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Frau Epoillak

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MRG

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12.03.2020
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Frau Epoillak

Ich strich mit der Handfläche über den Buchdeckel, veränderte die Geschwindigkeit und erzeugte so ein Geräusch, das an das Anrollen und Brechen von Wellen erinnerte. Leise und sanft. Die Schramme bildete einen Kontrast zur glatten, kühlen Oberfläche. Ich öffnete die Augen und las den in oranger Farbe gedruckten Titel: Romane & Kurzgeschichten schreiben. Um den Titel herum war der Buchdeckel von grauer Schrift bedeckt. Charaktere, die Schatten werfen. Das Wie und Warum von Figuren. Ich schlug den Buchdeckel auf und durchblätterte die Seiten mit einem kaum hörbaren Rascheln; es roch nach Papier, Moder und Chemikalien. In dem Moment ertappte ich mich, beendete den Zeitvertreib, starrte wieder auf meinen Laptop und las meinen Text. Trotz akribischer Organisation inklusive Zeitplan, Gliederung und Bearbeitung aller Aufgaben meines Schreibratgebers war mein Held eine Pappfigur. Eine lächerliche Pappfigur. Als ich erneut nach dem Buch greifen wollte, hörte ich eine Glocke läuten. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um, sah aber niemanden. Doch dann erklang eine Frauenstimme. Sie sprach von Büchern, die ich als Kind geliebt hatte, erwähnte die Brüder Löwenherz und vor meinen Augen tauchte das Bild von Krümel auf.
Ich nahm meine Hornbrille ab, rieb mir über die Augen und massierte den Nasenrücken. Mir war schwindelig und ich fühlte, wie mich etwas in die Tiefe zog und mir das Bewusstsein entglitt.

Alles um mich herum war schwarz. Das erste, was ich roch, war eine Mischung aus Wildapfel und Zimt. Der Geruch erinnerte mich an meinen Lieblingstee zu Weihnachten; im Kreis meiner Familie saßen wir in der Küche, spielten Gesellschaftsspiele und aßen selbstgebackene Vanillekipferl. Ich atmete die Luft tief ein und setzte einen Fuß vor den anderen; das Material meiner Schuhe hallte in der Dunkelheit und es war mir, als hörte ich eine Gitarre, ein leises Zupfen der Saiten, die mit meinen Schritten zu meinem Lieblingslied von Gustavo Santaolalla verschmolzen.
Ein glitzerndes Licht tauchte auf. Im Zentrum war ein leuchtender Kern, der nach allen Himmelsrichtungen strahlte, wobei sich vier Linien nach außen erstreckten, die mich an ein Kreuz erinnerten. Es war eine Glasphiole. Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff ich sie und leuchtete damit in die Dunkelheit. Das Licht fiel auf einen Weg, der sich vor mir in die Tiefe neigte. Schritt für Schritt ging ich weiter. Nach einer Weile kam ich an einen See, hörte ein leises Tropfen und fühlte die Höhe des Raums. Dann ging meine Phiole aus. Doch schon stiegen aus dem See Lichter auf, in allen Farben, und erhellten den unterirdischen See.

Wieder hörte ich die leise Stimme und vor mir tauchte eine Frau auf, die mich anlächelte. Sie hatte lange, schwarze Haare, war mit einem türkisblauen Gewand bekleidet und hielt einen Koffer in der Hand. Um ihren Hals trug sie ein silbernes Amulett, das aus einem äußeren und einem inneren Ring bestand. Ich sah es genau vor mir, als läge es in meiner Hand: Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
„Wo bin ich?“, fragte ich. „Bin ich verrückt geworden?“
Sie schüttelte den Kopf, schaute mich an und etwas in ihrem Blick beruhigte mich. „Du bist bei dir“, sagte sie.
Ich verstand nicht, was sie meinte. „Wer bist du?“
„Ich bin Frau Epoillak“, sagte sie, „aber ich habe viele Namen.“
„Wie meinst du das?“
Sie antwortete nicht. Stattdessen überreichte sie mir den Koffer und klopfte mit der Handfläche darauf. Der Griff zeigte in meine Richtung, der Deckel war abgewetzt und auf den goldenen Scharnieren waren schwarze Flecken zu sehen. Er fühlte sich seltsam leicht an.
„Mach ihn auf“, sagte sie.
„Was soll ich mit einem Koffer?“ Es kam mir lächerlich vor.
„Du verzweifelst an deiner Figurenzeichnung. Deine Figuren sind leblos.“
Wie konnte sie das wissen? Ich hatte niemandem davon erzählt. „Was hat das damit zu tun?“, fragte ich.
„Hast du dich nie gefragt, woher deine Ideen kommen?“
„Ich erfinde sie eben.“
„Ideen werden nicht erfunden, sie werden entdeckt.“ Ihr Blick wanderte wieder zum Koffer.
Ich wusste nicht weiter, drückte daher auf die beiden Scharniere und klappte den Deckel auf. Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
„Was um Himmelswillen ist das?“
„Was wolltest du immer schon erschaffen?“, fragte die Frau und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder hinab, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.
Ich schwieg für einen Moment, bis ich es verstand und wusste, wer sie war. „Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen und keine Pappfiguren sind. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Die Lichter im Koffer flackerten unter ihren Fingern und sie formte aus ihnen einen Planeten. Als er fertig war, ließ sie ihn los und er schwebte einige Zentimeter über dem Kofferboden; es erinnerte mich an ein Hologramm von einzigartiger Schönheit. Ich betastete den Planeten, berührte die große, blaue Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte.

Nach einer kurzen Pause, schaute ich auf den Koffer hinab und sagte: „Ich wünsche mir als nächstes eine lebensnahe Figur.“
Sie legte ihre Hand hinein: Der Planet löste sich auf und die Regenbogenlichter formten sich zu einer etwa fünfzehn Zentimeter großen Gestalt um. Die Figur bewegte sich und setzte sich im Schneidersitz auf die Innenfläche des Koffers. Sie winkte mir zu und kletterte dann auf meine Finger und legte sich in meine Armbeuge. Ich sah ihr ins Gesicht: Die Wangen funkelten hellblau, die Stirn orange, die Nase hellgrün und das Kinn rot; anstelle von Haaren war der Figur eine Kopfbedeckung gewachsen, die aus mehreren, rechteckigen Stäben bestand, zwischen denen jeweils ein Zwischenraum lag. Mich erinnerte es an eine Krone, außer, dass die Zacken rechteckig und stumpf waren. Ich beobachtete, wie sie lächelte. Ein Gefühl des Geborgenseins machte sich in mir breit und vorsichtig legte ich den Koffer auf den Boden, darauf bedacht, meine Armbeuge möglichst ruhig zu halten.
Endlich hast du mich gefunden, dachte die Figur in meinem Kopf. Ich dachte schon, du würdest mir nie zuhören.
Wer bist du?
Ich bin du und du bist ich.
In meinem Kopf erklang ein leises Lachen. Dummerchen. Hast du wirklich gedacht, dass andere Leute dir sagen können, wie du mich findest? So was kannst du nicht erzwingen. Ganz bestimmt nicht von außen.
Die Lichtgestalt stieg auf meine Schulter und legte ihre kleinen Hände auf meinen Nackenansatz. Ein Kribbeln lief meine Wirbelsäule hinab und das meine ich wortwörtlich, es hielt für Minuten an, steigerte sich immer weiter. Tränen liefen mir über die Wange. „Ich habe es“, sagte ich.
„Du hast es“, antwortete Frau Epoillak.
Ich hab dich gern, dachte das kleine Wesen und ich sah, wie es sein Köpfchen an meine Schulter schmiegte. Ganz behutsam streichelte ich ihm über den Rücken. In Gedanken hörte ich ein wohliges Seufzen. Dann sah ich wie sich die Frau vor mir zu einem Lichtermeer auflöste; die Farben verbanden sich mit dem See, füllten den gesamten unterirdischen Raum und alles in mir drehte sich.

Als ich die Augen wieder öffnete, saß ich vor meinem Laptop. Ein Gefühl innerer Ruhe machte sich in mir breit. Ich griff nach meinem Schreibratgeber und stellte ihn in das Bücherregal. Daraufhin stellte ich mir einen Koffer vor, der voller Lichter war, und begann zu schreiben. In meinem Kopf hörte ich eine Stimme: Gute Entscheidung und jetzt hör mir zu.

 

Oh, was für eine zauberhafte Geschichte.

Ich bin gar nicht zur Textkritik gekommen, weil ich sie einfach in einem Rutsch durchgelesen habe. Also gehe ich noch ein zweites Mal an den Text, um ein möglichst hilfreiches Feedback zu geben.

Die Tür fiel krachend ins Schloss. Wir gingen durch den Flur, Literaturzeitschriften lagen auf der Treppe, setzten uns im Wohnzimmer an den runden Tisch und sie legte den Koffer neben meinen Laptop.
Der Einstieg ist direkt, das gefällt mir. Aber irgendwie scheint mir ein Komma für den fett geschriebenen Satz nicht korrekt.

„Woher wissen Sie das alles? Über meine Bücher“, sagte ich und nahm das Gespräch wieder auf.
Das ist gut. Es erzeugt in meinem Kopf die Idee einer Vorgeschichte, die ich zwar nicht wissen muss, die den Text aber runder macht.

„Ich bin Frau Epoillak.“ Sie drehte ihren Kopf zu mir, wobei sich ihr silbernes Amulett bewegte: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Kreis. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Kreis war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
Das Amulett gefällt mir, ich kann es mir gut vorstellen. Bin nur über das 'abwechselnd' gestolpert. Was wechselt sich womit ab?

„Hast du dich nie gefragt, woher deine Ideen kommen?“
„Das ist mir zu hoch. Ideen kommen und gehen eben.“
„Ich“, sagte sie, „erfinde mich jeden Tag neu.“ Ihr Blick wanderte wieder zum Koffer.
Hier bin ich nicht sicher, manchmal stolpere ich über den letzten Satz (weil er nicht zum Gespräch zu passen scheint), manchmal finde ich ihn genial.

Ich schwieg für einen Moment, bis ich es verstand und wusste, wer sie war. „Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen mit authentischen Dialogen. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Das ist auch gelungen. Er versteht. Das hilft mir als Leser, Dir zu vertrauen und weiterzulesen.

Ich betastete den Planeten mit meinem Zeige- und Mittelfinger, platzierte sie auf der großen, blauen Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte. „Es ist wunderschön“, sagte ich.
Stimmen die Pronomen?

Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ich saß vor meinem Bildschirm und traute meinen Augen kaum: Kapitel dreizehn war vollendet.
Schönes Ende.

Gerne gelesen und kommentiert.

Gruß, Gerald

 

Hallo @MRG,

soso, du hast das Pech oder das Glück, keine Ahnung, wie du es siehst, dass ich Linkshänderin bin, also irre schnell bei seltsamen Namen auch auf die Idee verfalle, sie von rechts nach links zu lesen.
Du bemühst also für den Erfolg deines Protagonisten die Muse Kalliope, herrlich gute Idee.
Sie, die weise Frau, die die Inspiration ist, tut genau das Richtige zu richtigen Zeit und das gefällt mir.
Mystische Geschichte und fantasiereich.

Sie drehte ihren Kopf zu mir, wobei sich ihr silbernes Amulett bewegte: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Kreis. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Kreis war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
Sie drehte de Kopf zu mir, ist irgendwie ein wenig hölzern formuliert und ich würde hinzufügen, dass sich das Amulett um ihren Hals befand.
es war mein ganz persönlicher Lebenstraum.
Lebenstraum? Ist es nicht eher so, dass der Protagonist davon träumt das Kapitel 13 beenden zu können? Das ist eher kein Lebenstraum, sondern etwas ganz Praktisches. Sein Lebenstraum könnte sein, ein berühmter Schriftsteller zu sein.
und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder zurück, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.
Gefällt mir einfach sehr gut, diese Beschreibung. Echt gelungen.
die golden lumineszierte.
Haha...aus dem Meer und luminesziert golden? Ich tippe auf Meeresleuchten. :Pfeif:
Mich erinnerte es an eine Krone, außer, dass die Zacken rechteckig und stumpf waren.
Hier gelingt es mir leider nicht, es zu mir vorstellen zu können. Wieso rechteckige Zacken und stumpf. Ich stehe da auf dem Schlauch.
Kapitel dreizehn war vollendet.
HappyhappyEnd. Gefällt mir.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @MRG,

Nice, das gefällt mir. Nicht von der Muse geküsst, aber besucht :) Finde ich, gerade für uns Schreiberlinge, eine tolle Idee.

Die Tür fiel krachend ins Schloss. Wir gingen durch den Flur, Literaturzeitschriften lagen auf der Treppe, setzten uns im Wohnzimmer an den runden Tisch und sie legte den Koffer neben meinen Laptop.
Den Einstieg finde ich ein wenig sperrig. Mir ist auch nicht ganz klar, weshalb die Tür hier "krachend" ins Schloss fallen muss, wo der Rest des Textes ja doch sehr sanft und verträumt daherkommt. Daher meine Frage: Braucht es diesen Einstieg überhaupt? Könnte man eventuell nicht gleich mit "Woher wissen Sie das alles?" starten? Den Koffer kann sie ja dann trotzdem neben seinen Laptop legen, bevor sie antwortet.
Ich denke, du wolltest mit dem Anfang das Setting klar machen, da ist man in einem Zuhause, in dem jemand wohnt, der mit Schreiben zu tun hat (Literaturzeitschriften auf der Treppe). Ich persönlich würde das jedoch komplett streichen, denn die Szenerie wird auch ohne diesen Einstieg sofort klar.

„Es ist ein Jubiläum.“
„Wie meinen Sie das?“ Ich setzte meine Brille wieder auf.
Das verstehe ich nicht, hier fehlt mir vielleicht Hintergrundwissen zur Muse? Was für ein Jubiläum?

Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
Mag ich!

Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann
Mag ich auch!

Ja, ich denke, das ist ein Thema, das so gut wie jeder kennt, der schreibt. Manchmal kommt man nicht weiter, man hängt fest, man zweifelt. Und dann, plötzlich, löst sich der Knoten und man kommt wieder voran. Ich glaube zwar mittlerweile, dass Schreiben schon auch viel mit Disziplin und Handwerk zu tun hat, dennoch darf eine Prise Muse nicht fehlen.

Das war in der Tat ein Wohlfühltext, hab ich gerne gelesen.
Viele Grüße
RinaWu

 

Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann“
,ist wohl ein Gefühl, das nicht nur hier vor Ort jedermann schon mehr als einmal erlitten hat, MRG

und ja, gestern bei @kiroly Aral als Lara, und itzo Frau Epoillak als Kalliope = „schöne Stimme“, Muse der Dichtkunst – auf jeden Fall schon in schriftloser Zeit – entziffert, was m. E. mehr als fantastisch mit der Einleitung korrespondiert – und dann die seit Urzeiten heiligste aller Zahlen, die zwölf, die im östlichen Mittelmeerraum ihre Blüte von Gilgamesch bis Herakles fand ... Aber k. A., warum die 13 selbst heutzutage einen eher schlechten Ruf hat (selbst bei Jim Knopf ...)

Wir gingen durch den Flur, Literaturzeitschriften lagen auf der Treppe, …
sollte wer auch immer mal mich besuchen – das reinste K-os, selbst in Sachen Steuererklärung.

Aber so bedeutsam das Amulett und seine Symbole, so befremdlich wirkt das beschriebene Ich

Ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir über meine Augen, bildete mit meinen Händen ein kleines Dreieck um meinen Nasenrücken.

Und eher versehentlich im Gleichklang mit dem Verb
„Wie meinen Sie das?“
zu enden.

Hier

„Mach ihn auf.“
hör ich mehr als eine bloße Aussage ...!

Ich klappte den Laptop auf, öffnete das Textverarbeitungsprogramm und tippte ohne, dass ich wusste, was ich genau tat. Vor mir erschienen Buchstaben, die sich zu Worten formten.
Besser „ … und tippte, ohne dass ich wusste, was ...“
schon allein der Einheit der Negation (ohne wissen) halber

Ich beobachteteKOMMA wie sie lächelte.
(beide Teile sind gleichrangig, weil an sich Hauptsätze, was am deutlichsten wird, wenn die Konjunktion weggelassen wird ...)

...; diesmal tippte ich langsamer, darauf bedachtKOMMA meine Armbeuge möglichst ruhig zu halten.
(Komma, weil der Infinitiv von einem Substantiv, der Armbeuge abhängig ist)
So würde ich nie sprechen, fokussiere dich auf meine Wünsche und Widersprüche, dachte die Figur in meinem Kopf.
Hm, ist Kalliope Optikerin oder moderner in der Kerntechnik beheimatet? „Fokussieren“ kommt aus der Pfuisik, speziell der Optik und irgendein Journalist wollte mal sehr gewählt klingen oder hatte seine Brille vergessen und danach wollten es alle … nur der kleine Chemielaborant nicht unbedingt.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo MRG,

die Geschichte flutscht, so dass ich, was mir selten passiert, gewünscht hätte, sie wäre etwas länger gewesen.
Die krachende Tür ist mir wie RinaWu unpassend, das braucht es nicht.

„Woher wissen Sie das alles? Über meine Bücher“, sagte ich und nahm das Gespräch wieder auf.
Das Gespräch wieder aufnehmen bedeutet ja, dass schon etwas besprochen worden ist. Dem Setting habe ich aber eher entnommen, dass Frau Epoillak unvermittelt gekommen ist und die noch gar nichts miteinander gesprochen haben.

Das Intro ist schön zu lesen, aber als es dann an das Schreiben selber geht, hatte ich das Gefühl, du wolltest plötzlich schnell fertig werden und die Gewichtung in dem Text, was die Erzählung über das Kapitel 13 betrifft, ist mir deswegen etwas unverhältnismäßig kurz.

Das Jubiläum steht auch irgendwie im Raum und wird nicht mehr thematisiert.

Mehr habe ich nicht zu kritisieren, mir hat der Text mit der Idee und Ausführung sehr gut gefallen.

Liebe Grüße
Isabel

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

das ist sehr schön so ein Feedback zu bekommen!

Oh, was für eine zauberhafte Geschichte. Ich bin gar nicht zur Textkritik gekommen, weil ich sie einfach in einem Rutsch durchgelesen habe. Also gehe ich noch ein zweites Mal an den Text, um ein möglichst hilfreiches Feedback zu geben.
Was gibt es besseres als Autor zu lesen? Danke!


Der Einstieg ist direkt, das gefällt mir. Aber irgendwie scheint mir ein Komma für den fett geschriebenen Satz nicht korrekt.
Hm, daraus entnehme ich, dass es noch nicht so richtig passt. Von der Kommasetzung müsste laut Duden Rechtschreibprüfung soweit alles stimmen. Ich lasse mir den Anfang noch einmal durch den Kopf gehen.

Das ist gut. Es erzeugt in meinem Kopf die Idee einer Vorgeschichte, die ich zwar nicht wissen muss, die den Text aber runder macht.
Schön, dass du das so empfunden hast. Tatsächlich war der Text sehr viel länger und ich habe radikal gekürzt, ich denke so ca 1/3 musste dran glauben und da gehörte auch der Anfang dazu, wo die beiden erst einmal ein bisschen hin und herreden.

Das Amulett gefällt mir, ich kann es mir gut vorstellen. Bin nur über das 'abwechselnd' gestolpert. Was wechselt sich womit ab?
Die Symbole wechseln sich jeweils in den 12 Flächen ab.

Hier bin ich nicht sicher, manchmal stolpere ich über den letzten Satz (weil er nicht zum Gespräch zu passen scheint), manchmal finde ich ihn genial.
Interessante Rückmeldung, ich will das mal so stehen lassen. Habe über die Dialoge viel nachgedacht

Das ist auch gelungen. Er versteht. Das hilft mir als Leser, Dir zu vertrauen und weiterzulesen.
Schön, das das so gut für die funktioniert hat, freut mich zu lesen.

Stimmen die Pronomen?
Die Finger, hatte ich gedacht, aber ja es klingt nicht so elegant. Da wusste ich beim Schreiben nicht genau, wie ich das eleganter hinbekomme.

Schönes Ende.
Danke!

Beste Grüße
MRG

-wird fortgesetzt nach dem Essen-

 

Liebe @lakita,

da hatte ich ja großes Glück, dass du Linkshänderin bist. Wollte da noch eine kleine Besonderheit einbauen und den Titel nicht einfach "Kalliope" nennen und dann habe ich den alten Trick aus Harry Potter angewandt und die Buchstaben vertauscht.

soso, du hast das Pech oder das Glück, keine Ahnung, wie du es siehst, dass ich Linkshänderin bin, also irre schnell bei seltsamen Namen auch auf die Idee verfalle, sie von rechts nach links zu lesen.
Du bemühst also für den Erfolg deines Protagonisten die Muse Kalliope, herrlich gute Idee.
Sie, die weise Frau, die die Inspiration ist, tut genau das Richtige zu richtigen Zeit und das gefällt mir.
Mystische Geschichte und fantasiereich.
Ich habe mich gefreut, dass diese kleine Spielerei so schnell aufgelöst wurde und ich freue mich ganz besonders, dass du es als eine gute Idee angesehen hast, die Muse Kalliope zu bemühen.
Ist natürlich auch ein schönes Kompliment, dass du es als mystisch und fantasiereich ansiehst, fühlt sich gut an, danke!

Sie drehte de Kopf zu mir, ist irgendwie ein wenig hölzern formuliert und ich würde hinzufügen, dass sich das Amulett um ihren Hals befand.
Hm, das habe ich am Ende noch hinzugefügt, um das Amulett unterzubringen. Ich habe es verändert, mal schauen, ob es so besser funktioniert. Guter Hinweis.

Lebenstraum? Ist es nicht eher so, dass der Protagonist davon träumt das Kapitel 13 beenden zu können? Das ist eher kein Lebenstraum, sondern etwas ganz Praktisches. Sein Lebenstraum könnte sein, ein berühmter Schriftsteller zu sein.
Sein großer Lebenstraum ist dieses Buch zu schreiben und daran verzweifelt er. Das Kapitel ist mehr wie ein Zwischenziel, so hatte ich es mir gedacht.

Gefällt mir einfach sehr gut, diese Beschreibung. Echt gelungen.
Schön so etwas zu lesen, weiß gar nicht wohin mit dem ganzen Lob. Danke!

Haha...aus dem Meer und luminesziert golden? Ich tippe auf Meeresleuchten. :Pfeif:
Das ist schon etwas ähnlich, das stimmt! Es sollte ein Symbol sein, dass aus der Tiefe des Meeres (dem Unbewussten) diese wundervolle Blüte aufsteigt.

Hier gelingt es mir leider nicht, es zu mir vorstellen zu können. Wieso rechteckige Zacken und stumpf. Ich stehe da auf dem Schlauch.
Hm, ich habe ein klares Bild vor Augen und habe es mir so wie eine runde Kopfbedeckung vorgestellt, besser als hier kann ich es momentan nicht beschreiben.

HappyhappyEnd. Gefällt mir.
Schön, dass es dir gefällt.

Vielen Dank fürs Lesen und den schnellen Kommentar, hat mir Freude bereitet.

Beste Grüße
MRG


Hallo @RinaWu,

vielen Dank für deinen Kommentar, da sind einige Punkte dabei, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Den ersten Satz habe ich gestrichen, bei dem zweiten zögere ich noch.

Nice, das gefällt mir. Nicht von der Muse geküsst, aber besucht :) Finde ich, gerade für uns Schreiberlinge, eine tolle Idee.
Freut mich zu lesen, danke! :-)

Den Einstieg finde ich ein wenig sperrig. Mir ist auch nicht ganz klar, weshalb die Tür hier "krachend" ins Schloss fallen muss, wo der Rest des Textes ja doch sehr sanft und verträumt daherkommt. Daher meine Frage: Braucht es diesen Einstieg überhaupt? Könnte man eventuell nicht gleich mit "Woher wissen Sie das alles?" starten? Den Koffer kann sie ja dann trotzdem neben seinen Laptop legen, bevor sie antwortet.
Ich denke, du wolltest mit dem Anfang das Setting klar machen, da ist man in einem Zuhause, in dem jemand wohnt, der mit Schreiben zu tun hat (Literaturzeitschriften auf der Treppe). Ich persönlich würde das jedoch komplett streichen, denn die Szenerie wird auch ohne diesen Einstieg sofort klar.
Guter Punkt, kann ich nachvollziehen Die krachende Tür habe ich gestrichen, aber ich habe noch nicht so ganz verstanden, wie du das mit dem Koffer und Laptop meinst. Ich habe den Satz vor allem für die Platzierung der Gegenstände eingebaut und ich habe ein ganz bestimmtes Bild bei den Zeitschriften auf der Treppe im Kopf, das ist schon ein Darling und gehört für mich (noch) zum Text. Da muss ich noch einmal mit etwas Distanz draufgehauen.

Das verstehe ich nicht, hier fehlt mir vielleicht Hintergrundwissen zur Muse? Was für ein Jubiläum?
Hm, vielleicht ist das durch die Kürzung etwas untergegangen. Ich hatte zuerst drin, dass Kalliope ihm deutlich macht, dass sie ihn schon sein Leben lang begleitet und sich ihm jetzt aber das erste Mal zeigt. Das ist ein Überarbeitungskandidat, mal schauen, wie ich das angehe. Bin da gerade noch am Abwägen.

Mag ich!
Mag ich auch!
Danke!

Ja, ich denke, das ist ein Thema, das so gut wie jeder kennt, der schreibt. Manchmal kommt man nicht weiter, man hängt fest, man zweifelt. Und dann, plötzlich, löst sich der Knoten und man kommt wieder voran. Ich glaube zwar mittlerweile, dass Schreiben schon auch viel mit Disziplin und Handwerk zu tun hat, dennoch darf eine Prise Muse nicht fehlen.
Ja, manchmal ist es richtig schwierig und auch frustrierend. Ich bin auf die Idee gestoßen, dass es beim Schreiben oft wichtig ist den "Torwächter" auszuladen, also den Verstand auszuschalten und mehr die Intuition machen zu lassen, um dann in einem zweiten Durchgang den Rotstift zu zücken.

Das war in der Tat ein Wohlfühltext, hab ich gerne gelesen.
Freut mich, dass du das geschrieben hast. Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, habe einige Impulse zum Reflektieren mitgenommen.

Beste Grüße
MRG

Hallo @Friedrichard,

ich habe vor dem Einstellen gedacht, dass du wohl einer der ersten bist, der diese kleine Spielerei durchschaut und freue mich daher über deinen Kommentar:

und ja, gestern bei @kiroly Aral als Lara, und itzo Frau Epoillak als Kalliope = „schöne Stimme“, Muse der Dichtkunst – auf jeden Fall schon in schriftloser Zeit – entziffert, was m. E. mehr als fantastisch mit der Einleitung korrespondiert – und dann die seit Urzeiten heiligste aller Zahlen, die zwölf, die im östlichen Mittelmeerraum ihre Blüte von Gilgamesch bis Herakles fand ... Aber k. A., warum die 13 selbst heutzutage einen eher schlechten Ruf hat (selbst bei Jim Knopf ...)
Mir macht es Spaß, weitere Ebenen in einen Text einzubauen und das habe ich hier auch probiert. Spannende Erläuterung, das mit Herakles war mir bewusst, bei Gilgamesch muss ich passen. Da schaue ich gleich mal nach.

sollte wer auch immer mal mich besuchen – das reinste K-os, selbst in Sachen Steuererklärung. Aber so bedeutsam das Amulett und seine Symbole, so befremdlich wirkt das beschriebene Ich
Ich finde, dass die Literaturzeitschriften den Prota charakterisieren und oft ist Kreativität ja auch etwas mit K-os verbunden.
Das mit dem beschriebenen ich habe ich angepasst.

Und eher versehentlich im Gleichklang mit dem Verb
Vielen Dank für die genau Beobachtung, ich habe da nachgebessert, das Verb allerdings drin gelassen. Vielleicht muss ich das noch einmal rausnehmen, da schaue ich mit etwas Abstand noch einmal drauf.

hör ich mehr als eine bloße Aussage ...!
Ich habe mir die Stimme von Kalliope eher leise vorgestellt.

Besser „ … und tippte, ohne dass ich wusste, was ...“
schon allein der Einheit der Negation (ohne wissen) halber
Habe ich auch angepasst,

(beide Teile sind gleichrangig, weil an sich Hauptsätze, was am deutlichsten wird, wenn die Konjunktion weggelassen wird ...)
(Komma, weil der Infinitiv von einem Substantiv, der Armbeuge abhängig ist)
Ist eingefügt, danke fürs genaue Lesen; bei der Kommasetzung habe ich auf jeden Fall noch Verbesserungspotential.

Hm, ist Kalliope Optikerin oder moderner in der Kerntechnik beheimatet? „Fokussieren“ kommt aus der Pfuisik, speziell der Optik und irgendein Journalist wollte mal sehr gewählt klingen oder hatte seine Brille vergessen und danach wollten es alle … nur der kleine Chemielaborant nicht unbedingt.
Guter Punkt, das richtige Verb zu finden ist immer wichtig und ich habe es jetzt ausgetauscht durch "konzentrieren", mal schauen, ob das besser klingt.

Vielen Dank für deine Anmerkungen, die mir wie immer weitergeholfen haben, den Text besser zu machen. Es war mir eine Freude.

Beste Grüße
MRG


Hallo @bernadette,

das ist ein schöner Kommentar! Vor allem das hier hat mich zum Lächeln gebracht:

die Geschichte flutscht, so dass ich, was mir selten passiert, gewünscht hätte, sie wäre etwas länger gewesen.
Danke!

Die krachende Tür ist mir wie RinaWu unpassend, das braucht es nicht.
Habe ich gestrichen, war noch ein Relikt aus der älteren und längeren Version.

Das Gespräch wieder aufnehmen bedeutet ja, dass schon etwas besprochen worden ist. Dem Setting habe ich aber eher entnommen, dass Frau Epoillak unvermittelt gekommen ist und die noch gar nichts miteinander gesprochen haben.
Am Anfang hatte ich noch die Beschreibung drin, wie sie an der Haustür klingelt und den Prota erst einmal von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugt. Dann habe ich das gestrichen, wollte aber trotzdem eine gewisse Vertrautheit schon etabliert haben. Deshalb habe ich das so gelöst.

Das Intro ist schön zu lesen, aber als es dann an das Schreiben selber geht, hatte ich das Gefühl, du wolltest plötzlich schnell fertig werden und die Gewichtung in dem Text, was die Erzählung über das Kapitel 13 betrifft, ist mir deswegen etwas unverhältnismäßig kurz.
Interessante Rückmeldung. Wenn ich das richtig verstehe, dann wäre es in deinen Augen spannend gewesen, konkrete Informationen über Kapitel 13 zu bekommen? Dann hätte ich sozusagen noch eine Metaebene, was die Geschichte in der Geschichte angeht. Ich befürchte nur, dass ich da gerade keine Idee habe, wie ich das umsetzen könnte.

Das Jubiläum steht auch irgendwie im Raum und wird nicht mehr thematisiert.
Vielleicht ist das hier auch das falsche Wort. Der Grundgedanke war, dass sie ihn schon lange beobachtet hat und sich eben jetzt das erste Mal zeigt.

Mehr habe ich nicht zu kritisieren, mir hat der Text mit der Idee und Ausführung sehr gut gefallen.
Vielen Dank für deinen Kommentar, hat gut getan.

Beste Grüße
MRG

 

Hi MRG,

Jubiläum bedeutet doch, dass man etwas feiert, was es schon eine Weile gibt (25, 50 oder so).
Meintest du etwa Premiere?

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo @MRG,

ich finde deine Idee super, über ein Problem zu schreiben, das alle Kreative kennen. Das verschafft dir für diese Challenge bestimmt Vorteile!
Schreibblockaden können ja hartnäckig sein, aber wenn man sie hinter sich hat, ist die Erleichterung groß. Dass du diese gute Eigenschaft in der Geschichte hervorhebst, gefällt mir gut. Da bekommt man gleich wieder Hoffnung, wenn man selbst in einer prekären Lage ist.

Wir gingen durch den Flur, Literaturzeitschriften lagen auf der Treppe, und setzten uns im Wohnzimmer an den runden Tisch. Sie legte den Koffer neben meinen Laptop.
Der Anfang geht mir etwas zu schnell. Ich bin gedanklich noch neben der Treppe und schon werde ich ins Wohnzimmer gehetzt. Hier würde ich mir zumindest einen eigenen Satz pro Raum wünschen.
Ihr silbernes Amulett am Hals klirrte leise: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Kreis. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Kreis war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
Schöne Beschreibung. Ich würde statt Kreis lieber Ring schreiben, bei einem Kreis stelle ich mir eine zweidimensionale geometrische Form vor.
Es sah aus wie ein Malkasten, nur dass die Tusche durch schimmernde Lichter in Regenbogenfarben ersetzt war; sie tanzten, flimmerten, funkelten. Aus dem Koffer stieg der Geruch nach Kiefern, Safran und Minze.
„Was wolltest du immer schon erschaffen?“, fragte Frau Epoillak und berührte die Lichter; sie schlängelten sich um ihr Handgelenk, den Unterarm, ringelten sich um ihren Hals und wanderten auf der anderen Seite wieder zurück, um dann wieder ihren ursprünglichen Platz im Koffer einzunehmen.
Die Lichter im Koffer flackerten unter ihren Fingern und sie formte aus ihnen einen Planeten. Als er fertig war, ließ sie ihn los und er schwebte einige Zentimeter über dem Kofferboden; es erinnerte mich an ein Hologramm von einzigartiger Schönheit. Ich betastete den Planeten mit meinem Zeige- und Mittelfinger, platzierte sie auf der großen, blauen Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht und ich meinte, die Wellen plätschern zu hören und aus den Tiefen des Meeres schien eine Blüte emporzusteigen, die golden lumineszierte.
Sie legte ihre Hand hinein: Der Planet löste sich auf und die Regenbogenlichter formten sich zu einer etwa fünfzehn Zentimeter großen Gestalt um. Die Figur bewegte sich und setzte sich im Schneidersitz auf die Fläche neben das Touchpad meines Laptops. Sie winkte mir zu und kletterte dann von der Tastatur auf meine Finger und legte sich in meine Armbeuge.
So kann ich mir das wirklich bildlich vorstellen!
Die Wangen funkelten hellblau, die Stirn orange, die Nase hellgrün und das Kinn rot; anstatt Haaren war der Figur eine Kopfbedeckung gewachsen, die aus mehreren, rechteckigen Stäben bestand, zwischen denen jeweils ein Zwischenraum lag. Mich erinnerte es an eine Krone, außer, dass die Zacken rechteckig und stumpf waren.
Nur das ist mir zu viel.
Ich habe den Eindruck, dass diese Beschreibungen direkt von einem Traum inspiriert wurden. Das funktioniert einerseits gut, weil Träume unberechenbar sind und man viele surreale Bilder daraus gewinnen kann. Andererseits kann man sich dadurch zu sehr einschränken. Die Wangen sind hellblau, weil sie es im Traum eben auch waren, die Stirn hatte genau diese Farbe und so weiter ... ich habe das selbst mehrmals gemacht und weiß, dass es nicht leicht ist, hier ein Gleichgewicht zu finden. Weil man nur selbst den Traum oder das innere Bild vor sich hat, kann man schwer einschätzen, wie ausführlich man es für andere beschreiben soll. Ich schlage dir vor, zumindest bei der Personenbeschreibung ein wenig sparsamer zu sein.

Das sagen sie alle“, sagte Frau Epoillak.
Das finde ich als Antwort nicht ganz passend. Wie wäre es mit:
Das dachte ich mir
... oder so? Ist nur ein Vorschlag.

Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ich saß vor meinem Bildschirm und traute meinen Augen kaum: Kapitel dreizehn war vollendet.
Schönes Ende, sehr beruhigend. :)

Viele Grüße
Michael

 

Guten Abend @Michael Weikerstorfer,

freue mich, dass du wieder mit dabei bist, finde ich nicht selbstverständlich. Ich habe einige deiner Anmerkungen direkt eingebaut und mich dazu entschieden den Anfang zu kürzen, so wie @RinaWu das vorgeschlagen hatte.

Schreibblockaden können ja hartnäckig sein, aber wenn man sie hinter sich hat, ist die Erleichterung groß. Dass du diese gute Eigenschaft in der Geschichte hervorhebst, gefällt mir gut. Da bekommt man gleich wieder Hoffnung, wenn man selbst in einer prekären Lage ist.
Schön, dass es für dich funktioniert. Ich mag die Vorstellung eines kreativen Begleiters, der einem bei schweren Zeiten zur Seite steht.

Der Anfang geht mir etwas zu schnell. Ich bin gedanklich noch neben der Treppe und schon werde ich ins Wohnzimmer gehetzt. Hier würde ich mir zumindest einen eigenen Satz pro Raum wünschen.
Ja, das haben ja einige bemerkt und ich habe mich jetzt entschieden mich von diesem Darling zu trennen und direkt mit dem Dialog einzusteigen, mal sehen.

Schöne Beschreibung. Ich würde statt Kreis lieber Ring schreiben, bei einem Kreis stelle ich mir eine zweidimensionale geometrische Form vor.
Sehr guter Vorschlag, Ring ist noch präziser; ich habe mir erlaubt das so miteinzubauen. Danke!

So kann ich mir das wirklich bildlich vorstellen!
Cool!

Nur das ist mir zu viel.
Ich habe den Eindruck, dass diese Beschreibungen direkt von einem Traum inspiriert wurden. Das funktioniert einerseits gut, weil Träume unberechenbar sind und man viele surreale Bilder daraus gewinnen kann. Andererseits kann man sich dadurch zu sehr einschränken. Die Wangen sind hellblau, weil sie es im Traum eben auch waren, die Stirn hatte genau diese Farbe und so weiter ...
Das ist eine der Stellen an der ich am meisten rumgefeilt habe und ich hatte da ein klares Bild vor Augen und ich habe sogar noch einmal die Anordnung der Farben gewechselt, weil es sich nicht richtig angefühlt hat. Will sagen: Das ist meine Lieblingsstelle und davon kann ich mich (noch) nicht trennen. Muss mir das noch einmal mit ein wenig Abstand anschauen.

Das finde ich als Antwort nicht ganz passend.
Der Grundgedanke ist hier, dass Kalliope ja viele Künstler inspiriert und es für sie alle absolut überwältigend ist, wenn sie vorbeikommt.

Schönes Ende, sehr beruhigend. :)
So sollte es sein, schön, dass es für dich so rübergekommen ist. :-)

Vielen Dank für deinen erneuten Besuch und ein schönes Wochenende.

Beste Grüße
MRG

 

Hey @MRG

nette, kleine Geschichte. Aber kaum, dass ich mich ins Setting eingefunden hab, ist sie auch schon wieder vorbei. Und sie plätschert auch so brav daher, der innere Konflikt deines prots wird gleich zu Beginn, mit dem Erscheinen von Frau Epoillak gelöst, sprich, eigentlich liegt der Konflikt vor dem Beginn der Geschichte :). Und irgendwie will ich trotz Wohlfühlarlarm ja auch Spannung. Die hat es hier nicht. Aber es fließt so beruhigend daher. Auch irgendwie schön. Und ich will auch so einen Koffer, verdammt! Um da Spannung rein zu bekommen, könnte er nicht für alles, was er aus dem Koffer nimmt, irgendeinen Preis zahlen müssen. So Faust mäßig, als er den Packt mit dem Teufel schließt. Nur so als eine Möglichkeit, da irgendwie Konflikt reinzubringen. Oder Frau Epoillak ist so ne Art Ghostwriterin, die ihm einmal erscheint, weil er irgendwas getan hat, was sie auf den Plan gerufen hat, und er nicht mehr weiß, was genau er da getan hat, und nun versucht er sie wieder und wieder zu rufen, aber verdammt nochmal - wie denn nur? Der Möglichkeiten für Konflikte gäbe es sicher so zwei bis paar mehr.
Aber der Text gefällt auch so, wie er da steht, insofern bin ich vielleicht nicht gerade die beste Beraterin für diesen Text.

So Schreibblockadentexte gibt es ja einige auf der Seite. Hier mal einer, der mir in Erinnerung geblieben ist, wogegen ich viele schnell wieder vergessen habe. Der ist natürlich ganz anders, aber da läuft halt alles nicht so glatt. Nicht irgendwas kommt und löst den Knoten und fertig. Obwohl auch immer sschön ist, zu erfahren, was dazu führt, dass es wieder läuft.

„Woher wissen Sie das alles? Über meine Bücher“, sagte ich und beobachtete, wie sie den Koffer neben meinen Laptop legte.
„Ich bin Frau Epoillak.“ Ihr silbernes Amulett am Hals klirrte leise: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Ring. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
„Ist das ein schlechter Streich?“ Ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir über die Augen, bildete mit den Händen ein kleines Dreieck um meinen Nasenrücken.
„Es ist eine Premiere.“
„Wie meinen Sie das?“ Ich setzte meine Brille wieder auf.
„Mach ihn auf.“ Sie klopfte mit der Handinnenfläche auf den Koffer. Der Griff zeigte in meine Richtung, der Deckel war abgewetzt und auf den goldenen Scharnieren waren schwarze Flecken zu sehen.
„Ich weiß nicht.“
„Kapitel dreizehn. Du verzweifelst an Kapitel dreizehn.“
Wie konnte sie das wissen? Ich hatte niemandem davon erzählt.
„Beobachten Sie mich?“, fragte ich.
Der Anfang, der zieht sich auch so ...

„Woher wissen Sie das alles? Über meine Bücher“, sagte ich und beobachtete, wie Frau Epoillak den Koffer neben meinen Laptop legte.
„Ich bin Frau Epoillak.“ Ihr silbernes Amulett am Hals klirrte leise: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Ring. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.
„Ist das ein schlechter Streich?“ Ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir über die Augen, bildete mit den Händen ein kleines Dreieck um meinen Nasenrücken.
„Es ist eine Premiere.“
„Wie meinen Sie das?“ Ich setzte meine Brille wieder auf.
„Mach ihn auf.“ Sie klopfte mit der Handinnenfläche auf den Koffer. Der Griff zeigte in meine Richtung, der Deckel war abgewetzt und auf den goldenen Scharnieren waren schwarze Flecken zu sehen.
„Ich weiß nicht.“

„Kapitel dreizehn. Du verzweifelst an Kapitel dreizehn.“
Wie konnte sie das wissen? Ich hatte niemandem davon erzählt.
„Beobachten Sie mich?“, fragte ich.

Und statt Hornbrille und Kettengedöns hätte ich doch gern etwas mehr Verfremdung/Verwirrung bei ihm, wenn da plötzlich so ne Frau mit nem Koffer auftaucht. Selbstzweifel a la - bin ich jetzt schon komplett irre? Ich mein, dass ganze Kennenlernen der beiden, das könnte doch ganz witzig sein.

„Ich bräuchte eine lebensnahe Figur“, sagte ich, pausierte und schaute wieder zum Koffer. Sie legte ihre Hand hinein: Der Planet löste sich auf und die Regenbogenlichter formten sich zu einer etwa fünfzehn Zentimeter großen Gestalt um. Die Figur bewegte sich und setzte sich im Schneidersitz auf die Fläche neben das Touchpad meines Laptops. Sie winkte mir zu und kletterte dann von der Tastatur auf meine Finger und legte sich in meine Armbeuge.
Das geht mir viel zu einfach. Ich will Figur, hier haste. Und dann ist diese Figur auch noch so nett! Kapitel 13 wird auch nicht der Bringer, ich sags dir. Mit netten Figuren läufts nicht :D Wäre auch ne Möglichkeit für Spannung. Er braucht zwar diese Figur im Roman, aber im Arbeitszimmer will er die nun auch nicht haben. Ich mein, wem fällt es nicht schwer, sich in abscheuliche Typen reinzuversetzen, um ihnen möglichst viel "echt" zu verleihen. Ich mein, die Figur könnte ihn ja "real" bedrohen, damit er authentisch über Angst schreiben kann.

Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ich saß vor meinem Bildschirm und traute meinen Augen kaum: Kapitel dreizehn war vollendet.
Dieses Ende reicht doch völlig, damit sich das gut für den Leser ausgeht. Alles zwischen Anfang und Ende, da könnte bisschen mehr Chili rein. Nach meinem Geschmack.

Danke für deinen Text. Und ja, gelesen hat er sich schön und friedlich und ganz kissenburgisch. Denke nur, da wäre bisschen mehr drin mit dem Personal.

Liebe Grüße,
Fliege

 

Hey @Fliege,

vielen Dank für deinen Kommentar, den ich ziemlich interessant fand und auf den ich ausführlich eingehen möchte. Bin ein großer Fan von den Ghibli-Studio Filmen und irgendwann habe ich mich gefragt, wie diese Geschichten so gut funktionieren können, obwohl es teilweise so gut wie keinen Konflikt oder Bedrohungen gibt. Dem bin ich nachgegangen und bin auf eine japanische bzw. ursprünglich chinesische Story-Struktur gestoßen: Kishotenketsu. Die Besonderheit ist, dass diese Geschichten ohne einen besonderen Fokus auf Konflikten auskommen können. Gute Beispiele sind hier z.B. "Your Name", "Mein Nachbar Totoro" oder auch "Parasite". Und in dieser Geschichte hier habe ich probiert meine eigene Version des Kishotenketsu zu bauen, soweit mir das möglich war. Ich habe es folgendermaßen verstanden:

Ki: Beschreibung der Ausgangssituation. Schriftsteller kommt mit seinem Kapitel nicht weiter und trifft auf die Muse Kalliope (die Kette beinhaltet ihre Symbole).

Sho: Entwicklung und Weiterführung des Themas. Die beiden kommen ins Gespräch, der Koffer wird präsentiert und wie er funktioniert.

Ten: Überraschung. Es stellt sich heraus, dass die Gestalt in seinem Kopf reden kann und lebendig ist, sogar einen Einfluss auf seinen Körper nehmen kann und ihn so inspiriert.

Ketsu: Auflösung. Er schafft es sein Kapitel abzuschließen und fühlt sich geborgen.


So und jetzt gehe ich im Detail auf deinen Kommentar ein:

nette, kleine Geschichte. Aber kaum, dass ich mich ins Setting eingefunden hab, ist sie auch schon wieder vorbei. Und sie plätschert auch so brav daher, der innere Konflikt deines prots wird gleich zu Beginn, mit dem Erscheinen von Frau Epoillak gelöst, sprich, eigentlich liegt der Konflikt vor dem Beginn der Geschichte :).
Ja, genau eigentlich ist der Konflikt gar nicht präsent, nur ganz am Rande kommt seine Schwierigkeit und ggf. kleine Sorge bezüglich Kalliope raus.

Und irgendwie will ich trotz Wohlfühlarlarm ja auch Spannung. Die hat es hier nicht. Aber es fließt so beruhigend daher. Auch irgendwie schön. Und ich will auch so einen Koffer, verdammt! Um da Spannung rein zu bekommen, könnte er nicht für alles, was er aus dem Koffer nimmt, irgendeinen Preis zahlen müssen. So Faust mäßig, als er den Packt mit dem Teufel schließt. Nur so als eine Möglichkeit, da irgendwie Konflikt reinzubringen.
Das geht mir viel zu einfach. Ich will Figur, hier haste. Und dann ist diese Figur auch noch so nett! Kapitel 13 wird auch nicht der Bringer, ich sags dir. Mit netten Figuren läufts nicht
:D
Wäre auch ne Möglichkeit für Spannung.
Ich denke, dass ich das in Kauf nehmen muss. Es ist kein klassischer Aufbau, es gibt kein auslösendes Ereignis, keinen Konflikt, der sich zu einem Höhepunkt steigert und dann wieder abfällt. Das muss ich so akzeptieren und ich kann gut verstehen, wenn du es etwas langweilig findest. Allerdings werde ich diesen Grundaufbau nicht verändern, weil es mir selbst für diesen Kontext und Rahmen gut gefällt.

Danke für deinen Text. Und ja, gelesen hat er sich schön und friedlich und ganz kissenburgisch. Denke nur, da wäre bisschen mehr drin mit dem Personal.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, denke dass bei dem Personal noch Luft nach oben ist, um sie noch weiter zu entwickeln, vielleicht noch mehr von ihrer Persönlichkeit zu zeigen und wie sie ihre alltäglichen Probleme lösen. Auf der anderen Seite wollte ich den Text nicht ausufern lassen und habe ca. 1/3 gekürzt. Ist ja irgendwo auch ein Risiko, keinen Konflikt im Zentrum zu haben.

Wünsche dir ein schönes Wochenende und bedanke mich für deine Gedanken zu meinem Text.

Beste Grüße
MRG

 

Hey MRG

ja, wenn das so ist, dann war das Challenge-Motto ja praktisch nicht nur eine Einladung, sondern ein richtiger Tritt Dich daran zu versuchen :). Habe ich nie von gehört. Wieder was gelernt. Insofern kann ich unter diesem Gesichtspunkt auch gar nicht viel sagen. Nur so viel, wirf meine Bedenken in den Müll :D.

Liebe Grüße, Fliege

 

Hey @Fliege,

ja auf jeden Fall, hat zur ersten praktischen Umsetzung geführt, wobei ich bislang auch noch nicht ganz sicher bin, ob ich es richtig umgesetzt habe oder nicht. Danke für deine erneute Nachricht.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG,

die Straffung gefällt mir sehr gut. Jetzt ist das aus einem Guss.

Es ist eigentlich nur eine Stelle, mit der ich noch unzufrieden bin.

Ich betastete den Planeten mit meinem Zeige- und Mittelfinger, platzierte sie auf der großen, blauen Fläche und dabei war mir, als stünde ich vor einem endlosen Ozean, als wehte mir Meeresluft ins Gesicht
Wie wäre es, wenn Du statt die Finger zu "platzieren" von Berührung schreibst?

Gerne noch einmal gelesen.

Liebe Grüße, Gerald

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

sehr schön, dass du noch einmal reingeschaut hast, finde ich großartig und deinen Vorschlag habe ich als äußerst hilfreich erlebt. Die entsprechende Stelle habe ich überarbeitet.

die Straffung gefällt mir sehr gut. Jetzt ist das aus einem Guss.
Das freut mich zu lesen, danke!

Wie wäre es, wenn Du statt die Finger zu "platzieren" von Berührung schreibst?
Habe da etwas drüber nachgedacht und finde das einen sehr guten Vorschlag; habe die entsprechende Stelle jetzt verändert und stattdessen "berührte" eingebaut. Ich finde, dass es sich jetzt flüssiger liest.

Gerne noch einmal gelesen.
Schätze ich sehr, ist nicht selbstverständlich; ping mich auch gerne bei einer Überarbeitung deinerseits an. :-)

Wünsche noch einen schönen Restsonntag.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG

obwohl mein Vater mir immer mit der Eselsbrücke 'Klio Meter Thal Euer Urpokal' in den Ohren lag, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich Kalliope in dem Titel deiner Geschichte nicht erkannt habe. Ich dachte lediglich: "Sonderbarer Name."

Gut, dann wollen wir mal.

„Woher wissen Sie das alles? Über meine Bücher“, sagte ich und beobachtete, wie sie den Koffer neben meinen Laptop legte.

Guter, unvermittelter Einstieg. Wirft Fragen auf, animiert zum Weiterlesen.

„Ich bin Frau Epoillak.“ Ihr silbernes Amulett am Hals klirrte leise: Es bestand aus einem äußeren und einem inneren Ring. Im Inneren war das Symbol eines Auges zu sehen; der äußere Ring war in zwölf Flächen unterteilt, ich konnte eine Harfe, eine Pergamentrolle, ein Buch und einen Stift erkennen, die sich abwechselnd aneinanderreihten.

Ich finde, das ist ein ziemlich überladenes Amulett. Zwölf Flächen muss man auch erst mal zählen. ich würde zu einem überschabareren Amulett ratenn. Geschmackssache.

„Ist das ein schlechter Streich?“ Ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir über die Augen, bildete mit den Händen ein kleines Dreieck um meinen Nasenrücken.

Hmm, sehr umständlich formuliert. Warum nicht einfach: ich nahm meine Hornbrille ab und rieb mir die Augen.

Ich schwieg für einen Moment, bis ich es verstand und wusste, wer sie war. „Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen mit authentischen Dialogen. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“

Sehr schön formuliert, was wir alle versuchen zu erreichen. Dem gegenüber steht der Satz von E.L. Doctorow, der sagt: Die wahre Konsistenz von gelebtem Leben kann kein Schriftsteller zu Papier bringen. Es bleibt letztendlich immer ein Versuch.

„Am liebsten hätte ich euch beide für immer bei mir.“
„Wir kommen wieder.“
Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ich saß vor meinem Bildschirm und traute meinen Augen kaum: Kapitel dreizehn war vollendet.

Ach ja, wenn's doch so einfach und zugleich magisch wäre.

Gut, also insgesamt, das muss ich hier leider sagen, gibt mir die Geschichte nicht viel. Der Protagonist hat eine Schreibblockade, Kalliope taucht auf, Problem gelöst. Es gibt keine Hindernisse, alles löst sich sehr schnell in Wohlgefallen auf. Das ist mir persönlich zu einfach.

LG,

HL

 

Lieber @MRG ,

ich finde deine Geschichte hübsch, aber auch ein bisschen unbefriedigend. Das ist alles sehr glatt und ich komme an die Figuren nicht heran. Selbst der Protagonist hat kaum etwas Individuelles, sondern ist die Schablone eines Schriftstellers mit Schreibblockade. Seine Verzweiflung wird für mich nicht spürbar, was natürlich auch daran liegt, dass die Geschichte gleich mit der Lösung aller Probleme beginnt. Die Idee mit der kleinen Figur gefällt mir und ich hätte mir noch etwas mehr Interaktion zwischen den beiden gewünscht. Vielleicht sogar einen Konflikt, indem die Figur ihn immer mehr herausfordert und ihn zwingt, sie kennenzulernen.

In dieser Weise ging es weiter, bis mich ein Lachanfall überkam; kurz darauf liefen Tränen über meine Wangen. „Ich wusste nicht, wie intensiv das ist“, sagte ich.
Gerade das hätte mich nun interessiert, was ging denn da weiter, was ist das für eine Figur? Sie kommt ihm ja am Ende ganz nah.

So würde ich nie sprechen, konzentriere dich auf meine Wünsche und Widersprüche, dachte die Figur in meinem Kopf. Und denk dran, ich bin auch ein wenig eitel, aber offen zugeben würde ich das nie.
Der erste Satz klingt wie aus einem Schreibratgeber. Der zweite Satz macht mich neugierig, aber das ist eben nur so wenig.

„Ich bräuchte eine lebensnahe Figur“,
Das ist auch sehr allgemein. Er ist doch schon dran, an dem Kapitel. Was braucht er genau? Eine Figur, die ein Geheimnis hat, die alles aufmischt, die dem Helden Schwierigkeiten macht, die dem Helden hilft, oder die eine bestimmte Aufgabe hat?

„Ich hab immer von einer eigenen Welt geträumt, die wirklich funktioniert; von Figuren, die sich echt anfühlen mit authentischen Dialogen. Und ich wollte immer dieses Gefühl auf Papier bringen, dass ich doch nie ganz ausdrücken kann.“
Das ist mein persönlicher Geschmack: So Begriffe wie "funktioniert" und "authentisch" finde ich in so einer Situation sehr unpoetisch. Für mich könnte das Fette weg.
Ich hab dich gern, dachte das kleine Wesen und ich sah, wie es sein Köpfchen an meine Schulter schmiegte. Ganz behutsam streichelte ich ihm über den Rücken. In Gedanken hörte ich ein wohliges Seufzen.
„Am liebsten hätte ich euch beide für immer bei mir.“
Interessant. Hier wird die Figur zu einem kleinen Kätzchen. Ob er wohl als Autor diese Figur überhaupt wird leiden lassen können, oder durch schwere Zeiten führen?
Für mich ist das eine süße Wohlfühlgeschichte, die den Lesern wenig zumutet, aber eben auch einiges offen lässt.

Liebe Grüße von Chutney

P.S : hab mal oberflächlich was zu "Kishotenketsu" gelesen. Ich glaube, das Problem liegt da bei mir bei "ten", denn ich empfinde die Gestalt nicht als ein themafremdes Element.
Und "Parasite" z.B. enthält doch wirklich extreme Konflikte und sehr viel Spannung.

 

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