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Freundschaftsspiel

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10.09.2016
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Freundschaftsspiel

Ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange und stieg aus dem Wagen. Am Eingang zur Umkleide sah ich Max stehen; ich grüßte ihn und er nickte mir zu, wartete aber nicht auf mich. Peter saß mit einem Karton Trikots in der Umkleide, gab jedem High five und teilte kleine Snickers aus. Während wir uns umzogen, erklärte er, dass die Füchse ein paar Spieler aus der C-Jugend im Team hätten, es also diesmal kein Zuckerschlecken werde.

Ich hörte ihm zu, pellte mir das T-Shirt unauffällig und mit krempelnder Bewegung über den Kopf, hielt es vor Bauch und Brustwarzen und versuchte mir das Trikot überzustreifen. In der Zeit atmete ich nur durch die Brust, zog den Bauch ein und bemühte mich, nicht verkrampft zu wirken. Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.

»Theo, Sturm«, sagte Peter und schaute mich an.
Ich nickte.
»Der verkackt es eh wieder«, sagte Jonathan.
Hünkar zog seine Schnürsenkel fest und klappte die Lederlasche mit dem Nike-Zeichen darüber.
Alle warteten darauf, dass es los ging.
»Max, Verteidigung … Jonathan, Mittelfeld … Oskar, Libero … Hünkar, Sturm …«

Ich zog die Stulpen über die bräunlich angelaufenen Schienbeinschoner und trat ein paar Mal fest auf den Kunstrasen, um ein Jucken zwischen den Zehen loszuwerden. Jonathan rempelte mich im Vorbeigehen an. »Arschloch«, sagte ich leise, also quasi nicht hörbar.

Leon und ich stellten Hütchen auf, dann machten wir Slalom. Wir schossen Flanken. Irgendwann bemerkten wir, dass die Füchse den Platz betreten hatten, und kurz trafen weniger Elfer das Netz. Ihre rot-weißen Trikots hatten sie bereits an. Peter blies in die Trillerpfeife und Oskar versemmelte den Ball einige Meter vom Tor entfernt.
Während die Füchse zum Aufwärmen zwei große Runden um den Platz liefen, übten wir Spielsituationen. Die Hälfte von uns bekam Leibchen, die waren gelb, rochen säuerlich und verhakten sich immer in der Haut. Wenn man sie übergezogen hatte, störten sie einen kaum noch. Außer, dass sie immer zu eng waren. Vor allem mir.

»Druck jetzt!«, rief Peter. Oder: „Hopp, hopp, hopp.« Ich fühlte die Hitze in meine Wangen steigen. Die Bälle waren zu hart aufgepumpt worden, was sich beim Köpfen rächte. Jonathan warf den Ball so fest, dass ich ihn kaum annehmen wollte. Einmal landete er etwas unterhalb meiner Stirn und zog die Haut mit sich. Es brannte, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
Als wir wechselten, warf ich den Ball ganz sachte und korrekt. Ich hoffte, Jonathan würde endlich bemerken, dass ich gar kein schlechter Kerl war. Er gab mir paradehafte Kopfbälle zurück, streckte jedes Mal das Hinterteil raus und traf den Ball mit der Präzision eines Profis. Für einen Moment musste er vergessen haben, wem er gerade den Ball zuköpfte.

Im Hackenlauf trabten die Füchse an uns vorbei. Ein paar grinsten, andere schauten grimmig, aber das sah gespielt aus. Die Trainer begrüßten sich. Peter spreizte seine zehn Finger und der Füchse-Trainer nickte.
»Wenn du’s heute wieder verkackst, schlag’ ich dir eine rein«, flüsterte Jonathan.
»Es ist doch nur ein Freundschaftsspiel«, sagte ich.

Zusammen mit Hünkar preschte ich zum Tor. Vier Pässe Minimum. Hünkar war immer fair zu mir, auch wenn wir nie viel miteinander sprachen. Er gab mir gute Bälle und vor allem murrte er nie, wenn ich einen verschoss. Außerdem war Hünkar mindestens der zweitbeste in der Mannschaft und im Gegensatz zu uns allen trug er bereits einen Oberlippenflaum. Ich mochte ihn.

»Ran da!«, rief Peter. Kiri, der Torwart, baute sich vor mir auf, fuchtelte mit den Handschuhen in der Luft herum. Plötzlich waren alle Wege abgeschnitten. Ich schlug eine Finte, aber Kiri warf sich auf den Ball und sicherte ihn. »Nächster! Hopp, hopp …«
Ein paar Runden ging das so. Zwischendurch warf ich einen Blick zu den Füchsen, die Hampelmänner machten und kurze Sprints um orangene Hütchen. Wäre ich doch einfach ein Verteidiger wie Max oder so gut wie Hünkar oder Jonathan. Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.

Peter pfiff zwei Mal lang und zeigte auf den Boden. »Alle herkommen!«
Ich kratzte mich im Schritt. Irgendwie rutschte mir das Ding immer ins Zwischennetz.
»Max, du kümmerst dich um den Zehner.«
»Ja«, sagte Max.
»Florian und Oskar ihr nehmt den Neuner und Elfer. Jonathan, du spielst auch mal ab. Hünkar?«
Hünkar nickte.
»Die anderen: ihr wisst ja, was ihr zu tun habt. Hünkar sammelt die Leibchen ein.«

Ich spürte die Aufgeregtheit zuerst im Magen. Als hätte ich etwas Falsches gegessen. Die Füchse hatten sich in Reihe aufgestellt. Wir taten es ihnen gleich. So standen wir uns gegenüber, schauten auf die Stulpen der anderen und einen Moment lang passierte fast nichts. Im Hintergrund rauschte die Autobahn und von irgendwoher roch es nach frischem Toast.
Ich sah zu Jonathan, der unsere Gegner musterte, als würde er sich jeden einzeln einprägen. Bei allem Hass, Jonathan war der beste Spieler in meinem Alter, den ich kannte. Es gab einen Grund, warum alle ihn liebten, und das war nicht, dass er der Sohn des Trainers war.

Peter kam zu mir. Ohne mich anzusehen, hielt er mir die weiße Kapitänsbinde hin.
Ich wollte etwas sagen, aber es fiel mir nichts ein.
»Dann spiel’ ich nicht mit«, hörte ich Jonathan maulen. Peter ging nicht darauf ein. Ob er ihn auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?
Ich nahm die Binde entgegen, quetschte sie mir über den Arm und spürte, wie sie mir das Blut abschnitt.

»Die Kapitäne zu mir«, sagte der Füchse-Trainer. Ein knorriger, blonder Junge streckte mir seine Hand entgegen. Ich schlug ein und für einen Augenblick hatte ich nicht mehr das Gefühl, ich zu sein. Der Trainer hielt mir seine Fäuste hin. Ich tippte auf die Linke. Münze! Mit einem Grinsen drehte ich mich zur Mannschaft, aber alle schauten gleich.
»Ich will ein faires Spiel«, sagte der Trainer und der Knorrige und ich nickten wie automatisch.

Alle, sogar Jonathan, kamen zu mir und bildeten einen Menschenkranz um mich. Ich hoffte, dass meine Stimme ausreichen würde.
»Warum spielen wir?!«, brüllte ich.
»Weil wir siegen wollen!«, echoten zehn Stimmen.
»Warum laufen wir?!«
»Weil wir siegen wollen!«
»Warum kämpfen wir?!«
»Weil wir siegen wollen!«
»Sieg!«, schrien wir alle zusammen.

Als der Kranz sich löste, traf mich Jonathans Blick; für eine Sekunde glaubte ich zu wissen, was er dachte. Dass Peter mich ihm vorgezogen hatte und dass er es nur getan hatte, um ihn zu kränken. Es war ein bitterer Triumph, aber den kostete ich gerne aus.

Ich fühlte mich bereit, hatte keine Angst mehr. Außerdem musste ich Jonathan ja nicht ansehen. Er jedoch würde die ganze Zeit auf mein Hinterteil starren müssen.
»Konzentration«, murmelte Hünkar.
Peter pfiff und Hünkar kickte mir den Ball zu. Schnell spielte ich Hünkar zurück. Der fiel umständlich nach hinten, zog den Ball mit sich und spielte so den ersten Fuchs aus.
Ein Pass ging zu Jonathan. Der rannte los mit seinen dünnen, aber flinken Beinen, dribbelte zwei Spieler aus, bevor er in der Verteidigung versackte und laut fluchte.

Der Abstoß ging weit ins Feld raus und der Torwart der Füchse schaute zufrieden. Doch der Ball landete bei Max, der ihn an Leon spielte, der ihn an Jonathan gab. Ich stand da und beobachtete alles. Wenn ich jetzt zu viel lief, hätte ich schon vor der Halbzeit keine Puste mehr. Jonathan spielte sich frei und rannte aufs gegnerische Tor zu. Ich stand ungedeckt, aber er gab den Ball an Hünkar, der ihn wieder verlor. Ich schaffte es nicht zu ihm. Sofort konterten die Füchse. Kiri kam ihnen aus dem Tor entgegen, streckte die Arme aus. »Decken!«, brüllte Peter. Doch da war der Ball schon im Netz.

Hünkar sah mich prüfend an, dann spielte er mir den Ball zu. Diesmal ließ ich einen der Füchse kommen. Ich hielt den Fuß fest auf dem Ball und hatte trotzdem nicht das Gefühl, ihn unter Kontrolle zu haben. Jonathan rannte und ich spielte ihm unsauber in den Lauf. Der Ball ging an Hünkar, der eine Flanke schlug. Jetzt rannte ich vor, ging in die Luft, köpfte und traf. Der Ball schlingerte, der Torwart sprang, doch der Ball berührte nur noch die Spitzen seiner Handschuhe und traf ins Eck. Die Mannschaft grölte. »Super!«, rief Peter. Mein ganzer Körper zitterte. Auf einmal fühlte sich alles richtig an. Jonathan drehte mir den Rücken zu, aber Hünkar und Oskar kamen und ließen mich einschlagen. Ich merkte, dass ich pinkeln musste.

Als nächstes schoss Jonathan ein Tor. Auf beiden Knien schlitterte er über den Kunstrasen, zog die Ellbogen an. Sofort fielen wir auf ihn, berührten oder tätschelten ihn, klopften ihm auf die Brust oder wuschelten ihm durchs Haar. In solchen Momenten war es egal, dass auch ich ihn bejubelte. Das war etwas Natürliches, ich war dann einer von allen.

Die Füchse machten zwei Tore in Folge und ich verpasste zwei sichere Chancen, was mir hasserfüllte Blicke von Jonathan und Oskar einbrachte. Kurz vor der Halbzeit schaffte Jonathan den Anschluss und noch einmal bejubelten wir ihn. Peter pfiff einmal lang und einmal kurz und ich sprintete zur Toilette.

Der Strahl war fest und mit geschlossenen Augen vergaß ich, dass ich soeben zwei Hundertprozentige verschossen hatte. Ich presste die Backen auf die Klobrille und zählte bis zwanzig und wieder zurück, um meine Gedanken loszuwerden. Über mir hörte ich jemanden lachen.
»Pinkelst wie ein Mädchen«, sagte Jonathan. »Ich hab’ gesagt, dass ich dir eine reinhaue. Wenn du noch einen Ball verschießt, tret’ ich dir in die Eier, verstanden?«
Ich nickte.
»Gib’ mir die Binde.«
»Peter hat gesagt, dass ich sie habe.«
»Ist mir egal. Gib’ sie oder ich erzähl’ allen, dass du wie ein Mädchen pisst.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut, wie du willst«, sagte Jonathan, zog hoch und rotzte mich an. Dann verschwand sein Kopf hinter der Kabine.

Ich biss die Zähne aufeinander, schloss die Augen, atmete durch die Nase. Als die Tür zufiel, nahm ich etwas Klopapier und wischte mir Jonathans Schleim von der Stirn. Ich schlug noch ein paar Tropfen ab und zog die Hose hoch. Vor dem Spiegel wusch ich mir das Gesicht mit Seife. Als Hünkar reinkam, tat ich, als würde ich mir Wasser durch die Haare streichen. Hünkar stellte sich vors Pissoir und sofort begann es zu plätschern.
»Du musst ihm zeigen, dass er nich’ dein Boss ist. Aber ich weiß nicht, ob du das kannst«, sagte er.

Ich schälte das Snickers aus der Verpackung und aß, aber es schmeckte nach nichts. Jonathan tuschelte mit Leon und Oskar, er zeigte auf mich und sie lachten. Die Trainer unterhielten sich und die Füchse saßen da, aßen oder nuckelten an ihren Trinkflaschen.
»Gutes Tor«, sagte Max. »Aber der Rest … naja.«
Peter kam auf uns zu.
»In der zweiten Halbzeit läufst du mal ’n bisschen mehr. Und wenn Hünkar dir so einen Ball gibt«, er formte einen Spalt mit seinen Händen, »dann musst du den einfach haben.“

Ohne dass ich jemanden etwas sagen gehört hatte, erhoben sich alle, packten ihre Flaschen und Brotdosen weg und liefen oder trabten aufs Feld. Diesmal hatten die Füchse Anstoß. Der Ball wurde freigegeben und in die rot-weiße Verteidigung gekickt. Es war immer komisch, das Spielfeld von der anderen Seite zu betrachten. Mittlerweile war es auf dem Platz kühler geworden, nur der warme Toastbrotgeruch hing immer noch in der Luft.

Das Spiel war jetzt langsamer. Hin und wieder rannte Jonathan vor und fluchte, wenn die Verteidigung ihm den Ball abnahm. Ich schoss ein paar Mal direkt. Zwar traf ich nicht, doch zumindest waren die Schüsse gut genug, um bei Peter als ‚schöne Versuche‘ durchzugehen. Unsere Verteidigung arbeitete schwer und sogar Hünkars beste Flanken scheiterten am eingewechselten Keeper.

Als sich das Spiel dem Ende neigte, wurde Jonathan immer unruhiger. Er schrie herum, brachte Grätschen, die einer Gelben würdig waren, aber nicht gepfiffen wurden. Hünkar spielte jetzt hauptsächlich mit mir. Wir gaben uns Zeichen, warfen uns fiebernde Blicke zu, doch nie kamen wir durch die Verteidigung. »Mehr auf den Zehner!«, hörte ich den Füchse-Trainer rufen und fühlte mich geschmeichelt, bei meiner Zahl genannt worden zu sein.

Oskar spielte einen langen Pass an Hünkar, der leitete ihn an mich weiter. Jonathan war etwas abgefallen. Vor mir baute sich die Verteidigung auf. »Letzte Aktion«, rief Peter. Ich wollte Hünkar den Ball zuspielen, aber der war von Füchsen umzingelt. Also lief ich direkt in den Sechzehner. »Rausnehmen!«, brüllte der Trainer. Doch ich ließ mich nicht aufhalten und spielte einen Verteidiger nach dem anderen aus. Der Torwart kam mir entgegen, aber ich rannte einfach an ihm vorbei. Der Ball kullerte nur so vor mir her und mit mir ins Aus.

Drei lange Pfiffe. Ich hielt die Augen verschlossen, spürte einen tauben Schmerz an der Hüfte. Ich wollte die Augen nicht mehr öffnen. Jemand kam über mich und schlug mir unvermittelt seine Faust ins Gesicht. Immer wieder schlug er auf mich ein. Ich boxte zurück, sah Peter, der in die Trillerpfeife blies, bevor er Jonathan von mir wegzerrte. Peter hörte gar nicht mehr auf zu pfeifen. Mit der einen Hand hielt er Jonathans Nacken fest und pfiff ihm mit der anderen ins Ohr. Ich fasste mir an die Nase, besah mir das Blut.

»Ich habe ihm eine gelbe gegeben«, sagte Peter und reichte mir ein Kühlakku.
»Eine gelbe?«, fragte ich.
»Ja«, antwortete Peter. »Wieso fragst du?«
»Nur so«, sagte ich und schälte mein zweites Snickers aus der Verpackung. Diesmal schmeckte es. Ich denke, vieles hätte mir in diesem Augenblick geschmeckt.
»Geh dann bitte duschen«, sagte Peter.
Ich nickte, obwohl wir beide wussten, dass ich niemals mit den anderen duschte.

Als ich in die Umkleide kam, lief Max mir entgegen und klopfte mir auf die Schulter. Von Jonathan war nichts zu sehen. Niemand war böse, nicht was ich erwartet hatte. Vielleicht hatte ich meinen Anteil für heute erbracht. Der Hosenbund hinterließ einen violetten Abdruck auf meiner Taille. Ich befühlte die Rillen, die der Stoff auf die Haut gezeichnet hatte. Badeschlappen hatte ich keine dabei, auch kein Handtuch. Nackt und ohne die Arme vor dem Körper zu verschränken stellte ich mich zu den anderen und drehte das Wasser auf.

Das Rauschen von zehn Duschköpfen, das Murmeln gegenseitiger Verbrüderungen erfüllte meine Ohren. Ich ließ die Augen geschlossen, zählte bis zwanzig und wieder zurück. Unter meinen Fußsohlen fühlte ich die glatten Fliesen, spürte meinen Bauch leicht über den violetten Abdruck ragen und dass sich meine breiten Oberschenkel unterhalb der Poritze berührten.

Auf dem Heimweg schaltete mein Vater das Radio ein. Ich sah aus dem Fenster und folgte dem Auf und Ab der Leitplanken.
»Ich hab’ ein Tor geschossen«, sagte ich.
»Gut«, sagte mein Vater und schaute weiter auf die Fahrbahn.

 

Lieber @Peeperkorn und liebe @Novak

ich muss euch mit meiner Antwort auf eure wahnsinns-Kommentare(!) noch bis auf morgen, spätestens übermorgen vertrösten. Allerdings will ich euch jetzt schon mal sehr dafür danken. Die Kommentare haben mich sehr inspiriert und mich gefühlt sehr weitergebracht. Das alles dann nochmal im Einzelnen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende euch beiden!

 

Hey Carlo Zwei,

Das wäre eine Möglichkeit gewesen, dem ganzen noch einen andren Dreh zu geben. Einen tragischen, weil die Reife des einen mit der Enttäuschung des anderen in seinem Kampf um den Vater bezahlt wird. Aber wie gesagt, ich fand das total schade, dass das so im Hintergrund der Story bleibt.

Da hat @Novak aber etwas in deinem Text aufgespürt, was mir echt total abgegangen ist, weil dieses Vaterding ja nur so am Rande erwähnt wird und man sich eher fragt, ist das jetzt der Vater? Ich habe das so im Vorgehen mitgenommen, wie Du es erwähnt hast. Würde ja gar nicht so viel mehr Zeilen ausmachen, es deutlicher hervorzuheben, und dann hast Du da ein wirklich, wirklich schönes Dilemma im Text, so dass er nicht nur auf einer Ebene bleibt, sondern Tiefe erhält. Da hat Novak Dir einen echten Bilderbuchpass zugespielt. Hau das Ding mal rein :).

Liebe Grüße!

 

Da sind ja zwei Väter im Spiel. Der eine erbt ein Küsschen, der andere bestraft durch "gelbe Karte". Ich denke, beide Väter möchten das Beste für ihre Söhne. Vielleicht ist der eine ein Heli-Vater, der andere einer, der als Trainer die Rolle als Vater vergisst. Jedenfalls ließen sich daraus noch eine Reihe spannender Konflikte entwickeln, z. B. ein Dialog zwischen beiden Männern, nach Ende des Spiels. Carlo, du musst unbedingt an der Geschichte dran bleiben.

Liebe Grüße

 
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Lieber @Peeperkorn ,

vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. Er hat mir wahnsinnig viel gegeben, mich richtig aus der Routine gerissen. Wenn er auch andere betreffen würde (was er vielleicht ja auch tut) dann würde ich ihn gerne empfehlen. Ich denke gleich nochmal darüber nach, schreibe ggf. einfach einen Eintrag im entsprechenden Thread.
So wie du mein Schreiben hier im Forum vom ersten Text an verfolgt hast, so weißt du ja auch (hoffentlich), dass deine Geschichte, Der Bär, das erste war, was ich hier im Forum gelesen und kommentiert habe. Trashige schwarz-weiß Rückblende:

"ich widme deiner Geschichte meinen ersten Beitrag in diesem Forum"
Ich hatte einfach das Gefühl, im übrigen auch bei Novak (glaube ich, mein zweiter Kommentar), das sind die Leute, von denen ich lernen will. Es ist jetzt immerhin schon etwas mehr als drei Jahre her.
Jedenfalls will ich auch mal sagen, wieviel ich zwischenzeitlich von dir durch deine Kommentare, Geschichten und Anmerkungen zu anderen Texten bereits gelernt habe. Ich hoffe wirklich, dass wieder eine Zeit kommt, in der du hier auch mal wieder was hochlädst. Aber sicher bist du einfach noch mit deinem Roman zugange.

Ich habe mich erstmal sehr gefreut, dass du mir zugesprochen hast, die Kontrolle über mein Schreiben erlangt zu haben. Natürlich musste ich auch über die Sache mit der Stringenz schmunzeln, vor allem, weil ich festgestellt habe, dass ich immer noch nicht ganz genau weiß, was das eigentlich ist. Jetzt, nachdem ich noch ein bisschen in alten Texten und Kommentaren von dir gestöbert habe und die Sache nochmal im Kopf hin- und hergeschoben habe, ist das Bild nun ein bisschen klarer. Ich habe mir drei kleine Zettel geschrieben. Einen Zettel mit Dingen, die ich glaube, hinzugewonnen zu haben; einen mit Dingen, die auf der Strecke geblieben sind; und einen mit Kontinuitäten. Die Stringenz ist etwas, das hinzugekommen ist, und natürlich hast du mal wieder genau das benannt, was fehlt. Der Preis, den du gezahlt hast, nennst du das treffend. Der seltsame Charakterzug, die besondere Stimme und die schrägen Assoziationen. Das ist auf die Liste zwei gekommen. Ich hab darüber nachgedacht, ob das eine mit dem anderen vielleicht gar nicht vereinbar ist. Zum Glück denke ich, dass das überhaupt nicht der Fall ist. Ich sehe das 'Problem' einerseits beim Entwurf und andererseits als bloße Frage, auf was ich meine Aufmerksamkeit beim Schreiben richte. Wenn ich ausgeschlafen bin, Kaffee rumsteht, ich gut sitze, Ruhe und Zeit habe, dann kann ich das auch jemand anderes erzählen lassen. Ich hab bloß angefangen, mich daran zu stören, dass mir dieser besondere Erzähler wie ein Formalismus oder ästhetischer Kunstgriff vorkam. Aber das muss er ja nicht sein. Ich sehe das häufig in Texten fortgeschrittener AutorInnen und es gefällt mir überhaupt nicht. Ich wollte es erstmal raushaben aus meinen Texten, um zu sehen, was dann noch übrig bleibt. Ich glaube, die Prosa ist dadurch etwas schlichter geworden. Ich mag sie aber sehr.
Nachdem ich mir viele Gedanken zu deinem Kommentar gemacht habe, hatte ich richtig Hummeln im Hintern und wollte das umsetzen und tatsächlich hatte ich jetzt seit Freitag sturmfrei, zwar eigentlich Klausuren, aber das geht schon :D Deswegen habe ich dir und Novak auch noch nicht zurückgeschrieben. Einen Kommentar kann ich in ein, zwei Stunden schreiben, aber so ein großes Zeitfenster wie jetzt am Wochenende habe ich nicht immer und das wird natürlich gleich genutzt.
Nach einem gescheiterten Roman-Versuch letztes Jahr fühle ich mich nun insgesamt gewappneter es nun noch einmal ernsthaft zu probieren. Genau das dachte ich nach dem Freundschaftsspiel, aber dann kam dein Kommentar dazwischen und ich hab mir gesagt, nee, das musst du jetzt erstmal in einem kürzeren Text klären. Vielleicht liest du den ja. Aber halt mich bitte nicht für dreist :lol:

Das Thema mit der Themenwahl bzw. den brisanten Themen hatte sich tatsächlich recht schnell geklärt. Ich glaube, es ist grundsätzlich keine gute Idee, thematisch auf irgendwas hinzuschreiben. Ich finde es schon als Vorgabe genug, sich auf ein Format (Erzählungen bis 15000 Zeichen, Romanlänge etc.) einzulassen. Ich finde und glaube, das reicht.

Besonders anregend fand ich den Hinweis, künftig nochmal auf das Gesellschaftspolitische eines Textes zu fokusieren, um das Individuelle damit anzureichern. Das war eine Art blinder Fleck, aber durch deinen Kommentar ist da schon mehr Bewusstsein entstanden. Ich denke zu den Adjektiven gesellschaftlich und politisch gehört hier auch 'kulturell'. Beim Entwurf und Schreiben der neuen Geschichte habe ich darauf einen Blick gehabt. Es wäre wunderbar, die Synthese aus meinem alten und neuen Schreiben hinzukriegen und das ein oder andere (von dir angesprochene) zu integrieren.
Vielen Dank für deine höchst motivierenden Worte zum Schluss.

Und auch nochmal ganz generell ein großes Dankeschön!

Wird fortgesetzt ...

 

Liebe @Novak ,

habe mich sehr gefreut und war ein bisschen (positiv) erschrocken und aufgeregt, als ich gesehen habe, dass du kommentiert hast :lol: Das letzte Mal ist wirklich etwas länger her. Dazu gleich noch was. Jetzt habe ich Peeperkorns Kommentar empfohlen und natürlich werde ich jetzt nicht auch noch deinen Kommentar gleich hinterherempfehlen, aber toll ist er trotzdem. Als ich gestern diese Lobeshymne an Peeperkorn (und ja auch dich) verfasst habe, habe ich mir auch gedacht, wen ich da jetzt alles ungerechtfertigterweise nicht erwähne, so ist es ...

schreiben tu ich schon gleich gar nicht mehr

das ist wirklich eine Schande (sorry)! Es braucht dringend mal wieder ne Geschichte von dir, finde ich. Ich hab mal einem Autor von Wortkrieger erzählt und er hat es sich dann auch mal angeschaut. Ich hab ihn gefragt, was er denkt, und er meinte unbeeindruckt, die Geschichte mit dem Käfer fand er gut, von diesem Novak; war da gerade empfohlen (vielleicht habe ich das schonmal erzählt). Würde gerne mal wieder was von dir lesen. Habe gerade das Bild einer sehr bösen Gans im Kopf.

Ansonsten brauche ich fürs Gemüt dringend fantasievolle Kindergeschichten.

Naja, da gibt es hier ja aktuell eine gute Auswahl

heute sollte es doch mal wieder etwas anderes, nämlich eine Carlo-Geschichte sein.

das ist nett :herz:

Ich muss mich gleich vorweg entschuldigen, ich habe außer dem ersten Komm von zigga nichts weiter mehr gelesen

Das ist ja gar nicht verkehrt (alter Hut). So hab ich eben einen frischen Leseeindruck von dir.

hau mir einfach auf die Finger.

niemals

die Sprache ist wunderschön

Dankeschön :gelb:

, eine Figur so zu charakterisieren, dass man ihr als Leser alles erdenklich Gute wünscht und dem Autor fast böse ist, dass er den unmittelbaren Sieg an der Oberfläche verweigert

das freut mich sehr (ist jetzt das letzt Lob was ich mitnehme)

dieser Kampf gegen sich selbst, das Bewähren und Sich-Entwickeln, für sich einen Sinn zu finden in dem, was man tut, seinen persönlichen Weg zu finden und sich nicht zu messen an Herkömmlichem, dass diese Thematik viele deiner Texte durchzieht

Ja, das stimmt. Obwohl ich es selbst auch so sehe, dass diese Sinnsuche oft ins Leere läuft und das wiederum eine Wahrheit enthält oder zumindest eine neue Perspektive.

Trotzdem hab ich mit dem Text auch zwei Probleme. Das eine ist das Ende.

Hehe, ja, damit bist du nicht allein (@Tintenfisch hat das auch angemerkt). Danke euch beiden! Ich werde es abändern. Ich habe da zwar auch eine Argumentation, aber angesichts eurer Kommentare bin ich davon nicht mehr ganz überzeugt.

Warum stehen denn da diese schrecklichen 2 letzten Sätze?????

:lol: so schrecklich? Naja, ich wollte da rauszoomen, das nicht so über-pointieren. Aber das war wohl keine gute Idee.

als wolltest du dem Ganzen noch eine besondere Note geben, etwas Ambitioniertes dranbauen, eine weitere Symbolebene einfügen. Aber weil es so drangeschraubt ist, wirkt es gewollt auf mich und künstlich.

Ok. Wird geändert.

Und dann hab ich noch ein Problem, das sprengt aber so ein bisschen den Rahmen der Geschichte

Das sind erfahrungsgemäß die unliebsamsten aber auch wertvollsten Hinweise. Sehe ich hier wiedermal bestätigt.

Ich hab mich am Anfang gefragt, was der Jonathan denn gegen den Theo hat

Ja, das haben einige auch so gesehen. Da ist auf jeden Fall was dran. Aber was du schreibst, bietet ja vielleicht schon einen Lösungsansatz.

Was ist an dem Jonathan dran, dass er so sein will wie der?
Aber welche Scheißidee bringt ihn dazu, ausgerechnet wie Jonathan sein zu wollen? Das finde ich einen sehr spannenden Gedanken. Leider bist du dem nicht weiter nachgegangen. So weiß man nicht, misst er sich an seinem härtesten Gegner?

Ich sehe das so, dass Jonathan für Theo ein Ideal ist. Der wird von allen gefeiert und schießt meistens die Tore. Wenn Theo ihn mit sich selbst vergleicht, fühlt er sich wie eine labbrige Wurst. Für mich ist klar, dass er so sein will wie er.
Aber so richtig rausgearbeitet, gebe ich dir recht, hab ich das noch nicht.

Da sehe ich das erste gute Potential, die Geschichte auszubauen, und werde das auch versuchen. So ein, zwei Absätze könnte es dazu schon noch geben.
Vielen Dank, dass du das so rausgearbeitet hast.

Wieso denn bei sich zu Hause? Was ist da los? Ist Peter der große Bruder von Jonathan? Hä? Oder gar sein Vater?

Ja, er ist sein Vater.

Das muss ja, je nachdem, was Vater und Sohn für ein Verhältnis haben, haben, für den J. eine arge Enttäuschung sein, wenn nicht er Kapitän sein kann und darf. Und dann kriegt er auch noch die gelbe Karte.
was ihm die Anerkennung der anderen bringt, das ist für J. möglicherweise der Beweis, dass sein Vater ihn nicht genügend schätzt?

Und das bietet auch nochmal Potential für eine Erweiterung. Auch hierfür danke! Ich sehe die Beziehung zwischen Peter und Jonathan so: Peter ist duldsam, fast ein bisschen teilnahmslos gegenüber Jonathan. Genau das reizt J.. Er will seinen Vater aus der Reserve locken, kämpft ehrgeizig um dessen Aufmerksamkeit. Das ist aber nicht nur Peters Schuld, sondern auch einfach Jonathans Charakter. Klar könnte Peter mehr auf das Bedürfnis seines Jungen eingehen, aber das ist eben auch entsprechend groß. J. will einfach immer im Mittelpunkt stehen. Jede Aufmerksamkeit die zum Beispiel Theo bekommt (teilweise nur zum Schutz vor J.), triggert seine Eifersucht. Trotzdem ändert Peter sein Verhalten nicht; vielleicht auch, weil er sich nicht traut, seinem Sohn Paroli zu bieten. Klar rastet er in der Situation auch mal kurz aus. Der Sohn verprügelt da aber auch vor seiner Nase einen Jungen aus der Mannschaft für den er Aufsichtspflicht trägt. Die gelbe Karte und Theos Erstaunen darüber sollten zum Ausdruck bringen, wie 'mild' Peter das dennoch bestraft. Auch das schon zuvor Jonathans Fouls nicht gepfiffen werden. Eine gelbe Karte ist ein Witz gegen das, was Jonathan gemacht hat.

Ich schaue mal, wie ich das noch etwas herausschälen kann. Vielen Dank für den Hinweis.

Ein Zeichen der Abwertung, des Entzugs der väterlichen Akzeptanz. Das ist richtig tragisch. Ich verstehe nicht, warum du das so knapp in den Text hineinsprühst, ich hätte das glatt überlesen können

das will ich natürlich nicht. Es sollte nicht kryptisch sein. Dann muss ich das, wie gesagt, nochmal rausarbeiten. Natürlich will ich kein großes Drama draus machen. Aber das meinst du ja, glaube ich, auch nicht.

Also ich finde, du hast hier eine echt coole Angel ausgelegt, den Mobber aus der schwarzen Ecke rauszuholen. Ihn mit seinen Berweggründen ein bisschen mehr in den Vordergrund zu rücken

Ja, da ist eine gute Orientierung für die Überarbeitung.

sondern ein echtes Dilemma aufzubauen

das, denke ich, muss dann durch eventuelle Änderungen von selbst entstehen. Oder Theo muss doch noch ein bisschen mehr Selbstreflexion bekommen.

Vielen Dank, Novak, für deinen tollen Kommentar. Und schreib bitte wieder Texte. Es muss doch mal ein, zwei Tage geben, wo das möglich ist.

Lieben Gruß
Carlo

Wird fortgesetzt ...

 

Liebe alle,

vielen Dank nochmal für die ganzen Verbesserungsvorschläge. Ich habe jetzt gewisse Stellen überarbeitet und freue mich natürlich, falls jemand Lust hat, da einen Blick drauf zu werfen. Zu den einzelnen Punkten:

Gewundert hat es mich, dass er in der Klo-Szene so verschlossen ist. Ausgerechnet hier, wo er eine schlimme Demütigung erfährt, reagiert er fast kalt und abgebrüht. Macht sich sauber und gut ist´s. Das empfinde ich der Situation nicht angemessen, da hätte er gerne eine Regung zeigen dürfen.

ist jetzt nur ein Satz Unterschied, aber ich finde, der macht was. Vielen Dank für den Hinweis. Ist ein schönes Detail, dass ich gerne reingearbeitet habe.

Ich finde, man darf es sich in diesen Dingen nicht zu leicht machen und derartige Konflikte so darstellen, als wären sie quasi Teil der menschlichen Natur.

Es müsste, vor allem durch Novaks, Flieges und Wieselmaus Zutun, das Spezielle am Konflikt jetzt etwas deutlicher hervortreten. Vor allem bei der Frage, um was es Jonathan geht, aber auch was die Motivation Theos betrifft, warum er ihn hasst und sich gleichzeitig wünscht, er zu sein.

und was genau? das ist mir zu unpräzise

habe ich rausgenommen. Das ist zwar in der Regel ein bisschen lazy, ich könnte es ja auch überarbeiten. Aber bei so kleinen Stellen, ist es für mich erfahrungsgemäß am sinnvollsten. Außerdem war das ja auch in gewisser Weise überflüssig geworden.

Ich fände den Schluss ohne die letzten beiden Sätze noch stärker.

Die sind raus. Danke dir sehr für den Hinweis! Novak hat das ja nochmal bekräftigt und ihr habt mich da überzeugt. Mir ist sogar noch eine kleine Wendung (letzter Satz) eingefallen.

Trotzdem hab ich mit dem Text auch zwei Probleme. Das eine ist das Ende.

s. ein Zitat weiter oben. Habe ich geändert und einen neuen Nebensatz.

Aber welche Scheißidee bringt ihn dazu, ausgerechnet wie Jonathan sein zu wollen? Das finde ich einen sehr spannenden Gedanken. Leider bist du dem nicht weiter nachgegangen.

Habe ich jetzt deutlicher mit drin. Hat tatsächlich nicht mal einen Absatz gebraucht. Aber ich denke, das sollte jetzt deutlicher sein. Tatsächlich, finde ich, hat es die Story noch etwas mehrschichtiger gemacht. Vor allem im Zusammenspiel mit Jonathans Beweggründen, die ich auch noch etwas herausgearbeitet habe. Ich glaube, Theo büßt jetzt minimal Sympathiepunkte ein, dafür wird Jonathans Motiv deutlicher und der Konflikt ambivalenter.

Wieso denn bei sich zu Hause? Was ist da los? Ist Peter der große Bruder von Jonathan? Hä? Oder gar sein Vater?

Hier war ich mir sehr unschlüssig. Ich möchte nicht, dass jede Info auf dem Präsentierteller serviert wird, aber ich will auch kein Rätselraten veranstalten. Dass Fliege und du euch darüber nicht sicher wart und deswegen m. E. einen wichtigen Punkt dieser Story beinahe verpasst hättet, hat mich aber überzeugt, das eindeutiger zu machen, auch auf die Gefahr hin Zigga den Leckerbissen eines gut verpackten Hinweises zu rauben. Dafür ist die Sache gesamt betrachtet zu wichtig. Es hat sich dadurch aber ein Problem ergeben. Mit der Lösung bin ich halbwegs zufrieden, aber vielleicht denkst du ja, das müsste anders:

Bei allem Hass, Jonathan war der beste Spieler in meinem Alter, den ich kannte. Es gab einen Grund, warum alle ihn liebten, und das war nicht, dass er der Sohn des Trainers war.

Peter kam zu mir. Ohne mich anzusehen, hielt er mir die weiße Kapitänsbinde hin.
Ich wollte etwas sagen, aber es fiel mir nichts ein.
»Dann spiel’ ich nicht mit«, hörte ich Jonathan maulen. Peter ging nicht darauf ein.
Ob er ihn auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?

Das ist die aktuelle Version. Ich habe beide Hinweise da gelassen. Beim zweiten Hinweis habe ich das Wort 'wohl' gestrichen (... ob er ihn wohl auch ...). Es ist natürlich die Frage, ob durch den deutlichen Hinweis der zweite überflüssig oder sogar zu aufdringlich wird. Ich denke jedoch, dass das eine schöne Frage ist, die Theo sich da stellt, und dass sie den Konflikt zwischen Jonathan und seinem Vater auch überhaupt erst richtig auf den Tisch bringt. Außerdem hängt die Offenbarung, dass Peter sein Vater ist, sonst etwas in der Luft.

Ein Zeichen der Abwertung, des Entzugs der väterlichen Akzeptanz. Das ist richtig tragisch. Ich verstehe nicht, warum du das so knapp in den Text hineinsprühst, ich hätte das glatt überlesen können. Vielleicht ist J total eifersüchtig auf den Theo, weil sein Vater den Theo mag?

Den Konflikt Jonathans habe ich an einer anderen Stelle einfließen lassen. Ich zitiere die zwei Stellen mal, weil du ja wirklich schon so genug um die Ohren hast :lol: die erste ist prinzipiell dieselbe Stelle wie oben, aber nochmal mit ein bisschen Fleisch vorne dran; glaube, dass das im Kontext bewertet werden muss, ob das passt:

einen Moment lang passierte fast nichts. Im Hintergrund rauschte die Autobahn und von irgendwoher roch es nach frischem Toast.
Ich sah zu Jonathan, der unsere Gegner musterte, als würde er sich jeden einzeln einprägen. Bei allem Hass, Jonathan war der beste Spieler in meinem Alter, den ich kannte. Es gab einen Grund, warum alle ihn liebten, und das war nicht, dass er der Sohn des Trainers war.

und zweite Stelle:

»Warum kämpfen wir?!«
»Weil wir siegen wollen!«
»Sieg!«, schrien wir alle zusammen.

Als der Kranz sich löste, traf mich Jonathans Blick; für eine Sekunde glaubte ich zu wissen, was er dachte. Dass Peter mich ihm vorgezogen hatte und dass er es nur getan hatte, um ihn zu kränken. Es war ein bitterer Triumph, aber den kostete ich gerne aus.

Ich fühlte mich bereit, hatte keine Angst mehr.

Da hat Novak aber etwas in deinem Text aufgespürt, was mir echt total abgegangen ist, weil dieses Vaterding ja nur so am Rande erwähnt wird und man sich eher fragt, ist das jetzt der Vater?

Danke, dass du dich nochmal zu Wort gemeldet hast, Fliege :), das hat mir den Kick gegeben, es nochmal zu überarbeiten. Ich habe dazu eigentlich schon alles an Novak geschrieben. Kannst ja mal reinschauen.

Würde ja gar nicht so viel mehr Zeilen ausmachen, es deutlicher hervorzuheben

Es hat einen Halbsatz gekostet :lol: und es nicht mal klar, ob es die zweite Anmerkung jetzt noch braucht.

Also danke dir.

Da hat Novak Dir einen echten Bilderbuchpass zugespielt.

hehe, das stimmt.

Da sind ja zwei Väter im Spiel.

Auch dir ein Dankeschön, dass du nochmal vorbeigeschaut hast und gleich mit so einem guten Hinweis. Das stimmt. Das ist eine Parallele, die ich selbst nicht ganz realisiert habe, aber die da auf JEDEN Fall mit drin steckt. Als ich das Ende überarbeitet habe, ist mir ein kleiner Nebensatz eingefallen, der jetzt den Schluss der Geschichte ausmacht und in gewisser Weise auch ein Resultat aus deiner Feststellung ist. Danke sehr!

Carlo, du musst unbedingt an der Geschichte dran bleiben

Das ist lieb.
Bis dann

 

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