meinem Dafürhalten der begrenzte Zeitraum. Es ist nicht immer so, sondern erst seit ein paar Tagen, bezieht sich also auf etwas Spezielles in Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft.
heben die Kartonagen von Boden auf
vom
Toni geht vom Fester weg
Fenster
glitzern winzige Tröpfen in den ersten Sonnenstrahlen.
Tröpfchen
Als er endlich geht, eilt Gabi so schnell es ihr möglich ist zu Bumpel. Bei ihm angelangt schmiegt sie ihre Hände an seine Wangen und küsst ihn auf die bebenden Lippen.
Ich verstehe, dass Gabis Schwierigkeiten in der Sorge und Liebe um und zu Bumpel hinten anstehen, auch für sie. Als Leserin wünsche ich mir ihren Teil dennoch etwas pointierter, auch die Schärfe der Konsequenzen ihrer Entscheidungen zugunsten von Bumpel - letzten Endes sitzt sie nachts vor Schlafenszeit alleine im Schnee. Sie wird also wieder in der Abluft des Kühlaggretats schlafen. Immerhin.
Bumpel dreht sich um und geht rein. Die Tür fällt zu, klemmt die Taschen ein.
Viele Details verraten, wie hilfebedürftig Bumpel ist. Einen Hint, warum Gabi nicht in die Mission gehen kann, wäre dennoch wenigstens überlegenswert. Ich weiß, dass du das überlegt hast, denke dennoch, dass ich zumindest gerne eine vage Vorstellung hätte. Ganz ausbuchstabiert müsste ich es nicht haben, aber Gabis Teil etwas scharfzackiger. Dass das Ende so plätschernd ausläuft, finde ich etwas unbefriedigend. Vielleicht auch durch einen bedeutenderen Titel, eine kleine Anspielung?

Dass du das Schwarz-Weiße durch den Einsatz des Metzgermeisters etwas auflockerst, tut dem Text m.E. gut. Er ist zwar auch wieder "Weiß", aber es wirkt realistisch und im Rahmen, was er tut, zumindest auf mich, und kommt zu dem liebenden, aber obdachlosen Paar vs dem groben Cafébesitzer als kleine Instanz dazu, die eine Lanze für die nicht-Obdachlosen brechen kann.
Btw., "Siebträgermaschine" würde ich lassen, so heißen die Dinger ja einfach.

Viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Helenesthe!

Vielen Dank, dass du hier reingeschaut und deine Gedanken zum Text dagelassen hast!

Seit Tagen erwacht Gabi mit einem Gefühl von Unbehagen.
Warum? Es scheint ja einen speziellen Grund zu haben, obwohl sie nicht in der Mission sind, in die sie nicht hineingehen kann. Gegen ein "vom Regen in die Traufe" (draußen kann sie nicht bleiben, drinnen aber auch nicht) spricht nach meinem Dafürhalten der begrenzte Zeitraum. Es ist nicht immer so, sondern erst seit ein paar Tagen, bezieht sich also auf etwas Spezielles in Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft.
Hier spiele ich auf den Jahreswechsel an – der Winter kommt, es wird hart draußen zu bleiben. Jahrelang haben sie das gemeinsam durchgezogen, sind nur rein (Mission), wenn es gar nicht anders ging, aber Bumpel kann das nicht mehr; und die Erinnerungen daran sind (für freiheitsliebende, selbständige Menschen) schrecklich.
Eine zu große Leerstelle selbst für eine Kurzgeschichte/FlashFiction? Vermutlich ja.

Als er endlich geht, eilt Gabi so schnell es ihr möglich ist zu Bumpel. Bei ihm angelangt schmiegt sie ihre Hände an seine Wangen und küsst ihn auf die bebenden Lippen.
Ich verstehe, dass Gabis Schwierigkeiten in der Sorge und Liebe um und zu Bumpel hinten anstehen, auch für sie. Als Leserin wünsche ich mir ihren Teil dennoch etwas pointierter, auch die Schärfe der Konsequenzen ihrer Entscheidungen zugunsten von Bumpel - letzten Endes sitzt sie nachts vor Schlafenszeit alleine im Schnee. Sie wird also wieder in der Abluft des Kühlaggretats schlafen. Immerhin.
Stehen sie wirklich hinten an? Oder kann das Gegenteil der Fall sein? Vielleicht bleibt sie ja einfach sitzen, weil auch sie nicht mehr kann – werde draußen noch drinnen.

Bumpel dreht sich um und geht rein. Die Tür fällt zu, klemmt die Taschen ein.
Viele Details verraten, wie hilfebedürftig Bumpel ist. Einen Hint, warum Gabi nicht in die Mission gehen kann, wäre dennoch wenigstens überlegenswert. Ich weiß, dass du das überlegt hast, denke dennoch, dass ich zumindest gerne eine vage Vorstellung hätte. Ganz ausbuchstabiert müsste ich es nicht haben, aber Gabis Teil etwas scharfzackiger. Dass das Ende so plätschernd ausläuft, finde ich etwas unbefriedigend. Vielleicht auch durch einen bedeutenderen Titel, eine kleine Anspielung?
Ausplätschernd gefällt mir natürlich nicht – dann will ich mal schauen, ob ich die oben genanten Gedanken subtil eingepflegt bekomme.

Freut mich, dass dir der Text grundsätzlich zusagt – mal schaun, was sich noch machen lässt.
Und danke fürs Auffinden der Fehler!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Helenesthe!

Hab auf dein Anraten noch ein wenig am Text geschraubt – vielleicht findest du ja die Zeit, nochmals drüber zu schauen, mir deine Meinung dazulassen, ob es was gebracht oder verschlimmert hat. :)

Gruß,
Sammis

 

Hi @Sammis,


dann schauen wir nochmal. Teile deiner Überarbeitung gefallen mir richtig gut, z.B. der ergänzte Einstieg. "Mit einem Gefühl von Endlichkeit" ist für mich konkreter, als das "Seit ein paar Tagen" ohne jeden Zusatz. Es beantwortet mir mehr vom warum.

Gabi kommt nur schwer hoch, die Fünfzig liegen weit hinter ihr. Sie reibt sich die Knie und fragt sich: Wie lange das noch so weiter gehen kann?
Hier denke ich, oder überlege, ob es das "und fragt sich usw." braucht. Der erste Satz gibt das genug Einblick, zusammen mit dem neuen Anfang. Ich würde wieder schreiben " .... reibt sich die Knie" und dann das mit dem Bumpel helfen, auf die Beine zu kommen.
Die Knöchel schmerzen, dabei ist es noch nicht einmal richtig kalt geworden.
Das verdeutlicht noch einmal, dass es erst Winter wird. In der ersten Version war es für mich als Leserin, als sei eben schon Winter, hier wird erläutert, dass der Winter erst am Anfang steht. Finde ich besser.
Nie wollte er rein, immer draußen bleiben, egal was war! Gabi sieht ihn an. Was war er für ein Kerl gewesen! Rasch wendet sie sich ab, Tränen steigen ihr in die Augen.
Im Text wird wahnsinnig viel geweint. Das ist nichts per se Schlimmes, mir zumindest wird es aber ein wenig viel. Hier im Zitat z.B. würde ich nach "Was war er für ein Kerl gewesen!" aufhören und dannn gleich den Brunnen anschließen lassen. M. E. passt der muntere Vorschlag, zum Brunnen hochzugehen, ohne das Weinen auch in der Stimmung besser, bzw. im Übergang zu eben diesem Vorschlag.
Wichtig finde ich den Zusatz aber deswegen, weil er wieder verdeutlicht, dass die beiden das alles schon seit vielen Jahren machen, was in der ersten Version noch überhaupt nicht ersichtlich gewesen war.
Gabi möchte sich wehren, protestieren, aber ihr fehlt die Kraft dazu. Schmerzhaft zerrt der Mann an ihrem Oberarm und sie lässt es einfach geschehen.
Das hier würde ich wieder streichen. Es wird m.E. aus der Gesamtsituation klar, dass der Wirt überlegen ist, außerdem wäre das mit dem am Oberarm zerren etc. bestimmt Nötigung, ich weiß nicht, ob er sich dazu hinreißen lassen würde in einer doch sehr harmlosen Situation.
Toni lässt sich davon nicht beirren. Er hebt kurz den Zeigefinger und bugsiert Gabi die Stufen hinunter.

Bumpel trottet mit tränennassen Augen hinterdrein. Als er in Gabis Blickfeld gerät, reißt sie sich los. Sie sieht ihn oben an der Treppe stehen
Das liest sich, als würde Bumpel auch die Treppen mit hinabtrotten, was er ja nicht kann. Vielleicht kann man den Satz ganz streichen und schreiben "Als Bumpel in Gabis Blickfeld gerät ..."? Finde das mit den tränennassen Augen auch nicht ganz glücklich in dieser Szene, und wie gesagt: Wein-Alarm. :crying:
„Das hätte der sich nie getraut!“, schnieft Bumpel, Rotz läuft ihm aus der Nase. „Ich hätte den –“
„Ich weiß, Bumpel, früher hätte er das nicht gewagt.“
„Warum?“, fragt Bumpel, zieht den Rotz hoch und lässt den Kopf auf ihre Schulter sinken. Gabi legt die Arme um ihn. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, Bumpel.“
Das ist für mich auch ein wenig drüber. Auf die Frage am Ende gibt es ja eine Antwort: weil sie älter werden. Bumpel ist wirklich ein Bild des Jammers. Zumindest den Rotz würde ich streichen!
„ich kann da nicht reingehen.“
Bumpel hält inne,
Leerzeichen zu wenig.
Gabi lächelt, aber ihre Augen weinen längst.
Auch zu sehr drüber für mein Dafürhalten. Vielleicht maximal "Mit Tränen in den Augen nickt sie".

Vor allem gut finde ich, dass der Anfang bearbeitet ist, klar wird, dass sie das schon ganz lange zusammen führen, dieses Leben, aber in der Kürze wird einfach zu viel geheult, bei aller Liebe und Verständnis. ;)
Dass Gabi da nicht hineingehen kann, ist also nur Freiheitsliebe? Gabi tritt in der neuen Version nochmal ganz anders in Erscheinung, wesentlich kraftloser und gehandicappter.
Da wären wie erwähnt ein paar weniger Hints genug gewesen.
Vielleicht liegt es dran, dass sie in diesem Prozess erst ganz am Anfang steht, dass sie es trotz der Not nicht über sich bringt, in einer Schneenacht auch mit in die Mission zu gehen. Es ist für sie ja eine lose-lose Situation: getrennt von Bumpel und in einer verschneiten Winternacht sein. Vielleicht wird es ihr aber auch dauerhaft nich möglich sein, das zu machen.
Insgesamt enthält die neue Version jetzt viel von dem, was (mir) gefehlt hat!

Viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Helenesthe!

Oh ja, jetzt wurde wirklich zu viel geheult. Hab wieder was weg genommen, anderes drin gelassen, so die Mitte, nun lass ichs jetzt mal stehen und den Text ruhen, und schau dann später mit etwas Abstand nochmal drauf.

Herzlichen Dank, dass dus nochmal gelesen und kommentiert hast!

Gruß,
Sammis

 

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