Hallo!
@Rainer Hohn und @josefelipe
Vielen Dank für eure Kritiken, ich wollte noch etwas warten mit der Auswertung, aber aufgrund der Schärfe, hier schonmal eine Antwort.
Ohohoh, was habe ich da nur verbrochen...
Ich werde mich selbstverständlich so distanziert, wie es mir nur möglich ist mit den Kritiken auseinandersetzen und mir diese zu Herzen nehmen, habe diesbezüglich auch schon einige kleine Veränderungen vorgenommen. Ich muss mich in diesem Falle allerdings auch etwas zur Wehr setzen.
Dazu ein paar Argumente:
Ich habe versucht, so wenig wie möglich über die Szene, die Personen preiszugeben. Die Idee hier: Es spielt keine Rolle, wo genau sie sich befinden, wer genau sie sind oder warum genau sie sich umbringen wollen. Alles, was mMn wichtig ist, befindet sich im Text. Obendrein lege ich dem Leser ungerne jede gekaute und verdaute Bedeutung in den Rachen.
Hier gilt natürlich: Wie 'kryptisch' ich in diesem Sinne arbeiten kann/darf, versuche ich mit diesem Text herauszufinden und habe ja auch schon Hinweise dahingehend erhalten.
Des Weiteren hat beinahe alles in dem Text, mit Ausnahme der Namen, eine tiefere Bedeutung bzw. ist nicht wortwörtlich zu nehmen. Dazu später mehr.
Ich bin ein wenig enttäuscht angesichts der Banalität, welche hier gefordert bzw. dem Text vorausgesetzt wird.
@Rainer Hohn
Aufschlussreich finde ich Deine Kritik dahingehend, dass sie mir aufweist, wie viel bzw. wie wenig ich über die Umgebung und die Hintergründe preisgeben darf/kann.
Ich muss Dir allerdings, mit allem Respekt, sagen, dass ich deine Schlussfolgerungen häufig nicht nachvollziehen kann und diese als übereilt empfinde. Damit meine ich nicht, dass ich sie deshalb von mir werfe und ausschließe, sondern im Gegenteil: ich verstehe sie nicht und kann deshalb nicht damit arbeiten. Ich glaube, dass viele Antworten auf Deine Fragen sich in dem Text befinden. Demzufolge werde ich im Folgenden vielen Deiner Kritikpunkte widersprechen bzw. sie hinterfragen.
das erste, das mir auffällt, sind die großen Abstände zwischen den Zeilen.
Sollte der Leserlichkeit beitragen. Zu viel?
„Sagte“ wäre wohl treffender.
"Sagte" und "fragte" kommen in meinem Wortschatz nicht vor. Ich versuche grundsätzlich einen Bogen um die 'Standart'-Begrifflichkeiten zu machen, vllt ist das manchmal ein Fehler.
Das „folgerte“ steht hier zu nichts im Zusammenhang. Es gibt keinen Text, auf dessen Aussage es sich beziehen kann.
Die Aussage: Das Gespräch wird an einer beliebigen aufgegriffen. Und:
"Ja. Wirklich.", folgerte Eris
bezieht sich natürlich auf:
"Ach, wirklich?", machte Maya.
Mehr soll der Leser zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht wissen. Eris folgerte das "Wirklich" einfach auf das vorangegangen "Wirklich?", mehr ist ja noch nicht passiert und es spielt ja auch keine Rolle,was davor war.
Es wird zwar im Laufe des Textes klar, dass sie sich töten wollen, doch kann der Leser es am Anfang nur vermuten.
"Na dann können wir ja jetzt endlich springen, oder?"
"Aber vielleicht ist morgen ja ein anderer Tag?
Ja wird hier denn wirklich nicht klar, dass es sich nicht um einen Bungeesprung handelt?
Wenn ich jemandem sage "Aber vielleicht ist morgen ja ein anderer Tag", dann handelt es sich wohl um etwas Endgültiges? Wird das hier wirklich nicht deutlich genug?
Hier habe ich auf eine Antwort oder Reaktion gewartet.
Im Abendlicht funkelten Mayas feuchte Augen wie zwei Bernsteine, die große Schwarze Löcher eingeschlossen hatten.
Soll hier die Beschreibung auf "Wie denn." sein. Kommt das nicht so gut? Oder steht der Zeilenabstand hier im Wege?
Wenn er "wieder" kneift, heißt das ja, er wäre schon einmal gesprungen.
Verstehe ich nicht. Er kann sich doch 100 mal vor dem Selbstmord drücken, jedes Mal 'kneifen' und dennoch nie gesprungen sein. Ebenso kann man beliebig oft vor einer beliebigen Handlung kneifen, diese aber dennoch niemals vorher praktiziert haben. Warum impliziert diese Aussage für Dich, dass er schon gesprungen ist?
Würde ein "Kneifst du jetzt
schon wieder?" die Sache deutlicher machen?
Klar, er soll hier der Gegenpart sein, um über das Leben und die Entscheidung zu reflektieren, aber es passt für mich nicht.
Ok, aber warum passt es nicht? Was genau meinst Du damit?
Außerdem erscheint es mir wenig glaubwürdig, sich auf eine Brücke zu stellen, mit dem Vorsatz hinabzuspringen und dann die Sache grundsätzlich zu diskutieren.
Hier wird nicht darüber diskutiert, ob gesprungen werden soll. Maya will unbedingt springen, Eris versucht sie davon abzuhalten, denn:
"Du bist wohl heute wieder die Stimme der Verzweiflung, was?"
"Und du die der Hoffnung?"
Wie offensichtlich soll ich denn sowas machen?
Ein wenig Gestik und Umfeldbeschreibung würden eine bessere Atmosphäre aufbauen. Das ganze Umfeld existiert irgendwie nicht, über die Personen erfahre ich nichts.
Diesen Punkt sauge ich gänzlich auf und werde dementsprechend verändern. Das ist eine sehr wichtige Aussage für mich, danke dafür.
Also Entscheidungen kann man oft schon zurücknehmen, Handlungen dagegen lassen sich nicht ungeschehen machen.
Ja stimmt schon, mal sehen, wie ich das umschreiben kann.
Hier erfahre ich nun, wo sie stehen, doch wirkt „über den Dächern“ für mich falsch, sie sind ja „auf“ dem Dach. Was die andere Seite ist, wurde nicht erwähnt.
Auch hier verstehe ich Dich einfach nicht. Einerseits möchtest Du nicht hinter den Wörtern nachsehen und eine eventuelle Bedeutung daraus ableiten, andererseits versuchst Du aus der Geschichte etwas zu machen, das nicht dasteht.
Ich habe geschrieben:
Sie sind
nicht auf dem Dach, das steht doch auch gar nicht da... Sie sind doch
über den Dächern, also noch höher. Warum kritisierst Du eine Sache, die ich so nicht geschrieben habe?
Und solche Punkte sind es, die mich glauben lassen, dass Du manchmal voreilig kritisierst.
irgendwo auf der anderen Seite.
Das wird nicht explizit erklärt, aber wie hat es sich gelesen? Was machst du als Leser automatisch aus dieser Sache?
Wir erfahren nichts über ihre Gründe, über ihr Leben.
Man soll auch gar nichts Genaueres über ihr Leben erfahren.
Sie wollen sich umbringen, spielt es denn eine Rolle, warum? Muss es denn ein Grund sein, den andere Menschen akzeptieren würden, ja brauchen sie denn wirklich das "OK" vom Leser, um sich umbringen zu dürfen?
Sie wollen sich umbringen, der Grund sollte keine Rolle spielen, man würde sich ja sowieso nicht auf sie einlassen:
"Weil sie uns nicht verstehen."
Sie scheinen emotionell auch recht unbeteiligt zu sein, als würden sie sich zwischen Hot Dog und Currywurst entscheiden.
Dann habe ich in dieser Hinsicht mein Ziel erreicht. Sie sind abgedroschen, erhärtet, so kaputt, dass sie selbst über so eine Sache banal reden können. Sie sind so fertig mit dem Leben, dass sie sich in aller Seelenruhe über Selbstmord unterhalten. (dessen Ausübung ja eigentlich schon feststeht.)
Dann fordert Eris sie plötzlich zum Springen auf, als hätte er seine ganze Argumentation vergessen und Maya hat nun scheinbar eine Einsicht. So wirklich klar ist mir der Sinn des letzten Satzes aber nicht.
Mir war schon beinahe klar, dass dieser Punkt kritisiert wird und ich gehe hier vollkommen mit. Diese Stelle muss ich noch überarbeiten.
Allerdings lag mir daran, dass auch Eris (die Hoffnung) keine grenzenlosen Kapazitäten besitzt.
An der Geschichte musst du noch ein wenig feilen.
Zweifellos! Deshalb stelle ich sie ja online, und hoffe auf umfangreiche Kritiken.
So wie Deine! Also, auch wenn ich an einigen Stellen hier wohl etwas hitzig daherkomme, bin ich natürlich sehr dankbar für diese Kritik. Falls ich an irgendeiner Stelle respektlos oder gar beleidigend wirke, bitte ich dies zu entschuldigen! Dergleichen liegt natürlich nicht in meiner Absicht! Ich lege Wert darauf, neutral und sachlich zu diskutieren, manchmal ist das sicherlich ein wenig schwerer.
Rainer Hohn, vielen Dank für Deine investierte Zeit! Auch wenn es hier nicht so ganz den Anschein hat, nehme ich mir selbstverständlich jedes Deiner Worte zu Herzen!
@josefelipe
Ich als Leser plumpse hinein in die Situation und will / muss mich orientieren. Das aber geht nicht, denn der gesamte Text besteht aus den Redereien zweier junger Leute!
Ja der Leser soll sich orientieren können, nein es solle ihm nicht unmöglich sein. Ich muss diesbezüglich noch konkreter werden, denke ich.
Mich würde interessieren: Warum glaubst du, es handelte sich um junge Leute? Was ließ Dich das glauben?
Ich, mit Verlaub, finde die Art des Miteinanderredens ganz furchtbar, wäre sogar bereit, meine gesamten Ersparnisse zu verwetten, dass Du diesen Text in einer heiteren Stunde heruntergeschrieben hast.
Ich habe bald 30 Stunden investiert, um die richtigen Worte zu finden
wollte auch einmal etwas Neues probieren, war klar, dass ich gnadenlos zerschossen werde auf dem Neuland.
Denn für mich steht eines fest: So sprechen keine normalen Leute.
Es soll ja noch Dichterherzen dort draußen geben, die ihren Gefühlen phonetisch einen Körper verleihen!
Warum sollten es normale Leute sein? Warum sollten es überhaupt Leute sein?
Es ist angekommen: diese Passagen passen einfach nicht zu meinen Figuren.
Das ist besonders deswegen schade, weil ein Autor bei Dialogen – scheinbar ganz beiläufig – unglaublich viel reinpacken kann an Charakterzeichnung, Informationen, (veränderlichen) Stimmungen usw. Hier aber hab ich beim Lesen das Gefühl, im Kreis zu fahren
Darin liegt wohl die große Kunst, derer ich demütiger Ereiferer bin.
Daher ja mein Beitritt in dieses Forum.
"Ach, wirklich?", machte Maya.
Steht am Ende und am Anfang, weil: Der Leser wird zu einem (scheinbar) beliebigen Zeitpunkt in das Gespräch geworfen und es endet nicht mit dem Ende der Geschichte.
Ich habe auch nicht herausgefunden, ob Eris und Maya eventuell Frühling und Winter sein könnten, weil ja der Titel so etwas möglich erscheinen lässt
"Du bist wohl heute wieder die Stimme der Verzweiflung, was?"
"Und du die der Hoffnung?"
(obwohl mir ‚Winter und Frühling’ besser gefallen würden.
Darüber habe ich lange nachgedacht. Ich wollte aber, dass hier so wenig wie möglich mit den Jahreszeiten selbst verbunden wird, da Winter - Frühling die korrekte Reihenfolge wäre, habe ich mich dementsprechend also für die umgekehrte Variante entschieden.
Ich finde es allerdings schändlich, dass mir kein besserer Titel eingefallen ist.
Vllt sollte ich "Verzweiflung und Hoffnung" daraus machen, um die Rolle der Protas zu verdeutlichen?
Gewiss, das bedarf der ausdrücklichen Betonung.
Ja braucht es, denn: Hier wird nicht auf die Jahreszeiten referiert.
Meh. Grund genug, zu springen
Auch hier bezieht sich "warm" natürlich auf die Gemütslage.
Dieser Satz dient aber hauptsächlich als Einleitung für die "Belehrung"(?), ist daher nicht ganz so wichtig.
José, vielen Dank für Deine Rache! Ich glaube es machte jetzt nicht den Eindruck, dass ich mich viel habe belehren lassen, da ich mich oft rechtfertigte, doch dabei handelt es sich um eine Fehleinschätzung. Ich habe Deiner Kritik viel Nützliches entnommen und bin sehr dankbar dafür. Ich nehme mir natürlich die ganz besonders niederschmetternden Dinge extra nah an mein Herz und vesuche daraus zu lernen!
So ich hoffe nichts vergessen zu haben, nach genauerer Betrachtung dieser Kritiken werde ich die Geschichte natürlich entsprechend alterieren. Ich stehe natürlich jederzeit offen für Kritik an der Kritik der Kritik, aber auch für allerlei anderen Tumult!
Vielen Dank!
MfG Putrid Palace