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Fragil

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24.03.2002
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Fragil

Die Sonne bricht stolz durch die letzten Barrikaden des Winters. Ich renne um schnell wieder zurück zu sein, habe sogar noch warme Croissants bekommen. Die Tür klemmt ein wenig, wie immer im Frühling. Ob du noch schläfst? Es duftet nach gestern, nach Zusammensein, nach dir. Jetzt Kaffee – richtig stark, so wie du ihn magst. Endlich wieder ein Morgen mit Hoffnung, ein Neuanfang vielleicht. Zukunft. Es ist sonderbar warm für den März. Der gegerbte Alte von gegenüber sitzt sogar schon auf dem Balkon. Die letzten Monate kamen mir so kalt vor. Eilig suche ich nach der selbstgemachten Marmelade. Eigentlich ein Wunder, dass es uns noch gibt, denke ich. Du bist so stark, viel stärker als ich. Hast all den Schmerz einfach ertragen. Lässt dich nicht unterkriegen. Rettest mich. Mit dem Tablett schleiche ich zurück ins Schlafzimmer. Ganz langsam und leise. Der winzige Türspalt wirft mir zerbrechliche Lichtstrahlen entgegen. Ich denke an Schatzsuche, an eine Truhe, durch dessen Schloss ein goldener Schimmer sticht. Sanft stoße ich die Tür auf, die Luft ist getränkt mit dem heimatlichen Duft, den nur ein benutztes Bett verströmen kann. Die zerwühlten Laken, dein Nachthemd auf dem Boden, mein Lächeln. Du scheinst schon im Bad zu sein, also warte ich. Wir sollten nach all dem Schmerz mal wieder verreisen. Auf andere Gedanken kommen, neue Pläne schmieden und endlich vergessen. Über dem Kaffee lichtet sich langsam der Dampf, nichts regt sich. Es wird kalt. Ich werde nach dir sehen, klopfe, öffne die Tür. Schließlich sehe ich dich, friedlich in der strahlenden Wanne, die Augen sanft geschlossen. Der Wasserhahn tropft unbeteiligt in die Stille und ohne Hast färbt sich das Wasser rot...

 

hallo oder besser gute nacht,

dies ist meine erste kritik auf kg.de. und wie i sehe, dein erstes werk.

also kurz ist die geschichte schonmal. ich find, man könnte mehr über den hintergrund der beiden erfahren. denn der schreibstil ist echt schön und vermittelt was von heimat. doch das ende kommt zu plötzlich, denn der leser ist von der blumigen sprache noch ganz befangen. darum schockt das ende nicht so.
kurz, etwas mehr wörter wäre net schlecht, auch wenn es sich um eine "kurz"geschichte handelt.

aber wie gesagt, meine erste kritik und weiss net, ob schon so viel erfahrung hab auf dem gebiet der kg's wie die anderen hier.

lg, katja :D

 

Hallo...

Als ich die Geschichte gelesen habe mochte ich sie eigentlich... das Ende ist ein wenig seltsam... Es lässt einfach alles unklar und viel zu offen. Der Leser steht ein bisschen sehr im Dunkeln: Was ist überhaupt passiert? Aber vielleicht geht es dem Protagonisten genauso? Aber:

Hast all den Schmerz einfach ertragen. Lässt dich nicht unterkriegen. Rettest mich.

Anscheinend weiß er doch etwas mehr - trotzdem ein Schock...

Für mich als Leser bleibt die Geschichte zu indifferent. Ich kann mich nicht mit den Personen identifizieren, dass sich eine davon umbringt interessiert mich nicht, denn ich erfahre nichts über sie. Der Tod wie in der Zeitung - nichts.
Aber vielleicht soll es ja so sein?

 

Moin Kulturknall.

Herzlich Willkommen auf Kg.de.
Die Geschichte finde ich gar nicht mal schlecht, aber teilweise verwendest du recht seltsame Metaphern:

Der winzige Türspalt wirft mir zerbrechliche Lichtstrahlen entgegen. Ich denke an Schatzsuche, an eine Truhe, durch dessen Schloss ein goldener Schimmer sticht.
Der Türspalt wirft dir Strahlen entgegen?
Wie kann etwas durch ein Schloß stechen? Die Idee des Satzes finde ich schön, aber irgendwie hört es sich etwas komisch an.

Die zerwühlten Laken, dein Nachthemd auf dem Boden, mein Lächeln.
Das "mein Lächeln" verstehe ich nicht. Sieht der Protagonist lächelnd das Nachthemd und Laken?

Über dem Kaffee lichtet sich langsam der Dampf, nichts regt sich.
Der Dampf lichtet sich?

Schließlich sehe ich dich, friedlich in der strahlenden Wanne, die Augen sanft geschlossen.
Wie kann eine Wanne strahlen?


Ich renne um schnell wieder zurück zu sein, habe sogar noch warme Croissants bekommen.
???

Irgendwo war noch so ein Satz, finde ihn jetzt nicht.
Besonders gefallen hat mir Folgendes:

Es duftet nach gestern, nach Zusammensein, nach dir.
... und der letzte Satz, der ist toll, der paßt.

Du solltest die beiden Charaktäre noch weiter ausbauen, man erfährt zu wenig. Warum hat sie sich umgebracht? Was erlitten sie für einen Schmerz? Was ist überhaupt geschehen? Im Grunde weiß man nur, dass sie sich umgebracht hat. Ich finde, dass ist ein bißchen zu wenig.
Und auch rein technisch: Wenn er nur eben Croissants holen ist, kann man in der Zeit verbluten? Für mich hört sich: "schnell warme Croissants holen" nach zehn Minuten oder so an.
Weiter so.

Lieben Gruß
Maya

[Beitrag editiert von: Maya20 am 24.03.2002 um 21:13]

 

@Maya20:

  • Weshalb soll ein Türspalt keine Lichstrahlen werfen? Er wirkt doch in der Szene wie eine Lichtquelle, wie ein Schein-Werfer.
  • Das Bild mit dem Schloß mag ein wenig irreal erscheinen, doch halte ich das mit dem Bezug auf Schatzsuche für legitim.
  • Das 'mein Lächeln' macht doch absolut Sinn, ich mag diese verkürzten Sätze, die sehr viel implizieren, wie beispielsweise hier die Erinnerung an mögliche Genüsse der Nacht.
  • Was den Dampf angeht, so gebe ich Dir recht "wie Nebel lichtet sich der Dampf" wäre besser, wenn das Bild denn sein muß.
  • Auch die Wannensache ist seltsam, "dampfend" wäre hier besser denn "strahlend".
    'Ich renne um schnell wieder zurück zu sein, habe sogar noch warme Croissants bekommen.' Bis auf das fehlende Komma nach 'renne' ist das doch völlig verständlich.

Claus.

[Beitrag editiert von: cbrucher am 26.03.2002 um 09:35]

 

Moin Claus!

Ich empfand den Türspalt beim Lesen nicht als Lichtquelle, deswegen störte er mich, obwohl es natürlich rein theoretisch geht.
Ich schrieb ja, dass mir der Satz mit dem "Schloß" gefiel, nur das er trotzdem leicht sonderbar klingt.
Vielleicht klärt uns der Autor ja bald ein wenig auf.

Lieben Gruß
Maya

 

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