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Frau Epoillak

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MRG

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12.03.2020
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Frau Epoillak

Ich strich mit der Handfläche über den Buchdeckel, veränderte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das an das Anrollen und Brechen von Wellen erinnerte. Leise und sanft. Die Schramme bildete einen Kontrast zur glatten, kühlen Oberfläche. Ich öffnete die Augen und las den in oranger Farbe gedruckten Titel: Romane & Kurzgeschichten schreiben. Um den Titel herum war der Buchdeckel von grauer Schrift bedeckt. Charaktere, die Schatten werfen. Das Wie und Warum von Figuren. Ich schlug den Buchdeckel auf und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln; es roch nach Papier, Moder und Chemikalien. In dem Moment ertappte ich mich, beendete den Zeitvertreib, starrte wieder auf meinen Laptop und las meinen Text. Trotz akribischer Organisation inklusive Zeitplan, Gliederung und Bearbeitung aller Aufgaben meines Schreibratgebers war mein Held eine Pappfigur. Eine lächerliche Pappfigur. Als ich erneut nach dem Buch greifen wollte, hörte ich eine Glocke läuten. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um, sah aber niemanden. Doch dann erklang eine Frauenstimme. Sie sprach von Büchern, die ich als Kind geliebt hatte, erwähnte die Brüder Löwenherz und vor meinen Augen tauchte das Bild von Krümel auf.
Ich nahm meine Hornbrille ab, rieb mir über die Augen und massierte den Nasenrücken. Mir war schwindelig und ich fühlte, wie mich etwas in die Tiefe zog und mir das Bewusstsein entglitt.

Alles um mich herum war schwarz. Das erste, was ich roch, war eine Mischung aus Wildapfel und Zimt. Der Geruch erinnerte mich an meinen Lieblingstee zu Weihnachten; im Kreis meiner Familie saßen wir in der Küche, spielten Gesellschaftsspiele und aßen selbstgebackene Vanillekipferl. Ich atmete die Luft tief ein und setzte einen Fuß vor den anderen; das Material meiner Schuhe hallte in der Dunkelheit und es war mir, als hörte ich eine Gitarre, ein leises Zupfen der Saiten, die mit meinen Schritten zu meinem Lieblingslied von Gustavo Santaolalla verschmolzen.
Ein glitzerndes Licht tauchte auf. Im Zentrum war ein leuchtender Kern, der nach allen Himmelsrichtungen strahlte, wobei sich vier Linien nach außen erstreckten, die mich an ein Kreuz erinnerten. Es war eine Glasphiole. Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff ich sie und leuchtete damit in die Dunkelheit. Das Licht fiel auf einen Weg, der sich vor mir in die Tiefe neigte. Schritt für Schritt ging ich weiter. Nach einer Weile kam ich an einen See, hörte ein leises Tropfen und fühlte die Höhe des Raums. Dann ging meine Phiole aus. Doch schon stiegen aus dem See Lichter auf, in allen Farben, und erhellten den unterirdischen See.

Wieder hörte ich die leise Stimme und vor mir tauchte eine Frau auf, die mich anlächelte. Sie hatte lange, schwarze Haare, war mit einem türkisblauen Gewand bekleidet und hielt einen Koffer in der Hand. Um ihren Hals trug sie ein silbernes Amulett, das aus einem äußeren und einem inneren Ring bestand. Ich sah es genau vor mir, als läge es in meiner Hand: Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
„Wo bin ich?“, fragte ich. „Bin ich verrückt geworden?“
Sie schüttelte den Kopf, schaute mich an und etwas in ihrem Blick beruhigte mich. „Du bist bei dir“, sagte sie.
Ich verstand nicht, was sie meinte. „Wer bist du?“
„Ich bin Frau Epoillak“, sagte sie, „aber ich habe viele Namen.“
„Wie meinst du das?“
Sie antwortete nicht. Stattdessen überreichte sie mir den Koffer und klopfte mit der Handfläche darauf. Der Griff zeigte in meine Richtung, der Deckel war abgewetzt und auf den goldenen Scharnieren waren schwarze Flecken zu sehen. Er fühlte sich seltsam leicht an.
„Mach ihn auf“, sagte sie.
„Was soll ich mit einem Koffer?“ Es kam mir lächerlich vor.
„Du verzweifelst an deiner Figurenzeichnung. Deine Figuren sind leblos.“
Wie konnte sie das wissen? Ich hatte niemandem davon erzählt. „Was hat das damit zu tun?“, fragte ich.
„Hast du dich nie gefragt, woher deine Ideen kommen?“
„Ich erfinde sie eben.“
„Ideen werden nicht erfunden, sie werden entdeckt.“ Ihr Blick wanderte wieder zum Koffer.
Ich wusste nicht weiter, drückte daher auf die beiden Scharniere und klappte den Deckel auf. Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
„Was um Himmelswillen ist das?“
„Was wolltest du immer schon erschaffen?“, fragte die Frau und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder hinab, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.
Ich schwieg für einen Moment, bis ich es verstand und wusste, wer sie war. „Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen und keine Pappfiguren sind. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Die Lichter im Koffer flackerten unter ihren Fingern und sie formte aus ihnen einen Planeten. Als er fertig war, ließ sie ihn los und er schwebte einige Zentimeter über dem Kofferboden; es erinnerte mich an ein Hologramm von einzigartiger Schönheit. Ich betastete den Planeten, berührte die große, blaue Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte.

Nach einer kurzen Pause, schaute ich auf den Koffer hinab und sagte: „Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“
Sie legte ihre Hand hinein: Der Planet löste sich auf und die Regenbogenlichter formten sich zu einer etwa fünfzehn Zentimeter großen Gestalt um. Die Figur bewegte sich und setzte sich im Schneidersitz auf die Innenfläche des Koffers. Sie winkte mir zu und kletterte dann auf meine Finger und legte sich in meine Armbeuge. Ich sah ihr ins Gesicht: Die Wangen funkelten hellblau, die Stirn orange, die Nase hellgrün und das Kinn rot; anstelle von Haaren war der Figur eine Kopfbedeckung gewachsen, die aus mehreren, rechteckigen Stäben bestand, zwischen denen jeweils ein Zwischenraum lag. Mich erinnerte es an eine Krone, außer, dass die Zacken rechteckig und stumpf waren. Ich beobachtete, wie sie lächelte. Ein Gefühl des Geborgenseins machte sich in mir breit und vorsichtig legte ich den Koffer auf den Boden, darauf bedacht, meine Armbeuge möglichst ruhig zu halten.
Endlich hast du mich gefunden, dachte die Figur in meinem Kopf. Ich dachte schon, du würdest mir nie zuhören.
Wer bist du?
Ich bin du und du bist ich.
In meinem Kopf erklang ein leises Lachen. Dummerchen. Hast du wirklich gedacht, dass andere Leute dir sagen können, wie du mich findest? So was kannst du nicht erzwingen. Ganz bestimmt nicht von außen.
Die Lichtgestalt stieg auf meine Schulter und legte ihre kleinen Hände auf meinen Nackenansatz. Ein Kribbeln lief meine Wirbelsäule hinab und das meine ich wortwörtlich, es hielt für Minuten an, steigerte sich immer weiter. Tränen liefen mir über die Wange. „Ich habe es“, sagte ich.
„Du hast es“, antwortete Frau Epoillak.
Ich hab dich gern, dachte das kleine Wesen und ich sah, wie es sein Köpfchen an meine Schulter schmiegte. Ganz behutsam streichelte ich ihm über den Rücken. In Gedanken hörte ich ein wohliges Seufzen. Dann sah ich wie sich die Frau vor mir zu einem Lichtermeer auflöste; die Farben verbanden sich mit dem See, füllten den gesamten unterirdischen Raum und alles in mir drehte sich.

Als ich die Augen wieder öffnete, saß ich vor meinem Laptop. Ein Gefühl innerer Ruhe machte sich in mir breit. Ich griff nach meinem Schreibratgeber und stellte ihn in das Bücherregal. Daraufhin stellte ich mir einen Koffer vor, der voller Lichter war, und begann zu schreiben. In meinem Kopf hörte ich eine Stimme: Gute Entscheidung und jetzt hör mir zu.

 

Hallo @HerrLehrer,

vielen Dank für deinen Besuch und Kommentar.

Guter, unvermittelter Einstieg. Wirft Fragen auf, animiert zum Weiterlesen.
Schön, dass der Einstieg für dich so funktioniert. Hatte erst einen anderen Anfang und mir gefällt es jetzt so auch besser.

Ich finde, das ist ein ziemlich überladenes Amulett. Zwölf Flächen muss man auch erst mal zählen. ich würde zu einem überschabareren Amulett ratenn. Geschmackssache.
Das Amulett ist ein Hinweis auf Kalliope, die Zahl zwölf ist stark mit Kunst und Literatur verbunden.

Hmm, sehr umständlich formuliert. Warum nicht einfach: ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir die Augen.
Ziel war es hier, den Prota besonders zu machen, ihm eine Geste zu geben, die anders ist. Wäre natürlich optimal, wenn Lesende das selbst nachstellten und so einen haptischen Reiz bekämen.

Mit deinem Vorschlag kann ich nicht so viel anfangen, das liest sich für mich etwas klischeehaft.

Sehr schön formuliert, was wir alle versuchen zu erreichen. Dem gegenüber steht der Satz von E.L. Doctorow, der sagt: Die wahre Konsistenz von gelebtem Leben kann kein Schriftsteller zu Papier bringen. Es bleibt letztendlich immer ein Versuch.
Freut mich, dass dir das gefallen hat. E.L. Doctorow kenne ich nicht, muss ich mir mal anschauen; das Zitat klingt interessant.

Ach ja, wenn's doch so einfach und zugleich magisch wäre.
Bei mir ist es oft so, dass ich Tage oder Wochen prokrastiniere und dann habe ich diesen Inspirationsschub, komme in tiefe Flowzustände und alles fließt. Genau das habe ich mit Kalliope verbunden; denn wenn sie da ist, dann klappt es einfach. Das ist ja der Kern der Geschichte.

Gut, also insgesamt, das muss ich hier leider sagen, gibt mir die Geschichte nicht viel. Der Protagonist hat eine Schreibblockade, Kalliope taucht auf, Problem gelöst. Es gibt keine Hindernisse, alles löst sich sehr schnell in Wohlgefallen auf. Das ist mir persönlich zu einfach.
Schade, dass dir der Text nicht so viel gibt; trotzdem vielen Dank für deinen Leseeindruck.

Beste Grüße
MRG

Liebe @Chutney,

vielen Dank für diesen sehr guten Kommentar, hat mich zum Nachdenken gebracht und ich finde, dass du ein paar wichtige Punkte mit im Gepäck hast.

ich finde deine Geschichte hübsch, aber auch ein bisschen unbefriedigend. Das ist alles sehr glatt und ich komme an die Figuren nicht heran. Selbst der Protagonist hat kaum etwas Individuelles, sondern ist die Schablone eines Schriftstellers mit Schreibblockade.
Einerseits kann ich diesen Punkt von dir gut verstehen, andererseits möchte ich dir widersprechen: Die Visionen von Kalliope, der Planet und die Figur sind doch das Zentrum des Protagonisten, das ist es, was ihn von anderen abgrenzt. Es ist ja seine eigene Fantasie, seine inneren Bilder.

Seine Verzweiflung wird für mich nicht spürbar, was natürlich auch daran liegt, dass die Geschichte gleich mit der Lösung aller Probleme beginnt. Die Idee mit der kleinen Figur gefällt mir und ich hätte mir noch etwas mehr Interaktion zwischen den beiden gewünscht. Vielleicht sogar einen Konflikt, indem die Figur ihn immer mehr herausfordert und ihn zwingt, sie kennenzulernen.
Da stimme ich dir zu, es gibt keinen Konflikt, der die Geschichte voran treibt. Das muss ich so akzeptieren, liegt möglicherweise aber auch daran, wie ich die Challenge aufgefasst habe. In meinen Augen geht es bei Wohlfühlgeschichten um eine heile Welt, es gibt keine bösen Geister, keine Gewalt (ich denke hier immer an die Ghibli-Studio Geschichten).

Gerade das hätte mich nun interessiert, was ging denn da weiter, was ist das für eine Figur? Sie kommt ihm ja am Ende ganz nah.
Sehr interessante Idee, das gefällt mir. Hier sehe ich Potential für eine Überarbeitung, eine Ergänzung. Ja, spannend. Mal schauen, wie ich das am besten angehen kann. Ich mag diese Idee mit mehr Interaktion, um so die Beziehung zwischen Prota und Figur noch stärker auszubauen.

Der erste Satz klingt wie aus einem Schreibratgeber. Der zweite Satz macht mich neugierig, aber das ist eben nur so wenig.
Du hast mich erwischt, genau das ist der Fall haha. Habe gerade den Schreibratgeber mit der kommentierten Kurzgeschichte von Raymond Carver gelesen und das hat mich inspiert. Das überdenken ich auf jeden Fall noch einmal, das kann ich besser.

Das ist auch sehr allgemein. Er ist doch schon dran, an dem Kapitel. Was braucht er genau? Eine Figur, die ein Geheimnis hat, die alles aufmischt, die dem Helden Schwierigkeiten macht, die dem Helden hilft, oder die eine bestimmte Aufgabe hat?
Kaufe ich auch, das nehme ich mir so mit für die Überarbeitung. Da steckt noch Potential drin, mal schauen, ob ich es umgesetzt bekomme, möchte die Geschichte auch nicht "verschlimmbessern", ich mag diesen Ansatz der heilen Welt.

Das ist mein persönlicher Geschmack: So Begriffe wie "funktioniert" und "authentisch" finde ich in so einer Situation sehr unpoetisch. Für mich könnte das Fette weg.
Ich denke darüber nach, bin hier allerdings noch nicht restlos überzeugt.

P.S : hab mal oberflächlich was zu "Kishotenketsu" gelesen. Ich glaube, das Problem liegt da bei mir bei "ten", denn ich empfinde die Gestalt nicht als ein themafremdes Element.
Und "Parasite" z.B. enthält doch wirklich extreme Konflikte und sehr viel Spannung.
Sehr guter Punkt, das gefällt mir. Würde gerne wissen, wie ich das besser machen kann; bislang habe ich meine Vorlagen vor allem aus Filmen.

Kurz zu Parasite: So wie ich es verstanden habe, geht es um eine andere Haltung, Geschichten zu erzählen. Es können Konflikte vorkommen, aber sie sind nicht die treibende Kraft der Geschichte. Normalerweise ist es ja so, dass Konflikte der Ursprung einer Geschichte sind, das muss bei einem Kishotenketsu nicht der Fall sein. Muss allerdings direkt hinzufügen, dass mein Wissen auch nur theoretisch ist und ich absolut kein Experte bin. Vielen Dank für deinen hilfreichen Leseeindruck.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,
Ich komme schlecht rein in die Geschichte. Das liegt daran, dass mir eine Beschreibung des Settings fehlt. Sie scheinen ja einen Verabredung zu haben, Frau Epolliak wurde erwartet? Sonst wäre Prota erschrocken und sie haben ja auch schon vorher geredet. Doch bei einer Verabredung am Laptop schreiben, tust du das? Ich schreibe meistens im Bett oder auf dem Sofa, selten am Tisch und bin am besten fokussiert, wenn ich alleine bin. Du siehst, ich kann die Situation nicht ganz greifen. Wenn du da deine Gedanken mehr ausbreitest, wäre das weg.
Du steigst mitten im Dialog ein, der nach einmal hin und her auch schon wieder vorbei ist. Was davor gesagt wurde, weiß ich nicht, doch Kalliope muss sich über die Bücher der Prota geäußert haben. Das wäre vllt. gut gewesen, das zu lesen, hieße auch hier: etwas früher einsteigen.
Was folgt, ist eine Beschreibung des Amuletts. Danach kenne ich das Amulett, die Person aber nicht, die es trägt, da fehlt eine Figurenbeschreibung.
Für meinen Geschmack verrätst du auch zu viel am Anfang. Durch den Namen und das Amulett werde ich schon mit der Nase draufgestoßen, hey, guck dir das Ding mal an und dann überleg mal, wer ich bin. Besser fände ich, die Muse wäre geheimnisvoller, würde sich im Laufe des Textes sukzessive offenbaren, durch das, was sie tut. Wenn zu früh so vieles schon klar ist, geht das klar auf Kosten der Spannung.

„Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen mit authentischen Dialogen. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Das finde ich gut als Ausgangslage. Dadurch ist das Ziel klar definiert. Wäre für mich - in Gedankenform verpackt - ein guter Einstieg und daraufhin klopft es an der Türe, als Reaktion. Dadurch wird die Muse gerufen und tritt auf den Plan. Und ihr Zauberwerk befindet sich nicht in einem Aktenordner sondern in dem, was sie sagt und in den Fragen, die sie stellt.

Das mit dem Planeten und der Figur hat einerseits etwas Zauberhaftes, das ist hübsch. Andererseits kommt es auch ein wenig so rüber, als würde eine Zauberin ihre Kunststückchen präsentieren. Und wie durch einen Zauber wird auch Kapitel dreizehn fertig, Prota ist quasi ferngesteuert und muss nix tun, weil das Problem extern geregelt wird.
Du hast ja angedeutet, dass Prota durch die Zwiesprache mit der kleinen Figur lernt, auf deren Befindlichkeit zu achten und dem Pfad würde ich folgen. Da musste ich an einen Text von peregrina denken: Petronella und der Witzbold, weiß nicht, ob Du den kennst.
Jedenfalls fände ich das sehr reizvoll, wenn Prota durch die Auseinandersetzung mit der kleinen Figur bei der allgemeinen Figurenzeichnung dazulernt. Und z.B. durch diesen Step, diesen Erkenntnisgewinn final die Muse als solche erkennt.
Mir ist der Text zu kurz, das was ich ihm zutraue, kann er aufgrund der Strecke nicht entfalten. Da steckt viel drin an Möglichem und mich würde eine Lösung für Schreibblockaden, die aus einer Erkenntnis resultiert, brennend interessieren. :D

Peace, l2f

 

Hallo @linktofink,

habe deinen Kommentar gestern gesehen und ihn als ziemlich inspirierend wahrgenommen. Habe das Teil jetzt noch einmal erweitert, das alles ein bisschen anders eingebettet und ich habe auch über die Punkte von dir @Chutney nachgedacht und versucht, hier noch einmal nachzuschärfen. Der Grundgedanke ist, dass der Prota die Muse in sich selbst findet und sie nichts externes ist; wie beispielsweise ein Schreibratgeber. Ich bin sehr gespannt, ob das so funktioniert oder ob ich meiner Fantasie etwas zu viel Freiraum gegeben habe.

Ich gehe im Detail auf deine Punkte ein:

Ich komme schlecht rein in die Geschichte. Das liegt daran, dass mir eine Beschreibung des Settings fehlt. Sie scheinen ja einen Verabredung zu haben, Frau Epolliak wurde erwartet? Sonst wäre Prota erschrocken und sie haben ja auch schon vorher geredet. Doch bei einer Verabredung am Laptop schreiben, tust du das? Ich schreibe meistens im Bett oder auf dem Sofa, selten am Tisch und bin am besten fokussiert, wenn ich alleine bin. Du siehst, ich kann die Situation nicht ganz greifen. Wenn du da deine Gedanken mehr ausbreitest, wäre das weg.
ist ein hilfreicher Punkt gewesen und mir ist klar geworden, dass ich die Ebenen vermische und es mir eigentlich um etwas anderes geht. Ich wollte ja die Bedeutung und Wichtigkeit der eigenen Fantasie darstellen.
Dazu kommt dann, dass der Prota wirklich gar nicht erschrocken ist und diese Situation einfach so hinnimmt. Habe ich mir noch einmal durchgelesen und hat mir nicht gefalle, daher habe ich das jetzt verändert und versucht, etwas mysteriöser zu machen.

Du steigst mitten im Dialog ein, der nach einmal hin und her auch schon wieder vorbei ist. Was davor gesagt wurde, weiß ich nicht, doch Kalliope muss sich über die Bücher der Prota geäußert haben. Das wäre vllt. gut gewesen, das zu lesen, hieße auch hier: etwas früher einsteigen.
Was folgt, ist eine Beschreibung des Amuletts. Danach kenne ich das Amulett, die Person aber nicht, die es trägt, da fehlt eine Figurenbeschreibung.
Ich habe das jetzt mal ausprobiert. Und das Amulett habe ich weiter nach hinten gestellt und auch das Aussehen von Kalliope mit eingebaut.

Für meinen Geschmack verrätst du auch zu viel am Anfang. Durch den Namen und das Amulett werde ich schon mit der Nase draufgestoßen, hey, guck dir das Ding mal an und dann überleg mal, wer ich bin. Besser fände ich, die Muse wäre geheimnisvoller, würde sich im Laufe des Textes sukzessive offenbaren, durch das, was sie tut. Wenn zu früh so vieles schon klar ist, geht das klar auf Kosten der Spannung.
Ist ein guter Punkt. Ich habe den Fokus etwas stärker auf die Figur gelegt und den Rahmen erweitert.

as finde ich gut als Ausgangslage. Dadurch ist das Ziel klar definiert. Wäre für mich - in Gedankenform verpackt - ein guter Einstieg und daraufhin klopft es an der Türe, als Reaktion. Dadurch wird die Muse gerufen und tritt auf den Plan. Und ihr Zauberwerk befindet sich nicht in einem Aktenordner sondern in dem, was sie sagt und in den Fragen, die sie stellt.
Hab ich eben ausprobiert, aber das hat für mich nicht so gut funktioniert.
Ansonsten ist mir der Koffer irgendwie wichtig, der gehört für mich dazu und ich habe ihm jetzt die Funktion gegeben, dass er eine Brücke zwischen Kalliope und der realen Welt darstellt.

Das mit dem Planeten und der Figur hat einerseits etwas Zauberhaftes, das ist hübsch. Andererseits kommt es auch ein wenig so rüber, als würde eine Zauberin ihre Kunststückchen präsentieren. Und wie durch einen Zauber wird auch Kapitel dreizehn fertig, Prota ist quasi ferngesteuert und muss nix tun, weil das Problem extern geregelt wird.
Ah ja, das wollte ich so auf keinen Fall. Es geht für mich letzten Endes um eine individuelle Reise in die eigene Fantasie. Der Prota soll sich selbst vertrauen, sich auf seine eigenen Ressourcen konzentrieren und erkennen, dass schon alles in ihm ist.

Jedenfalls fände ich das sehr reizvoll, wenn Prota durch die Auseinandersetzung mit der kleinen Figur bei der allgemeinen Figurenzeichnung dazulernt. Und z.B. durch diesen Step, diesen Erkenntnisgewinn final die Muse als solche erkennt.
Fand ich auch einen sehr guten Punkt, vor allem die Fokussierung auf die Figurenzeichnung als Thema hat mich inspiriert. Das ist ja der rote Faden oder das Ziel des Protas.

Vielen Dank für diesen sehr guten Kommentar, hat mich ziemlich inspiriert.

Beste Grüße
MRG

 

Guten Morgen @MRG

ich hatte schon mal vor ein paar Tagen bei Deiner Geschichte reingeschaut und sie grob überflogen, hatte Probleme mit dem Einstieg und jetzt sehe ich, Du hast überarbeitet und der Einstieg ist klasse. Was für eine bezaubernde Geschichte! Du sprichst die Sinne des Lesers an und weckst Emotionen. Sehr schön! Der Text hat mich sehr berührt.

Hier einige Leseeindrücke:

Ich glitt mit meiner Handinnenfläche über den Buchdeckel, variierte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das mich an eine wohlige Brise am Meer erinnerte. Leise und sanft. Die altbekannte Schramme bildete einen Kontrast zur glatten, kühlen Oberfläche.

Ein toller Einstieg! Als leidenschaftliche Leserin hast Du mich damit sofort und die Neugierde ist geweckt.

Ich schlug den Buchdeckel auf, legte meine vier Finger auf die erste Seite, hob das Buch mit der anderen Hand an, sodass der Rücken senkrecht nach oben stand, kerbte meinen Daumen zwischen letzter Seite und Buchrücken ein, führte es zu meiner Nase und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln.

Das Wort "kerbte" hab ich beim Lesen als störend empfunden. Passt irgendwie nicht zu der restlichen Poesie. Vielleicht legte?

Es roch nach einer Kombination aus Papier, Moder und Chemikalien.

Ich finde es super, wie Du immer wieder die verschiedenen Sinne des Lesers ansprichst.

Alles um mich herum war schwarz. Das erste was ich roch war eine Mischung aus Wildapfel und Zimt. Der Geruch erinnerte mich an meinen Lieblingstee zu Weihnachten; im Kreis meiner Familie saßen wir in der Küche, spielten Gesellschaftsspiele und aßen selbstgebackene Vanillekipferl.

Eine wunderschöne Stelle. Ich kann alles ganz klar vor mir sehen.
meine Schuhe hallten in der Dunkelheit und es war mir, als hörte ich eine Gitarre, ein leises Zupfen der Saiten, die mit meinen Schritten zu meinem Lieblingslied von Gustavo Santaolalla verschmolzen.

Auch sehr schön die Stelle mit der Gitarre.

Ein glitzerndes Licht tauchte auf. Im Zentrum war ein leuchtender Kern, der nach allen Himmelsrichtungen strahlte, wobei sich vier Linien nach außen erstreckten, die mich an ein Kreuz erinnerten. Es war eine Glasphiole. Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff ich sie und leuchtete damit in die Dunkelheit. Das Licht fiel auf einen Weg, der sich vor mir in die Tiefe neigte. Schritt für Schritt ging ich weiter. Nach einer Weile kam ich an einen See, ich hörte ein leises Tropfen und ich fühlte die Höhe des Raums. Dann ging meine Phiole aus. Doch schon stiegen aus dem See Lichter auf, in allen Farben, und erhellten den unterirdischen See.

Das hat etwas Magisches. Gefällt mir sehr gut.

Sie hatte lange, schwarze Haare, trug ein türkisblaues Gewand und hielt einen Koffer in der Hand. Um ihren Hals trug sie ein silbernes Amulett: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Ring. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.

Hier ist mir die Wortwiederholung aufgefallen. Auch finde ich den Doppelpunkt unnötig. Würde den Satz verbinden.

Vorschlag: Sie hatte lange, schwarze Haare, war mit einem türkisblauen Gewand bekleidet und hielt einen Koffer in der Hand. Um ihren Hals trug sie ein silbernes Amulett, das aus einem äußeren und einem inneren Ring bestand.

Ich wusste nicht weiter, drückte daher auf die beiden Scharniere und klappte den Deckel auf. Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.

Auch eine tolle Stelle. Die Sinne werden wieder angesprochen. Sehr schön!

„Was wolltest du immer schon erschaffen?“, fragte die Frau und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder hinab, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.

Da entsteht wundervolles Kopfkino. Sehr schön!

Ich betastete den Planeten mit meinem Zeige- und Mittelfinger, berührte die große, blaue Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte

Einfach toll! Märchenhaft und Magisch. Ich kann die Meeresluft spüren und bin mit dabei in der Szene.

Die Lichtgestalt stieg auf meine Schulter und legte ihre kleinen Hände auf meinen Nackenansatz. Ein Kribbeln lief meine Wirbelsäule hinab und das meinte ich wortwörtlich, es hielt für Minuten an, steigerte sich immer weiter. Tränen liefen mir über die Wange. „Ich habe es“, sagte ich.

Das ist soooo süß! Da hatte ich Gänsehaut.

Ich hab dich gern, dachte das kleine Wesen und ich sah, wie es sein Köpfchen an meine Schulter schmiegte. Ganz behutsam streichelte ich ihm über den Rücken. In Gedanken hörte ich ein wohliges Seufzen. Dann sah ich wie sich die Frau vor mir zu einem Lichtermeer auflöste; die Farben verbanden sich mit dem See, füllten den gesamten unterirdischen Raum und alles in mir drehte sich. Ich schloss die Augen.

Wunderschön!

Als ich sie wieder öffnete, saß ich vor meinem Laptop. Ein Gefühl innerer Ruhe machte sich in mir breit. Ich griff nach meinem Schreibratgeber und stellte ihn in mein Bücherregal. Daraufhin schloss ich die Augen, stellte mir einen Koffer vor, der voller Lichter war, und begann zu schreiben. In meinem Kopf hörte ich eine Stimme: Gute Entscheidung und jetzt hör mir zu.

Auch das Ende ist toll.

Vielen Dank für diese tolle Geschichte.

Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart.

Liebe Grüße,

Silvi

 

Liebe @Silvita,

vielen herzlichen Dank für diesen Kommentar, hätte ich mir nicht besser wünschen können; gerade, weil ich auch etwas unsicher war, ob der Text so funktioniert oder nicht. Daher freut es mich ganz besonders, dass du ihn im Vergleich zur ersten Version besser findest. Hat mir den Wochenstart versüßt, danke!

Ich gehe im Detail darauf ein:

ich hatte schon mal vor ein paar Tagen bei Deiner Geschichte reingeschaut und sie grob überflogen, hatte Probleme mit dem Einstieg und jetzt sehe ich, Du hast überarbeitet und der Einstieg ist klasse. Was für eine bezaubernde Geschichte! Du sprichst die Sinne des Lesers an und weckst Emotionen. Sehr schön! Der Text hat mich sehr berührt.
Das bedeutet mir etwas, vielen herzlichen Dank; freue mich vor allem, dass du eine Verbesserung zur ersten Version hervorhebst. So etwas lese ich immer sehr, sehr gerne.

Ein toller Einstieg! Als leidenschaftliche Leserin hast Du mich damit sofort und die Neugierde ist geweckt.
Klasse, dass das für dich so funktioniert hat! :-)

Das Wort "kerbte" hab ich beim Lesen als störend empfunden. Passt irgendwie nicht zu der restlichen Poesie. Vielleicht legte?
Hm, ja schwierig, habe lange nach diesem Verb gesucht und es dann für passend erachtet. Ich mache mir noch einmal Gedanken, kann den Punkt nachvollziehen, dass es nicht so gut reinpasst.

Ich finde es super, wie Du immer wieder die verschiedenen Sinne des Lesers ansprichst.
Eine wunderschöne Stelle. Ich kann alles ganz klar vor mir sehen.
Auch sehr schön die Stelle mit der Gitarre.
as hat etwas Magisches. Gefällt mir sehr gut.
So viel Lob im Gepäck und dann sind da auch noch meine Darling dabei, tja, was soll ich sagen? Freue mich riesig und bedanke mich für deine Anmerkungen. :thumbsup:

Sie hatte lange, schwarze Haare, war mit einem türkisblauen Gewand bekleidet und hielt einen Koffer in der Hand. Um ihren Hals trug sie ein silbernes Amulett, das aus einem äußeren und einem inneren Ring bestand.
Gekauft, habe den Satz so umgebaut, wie von dir vorgeschlagen.

Auch eine tolle Stelle. Die Sinne werden wieder angesprochen. Sehr schön!
Da entsteht wundervolles Kopfkino. Sehr schön!
Einfach toll! Märchenhaft und Magisch. Ich kann die Meeresluft spüren und bin mit dabei in der Szene.
Das ist soooo süß! Da hatte ich Gänsehaut.
Wunderschön!
Ich sag dir, deinen Kommentar muss ich mir ausdrucken und über mein Bett hängen. :D Habe noch nie so viele lobende Worte in einem Kommentar gelesen. Bin etwas von den Socken, danke!

Auch das Ende ist toll. Vielen Dank für diese tolle Geschichte. Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart.
Meinen Wochenstart hast du auf jeden Fall verbessert, vielen Dank für deinen Kommentar. Und ich wünsche dir auch einen guten Start in die neue Woche.

Beste Grüße
MRG

 

Ich noch mal, wenn ich darf,

MRG,

warum ich das nicht sofort getan hab, weiß ich nicht, aber ist der erste Absatz nicht arg Ich-lastig?

Ich glitt mit meiner ... , das mich an eine wohlige Brise am Meer erinnerte. … Ich öffnete meine Augen und las den in oranger Farbe gedruckten Titel: … Ich schlug den Buchdeckel auf, legte meine vier Finger auf die erste Seite, hob das Buch mit der anderen Hand an, sodass der Rücken senkrecht nach oben stand, kerbte meinen Daumen zwischen letzter Seite und Buchrücken ein, führte es zu meiner Nase und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln. … In dem Moment ertappte ich mich, beendete den Zeitvertreib, starrte wieder auf meinen Laptop und las meinen Text. Trotz akribischer Organisation inklusive Zeitplan, Gliederung und Bearbeitung aller Aufgaben meines Schreibratgebers war mein Held eine Pappfigur. Eine lächerliche Pappfigur. In dem Moment, wo ich erneut nach meinem Buch greifen wollte, hörte ich eine Glocke läuten. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um, sah aber niemanden. Doch dann erklang eine Frauenstimme. Sie sprach von Büchern, die ich als Kind geliebt hatte, erwähnte die Brüder Löwenherz und vor meinen Augen tauchte das Bild von Krümel auf.

Ist es wirklich so, dass das „lyrische“ Ich zugleich um seine Besitzständ’ fürchtet, dass das Possessivpronomen einen lyrischen Ego([zentr]ismus) erzeugt?

Versuch’s mal mit einer urgriechischen Erfindung: der Ellipse, denn wer wollte behaupten

Ich glitt mit meiner „der“ Handinnenfläche über den Buchdeckel, variierte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das mich an eine wohlige Brise am Meer erinnerte.

Selbst das „mich“ wäre entbehrlich – denn wer redet da von wem?,

findet der

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

vielen Dank für deinen erneuten Besuch, hat mich sehr gefreut und ich habe deine Anmerkungen mit aufgenommen.

Ich noch mal, wenn ich darf,
Bist ein gern gesehener Gast und nach jedem deiner Besuche fühlt sich mein Text sprachlich besser an. Daher danke ich dir für deine Zeit und dein aufmerksames Lesen, sehe ich nicht als selbstverständlich an.

warum ich das nicht sofort getan hab, weiß ich nicht, aber ist der erste Absatz nicht arg Ich-lastig?
Oh ja, das ist mir beim Überarbeiten gar nicht aufgefallen. Das habe ich schleunigst korrigiert.

Ist es wirklich so, dass das „lyrische“ Ich zugleich um seine Besitzständ’ fürchtet, dass das Possessivpronomen einen lyrischen Ego([zentr]ismus) erzeugt?
Ich habe das korrigiert, ist das war keine Absicht und bin froh, dass du mir das aufgezeigt hast, damit ich es verbessern konnte.

Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast und noch einmal vorbei geschaut hast. Wünsche eine gute Restwoche.

Beste Grüße
MRG

 

Lieber MRG,
mir gefällt das sehr, dass du einen Schritt zurück gemacht hast. Es geht nicht mehr um ein fertiges Kapitel, sondern erst einmal nur um einen neuen Zugang. Es ist ja nichts gegen Schreibratgeber einzuwenden, aber ich verstehe die Geschichte so, dass dann noch ein innerer Funke dazu kommen muss. Nur zu Beginn hing ich einige Male. Dann habe ich das in einem Rutsch durchgelesen.

Ich betastete den Planeten mit meinem Zeige- und Mittelfinger, berührte die große, blaue Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte. Nach einer kurzen Pause, schaute ich auf den Koffer hinab und sagte: „Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“
Das Fette finde ich entbehrlich.
Ich glitt mit meiner Handinnenfläche über den Buchdeckel, variierte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das mich an eine wohlige Brise am Meer erinnerte.
Ich bin immer sehr vorsichtig mit Fremdworten, die schaffen Distanz, wirken auch schnell technisch. Abgesehen davon, dass mir das Fettgedruckte nicht fehlen würde, würde ich "veränderte" statt "variierte" bevorzugen.
Ich schlug den Buchdeckel auf, legte meine vier Finger auf die erste Seite, hob das Buch mit der anderen Hand an, sodass der Rücken senkrecht nach oben stand, kerbte meinen Daumen zwischen letzter Seite und Buchrücken ein, führte es zu meiner Nase und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln.
Puh, was für ein komplizierter Prozess. Wie eine Betriebsanleitung. Ich habe es auch nicht wirklich verstanden, was er da macht. Nur, dass er blättert, daran riecht.
Sie sprach von Büchern, die ich als Kind geliebt hatte, erwähnte die Brüder Löwenherz und vor meinen Augen tauchte das Bild von Krümel auf.
Das finde ich sehr schön, die Erinnerung an Bücher, die er geliebt hat.

Alles um mich herum war schwarz. Das erste was ich roch war eine Mischung aus Wildapfel und Zimt. Der Geruch erinnerte mich an meinen Lieblingstee zu Weihnachten; im Kreis meiner Familie saßen wir in der Küche, spielten Gesellschaftsspiele und aßen selbstgebackene Vanillekipferl. Ich atmete die Luft tief ein und setzte einen Fuß vor den anderen; meine Schuhe hallten in der Dunkelheit und es war mir, als hörte ich eine Gitarre, ein leises Zupfen der Saiten, die mit meinen Schritten zu meinem Lieblingslied von Gustavo Santaolalla verschmolzen.
Ein glitzerndes Licht tauchte auf.
Hier hast du konsequent nacheinander jeden Sinn angesprochen und ich finde, es funktioniert. Du zeigst eine Quelle, aus der er schöpft.

Das kleine Wesen wird eine Figur in dem Buch werden, welches er schreibt? Oder ist es doch eher ein innerer Berater? Das ist mir noch nicht so ganz klar.

Diesmal bin ich übrigens auch viel neugieriger, was wohl aus dieser Inspiration werden wird, denn da deutet sich doch an, dass die Arbeit jetzt erst losgeht. So könnte das jetzt eine eigene Geschichte sein oder so etwas wie ein Vorspann zu der eigentlichen Geschichte der Figur.
Ich finde, deine Geschichte hat gewonnen, durch die Überarbeitung.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney,

vielen Dank, dass du noch einmal reingeschaut hast, das schätze ich sehr. Ich habe mich auch gefreut, dass es dir im Vergleich zur ersten Version gefällt, dass ich einen Schritt zurückgegangen bin, was das fertige Kapitel angeht.

mir gefällt das sehr, dass du einen Schritt zurück gemacht hast. Es geht nicht mehr um ein fertiges Kapitel, sondern erst einmal nur um einen neuen Zugang. Es ist ja nichts gegen Schreibratgeber einzuwenden, aber ich verstehe die Geschichte so, dass dann noch ein innerer Funke dazu kommen muss. Nur zu Beginn hing ich einige Male. Dann habe ich das in einem Rutsch durchgelesen.
Ja, genau, es geht jetzt mehr um den kreativen Prozess an sich und weniger um das Kapitel bzw. die Art und Weise, wie er das Kapitel schreibt. Bei dem Anfang muss ich noch einmal nachschärfen, ich kann deine Punkte da gut nachvollziehen, gerade auch bei der langen Beschreibung war ich mir unsicher.

Das Fette finde ich entbehrlich.
Ist gestrichen, habe ich gekauft.

Ich bin immer sehr vorsichtig mit Fremdworten, die schaffen Distanz, wirken auch schnell technisch. Abgesehen davon, dass mir das Fettgedruckte nicht fehlen würde, würde ich "veränderte" statt "variierte" bevorzugen.
Das kaufe ich auch und ich habe das Wort angepasst, danke dir.

Puh, was für ein komplizierter Prozess. Wie eine Betriebsanleitung. Ich habe es auch nicht wirklich verstanden, was er da macht. Nur, dass er blättert, daran riecht.
Ah ja, da war ich gespannt, wie das ankommt, ich wollte möglichst präzise sein und den genauen Vorgang mit reinbringen, kann aber sehr gut verstehen, wenn das nicht so funktioniert für dich. Da schärfe ich noch einmal nach.

Das finde ich sehr schön, die Erinnerung an Bücher, die er geliebt hat.
Freut mich zu lesen, danke.

Hier hast du konsequent nacheinander jeden Sinn angesprochen und ich finde, es funktioniert. Du zeigst eine Quelle, aus der er schöpft.
Schön, dass es für dich funktioniert.

Das kleine Wesen wird eine Figur in dem Buch werden, welches er schreibt? Oder ist es doch eher ein innerer Berater? Das ist mir noch nicht so ganz klar.
Die Grundidee ist, dass er seinen Fokus nach innen richtet, sich selbst vertraut und seiner inneren Stimme lauscht. Die Figur stellt den Zugang zu seiner inneren Quelle dar und nimmt so sicherlich auch eine Rolle bei der Figurenzeichnung ein, so hatte ich es mir vorgestellt. Um deine Frage zu beantworten: Es ist sein innerer Zugang zu den Anteilen in ihm, die bei einer authentischen Figurenzeichnung helfen (hört sich irgendwie kompliziert an, vielleicht fehlt mir da selbst noch etwas Klarheit).

Diesmal bin ich übrigens auch viel neugieriger, was wohl aus dieser Inspiration werden wird, denn da deutet sich doch an, dass die Arbeit jetzt erst losgeht. So könnte das jetzt eine eigene Geschichte sein oder so etwas wie ein Vorspann zu der eigentlichen Geschichte der Figur.
Ich finde, deine Geschichte hat gewonnen, durch die Überarbeitung.
Das hat mich gefreut, gerade weil es ja auch eine Verbesserung zur Version davor darstellt und ich habe es gerne gelesen, dass du es als einen Gewinn ansiehst. Vielen Dank für deinen schönen Kommentar.

Beste Grüße
MRG

PS: Ich bin schon auf deine Challenge-Geschichte gespannt. :D

 

Bist ein gern gesehener Gast und nach jedem deiner Besuche fühlt sich mein Text sprachlich besser an. Daher danke ich dir für deine Zeit und dein aufmerksames Lesen, sehe ich nicht als selbstverständlich an.

Da werd ich ein bisschen verlegen,

@MRG,

ich tu halt, was ich kann - aber was vllt. eine Anregung analog zu bestimmten, herausragenden Kommentaren möglich ist, dass vllt. auch die eine oder andere gelingende / schöne / herausragende Antwort auf Kommentare unter/in besonderer Rubrik festgehalten würden ...

meint dat Dante Friedchen

 

Hallo @Friedrichard,

ich tu halt, was ich kann - aber was vllt. eine Anregung analog zu bestimmten, herausragenden Kommentaren möglich ist, dass vllt. auch die eine oder andere gelingende / schöne / herausragende Antwort auf Kommentare unter/in besonderer Rubrik festgehalten würden ...
Danke dir und beste Grüße. :thumbsup:

MRG

 

Moin @MRG ,

und vielen Dank für Deine Geschichte.

Ich bin super hineingekommen, der Einstieg passte. Sobald die Muse den Prota in sich selbst abholt, und Du mit den Gerüchen aus der Vergangenheit spielst, dann sogar noch der (mutmaßliche) „The Last of Us“-Soundtrack auftaucht, hattest Du mich mit Deinen Zeilen gefesselt.

Ein glitzerndes Licht tauchte auf. Im Zentrum war ein leuchtender Kern, der nach allen Himmelsrichtungen strahlte, wobei sich vier Linien nach außen erstreckten, die mich an ein Kreuz erinnerten. Es war eine Glasphiole. Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff ich sie und leuchtete damit in die Dunkelheit.
Hier musste ich unweigerlich an „Das Licht von Earendils Stern“ aus Tolkiens Feder denken. Hat mir sehr gefallen.

Dann ging meine Phiole aus. Doch schon stiegen aus dem See Lichter auf, in allen Farben, und erhellten den unterirdischen See. Vor mir stand eine Frau, die mich anlächelte. Sie hatte lange, schwarze Haare, war mit einem türkisblauen Gewand bekleidet und hielt einen Koffer in der Hand.
Der Absatz und das plötzliche Auftauchen der Muse hat mich ein wenig stolpern lassen. ›Wo kam sie denn jetzt her?‹, fragte ich mich. Ist sie aus den Lichtern entstanden?

Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
Tolle Beschreibung, ich habe sofort ein Bild vor Augen, was durch den gelieferten Geruch noch abgerundet wird. Sehr gut.

Die Geschichte las sich für mich – von dem o.g. Stolpersteinchen abgesehen – in einem Rutsch weg. Das Kopfkino hatte geöffnet, der Film lief in Farbe und fesselte mich in den Sitz. Nur, dass er dann auch schon wieder vorbei war.

Was mir neben ein klein wenig mehr Länge fehlte, war der (größere) Konflikt. Schon klar, dass die Schreibblockade oder die eigene Angst der Unzulänglichkeit davor, ein guter Autor/eine gute Autorin zu sein von Anfang an das Kernthema ist, aber ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass die Inspirationsreise Deines Protas noch ein wenig weitergeht, er z.B. gemeinsam mit der Muse „vom See aus ein düsteres Labyrinth durchqueren muss, um am Ende mit dem Schwert in der Hand an ihrer Seite gegen das seelenfressende Monster, welches die eigene schriftstellerische Unsicherheit und die Banalität schlecht geschriebener Figuren darstellt, kämpfen muss …“

Aber vielleicht gehen aber auch nur gerade die gedanklichen Pferde mit mir durch und das wäre eine ganz andere, gar nicht mehr zur Challenge passende Geschichte...:)

In diesem Sinne,

sehr gerne gelesen
Seth

 

Hallo @MRG
vorab: schöne Geschichte :)

Ich glitt mit der Handinnenfläche über den Buchdeckel, veränderte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das an eine wohlige Brise am Meer erinnerte. Leise und sanft. ...
Ich weiß, ich schaue zu viele Serien - aber diese Bücherliebhaberei hat mich an Brick aus "the middle" erinnert :D Hätte genau von ihm sein können :D

... und ich fühlte wie mir das Bewusstsein entglitt.
Das das Bewusstsein entgleitet fand ich schade, weil es die Magie aus der Geschichte nimmt, weil es Realität und die andere Welt so strickt trennt. Ich hoffe, Du verstehst was ich meine.

In meinem Kopf hörte ich eine Stimme: Gute Entscheidung und jetzt hör mir zu.
Das "hör mir zu" bräuchte es meiner Meinung nicht. "Gute Entscheidung" würde genügen.

jo - so viel hatte ich gar nicht anzumerken :)
gern gelesen
Gruß
pantoholli

 

Hallo @Seth Gecko,

vielen Dank für deinen schönen und hilfreichen Kommentar. Fand interessant, wo du gestolpert bist und habe die Stelle noch einmal angepasst.

Ich gehe im Detail auf deinen Eindruck ein:

Ich bin super hineingekommen, der Einstieg passte. Sobald die Muse den Prota in sich selbst abholt, und Du mit den Gerüchen aus der Vergangenheit spielst, dann sogar noch der (mutmaßliche) „The Last of Us“-Soundtrack auftaucht, hattest Du mich mit Deinen Zeilen gefesselt.
Yes, es ist der Last Of Us Soundtrack; schön, dass du das erkannt hast. :D Hat mich gefreut zu lesen, muss ich schon sagen. Danke!

Hier musste ich unweigerlich an „Das Licht von Earendils Stern“ aus Tolkiens Feder denken. Hat mir sehr gefallen.
Schön, daran habe ich später auch gedacht.

Der Absatz und das plötzliche Auftauchen der Muse hat mich ein wenig stolpern lassen. ›Wo kam sie denn jetzt her?‹, fragte ich mich. Ist sie aus den Lichtern entstanden?
Guter Punkt, das habe ich angepasst und noch einmal die Stimme vom Anfang kurz erwähnt; denn die Stimme ist es, die diese Reise in sein Unbewusstes anstößt.

Tolle Beschreibung, ich habe sofort ein Bild vor Augen, was durch den gelieferten Geruch noch abgerundet wird. Sehr gut. Die Geschichte las sich für mich – von dem o.g. Stolpersteinchen abgesehen – in einem Rutsch weg. Das Kopfkino hatte geöffnet, der Film lief in Farbe und fesselte mich in den Sitz. Nur, dass er dann auch schon wieder vorbei war.
Großartig, dass du Kopfkino hattest und der Film in Farbe für dich ablief, das freut mich zu lesen.

Was mir neben ein klein wenig mehr Länge fehlte, war der (größere) Konflikt. Schon klar, dass die Schreibblockade oder die eigene Angst der Unzulänglichkeit davor, ein guter Autor/eine gute Autorin zu sein von Anfang an das Kernthema ist, aber ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass die Inspirationsreise Deines Protas noch ein wenig weitergeht, er z.B. gemeinsam mit der Muse „vom See aus ein düsteres Labyrinth durchqueren muss, um am Ende mit dem Schwert in der Hand an ihrer Seite gegen das seelenfressende Monster, welches die eigene schriftstellerische Unsicherheit und die Banalität schlecht geschriebener Figuren darstellt, kämpfen muss …“
Interessanter Punkt, das mit dem Konflikt stimmt auf jeden Fall, ich habe die Challenge für mich interpretiert, dass ich den Konflikt so gering wie möglich halten will und habe hier noch einmal ein bisschen nachgeschärft. Habe mich da von einer japanischen Erzählform inspirieren lassen und versucht, das auf meine Weise umzusetzen.

Die Rückmeldung, dass es noch etwas länger sein könnte gibt mir einerseits zu denken, auf der anderen Seite ist die Geschichte ca. bei 1300 Wörtern und zu lang wollte ich sie auch nicht machen, weil sich das für mich am Ende als abgeschlossen angefühlt hat. Und wenn ich das richtig rauslese, dann hätte es für dich gerne noch etwas fantastischer sein können; das freut mich zu lesen, weil ich nicht wusste, ob so ein Ansatz funktioniert. Ist hilfreich für mich.

Vielen Dank für deinen Kommentar, habe ich gerne gelesen.

Beste Grüße
MRG


Hallo @pantoholli,

vielen Dank für deinen Besuch, habe mich gefreut und bedanke mich für deine Zeit.

vorab: schöne Geschichte :)
Danke :-)

Ich weiß, ich schaue zu viele Serien - aber diese Bücherliebhaberei hat mich an Brick aus "the middle" erinnert :D Hätte genau von ihm sein können :D
Kenne ich gar nicht, interessante Rückmeldung, da muss ich mal reinschauen. :D

Das das Bewusstsein entgleitet fand ich schade, weil es die Magie aus der Geschichte nimmt, weil es Realität und die andere Welt so strickt trennt. Ich hoffe, Du verstehst was ich meine.
Ja, ich kann das verstehen; hatte es in der ersten Version auch vermischt, aber das hat die Verortung erschwert und hat einige direkt aussteigen lassen. Mit etwas Distanz habe ich mich dann dazu entschieden, die beiden Welten doch voneinander zu trennen und dann am Ende zusammenzuführen.

Das "hör mir zu" bräuchte es meiner Meinung nicht. "Gute Entscheidung" würde genügen.
Das hör mir zu finde ich wichtig, weil es in meinen Augen noch einmal die Prämisse zusammenfasst: Hör in dich selbst hinein, erlaube dir kreativ zu sein.

Vielen Dank fürs Lesen, schaue gleich mal bei dir rein; hab gesehen, dass du überarbeitet hast.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,
ich bin bei einem Autoren zu Besuch, das weiß ich relativ früh wegen des Buchtitels. Mir gefällt, dass du viel beschreibst, mir hilft das immer mich zurecht zu finden, eine Idee von dem Setting zu bekommen.

In dem Moment ertappte ich mich, beendete den Zeitvertreib, starrte wieder auf meinen Laptop und las meinen Text.
Ertappt? Beim sich die Zeitvertreiben, statt zu arbeiten? Für mich macht das irgendwie ein großes Fass auf und viele Fragen entstehen, weshalb ich ins Stocken gerate. Insbesondere das Wort "ertappen" lässt mich an etwas Verbotenes denken und ich frage mich, ob sich der Autor verboten hat, sich ablenken zu lassen und wieso er so strengt ist usw. Also ich schlage nicht vor, dass zu ändern oder so, sondern will nur einmal erklären, dass ich dieses Fass dann wieder aktiv schließe und dann erst weiterlese - was natürlich im Millisekundenbereich passiert ;-)
Doch dann erklang eine Frauenstimme. Sie sprach von Büchern, die ich als Kind geliebt hatte, erwähnte die Brüder Löwenherz und vor meinen Augen tauchte das Bild von Krümel auf.
Hier hätte ich mir direkte Rede gewünscht, müsste gar nicht viel sein, das wäre eine gute Möglichkeit für Show an dieser Stelle. Dann wird er ohnmächtig. Ok, ich bin neugierig ...
Im zweiten Absatz bin ich nicht 100%ig orientiert. Er wacht irgendwo auf. Es ist dunkel und riecht, am Anfang war mir nicht klar, dass es dort dunkel ist, frag mich nicht wieso, aber ich dachte er erwacht aus seiner Ohnmacht und der erste Sinn, der wieder funktioniert ist der Geruch. Das mit dem Licht und dem Kreuz musste ich zweimal lesen, um es mir in etwas vorstellen zu können.
Das Licht fiel auf einen Weg, der sich vor mir in die Tiefe neigte.
Hierunter kann ich mir dann gar nichts so richtig vorstellen. Ein Weg der sich vor ihm in die Tiefe neigte? Und was ist dort sonst noch? Abgesehen von dem Weg? Keine Ahnung wieso, aber ich denke bei Weg an schmalen Weg, an Pfad. Ich bin irgendwie in einer Art Höhle ... weil es ja auch dunkel ist. Um wirklich gut orientiert zu sein, wären für mich ein paar mehr Infos zur Umgebung hilfreich.
Doch schon stiegen aus dem See Lichter auf, in allen Farben, und erhellten den unterirdischen See.
Nur den See? Oder sieht er sonst noch was?
Dann führt er das Gespräch mit Frau Epolliak. Hier gefallen mir besonders deine sensorischen Beschreibungen, wie auch schon davor, und ich beginne zu denken, dass die für mich die Stärke des Textes sind.
Nach einer kurzen Pause, schaute ich auf den Koffer hinab und sagte: „Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“
Denn hier bin ich tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Es ist ein "Wunschkoffer"? Und jetzt sind alle Probleme gelöst? Du löst das dann wieder ein bisschen auf, indem die Figur sagt, dass er zuhören solle bzw. dass sie froh ist, dass er es tut. Ich kann nicht genau sagen, aber das Ende, also das Ende in der Höhle (nicht wo er wieder zu Hause ist), dass befriedigt mich irgendwie nicht so richtig. Hmm. Lass mal überlegen. Vielleicht, weil er auch wieder nur passiv zu sein braucht, also so: "hör mir einfach zu", aber so ist Schreiben ja gar nicht unbedingt, sondern es ist ja auch wichtig, Fragen zu stellen, also eher: Frag mich was! Und dann das "Ich habe dich gern", das ist mir - bei aller Wohlfühl-Challenge und allem Kitsch - dann doch etwas viel. Wobei dein Text schon sehr gut in die Challenge passt, natürlich! Wenn ich gucke, dann weint deine Figur am Ende und streicht dem Wesen über den Rücken, wer bist du, fragt er auch noch. Ich glaube, ich wünschte mir einfach ein bisschen mehr Aktivität, das geht mir auch einfach zu schnell irgendwie.
Also ja, ich finde am Ende könntest du noch etwas feilen. Das worldbuilding (kann man das hier so sagen?) hat mir aber sehr gut gefallen. Ich bin gerne eingetaucht in deine Beschreibungen.
Viele Grüße
Katta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @MRG

eine zauberhafte kleine Wohlfühlgeschichte für Autoren. Angehende wie erfahrene.
Mir hat es gefallen, wie der Autorenpotagonist seine ersehnte Welt findet und seine ersehnte eigenwillige kleine lebensnahe Figur. Du hast das sehr schön beschrieben. Sehr liebevoll und süß, ohne süßlich zu sein.
Eine sehr schöne Botschaft auch, sich ein bisschen mehr auf sich selbst zu verlassen und nicht nur auf straubtrockenes Bücherwissen.
Eine Anmerkung zum Stil: Du hast ein wenig die Tendenz, sehr auszuformulieren, also viel genaue Beobachtung, viele methodische Formulierungen. Ich fand das auffällig, wieviel schöner du schreibst, sobald man in der magischen inneren Fantasiewelt ist, da ist das auch manchmal noch so, aber es fügt sich mehr ein. Am Anfang dagegen empfinde ich manches noch als hakelig, noch ein wenig zu methodisch, so ein bisschen übergenau beobachtet, was einen eben stocken lässt.

Ich glitt mit der Handinnenfläche über den Buchdeckel, veränderte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das an eine wohlige Brise am Meer erinnerte. Leise und sanft.
veränderte die Geschwindigkeit = recht technisch. Lieber schreiben, was das genau heißt, also dann wirklich noch genauer und näher rangehen, eher so: Ich strich mit der Hand über den Buchdeckel, mal langsam, mal schnell. (Meine Beispiele sind immer als Veranschaulichungen gemeint, auf die Schnelle kriege ich im Leben nicht unbedingt was Gutes hin)
erzeugte: Das ist so eine Vorbemerkung, die einen Distanzfilter schafft. Warum nicht gleich schreiben, welches Geräusch erklingt oder eines der vielen sehr lautmaerischen Verben aus dem Deutschen verwenden, wenn du beschreibst, wie Protagonist über den Buchdeckel gleitet wie z. B. schabte.
ein Geräusch, das an eine wohlige Brise am Meer erinnerte: Ich mag auch ganz gerne Vergleiche, aber hier habe ich ein Problem, weil die Meeresbrise ja etwas Positives ist, ich bin mir aber nicht sicher, ob das Buch hier so viel Positives ausstrahlen sollte. Aber das ist eher Geschmack, ich finde es halt vor allem auch ein bisschen umständlich. Statt Brise am Meer würde ich Meeresbrise verwenden. Das wohlige weglassen, weil Meeresbrise ohnehin positiv konnotiert ist. Vielleicht mich erst einmal darauf besinnen, welche Wirkung ich erzielen will, und dann die entsprechenden Verben und Vergleiche wählen.

Die altbekannte Schramme bildete einen Kontrast zur glatten, kühlen Oberfläche.
Die altbekannte Schramme hmm, Wenn du nicht erzählen willst, woher die Schramme stammt, würde ich das Wort nicht verwenden. Es genügt ja, wenn du den Leser an dem Gefühl der Oberfläche teilhaben lässt.

Ich schlug den Buchdeckel auf und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln; es roch nach einer Kombination aus Papier, Moder und Chemikalien.
Beides lässt die Wahrnehmungen zerfasern. Es sind aus meiner Sicht Redundanzen, die den Satz nur unnötig erweitern.

Trotz akribischer Organisation inklusive Zeitplan, Gliederung und Bearbeitung aller Aufgaben meines Schreibratgebers war mein Held eine Pappfigur. Eine lächerliche Pappfigur.
Ja, das kann passieren. Schiet. Aber schön eingeführt, wie er oder so schön vor sich hinprokrastiniert mit Buchdeckel streicheln und dann die bittere Erkenntnis.

In dem Moment, wo ich erneut nach dem Buch greifen wollte, hörte ich eine Glocke läuten.
Warum so umständlich, "als ich erneut ..." ist viel kürzer.

Ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir über die Augen, bildete mit den Händen ein kleines Dreieck um den Nasenrücken.
Das ist ein Paradebeispiel für solche überexakten Beobachtungen. Wenn du mehr meinst, als dass Prota sich den Nasenrücken massiert, was ja viele Leute tun, wenn sich sich angestrengt oder gestresst fühlen oder am Nacdenken sind, dann müsstest du genauer erklären, was Protagonist da eigentlich gerade macht. welcher eigentümliche Ritus das ist. Ansonsten machs nicht so kompliziert. "Ich nahm meine Hornbrille ab, rieb mir über die Augen und massierte den Nasenrücken.
Ich atmete die Luft tief ein und setzte einen Fuß vor den anderen; meine Schuhe hallten in der Dunkelheit und es war mir,
hallten? Vielleicht ein wenig zu stark, er hat ja keine Metallschuhe an?

Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
Schön

„Was wolltest du immer schon erschaffen?“, fragte die Frau und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder hinab, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.
Auch schön

Die Lichter im Koffer flackerten unter ihren Fingern und sie formte aus ihnen einen Planeten. Als er fertig war, ließ sie ihn los und er schwebte einige Zentimeter über dem Kofferboden; es erinnerte mich an ein Hologramm von einzigartiger Schönheit.
Auch das

Ich betastete den Planeten, berührte die große, blaue Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte.
Und das ist jetzt aber die letzte Lieblingsstelle.

Viel Spaß beim Schreiben und viele Grüße wünscht Novak

 

Hallo @Katta,

vielen Dank für deinen Kommentar, da sind viele gute, hilfreiche Punkte drin. Ich gehe detailliert darauf ein:

ich bin bei einem Autoren zu Besuch, das weiß ich relativ früh wegen des Buchtitels. Mir gefällt, dass du viel beschreibst, mir hilft das immer mich zurecht zu finden, eine Idee von dem Setting zu bekommen.
Gut, dass das mit dem Setting bei dir funktioniert hat. Bin momentan viel mit "Worldbuilding" beschäftigt und das hat sich vermutlich auch in dem Text niedergeschlagen.

Ertappt? Beim sich die Zeitvertreiben, statt zu arbeiten? Für mich macht das irgendwie ein großes Fass auf und viele Fragen entstehen, weshalb ich ins Stocken gerate. Insbesondere das Wort "ertappen" lässt mich an etwas Verbotenes denken und ich frage mich, ob sich der Autor verboten hat, sich ablenken zu lassen und wieso er so strengt ist usw. Also ich schlage nicht vor, dass zu ändern oder so, sondern will nur einmal erklären, dass ich dieses Fass dann wieder aktiv schließe und dann erst weiterlese - was natürlich im Millisekundenbereich passiert ;-)
Das soll verdeutlichen, dass er total am Prokrastinieren ist. Kenne das von mir selbst, dass ich mich wieder mal beim "am Handy sein" ertappe und das ist dann wirklich so, als wäre ich kurz abgetaucht. So viel zu meinen Gedanken, was das Wort "ertappen" angeht.

Hier hätte ich mir direkte Rede gewünscht, müsste gar nicht viel sein, das wäre eine gute Möglichkeit für Show an dieser Stelle. Dann wird er ohnmächtig. Ok, ich bin neugierig ...
Im zweiten Absatz bin ich nicht 100%ig orientiert. Er wacht irgendwo auf. Es ist dunkel und riecht, am Anfang war mir nicht klar, dass es dort dunkel ist, frag mich nicht wieso, aber ich dachte er erwacht aus seiner Ohnmacht und der erste Sinn, der wieder funktioniert ist der Geruch. Das mit dem Licht und dem Kreuz musste ich zweimal lesen, um es mir in etwas vorstellen zu können.
Die Stimme soll wie eine Glocke fungieren, wie ein weit entfernter Ton, der aus seinem Inneren kommt. Die gesamt Grundidee ist ja, dass er eine Reise in seine eigene Fantasie, sein Unbewusstes, wenn man so will, unternimmt.

Hierunter kann ich mir dann gar nichts so richtig vorstellen. Ein Weg der sich vor ihm in die Tiefe neigte? Und was ist dort sonst noch? Abgesehen von dem Weg? Keine Ahnung wieso, aber ich denke bei Weg an schmalen Weg, an Pfad. Ich bin irgendwie in einer Art Höhle ... weil es ja auch dunkel ist. Um wirklich gut orientiert zu sein, wären für mich ein paar mehr Infos zur Umgebung hilfreich.
Ja genau, ich hatte auch eine Höhle im Kopf, als ich das geschrieben habe.

Nur den See? Oder sieht er sonst noch was?
Dann führt er das Gespräch mit Frau Epolliak. Hier gefallen mir besonders deine sensorischen Beschreibungen, wie auch schon davor, und ich beginne zu denken, dass die für mich die Stärke des Textes sind.
Freue mich, dass die sensorischen Beschreibungen für dich funktioniert haben, das ist etwas, was ich mir vor allem von William Faulkner und McCarthy abgeschaut habe. Finde es faszinierend, wie stark eine Geschichte unter die Haut gehen kann, wenn sie die Sinne mit reinzieht und die Welt so für mich lebendig wird.

Denn hier bin ich tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Es ist ein "Wunschkoffer"? Und jetzt sind alle Probleme gelöst? Du löst das dann wieder ein bisschen auf, indem die Figur sagt, dass er zuhören solle bzw. dass sie froh ist, dass er es tut. Ich kann nicht genau sagen, aber das Ende, also das Ende in der Höhle (nicht wo er wieder zu Hause ist), dass befriedigt mich irgendwie nicht so richtig. Hmm. Lass mal überlegen. Vielleicht, weil er auch wieder nur passiv zu sein braucht, also so: "hör mir einfach zu", aber so ist Schreiben ja gar nicht unbedingt, sondern es ist ja auch wichtig, Fragen zu stellen, also eher: Frag mich was! Und dann das "Ich habe dich gern", das ist mir - bei aller Wohlfühl-Challenge und allem Kitsch - dann doch etwas viel. Wobei dein Text schon sehr gut in die Challenge passt, natürlich! Wenn ich gucke, dann weint deine Figur am Ende und streicht dem Wesen über den Rücken, wer bist du, fragt er auch noch. Ich glaube, ich wünschte mir einfach ein bisschen mehr Aktivität, das geht mir auch einfach zu schnell irgendwie.
Also ja, ich finde am Ende könntest du noch etwas feilen. Das worldbuilding (kann man das hier so sagen?) hat mir aber sehr gut gefallen. Ich bin gerne eingetaucht in deine Beschreibungen.
Interessante Rückmeldung. Ich bin auf die Idee mit dieser kreativen Figur gekommen, als ich mich mit dem kreativen Prozess beschäftigt habe und ich bin immer wieder darauf gestoßen, dass man das einfach nicht erzwingen kann und es einfach nichts bringt an dem Gras zu ziehen. Viel wichtiger ist es, den Verstand auszuschalten, den "Torwächter" in den Urlaub zu schicken und auf das zu hören, was sich in einem selbst breit macht. Das habe ich versucht in die Geschichte zu bauen, das war mein Ausgangspunkt. Daher kann ich es schon gut verstehen, dass es dir etwas zu passiv ist.
Freue mich, dass die Beschreibungen für dich funktioniert haben.

Vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG

Erinnerst du dich an einen unserer Stammtische, bei dem wir über literarische Figuren und ihre Glaubhaftigkeit gesprochen haben? Ich habe dir damals empfohlen Jonathan Franzen zu lesen, weil er echte Figuren mit all ihren Widersprüchen. Meiner Meinung nach helfen Schreibratgeber, wenn man nach Struktur sucht, zusätzliche Motivation braucht. An gutgeschrieben fiktionalen Romanen, Kurzgeschichten kann man sich abarbeiten, eigenes entwickeln, schauen, wie es andere AutorInnen machen. Aber klar, man kann auch Sekundärliteratur lesen, wenn's hilft.
Die Grundlagen finden sich natürlich auch in der Beobachtung. Du hast vor einiger Zeit mal einen Text gepostet, der von einer Bäckereiverkäuferin erzählt, die von einem Mann herabgewürdigt wird. Der Text war sehr kurz. Ich fand den gut, wahrhaftig, im Grunde zu kurz. Die Figuren finden sich von alleine.

Was die Challenge betrifft packst in diesen Text genügend Kitsch und Happy-Ending, einiges auch an sprachlichen Feinheiten, wenngleich für meinen Geschmack etwas zu viel.

Paar Stellen:

Ich glitt mit der Handinnenfläche über den Buchdeckel, veränderte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das an eine wohlige Brise am Meer erinnerte.
gute Beschreibung, mag ich
Der Geruch erinnerte mich an meinen Lieblingstee zu Weihnachten; im Kreis meiner Familie saßen wir in der Küche, spielten Gesellschaftsspiele und aßen selbstgebackene Vanillekipferl.
sehr Marcel-Proust-mäßig, nur Brioche schmeckt besser als Vanillekipferl
Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
„Wo bin ich?“, fragte ich. „Bin ich verrückt geworden?“
und das klingt nach dem Steppenwolf (keine Ahnung, warum ich das assoziiere)
„Ideen werden nicht erfunden, sie werden entdeckt.“
und hier Platon (oder Aristoteles?): alles Lernen ist Wiederentdeckung
„Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“
nimm sie dir!
Ich griff nach meinem Schreibratgeber und stellte ihn in mein Bücherregal. Daraufhin stellte ich mir einen Koffer vor, der voller Lichter war, und begann zu schreiben. In meinem Kopf hörte ich eine Stimme: Gute Entscheidung und jetzt hör mir zu.
schönes Bild, der Koffer voller Lichter!

Liebe Grüße
Isegrims

 

Guten Morgen @Novak,

habe über deinen Kommentar etwas nachgedacht und finde deine Anmerkungen ausgesprochen interessant. Den ersten Teil mit Kalliope habe ich zuerst geschrieben und dann in der Überarbeitung den Anfang verändert und den Mittelteil etwas erweitert; daher ist die Rückmeldung, dass es am Anfang etwas zu methodisch ziemlich interessant. Das ist auch für zukünftige Überarbeitungen wichtig, damit der Ton einheitlich, beständig bleibt. Ich habe einige deiner Anmerkungen umgesetzt.

Ich gehe im Detail darauf ein:

eine zauberhafte kleine Wohlfühlgeschichte für Autoren. Angehende wie erfahrene.
Mir hat es gefallen, wie der Autorenpotagonist seine ersehnte Welt findet und seine ersehnte eigenwillige kleine lebensnahe Figur. Du hast das sehr schön beschrieben. Sehr liebevoll und süß, ohne süßlich zu sein.
Eine sehr schöne Botschaft auch, sich ein bisschen mehr auf sich selbst zu verlassen und nicht nur auf straubtrockenes Bücherwissen.
Schön, dass es die gefallen hat, mich hat das gefreut zu lesen. Danke!

Eine Anmerkung zum Stil: Du hast ein wenig die Tendenz, sehr auszuformulieren, also viel genaue Beobachtung, viele methodische Formulierungen. Ich fand das auffällig, wieviel schöner du schreibst, sobald man in der magischen inneren Fantasiewelt ist, da ist das auch manchmal noch so, aber es fügt sich mehr ein. Am Anfang dagegen empfinde ich manches noch als hakelig, noch ein wenig zu methodisch, so ein bisschen übergenau beobachtet, was einen eben stocken lässt.
Ist eine hilfreiche Rückmeldung; mir ist manchmal die Balance noch nicht ganz klar: Wann lohnen sich schöne Bilder, Beschreibungen? Wann ist es zuviel? Daher ist die Rückmeldung mit dem methodischen, dem überbeobachteten hilfreich. Bin momentan dabei die Kurzgeschichten von Raymond Carver zu lesen und mich fasziniert diese Präzision; da will ich nach und nach hinkommen, daher ist das eine gute Korrektur für mich.

veränderte die Geschwindigkeit = recht technisch. Lieber schreiben, was das genau heißt, also dann wirklich noch genauer und näher rangehen, eher so: Ich strich mit der Hand über den Buchdeckel, mal langsam, mal schnell. (Meine Beispiele sind immer als Veranschaulichungen gemeint, auf die Schnelle kriege ich im Leben nicht unbedingt was Gutes hin)
erzeugte: Das ist so eine Vorbemerkung, die einen Distanzfilter schafft. Warum nicht gleich schreiben, welches Geräusch erklingt oder eines der vielen sehr lautmaerischen Verben aus dem Deutschen verwenden, wenn du beschreibst, wie Protagonist über den Buchdeckel gleitet wie z. B. schabte.
Das habe ich mir notiert, mir fällt allerdings auf die Schnelle nichts besseres ein. Was ich mitnehme ist, dass ich etwas zu weit weg bin an dieser Stelle, etwas zu abstrakt das ganze angegangen bin. Es bleibt also bei einer Behauptung und wird nicht gezeigt. Interessant, das ist etwas, das ich immer wieder als Rückmeldung gespiegelt bekomme. Jedes Mal sage ich mir: Diesmal zeige ich mehr und behaupte weniger, aber es ist schon interessant, wie sich das immer wieder einschleicht. Da ist es absolut entscheidend ein Feedback zu bekommen, damit ich das lernen und verinnerlichen kann.

ein Geräusch, das an eine wohlige Brise am Meer erinnerte: Ich mag auch ganz gerne Vergleiche, aber hier habe ich ein Problem, weil die Meeresbrise ja etwas Positives ist, ich bin mir aber nicht sicher, ob das Buch hier so viel Positives ausstrahlen sollte. Aber das ist eher Geschmack, ich finde es halt vor allem auch ein bisschen umständlich. Statt Brise am Meer würde ich Meeresbrise verwenden. Das wohlige weglassen, weil Meeresbrise ohnehin positiv konnotiert ist. Vielleicht mich erst einmal darauf besinnen, welche Wirkung ich erzielen will, und dann die entsprechenden Verben und Vergleiche wählen.
Für mich ist die wohlige Brise ein Darling, ich mag die Stelle gerne. Ich habe da so einen sanften Wind im Kopf. Kann allerdings gut verstehen, was du meinst: Es ist sprachlich noch nicht präzise. Werde die Stelle trotzdem erst einmal so lassen, weil mir die wohlige Brise gut gefällt.

Die altbekannte Schramme hmm, Wenn du nicht erzählen willst, woher die Schramme stammt, würde ich das Wort nicht verwenden. Es genügt ja, wenn du den Leser an dem Gefühl der Oberfläche teilhaben lässt.
Ist gestrichen, danke. Da habe ich aus Versehen etwas platziert, was ich gar nicht platzieren wollte.

Beides lässt die Wahrnehmungen zerfasern. Es sind aus meiner Sicht Redundanzen, die den Satz nur unnötig erweitern.
Das geht ja wieder in Richtung sprachlicher Präzision und ich habe das übernommen. Ich mag, wie du an diesen Text gegangen bist, das ist sehr, sehr hilfreich. Gerade, weil ich noch viel Verbesserungspotential bei mir sehe, was sprachliche Präzision angeht.

Ja, das kann passieren. Schiet. Aber schön eingeführt, wie er oder so schön vor sich hinprokrastiniert mit Buchdeckel streicheln und dann die bittere Erkenntnis.
Schön, dass du das mochtest.

Warum so umständlich, "als ich erneut ..." ist viel kürzer.
Tja, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht; habe ich direkt übernommen, vielen Dank für deinen Tipp.

Das ist ein Paradebeispiel für solche überexakten Beobachtungen. Wenn du mehr meinst, als dass Prota sich den Nasenrücken massiert, was ja viele Leute tun, wenn sich sich angestrengt oder gestresst fühlen oder am Nacdenken sind, dann müsstest du genauer erklären, was Protagonist da eigentlich gerade macht. welcher eigentümliche Ritus das ist. Ansonsten machs nicht so kompliziert. "Ich nahm meine Hornbrille ab, rieb mir über die Augen und massierte den Nasenrücken.
Hier musste ich wirklich überlegen, weil das auch ein Darling von mir ist/war. Vielleicht wollte ich zu viel; das wurde schon einmal davor angesprochen und ich habe es jetzt einmal schweren Herzens rausgenommen. Deine Argumentation hat mich allerdings überzeugt.

hallten? Vielleicht ein wenig zu stark, er hat ja keine Metallschuhe an?
Ich habe mir eine Höhle vorgestellt, daher bin ich auf das Wort "hallen" gekommen.

Schön
Auch schön
Auch das
Und das ist jetzt aber die letzte Lieblingsstelle.
Vielen herzlichen Dank! :-)

Wünsche einen guten Start in die Woche und bedanke mich für deinen sehr guten Kommentar und die wichtigen Rückmeldungen.

Beste Grüße
MRG

Guten Morgen @Isegrims,

vielen Dank für deinen Kommentar und für deine Zeit.

Erinnerst du dich an einen unserer Stammtische, bei dem wir über literarische Figuren und ihre Glaubhaftigkeit gesprochen haben? Ich habe dir damals empfohlen Jonathan Franzen zu lesen, weil er echte Figuren mit all ihren Widersprüchen. Meiner Meinung nach helfen Schreibratgeber, wenn man nach Struktur sucht, zusätzliche Motivation braucht.
Ja, das war eine sehr gute Empfehlung. Habe mir die Korrekturen von ihm besorgt und muss schon sagen, dass sich da ein richtiges Psychogramm entfaltet hat. An der ein oder anderen Stelle fand ich das Buch etwas lang, am Ende war ich allerdings sehr beeindruckt.

Die Figuren finden sich von alleine.
Das ist auch so eine neue Erkenntnis, die ich von Neil Gaiman gehört habe, womit ich mich selbst allerdings noch schwer tue. Er hört, was in ihm ist und "sucht" seine Figuren im Unbewussten. Geht ja auch in die Richtung, was ich mit dieser Geschichte ausdrücken wollte.

Was die Challenge betrifft packst in diesen Text genügend Kitsch und Happy-Ending, einiges auch an sprachlichen Feinheiten, wenngleich für meinen Geschmack etwas zu viel.
Danke für das Kompliment; kann nachvollziehen, wenn es dir etwas überladen vorkommt. Habe meiner Fantasie absolut freien Lauf gelassen, hat Spaß gemacht, den Text zu schreiben. :D

gute Beschreibung, mag ich
Danke, freut mich zu lesen.

und das klingt nach dem Steppenwolf (keine Ahnung, warum ich das assoziiere)
Den Steppenwolf habe ich vor einigen Jahren gelesen und das Buch hat mich total abgeholt und fasziniert. Beim Schreiben hatte ich es allerdings bewusst nicht vor Augen.

und hier Platon (oder Aristoteles?): alles Lernen ist Wiederentdeckung
Bin auf diesen Gedanken bei Ray Bradbury gestoßen, der ein Verfechter davon ist, das eigene Unbewusste zu trainieren, bzw. den Zugang dazu und weniger bewusst vorzugehen.

Vielen Dank für deinen Kommentar, habe ich gerne gelesen.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG ,

deine Geschichte gefällt mir gut, sie hat alles was man braucht und das Thema fällt ja hier auf fruchtbaren Boden, solche Situationen kennt wahrscheinlich jeder :silly:

Ich habe nur ein paar kleinere Anmerkungen für dich.

Charaktere, die Schatten werfen. Das Wie und Warum von Figuren.
Das sind Zitate vom Buchdeckel, oder? Hat mich zuerst verwirrt, vielleicht kannst du sie kursiv stellen?
„Ich bin Frau Epoillak“, sagte sie, „aber ich habe viele Namen.“
Das würde ich umdrehen. "Ich habe viele Namen. Für den Anfang nenn mich Frau Epoillak."
Das ist mir zu hoch. Ich erfinde sie eben.“
Er betont mir zu sehr, dass er nicht versteht was abgeht. Ich würde das weglassen.
Ich schwieg für einen Moment, bis ich es verstand und wusste, wer sie war. „Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen und keine Pappfiguren sind. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Muss er bereits jetzt verstehen um zu interagieren? Er benutzt ja auch Schreibratgeber, mit denen diskutiert er ja auch nicht.
Hier greifst du das mit der Figur und dem Gefühl auch schon vor, das wiederholst du nach dem Planeten ja, ich würde es daher hier weglassen.
„Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“

Das war es auch schon, ist wirklich schön geworden

LG feurig

 

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