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Frisbee

Monster-WG
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10.09.2014
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Frisbee

„Einmal Heilwasser, der Herr“, sagt Vera, gießt mir ein und fügt scheinbar emotionslos hinzu: „Börners Haus steht zum Verkauf. Sie packen schon ...“ Ihr Blick durchdringt mich, das spüre ich.
Ich nehme einen Schluck, schüttle mich und sage: „Halt’ ich für zu früh. Man kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Außerdem ist auf unserer Seite noch Ruhe.“
Vera schiebt den Teller von sich. „Fragt sich, wie lange.“
„Keine gute Frage. Aber bring noch ’n paar Fressalien mit, irgendwas Haltbares. Für alle Fälle.“
Dass Vera jetzt aufbraust, hätte ich nicht gedacht. „Du willst dich doch nicht etwa hier verschanzen? Also das sag ich dir: Ohne mich! Hab keine Lust auf Heldentum.“
„Na, na“, versuche ich sie zu besänftigen, „so schnell passiert schon nix.“ Ich trage die Teller in die Küche, sie kommt mit dem Rest.
„Vielleicht sehen wir alle zu schwarz“, sage ich, „aber pass gut auf dich auf.“
„Ja, mach ich.“ Plötzlich drückt sie sich an mich, fährt mir durchs Haar. Sie ist nervös. „Ich beeil’ mich. Fahr sowieso nicht gern im Dunkeln.“
Ich lege beide Arme um sie und sage: „Wenn heut’ Nachmittag nicht diese Heinis vom Zoll kämen, würde ich mitfahren – aber vielleicht ist es auch besser, wenn sich einer ums Haus kümmert.“
„Schon in Ordnung, hast ja genug zu tun. Also, bis dann, Schatz.“

Der Orkan letzte Woche verschafft mir reichlich Arbeit, das Gelände sieht schlimm aus – doch eine halbe Stunde gehört jetzt dem Hund.
Den ersten Wurf setze ich zu hoch an, das Frisbee bleibt im Geäst hängen. Oscar jault und dreht sich im Kreis. Ich hole eine Mistgabel, stelle mich auf die Zehenspitzen und das Problem ist gelöst. Auf ein Neues.
Jemand ruft – es klingt wie Friisbii; sehr hoch, fast gellend. Im Wurf halte ich inne, aber nein, da ist niemand. Doch ich höre das Bullern schwerer Motoren, nun auch erbärmliche Schreie, oben an der Hauptstraße, ganz furchtbar. Frauenstimmen, Kinderstimmen, immer lauter, wie in Todesangst.
Das Frisbee fällt mir aus der Hand. Ich setze mich, schließe die Augen, will mich dieser Realität verschließen. Ich verliere. Der Sturm von der anderen Seite hat uns erreicht.

Bald gehen die Schreie in Wimmern über, ich verfluche dieses Jahr, die Jahre zuvor. Und die Leute.
Wie Pest und Cholera kommt dieser Wahnsinn übers Land, mit hinterfotzigen Sprüchen schleimt er sich ein. Sie hören nicht nur zu, sie applaudieren. Sie werden mehr, wie Metastasen, werden zur Lawine. Reißen alles nieder – jede Vernunft, jeden Vernünftigen.
Sie kapieren nichts, wollen oder können es nicht – ich muss Schnaps haben, um nicht verrückt zu werden. Schnaps gegen Wut, gegen Ohnmacht.
Stopp! Nicht saufen. Aber schleunigst zurück zum Haus. Wie Hohn fällt mir der Spruch vom falschen Film ein, ich weiß, dass ich plötzlich mittendrin bin.
Ich will Vera Bescheid sagen, damit sie sich dort ein Hotel nimmt. Doch sie hat das Handy während der Untersuchung abgeschaltet.
Schnell erreichen wir das Haus, unser großes stolzes Haus. Ich nehme die Seitentür, gehe in die erste Etage. Von hier kann ich die Lage besser überblicken. Mir fliegen die Hände, im heftigen Luftzug verfangen sich die Stores in den Fensterflügeln, ich zerre, der teure Stoff reißt, ich hasse Panik. Mein Herz poltert gegen die Rippen. Ruhig Blut, sage ich, doch es randaliert weiter. Ich lehne mich über die Brüstung. Das Tor steht weit offen, obwohl ich es nach Veras Abfahrt zugesperrt habe. Neben dem Brunnenhäuschen steht ein Junge, hat irgendein Werkzeug in der Hand, geht dann weiter.
Sie kommen die Straße runter, vielleicht fünfzig Leute, schweigend, aber entschlossen. Einige tragen Armbinden. Am Tor bleiben sie stehen, obwohl es offen ist.
Sie schauen zu mir hoch. Gesichter, in denen ich nichts lesen kann, immer noch stumm – Hass und Schreierei hätte ich eher erwartet. Ich starre sie an, will sie hypnotisieren, damit sie nicht auf den Hof kommen, doch es wirkt nicht.
Die ersten überschreiten die magische Linie, der Kies knirscht. Dann kommt Bewegung in die Menge. Die Hinteren drängen, als ob sie etwas versäumen würden; schließlich sind alle auf dem Hof. Ein Breitschultriger rüttelt an der Klinke, das ist jedoch unnötig, die Tür ist nicht abgeschlossen. Die Haupttür! Vera ist losgefahren und hat’s vergessen. Ich werde wahnsinnig. Aber scheißegal, dann hätten sie eben die Tür aufgebrochen.
Sie drängen ins Haus, die ersten sind schon auf der Treppe. Wie Hochwasser schwappen sie herein. Ihre Stimmen hallen im Treppenhaus, glucksen und gurgeln. Gleich haben sie mich.
Ich schwinge mich aufs Fensterbrett, fertig zum Sprung. Doch in letzter Sekunde reiße ich mich zurück – auf dem Hof ist niemand mehr. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich rase zur hinteren Stiege nach unten und husche durch den Seitenausgang ins Freie. Mit bebenden Fingern drehe ich den Schlüssel, das Schloss klickt zweimal.
Ich schleiche am Haus entlang und schlüpfe durch den Haupteingang in den Heizungskeller. Durch die Holzdielen über mir höre ich ihre Tritte und Stimmen. Etwas geht zu Bruch, einige lachen. Es scheppert gewaltig, ein mächtiger Gong hallt durchs Haus. Die Standuhr. Dann kracht und splittert es – das Lesezimmer! Sie grölen, lauter und lauter. Hastig schraube ich die Kanister auf und kippe sie um. Ein Streichholz genügt, zuerst fängt ein Berg Zeitungen Feuer, mein Riesenvorrat an Spaltholz wird brennen wie Zunder. Dann die Dielen und Balken, alle über hundert Jahre alt.
Ich flitze durch die Haupttür, sperre von außen zu und starte den Wagen. Klingelton, Vera. Sagt, sie führe jetzt los.
„Um Gottes Willen“, schreie ich, „bleib wo du bist, ich komm’ zu dir.“ Hinter mir schießen Flammen aus den Fenstern. Wieder dieses grässliche Geschrei in den höchsten Tönen.

Auf der magischen Grenze bleibt mein Auto stecken, macht bei Vollgas nur kleine Sprünge im Kies. Sie haben die Reifen zerstochen.

 

Hey José,

echt ein paar starke Szenen. Ich weiß nicht, ob ich alles richtig verstanden habe, bin mir aber fast sicher, dass diese Offenheit gewünscht ist. Die Geschichte entwickelt sich für mich sehr schnell und wird dabei richtig spannend. Am Ende bleibt die ersehnte Auflösung teilweise aus. Das geht schon so, denke ich, zweifle in diesem Moment aber daran, ob es der Geschichte wirklich gut tut, zu verheimlichen, um was es da genau geht. Gefallen haben mir diese Szenen gut. Es ist eine sehr knappe Erzählung, die sicher auch bei einem (viel) größeren Umfang funktionieren würde.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fehlt mir hier die Verortung des ganzen. Sie müssen jetzt nicht 'Zombies' sein oder 'apokalyptische, gesetzlose Banden', trotzdem hätte ich gerne etwas über den Hintergrund erfahren. So fühlt es sich an, als wäre mir bislang etwas Wesentliches vorenthalten, das mich rückwirkend auch bei der Bewertung des ganzen ratlos lässt. Denn ich kann nicht sagen, wieviel Hintergedanken da bisher wirklich drinstecken und selbst wenn du mir sagen würdest, da ist sowas von Backstory drin, müsste ich dir das einfach glauben.

Stark fand ich die Szene am Anfang, weil da echt so eine apokalyptische Spannung aufgebaut wird. Auch die Szene mit dem Hund und dem Frisbee hat mir sehr gut gefallen, weil du da aus dem Alltäglichen deiner Figur schöpfst. Das ist bewusst unaufgeregt, kontrastiert dadurch aber mit dem drohenden Konflikt. Noch zwei Anmerkungen an der Stelle: Der Name der Story ist für mich schon okay, aber noch nicht der Knaller. Außerdem waren mir die Schilderungen der Gefühle deines Prots für mich manchmal etwas zu viel, zu fühlig. Ich schau mir das gleich nochmal genau an, damit das nicht so vage bleibt.

Ansonsten krasses Schlussbild. Er fackelt sein Haus und die Eindringlinge ab. Das regt zum Nachdenken an, darf man die einfach abfackeln, sind das Menschen? Hier kommt die Unklarheit wieder ins Spiel. Sind das Zombies oder Menschen? Und wenn Menschen, warum fackelt der die einfach ab. Sind das Banden von Mördern oder dergleichen?

Ansonsten, schon mehrfach gesagt, starke Szenen, vor allem auch eine richtig gute Schreibe.

Nochmal zu den Gefühlsstellen:

In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energien.

Die Metapher ist leicht abgedroschen.

In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energien. Das Frisbee fällt mir aus der Hand, ich muss mich setzen. Will mich dieser Realität verschließen, meinen Kopf in Isolierwatte stecken, um das Unfassbare nicht wahrzunehmen – doch ich verliere. Der Sturm von der anderen Seite hat uns erreicht.
Bald gehen die Schreie in Wimmern über, ich verfluche dieses Jahr, die Jahre zuvor.

Würde die Stelle einfach nochmal beiseite nehmen und da mal mit Ruhe ein zwei Alternativen schreiben und gucken, ob etwas Besseres bei rauskommt.

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Ansonsten bewundernswerter Output, den du da scheinbar zur Zeit hast. Schreibe auch gerade was Apokalyptisches, vielleicht liegt das ja an Weihnachten.

LG

 

Hallo @josefelipe,
mir bleibt fast die Luft weg. Sehr spannend, sehr stimmig. Für mich war nicht so wichtig, was das für Typen sind. Das offene Ende ist für so ein Setting genau richtig, finde ich.
Die Stelle mit den Frisbee finde ich auch problematisch.

In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energien. Das Frisbee fällt mir aus der Hand, ich muss mich setzen. Will mich dieser Realität verschließen, meinen Kopf in Isolierwatte stecken, um das Unfassbare nicht wahrzunehmen – doch ich verliere. Der Sturm von der anderen Seite hat uns erreicht.
Da habe ich ziemlich gebraucht, bis ich kapiert habe, dass er vor Überraschung, Angst, Erkenntnis alle Kräfte verliert, so wie man einen Stecker zieht.

Btw, was ist mit dem Hund?

Viele Grüße
Karlchen

 

Das hier keine leichte Kost auf mich wartet, war klar, lieber @josefelipe
Hochspannung. Anders kann ich das auch nach dem zweiten Lesen nicht bezeichnen.
Es ist nicht ganz klar, welcher Mob hier durch die Straßen zieht. Erster Gedanke: die Nazis. Könnten aber auch Iren oder gar Spanier sein, wer weiß. Macht aber keinen (nennenswerten) Unterschied. Wir gegen die. Findet überall statt.
Ich hab nur banale Anmerkungen:

„Ja, noch.“ Vera schiebt den Teller von sich. „Fragt sich, wie lange noch?“
Das ist - meiner bescheidenen Meinung nach - keine Frage, eher eine Feststellung. Da würde ich mit Punkt statt Fragezeichen enden. Rein formal geht das wohl auch mit?
Fahr sowieso nicht gern im Dunklen.“
Im Dunkeln. Gerne aber im dunklen Wald.
In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energien.
Wie viele Formen von Energie magst du haben? Wie viele vermagst du zu unterscheiden? Tuts nicht der Singular?
meinen Kopf in Isolierwatte stecken
Es gibt tatsächlich Bilder, die mich beinahe neidisch, beim Lesen aber glücklich machen.

Sie werden mehr, wie Metastasen, werden zur Lawine.
Das zum Beispiel auch.
Reißen alles nieder – jede Vernunft, jeden Vernünftigen.
:herz:
Wie Hohn fällt mit der Spruch vom falschen Film ein, ich weiß, dass ich plötzlich mitten drin bin.
mittendrin

Die ersten überschreiten die magische Linie, der Kies knirscht. Dann kommt Bewegung in die Menge. Die Hinteren drängen, als ob sie etwas versäumen würden;
schließlich sind alle auf dem Hof.
Bestens beobachtet!
Klingelton, Vera.
Kleinigkeit: Punkt statt Komma?

Mir fehlt hier nichts und es ist nichts umsonst. Sehr eindrucksvolle Geschichte. Kurzgeschichte im besten Sinne. Hut ab.

Liebe Grüße von der Joyce

 
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Hola @Carlo Zwei,

ein Kommentar von Dir steht bei mir immer hoch im Kurs, danke schön auch für diesen.

Deine Bedenken verstehe ich:

... ob es der Geschichte wirklich gut tut, zu verheimlichen, um was es da genau geht.
Allerdings teile ich sie nicht: Was ich sagen will, hat eher philosophischen Anstrich, denn die geschilderten Szenen könnten sich überall auf der Welt zutragen – aber schauen wir nur auf die Europakarte – wo hat es überall schon geknallt, sind die Menschen Hals über Kopf in ieinen Schlamassel gezogen worden, der ihr restliches Leben versaut hat, oder sie haben’s gleich ganz verloren.

Die knapp 30% der AfD, die Hitlerreden Höckes, ungarische Ortseingangsschilder in Runenschrift, der polnische Gnom, das Knistern in Nordirland, die Krim, Antisemitismus und und und ... schneller als gedacht sitzt man in der Scheiße, hat die Vorzeichen nicht ernst genommen, gedacht, dass alles auch weiterhin seinen gewohnten Gang gehe ... ja, das waren Gedanken, die mich diesen Text schreiben ließen.
Ich finde auch, dass personelle oder örtliche Details der Geschichte Saft entziehen, die sind mMn unwesentlich.

Je mehr ich darüber nachdenke, ...

Das finde ich klasse, dass Du nicht zu den Kommentatoren gehörst, die einen Komm schreiben, weil grad kein Kreuzworträtsel zur Hand ist.

... desto mehr fehlt mir hier die Verortung des ganzen.

Lieber Carlo Zwei, was würde das ändern? Es brauchte viele Worte, Namen, Jahreszahlen, Örtlichkeiten, müsste hieb- und stichfest recherchiert sein – als Schilderung etwas bereits Geschehenen; oder fiktiv ins Blaue hinein, was nicht jeder Leser für bare Münze nimmt.
Nein, Herr Kollege – hier weiche ich keinen Zoll von meinem Standpunkt.

So fühlt es sich an, als wäre mir bislang etwas Wesentliches vorenthalten, ...

Soll heißen, der Text braucht einen längeren Anlauf? Dann verliert er seinen Flow. Zu viel Erzählerei macht müde, ich aber will, dass das Wesentliche in der Geschichte selbst, in ihrem Ablauf steckt. Und auch, dass der Leser Eigenes an Gedanken, Erinnerungen, Ängsten freisetzt und ans Sinnieren kommt.

... das mich rückwirkend auch bei der Bewertung des ganzen ratlos lässt.

Uji! Das ist genau das Gegenteil vom dem, was ich beabsichtigte. Sehr schade.

Denn ich kann nicht sagen, wieviel Hintergedanken da bisher wirklich drinstecken und selbst wenn du mir sagen würdest, da ist sowas von Backstory drin, müsste ich dir das einfach glauben.

Wär’ das so schlimm? Es kommt ja niemand zu Schaden. Doch zugegebenermaßen ging es mir diesmal um ein knackiges Stück – ich hab’s manches Mal schwer mit meiner Beredsamkeit. Und selbstverständlich war der Text ursprünglich länger, aber diesmal war ich knallhart:cool:.

Der Name der Story ist für mich schon okay, aber noch nicht der Knaller.
Stimmt. Vielleicht hab ich mich zu sehr verrannt in die zwei Friisbii und deren Ähnlichkeit mit Hilfeschreien.

Außerdem waren mir die Schilderungen der Gefühle deines Prots für mich manchmal etwas zu viel, zu fühlig.
Och, das ist ganz schlecht:sconf:. Wohlwissend, wie schnell man 'zu fühlig' werden kann, hab ich aufgepasst wie ein Schiesshund, dass genau das nicht passiert. Ich tröste mich mit der Ausrede ' Ist oft auch Geschmackssache'.

Er fackelt sein Haus und die Eindringlinge ab. Das regt zum Nachdenken an, darf man die einfach abfackeln, sind das Menschen?

Es sind Menschen. Und darum geht es. Wer oder was steckt in mir? Was muss passieren, bis auch ich die Sau rauslass’? MMn das schlimmste Thema der Erdlinge.

Hier kommt die Unklarheit wieder ins Spiel. Sind das Zombies oder Menschen?

Ein bisschen Unklarheit ist oft ganz gut, doch hier fände ich sie völlig unpassend. Wieso Du in diesem sehr menschlichen Text an Zombies denkst, weiß ich nicht.
Es sind Menschen. Das ist ja die Tragödie!

In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energie.
Die Metapher ist leicht abgedroschen.
Sapperlot! Die ist von mir! Jetzt bin ich echt von den Socken!

[QUOTECarlo Zwei]Schreibe auch gerade was Apokalyptisches, vielleicht liegt das ja an Weihnachten.
[/QUOTE]
Das liegt wohl eher an Deiner Kreativität. Außerdem verstehe ich den Zusammenhang Weihnachten – Apokalypse nicht so richtig:D.

Sodele, jetzt noch ein Schlückchen Balsamico, 75 Jahre alt:

... vor allem auch eine richtig gute Schreibe.
Irgendwann muss der Groschen fallen (Schließt aber nicht einen Totalcrash der nächsten KG aus:sconf:).


Lieber Carlo Zwei, nochmals bedankt, das ist einer der Komms, mit denen man was anfangen kann. Erfolgreiches Neues!

José

 

Hallo @josefelipe,

während des Lesens musste ich an eine Geschichte denken, die @barnhelm vor ein paar Jahren für die damalige Challenge geschrieben hat. Darin ging es um in Ungarn lebende Deutsche, die mit Schmierereien an ihrem Haus aus dem Land vertrieben werden sollten. Auch in barnhelms Story gab es einen Hund, der ausgeführt wurde. In deiner Geschichte deutet für mich ebenfalls alles auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund hin. Nur hat sich die Lage zugespitzt. Jetzt geht’s ums Überleben.

Der Sturm von der anderen Seite hat uns erreicht.

Auf einmal lese ich den Satz

Der Sturm letzte Woche verschafft mir reichlich Arbeit, das Gelände sieht schlimm aus

ganz anders. Da war kein Unwetter, oder? Die waren schon mal da. Es geht um Rechtsextremisten.

Sie kommen die Straße runter, vielleicht fünfzig Leute, schweigend, aber entschlossen.

Vielleicht hättest du hier die Meute noch mehr zeigen (Klamotten usw.) und dem Leser einen Blick in ihre Gesichter gestatten können. Wie sieht jemand aus, der entschlossen ist?

Du beginnst mit einer alltäglichen Szene, in der zwar schon erste Andeutungen fallen, aber noch Normalität herrscht. Gemeinsames Essen. Gassigehen. Dann wird’s bis zum Schlussakt immer eindringlicher, spannender. Ich lese was von erbärmlichen Schreie und Todesangts. Von einem Wahnsinn der übers Land kommt. Ich lese und lese, bin wie gefesselt. Will wissen, wie es weitergeht. Der Prot ist mutig und wächst über sich hinaus. Das Ende gefällt mir und ich frage mich, ob er das darf. Wahrscheinlich nicht, doch juckt das jemand?
Und, José - sag, wo ist der Hund die ganze Zeit über? Sicher an der Seite seines Herrn, oder?

Viele Grüße
Tintenfass

 

Hi @josefelipe ,

Gefällt mir sehr gut, dein Text.
Auch, dass nicht explizit erwähnt wird, wer und warum und wann. Es passt einfach auf zu viele, da muss nichts erklärt werden.
Ich dachte übrigens auch sofort an @barnhelm s Text, wo Sprüche auf die Wand der Prota gekritzelt wurden. Ungarn, hast du u.a. erwähnt, war es dort und passt auch hier.

Was hälst du davon, deinen Text zu Flash Fiction zu verschieben?
Art und Format passen hervorragend.

Liebe Grüße, GoMusic

 
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Hallo josefelipe,
von mir kriegst du Saures. :D
Naja nicht ganz. Sprache und Spannung der Szenen sind im Prinzip gut. Da mecker ich echt nicht rum.
Trotzdem habe ich mit der Geschichte ein Problem. Es ist weniger, dass man nicht weiß, wo und warum das stattfindet. Das kann man, meine und hoffe ich, so machen. Allerdings ändert sich dadurch auch die Zielrichtung eines derartigen Textes, wenn man Konflikte so verallgemeinert. Aber ich verstehe deine Absicht da schon. Du willst das Aufbrechen aller möglichen Konfliktherde und die Gewalt, die das auslöst, ganz allgemein darstellen. Trotzdem frage ich mich dann, was du mit einem solchen Text willst. Wo ist die Erzählabsicht geblieben? Was willst du zeigen?
Die Geschichte eines bestimmten Paares oder einer Familie erzählen, das kann es nicht sein, das hättest du verortet und greifbar gemacht. machen müssen. Willst du mit der Spannung der Flucht und seines Einfalls, diese gesichtslose Horde zu beseitigen, einfach nur unterhalten? Hmmm. Willst du doch mehr sagen und erzählen? Zum Beispiel, was die Gewalt der Auseinandersetzung in einem Menschen anrichtet? Dass er selbst zum mitleidlosen Täter wird? Dann müsstest du das aber viel besser ausarbeiten.
Ich finde diesen Text merkwürdig unentschlossen und unüberlegt und so, wie wenn du selbst nicht recht wüsstest, was du mit einem derartigen Szenario eigentlich erreichen willst. Ein Schnellwurf, der noch nicht seine wirkliche und folgerichtige Dramatik entwickeln konnte.


Und jetzt noch bisschen Detail:

Am Anfang hab ich mich gefragt, warum die Frau eigentlich so dringlich wegfahren muss. Später ist die Rede von einer Untersuchung. Ich würde den Grund ihrer Abreise etwas verdeutlichen und die Unabänderlichkeit betonen. Denn wenn die Lage so brisant ist, dass diese Horde kurz nach ihrer Abfahrt auftaucht, dann müssen sie schon recht nah sein. Im Text findet sich leider null Hinweis auf ein Ausfallen der Kommunikationsmittel. Das ist alles so verharmlost dargestellt. Null Hinweis außer dem Dialog selbst auf die Darstellung einer Art Ausnahmeszustandes, nee der Protagonist geht erst mal eine Runde mit dem Hund spazieren. Auch wenn Orkanzerstörung und Horden lauern. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine, ich will nicht dran rummähren, dass der mit dem Hund geht, aber die Notwendigkeit dazu, wird überhaupt nicht klar. Das ist so sehr in einem stinknormalen Alltag, ohne, dass du zeigst, wie sehr dieser Alltag sehr aktuell bedroht ist. Mir fehlt irgendeine Lageschilderung, eine Anspannung in der Szenengestaltung.

Den ersten Wurf setze ich zu hoch an, das Frisbee bleibt im Geäst hängen. Oscar jault und dreht sich im Kreis. Ich hole eine Mistgabel, stelle mich auf die Zehenspitzen und das Problem ist gelöst.
Dafür, dass dem Mann der Hund so am Herzen liegt, dass er mit ihm Gassi geht, vergisst du den Hund danach aber ganz schön. Ich meine, das kann er ja, aber wenn ich mich in so einen Mann hineinversetze, der haut vielleicht ab, aber irgendwann merkt er, dass er den Köter nicht dabei hat. Das meine ich übrigens auch mit der Unüberlegtheit dieser Geschichte. So details.

Jemand ruft – es klingt wie Frisbee;
Eigentlich eine super Idee, den Schrei eines Menschen in das Frisbeespiel inzubauen, aber ich finde, dass du die Spannung, die sich erzeugen ließe, hier nicht nutzt. Bei dir ist gleich klar, das ist eine Menschenstimme in höchster Not.

In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energie.
Für so eine Situation so einen profanen, herkömmlichen oft gehörten Ausdruck. Schade.

Das Frisbee fällt mir aus der Hand, ich muss mich setzen. Will mich dieser Realität verschließen, meinen Kopf in Isolierwatte stecken, um das Unfassbare nicht wahrzunehmen – doch ich verliere.
Das finde ich, tut mir leid, wenig glaubhaft. Das klingt so abgeklärt, wenig nachvollziehbar. Nicht weil er sich setzen muss, das kann schon sein, sondern wie du das Nichtwahrhabenwollen der Situation darstellst.

Wie Pest und Cholera kommt dieser Wahnsinn übers Land, mit hinterfotzigen Sprüchen schleimt er sich ein. Sie hören nicht nur zu, sie applaudieren. Sie werden mehr, wie Metastasen, werden zur Lawine. Reißen alles nieder – jede Vernunft, jeden Vernünftigen.
Da ordnest du den Konflikt schon ein bisschen ein. Klingt sehr nach einer nationalistischen Horde mit einer entsprechenden Säuberungsaktion.

Sie kapieren nichts, wollen oder können es nicht – ich muss Schnaps haben, um nicht verrückt zu werden. Schnaps gegen Wut, gegen Ohnmacht.
Hier ist es wieder. Der Protagonist ist in dieser Situation häufig so furchtbar abgeklärt, sinniert bisschen rum. Dass er Schnaps will, klar, aber fällt einem das wirklich genau so ein, wenn da eine blutrünstige Horde über einen herfällt? Ich spüre kein Zittern, kein Adrenalin, keine Spannungssteigerung in und an seiner Person.

Dann danach, wenn er duch das Haus rennt, da hast du ein Problem. Man fragt sich nämlich sehr ernsthaft, was der Typ im Haus will, warum haut der nicht ab????? warum nimmt der nicht die Karre, den Köter und haut ab, seiner Frau nach?
Du gibst keinerlei Grund an, warum er sich so verhält. Klar, du willst die Wendung, dass er die Angreifer mit den gleichen Waffen schlagen will, nicht zu schnell verraten. Aber das kann man doch trotzdem logisch aufbauen und ihn nicht sinnlos ins Haus rasen lassen. Warum lässt du ihn nicht Geld und Autoschlüssel suchen? Oder das zusammenraffen, was man halt ganz ganz unabdingbar braucht, ihn dabei zu spät sein, so dass er auf Plan B gehen muss? Dann hat das Ganze seine interne immanente Spannungslogik.

Josefelipe, du wirst meine Kritik mit Sicherheit verschmerzen, denn ich stehe mit meiner Kritik alleine da, aber ich bitte dich trotzdem, sie nicht gleich innerlich abzuschmettern. Sondern das, was ich mit dem schnellen Wurf meine, mal ein bisschen zu überdenken. Ich persönlich würde ja in die Richtung gehen, dass er durch die Situation selbst zum Gewalttäter wird, wie das in deiner Geschichte ja auch schon enthalten ist, nur so komme ich ja drauf, dies aber eben viel besser auszugestalten. Denn damit die Tragik einer solchen Sache wirkt, musst du den Protagonisten auch unter seinem Tun leiden lassen, da muss er die qualvollen Schreie der Angreifer hören, da muss Leid spürbar werden. Bei ihm und den anderen. Da muss diese gesichtslose, grölende Masse ein Gesicht kriegen. Lass ihn seinen alten Bäcker erkennen, der da jetzt loszieht und ihn vom Erdboden tilgen will.
Ich hör mal auf, ich denke, du verstehst.
Alles Gute und viele Grüße
Novak

 

Lieber @josefelipe,
ich finde deine Geschichte sehr gelungen, aber vielleicht nur deshalb, weil ich glaube, dass du hier eine bewusste Variation von Biedermann und die Brandstifter geschrieben hast. Jedenfalls lese ich das so, und nicht nur, weil dein Prot ausgerechnet

Heilwasser
vorgesetzt bekommt, und dort das ähnlich klingende Haarwasser eine große Rolle spielt.
Vielleicht interpretiere ich da auch völlig daneben, aber ich sehe diese Parallelen. auch weil dein Prot sich und seine Partnerin ebenso zunächst auf selbstbetrügerische Weise zu beschwichtigen versucht, obwohl er das Unheil kommen sieht:
Man kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Außerdem ist auf unserer Seite noch Ruhe.
„Wenn heut’ Nachmittag nicht diese Heinis vom Zoll kämen, würde ich mitfahren
Die Bedeutung der Zollheinis konnte ich für mich jetzt nicht ganz einordnen, aber sicher gibt es da auch einen Hintergrund. Irgendwas mit Grenze vermutlich.
Jemand ruft – es klingt wie Frisbee
Frisbee würde ich kursiv schreiben, vielleicht auch Fris-Beeee, damit deutlicher wird, dass der Ruf selbst so klingt. Ich habe nämlich erst blöd gedacht, es würde so klingen, wie wenn eine Frisbeescheibe durch die Luft segelt, so swoooooshmäßig.
Bald gehen die Schreie in Wimmern über, ich verfluche dieses Jahr, die Jahre zuvor. Und die Leute.
Die Leute? Auch diejenigen, die da Hilfe rufen? Vielleicht kannst du das noch verdeutlichen.
Mir fliegen die Hände
Weiß nicht, wohin denn? Aber wahrscheinlich sagt man das so …
Einige tragen Armbinden.
Hier ist mir eigentlich klar, dass du dir keine Zombiegeschichte ausgedacht hast, ich finde es auch ausreichend, mir eine anonyme, fanatische, gehirngewaschene Horde vorzustellen, die es leider immer zu jeder Zeit gab, gibt und vermutlich geben wird.
Die ersten überschreiten die magische Linie
Die magische Linie klingt spannend, ist es einfach die Grenze zum Grundstück, oder ist es die Stelle, wo sich dein Prot entscheidet, seinen Kaninchen-Vor-der-Schlange-Posten aufzugeben und sich im Gegenzug gegen den Meute radikalisiert?
Wie auch immer, mir hat es sehr gut gefallen, und klar soll man auch den Mob nicht abfackeln, aber es ist eine Geschichte und das Ende ist natürlich befreiender als in dem von mir genannten Stück.
Liebe Grüße von Raindog

 

Hola @GoMusic,

nur auf die Schnelle zwischendurch:

Was hälst du davon, deinen Text zu Flash Fiction zu verschieben?

Danke für das freundliche Ansinnen, doch ich möchte den Text unter Kurzgeschichten stehen lassen.
Für Deine Meinung zum Text vielen Dank, Antwort folgt auf dem Fuße.

José

 

Hallo @josefelipe

Nun, der Text hinterlässt mich zwiegespalten.
Wenn die Verfolger irgendwelche Dämonen, Zombies oder Nazis wären, wäre ich natürlich näher beim Protagonisten, aber ich denke, das willst Du gerade verhindern. Und so ist es auch nicht ganz so wichtig für mich, ob der nun überlebt oder nicht.

Meine erste Assoziation beim Lesen war das Gemetzel in Ruanda, dass Anfang der 90er zwischen Hutus und Tutsi stattfand. Dann die Jugoslawienkriege, Ukraine, Syrien ... die Verfolgung der Christen, Calvinisten, Hugenotten, Juden ... Manche Gewaltexzesse entflammten scheinbar aus dem Nichts, andere wurden langfristig angeheizt. Erschreckend, wie schnell sich sogar Nachbarn gegeneinander hetzen lassen.
Wenn es Deine Intention war, ein Gemälde über die barbarische Seite unserer Zivilisation zu präsentieren, dann ist Dir das gelungen. Der Zuschauer erhält keine Gelegenheit, Partei zu ergreifen, weil ja keine definiert wird. Gut und Böse verblassen hinter der Barbarei. Das ist ja gerade das Dilemma bei vielen realen Konflikten.
Menschen = Zombies = hirnlose Masse

Aber was gibt mir das? Ein zynischer Abgesang an die Hoffnung, dass sich das Edle und Gute wenigstens manchmal durchsetzen würde.
Sicher ist es legitim, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Aber ein Spiegel, der nur das Schlechte zeigt, müsste mal geputzt werden.

Die Ausführung ist gut gelungen. Erst die Einführung in eine heile Welt mit angedeuteter Drohung. Sehr schön funktioniert die dramatische Steigerung bis zum folgerichtigen Ende; Der Protagonist, also: Der Mensch, kann seiner zerstörerischen Natur nicht entkommen.

Wo ist eigentlich der Hund geblieben? Schon durch den Bezug zum Titel, müsste er doch eine wichtigere Rolle spielen. Am besten, Du lässt den noch qualvoll sterben – das würde zur Botschaft passen. :crying:

Na, ne, das ist nicht so richtig was für mich. Den Anstoß zum Nachdenken über das reale Grauen benötige ich nicht – eher denke ich zu viel darüber nach. Über das Schlechte wird doch ohnehin so viel geredet. Kaum jemand redet über Hoffnung.

Schönen Gruß!
Das Kellerkind

 

Hola @Karlchen,

freut mich, von Dir zu hören. Bist ja, wie ich Deinem Post entnehme, mit dem Text einigermaßen zurechtgekommen. Beim Blitzeinschlag hat’s allerdings etwas gedauert – ein Wunder ist das nicht:

Da habe ich ziemlich gebraucht, bis ich kapiert habe, dass er vor Überraschung, Angst, Erkenntnis alle Kräfte verliert, so wie man einen Stecker zieht.

Wir sind ja immer bestrebt, abgegriffene Formulierungen zu vermeiden, möglichst neue zu präsentieren. Und das Ungewohnte flutscht beim Lesen noch nicht so routiniert. Aber Dein Vergleich mit dem gezogenen Stecker passt allemal (obschon da auch wieder einer sagen könnte, das kenne er schon :shy: ).

Für mich war nicht so wichtig, was das für Typen sind.

Das ist gut, denn der Ablauf ist stets identisch, egal wo der Irrsinn gerade grassiert.

Das offene Ende ist für so ein Setting genau richtig, finde ich.

Das sehe ich auch so. Die Fantasie des Lesers soll sich entfalten – und vielleicht fällt ihm sogar Originelleres ein als dem Autor:D.

Btw, was ist mit dem Hund?

Ei, der weicht mir nicht von der Seite, obwohl er ‚bei Fuß’ nie gelernt hat (Der war auch mit auf dem Fensterbrett, nur weiß ich nicht, ob er tatsächlich gesprungen wäre).

Liebe r s Karlchen, meinen Dank für Deinen Komm
und fürs Neue Jahr die besten Wünsche!

José

 

Hola @joycec,

besten Dank für Deine Zuschrift. Triffst direkt ins Schwarze:

Es ist nicht ganz klar, welcher Mob hier durch die Straßen zieht. Erster Gedanke: die Nazis. Könnten aber auch Iren oder gar Spanier sein, wer weiß. Macht aber keinen (nennenswerten) Unterschied. Wir gegen die. Findet überall statt.

Deshalb hab ich keinerlei Anhaltspunkte gegeben, mit denen man spekulieren könnte.

Die von Dir angemerkten Stellen hab ich verbessert:

Da würde ich mit Punkt statt Fragezeichen enden.

Im Dunkeln.

Wie viele Formen von Energie magst du haben? Wie viele vermagst du zu unterscheiden? Tuts nicht der Singular?

mittendrin


Hoffe, jetzt ist alles in Butter. Danke!

Über Dein Fazit freue ich mich selbstverständlich:

Kurzgeschichte im besten Sinne.

Ich wünsche Dir fürs Neue Jahr gute Einfälle, Erfolg und enthusiasmierte:bounce: Leser;).

José

 

Hola @Ronnie,

will Deine Fragen der Reihe nach und gewissenhaft beantworten:

Ist das ein Endzeittext und die Hälfte der Menschen sind Zombies?
Nein. Falsch. Keine Zombies.
Oder die Antifa auf Nazijagd?
Auch falsch. Weder Antifa noch Nazis.

Könnten auch Terroristen sein oder Neckermann-Urlauber, die eine Insel stürmen, und den Einheimischen das Gruseln beibringen (??)
Auch hier leider falsch geraten. Aber Du hattest Dich bemüht.

Die nähere Beschreibung des Kontextes und der Leute (die da kommen) wäre schon hilfreich.

Das mag sein, leider geht es nicht: Die Leute, die da kommen, sehen ganz unterschiedlich aus; sie sind braun oder anämisch-weiß, sprechen alle möglichen Sprachen, tragen Tracht, Lumpen oder Arbeiterklamotten – was weiß ich.

Man könnte sich dann viel besser gruseln ...

Blödsinn*). Falsche LekTüre. Gruselgeschichten gibt’s nebenan>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>


*) Bei der Beantwortung der Kommentare versuche ich immer, auf den Stil des jeweiligen Kommentators einzugehen:D.

 

Lieber Carlo Zwei, nochmals bedankt, das ist einer der Komms, mit denen man was anfangen kann. Erfolgreiches Neues!
José
Ronnie: schrieb:
Dann gehöre ich zu denen, mit denen du wenig oder nichts anfangen kannst.
Bääh. Nu heule ma nich gleich.

Hola @Ronnie,
wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus – schickste mir einen vernünftigen Komm, kriegste ’ne vernünftige Antwort zurück.

Und wenn Du mich auf den Arm nimmst, werde auch ich unsachlich. Ich weiß nicht, ob Dir die Fragen Deines Komms auch heute noch so originell erscheinen – ich fand sie nur blöd.

Ronnie: schrieb:
Man könnte sich dann viel besser gruseln ...

Und das auch.
Lies Horror, aber nichts von mir.

Ronnie: schrieb:
Dass du meinen Kommentar so gewissenhaft beantwortet hast, ehrt dich.
Aber ja, bin ein Ehrenmann. Die ganze Welt weiß das.

Ronnie: schrieb:
P.S. den Gruß habe ich nicht vergessen
Ich auch nicht. Habe bewusst darauf verzichtet.


So, liebe Kinderchen, jetzt ist alles gesagt, es kann friedlich weitergehen.
Viele Grüße!
José

 

Hola @Tintenfass,

Du verblüffst mich mit Deinem enormen Erinnerungsvermögen:

... musste ich an eine Geschichte denken, die @barnhelm vor ein paar Jahren für die damalige Challenge geschrieben hat.

Tatsächlich! Damals erstarkten hier die Rechten (Jobbik); Pöbeleien gegen Roma, Sinti und Juden waren an der Tagesordnung – erste Übergriffe auf (vorerst farbige) Ausländer wie in den neuen Bundesländern ebenfalls.

Auch in barnhelms Story gab es einen Hund, der ausgeführt wurde.
Stimmt, der lebt immer noch. Liegt unterm Schreibtisch:).

In deiner Geschichte deutet für mich ebenfalls alles auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund hin. Nur hat sich die Lage zugespitzt. Jetzt geht’s ums Überleben.
Das könnte sein, da hast Du Recht – doch glücklicherweise ist es Fiktion. Diesmal hat nicht unser Gastland, sondern der tägliche Blick in die Nachrichten die Vorlage geliefert.

Der Sturm von der anderen Seite hat uns erreicht.
Auf einmal lese ich den Satz
Der Sturm letzte Woche verschafft mir reichlich Arbeit, das Gelände sieht schlimm aus
ganz anders. Da war kein Unwetter, oder? Die waren schon mal da. Es geht um Rechtsextremisten.

Da hast Du gut kombiniert. Allerdings hab ich das nicht gemeint: Der ‚Sturm’, der das Gelände verwüstete, war in der Erstfassung ein Orkan. Das schien mir dann bisschen überzogen und ich machte ‚Sturm’ daraus – dabei dachte ich aber nicht an den anderen Sturm im Text. Mein Fehler, ist behoben.

José: schrieb:
Sie kommen die Straße runter, vielleicht fünfzig Leute, schweigend, aber entschlossen.
Vielleicht hättest du hier die Meute noch mehr zeigen (Klamotten usw.) und dem Leser einen Blick in ihre Gesichter gestatten können.

Ich hab’s bewusst offen gelassen, hoffte, der Leser würde sich sein Bild machen, vielleicht an Jugoslawien denken, an kriminelle Gelbwesten, an die Ost-Ukraine ...

Wie sieht jemand aus, der entschlossen ist?
Ich hatte eher an ihren Gang gedacht. Wichtig war mir, so wenig Worte wie möglich zu machen, auf alle Details zu verzichten, und nur die Entwicklung – besonders die des Protas zum Täter – aufzuzeigen, auch dass Gewalt immer eskaliert und verroht.

Und, José - sag, wo ist der Hund die ganze Zeit über? Sicher an der Seite seines Herrn, oder?
Ja, ist er. Er ist ja ein flinker. Über Oscar hab ich kein weiteres Wort verloren, weil der schon im normalen Leben viel Aufmerksamkeit auf sich zieht;).

Liebe Tintenfass, meinen Dank für diesen Komm. Ich finde Deine Gedanken sehr interessant, und so macht der Austausch Freude.
Ich wünsche Dir fürs Neue Energie und Kreativität.
José

Hola @GoMusic,

Gefällt mir sehr gut, dein Text.
Vielen Dank.
Auch, dass nicht explizit erwähnt wird, wer und warum und wann. Es passt einfach auf zu viele, da muss nichts erklärt werden.

Du triffst den Nagel mitten ins Herzdirekt auf den Kopf! Genau so sollte es sein.
Das freut mich, dass es bei Dir wie beabsichtigt angekommen ist.

Ich dachte übrigens auch sofort an @barnhelm s Text, ...
Deshalb passt es sehr gut, meine Antworten an Euch zwei Erinnerungs-Koryphäen zusammenzulegen:).

Alles Gute!
José

 

Hola @Novak,

ich freue mich ja immer, wenn Du auftauchst, aber dieses Mal bin ich erschrocken zusammengezuckt:

Novak: schrieb:
... von mir kriegst du Saures.
Da bin ich ganz klein geworden. Aber da muss ich durch.
Aber ich verstehe deine Absicht da schon. Du willst das Aufbrechen aller möglichen Konfliktherde und die Gewalt, die das auslöst, ganz allgemein darstellen.
Nein, das wäre zu lasch, das kennt man zur Genüge. Mein Dreh- und Angelpunkt ist die auf dem Kopf stehende Situation, dass ein vermeintliches Opfer plötzlich zum Mörder wird – diesen jähen Wandel finde ich unheimlich, aber leider bei eskalierender Gewalt oftmals Tatsache. Wenn im Krieg mein bester Kamerad von einer Mine oder Granate zerfetzt wird, werde auch ich zum Killer. So weit die Theorie, andrerseits wollte ich mal einen knackigen Text schreiben, der Zug hat – vielleicht aus Angst, fast unmerklich in Opa-Schreibe zu versinken.
Willst du doch mehr sagen und erzählen? Zum Beispiel, was die Gewalt der Auseinandersetzung in einem Menschen anrichtet? Dass er selbst zum mitleidlosen Täter wird? Dann müsstest du das aber viel besser ausarbeiten.
Ja, das war die Idee. Ursprünglich war der Text auch länger; erst hab ich augenfällig Überflüssiges gestrichen, dann gesucht, was weg kann. Irgendwann hatte sich der Kern herausgeschält – was sollen all die Namen, Jahreszahlen, Örtlichkeiten? Bei so einem Thema, so alt wie die Menschheit, spielen die doch keine Rolle.

Ich finde diesen Text merkwürdig unentschlossen und unüberlegt und so, wie wenn du selbst nicht recht wüsstest, was du mit einem derartigen Szenario eigentlich erreichen willst.

Ich muss schon schauen, für Kritik offen zu sein – und das will ich auch, aber dennoch ein kleiner Widerspruch: Unentschlossen finde ich den Text deshalb nicht, weil er ohne Umwege zur Sache kommt. Ich weiß, was ich erzählen will und tu es.
Weil ich eine klare Vorstellung habe, einen roten Faden, kommt das ‚unüberlegt’ bei mir nicht so richtig an. Und das entkräftet mMn auch den Vorwurf, ‚wie wenn du selbst nicht recht wüsstest, was du ...’

Am Anfang hab ich mich gefragt, warum die Frau eigentlich so dringlich wegfahren muss. Später ist die Rede von einer Untersuchung. Ich würde den Grund ihrer Abreise etwas verdeutlichen und die Unabänderlichkeit betonen.

Wenn ich kurz und knackig schreiben will, dann muss ich das auch tun. Oft wird ja gefordert, dem Leser etwas zum Denken zu überlassen – also warum sollte ich bei der annoncierten Untersuchung noch etwas verdeutlichen bzw. die Wichtigkeit (Unabänderlichkeit würde ich nicht sagen, denn die Welt wird sich weiterdrehen) hervorheben? Kommt der nächste Kommentator und redet von Redundanz.

Denn wenn die Lage so brisant ist, dass diese Horde kurz nach ihrer Abfahrt auftaucht, dann müssen sie schon recht nah sein.
Müssen sie nicht. Ein Auto bewältigt eine verhältnismäßig große Distanz in verhältnismäßig kurzer Zeit, und es ist von auffälligen Motorengeräuschen die Rede.

Im Text findet sich leider null Hinweis auf ein Ausfallen der Kommunikationsmittel.
Liebe Novak, ich schreibe keinen Krimi. Da ist jedes Detail von Wichtigkeit, aber hier? Was soll denn kommuniziert werden, wer mit wem, und warum?

Das ist alles so verharmlost dargestellt. Null Hinweis außer dem Dialog selbst auf die Darstellung einer Art Ausnahmeszustandes, ...
Null Hinweis, aber Dialog (mit ausreichend Andeutungen) – ist wohl bisschen mehr als Null. War meine sehr verehrte Novak etwas in Rage? Aber mit oder ohne Rage – ich find’s gut, dass Du Deinen Standpunkt wie immer klipp und klar darlegst, so macht auch der Gegen-Post mehr Laune.

... der Protagonist geht erst mal eine Runde mit dem Hund spazieren.
In diesen Momenten war die Welt noch in Ordnung.

Auch wenn Orkanzerstörung und Horden lauern.
Ist ‚Orkanzerstörung’ gleichzusetzen mit ‚Hochwasserzerstörung’ :shy: ? Aber die Verwüstungen durch den Orkan lauern nicht, die sind schon eingetreten – er muss nur noch aufräumen. Und die Horden wähnt er noch weit weit weg.

... ich will nicht dran rummähren, dass der mit dem Hund geht, aber die Notwendigkeit dazu, wird überhaupt nicht klar.
Die (tägliche) Notwendigkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Hund ordentlich Bewegung braucht. Zu diesem Behufe ist ein Frisbee genial:).

Das ist so sehr in einem stinknormalen Alltag, ohne, dass du zeigst, wie sehr dieser Alltag sehr aktuell bedroht ist.

Der Plan ist, den schroffen Wechsel von Alltag zur Apokalypse im Zeitraffertempo darzustellen.

Mir fehlt irgendeine Lageschilderung, eine Anspannung in der Szenengestaltung.

Ehrlich? Hier kann ich nicht folgen. Ich sehe sowohl Schilderung der Lage als auch Anspannung in der Szenengestaltung, ziemlich klar sogar.

Dafür, dass dem Mann der Hund so am Herzen liegt, dass er mit ihm Gassi geht, vergisst du den Hund danach aber ganz schön. Ich meine, das kann er ja, aber wenn ich mich in so einen Mann hineinversetze, der haut vielleicht ab, aber irgendwann merkt er, dass er den Köter nicht dabei hat.

Er kann es gar nicht merken, denn der Hund ist stets bei ihm. Andere Kommentatoren haben das auch bemängelt; niemand kann wissen, dass mich (ihn) der Hund sogar ins Bad begleitet – aber das sollte auch nicht interessieren, eher sollte sich die Handlung verdichten bis zum Kollaps. Der Hund würde nur Aufmerksamkeit abziehen.

Eigentlich eine super Idee, den Schrei eines Menschen in das Frisbeespiel inzubauen, aber ich finde, dass du die Spannung, die sich erzeugen ließe, hier nicht nutzt. Bei dir ist gleich klar, das ist eine Menschenstimme in höchster Not.

Würdest Du einen solchen Schrei als Schrei der Lust empfinden?

José: schrieb:
In mich schlägt der Blitz ein, ich verliere alle Energie.

Für so eine Situation so einen profanen, herkömmlichen oft gehörten Ausdruck. Schade.

Oh, verdammt. Hab extra gegoogelt, ob das ein bekannter Ausdruck ist, weil ich das vermeiden und etwas Eigenes verwenden wollte. Jetzt muss ich auch @Carlo Zwei sagen, dass er Recht hatte. Ich hätte schwören können, dass diese Formulierung mein Werk ist (aber keiner weiß, was er schon alles abgespeichert hat:dozey:.

Dann danach, wenn er duch das Haus rennt, da hast du ein Problem. Man fragt sich nämlich sehr ernsthaft, was der Typ im Haus will, warum haut der nicht ab????? warum nimmt der nicht die Karre, den Köter und haut ab, seiner Frau nach?

Immer der Reihe nach! Steht alles im Text, wie und warum. Mein Vorschlag: Langsamer lesen, bitte schön.

Aber das kann man doch trotzdem logisch aufbauen und ihn nicht sinnlos ins Haus rasen lassen.

Der rast nicht sinnlos durchs Haus. Bis jetzt hat auch noch niemand gesagt, dass die Geschichte unlogisch sei. Ich hab mir beim Schreiben Zeit genommen, dann noch zwei Wochen den Text verbessert (was nicht bedeuten muss, dass er etwas taugt:D). Ich habe eher den Eindruck, Du bist durch den Text gerast, denn bislang kenne ich Dich als eine coole, überlegte Kommentatorin mit dem totalen Überblick.

Josefelipe, du wirst meine Kritik mit Sicherheit verschmerzen, ...
Da bin ich mir nicht so sicher; ich bin zart ...

... ich stehe mit meiner Kritik alleine da, aber ich bitte dich trotzdem, sie nicht gleich innerlich abzuschmettern.
Nix abschmettern, ich höre schon zu. Und – ganz klar – Deine Vorstellung hat Hand und Fuß, das weiß ich. Nur hatte ich diesmal einen Plot, den ich ohne viel Gequassel durchziehen wollte – also ohne:
Warum lässt du ihn nicht Geld und Autoschlüssel suchen? Oder das zusammenraffen, was man halt ganz ganz unabdingbar braucht, ...
... und all die anderen Sachen und Gefühle. Gebt dem Leser Raum! hab ich mal gehört. Ich wollt’s kurz und griffig machen.

????? warum nimmt der nicht die Karre, den Köter und haut ab ...?

Muss mir reiflich überlegen, ob ich Dir’s übel nehme, zu meinem Superhund Köter zu sagen. Hab ihm schon von Dir erzählt.

Ansonsten tausend Dank für die viele Mühe, liebe Novak. War richtig schön, wieder mal mit Widerworten um sich zu schmeißen, hab’s sehr genossen.

Ich wünsche Dir fürs Neue Jahr alles Gute!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe!

Mir gefällt der Text, für mich ist es ein Text über Instabilität. Die Instabilität auf der Straße. Die Instabilität der eigenen Einschätzung. Die Instabilität und Unsicherheit, wie es denn weitergehen könnte, ob und wem etwas passiert und was dieses "etwas" konkret für Leib, Leben, Besitz bedeutet. Dann der Rückzug auf die eigene, kleine Sicherheit unter kontrollierbaren Randbedingungen (Frisbee, Hund Oscar, das eigene Haus mit hundert Jahren alten Holzdielen), aber das unkontrollierte krümmt sich rein. Eine Menge, deren Motive niemand kennt, die mal steht, dann braust, die völlig unstetig ist, Hochwasser, Cholera, Lawine. Vera, die wegen irgendetwas untersucht wird. Die Geschichte folgt einem Spannungsbogen, kann aber in alle Richtungen kippen. Genau wie die Masse vor und in dem großen Haus.

Ich glaube, dass eine Verortung der Geschichte genau das überdeckt, was du sagen möchtest. Du hast dich dagegen ja ausgesprochen, und wenn ich deine Story richtig wahrgenommen habe, verdeckt eine Verortung nur diese Instabilität und Unsicherheit. Dann heißt es: "Ach, eine Geschichte über argentinische Landbesitzer, die angegriffen werden" oder "Ach, eine Geschichte über den rechtsextremen Mob". Fertig. Deine Geschichte versucht sich aber an einem generellen, universalen Anspruch (klingt jetzt "höher" als ich es meine^^).

Wie Pest und Cholera kommt dieser Wahnsinn übers Land, mit hinterfotzigen Sprüchen schleimt er sich ein. Sie hören nicht nur zu, sie applaudieren. Sie werden mehr, wie Metastasen, werden zur Lawine. Reißen alles nieder – jede Vernunft, jeden Vernünftigen.

Mir fielen hier die sehr unterschiedlichen Bilder auf. Schleim ist langsam. Metastasen entwickeln sich relativ gesehen viel langsamer als Lawinen. Der Wahnsinn scheint gesteuert zu sein, eine Intention ("er schleimt sich ein"). Ist vielleicht etwas zu viel Interpretation.

Ich starre sie an, will sie hypnotisieren, damit sie nicht auf den Hof kommen, doch es wirkt nicht.
Die ersten überschreiten die magische Linie, [.] der Kies knirscht. Dann kommt Bewegung in die Menge.

Irgendwie ist das für mich die zentrale Stelle in deinem Text. Hier kommt die Konfrontation. Und beide Seiten stehen bereit. Und der Protagonist versucht sich an einer Hypnose, einer sehr mächtigen, an Bewusstsein und Aufmerksamkeit einsetzenden Technik. An einem Mob! Mit Armbinden! Die Frauen und Kinder vor sich getrieben haben! Die Zeit steht. Ausgleich der Kräfte, Nullpunkt, instabile Balance. Beim ersten Lesen sah ich hier die Geschichte in eine magische Gestaltung der Außenwelt kippen. Ist das magischer Realismus? Diese psychische, subjektive Ausgestaltung der Außenwelt, ich mag eben so etwas, ich dachte, deine Geschichte geht genau in die Richtung. Tat sie dann eben nicht.

Kleiner Eigenversuch, hoffe, das ist ok und nicht zu unhöflich, ich meine es nicht so^^:

Der erste überschreitet die magische Linie. Der Kies knirscht. Die Menge hört ihren Atem. Ich höre meinen Atem. Der erste verharrt. Ich richte mich aus. Er steht zu mir. Die Menge sammelt neue Kraft. Meine Konzentration, sie bricht. Muskelanspannung. Teile, die reagieren, Teile, die marschieren, Teile, die starren, die sich vereinigen, zu einer Menge, ich spüre: Die neue Kraft zieht an. Soll doch ein Blatt wehen. Soll doch Kies knirschen. Der zweite überschreitet die magische Linie. Der dritte. Dann der vierte, fünfte, jetzt bricht die Menge, jetzt zerstampft die magische Linie auf grauem Kies, jetzt öffnet die Menge ihren Schlund und schreit, schreit, schreit.

Vielleicht ist das etwas übertrieben, aber ich dachte mir, man könnte diese zentrale Stelle etwas mehr ausgestalten, mehr diesen Nullpunkt beschreiben, das (scheinbare) Kräftegleichgewicht, aber ich hatte auch einfach Lust drauf.

Wie Hohn fällt mit der Spruch vom falschen Film ein

Ihre Stimmen hallen im Treppenhaus, glucksen und gurgeln.

Glucksen, gurgeln, stockt die Menge, dann schreit sich, dann nicht, dann würgt sie Parolen hervor, dann ängstigt sie etwas, dann wieder nicht. Alles ziemlich kleine miese Luschen. Die aber supergefährlich sind.

Ein Streichholz genügt, zuerst fängt ein Berg Zeitungen Feuer, mein Riesenvorrat an Spaltholz wird brennen wie Zunder. Dann die Dielen und Balken, alle über hundert Jahre alt.
Ich flitze durch die Haupttür,

Das ist die einzige Stelle, an der es mir zu schnell und hastig geht, vom Heizungskeller zur Haupttür und schnell noch das Haus angezündet.

So, das war's! Hoffe, du kannst ein bisschen etwas damit anfangen.

Lg aus Leipzig,
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo josefelipe, deine Antwort war ein Pralinchen. :)

Ansonsten tausend Dank für die viele Mühe, liebe Novak. War richtig schön, wieder mal mit Widerworten um sich zu schmeißen, hab’s sehr genossen.
Bei so einer wortgewaltigen Replik geb ich mich doch gerne geschlagen.
Nein, nicht ganz. Gehst über meine Einwände recht schnell weg. Und so schnell, wie du das tust, habe ich das zwar nicht anders erwartet, :p ich kenn dich ja schon a weng länger, ja ich hatte glatt das Gefühl, da ist ein ganz anderer augenklappenmäßig ragemäßig rasend unterwegs als gutes Novak.
Was solls, deine süßen kleinen Spitzen verbucht armes Novak mal unter dem Gesichtspunkt leidenschaftlicher Autor, der seine Geschichte verteidigen will. Und das ist ja auch richtig so.
Trotzdem mal zurück zur Sachlichkeit, ein paar Sachen will ich doch noch mal ansprechen, weil ich das Gefühl hatte, es ist vielleicht nicht ganz angekommen, was ich meinte. Soll keine Diskussion sein oder werden und will dich auch nicht überzeugen, sondern einfach nur noch mal zum Verdeutlichen.

Wenn so vielen Leuten der fehlende Hund als Lücke auffällt, dann ist das hier ein schlechtes Argument:

Er kann es gar nicht merken, denn der Hund ist stets bei ihm. Andere Kommentatoren haben das auch bemängelt; niemand kann wissen, dass mich (ihn) der Hund sogar ins Bad begleitet – aber das sollte auch nicht interessieren, eher sollte sich die Handlung verdichten bis zum Kollaps. Der Hund würde nur Aufmerksamkeit abziehen.
Komm, du merkst aber schon, was du da schreibst? Es ist handwerklich schlecht, wenn man ein eingeführtes Geschichtenelement einfach vergisst und damit argumentiert, die Leser würden halt nicht wissen, dass dein Hund immer bei dir ist.
Sag übrigens dem Köter, :D ich sag zu allen Hunden, auf die ich wert lege, Köter, du aber hättest ihn uns vorenthalten und würdest dich nun rausreden. Ich bin gespannt, mit wievielen Knochen du ihn beschwichtigen musst.

Wenn ich kurz und knackig schreiben will, dann muss ich das auch tun. Oft wird ja gefordert, dem Leser etwas zum Denken zu überlassen – also warum sollte ich bei der annoncierten Untersuchung noch etwas verdeutlichen bzw. die Wichtigkeit (Unabänderlichkeit würde ich nicht sagen, denn die Welt wird sich weiterdrehen) hervorheben?
Mein Hinweis war ja nicht, dass du die Untersuchung verdeutlichen sollst, vielleicht hab ich das unverständlich ausgedrückt, sondern dass du am Anfang gar nichts über die Untersuchung schreibst, das erwähnst du erst später. Du lässt die Frau einfach wegfahren. Ich hätte die Bemerkung mit der Untersuchung vorangestellt, damit klar ist trotz dieser Situation muss die Frau weg (Unabänderlichkeit). Sind doch dann auch nicht mehr Worte als so, wie du das machst.

Und ja, ich habe auch gelesen, dass er seine Frau anrufen will, dass sie sich ein Hotel nimmt. Das ist es ja, was ich so absurd finde, da kommt ein mordlüsterner Haufe auf einen zu und dann will man erst mal telefonieren und nicht abhauen? Wäre der Grund, das Handy zu suchen, um die Frau anzurufen, einer neben vielen anderen Fluchtgedanken, hätte ich das nachvollzogen. Aber so als einzigen Grund sehe ich das als unlogisch an.

Mein Hauptpunkt aber war der hier, wenns den nicht gäbe, hätte ich dir eh nicht noch mal geantwortet. Ist ja schließlich alles Arbeit.

Wenn im Krieg mein bester Kamerad von einer Mine oder Granate zerfetzt wird, werde auch ich zum Killer. (...)
Ja, darauf spielst du an, wenn du ihn das Haus anstecken lässt mit all den Leuten drin. Aber findest du nicht, dass dir da die tatsächliche Tragik einer solchen Situation abhanden kommt, wenn du diese anderen Menschen als gesichtlose Masse, andere kamen auf Zombies, darstellst? Da sparst du einen wesentlichen Gesichtspunkt einer derartigen Entwicklung aus. Einer, der zu seinem Schutz so eine Art Zombies tötet - und als solche stellst du sie dar, der wehrt sich nicht nur zu Recht, sondern keiner empfindet Mitgefühl mit der Gegenseite, sondern begrüßt deren Ausschaltung. Die wirkliche Tragik, dass ein ganz schlichter normaler Mensch zum Killer wird, den kriegst du nur hin, wenn du der andere Seite, so schlimm sie auch sein mögen, etwas Menschliches gibst. Das hat nicht mit Jahreszahlen und blalabla zu tun, das war auch nicht mein Argument.

Also machs gut und pass auf dich auf, vielleicht gibts beim nächsten mal ja wieder Süßes.
Viele Grüße von Novak

 

Große Freude – ein Post von @Raindog!

Hola, ich hoffe, das Befinden ist gut. Auch meine Befindlichkeiten sind positiv, besonders wegen:

... ich finde deine Geschichte sehr gelungen, ...

Doch es geht ja weiter:

... aber vielleicht nur deshalb, weil ich glaube, dass du hier eine bewusste Variation von Biedermann und die Brandstifter geschrieben hast.

Ach, wie schade – daran hab ich überhaupt nicht gedacht. Na egal, das Leben muss weiter gehen. Und mal abgesehen von Heil- und Haarwasser verstehe ich Dich gut:

... ich sehe diese Parallelen. auch weil dein Prot sich und seine Partnerin ebenso zunächst auf selbstbetrügerische Weise zu beschwichtigen versucht, obwohl er das Unheil kommen sieht

Ja, das sticht wirklich ins Auge.

Die Bedeutung der Zollheinis konnte ich für mich jetzt nicht ganz einordnen, aber sicher gibt es da auch einen Hintergrund.
Ich suchte lediglich einen stichhaltigen Grund, das Haus zu hüten. Weil bei uns der Zoll den Weinhandel überwacht, hab ich den genommen. Ist aber ein Beispiel, dass ein knapper Text Fragen offen lässt – und dieses Mal hab ich gekürzt auf Teufel komm raus.

Frisbee
würde ich kursiv schreiben, ...
Ist geschehen, danke.

Bald gehen die Schreie in Wimmern über, ich verfluche dieses Jahr, die Jahre zuvor. Und die Leute.

Die Leute? Auch diejenigen, die da Hilfe rufen?

Ja, alle. Die Braven gibt es nicht – schließlich haben die alle Fünfe gerade sein lassen und zugeschaut, wie sich die Sache entwickelt, statt einzuschreiten. Manchmal würde schon simple Wahlbeteiligung nützen (natürlich mit dem Kreuzchen an der richtigen Stelle:shy:).

Mir fliegen die Hände

Weiß nicht, wohin denn? Aber wahrscheinlich sagt man das so …

Jo, kenn ich so. Tatterich klingt weniger gut.

... ich finde es auch ausreichend, mir eine anonyme, fanatische, gehirngewaschene Horde vorzustellen, die es leider immer zu jeder Zeit gab, gibt und vermutlich geben wird.

Furchtbar, jetzt geht’s in Indien los.

Die magische Linie klingt spannend, ist es einfach die Grenze zum Grundstück, ...

Ja. Wer die überschreitet, begeht Hausfriedensbruch.

... oder ist es die Stelle, wo sich dein Prot entscheidet, seinen Kaninchen-Vor-der-Schlange-Posten aufzugeben und sich im Gegenzug gegen den Meute radikalisiert?

Ich glaube nicht, dass er sich entschieden hat, so mit Nachdenken, Abwägen – dazu war keine Zeit. Es ist über ihn gekommen, alte Ängste kamen hoch, mein Haus, Selbstverteidigung, doch wohl mehr Hilflosigkeit, Auswegslosigkeit. Ein ebenso armes Schwein wie die anderen.

Wie auch immer, mir hat es sehr gut gefallen, und klar soll man auch den Mob nicht abfackeln, aber es ist eine Geschichte und das Ende ist natürlich befreiender als in dem von mir genannten Stück.

Ist das Ende befreiend? Ich fürchte, sie machen ihm den Garaus – wie elendig er da hockt mit vier Platten ...

Liebe Raindog, wie immer besten Dank für Deine Meinung zur Sache. Deine ausgewogenen Ansichten sind ein fester Anker im Forum.

Viele Grüße!
José

 

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