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Freier Fall

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22.10.2011
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Freier Fall

Gonna free fall out into nothin'
Gonna leave this world for a while
Tom Petty


Wie viel Zeit braucht man, um den freien Fall zu erreichen? Mir genügte ein Satz. Gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand. Dann splitterten meine Gedanken.

In der Wohnung will ich nicht bleiben, da steht der Mann mit den Worten, die mich stürzen ließen.
Auf der Straße greife ich an die Wand eines Hauses, streiche über rauen Putz und fühle die Brüchigkeit der Mauer. Mein Blick wandert hinauf zu Balkonen, an denen Fahnen hängen. Was wohl passiert, wenn sich einer der Töpfe löst? Das Gefühl, alles hören zu können, selbst das Flüstern des Mannes hinter mir, der sich über die Hausschuhe an meinen Füßen wundert, wird immer stärker. Nur wenn man ganz schnell geht, entkommt man dem Hören und Wispern. Menschen schwanken mir entgegen, ich will sie stützen, gehe auf sie zu, bis ich an ihren Gesichtern merke, dass ich es bin, die schwankt.
Ich zähle Türen und Fenster, verspreche mir, wenn zehn und dreißig aufeinanderträfen, kehrte ich um, riefe an, verabredete mich mit irgendeinem, mit dem ersten besten, der Zeit hat.
Das sechzehnte Fenster gehört zur zehnten Tür. Es sind die Fensterfluchten, die mich genarrt haben. Auslagen voller Menschen, die vom freien Fall nichts wissen. Davor Stuhlreihen und Tische, Augen, die mich mustern und verfolgen, während ich an ihnen vorbeiziehe. Die zehnte Tür steht offen. Keine Fensterflucht, nur eine kleine Kneipe mit einem Raucherabteil und Musik.

Das Innere ist dunkel, ein paar Tische formen ein Fünfeck, nur einer ist besetzt. Vom Raucherzimmer schwappen Laute herüber, lösen sich auf, bevor die Worte mich erreichen. Die Wände sind mit Bierdeckeln tapeziert. Linie an Linie, rund, rot und weiß, vereint sich zu einem Muster, dessen Sinn mir verschlossen bleibt. Ich setze mich an einen Tisch, fahre mit den Händen über die narbige Holzplatte, bis der Wirt mir etwas zu trinken bringt und ein Stück Papier. Bleistiftkringel entstehen darauf, als kopierten die Wände sich selbst, Linie an Linie folgt, wird zu Ecken, Tischen, Türen, schnell und schneller. Nur so erfasse ich den Sinn des Falls, ich muss ihn zeichnen. Und dann ist es gewiss: Ich bin allein. Wie heißt es in einem Gedicht? „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ Manchmal lebt man ein Gedicht. Nur dass Rilke sich geirrt hat, es ist nicht Herbst, wenn der freie Fall kommt, es ist Sommer.

Ich nippe an meinem Bier und zähle die Tropfen, die an dem Glas hinabrinnen. Immer nur an das denken, was man sieht und hört, wenn man stürzt, sonst nichts. Und niemals in den Abgrund schauen. Halt dich fest an dem, was du siehst, auch wenn es ein Tropfen ist. Ich muss lachen, als ich mir vorstelle, wie unsinnig es ist, sich ausgerechnet daran festzuhalten. Dennoch zeichne ich es. Eine kleine Figur, die an einem Tropfen zappelt, der aus einem Roy-Lichtenstein-Wasserhahn quillt. Mein Blick streift ängstlich den Abgrund, der unter dem Strichmännchen wartet, nur nicht hineinschauen, huscht weiter, ahnt ein Netz von Linien, sie müssen nur gezeichnet werden. Strich an Strich, eine Rundung mit der Andeutung einer Halsbeuge und immer wieder Linien, dicht an dicht. Lass ihn warten, den Abgrund, zeichne das Netz, es fängt dich auf, rettet dich vor dem freien Fall. Bis ich sehe, was ich wirklich gemalt habe. Kein Netz, sondern die Kleidung des Mannes am Nebentisch.
Es ist warm, doch er trägt einen Fellmantel. Ich bin froh, dass er unpassend gekleidet ist, das lenkt mich ab von meinen Hausschuhen. Ab und an begegnet mir das Oval eines braunen Auges hinter meinen Linien. Starre ich das Auge an oder das Auge mich? Immer wieder streunt mein Blick zu dem Fellmantel hin, als wäre es möglich die Haare des Mantels zu zählen und zu zeichnen, Tausende feiner, dunkler Härchen mit blonden Spitzen. Irgendwann steht der Mann auf. Ein langer Fingernagel mit einem lilafarbenen Rund tippt auf meinen Zettel, fährt eine Linie nach. Wie weibisch denke ich, ein lackierter Fingernagel bei einem Mann.
„Sie sehen ihn?“, fragt er. Seine Stimme klingt sanft.
„Was meinen Sie, Ihren Fingernagel oder den Pelzmantel?“
„Den Mantel, nur wenige sehen ihn. Und die folgen mir.“
„Idiot“, sage ich leise, „sieht man mir die Einsamkeit so an?“ Doch dann blicke ich auf den Bleistiftstumpf, zahle und gehe ihm hinterher. Alles ist besser, als zuhause zu sein, wo der Mann mit den Erklärungen die Koffer packt.
Es hat geregnet. Dunstschleier kriechen vom Pflaster, verhüllen die Beine des Mannes, es ist, als folge man einem schwebenden Mantel. Vor einem alten Haus hält er und verschwindet darin. Mein Finger sondiert die Namen auf den Klingeln, nur ein alter Reflex, bevor ich eintrete. Die Tür zu seiner Wohnung ist geöffnet, über einem Stuhl hängt sein Mantel.
„Warum tragen Sie dieses Fell, es passt nicht zum Sommer.“ Meine Stimme fühlt sich fremd an, als hätte sie eine Schwingung zu viel.
„Er macht mich interessant, die Frauen folgen ihm wie einem vertrauten Geruch.“ Er schnaubt. Soll das Lachen sein? Es klingt wie eine Übung. Ich greife in meine Hosentasche und suche nach einem neuen Stift, mit dem man dieses Lachen bannen kann.
„Ich hatte nicht viele Gründe zur Freude in letzter Zeit. Wollen Sie sich nicht setzen? Ihre Jacke ablegen? Etwas trinken? Oder brauchen Sie Trost? So wie ich?“
Noch jemand, dem es geht wie mir, denke ich, und lege den Stift auf einen Tisch. Mein Blick flattert zur Eingangstür, gleitet wieder zurück.
„Setzen Sie sich. Was haben Sie zu verlieren? Was spricht gegen Wärme in einer Nacht, die trostlos ist? Ich sehe es Ihnen an. Wissen Sie nicht, wer ich bin?“
„Doch. Der Mann mit dem Fell“, ich lache, „Sie gehören in den Zoo.“
Er gießt mir ein Glas ein, eine honigfarbene Flüssigkeit, nickt mir zu. „Auf den Trost“, sagt er, „und auf die, die ihn suchen.“ Ich höre ihn, die Traurigkeit, die in seiner Stimme vibriert, und nippe an dem Glas, schmecke süßen, schweren Portwein mit einer leichten Zimtnote.

Dann reicht er mir den Mantel. „Fühl“, sagt er. „Nur wenige sehen ihn. Fühl den weichen Pelz. Er schützt und tröstet. Fühl nur.“
Der Mantel erhebt sich vor mir wie ein fedriger Vorhang. Erst habe ich Angst, groß ist er, dunkel, doch dann fass ich vorsichtig in das zarte Fell, erforsche Härchen um Härchen, taste und spüre die goldenen Spitzen, zeichne den Flaum mit meinen Fingern, es ist viel besser, als auf Papier zu malen, ergründe die Fasern, bis sie verschwimmen und ganz leise eine Stimme erklingt. Ich kann sie nicht zuordnen, doch sie wärmt wie die Suppe, die man als Kind bekam, wenn man krank war. Dann erkenne ich sie. Das ist meine Großmutter, wenn sie ein Lied für mich sang.
Langsam komme ich zu mir, erwache wie aus einem Traum. „Wie kann das sein?“, frage ich. „Es ist wunderschön.“
„Es ist der Mantel, er führt uns zurück in die Kindheit, lässt uns das Leid der Erwachsenen vergessen, sogar die Einsamkeit. Du spürst sie nicht mehr. Probiere nur, schlüpf hinein. Er tröstet dich.“ Der Mann erhebt sich, in den Händen den Mantel wie eine Opfergabe. Ich öffne meine Arme, will ihn überstreifen, doch dann zögere ich. Warum habe ich meine Großmutter nur gehört? Warum habe ich sie nicht gesehen? Oder gerochen? Sie roch immer so gut nach Geißblatt und Birnen. Und was wird der Mann für den Trost wollen? Er kennt mich doch nicht einmal. „Ich will nur einen Kuss“, wispert der Mann, „mehr nicht, schlüpf nur hinein, dann wirst du alles spüren und sehen, sogar riechen.“ Wieso liest er meine Gedanken? Oder habe ich laut gesprochen? Dann spüre ich seine Lippen. Warm und weich. Ich falle, doch da sind Arme, die mich umschließen, Beine, die mich umklammern. Meine Haut wird kühl, ein Gesicht taucht auf, verschwimmt, wird zu dem Gesicht des Mannes, den ich liebe, dann zu einem anderen, das für immer gegangen ist, verwandelt sich erneut. Es war nur ein Traum, ein ganz schlimmer Alptraum, sie sind alle da, hier bei mir, die Verlorengeglaubten, bin nicht allein, nie mehr. Ich dränge mich an den Körper über mir, presse meine Hände auf seinen Rücken, will ihn in mich ziehen, einsaugen. Doch dann verwandelt sich das Gesicht erneut, wird wieder zu dem des Mannes mit dem Fellmantel. Seine Augen schauen auf mich herab, zwei Tunnel, in denen Lichtpunkte zucken.

Über die Ebene läuft ein Mann. Um seine Schultern liegt ein Mantel aus weichem, dunklen Fell. Er schützt ihn vor den Winden, die aus den Abgründen nach oben jagen. Der Mann rennt, er sucht jemanden, den er trösten, dem er das Leid süßen kann.

„Du darfst ihn tragen“, sagt er, „denn du hast den Mantel gesehen, nur wenigen ist das vergönnt. Schlüpf hinein, und du wirst nie wieder Leid spüren.“ Der Mann gießt mir ein neues Glas ein, ich trinke rasch. Ein zweites, drittes. Der süße Zimtgeschmack berauscht. Vorsichtig fahre ich mit dem rechten Zeigefinger an dem Ärmel des Mantels entlang, gleite hinein. Ich schaue auf meine fingerlos gewordene Hand, taste weiter, bis sie verschwunden ist. Das Innere ist glatt und kühl, feine Rillen entfalten sich unter meinem Tasten, richten sich auf zu zarten Fäden. Wie eine zweite Haar-Schicht schimmern sie durch die Oberseite des Mantels hindurch. Dazwischen pulst ein rosiger Widerschein, meine Hand, die sich von den schwarzblonden Härchen abhebt. Sie kitzeln, wenn man darüber streicht. Dann werden sie blass, als würden sie in meine Haut dringen, verschwimmen zu einer wolkigen Farblandschaft, aus der allmählich die Kontur eines Kindes wächst. Dunkelrote Zöpfchen, eine Zahnlücke. Mein Knie ist aufgeschlagen, ich weine, eine Stimme ruft nach mir, zwei tröstende Arme umfangen mich. Ich versinke in einem weichen Schoß, sehe eine Schürze mit dunkelblauen Streifen. Ein Lied erklingt: „Habt ihr nicht unser kleines Mädelchen gesehn, es ist uns weggelaufen, schon lang, lang ist´s her. Lang ist´s her.“ Ich sehe mich selbst mit lachendem Gesicht und dicken Beinchen, um meine Füße rascheln Blätter. Das Knie ist verheilt. Ich will meine Großmutter in die Arme nehmen, will ihre Schürze riechen, in deren Taschen Birnen stecken, doch ich höre nur ihre Stimme, sehe ihr glattes Gesicht. Warum rieche ich sie nicht, wo sind ihre Falten? Es ist ja sonst nicht meine Oma. Mit der linken Hand taste ich nach meinem Bleistift, ich muss die Linien in ihrem Gesicht malen, unbedingt, vielleicht rieche ich die Oma dann. Es ist nur mit der linken Hand, aber für Lachfalten wird es reichen. Und für Birnengeruch. Man muss es nur auf das Papier bringen, dann wird alles gut. Doch der Stift in meiner Hand fühlt sich ungelenk an, die Linien verbiegen zu einem krakeligen Gewirr.
Meine rechte Hand ist wieder frei und schmerzt. Wie aus einem Nebel taucht das Gesicht des Mannes vor mir auf. Es ist verzerrt, schweißgebadet. Ich frage mich, warum er den Mantel nicht selbst behält, wenn er doch so gut tröstet, warum er ihn unbedingt loswerden will? Ein Tropfen rinnt über sein Gesicht, benetzt die zarte Linie des Halses, sickert hinab auf seine Brust, stockt und perlt an einem Haar entlang. Ich muss an den Comic-Tropfen denken, der noch irgendwo auf einem Blatt sein muss, dann sehe ich, dass das Haar eine helle Spitze hat.

Vor vielen Jahren, als er noch nicht über die Ebenen lief, da liebte er ein Mädchen, denn ihr Haar war hell wie Bernstein und roch nach Zimt und Feigen. Er streichelte es oft zum Troste, denn ihre Mutter war eine böse Zauberin, die ihr Kind schlug. Sein Streicheln linderte den Schmerz des Mädchens, nicht nur den ihres Geistes, sondern auch den ihres Leibes, denn er bockte sie auf, dass sie vor Lust schrie und ihre harte Mutter vergaß. Und ihrer beider Haar lag so dicht beieinander, dass es aussah wie ein einziges Haupt aus dunkelhellen Flechten. Doch eines Tages, als die Zauberin, entdeckte, wie sich die Haare ihrer Tochter mit denen des Mannes mischten und Strähne dicht an Strähne lag, da verdammte sie ihn. Sie nahm ihm seinen Namen, verurteilte ihn dazu, dass er am ganzen Körper von Haaren bedeckt werde, dass er daraus einen Mantel schüfe und auf immer damit trösten müsse. Erst dann werde er erlöst von dem Mantel und dem Haar, wenn er genügend fände, die den Mantel des Trostes tragen wollten. Und sie verfluchte ihn, dass sein Trost süß sei, süß und schal und weder Bitterkeit, noch Schärfe oder Salz kenne. Nur Süße.

Er sieht krank aus, flehend, doch ich wende mich ab, kann ihm nicht helfen, will es nicht. An der Tür hat der Mann mich eingeholt. „Ich habe noch nicht einmal einen Namen“, bittet er. „Hilf mir, wenn ich dich schon nicht trösten darf!“ Ich zögere. Namenlos zu sein, das quält, so sehr wie Einsamkeit.
Seine Hände umschließen mein Gesicht, meinen Hals. Sein Blick ist wie ein Tunnel, der mich in ein barmherziges Dunkel führt. „Wir könnten uns trösten“, sagt der Blick. Doch ich will keinen Mantel tragen, in dem die Haut meiner Großmutter glatt ist. Oder doch? Einsamkeit wiegt schwer, und man spürt ihr wahres Gewicht erst dann, wenn sie bleibt. So kalt und bitter ist sie wie der Fallwind. Wie leicht wäre das, Trost, wann immer ich ihn brauche, in diesem schwarzen Pelz. „Bist du es? Bist du der freie Fall?“, flüstere ich und tauche durch den Kranz seiner Iris hinein in die Schwärze seiner Augen. Das Dunkel darin bewegt sich, fällt zusammen und bläht sich auf. Ein Blasebalg gefüllt mit Trilliarden lebender Organismen, die dicht an dicht die Dunkelheit besiedeln, zarte Haare, die in einem gemeinsamen Rhythmus atmen. Ich greife meinen Bleistift, doch zeichnen, das geht nicht mehr, kann mich nur an den rauen Kanten des Stifts stützen und hoffen, dass er von allein weiß, was zu tun ist. Als ich ihn packe, meinen Halt im Dunkel, so fest, dass sich das Holz in meine Haut bohrt, da weiß ich, dass die Haare dieses Felles mich ersticken werden, wenn sie trösten. Und dann sehe ich sie wieder, die kleine, zappelnde Figur an dem gläsernen Tropfen, der aus dem Comic-Wasserhahn rinnt. Was für ein jämmerlicher Halt, denke ich, blicke in den Abgrund und lasse los.

Etwas kracht. In meiner Hand ist der Stift, er ist blutig. Auf dem Boden liegt das Glas, das ich vorhin in der Hand gehalten habe. Zerbrochen. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit verfärbt sich zu einer schmutziggrauen Lache, die in den Fellmantel sickert.
Der Mann hat losgelassen, an seinem Mundwinkel hängt ein Tropfen, rot ist er und er rinnt ganz langsam. „Tropfen sind wirklich kein guter Halt, wenn man fällt“, sage ich, nehme meine Jacke und gehe.

***​

Wieder sitze ich an einem narbigen Tisch. Flecken darauf bilden Muster, ich fahre sie mit dem Zeigefinger nach, um sie zu erforschen, blicke auf die Haut meiner Hand, die mit Wundmalen übersät ist. Wenn man genau hinschaut, sieht man in den Wülsten kleine Haarbälge, aus denen Härchen sprießen. Die Kellnerin bringt Kaffee und stellt ihn neben das Papier, das vor mir liegt. Ein Blatt voller Linien. Dicht an dicht. Wie die Haare eines Fells.

 
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Hallo, lieber fvg,


Zunächst einmal, du hast was geändert an der Geschichte, oder? Gekürzt?
Gekugelt hab ich mich ja schon.
Die Poetry Slam Version hätte ich gerne kennen gelernt, so muss sie leider eine Halluzination bleiben. Wahrscheinlich hat der Mann mit dem Fell rumgespukt. Dass hier die Geschichten lebendig werden und sich selbst verändern, das ist tatsächlich fatal und sollte uns schwer zu denken geben. Also geraucht hin oder her oder sonstige Gedächtnisverluste, ich glaub wirklich, der Kerl mit dem Fall wars.

Es hat mich total gefreut, dass ich dich mit der Geschichte erreicht habe, und dass sie dir gut gefiel.
Verblüfft war ich von deiner Deutung. Was wirklich Spaß macht, das ist, dass sich jeder so seine persönliche Interpretation rauspickt, du hast schon völlig Recht, ich habe es auch so gemeint, aber man merkt dann doch, dass
du dann doch einen Blickwinkel reinbringst, den ich so nicht im Auge hatte, das Vergiften, aber es passt sehr gut. Toll fand ich auch, dass du sozusagen die fehlende Sinnlichkeit dieser eigenartigen Tröstung gut gefunden hast.

Die tröstenden Bilder des Mantels einer rein süßen Vergangenheit entpuppen sich im Endeffekt auch nur als ein "Sack voller Gespenster", denen die Prot Leben einhauchen will, was ihr aber nicht gelingt. Sie hat zwar die Bilder, die Berührungen, Gerüche etc., nach denen sie sich sehnt (das Gerüst aus Fleisch und Blut sozusagen), kommen aber nicht zurück - eine Erkenntnis, die alles nur umso trauriger macht, und ganz bestimmt nichts wäre, an dem man sich festhalten kann beim freien Fall.
Schlimmer noch: Die Erinnerungen an die süße Vergangenheit mit der Erkenntnis, dass sie nicht mehr zum Leben erwacht, verstärken nur noch die Einsamkeit.

Ja, ich bin sehr stolz auf dein Lob, es hat mir Spaß gemacht, die Geschichte zu schreiben, es ist klasse, wenn sie so ankommt, wie sie gemeint war.
Dank für deine Überlegungen, das Reingehen in die Geschichte und das Mirdenken und Interpretieren.

Viele liebe Grüße und bis bald
Novak


Hallo, lieber Friedel,
das ist schön, mal wieder ein echter Friedel-Kommentar. Zum Freuen, Kichern und zum Nachdenken.

Nun, eine erste, heute noch gültige physikalisch korrekte Antwort wurde schon von Galilei gegeben, aber bevor Newton sich ins Geschehen einmische, wollen wir uns dem Kern zuwenden, bevor ich noch beweise, dass es nicht länger dauert als zu stolpern

Ja so ist das, da war man in Physik, Chemie und Mathe leider immer ein garnierter Vollpfosten und guckt einmal in Wikipedia nach, damit man nur ja nichts falsch macht, und schon macht man es falscher als falsch. Lieber Friedel, ich danke dir für deine Diskretion mit meiner physikalischen Unbedarftheit, andere waren leider nicht so diskret, so schlummere ich nicht länger in seliger Fallungewissheit vor mich hin, sondern kann den wunderschönen ersten Satz umstellen. Jetzt hab ich den Salat und den Fall dazu.

Das Rilke-Gedicht ist wahnsinnig gut. Findest du nicht auch? Auch wenn Rilke ein bisschen assoziativ herhalten musste für die linksgewendete Prosa. Klingt fast wie eine Waschanleitung. Da fällt mir übrigens der mobile Trockner ein, den du mir noch schuldig bist. Jetzt kann ich ja immer mit meinem persönlichen Bodyguard drohen, dem Mann im Fell. :D

Aber, wie ich finde, es ist in & trotz aller Kürze ein verdammt starkes Stück auf dem Weg zum totalen Kunstwerk mit literarischen Mitteln (ich nenn’s mal, wir kennen uns jetzt lang und leichtfertig genug, Kalligraphie) –
wenn man so will, sogar als ein Kammerstück für zwei Personen, alles andere wären nur Statisten, der Verflossene wie das Fußvolk und in der Kneipe das Publikum.

Dein Lob bedeutet mir sehr sehr viel, besonders weil ich zwischendrin doch etwas verunsichert war und die Geschichte fast schon kicken wollte, ich Blödel. Und wieder war ich übrigens total verblüfft über die Interpretationen, die jeder sich ersonnen hat.
Das Kammerstück mit dem Schädel der Icherzählerin als der Kammer, in der sich alles abspielt, das hat mir sehr gefallen.


Bissken von Seele Nr. 9, ach in meiner Brust! Erschreckend wenig ...

Also lieber Friedel, hab dir schon mal angeboten, ein paar fehlende Kommata einzubauen. Wenn du sie alle findest, schicke ich den mobilen Wäschetrockner auch nicht zurück.

Was wohl passiert, wenn sich einer der Töpfe löst?
¿Wäre hier nicht in & bei aller „Frag-„würdigkeit der Konjunktiv besser als der Indikativ angebracht? (...)
Oder gar das schlichte Futur
Es ist komisch, ich kann es dir nicht beweisen, aber für mein Gefühl passt hier weder KII noch Futur. Letzreres ist mir oft unangenehm, weil sich dann noch ein Hilfsverb reinfriemelt. Und statt des Futur kann/darf man ja das Präsens verwenden. Also hier klänge (!) der KII nicht wie Franzose durch die Nase, dieses von Quinn ersonnene Bild hat es mir einfach angetan, aber es will mir einfach nicht passen.

…, verspreche mir, wenn zehn und dreißig aufeinanderträfen, kehrte ich um, riefe an, verabredete mich mit irgendeinem, mit dem ersten besten, der Zeit hat.
Da müsste nun konsequenterweise der Konj. II auch am Ende zu finden sein …

Ja, du hast grammatikalisch völlig Recht. Ich hab mich einfach darüber hinweggesetzt, es klang für mich besser, wenn ich so tue, als wäre das eine reale Überlegung. Kanns dir wieder nicht erklären. Find es trotzdem besser.

Das Komma ist eingefügt.

Und dass du das alte Lied kennst. Woher stammt das verflucht nochmal. Ich fand es schon immer irgendwie unheimlich. Und was bitteschön stammt von dir und was von anderen? Das fragt sich die arme verwirrte Novak.

Vielen Dank für deinen Kommentar, deine Hilfe, deine Gedanken, dein Lob, deine Wertschätzung. Wie immer einfach.
Viele liebe Grüße von der Novak

 
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Das freut mich, dass es Dich freut,

liebe Novak - ich hoff, dass Du wieder wohl auf bist -

ja, so bin ich halt in aller Unbescheidenheit bescheiden.

Klar, ist der Rilke Text in seinen neun Zeilen wahnsinnig. Aber hat auch noch ein Gutes, dass Du darauf eingehst, da musst ich mir meinen eigenen Senf noch mal unter die Nase halten: ich hab den Rilke gar nicht zitiert und die Verse, die drin auftauchen, sind alle von Friedchen.

Natürlich ist die deutsche Sprache mehr als das, was in meinen kleinen Kopf reinpasst und manchmal halt rausquillt zum Luftschnappen. Nee, das mit Konjunktiv und Futut und dass das F. auch schon mal als Präsent daherkommt geht doch okidokey.

Solange der mobile Wäschetrockner Kellerscher Bauart nicht missbraucht wird, darf er gerne bei Dir bleiben.

Und dass du das alte Lied kennst. Woher stammt das verflucht nochmal.
Das Original kommt aus dem Dreißigjährigen Krieg und Are-Efen - weiß nun nicht, ob Du noch von ihr hier vor Ort lesen konntest - hatte eine Geschichte aus Pommern im letzten Dr. J. Krieg (1914 - 1945) geschrieben. Und genau daher kommt das Original ("Maikäfer flieg ...", 17. Jh.). Die Strophe, die hier auftaucht, tauchte auch - bevor ich den Lewis-Carroll-Koller bekam) in der Kakophonie auf ....

So, jetzt wünsch ich noch ein schönes Wochenende!

Bis bald

Friedel

 

Hallo lieber Jimmy,

dein Lob hat mir sehr viel bedeutet, zumal ich deine düsteren Geschichten ja sehr mag. Wenn jemand eine Art von Geschichten schreibt, die man sehr schätzt, dann ist dessen Lob allein vom Geschmack her schon toll.

Über manche deiner Urteile bin ich direkt rot geworden, vor Freude, gerade, was dein Urteil über die Sprache angeht, zumal ich ja hier Neues ausprobiert hatte. Und gerade, dass du die Sprache nicht als Selbstzweck angesehen hast, das war für mich sehr wichtig.

Also, du hast das alles sehr haptisch verfasst, den Mantel und diesen Portwein, den konnte ich fühlen und schmecken, das ist alles sehr organisch, fast wie in einem Klartraum, luzide.
Sapperment, das klingt eht gut!

Interessant fand ich, dass du den Fellmann als den eigentlichen Protagonisten angesehen hast. Er ist ja schon eine sehr merkwürdige Figur und es hat mir viel Spaß gemacht, ihn mir auszudenken. Dass er gewisse Horroranteil in sich trägt, die dann aber doch die Leichtigkeit der Ursprungsidee nicht stören, das ehrt mich als alte Horrortante natürlich ganz besonders.

Danke für alles und viele Grüße von Novak

Und hallo Mothman,

als ich sah, dass du geschrieben hattest, wurde mir ein bisschen blümerant. Eigentlich wolltest du doch freitags nicht mehr kommentieren? Ich musste damals sehr lachen. Keine Sorge, nicht bös, höchstens amüsiert. Naja, dafür, dass du von mir schon beinahe einen anderen Spitznamen gekriegt hättest (keine Sorge, ist nur ein lahmer kleiner Scherz), hast du hier doch ausgesprochen pfleglich kommentiert, zumal du so wunderbar selbstkritisch bist:

wobei, um ehrlich zu sein, ich mich zunehmend zu einem ungeduldigen Leser wandele und meine Kritik vielleicht mehr eine Frage des Geschmacks oder der Lesart ist.

Da darfst du gerne weiter kommentieren und darfst auch von mir aus gerne ungehalten sein. Ich weiß mich schon zu wehren gegen Mothmänner, wenns drauf ankommt. :D

Sagen willst Du, wie schnell die eigene Welt zerbrechen kann. Leider benutzt Du aber einen Ausdruck aus der Physik und das auch noch völlig falsch. Freier Fall bedeutet: Ein Körper wird nur von der Erdanziehung beschleunigt und von keinen weiteren Kräften.
Ja, das hatte ich tatsächlich richtig falsch verstanden und bin im Nachhinein noch schamesrötlich.
Hab schon Friedel geschrieben, dass ich in Physik ein Vollpfosten war.
Ich denke, man kann den Satz retten durch das Weglassen der Frage, wie Alaglast und Möchtegern das vorgeschlagen haben, ansonsten muss man sich ja auch klarmachen, dass es die Sichtweise der Protagonistin ist. Das ist ihre Angst, dieses Bild mit dem freien Fall, vor dem sie sich fürchtet und dem sie ausgeliefert ist. Nicht nur, dass sie ja auch ein Vollpfosten sein könnte, :D es ist ja auch so, dass die Formulierung „freier Fall“ ja auch zur allgemeinen Redensart geworden ist, die nicht supergetreu der physikalischen Gesetzmäßigkeit folgt. Aber wie gesagt, ich finde, den Satz wegzulassen, das lindert das Problem schon mal.

Redensart, das ist das Stichwort.: free fall und Tom Petty.

Solche vorangestellten Zitate wecken in mir immer das Bild, von einem kleinen Mädchen, die in der Schule Pailletten auf ihr Federmäppchen klebt, weil etwas mit Pailletten immer besser aussieht als ohne.
Zierrat ist zwar ein Hingucker, aber er kann auch schnell albern oder pompös wirken.

Mothman, Mothman, was hast du gegen kleine Mädchen mit Pailletten, egal wo sie die hinkleben?
Und warum musst du gleich Böses annehmen? Nicht um den falschen Schein geht es, mit dem man sich schmücken möchte, sondern ich offenbare hier eine Inspirations- und Stimmungsquelle. Ich gebe nicht an, sondern ich drücke damit aus, dass Musik für mich etwas sehr Wichtiges ist, Lieder/songs haben mich schon zu Texten angeregt, ich verbinde bestimmte Stimmungen mit Musik oder bestimmten Melodien und Musiktexten. Das ist etwas sehr Individuelles und ich muss dir sagen, solange es kein Verbot hier im Forum gibt, das besagt, dass man keine Eingangszitate verwenden darf, werde ich das weiter machen. Nicht immer, aber hin und wieder, wenn es eben so passt. Ok, wenn es Regel ist, dann würde ich mich daran halten, obwohl ich es höchst albern fände. Feirefiz hat mir mal beigebracht, dass es ungut ist, mitten im Text ein fremdes Zitat einzubringen, das hat mir eingeleuchtet, aber vorangestellt? Als Motto? Ne, was soll dagegen sprechen.
Du sagst selbst, du wärst über das Englisch gestolpert. Nun gut, da wird es dann weltanschaulich. Mir ist schon klar, dass die häufige Benutzung von Englisch in Europa nicht nur etwas Technisches ist, sondern auch (ohne da jetzt Diskussionen entfachen zu wollen, etwas Kulturimperialistisches hat). Aber Lieder (denk nur an den Ausdruck song) sind heutzutage nun mal sehr oft in Englisch. Das ist ein Fakt. Ich hasse bestimmte Anglizismen, wie das Sinn machen oder das nicht wirklich, aber sich auf Deutsch zu verkaprizieren in Bereichen, die häufig englischsprachig sind, dazu gehört oft auch der Medien- und Kommunikationskram, da käme es mir doch sehr komisch vor, verkrampft immer einen deutschen Ausdruck finden zu müssen.

Wenn schon so was, dann hätte mir das Rilkezitat aus der Geschichte an der Stelle besser gefallen. Tom Petty hat mir zumindest gar nichts gesagt und Englisch mag ich auch nicht immer lesen.
Das meine ich, der Tom Petty passt viel besser, außerdem ist er gut. Ich kann ihn nur empfehlen. Ne, Mothman, an dieser Stelle kommen wir leider nicht zusammen. In meiner nächsten Geschichte hab ich innen drin sogar einen englischen Songtext (von mir natürlich, kein Fremdzitat), die Geschichte handelt aber auch von einem Musiker.

Über dein Lob für bestimmte Textstellen habe ich mich sehr gefreut. Du beschreibst dann, dass die Sprache danach für dich stagniert. Das fand ich sehr interessant. Ich hatte dieses
„Vorwärts schreiben“ noch nie gehört. Würde gerne verstehen, was genau damit gemeint ist. So allgemein, wie du es erklärst hast, verstehe ich es schon, aber ich kann es auf den Text leider nicht anwenden. Ich versteh noch nicht einmal an dem von dir zitierten Satz, wo da das Stagnierende sein soll. Wenn du da noch eine Idee hast, ich würde sie echt gerne hören, denn das scheint ja was zu sein, worauf man besser ein Augenmerk hat, damit die Handlung vorwärts getrieben wird. Hab bisher immer auf Wiederholungen geguckt, das hier ist jetzt eine neue Kategorie zur Beurteilung eines Stiles für mich.

Die Hausschuhe, die hatten es mir auch angetan. Die sind so schön spießig und normal, und dann kriegen sie in der fremden Umgebung selbst etwas Eigenartiges.
Auch dass der Fellmann für dich trotz Erinnerung an Hagrid eigenständig ist, das hat mich gefreut, manchmal schleichen sich ja ganz unbewusst komische Sachen ein. Aber bei meinem Fellmann habe ich das nicht ernsthaft befürchtet.

Verwirrt hat mich dann nur, dass die Frau nicht nur im Pub sondern auch später versucht mit ihrem Bleistiftstummel Dinge zu zeichnen, zu bannen oder sonst wie festzuhalten. Das habe ich ehrlich gesagt nicht so ganz kapiert.
Die Zeichnerei ist die Art und Weise ihrer Bewältigung dieser Situation. Ohne ihn wäre sie in den Mantel geschlüpft. Sich die Welt zu erschließen mit Hilfe des Stiftes, das dürfte uns doch nicht fremd sein.:)

Deine alternativen Geschichtsenden bzw. Fortsetzungen nehme ich als Anregung, mein Schwerpunkt war wohl ein anderer, aber trotzdem gefallen mir deine Hinweise da sehr gut. Die Geschichte des Fellträgers ans Ende zu pinnen, das mag ich jetzt zwar nicht, mir erschließt sich da auch nicht der höhere Nutzen. Aber in einer Alternativgeschichte das Diabolische rauszuarbeiten, das finde ich toll. Auf diese Idee sind ja auch noch andere gekommen, da scheint echt was dran zu sein. Eine echt schöne Anregung, in diese Richtung zu schreiben. Danke dir dafür. Erinnerst du dich, du hattest mir auch mal bei einer Humorgeschichte so eine Anregung gegeben, die Plastikvorhänge aus dem Hitchcock-Film. Habs leider bisher nicht hingekriegt, aber in der Birne rumschweben tuts mir immer noch.

Danke für deine Auseinandersetzung, deine Gedanken, fürs Lesen, für die Anregungen, ich wünsch dir was, viele Grüße von Novak.


Hallo Möchtegern,
freu mich, dass du dich zu einer meiner Geschichten verirrt hast, denn wir hatten vorher ja noch nicht das Vergnügen.

Zum freien Fall kannst du in der Antwort zu Mothmans Kommentar nachlesen. Aber soviel: klar, hast Recht natürlich. Und so misszuverstehen wie ich, Mannohmann, obwohl ich nicht nur den Wikipedia-Artikel gelesen hatte, sondern noch viel mehr. Naja. Peinlich halt. Danke für die Idee, die Zahlen wegzulassen. Ich hoffe, das macht es einfacher.

Sehr, sehr gefreut habe ich mich über die Textstellen, die dir gefallen haben. Und Klauen, ach du liebe Güte, ich hab vergessen ein Patent anzumelden. Nein, du darfst dir gern was klauen. Hier würde das eh keiner eins zu eins übenehmen und ich empfinde das als Kompliment, wenn ich das ein oder andere Bildchen verändert und in einen neuen Zusammenhang gebracht wieder auftauchen sehe.

Und bei sowas denk ich: heiße Luft.
So richtig klar ist mir das noch nicht, warum er doof ist. Aber Fliege hat ihn auch schon moniert, ich selbst hatte ein etwas eigenartiges Gefühl, da seid ihr also schon zu zweieinhalbst
Die Leseempfindung zog sich dann so durch, immer erst ein paar Sätze, wo ich dachte "super, das macht richtig Atmosphäre, das wirst du bei Gelegenheit mal klauen", gefolgt von Stellen wo ich zusammengezuckt bin und dachte "pfui Schmalz".
Ja gut, das muss ich akzeptieren, auch wenn du meine Zähne von Frankfurt nach München knirschen hörst. Kitsch ist Kacke. Ich hätte nur zu gerne gesehen, woran du das festmachst. Das würde mich beim Schreiben vielleicht weiterbringen. Also wenn dir was einfällt ....

Es sind die Fensterfluchten, die mich genarrt haben.
Den versteh ich nich.
Ja, leider versteh ich nicht, warum du es nicht verstehst. :D Hihi, den wollt ich schon lang mal anbringen. Aber im ernst. Sie macht ja diese Zählgeschichte. Geht davon aus, dass pro Haus eine Tür ist und drei Fenster. Wenn jetzt aber Fenster zusammenhängen, sozusagen Riesenfenster, dann ist eben nur eines auf eine Tür. Solche zusammenhängenden Riesenfenster kenn ich unter dem Ausdruck Fensterflucht.

Freier Fall ist hier gleich Alleinsein?
Der Freie Fall ist der Schockzustand, die Erschütterung, der sie ausgesetzt ist. Sie spürt einerseits nichts mehr so richtig, merkt nicht mal, dass sie Hausschuhe trägt, ist völlig desorientiert, andererseits spürt sie Schmerz und Angst trotz der Betäubung als eine massive Macht. Das ist damit gemeint. Ein Zutand hoher Verletzlichkeit, freier Fall eben, der für Verführung, falschen Trost was weiß ich anfällig macht.

Da dachte ich, wie genial, ein mit Pheromon getränktes Fell als Frauenfalle. Jetzt bringt er sie gleich um. Oder so. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass da kein blutiges oder anderweitig schreckliches Ende kam.
Ich sehe schon, da gibt es eine Phalanx sensationslüsterner Leser, erst Mothman, jetzt du, die unbedingt Blut sehen wollen. Da muss ich ja fast schon eine Geschichte nachsetzen.

Dein Schreiben lebt doch so von Atmosphäre, wenn ein Wort danebengeht, ist das fürs Leseerlebnis katastrophal.
Ja, das mit dem Aufbocken, das wird wohl dem Korrekturstift zum Opfer fallen. Wie ich es genau mache, das weiß ich noch nicht, fanden ja aber mehr Leute schwierig.

Du boykottierst dein eigenes Bild. Jetzt erst lässt sie los? Jetzt erst fällt sie? Jetzt erst ist sie im Freien Fall? Irgendwie passt da doch was nicht? Fällt sie nicht seit der ersten Zeile?
Wenn du es 100% genau nimmst, mache ich da einen Widerspruch, ich finde es aber etwas vordergründig, da auf den Buchstaben genau zu achten. Sie fällt ja äußerlich sowieso nicht, sie fühlt sich in die Desorientierung, in das Fallen gewirbelt, ist haltlos und versucht gleichzeitig diesen Zustand zu meistern, indem sie sich auf ihre Sinne bezieht. Nur den Augenblick wahrnehmen, damit man nicht davongetragen wird. Es geht die ganze Zeit darum, dass sie einen vermeintlichen Halt im Wirbeln sucht. Und jetzt, als sie merkt, dass der süße Trost des Mantels ihr nichts nützt, da lässt sie freiwillig los und schlägt auf = kommt in die Realität zurück und stellt sich der Angst und der Trauer, kriegt die Sit. ein Stückchen so bewältigt, dass sie die Angst nun ertragen kann.
Ich überprüfe natürlich nochmal den Text, ob ich das ein klein wenig mildern kann, aber versprechen kann ich nichts.

Aber im Moment ist die Geschichte so süßlich, also süß und deshalb schal, wie die tröstenden Erinnerungen vom Mann im Fell. Vielleicht liegt es daran, dass du so eine wunderschöne Sprache anstrebst, das wird mir dann einfach viel zu viel. Wenn der Frau am Ende der Kopf abgerissen würde, dann hätte das so einen aufrüttelnden Effekt. Aber wenn der Inhalt so FriedeFreudeEierkuchen aufgelöst wird, dann wird mir das schnell kitschig.
Ich finde nicht, dass das ein FriedeFreudeEierkuchen-Ende ist. Es ist die Geschichte einer Bewältigung, die hässliche Spuren hinterlässt, und wenn man es genau will, weiß man noch nicht mal genau, ob ihr jetzt nicht auch ein Fell wächst. Es ist eine Bewältigungsgeschichte und keine Horrorgeschichte, aber schon gar keine Harmoniegeschichte.
Eine schöne Sprache angestrebt, das habe ich auch nicht, die Sprache sollte der Situation angemessen sein, d.h. ihre Zerrüttung und Desorientierung zeigen, das Rätselhafte des Mannes und die Unterschiedlichkeit der beiden Personen. Wenn man genau liest, ändert sich die Sprache auch, als sie loslässt.

Aber gerade wegen dieses deines Eindrucks hätte ich mich ja so sehr darüber gefreut, wenn mir mal jemand an einem Beispiel gezeigt hätte, dass und warum etwas zu süß formuliert ist. Ich kämpfe da oft um Nachvollziehbarkeit für mich, weil ich draus lernen will, allerdings weiß ich ja auch aus eigenen Kommentaren, dass man eine Kritik oft nur als Gefühl wiedergeben kann, nicht als Sprachkritik. Quinn hat das gut drauf, der kann das auseinandernehmen. Und das Gefühl, das ist für einen anderen schwer nachvollziehbar, zumal wenn man es selbst geschrieben hat.

Schade also, dass mir Sprache und Bewältigungsgeschichte in deinen Augen nicht geglückt sind, weil du lieber was anderes gewollt hättest und du sie als süß empfindest. Diesen Eindruck muss ich akzeptieren, aber ist natürlich auch so, dass man schlecht für die Erwartung eines anderen nach einem düsteren Ende schreiben kann, wenn man ganz was anderes vorhatte.

Schreib weiter so wunderschöne Geschichten, ich freue mich sehr, dass du gelesen, gelobt, kommentiert und dich mit der Geschichte auseinandergesetzt hast.
Bis die Tage
Novak

Hallo, Berg,
ich glaube, du hast dich auch zum ersten Mal zu einer meiner Geschichten verirrt.

Zum freien Fall kann man in der Antwort an Mothman nachlesen. Da hast du natürlich auch Recht, aber schämen tu ich mich nicht bich mal.

Die Künstlichkeit der Sprache. Tja, Ich muss auch dir ähnliches sagen wie schon Möchtegern und auch Mothman.
Natürlich ärgert es mich, wenn die Sprache bei dir so ankommt. Man will das ja nicht. Und ärgern tu ich mich selbstverständlich nicht über dich, sondern darüber, dass da eine Wirkung entsteht, die ich nicht wollte.

Allerdings muss ich sagen, ich wäre echt heilfroh, ich wüsste einfach mal, worum es geht, außer dem einen Satz, den auch schon Fliege moniert hat und den man ja raustun kann, fällt mir halt nichts auf, der war aber bei mir selbst schon nicht so der Bringer. Auch an dem Satz, den Mothman genannt hatte, nicht.
Es müsste ja aber möglich sein, so etwas an der Sprache aufzufinden. Du hast wenigstens mal drei weitere Beispiele aufgeführt, die für diesen Eindruck stehen sollen. Aber das mit der Künstlichkeit? Ich sehe es halt nicht. Mir fehlt da die Begründung, etwas, was ich an der Sprache selbst wiederfinden kann. Zum Beispiel eine Menge an Adjektiven, das ist bei Stilkritikern oft ein Beleg für Kitschigkeit. Außer der puren Wertung kann man das ja beispielweise auch genau erklären, warum zuviele Adjektive einem Stil nicht gut tun.
Wenn du schreibst, dass …

Manche Beschreibungen erwecken den Eindruck, dass sie wie echte Literatur klingen wollen:

Dann frage ich mich, was daran eigentlich auszusetzen wäre. Es war zwar gar nicht so, ich hatte einen anderen Beweggrund, so zu schreiben (Wollte ihre Desorientierung zeigen. Näheres dazu in anderen Antworten) Aber mal ernsthaft, was wäre denn daran auszusetzen, wenn sich einer um literarischen Stil bemüht?
Das einzige, was mir ein klein wenig einleuchtend erscheint, das ist, dass es blöd ist, wenn es gewollt klingt. Klar. Aber auch das müsste sich doch an meiner Schreibe kenntlich machen lassen, und nicht an meiner Person, so nach dem Motto, das ist ja die Novak, die ist keine echte Literatin, dann kann das doh nur gewollt sein.
Nimm diese hartnäckige Quengelei bitte nicht persönlich, es rührt nicht daher, dass ich deinen Eindruck in Frage stellen will, sondern von dem sehr ernsthaften Wunsch, es an Beispielen gezeigt zu bekommen, was da nicht stimmt. Du hast immerhin drei Beispiele genannt, da hoffte ich halt, dass du das ein bisschen mir erklären kannst. Ich weiß ja leider, dass dazu ja auch die objektive Schwierigkeit kommt, dass man als Kommentator, das weiß ich ja selbst , oft nur ein ungutes Gefühl äußern oder ein Bespiel nennen kann, es aber nicht an der Sprache selbst auffindbar beweisen kann. Wäre einfach schön, wenn man das könnte.

Die Ich-Erzählerin schiebt gleichsam einen Filter zwischen das Geschehen und das Erlebnis des Lesers.
Das ist richtig, wie soll das auch anders sein, denn sie ist ja desorientiert Genau dieses Gefühl, dass zwischen einem selbst und der Welt eine riesige Milchglascheibe steckt, man nichts richtig fühlt außer der riesenhaften Betäubung und der Angst vor der Angst, das sollte für den Leser spürbar werden. Was anderes ist es, wenn so eine Glasscheibe kommt in einer Geschichte wie Celebrate yourself, dort könnte ich mit der Kritik was anfangen, denn da war ja Identifikation des Lesers erwünscht, hier, ich weiß nicht.
Auch für dein nächstes Argument gilt Ähnliches: Nein, der Text kann nicht erst dann beginnen, wenn sie den Mann anschaut. Ihre Desorientierung, ihre Angreifbarkeit muss doch spürbar werden, ich muss sie zeigen, wie sie mit ihren Hausschuhen durch die Gegend rennt und nicht mal genau weiß, dass sie die anhat. Dass sie komische Zählspielchen treibt und sich an Tropfen halten will, alles nur um der Desorientierung eine Struktur zu geben. Es ist eben keine Kneipengeschichte von einer Frau, die halt grad mal einen düsteren Moment hat, und einen Kerl sucht, sondern es geht um was anderes. Und klar, von dem her passiert in der Geschichte bis zum Mann nicht viel oder auch ganz viel. Je nachdem, wie man die Betonung setzt. Der Versuch im Rumgewirbeltsein krampfhaft Halt zu finden, das spielt sich in ihrem Inneren ab, aber man muss es meiner Ansicht nach darstellen, denn sonst könnte man schwer nur ihre Bereitschaft zeigen, mit einem ziemlich eigenartigen Typen mitzugehen, unbedingt Trost zu suchen, koste es, was es wolle..

Gefreut hat mich dann dein Lob und dass du die Geschichte doch gut gefunden hast. Obwohl ich dein Gutfinden fast überraschend fand.

Vielleicht hast du ja nochmals Zeit und Lust, eine der Textstellen, die du ja zielsicher rausgepickt hast, einer Stilkritik zu unterwerfen. Es ist bisher einfach nicht für mich nachvollziehbar. Auch nicht durch die anderen Kommentare außer wenigen Stellen.
Ich frage einfach noch mal. Aber ich versteh natürlich auch, dass so ein Ansinnen, relativ weit geht. Sieh mein pingeliges Nachhaken bitte nicht als Krittelei oder als Abwehr, das ist es Null, sondern nur als Ausdruk eines ernsthaften Bemühens.

Dass du die Geschichte übrigens dann doch gut fandst, das lässt mich ja hoffen, dass du dich nicht nur mal zu einer meiner Geschichten verirrt hast. Wär schön. Ich dank dir fürs Lesen, Kommentieren, das an den Ohren ziehen und überhaupt.

Hallo, Kew,
Du hast gleich am Anfang eine meiner Lieblingsstellen zitiert. Toll, dass das so bei dir angekommen ist, so war es gemeint.

ie Stelle ist wirklich stark. Da steckt viel drin. Zum einen, er bemerkt ihre Einsamkeit, er weiß, das es ihr schlecht geht und sieht deshalb seine Chance - sie ist leichte Beute für ein. Zum anderen versucht er auch gar nicht sich zu verstellen. Er setzt sich nicht zu ihr und macht auf besorgt, liebenswürdig, einfühlsam. Er sagt, dass Frauen, die ihn bemerken, ihm folgen. Das ist nicht mal eine Aufforderung, das ist eine Tatsache. Er ist sich da total sicher, er weiß er hat sie. Er läßt ihr auch keinen Freiraum.
(…) Und trotzdem geht sie mit. Weil selbst eine beschissene Erfahrung immer noch gut genug ist, um ihren eigentlichen Schmerz zu überdecken. Sie versucht den Mann zu Hause für eine kurze Zeit aus dem Bild zu drängen, indem sie diesen Felltypen reinstellt.
Hier dachte ich, das wird richtig gut. Aber für mich hast du dann die falsche Abzweigung genommen. Du rutscht dann in dieses Seltsame, Märchenhafte rein.
Etwas Ähnliches hat auch schon Quinn geschrieben, weil ihm die Nachvollziehbarkeit der Figur fehlte. Du hättest lieber die direkte Version, schreibst du, und ich habe es verstanden, was du vermisst. Du schreibst selbst:
Ich weiß, das führt jetzt alles von deiner Geschichte weg, die du hast bzw. ist eine ganz neue. (…)Ich wollte nur versuchen zu erklären, weshalb ich bei der Geschichte zwiegespalten bin.
Aber es ist mir klar geworden, was du vermisst.

Übrigens glaube ich nicht, dass der Mann mit den Koffern der eigentliche Grund ist, die Einsamkeit scheint da viel tiefer zu stecken und der Koffermann auch nur eine Ablenkungsmaße. Sie ersetzt ihren Ersatz durch einen anderen Ersatzt, oder versucht es zumindest. Erkennt am Ende aber, dass das nicht funktioniert. Dass diese Männer keine Lösung sind für ihr Problem.
Das siehst du ganz richtig. Sie ist zwar eine Kunstfigur, die diese Angst und Verletzlichkeit abruft, die jeder so kennt, ohne dass sie jetzt groß charakterisiert wäre. Aber das stimmt natürlich, sie hat da ein Trauma, viele Verlusterfahrungen, so in der Richtung, sonst könnte es sie nicht so wegwirbeln.

Wenn ich dich richtig verstehe, falls ich eine zweite Version irgendwann einmal schreibe, dann meinst du, das Mystische führt zu weit ab? Muss man überlegen.

Außerdem rechtfertigst du so den Mann - es ist der Fluch, der ihn zwingt, es ist nicht seine Entscheidung. Sprich er wird vom Täter zum Opfer.
Das fand ich ehrlich gesagt gerade gut. Ich wollte ihn nicht als fiesen Typen zeichnen, er sollte selbst Opfer sein, das fand ich ja dann im Endeffekt umso schlimmer.

Also ich glaube, wenn ich da mal wirklich eine Zweitversion schreibe, das wird ganz schön schwer. Da muss ich mir dann ganz genau überlegen, was ich will.

Ich dank dir schön für deine Eindrücke, für dein Gutfinden, aber natürlich auch für das Kritische.
Grüße von der Novak

Hallo Juju,

ich liebe deinen Kommentar, ich weiß schon, das klingt verblüffend, aber du bist so unumwunden ehrlich und authentisch, da sehe ich einen Juju vor mir, wie er sich an die Nase fasst und die Haare sträuben sich, und denkt, die spinnt, die Novak.
Ich finde es manchmal gar nicht schlecht, wenn man schreibt, dass man einen ganz anderen Geschmack hat, dann kann man die Kritik für sich besser einordnen, man erfährt etwas über die Vorlieben des anderen, aber wie gesagt, man kann es einordnen.
Und danken will ich gleich mal vorweg, denn in aller Regel würde man ja gar nicht kommentieren, wenn es so gar nicht das eigne ist und man es scheiße findet. Danke also fürs trotzdem Lesen und Kommentieren.
Ich fand, dein Kommentar hatte auch so was sehr Persönliches (das mein ich jetzt positiv), man konnte was über dich erkennen. Und es war so als ob einem jemand bei der eigenen Entwicklung zuschaut und mit Wohlwollen dann auch mal schimpft und meckert und sagt, Novak, übertreib es nicht, du drehst grad hohl. Ich finde das sehr angenehm und irgendwie anteilnehmend. Sehr echt einfach. Vielleicht spinn ich da, aber ich mag das halt. Ich wünsch mir jedenfalls sehr, dass du das grad wieder machst, enn ich aus deiner Sicht schreiberisch abdrehe.

Da ist so die Erfahrung, man raucht einen Joint und erlebt dann alles voll intensiv, die Farben, und der Regenbogen, und die Musik ist irgendwie im Kopf drin, und alles fühlt sich gut an, und probier mal von der Schokolade, (…..) ist das nicht der Wahnsinn, Baby? Und jetzt zum Vergleich, ein Stück Roque-Fort Käse, ist das nicht unglaublich? Spürst du das? Ist das nicht der beste Käse ever? Komm, wir verrühren beides in einem Topf, geile Idee, was? Hier noch bisschen Salz und Pfeffer, hier noch eine Chilischote. Mann sind wir kreativ, haha, das wird so gut, ey … so gut.
Und am Morgen schmeckt das irgendwie nicht mehr ganz so gut.

Das war so schön, das zu lesen, jetzt aber eher amüsant, du liegst so falsch. Wenn ich schreibe, kann ich noch nicht mal ein Viertelglas Wein trinken und du beförderst mich hier in Kingsche Gefilde, pro Schreibabend ein Kasten Bier. Nein, ich muss dich enttäuschen, leider ist alles in strocktrockener Nüchternheit mit eiskalter Berechnung geschrieben.
Ich hoffe nur, du hast an dem Abend nichts mehr für dich gekocht. Schokolade mit Roquefort. Tsss.
Eher zutreffend ist die Schreibtrunkenheit, und dass ich mich zu viel mit dem Schreiben beschäftige. Aber so willkürlich wie du es sehen willst, ist es auch da auch nicht. Nur klar, mein Wunsch, mal etwas anderes auszuprobieren, das zeugt ja in gewisser Weise davon.
Was die musikalische Metapher betrifft, es ist verrückt, aber da verstehe ich sehr gut, was du meinst. Ich mag eigentlich auch eher Purple Haze und Little Wing. Also die Geschichten mit den richtigen Charakteren und nicht son abstrakten Kram. Meine kleine Freifallgeschichte mit einem Jimi Hendrix Solo verglichen zu sehen, das ist aber schon ein sehr großes Kompliment, auch wenn du es gar nicht so meinst.

Für diese surrealen Geschichten braucht man übrigens kein Acid, geht ganz von allein. Womit du wohl recht hast, das ist, dass diese Form sicherlich viel schwieriger ist als andere Geschichten, die auch schon superschwierig sind. Sie verzeihen wohl keinen Fehler. Hab ich ja auch in meiner Antwort an alle geschrieben. Und du bestätigst das jetzt hier noch einmal. Hätte das Sprachliche trotzdem gern bewiesen gesehen, da bin ich hartnäckig.

Welcher Sinn hier? Was hast du da erwartet?
Na klar, die Frankfurter Eintracht. ;)
Juju, das musste jetzt sein.
Ich wollte einfach zeigen, dass ihr ich ihrem Schockzustand alles fremdartig vorkommt. Und sie krampfhaft versucht, sich zurehtzufinden.

es ist eine Bargeschichte. Frau geht in Bar, trinkt was, lernt Mann kennen, bisschen quatschen
.

Nein, es ist eben keine Bargeschichte, sondern sie bewältigt einen Schock und kehrt dann irgendwann in die Realität zurück. Aber davon ab. Ich müsst mal wieder Bukowski lesen. Wird Zeit.
Ach Juju, ich danke dir schön, ich fand deinen Kommentar sehr schön, auch wenn er ganz schön frech war. Vielleicht ja grad deswegen.
Ganz liebe Grüße und bleib so, wie du bist.


Hallo Alaglast,

Na das ist doch mal was:

endlich mal 'n Schnit
zel

Das hätte mir mal einer vorher sagen sollen, dass ich mich darum bemühe in Schnitzelqualität zu schreiben.

Dein Lob hat mir viel bedeutet. Denn endlich hat das Symbolische dann mal wieder bei jemandem geklappt, auch wenn ich das im Traum nicht so formuliert hätte wie du. Aber ich denke, du beschäftigst dich schon viel länger als ich mit dieser Art Geschichten. Ich komme von den ganz normalen, die mit den Figuren, die aus dem Buch rausgreifen und denen man due Hand schütteln kann. Das ist auch nach wie vor mein Ideal.

Ja, vermutlich erschließt sich so eine Geschichte tatsächlich nicht auf den erste Blick, und nach den vielen Kommentaren ist es mir auch klar geworden, dass das ganz schön schwer ist, das perfekt zu machen. Solche Geschichten wecken natürlich auch eine gewisse Beliebigkeit, das muss einem klar sein. Abner umso schöner, dass es bis zu einem gewissen Punkt bei dir geklappt hat.

Auch ich fand den märchenhaften Einschub schön, er ist ja auch auf Kritik gestoßen. Interessant fand ich deine Idee, statt der Zauberin einen Hexenmeister zu wählen. Wahrscheinlich bin ich da zu Brüder Grimm versaut, der Hexenmeister passt vorzüglich in die Rolle.

Wäre es eigentlich möglich, dass der Tröstermann unter Gynäkomastie litt?
Ich versteh schon, dass man bei meiner Beschreibung einen eher feminin wirkenden Mann erwartet. Aber Gynäkomastie? Das war jedenfalls nicht intendiert.

Interessant fand ich auch, was du über das Haar geschrieben hast. Ich habe beim Schreiben null daran gedacht, aber es ist ja auch so, man muss das gar nicht bewusst tun, allein die Tatsache, dass ich da so ein Felldingens schaffe, spricht ja für sich. Haar ist mit einer sehr spezifischen Symbolkraft ausgestattet, als Mitteleuropäer kann man auf Anhieb bestimmt sechs Symbol-Bedeutungen für das Haar aufzählen oder Geschichten nennen , in denen Haare eine große Rolle spielen.


Das Ende war mir etwas zu... weiß nicht, da finde ich keinen spontanen Zugang. Vermutlich wegen der Wundmale und dem Blut, das ist mir zu christlich. Wieder hätte mir der brechende Bleistift gereicht, dessen unterbewussten Malereien erst das Netz, der Pelz entsprang.
Das ist ein gute Idee, das hätte man tasächlich so mache können. Aber ich wollte halt auch den Fellmann zeichnen lassen, ihre Gegenwehr deutlich machen. Interessant zu hören, dass das auch ohne das Blut funktioniert hätte.

Herzlichen Dank für deinen Tipp, die "sieben Sekunden" zu streichen. Möchtegern hat das ja glaub auch schon vorgeschlagen. Ich kann damit genau dem von dir geschilderten Problem und der physikalischen Falschheit ein bisshen aus dem Weg gehen.

Vielen Dank noch einmal fürs Lesen und Weiterhelfen und für deine Anmerkungen und Hinweise.
Liebe Grüße,
Novak

 

Hallo Novak

als ich sah, dass du geschrieben hattest, wurde mir ein bisschen blümerant. Eigentlich wolltest du doch freitags nicht mehr kommentieren? Ich musste damals sehr lachen. Keine Sorge, nicht bös, höchstens amüsiert. Naja, dafür, dass du von mir schon beinahe einen anderen Spitznamen gekriegt hättest

Motz-Mann - stimmt‘s? ;)
Na jedenfalls solange der Eindruck nicht entsteht ich würde jemanden persönlich angreifen wollen, kann ich damit leben. Ich denke die bisweilen auftretende Schärfe in meiner Kommentaren rührt wirklich von meiner Ungeduld her. Mir bleibt immer weniger Zeit zum Schreiben, Lesen oder Kommentieren - Freizeit ist ein knappes Gut geworden.
Und seitdem ich mich mit Stilistik beschäftige, hat sich die Ungeduld sogar noch verschärft. Mir ist irgendwie klar geworden, mit welchem Konkurrenzdruck man als Autor leben muss. Wenn ich also ein Buch oder eine Geschichte in die Hand nehme, dann denke ich automatisch „Okay, hier bin ich und jetzt überzeuge mich!“
Wenn ich mich also mit genannter Geisteshaltung an einen Text setze, bleiben wir bei Deinem, dann sehe ich als Erstes Dein Zitat - und folgende Gedanken schießen mir durch den Kopf:

Aha, ein Zitat ist der Anfang - da hat sich jemand vor der Problematik des ersten Satzes gedrückt, in dem er jemand Bekanntes für sich sprechen lässt - hm, Tom Petty - kenn ich nicht - tja und Englisch mag ich auch nicht lesen - Pech gehabt, das war schon mal nix - also, steht und fällt doch alles mit dem Erstes Satz, und ... der war leider auch nix. Schöner Klang, aber schiefes Bild und physikalischer Quatsch - zwei Strikes in Folge, jetzt wird‘s eng - jetzt kommen zwei Ellipsen, die Erste tritt den am Boden liegenden ersten Satz noch mal in die Weichteile; die Zweite „Mit genügte ein Satz“ könnte man als ironische Aufforderung verstehen sich von der Geschichte zu verabschieden - also dann: Ruhe in Frieden - ... - na gut, der erste Absatz ist na nicht wirklich lang, mal sehen, was Sie noch so schreibt: „Gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand“ - Boah! Guter Satz! Warum nicht gleich so?

Eine Frage lässt Du offen und zwar: Was hat der Mann den nun zu der Frau gesagt?
Was will man als Frau den unter gar keinen Umständen hören?
Und wäre dieser ungesagte Satz des Mannes nicht prädestiniert für einen Ersten Satz?
Normalerweise soll man ja feurig beginnen, mit einem Erdbeben sozusagen, aber hier würde sich eine Ironie anbieten - selten gesehen, macht man damit sogar mehr Eindruck mit.
Wie wäre es denn mit folgendem Anfang:

„Es tut mir Leid, es liegt nicht an Dir - ich bin einfach noch nicht bereit für eine feste Beziehung.“
Was für ein furchtbarer Satz!
Noch dazu gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand.
Aber es genügte. Meine Gedanken zersplitterten. Ich bin nicht mehr ich selbst und doch zu sehr; gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt. Freier Fall.

Hier noch ein paar gekonntere Beispiele aus der Literatur für ironische Anfänge:

Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues.
- Samuel Beckett, Murphy

Als die Vietnamesen nach Unterwössen kamen, hat der Pfarrer Franz Niegel das für einen Segen und für eine Prüfung genommen.
- Peter Brügge, Spiegel

„Vorwärts schreiben“ noch nie gehört. Würde gerne verstehen, was genau damit gemeint ist. So allgemein, wie du es erklärst hast, verstehe ich es schon, aber ich kann es auf den Text leider nicht anwenden. Ich versteh noch nicht einmal an dem von dir zitierten Satz, wo da das Stagnierende sein soll. Wenn du da noch eine Idee hast, ich würde sie echt gerne hören, denn das scheint ja was zu sein, worauf man besser ein Augenmerk hat, damit die Handlung vorwärts getrieben wird. Hab bisher immer auf Wiederholungen geguckt, das hier ist jetzt eine neue Kategorie zur Beurteilung eines Stiles für mich.

Es gibt in der Stilistik zwei Themen, die sich scheinbar widersprechen: Die schöne Redundanz und Vorwärtsschreiben.
Das Erste wird benutzt, im Regelfall, um Sprache zu verdichten und zu verdeutlichen.
In der deutschen Presseagetur hieß es beispielsweise:
In Brasilien wurden in den letzten Jahren sieben Millionen Hektar Regenwald vernichtet.
Das kann sich keiner vorstellen. Die meisten wissen nicht einmal, wie groß ein Hektar ist. Wie groß sind dann sieben Million Hektar?
Deswegen heißt es dann weiter:
Eine Fläche so groß wie Bayern.
Und jetzt hat man das passende Bild.

In Deiner Geschichte heißt es bspw.:

Auf der Straße greife ich an die Wand eines Hauses, streiche über rauen Putz und fühle die Brüchigkeit der Mauer.
Ein toller Satz! Man spürt, wie die Frau nach Halt sucht und wiederum nur Brüchigkeit findet. Das ist wirklich ganz stark!
Dann heißt es weiter:
Mein Blick wandert hinauf zu Balkonen, an denen Fahnen hängen. Was wohl passiert, wenn sich einer der Töpfe löst?
Auch ein nettes Bild, aber nicht mehr so stark wie das vorhergehende. Er greift allerdings ein anderes Detail auf: Die erweitere Wahrnehmung, wie man sie nur in Schocksituationen erlebt. Der nächste Satz bringt das Bild jedoch besser rüber. Weswegen man entscheiden mag, ob man diesen Satz nicht lieber streicht und den nachfolgenden verwendet, oder ob man das Bild erklären/ vertiefen will.
Das Gefühl, alles hören zu können, selbst das Flüstern des Mannes hinter mir, der sich über die Hausschuhe an meinen Füßen wundert, wird immer stärker.
Nachfolgende Sätze bringen jedoch keine neue Information, die Frau hat einen Schock. Passende Bilder hat man schon bekommen. Außerdem sind nachfolgende Sätze nicht nur schwach, sondern klingen auch noch seltsam. Mit dem Versuch das Bild zu verstärken, überstrapazierst Du den Text - man könnte auch sagen: Du reitest den Gaul tot:
Nur wenn man ganz schnell geht, entkommt man dem Hören und Wispern. Menschen schwanken mir entgegen, ich will sie stützen, gehe auf sie zu, bis ich an ihren Gesichtern merke, dass ich es bin, die schwankt.
Vorwärtsschreiben bedeutet eigentlich nur, dass jeder Satz die Geschichte voranbringen soll.

Ich hoffe ich konnte dir jetzt besser aufzeigen, was ich bekrittelt hab.

Viele Grüße

Motz... äh Mothman

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,
nein, wohlauf bin ich nicht, und werd auch noch eine Zeitlang schlechtunter bleiben. Mist, ist für mich zwar ärgerlich, aber zum Glück auch nichts Dramatisches.

Was das Rilkegedicht betraf, das hatte ich anders gemeint, ich meinte schon das Original. Aber deine Ausflüge in die Lyrik wertschätze ich natürlich weiter. Wer würde denn einem Kurzgeschichtenschreiber missgönnen, in die Poetik abzutauchen. Wenn ich mehr Zeit hätte, hätt ich natürlich noch was dazu geschrieben. Dazu mag ich deine queren Kommentare einfach viel zu sehr, auch enn sie dann irgendwann immer bei anderen Themen landen, als der ursprünglichen Geschichte. Aber was solls, hast du mich doch auf die Idee gebracht, nach dieser Maikäfergeschichte zu gucken. Die von Are Efen. Ich bin schon sehr gespannt darauf.

Der Konjunktiv, den ich nicht gebraucht habe, staubt nun neben dem Wäschetrockner, nein, der teilt sich momentan den Dachboden mit einem Wespennest. Und das ist leider keine kryptische Anspielung, sondern die pure Wahrheit, da sieht man mal, unter welchen Problemen man hier in Frankfurt leidet. Man denkt, man wäre in der Stadt und dann liegt im Vorgarten ein Fuchs auf der Lauer.
Aber jetzt ende ich schnell, bevor wir beide einen Offtopic-Rüffel kriegen. Aber bedanken für den Geschichtentipp und deine Freundlichkeit, das wollte ich mich schon noch.
Liebe Grüße
von der Novak

Und hallo, lieber Mothman,

ja, mit dem Spitznamen hattest du recht. :lol: Aber ich muss auch sagen, dass ich deine Kommentare gar nicht so motzig finde. Wirklich nicht. Auch nicht die, für die du dann mit deinem berühmten Kommentar zum Freitagskommentar "erklärt" hast (berühmt bei mir natürlich nur, was weiß ich, was andere denken. Aber ich fand das halt eine sehr angenehme und sympathische Geste von dir!).
Die Ungeduld, die merkt man schon an dir, ich habe das übrigens auf deinInteresse und deine Anteilnahme an Geschichten geschoben, und das finde ich z. B. auch wieder echt gut, da darf man schon ein bisschen ungeduldig sein. Das merke ich übrigens auch an mir selbst, das verstärkt sich bei Zeitmangel. Und es ist echt blöd, wenn man für das eigene Hobby keine Zeit mehr hat. Man muss allerdings auch sagen, dass das Schreiben (und Kommentieren) auch ein sehr anspruchsvolles Hobby ist.

Ich will dir ganz schnell sagen, dass ich mich tierisch gefreut habe über deine nochmalige Meldung. Und das obwohl du so wenig Zeit hast. Ich find das toll, weil du mein Nachfragen und Nachhaken ernst nimmst und mir weiterhilfst. Das hat mich sehr sehr beeindruckt. Ich denke, bin mir sicher, man kann von dir eine Menge lernen.
Ich bin nicht mit allem einverstanden, was du geschrieben hast, aber das bezieht sich auf Inhaltliches. Aber insgesamt verstehe ich jetzt viel viel besser, was du meinst und ich denke/hoffe, dass ich diese Sichtweise in mein eigenes Schreiben integrieren kann.
Ich schreib eventuell morgen oder so noch ein bisschen was zu einzelnen Sachen, bei denen ich echte Aha-Erlebnisse hatte, aber das will ich mir auch im Einzelnen noch mal anschauen. Vor allem fand ich beeindruckend, die Analyse, an der man merkt, dass eine Geschichte sozusagen gerade totgeritten wird, weil dieselbe Information in unterschiedlichen Bildern ausgedrück wird.
Aber ich war jetzt einfach so angetan, dass ich dir auf jeden Fall schon mal einen schönen Dank sagen wollte. Du hast mir wirklich weitergeholfen.
Liebe Grüße von Novak

 

Hejho Novak,

Und Klauen, ach du liebe Güte, ich hab vergessen ein Patent anzumelden. Nein, du darfst dir gern was klauen. Hier würde das eh keiner eins zu eins übenehmen und ich empfinde das als Kompliment, wenn ich das ein oder andere Bildchen verändert und in einen neuen Zusammenhang gebracht wieder auftauchen sehe.
Keine Sorge, ich klaue sehr geschickt. Ich tue es ständig und wurde noch nie erwischt ;)

Ja gut, das muss ich akzeptieren, auch wenn du meine Zähne von Frankfurt nach München knirschen hörst. Kitsch ist Kacke. Ich hätte nur zu gerne gesehen, woran du das festmachst. Das würde mich beim Schreiben vielleicht weiterbringen. Also wenn dir was einfällt ....
Ich kenn das Gefühl, ich fands auch scheiße, als mir hier jemand Kitsch vorgeworfen hat. Warum regt einen Autor das eigentlich so auf? Man reagiert ja sofort mit "Kitsch? Was! Also, ich schreib doch keinen Kitsch, igittigitt!"
Warum ist das Wort Kitsch überhaupt so negativ besetzt? Was dem einen sein Kitsch ist, ist dem andern seine Romantik ...

Ich versuche mal zu erklären, wo ich Probleme hatte (und ich werde mich fürchterbar dabei verheddern):

Zitat:
Bin nicht mehr in mir selbst und doch zu sehr. Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt, ein Raum, den ich selbst erschuf.

Und bei sowas denk ich: heiße Luft.

So richtig klar ist mir das noch nicht, warum er doof ist. Aber Fliege hat ihn auch schon moniert, ich selbst hatte ein etwas eigenartiges Gefühl, da seid ihr also schon zu zweieinhalbst

Ich kann da nur für mich sprechen, aber bei mir geht immer irgendwo ein Warnschild hoch, wenn etwas poetisch daherkommt. Ich bin immer sehr schnell dabei zu unterstellen: das ist nur ein Schaumschläger! Eigentlich steht da Null Aussage hinter!
Und hier kommt es mir echt so vor, als wäre das nur Blendwerk. "Bin nicht mehr in mir selbst" - okay, sie ist aus dem Gleichgewicht, aus ihrer bisherigen Welt gerissen, komplett neben sich, irgendwie ist sie nicht sie selber - bis jetzt: ok. Aber dann kommt "und doch zu sehr." Was soll das, sie ist nicht mehr in ihr selbst und doch zu sehr in ihr selbst? Mir kommt das nicht so vor, als hätte ein Autor da lange über den passenden Ausdruck gebrütet, sondern eher so, als hätte ein Autor da ein halbgares Bild gehabt und dem Leser hingeworfen, der Satz klingt ja gut, "und doch zu sehr" gibt einen guten Rhythmus, aber inhaltlich finde ich das vermurkst. Weil ich mit dem Bild "zu sehr in sich selbst zu sein" sowas verbinde wie "nicht aus der eigenen Haut können", "nicht gegen die eigene Natur handeln" etc, nichts davon will hier passen, und ich bekomme das Gefühl: inhaltlich ein Blindgänger.
Das ist kein Satz, der mich zum Nachdenken über den möglichen Tiefsinn einlädt, sondern ein Satz, den ich innerhalb von Millisekunden in die Schublade stecke "Worthülse, leer, lyrisch verklärt".
Auch der nächste Satz ist so poetisch formuliert, und wieder guck ich zweimal hin und will wissen, rechtfertigt der Inhalt die Verpackung? "Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt" - okay, wieder dieses Bild, sie verliert jeden Halt, sie ist durchgewirbelt, alles ist durcheinander. Aber dann: "ein Raum, den ich selbst erschuf". Was genau soll das heißen? Was soll mir das sagen? Und meine Unterstellung ist eben sofort: das ist nur Schaumschlägerei.
Das hat nichts mit dir zu tun oder diesem Text, das ist ein Reflex von mir, und garantiert entgehen mir viele viele exquisite Gedanken, weil ich Banause die erstmal in die "heiße Luft"-Abteilung einsortiere.

Ja, leider versteh ich nicht, warum du es nicht verstehst. :D Hihi, den wollt ich schon lang mal anbringen. Aber im ernst. Sie macht ja diese Zählgeschichte. Geht davon aus, dass pro Haus eine Tür ist und drei Fenster. Wenn jetzt aber Fenster zusammenhängen, sozusagen Riesenfenster, dann ist eben nur eines auf eine Tür. Solche zusammenhängenden Riesenfenster kenn ich unter dem Ausdruck Fensterflucht.
Ich hab schon verstanden, dass diese ominösen Fensterfluchten irgendwie dazu geführt haben, dass sie ihr Zählspiel verliert. Aber ich hab nicht kapiert wie.
Also ich kannte das Wort Fensterflucht nicht und hab mir überlegt, so ähnlich wie Häuserflucht müsste das sein, also: statt einer langen Reihe Häuser eine lange Reihe Fenster. Die lange Reihe Fenster würde ich aber nicht als eins zählen. Ich würde eine lange Reihe Häuser ja auch nicht als ein Haus zählen. Zusammenhängende Riesenfenster - sind das nicht Panoramafenster?
Ach, ist ja auch egal, Fensterflucht ist jedenfalls ein schönes Wort!

Der Freie Fall ist der Schockzustand, die Erschütterung, der sie ausgesetzt ist. Sie spürt einerseits nichts mehr so richtig, merkt nicht mal, dass sie Hausschuhe trägt, ist völlig desorientiert, andererseits spürt sie Schmerz und Angst trotz der Betäubung als eine massive Macht. Das ist damit gemeint. Ein Zutand hoher Verletzlichkeit, freier Fall eben, der für Verführung, falschen Trost was weiß ich anfällig macht.
Ich finde dieses Bild in sich nicht schlüssig. Also, das kursiv markierte seh ich sofort ein, dafür ist "Freier Fall" ein großartiges Bild. So ein diffuses Angstgefühl kaufe ich auch noch, so eine Vorahnung des vorbestehenden Aufpralls ... Aber diese Schmerzen, die kriege ich da eben nicht mit rein. Schockzustand und betäubt ODER Schmerzen und leidend, für mich ist das schwarz oder weiß. Und du willst hier alles auf einmal, also den Schock und rasendes Leid gleichzeitig - ich schaff's nicht nachzuvollziehen, in welcher Stimmungslage deine Prota sich da befinden soll.
Das meinte ich in meinem Komm, erst war ich voll drin in diesem Bild, "wie betäubt und ohnmächtig, wie vor den Kopf geschlagen", dann hab ich gemerkt, mit meiner Interpretation bin ich auf dem falschen Dampfer, da kommen noch Schmerzen und Einsamkeit und ich weiß nicht was dazu, und dann war ich grantig. :D
Aber okay, ich akzeptiere, dass die Prota hier irgendwie geschockt ist und gleichzeitig jede Menge fühlt, ich fress die Kröte, um im Text weiterzumachen, und dann kommt gegen Ende noch ein Bild, an dem ich Anstoß nehmen kann (und ich bin noch von vorhin so mufflig, weil deine Prota während des Freien Falls Schmerzen hat):
Wenn du es 100% genau nimmst, mache ich da einen Widerspruch, ich finde es aber etwas vordergründig, da auf den Buchstaben genau zu achten.
Du, ich kann da gar nicht anders, als auf den Buchstaben genau zu achten. Weil der Text mich sowieso schon auf der Fährte hat, dass die Bilder nicht richtig durchdacht sind (aus meiner Sicht). Meinetwegen tu es als Erbsenzählerei ab.
Aber ich versteh ernsthaft nicht, wie andere Leser das in funktionierende Bilder umgesetzt haben. Weißt du, ich hab das so gehabt: seit der ersten Zeile sehe ich die Hauptfigur metaphorisch fallen. Dann geht die Handlung los, ich sehe sie in Hausschuhen auf die Straße stolpern. Also mache ich so eine Art split screen, auf der einen Seite Straße, Kneipe, Fellmann, auf der anderen Seite eine Gestalt, die nach unten fällt. Ich verknüpfe mit der Hauptfigur permanent das Bild des freien Falls.
"Es geht die ganze Zeit darum, dass sie einen vermeintlichen Halt im Wirbeln sucht." - okay, passt.
"Und jetzt, als sie merkt, dass der süße Trost des Mantels ihr nichts nützt, da lässt sie freiwillig los" - passt NICHT. Sie hatte seit Anfang des Textes keinen Halt. Wie bekomme ich die Gestalt auf der einen Hälfte meines split screens (die fällt schon ewig, schon den ganzen Text lang, da braust der Wind richtig an der hoch, freier Fall auf Höchstgeschwindigkeit gemäß Luftwiderstand) an den Wassertropfen?
Ich praktiziere Kopfkino in Reinstform, ich gucke beim Lesen einen Film, und ich krieg das nicht hin, die irre schnell fallende Prota an diesem Wassertropfen zu platzieren. Das geht jetzt nur mit einem brutalen Schnitt, nächste Einstellung, jetzt hängt sie an dem Tropfen (befindet sich aber ab sofort nicht mehr im Freien Fall in meinem Kopfkino, das will dein Text eigentlich anders).

und schlägt auf = kommt in die Realität zurück
Nee, du willst mir jetzt den Akt des Tropfenloslassens als Metapher für das Aufschlagen verkaufen? Hä?
Also, ich habe natürlich genau auf sowas gewartet, auf ein Bild für das Aufschlagen am Boden und das Ankommen in der Realität. Und als Bild DAFÜR bekomm ich jetzt, dass sie den Tropfen loslässt, an dem sie über dem Abgrund baumelt? Das finde ich völlig misslungen.

und stellt sich der Angst und der Trauer, kriegt die Sit. ein Stückchen so bewältigt, dass sie die Angst nun ertragen kann.
Das konnte ich rauslesen, nämlich wenn ich mich drauf konzentriere, dass sie den Mantel ablehnt und am Ende mit ihren Wundmalen dasitzt. Also, wenn ich das ganze Gerede von Freiem Fall und Tropfen ausblende, dann ist das drin, ja.

Ich finde nicht, dass das ein FriedeFreudeEierkuchen-Ende ist. Es ist die Geschichte einer Bewältigung, die hässliche Spuren hinterlässt, und wenn man es genau will, weiß man noch nicht mal genau, ob ihr jetzt nicht auch ein Fell wächst. Es ist eine Bewältigungsgeschichte und keine Horrorgeschichte, aber schon gar keine Harmoniegeschichte.
Hm, ich hab's anders gelesen. Für mich ist das ein happy end und löst die Geschichte komplett in Harmonie auf. Ich denke bei Wundmal nicht an hässliche Spuren. Ich denke bei Narben nicht unbedingt an etwas Hässliches. Und vor allem finde ich Leute, die mit sich selbst im Reinen sind, vor allem eines: cool. Und genauso steht die Prota für mich am Ende da, mit sich selbst im Reinen, hier sind meine Narben, das bin ich, und das ist auch gut so, meine Damen und Herren.
Und das Fell: naja. Erst dachte ich, dass ihr die Haare auf den Wundmalen auffallen, das ist Teil des Prozesses, dass sie die Male als Teil ihrer selbst annimmt. Danach dachte ich, wenn die Haare = tröstender Fellmantel, sowas wie "mit der Zeit werden den Verletzungen der Vergangenheit die Schärfe genommen", auch bekannt als "die Zeit heilt alle Wunden".
Keinesfalls hab ich was Bedrohliches in dem Ende gelesen.

Eine schöne Sprache angestrebt, das habe ich auch nicht,
Vielleicht ist deine "natürliche" Sprache einfach eine schöne?
Ich hab jetzt nicht so viel von dir auf dem Schirm, Celebrate Yourself noch, und da am Anfang, Pflaster brüchig, ölig, vernarbt, von der Liebe genährt wie ein rundliches Vögelchen, Küsse süß wie Mango, das Innere der Kirche wie ein Aquarium, dunkelgrün (ich guck jetzt nicht nach, das spukt mir noch so im Kopf rum) ... das ist irgendwie schön. Sehr auf Atmosphäre bedacht. Größtenteils gelingt dir das auch ausgezeichnet.
Stellenweise eben so, dass ich denke, davon sollte ich mir mal ne Scheibe abschneiden.
Und gerade in diesem Text hier aber stellenweise, dass ich denke, viel zu dick aufgetragen, hier wird's schwülstig.

Aber gerade wegen dieses deines Eindrucks hätte ich mich ja so sehr darüber gefreut, wenn mir mal jemand an einem Beispiel gezeigt hätte, dass und warum etwas zu süß formuliert ist.
Wenn ich etwas als zu dick aufgetragen / schwülstig / kitschig / süß formuliert empfinde, wer weiß, ist vielleicht wirklich ein reines Geschmacksurteil und sollte dir deswegen achtern vorbeigehen.

Schade also, dass mir Sprache und Bewältigungsgeschichte in deinen Augen nicht geglückt sind, weil du lieber was anderes gewollt hättest und du sie als süß empfindest. Diesen Eindruck muss ich akzeptieren, aber ist natürlich auch so, dass man schlecht für die Erwartung eines anderen nach einem düsteren Ende schreiben kann, wenn man ganz was anderes vorhatte.
Klar. Ich wollte deswegen ein düsteres Ende, weil es meinem "Vorwurf", dieser Text wollte "zu schön" sein, das Wasser abgegraben hätte.

Ich kämpfe da oft um Nachvollziehbarkeit für mich, weil ich draus lernen will, allerdings weiß ich ja auch aus eigenen Kommentaren, dass man eine Kritik oft nur als Gefühl wiedergeben kann, nicht als Sprachkritik. Quinn hat das gut drauf, der kann das auseinandernehmen
Japp. Und Quinn hat dir immerhin einen objektiv erfassbaren Anhaltspunkt gegeben: mit dem Konjunktiv aufpassen.

Hm, ich wollte eigentlich noch Sätze zitieren, die mir persönlich als "zu gewollt poetisch" missfallen haben. Aber ich bezweifle, dass das konstruktiv ist, ich versuche dir wohl wirklich so einen Geschmacksstempel aufzudrücken dann ...

Ok, es ist passiert, ich habe mich verheddert und weiß nicht mehr weiter.
;)

 
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Hallo, liebe Möchtegern,

Ok, es ist passiert, ich habe mich verheddert und weiß nicht mehr weiter.
Hihi, da sind wir jetzt schon zu zweit.

Ich hab mich sehr gefreut über deine Antwort.

Aber im Einzelnen:

Keine Sorge, ich klaue sehr geschickt. Ich tue es ständig und wurde noch nie erwischt
:D

Ich kenn das Gefühl, ich fands auch scheiße, als mir hier jemand Kitsch vorgeworfen hat. Warum regt einen Autor das eigentlich so auf? Man reagiert ja sofort mit "Kitsch? Was! Also, ich schreib doch keinen Kitsch, igittigitt!"
Warum ist das Wort Kitsch überhaupt so negativ besetzt? Was dem einen sein Kitsch ist, ist dem andern seine Romantik ...

Ja, das ist wirklich eine spannende Frage.
Sicher ist: Der mit der Romantik wird sich trotzdem ärgern, wenn seine Romantik als kitschig bezeichnet wird, auch wenn du jetzt so ein bisschen diplomatisch die Perspektive änderst und Kitsch als Geschmacksurteil betrachtest. Der Kitschgerügte wird in aller Regel nicht wissen, was genau da warum abgetan wird. Aber er wird das naserümpfende Urteil merken.
Der Punkt ist halt der, dass es manchmal Argumente gibt, die sind nur scheinbar welche. Man gibt dem Gegenstand , den man moniert, ein Attribut (hier ein Werturteil), das ihn ins Abseits stellt. Man erhebt sich damit auch ein bisschen elitär darüber, was und wie der andere da geschrieben hat. Und das bemerkt natürlich der solchermaßen Gescholtene. Deshalb ist keiner, der den Kitsch-Vorwurf bekommt, erfreut, er bemerkt immer das Abfällige, auch wenn er sonst nichts merkt. :)
Versteh mich nicht falsch, du hast das nicht gemacht, weder im ersten Kommentar noch hier, im Gegenteil. Sondern jeweils versucht zu erklären, was du warum nicht mochtest. Das, was ich jetzt schreibe, das geht weit über die Geschichte und die Kommentare hinaus, es geht um die Frage, was denn eigentlich Kitsch ist. Und wie man ihn erklären könnte. Aber auch, ob er ein gutes Urteilskriterium ist. Ich würde ganz gerne ein bisschen was Objektives an die Hand kriegen, um den Teufelsbraten zu erkennen, damit man ihn vermeiden kann. Ganz für mich selbst, um Kitschfallen zu umgehen. Ich merke aber an dieser Diskussion auch, dass der Kitschvorwurf oft kein guter Kommentarratgeber ist, denn er lenkt, wenn man nicht aufpasst, die Aufmerksamkeit auf ein neues Thema. Weg von der Geschichte. Vielleicht auf die Person und den Geschmack des Autors? Ich bin mir da selbst noch nicht richtig schlau drüber geworden. Versteh mich bitte wirklich nicht falsch. Das sind jetzt gerade Fragen, die mich über die Geschichte und deine Antwort hinausführen.

Neulich mal hab ich beispielsweise den Vorwurf hören müssen, ich würde einem Autor Klischee vorwerfen, ohne es zu erklären. Das traf mich jetzt nicht ernsthaft, weil es mir in dem Fall die Frage, ob was Klischee ist oder nicht, wurscht war, hatte mich in dem Fall einem anderen K. nur angeschlossen. Aber ich habe an dem Beispiel halt ganz generell gemerkt, dass es einen weiterbringen würde, erklären, zu können, was und inwiefern etwas Klischee oder Kitsch ist. Der bloße Hinweis als solcher taugt oft nichts.

Aber kommen wir mal zurück zu den beiden Sätzen, die dir nicht gefielen. Zu denen kann man ja schon was sagen.

Bin nicht mehr in mir selbst und doch zu sehr. Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt, ein Raum, den ich selbst erschuf.

Und bei sowas denk ich: heiße Luft. (...)
Ich kann da nur für mich sprechen, aber bei mir geht immer irgendwo ein Warnschild hoch, wenn etwas poetisch daherkommt. Ich bin immer sehr schnell dabei zu unterstellen: das ist nur ein Schaumschläger! Eigentlich steht da Null Aussage hinter!
Und hier kommt es mir echt so vor, als wäre das nur Blendwerk. "Bin nicht mehr in mir selbst" - okay, sie ist aus dem Gleichgewicht, aus ihrer bisherigen Welt gerissen, komplett neben sich, irgendwie ist sie nicht sie selber - bis jetzt: ok. Aber dann kommt "und doch zu sehr." Was soll das, sie ist nicht mehr in ihr selbst und doch zu sehr in ihr selbst? Mir kommt das nicht so vor, als hätte ein Autor da lange über den passenden Ausdruck gebrütet, sondern eher so, als hätte ein Autor da ein halbgares Bild gehabt und dem Leser hingeworfen, der Satz klingt ja gut, "und doch zu sehr" gibt einen guten Rhythmus, aber inhaltlich finde ich das vermurkst. Weil ich mit dem Bild "zu sehr in sich selbst zu sein" sowas verbinde wie "nicht aus der eigenen Haut können", "nicht gegen die eigene Natur handeln" etc, nichts davon will hier passen, und ich bekomme das Gefühl: inhaltlich ein Blindgänger.

Also mal als allererstes. Wenn du und noch zwei andere sagen, Hey Novak, die Sätze, was sollen die, dann ist mir das in aller Regel schon Argument genug, sie zu streichen. Da bin ich ohne jedes weitere Argument viel zu pragmatisch. Weißt du auch warum? Weil ich dann ja offensichtlich nicht den Inhalt, den ich haben wollte, rübergebracht habe. Das kriege ich von euch signalisiert und damit punktum. Dann ist das ein prima Hinweis dafür, solche Sätze rauszutun oder zumindest sehr, sehr kritisch zu werden, warum gerade dieser Satz bleiben sollte.
Es ging mir ehrlich gesagt auch nie um diese beiden Sätze, die hatte ich schon durch Fliege auf dem Kieker und durch ein eigenes ungutes Gefühl. Es ging um die diffusen Hinweise, dass da noch mehr an Heißeluftformulierungen wäre. Da war mir dann nicht klar, welche Sätze das sein könnten. Ich hab sie ja geschrieben und fand/find sie gut. Mir fäll es schwer sie zu finden. Oder irgendein Satz wurde einmal genannt, an dem ich selbst gar nichts Schiefes entdecken konnte.
Rein inhaltlich machst du mit deinem Hinweis Schaumschläger/Blendwerk und so natürlich Unterstellungen, nämlich dass es mir um Rhythmus ging, dass ich nicht nicht genug nachgedacht hätte, jemanden blenden wollte. Das war alles absolut nicht so. Denn diese Schreiberin hier, die Novak, die hat tatsächlich richtig lang über diesem Ausdruck gebrütet. War halt so. Und zwar nicht wegen des Rhythmus, oder weil ich jemanden beeindrucken wollte, sondern wegen des Inhalts. Ich suchte ein Bild, eine Formulierung für den Sachverhalt, dass die Frau sich in einem Zustand befindet der einerseits eine reale objektive Schwierigkeit ist (Kerl weg, was niemand gut findet) andererseits aber das Ausmaß des Schocks etwas ist, was ihrer eigenen Vorstellung( ihrer Angst vor der Situation ) entspringt. In der Realität ist sie doch gar nicht ohne Halt oder wirbelt frei floatend durch die Gegend, und das weiß sie bei aller Erschütterung doch auch. Sie ist ja nicht verrückt geworden. Sie befindet sich aber in einem von ihr selbst erzeugten überhöhten Angstzustand. Ach was weiß ich.
Ich will damit sagen, dass meine Überlegungen auf allem möglichen beruht haben, nur nicht darauf, knallige Poetenfürze zu lassen. Ich wollte was erklären, was ich selbst hier nur schwer erklären kann und da habe ich mich dann wiederholt und noch mal wiederholt und Bilder benutzt, die das offensichtlich schlecht wiedergeben und übererklärt, weil ich dachte, der Leser versteht es sonst nicht. Ich gaube, ein großes Problem bei mir ist nicht die Schaumschlägerei, sondern dass ich meine, alles fünfmal erklären zu müssen.

Nein, Schaumschlägerei war es nicht, das Gegenteil war der Fall. Trotzdem ist der Satz/die Sätze nicht gut. Und zwar deswegen, weil er redundant ist, den Inhalt wiederholt und das, was ich wollte, gar nicht verständlich ausdrückt, wie du es inhaltlich kritisierst oder wenn man es anders formuliert, weil er nicht nach vorne schreibt, wie Mothman das nennen würde.

Mit dem Hinweis der Schaumschlägerei etc. wechselt man übrigens das Thema, man geht weg von der Kommentierung der sprachlichen Redundanz oder eines unlogischen Aufbaus oder der stereotyopen Formulierung oder von mir aus auch noch der kitschigen Formulierung (das ist immer noch näher an einer inhaltlichen Kritik als Schaumschlägerei) und wechselt von der Geschichte zur Motivation des Schreibers. Man unterstellt ihm was. Und da wird es dann oft ein bisschen blöd. Man unterstellt ihm nämlich ein unlauteres Motiv: Er wollte mal ein bisschen angeben, mehr scheinen als sein, rumblenden. Und schwuppdiwupp hat man ein neues Problem am Wickel. Der Autor wird sich im besten Flall anfangen zu rechtfertigen wie ich jetzt gerade hier. Im schlimmsten Fall hat man mit seiner Empfindlichkeit oder gar dem Ärger des Autors zu kämpfen, der sich das nicht nachsagen lassen will.
Keine Sorge, ich bin nicht empfindlich, dazu bin ich viel zu pragmatisch und zu sehr entschieden, für das Geschichten schreiben was zu lernen. Aber ich lerne gerade auch was über das Kommentieren.


Ich finde dieses Bild in sich nicht schlüssig. Also, das kursiv markierte seh ich sofort ein, dafür ist "Freier Fall" ein großartiges Bild. So ein diffuses Angstgefühl kaufe ich auch noch, so eine Vorahnung des vorbestehenden Aufpralls ... Aber diese Schmerzen, die kriege ich da eben nicht mit rein. Schockzustand und betäubt ODER Schmerzen und leidend, für mich ist das schwarz oder weiß. Und du willst hier alles auf einmal, also den Schock und rasendes Leid gleichzeitig - ich schaff's nicht nachzuvollziehen, in welcher Stimmungslage deine Prota sich da befinden soll.

Ich glaube nicht, dass ich dich da noch von meiner Sichtweise überzeugen kann. Nur noch so viel: Warum tritt der Schock denn ein? Weil hoher Schmerz da ist. Und jeder, der sich schon mal in so einem Zustand befand, dass er einen herben Verlust erlitten hatte, kennt die Dämpfung des Schmerzes durch den Schock, aber es ist eine völlige Verkennung der Situation, zu glauben, dass Schmerz und Angst nicht da wären.
Sie fällt , sucht überall Halt. Im Sehen, im Hören, hält sich da auch überall, heißt äußerlich gesehen glotzt sie auf den Tropfen (hält sich in der äußeren Welt visuell an ihm fest) . Denkt nur noch "Ich sehe einen Tropfen. Ich darf nur an den Tropfen denken". Warum? Weil sie den Schmerz, der da ist, nicht spüren will und kann (im Sinne von, sie glaubt ihn nicht ertragen zu können). Das Ganze ist ein Spiel zwischen Innen und außen, fallen und gleichzeitig nicht fallen, Halt suchen in sinnlichen Eindrücken. Irgendwann ... weicht sie dem Schmerz/dem Abgrund nicht mehr aus = lässt los.
Also mehr fällt :)mir echt nicht mehr ein.
Das Bild funktioniert bei dir null, das habe ich schon gemerkt. Ich wüsste auch (bisher jedenfalls nicht), wie ich das durch eine Textstellenveränderung kompensieren könnte. Für mich steht bisher dann die ganze Geschichte auf dem Tapet. Und löschen wollte ich sie eigentlich nicht. :D Dazu gefällt sie mir zu gut.

Auch beim Ende scheiden wir uns. Deinen Eindruck, dass es rundum positiv ist, kann und will ich dir natürlich nicht nehmen. Steckt vielleicht auch drin. Gemeint war es jedoch nicht als eindeutig nur positives Ende . Sie hat sich selbst rausgewirtschaftet aus der Situation, eine gewisse Coolness dann doch an den Tag gelegt, das stimmt. Aber ein Fragezeichen sollte schon bleiben, deshalb sind da nicht nur Narben, sondern ich ließ die schwarzen Haare wachsen.

Und gerade in diesem Text hier aber stellenweise, dass ich denke, viel zu dick aufgetragen, hier wird's schwülstig.

Ja, das werde ich überprüfen, auch an anderen Stellen, auch wenn ich da bisher noch nicht so recht weitergekommen bin. Aber erst mal überschlaf ich das sowieso noch ein bisschen und schau, was mir der Text in einer Woche so sagt.
Schade finde ich , dass du kitschig/dick/aufgetragen... wieder auf ein Geschmacksurteil reduzierst. Das ist nett von dir gemeint, und vielleicht kann man es tatsächlich nicht genau bestimmen.
Aber wie gesagt, ich denke schon, dass man da mehr sagen kann, als wir beide das bisher hingekriegt haben.

Klar. Ich wollte deswegen ein düsteres Ende, weil es meinem "Vorwurf", dieser Text wollte "zu schön" sein, das Wasser abgegraben hätte.
Cool :D

Es ist spät. Danke für deine Antwort, deine Ideen und Gedanken. Und die weiteren Textstellen hättest du ruhig schreiben können, aber das hier soll dich um Gottes willen nicht nötigen. Will dir damit nur sagen, dass ich es durchaus konstruktiv finde. Es ist ja schließlich auch ein Hinweis, wenn beispielsweise du und noch jemand einen und denselben Satz als Schwulsti-Satz benennen. Da wird dann zwar kein Grund genannt, warum er schwülstelt, aber es sind dann schon immerhin zwei Leute , die an dem Satz was krumm finden. Das bringt einen dann doch eher ins Stutzen. Ganz statistisch pragmatisch halt.

Ja und jetzt ist es wirklich richtig spät. Danke noch einmal für dein zweites Antworten. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen, dass du dich noch mal gemeldet hast.
Viele liebe Grüße
Novak

 

Hey Novak,

ich kann mein Gefühl sicher auch nicht besser belegen als MG. Aber da es Dir wichtig zu sein scheint, kratz ich mal meine Empfindung zusammen und versuche sie in Worte zu verpacken. Da Du den Satz aber so wunderbar verteidigst, vielleicht lässt Du ihn einfach drin :). Dann ist er Dir wohl wichtig, auch wenn Du ihm einen halben Punkt abziehst.

Mir genügte ein Satz. Gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand. Dann splitterten meine Gedanken. Bin nicht mehr in mir selbst und doch zu sehr. Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt, ein Raum, den ich selbst erschuf. Freier Fall.

Ich bleibe mal auf der rein inhaltlichen Schiene. Der erste Absatz sagt mir, da ist ein Mann, der seine Frau verlässt. Das scheint für sie überraschend zu kommen und es scheint ihr nicht zu gefallen, es reißt ihr den Boden unter den Füßen weg und sie fällt - in ein tiefes schwarzen Loch von mir aus. Jedenfalls ist der Boden weg. Das ist so, was bei mir im Kopf entsteht, wenn man Koffer packen und Freier Fall zusammenstellt. Und dann auf einmal wirbelt sie in einem Raum. Sag mir, wie "tief" kann man in einem Raum fallen? Also, für mich kommt da Bild eins nicht mit Bild zwei zusammen. Einmal fällt sie und ein anderes mal wirbelt sie herum. Das sind für mich nicht unbedingt die gleichen Sachen. Das Raumbild dient bei mir also nicht dazu, ihre Situation näher zu erklären, sondern es verwirrt mich. Und alles an dem Bild ist so abstrakt, dass ich daraus keinen konkreten Gedanken ziehen kann.

Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt,

Das liest sich für mich nach Doppelmoppel - weil - wie hält man sich im Freien Fall? Also Freier Fall assoziiert ebenfalls Haltlosigkeit.

ein Raum, den ich selbst erschuf.

Und dafür habe ich nichts in der Hand, was mir sagt, wie ich diesen Raum verstehen soll. Was hat sie sich erschaffen? Eine Beziehung, eine Scheinwelt, ein Tuch unter den Füßen? Ich kann den Raum für mich nicht deuten. Und die bei mir entstehende Bedeutungslosigkeit dieses Raumes + das wechseln der Zustände (von fallen zu wirbeln) von einem offenen, unendlichen Sturz zu einem geschlossenen Raum, dass finde ich unglücklich.

Wenn Dich das jetzt alles nur weiter verwirrt, bist Du selber schuld :D.

Liebe Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, liebe Fliege,

nein, das war jetzt ein Missverständnis, diese Sätze nach "splitterten ...."
finde ich doch selbst mittlerweile nicht mehr gut. Die wollte ich gar nicht verteidigen. Eigentlich von Anfang an nicht. Ich dachte, das wäre aus meiner Antwort rausgekommen? :dozey: Schluck!!! Das habe ich dann wohl richtig schlecht ausgedrückt.
Du hattest einen davon mir ja schon in deinem ersten Kommentar genannt, weil er redundant ist. Und das finde ich auch. Zudem habe ich das,was ich erklären wolte, gar nicht an den Mann=an die Leser gebracht. Sonst würden da ja nicht drei oder mehr sagen, dass sie den Satz merkwürdig finden. Da brauchte ich gar kein weiteres Argument.

Es ging mir immer um Sätze, die weiter hinten standen. Die Argumentationen bezogen sich ja nicht auf die beiden Sätze allein, sondern so ganz allgemein. Und damit kam ich nicht so klar. Mit den allgemeinen Hinweisen konnt ich nicht viel anfangen.
Was ich bisher zum allgemeinen geschnallt habe, das ist:
dass ich den Text noch einmal gründlich durchgehe und ihn nach Stellen absuche, die 1. redundant sind und damit nicht vorwärtstreibend und die 2. einen Gedanken unklar oder unstimmig ausdrücken (im Sinne von dick aufgetragen, wie Möchtegern das moniert hat), vielleicht im Sinne eine Diskrepanz zwischen Inhalt und Form? (Das ist das was ich da bisher mitgenommen habe.

Aber dein inhaltliches Eingehen ist trotzdem hilfreich.

Wenn Dich das jetzt alles nur weiter verwirrt, bist Du selber schuld .
Grad noch mal gut gegangen. :dozey:
Vielen Dank noch mal für deine Klarstellung.
Liebe Grüße
Novak

Edit (heute nachmittag):
Sorry, nochmal, liebe Fliege, ich war wohl echt supermissverständlich. Ich ärgere mich im Nachhinein über mich selbst, dass ich mich nicht klarer ausgedrückt habe wegen der Sätze. Jetzt hat es dich Zeit gekostet. Ist einfach Scheiße.
Du hast ein riesig fettes Bier bei mir gut.
Mit zerknirschten Grüßen Novak

 

Hallo Novak,

das Spielen mit den Symbolen ist wirklich das, was ich am längsten mache. Es macht mir große Freude, diese Muster zu entdecken und zusammenzustellen, deswegen hatte ich an dem Text auch solchen Spaß. Freut mich, dir ein bisschen helfen zu können.

Gynäkomastie war falsch ausgedrückt wegen Eile, ärgerlich. Was ich sagen wollte: In meinem Kopf wird der Tropfen wohl immer eine einzelne, behaarte Frauenbrust entlanggesippt sein. Da kann man nix mehr machen. ^^

Und Hallo Möchtegern. Es ist zwar unhöflich, sich in Unterhaltung einzumischen, aber ... wenn ich mir einer Sache sicher bin, dann der Individualität von Grenzerfahrungen. Man kann sie so wenig diskutieren, wie Geschmacksempfindungen. Entweder man hat es erlebt oder nicht. Entweder einem schmecken gekochte Tomaten oder nicht.

Ich finde dieses Bild in sich nicht schlüssig. Also, das kursiv markierte seh ich sofort ein, dafür ist "Freier Fall" ein großartiges Bild. So ein diffuses Angstgefühl kaufe ich auch noch, so eine Vorahnung des vorbestehenden Aufpralls ... Aber diese Schmerzen, die kriege ich da eben nicht mit rein. Schockzustand und betäubt ODER Schmerzen und leidend, für mich ist das schwarz oder weiß. Und du willst hier alles auf einmal, also den Schock und rasendes Leid gleichzeitig - ich schaff's nicht nachzuvollziehen, in welcher Stimmungslage deine Prota sich da befinden soll.
Ich glaube nicht, dass ich dich da noch von meiner Sichtweise überzeugen kann. Nur noch so viel: Warum tritt der Schock denn ein? Weil hoher Schmerz da ist. Und jeder, der sich schon mal in so einem Zustand befand, dass er einen herben Verlust erlitten hatte, kennt die Dämpfung des Schmerzes durch den Schock, aber es ist eine völlige Verkennung der Situation, zu glauben, dass Schmerz und Angst nicht da wären.

Solche Diskussionen finde ich deswegen schade.

Mal abgesehen davon, dass Schock korrekterweise nur verminderte Durchblutung ist ... :p Der "Schock", von dem Novak schreibt ist ein psychisches Phänomen, das nicht in den somatischen Begriffen von Schmerz und Taubheit Platz hat; Auch wenn eine Koexistenz von Taubheit und Schmerz leider durchaus möglich ist. Eine zerfaserung der Gedanken, Desorientiertheit, Bewusstseinseinengung etc., das ist alles ziemlich typisch.

Es erscheint mir auch "unwirklich", dass das Ende einer Beziehung soetaws auslösen soll, weil ich mir das für mich nicht vorstellen kann. Aber ich kenne Menschen, für die objektiv "weniger schlimme" Dinge zu ähnlichen Reaktionen geführt haben. Das kann man nicht erklären.

Mhm, jetzt wird meine Onlinezeit knapp, deswegen fass ich mich im folgenden kurz und hoffe, nicht zu flapsig zu klingen. Kommentieren kostet erstaunlich viel Zeit! ;)

Mir genügte ein Satz. Gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand. Dann splitterten meine Gedanken. Bin nicht mehr in mir selbst und doch zu sehr. Gewirbelt in einen Raum, in dem es kein Halten gibt, ein Raum, den ich selbst erschuf. Freier Fall.

Vielleicht so:
"Mir genügt ein Satz. Gemurmelt von einem Mann, der sich entschlossen hatte, seine Liebe wieder einzupacken in den Koffer, der vor ihm stand. Dann splitterten meine Gedanken. Bin nicht mehr da. Aus einem Fenster meines Herzens gestürzt. Den Brunnen hinunter. Freier Fall."

Fenster splittert, Gedanken. Statt Herz kann man auch ein anderes vitales Körperteil nehmen, wenn das zu kitschig ist. Zentrale Rolle und Flüssigkeit, Pumpe. Eigenes Leben. Passt zu dem Kind, das in den Brunnen gefallen ist und im Nass erfriert, das Leben spendet. Brunnen selbst gegraben. Tropfen. Wasserhahn. Nur ein Assoziationsspiel, nicht sauer sein wegen der Einmischung.

Liebe Grüße und bis die Tage,
Alaglast

 

Hallo Novak,

ich hatte schon in einige Geschichten von dir hineingelesen, aber weil ich das Genre Horror (normalerweise) nicht mag, hat dieser Text als erster einen Kommentar bekommen. Ich denke, Geschichten die von Leiden handeln und Angst erzeugen, vermehren in gewisser Weise diese Dinge in der Welt. Da ich also ein Sensibelchen und ein Moralapostel bin, gefallen mir surreale Geschichten mit etwas Symbolik viel besser. ;)

Die Künstlichkeit der Sprache. Tja, Ich muss auch dir ähnliches sagen wie schon Möchtegern und auch Mothman.
Natürlich ärgert es mich, wenn die Sprache bei dir so ankommt. Man will das ja nicht. Und ärgern tu ich mich selbstverständlich nicht über dich, sondern darüber, dass da eine Wirkung entsteht, die ich nicht wollte.
Ich kann durchaus damit leben, wenn meine Meinung hin und wieder jemanden ärgert. Was ich mit Künstlichkeit der Sprache meinte: Sätze, die man niemals in der Presse, in E-Mails, in Sachbüchern oder in Briefen lesen würde. Diese Verschiedenheit von vertrauten Formen lenkt mich vom Inhalt ab. An manchen Stellen ist sie minimal, aber trotzdem auffällig. Etwa hier:
Mein Blick streift ängstlich den Abgrund, der unter dem Strichmännchen wartet, nur nicht hineinschauen, huscht weiter, ahnt ein Netz von Linien, sie müssen nur gezeichnet werden.
Ich fand die Länge des Satzes irritierend. Vertrauter wäre:
Mein Blick streift ängstlich den Abgrund, der unter dem Strichmännchen wartet. Nur nicht hineinschauen! Er huscht weiter, ahnt ein Netz von Linien. Sie müssen nur gezeichnet werden.

Die Ich-Erzählerin schiebt gleichsam einen Filter zwischen das Geschehen und das Erlebnis des Lesers.
Das ist richtig, wie soll das auch anders sein, denn sie ist ja desorientiert Genau dieses Gefühl, dass zwischen einem selbst und der Welt eine riesige Milchglascheibe steckt, man nichts richtig fühlt außer der riesenhaften Betäubung und der Angst vor der Angst, das sollte für den Leser spürbar werden.
Das war halt meine Reaktion auf den Text. Es war schwierig, mir die Szenen bildlich vorzustellen.

Auch für dein nächstes Argument gilt Ähnliches: Nein, der Text kann nicht erst dann beginnen, wenn sie den Mann anschaut. Ihre Desorientierung, ihre Angreifbarkeit muss doch spürbar werden, ich muss sie zeigen, wie sie mit ihren Hausschuhen durch die Gegend rennt und nicht mal genau weiß, dass sie die anhat. Dass sie komische Zählspielchen treibt und sich an Tropfen halten will, alles nur um der Desorientierung eine Struktur zu geben.
Das klingt irgendwie, als wolltest du eine Streitschrift widerlegen. :) Was ich geschrieben habe, sind nur meine Ansichten und Vorlieben. Für meinen Geschmack würde es ausreichen, eine Frau in Hausschuhen in einer Gaststube zu zeigen, um den Eindruck von Desorientierung hervorzurufen.

Und wenn ich jetzt auch noch schreibe, dass das mit dem freien Fall am Anfang GAR NICHT geht, wirst du mich vielleicht sogar ein bisschen hassen. ;)

Freundliche Grüße,

Berg

 
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Hallo, lieber Alaglast,
herzlichen Dank, dass du dich noch mal gemeldet hast.
Ich finde den Gedanken mit dieser behaarten Frauenbrust immer noch ein wenig, äh, igitt, klingt übel. Aber wer weiß, das hat auch was, vielleicht, wenn ich Teile dieser Geschichte in einer zweite Version noch einmal schreibe, dann rollt da ein Tropfen. Du weißt schon. Ja, hat was.
Ich finde es total in Ordnung, sich in eine Diskussion einzumischen. Warum denn auch nicht. Und vielleicht sollte man die Disk. an dem Punkt, den du genannt hattest, tatsächlich auch lassen. Möchtegern hat zwar aus meiner Sicht gar nicht die Wahrhaftigkeit irgendwelcher Grenz-Erfahrungen angezweifelt. Glaube ich jedenfalls. Sondern überlegt, dass mein Bild dafür in sich nicht schlüssig ist. Und das finde ich richtig, legitim, wünschenwert, was weiß ich, das zu durchdenken. Habe es jedenfalls so verstanden. Richtig ist natürlich, dass man über solcherlei Erfahrungen wirklich nicht diskutieren kann, das ist viel zu individuell.
Davon aber abgesehen ist es so, dass wir hier momentan nicht weiterkommen. Ich will das Bild, die Symbolik beibehalten. Für mich drückt es das was ich erzählen wollte passend aus. Mit dieser Symbolik steht und fällt die Geschichte. Und die mag ich. Vielleicht ändert sich das in 2 Monaten. Und ich finde es/sie dann blöd. Aber jetzt ist das eben nicht so.

Du bist, das hatten wir ja schon in meinem Kommentar zu deinen Geschichten ein Fan solcher Symbolgeschichten. Du kennst dich da total aus, ich merke das auch immer wieder, wenn du mit Ideen aufwartest, wo man eine Narbe ansiedeln könnte oder so, dass du da ganz anders als ich mit einem profunden Wissen über Symbolik daherkommst. Und du hast mir da schon total geholfen. Für mich war diese Geschichte mal ein Ausflug in die Symbolik. Und ein sehr anstrengender zudem. Ich finde das sehr eindeutig, dass diese Art der Geschichten furchtbar viele offene Stellen hat, Interpretationsmöglichkeiten bietet. Es ist sehr spannend und schön, mal so etwas zu schreiben, aber man muss super aufpassen, dass man da alles richtig aufeinander abstimmt.
Deine Alternativ-Vorschläge zu den beiden Sätzen, die zuletzt im Fokus standen, prüfe und überlege ich. Momentan habe ich diese zwei Sätze rausgeworfen und die Zeitangabe für den freien Fall ist eh rausgeschmissen. Ich muss mal überlegen und gucken, ob ich da noch mehr ändern will. Ob ich das so lasse oder ob ich es ergänze. Mal schauen.
Danke aber jedenfalls total für deine Mühe, fürs Lesen, einfach für deine Ideen und Gedanken.
Liebe Grüße von der Novak

Und hallo, lieber Berg,
freu mich sehr über deine Antwort. Von wegen "ärgern" über dich oder Schlimmeres. Nein, mit absoluter Sicherheit nicht. Dazu bin ich viel zu froh darüber, dass mir jemand meine Geschichten kommentiert. Bin nur leider schon immer eine hartnäckige Nachfragerin gewesen, die alles ganz genau wissen will. Jedenfalls hin und wieder. :)
Ich bin jedenfalls super erfreut über deine nochmalige Rückmeldung.
Ich versteh jetzt besser, was du mit der Künstlichkeit der Sprache meinst. Ich wollte in dem genannten Beispiel eine gewisse Atemlosigkeit entstehen lassen, eine Schnelligkeit der Wahrnehmung, daher die vielen Satzreihen.
Du dagegen magst das hier gar nicht. Ich merke den Unterschied ganz besonders, wenn du die beiden Sätze einander gegenüberstellst. Muss ich mir auf jeden Fall noch mal insgesamt ansehen und überlegen und überprüfen. Aber danke jedenfalls für diese Gegenüberstellung, die macht mir einiges klarer von dem, was dich stört.
Davon abgesehen hatt ich eh vor, den Text noch einmal zu sichten und zu prüfen.

Und ansonsten? Nein, eine Streitschrift wollte ich nicht führen oder widerlegen. Echt nicht. :naughty:Ist mehr so, dass ich mir hier bei dem Text so vieles überlegt hatte und da will man dann einfach wissen, wo was wann warum in den Augen des Gegenüber schief läuft. Ordne es ein unter Hartnäckigkeit, Interesse, Wissbegierde, was weiß ich. Einfach meine Art mich damit auseinanderzusetzen, es wissen zu wollen.

Apropos freier Fall! Die ersten Sätze habe ich abgeändert. Hatte gehofft, dass durch die Weglassung der Zeit der Stein des Anstoßes, also die Fallsache, beseitigt wäre. Nee? Immer noch nicht? Schluck. Hilfe.
Nun gut, vielleicht/hoffentlich bezog sich dein Sprüchelchen ja noch auf die alte Fassung. Hoff ich mal das beste. Und wenns anders ist, muss ich halt noch mal neu überdenken.
Vielen herzlichen Dank noch einmal für deine Rückmeldung. Deine Gegenüberstellung die nochmalige Befassung und Auseinandersetzung.
Machs gut und bis die Tage.
Novak
PS: Es gibt übrigens auch ganz sanften Horror. Und die Geschichten, die manchmal unter Alltag kommen, die sind viel, viel schlimmer als jede Horrorgeschichte :)

 

Hello again, Novak,

ich glaube, was der erste Satz aussagen soll, ist die völlige Veränderung der Situation: eben noch in Sicherheit und im nächsten Moment im Freien Fall. Vielleicht ginge:

Zwischen der Normalität und dem Freien Fall liegt nur ein Augenblick.
Es ist schwierig, diesen Gedanken einzufangen, aber man könnte ihn (metaphorisch gesprochen) einkreisen und an der Flucht hindern. ;)

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Berg,
du wirst noch zum Ritter des ersten Satzes!
Ich freu mich, dass du noch mal reingeschnuppert hast.

Du triffst den Nagel auf den Kopf, diesen schnellen Bruch zwischen Normalität und dem Absturz, das wollte ich durch den Kontrast ausdrücken.

So stands bei mir zuletzt:

Wie viel Zeit braucht man, um den freien Fall zu erreichen? Mir genügte ein Satz.

Der Hauptstein des Anstoßes (die Zeitangabe) ist da getilgt. Es ginge auch, weil das Geschehen ja aus der Sicht der Protagonistin geschrieben ist. Aber immer, wenn ich ihn lese, finde ich ihn mittlerweile komisch. Nicht wegen der Physik, sondern ... ja, ich weiß es nicht. Klingt nicht mehr so gut.

Ich bin momentan echt am Überlegen, ob mir nicht dein erster Satz jetzt besser gefällt.

Ich überlege ... und wende her und ihn und wieder zurück ... muss nur ein bisschen mehr Zeit finden. Überabeiten finde ich echt amstrengend und zeitaufwendig.

Dankeschön, und falls mal einem ein Satz verloren geht, dann werde ich alle an dich verweisen, Jäger des verlorenen Satzes

Viele Grüße zurück
Novak

 

Hallo Novak,
seltsam schön, deine Geschichte und tiefgründig.
Hier meine Lieblingszitate:

Dann splitterten meine Gedanken.
Das Gefühl, alles hören zu können, selbst das Flüstern des Mannes
hinter mir, der sich über die Hausschuhe an meinen Füßen wundert, wird immer stärker. Nur wenn man ganz schnell geht, entkommt man dem Hören und Wispern. Menschen schwanken mir entgegen, ich will sie stützen, gehe auf sie zu, bis ich an ihren Gesichtern merke, dass ich es bin, die schwankt.
Als ich ihn packe, meinen Halt im Dunkel, so fest, dass sich das Holz in meine Haut bohrt, da weiß ich, dass die Haare dieses Felles mich ersticken werden, wenn sie trösten. Und dann sehe ich sie wieder, die kleine, zappelnde Figur an dem gläsernen Tropfen, der aus dem Comic-Wasserhahn rinnt. Was für ein jämmerlicher Halt, denke ich, blicke in den Abgrund und lasse los.

Verträumte Grüße, Damaris :)

 

Oh, das fand ich aber schön, dass es doch noch jemanden gibt, der dieser Geschichte etwas abgewinnen kann, auch wenn sie schon etwas älter ist.
Ich hab nie wieder so geschrieben wie da und es ist mir eigenartigerweise auch mittlerweile fremd. Ich weiß noch genau, wie perplex ich war, als manche schrieben, das sei verkünstelt. Heute verstehe ich das besser. Aber trotzdem liegt mir viel an dieser Geschichte. Und du hast exakt ein paar Stellen herausgegriffen, die ich selbst sehr mag. Da sind so ein paar Bilder drin, die liebe ich wirklich sehr.
Zu einer anderen Geschichte von mir schrieb Wilhelm Berliner mal, das sei eine Trostgeschichte. Und jetzt im Nachhinein sehe ich, dass das hier auch eine ist. Merkwürdig. Vielleicht ist es so, dass immer wieder mal dieselben Themen hinter dem armen Autorenrücken hervorblitzen.
Vielen Dank Damaris, für das Lesen, das Hervorkramen und die verträumten Grüße. Ich habe mich total gefreut.

 

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