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Fortschritt

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27.03.2011
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Fortschritt

Im Winter kam ein fremder Mann in eine Stadt, die so bekannt war, dass, wenn man Leute aus anderen Teilen des Landes darauf ansprach, sie in der Regel mit „Hab' ich schon mal gehört“ antworteten.
Da er mangels Hinweisen nicht sagen konnte, wie lange sein Straßenbahnticket gültig war (es war mit „Kurzstrecke 1b“ beschriftet), stieg er an einem ihm, dem Preis entsprechend, gerecht erscheinenden Punkt der Strecke inmitten der Stadt aus.
Er hatte am Rande, am anderen Ende der Stadt, jemand besuchen wollen, doch mit solchen Schwierigkeiten hatte er nicht gerechnet.
Wie er nun dastand und sich überlegte, ob ein weiteres Kurzstrecke 1b-Ticket ihn zu seiner gewünschten Haltestelle bringen würde, oder ob sich die Fahrt allein deshalb schon lohnte, um der um sich schlagenden Kälte zu entgehen, erspähte er ein einsames, auf einem Parkplatz wartendes, Taxi.
Um zu Beginn seines bevorstehenden Besuches etwas erzählen zu können entschied er sich, einen hohen Preis zu bezahlen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu begutachten.
Nachdem er dem Taxifahrer die Adresse gegeben hatte und dieser nur den Kopf schüttelte, da er ohne markantere Straßennamen oder Beschreibungen den Weg niemals finden würde, versprach der Fremde, ihn durch die Straßen zu leiten.

Während er, so erschien es dem Fahrer, sein Gedächtnis hartnäckig überbeanspruchte, dirigierte er mit häufigen Fehlern und Kreisfahrten das Taxi durch die Stadt. Wann immer er glaubte, er sei richtig, rief er aus:„Nun sollten zur Rechten die alten Kasernen der Stadt stehen!“, „Und da vorne kommt dann gleich ein großer Parkplatz, an dem müssen Sie rechts vorbei!“ oder „An den verfallenen, öffentlichen Toiletten vorbei und links halten!“. Der Taxifahrer wurde von Mal zu Mal ungeduldiger und wollte diese Irrfahrt hinter sich bringen, denn wenn der Fremde sagte, hier seien Kasernen, waren dort Neubauwohnungen, sollte dort ein großer Parkplatz sein, war dort ein großes Kaufhaus, und was er als öffentliche Toilette bezeichnete stellte sich als Kiosk heraus.

Als sie endlich das „stillgelegte Parkhaus“, dass sich als Einkaufszentrum entpuppte, passierten, sprach er ihn schließlich an, wie er sich als jemand, der nicht von hier sei, anmaßen konnte das Selbstvertrauen zu besitzen eine Route durch die Stadt zu finden.
Der Fremde, dessen Gesichtsausdruck für den Taxifahrer unlesbar blieb, antwortete nichts. Erst als er auf dem Parkplatz vor dem Haus seines zukünftigen Gastgebers ausstieg, die Türe des PKW in der Hand, antwortete er „Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub.“

 

HAllo TIm
und willkommen auf kg.de :)


Leider gefällt mir dein Text in dieser Form nicht. Sieh dir doch mal an, was für einen Blocksatz du dem Leser hier vorwirfst. Das muss man ja erst zerhacken, bevor s lesbar wird. Diese Absatzlosigkeit zerstört schon gleich zu Beginn jede Lesefreude.
Dabei gäbe es viele Möglichkeiten hier Absätze einzufügen.
Weioterhin die Form: Da fehlen etliche Kommata. Geh noch mal rüber, wenigstens, wenn zwei Verben hintereinander folgen, werden sie durch ein Komma abgetrennt.
Und wenn du schon dabei bist, überfliege auch gleich wie häufig du würde verwendest und wie lang deine Sätze im allgemeinen sind. Das alles sind Punkte, die den Lesefluss ausbremsen. Dergestalt holpernd, kann man sich kaum auf den INhalt konzentrieren.
Da könnte man eine Menge reininterpretieren, Schlagwort Alzheimer. Es gäbe auch noch andere Fährten, aber die macht es bei der Form keinen Spaß zu suchen.

Ich frage mich überdies, wie diese Aspekte zueinanderpassen:


Er hatte am Rande, am anderen Ende der Stadt, jemand besuchen wollen,

Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub
wenn er sein Zuhause sucht, ist dieses Jemand ein plumpe falsche Fährte.

So, da ist noch viel zu tun - ans Werk :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe mal Absätze gemacht, obwohl ich in der Hinsicht sehr unsicher bin, da ich mit Absätzen nicht gut umgehen kann. Aber vielleicht fällt es ja so schon leichter zu lesen, als der Block der es vorher war.


@weltenläufer

Danke für deinen Kommentar! Die Absätze sind mir dann auch aufgefallen als ich sie mir nochmal in der Form hier angesehen habe, aber du sprichst auch genau die Dinge an, bei denen meine größte Unsicherheit liegt; Absatz- und Zeichensetzung. Lange Sätze mag ich sehr gern, aber deine anderen Vorschläge gefielen mir sehr gut und wie du siehst, habe ich sie auch übernommen :)

Und die Aspekte passen sehr gut zueinander, da mach' dir mal keine Sorgen! Aber ich will hier mal keine Deutungsmöglichkeit vorwegnehmen.

 

Hallo Tim!

Lass mich raten, du hast in der Schule das Thema "Kurzgeschichten" durchgenommen und du hast u.a. Kafkas Texte analysiert. Und so hast du gelernt, was nach Schullehrer- und Literaturkritikermeinung angeblich wichtig ist für eine Kurzgeschichte: Metaphern, Symbolik, Deutung, blablabla.
=> Vergiss das alles. Wenn du kreativ schreiben willst, vergiss das bloß! Der Leser möchte eine Geschichte erzählt bekommen, also erzähle sie!

Fürs kreative Schreiben gibt's auch Regeln, oder nennen wir sie: Empfehlungen.

=> Werde spezifisch.
"Im Winter kam ein fremder Mann in eine Stadt, die so bekannt war" => Unspezifischer geht's wohl nicht. Da kommt ein Mann ohne Namen, ohne Aussehen, ohne Eigenschaften in eine Stadt ohne Namen, ohne nähere Beschreibung (Großstadt, Kleinstadt, in welchem Land, Landesteil?). Es ist Winter. Spezifisch, interessant wären Kälte, Eis, Schnee - und vor allem die Reaktion des Mannes auf dieses Wetter. Schimpft er über die Kälte oder findet er Schnee großartig?

"Kurzstrecke 1b" => ist spezifisch. Aber was trägt das zu der Geschichte bei? Absolut nichts! (Womöglich ist das ein "Symbol", dass der Leser deuten soll.)

Deinen Satzbau habt weltenläufer bereits angesprochen, ich schließe mich der Meinung an. Man muss viele deiner Sätze mehrmals lesen, um sie zu verstehen, das wirft einen jedes Mal aus dem Lesefluss. Ich möchte eine Gesichte lesen, mir von dir erzählen lassen, was du Interessantes zu sagen hast, nicht über Grammatik und Satzbau nachgrübeln müssen!

"Er hatte am Rande, am anderen Ende der Stadt, jemand besuchen wollen" => Inhaltliche Frage: Und warum fährt er dann bis zur Stadtmitte? Warum hat er nicht am Ticketschalter gefragt, als er sein Ticket kaufte, in welche Linie er einsteigen muss, wo er aussteigen muss, und warum hat er sich nicht das passende Ticket gekauft? (All diese Fragen werfen bei mir die Frage auf, ob der namenlose Protagonist schlicht und einfach ein Idiot ist.)
=> Du hast es also in den ersten sechs Zeilen geschafft, mich von deinem Text abzuschrecken. Du hast nichts geschrieben, was mich für deinen Text oder deinen Protagonisten interessieren würde. Folglich steige ich aus deinem Text aus und suche mir was Interessanteres zu lesen.

Wie gesagt, als Leser wäre ich ausgestiegen, ich kommentiere nur weiter, weil ich gerade in Kritikerstimmung bin.

"Um zu Beginn seines bevorstehenden Besuches etwas erzählen zu können" => Das sagt mir etwas über deinen Protagonisten: Er ist ein absoluter Langweiler, der in seinem Leben absolut nichts erlebt und so nichts zu erzählen hat. Nun kommt er auf die abstruse Idee, einem Bekannten zu erzählen, was der für Sehenswürdigkeiten der in seiner eigenen Stadt hat, die er also bereits kennen dürfte.

"Sehenswürdigkeiten der Stadt zu begutachten." => Dein Protagonist möchte die Sehenswürdigkeiten auch nicht besichtigen, nein, begutachten, also beurteilen.

"er ohne markantere Straßennamen oder Beschreibungen den Weg niemals finden würde" => Der Taxifahrer kennt sich also kein Stück aus in der Stadt, in der er lebt und arbeitet? Wie kann er dann seinen Job behalten? Warum hat er kein Navi?

"versprach der Fremde, ihn durch die Straßen zu leiten." => Wenn sich dein Protagonist so gut in der Stadt auskennt, warum muss er dann dermaßen grübeln, wie er zu seinem Bekannten kommt? Und warum hat er die Sehenswürdigkeiten der Stadt dann noch nicht gesehen?

"Während er, so erschien es dem Fahrer," => Hier wechselt du die Erzählperspektive. Warum? Du solltest es wirklich schaffen, in einem Text aus nur 395 Wörtern, eine Perspektive zu finden und dabei zu bleiben. (Das wäre eine handwerkliche Mindestanforderung!)

"Der Taxifahrer wurde von Mal zu Mal ungeduldiger und wollte diese Irrfahrt hinter sich bringen," => Das, was ein realistischer Taxifahrer tun würde, wäre, vor sich hinzugrinsen und die Fahrt zu genießen, die ihm Geld, Lebensunterhalt einbringt, mit jeder vermeintlich falschen Anweisung mehr.

"dem Haus seines bevorstehenden Gastgebers ausstieg" => Das ist grammatisch schlicht und einfach falsch. Ein Mann kann nicht bevorstehen, er könnte höchstens etwas vorstehen, was aber etwas ganz anderes ist.

"jemand, der nicht von hier sei" => Wie kommt der Fahrer zu dieser Annahme? Es steht nirgends im Text, dass dein Protagonist dem Fahrer sagt, er sei nicht aus der Stadt.

„Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub."
=> Ja, und? Das soll die Pointe sein?
=> Noch ein Punkt: Du, der Autor, nennst ihn "der Fremde". Wenn er aber gar nicht fremd ist, hast du den Leser belogen. Wenn der Leser dem Autor nichts glauben kann, warum sollte er dann seine Texte lesen?

Die Geschichte, die du erzählt hast, hat nach meiner Meinung (und ich habe ja jedes Wort gelesen) den Inhalt: Idiot fährt durch die Stadt. Das allerdings ist nicht wirklich eine Geschichte, da du gut wie nichts erzählst, das eine Geschichte ausmacht. Wer, wo, wie, was, warum? Ein Konflikt, der die Handlung weitertreibt: Fehlanzeige.
=> Mir stellt sich die Frage: Warum möchtest du schreiben?

So, sorry, wie du siehst, konnte ich mit diesem Textchen nichts anfangen. Meine Meinung.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,

Danke erstmal für deine ausführliche Antwort! Aber mit deiner Theorie liegst du völlig falsch, ich hab' mein Abi seit geraumer Zeit in der Tasche und der Unterricht über Kurzgeschichten ist auch dementsprechend lange her. Ich finde den Aufbau einfach nachvollziehbar und stimmig, dass eine Kurzgeschichte zum Nachdenken anregt und nicht einfach nur eine schön erzählte Geschichte ist die man danach wieder vergisst.

=> Werde spezifisch.
Die Stelle die du ansprichst ist bewusst unspezifisch, zumindest was die Personenbeschreibung betrifft (die Stadtgröße zumindest habe ich ja etwas umschrieben dargestellt). Warum? Nun, für den Beobachter ist das einfach ein fremder Mann, mehr weiß er auch gar nicht und darum geht es ja auch gar nicht.

"Kurzstrecke 1b" => ist spezifisch. Aber was trägt das zu der Geschichte bei?
Für zumindest einen Leser hat dieses Ticket die ganze Geschichte ausgemacht, darüber ist er an das Ganze rangegangen. Also ist die Frage durchaus für jeden selbst beantwortbar :)

Man muss viele deiner Sätze mehrmals lesen, um sie zu verstehen, das wirft einen jedes Mal aus dem Lesefluss.
Ja tut mir ja Leid, ich schreibe in derselben Weise wie ich denke. Und zu ändern wie ich denke fällt mir dann doch schwer.

Und warum fährt er dann bis zur Stadtmitte? Warum hat er nicht am Ticketschalter gefragt, als er sein Ticket kaufte, in welche Linie er einsteigen muss, wo er aussteigen muss, und warum hat er sich nicht das passende Ticket gekauft?
Wer kauft denn heute noch sein Ticket am Schalter? Geht doch alles über Automaten, und die sind so anti-informativ wie nichts sonst auf der Welt.

=> Du hast es also in den ersten sechs Zeilen geschafft, mich von deinem Text abzuschrecken.
Schade. Aber war ja auch nur ein Versuch, mal von außenstehenden Personen beurteilt zu bekommen, wie gut/schlecht meine Schreiberei ist. Ich verstehe schon, dass du wahrscheinlich darauf hinauswillst, dass meine Einleitung schlecht ist, aber ich möchte am Sinn der Geschichte nichts verändern.

"Um zu Beginn seines bevorstehenden Besuches etwas erzählen zu können" => Das sagt mir etwas über deinen Protagonisten: Er ist ein absoluter Langweiler, der in seinem Leben absolut nichts erlebt und so nichts zu erzählen hat. Nun kommt er auf die abstruse Idee, einem Bekannten zu erzählen, was der für Sehenswürdigkeiten der in seiner eigenen Stadt hat, die er also bereits kennen dürfte.
Gut erkannt :)

"er ohne markantere Straßennamen oder Beschreibungen den Weg niemals finden würde" => Der Taxifahrer kennt sich also kein Stück aus in der Stadt, in der er lebt und arbeitet? Wie kann er dann seinen Job behalten? Warum hat er kein Navi?
Es ist auffällig, dass die Stellen, die aus dem echten Leben gegriffen sind, dir sofort als "unrealistisch" ins Auge fallen. Schon lustig, wie surreal das Leben manchmal wirkt :) Und die Fragen kann ich dir nicht beantworten, die hab' ich mir damals aber auch gestellt...

"versprach der Fremde, ihn durch die Straßen zu leiten." => Wenn sich dein Protagonist so gut in der Stadt auskennt, warum muss er dann dermaßen grübeln, wie er zu seinem Bekannten kommt? Und warum hat er die Sehenswürdigkeiten der Stadt dann noch nicht gesehen?
Wer sagt denn, dass er sich gut auskennt? Ich kann dir auch versprechen dass ich den Weg von Moskau nach Irkutsk finde obwohl das nicht stimmt. Dass es nicht stimmt, sieht man ja dann an der Art seiner Umleitung.

"Während er, so erschien es dem Fahrer," => Hier wechselt du die Erzählperspektive. Warum?
Stimmt, das muss wirklich geändert werden.

"Der Taxifahrer wurde von Mal zu Mal ungeduldiger und wollte diese Irrfahrt hinter sich bringen," => Das, was ein realistischer Taxifahrer tun würde, wäre, vor sich hinzugrinsen und die Fahrt zu genießen, die ihm Geld, Lebensunterhalt einbringt, mit jeder vermeintlich falschen Anweisung mehr.
Beispiel Nr. 2 für aus dem Leben gegriffene, "unrealistische" Handlungen.

"dem Haus seines bevorstehenden Gastgebers ausstieg" => Das ist grammatisch schlicht und einfach falsch.
Ok, dann wird's geändert.

"jemand, der nicht von hier sei" => Wie kommt der Fahrer zu dieser Annahme? Es steht nirgends im Text, dass dein Protagonist dem Fahrer sagt, er sei nicht aus der Stadt.
Wenn dich jemand durch die Stadt führt der sich dauernd verläuft würdest du dir auch irgendwann denken, dass der doch nicht aus dieser Stadt sein kann, wenn er sich gar nicht zurechtfindet. Dachte nicht, dass dieser Gedankengang noch extra erwähnt werden müsste.

„Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub."
=> Ja, und? Das soll die Pointe sein?
=> Noch ein Punkt: Du, der Autor, nennst ihn "der Fremde". Wenn er aber gar nicht fremd ist, hast du den Leser belogen. Wenn der Leser dem Autor nichts glauben kann, warum sollte er dann seine Texte lesen?
Das du den letzten Satz nicht verstehst habe ich mir schon nach der Hälfte deiner Antwort gedacht, da bin ich aber jetzt mal so frei zu behaupten, dass das daran liegt, das du bei jedem Satz, bei dem man selbst überlegen musste, abgeblockt hast mit "Versteh ich nicht. Doof.". Das sollte jetzt keine Beleidigung sein, so kommt es mir einfach vor. Aber du hast ja selbst gesagt, dass du in Kritiker-Stimmung warst.

Die Geschichte, die du erzählt hast, hat nach meiner Meinung (und ich habe ja jedes Wort gelesen) den Inhalt: Idiot fährt durch die Stadt. Das allerdings ist nicht wirklich eine Geschichte, da du gut wie nichts erzählst, das eine Geschichte ausmacht. Wer, wo, wie, was, warum? Ein Konflikt, der die Handlung weitertreibt: Fehlanzeige.
=> Mir stellt sich die Frage: Warum möchtest du schreiben?
Der Unterschied zwischen Reden und Sagen ist genau der gleiche Unterschied wie deine Art, diese Geschichte zu lesen und meine Art, diese Geschichte zu lesen. Wenn du wirklich komplett nur die Handlung betrachtest dann ja, ist es ein "Textchen" das man schnell gelesen hat und in dem nichts passiert. Warum ich schreiben möchte? Ich schreibe Gefühle in Texte, in die sie besser passen als in Situationen, wo ich sie hatte.
Schade, dass wohl die meisten mit dieser Art Kurzgeschichte nichts anfangen können, aber ich denke mir halt, eine lineare, klare Geschichte, so gut geschrieben wie sie will, ist letztenendes doch nur wie Fernsehen - sich berieseln lassen. Man bekommt alles schön erklärt, entspannt, bloß nicht die grauen Zellen anstrengen. Für mich sind Kurzgeschichten soetwas nicht, aber ich will jetzt die Antwort auch mal gut sein lassen ;)

 

Moin Tim,

wenn ich Deine Erläuterungen dazu richtig verstehe, ist Dir hier die Beschreibung der Gefühle wichtig. Leider gelingt es mir nicht mit Deinem Protagonisten mit zu fühlen. Vielleicht liegt es daran, dass er so allgemein gehalten ist.
Versuch doch mal die Dialoge von denen Du erzählst wirklich stattfinden zu lassen. Dann wird die Geschichte lebendiger.

Der Taxifahrer wurde von Mal zu Mal ungeduldiger
Dies würde ich z. B. den Leser entdecken lassen. Du könntest den Taxifahrer mit jedem Satz ein wenig bissiger antworten lassen.

Man bekommt alles schön erklärt, entspannt, bloß nicht die grauen Zellen anstrengen. Für mich sind Kurzgeschichten soetwas nicht,
Damit bist Du hier nicht alleine. Wenn ich mich berieseln lassen will, schalte ich den Fernseher ein. Ich mag Kurzgeschichten, die mich mitnehmen und in mir ein Bild erzeugen, über das ich nachdenken kann. Inhaltlich hätte das bei Deiner Geschichte fast funktioniert. Ich bin selbst oft erstaunt, wie sehr sich eine Gegen weiterentwickelt hat, wenn ich sie längere Zeit nicht gesehen habe. Aber der Text hat mich sehr schnell ausgesperrt.
Gruß,
Peter

 
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Hallo Peter,

Danke für deine Kritik. Schön, dass jemand diese Ansicht über Kurzgeschichten teilt, solange man dasselbe Grundverständnis einer Sache hat kann man auch viel mehr mit Hinweisen und Vorschlägen anfangen. Mit dieser Geschichte bin ich zwar fertig, aber in kommenden versuche ich das mal umzusetzen :) Und wer weiß, vielleicht finde ich ja doch irgendwann mal Zeit und Lust diese hier zu überarbeiten.

Tim Zossner

 

Hallo Tim,

Werbung für eigene Texte zu machen, sehen wir hier nicht so gern. Das Forum basiert auf dem Prinzip von Nehmen und Geben. Wer selbst kommentiert erntet auch mehr Kritiken. Wenn dir das also wichtig ist, bringe dich selbst mehr ein. Auf drei verfasste Geschichten kommen bisher null Kommentare auf kgs anderer User, so kann ein Forum nicht funktionieren ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

Hab die Werbung wieder rausgenommen, tut mir Leid. Aber du hast schon recht, nur ein Kommentar bei KGs von Anderen steht in keinem Verhältnis zu dem, was ich zu meinen schreibe. Aber ich gelobe Besserung ;)

Tim

 

Moin Tim,

Schön, dass jemand diese Ansicht über Kurzgeschichten teilt,
so formuliert klingt das für mich, als wäre ich der Einzige. Das ist aus meiner Sicht nicht so.

Ich kann nur empfehlen selbst Geschichten zu kommentieren. Man lernt dabei unglaublich viel. Wenn man sich intensiv mit einer Geschichte auseinandersetzt, dann kann ein Kommentar schon eine Stunde dauern. Am Anfang habe ich noch nach Kommentaren gefiebert. Inzwischen weiß ich, was da für eine Arbeit drinsteckt. Mir ist klar, dass es nicht noch am gleichen Abend Kommentare geben kann. Ich weiß es jetzt zu schätzen, wenn sich jemand mit einer meiner Geschichten auseinandersetzt und ich möchte nur noch Geschichten veröffentlichen, die ich selbst unzählige Male korrigiert habe.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Kommentieren,
Peter

 
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Hallo Tim!

So, ich schreibe jetzt mal meine allererste "Kritik", Gnade, bitte. :D

Ich finde die Aussage deiner Kurzgeschichte an sich sehr interessant. Ich verstehe das so, dass der Mann seine Stadt nur kurz verlassen hat, er war bloß im Urlaub, doch als er wiederkommt, ist er "der Fremde", er findet sich nicht mehr zurecht und alles hat sich verändert. Der Fortschritt eben. So würde ich das jetzt jedenfalls interpretieren.

Bloß verstehe ich nicht, wie genau ich das als Leser werten soll.

Ich bin ebenfalls deiner Meinung, dass nicht alle Kurzgeschichten "leicht" lesbar sein sollten. Ein bisschen Grübelei gefällt mir dann und wann ganz gut. Aber hier ist es mir deutlich zu viel, da muss ich den anderen vor mir auch zustimmen. Das steht in keinem politischen Kontext, so weit ich sehe, und ich kann keinerlei Bezug dazu herstellen. Bei Kafka und Co., waren die Kurzgeschichten auch zum Grübeln da, finde ich auch absolut super, aber da ist der Text auch oft dermaßen prägnant heruntergekürzt und aussagekräftig, dass die Deutung variabel, aber doch relativ "direkt" auszulegen ist, so sehe ich das jedenfalls.

Das hier wäre dafür ein zu langer Text mit zu vielen Details. Das ist einfach zu viel, ich weiß nicht mehr, was genau ich davon jetzt deuten soll (beziehungsweise bildlich, symbolisch betrachten) und was einfach nur des Stils halber als kleines Detail dazugegeben wurde. oô Und was willst du uns damit sagen? Fortschritt ist schlecht? Fortschritt ist gut? Fortschritt wird von jedem anders erlebt? Selbst wenn du beabsichtigst, dass die Interpretation variabel ist, ich finde das viel zu wenig. Irgendwie keine Substanz ...

Die Fahrkarte soll was bedeuten, wird auch sofort klar, sonst stände sie da nicht mit Namen. Ich denke jetzt schon länger darüber nach, was genau, aber es wird mir nicht klar. Ich habe keinen Bezug! Ich könnte nicht sagen "Er bezieht sich auf Probleme in Land XY, also muss ich das so verstehen" oder ähnliches. Null Wertung möglich, keine Identifikation. Ich fühle mich als Leser irgendwie für dämlich erklärt, wenn mir gesagt wird, ich müsse nur mal ein bisschen drüber nachdenken, aber es für mich einfach nicht machbar erscheint.

Ich kann zwar sagen, wie ich es deuten würde, aber es bewegt mich in keinster Weise, es rüttelt mich nicht auf, es interessiert mich nicht einmal halbwegs. Da Geschichten allgemein und besonders Kurzgeschichten für mich genau diesen Zweck erfüllen sollten, zumindest *irgendein* Gefühl transportieren, finde ich die Geschichte ebenfalls nicht so gut.

Liebe Grüße,
paliin

 

Ich denke, ich sollte das ganze einmal ganz anders angehen. Ich beschreibe euch mal, wie die ganzen Dinge gemeint waren und ihr sagt mir dann anschließend, was ihr denkt, wie man sie besser/klarer (nicht zu klar) einbauen könnte. So wird es späteren Lesern vielleicht eher möglich sein, Zugang zu diesem Text zu finden.

Der Schlüssel zu dem ganzen liegt im ersten und im letzten Satz:

Im Winter kam ein fremder Mann in eine Stadt, die so bekannt war, dass, wenn man Leute aus anderen Teilen des Landes darauf ansprach, sie in der Regel mit „Hab' ich schon mal gehört“ antworteten.
„Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub.“
Durch diesen scheinbaren Widerspruch sollte sich der Leser fragen, wie das Ganze zusammenpasst (nicht aber bei dieser Frage stehen bleiben!). Der Mann ist nämlich tatsächlich nicht fremd in dieser Stadt, er fühlt sich lediglich als Fremder, und der Urlaub war tatsächlich eine längere Abwesenheit, und wer schon einmal längere Zeit auf einem anderen Kontinent war kennt das vielleicht, dass man tief in sich drin nicht bedenkt, dass sich die Erde für jeden Erdteil weiterdreht. Die Geschichte ist also quasi aus der dritten Person aus Sicht des Mannes geschrieben.
Das Gefühl das ich hiermit ausdrücken wollte war also das Fremdsein in der eigenen Stadt. Als kleiner Hinweis (von dem ich aber auch gar nicht erwartet habe, dass er gefunden wird), dass er aus dieser Stadt kommt, ist die Tatsache, dass die Stadt sehr unbedeutend ist und sich der Fremde trotzdem alles genauestens ansehen will. Der Ein oder Andere mag mit dieser Erklärung das ganze noch einmal lesen (bevor er die Einzelauflösungen durchgeht), da sich so, denke ich, einiges mehr erschließt.

Einige Erläuterungen zu Dingen, die hier als unverständlich genannt wurden:

Kurzstrecke 1b: 1.5 oder v.2.0 war mir schlicht zu simpel, da dies die erste Andeutung ist, dass sich die Stadt entwickelt hat. Kurzstrecke 1b steht also quasi für "Stadt 2.0"

Bekannte Stadtgebäude werden moderne Konsumtempel: Sich in der eigenen Stadt nichtmehr zurecht zu finden, weil alle markanten Punkte, die keinerlei Zweck besaßen, in Zweckgebäude umgewandelt wurden, verstärkt dieses Fremdsein, dass der Protagonist fühlt, weshalb er auch sehr betroffen auf die Frage des Taxifahrers reagiert (indem er ab da schweigt), der ihn anmotzt, was er sich denn einbilde ihn herumführen zu können. Das ganze stellt außerdem Fortschritt generell in Frage, ohne eine klare Wertung abzugeben (offensichtlich sind nur funktionell nutzlose Gebäude verschwunden, die allerdings das Stadtbild ausgemacht haben)

Der Taxifahrer: Der Taxifahrer kennt diese Stadt offensichtlich in- und auswendig, allerdings erst, seitdem sich all diese Veränderungen vollzogen haben (er ist also Teil des Fortschritts der Stadt). Das ungeduldige, genervte Gehabe und keine Adressen mehr zu kennen sollte im Kontrast stehen zu der ruhigen, bedächtigen Person des Fremden, denn so wie ich das sehe spiegelt der Taxifahrer den modernen Menschen wider, während der Fremde das Ideal ist, von dem alle sprechen, wenn sie "Früher war alles besser!" sagen.

Der "Fremde" ist halt einfach irgendwer, ich kann mich gar nicht in ihn reinfühlen!:Dieses "nicht identifizieren können" mit dem Fremden war in der Tat meine Absicht, man sollte ihn nicht nur als "Fremden" bezeichnet sehen, sondern er sollte komplett fremd erscheinen - auch dem Leser gegenüber.


Meine Absicht war das Gefühl festzuhalten, dass ich selbst hatte, als ich nach einem langen Aufenthalt auf einem mir völlig fremden Kontinenten bei der Rückkehr hatte. Es geht allerdings nur um dieses Gefühl, inhaltlich ist es der Verständlichkeit halber nicht autobiografischer als meine anderen Kurzgeschichten! Ich habe versucht, eine Rahmenhandlung für dieses Gefühl zu schreiben, in der dieses besser vermittelt wird als mit dem Satz "Ich war lange im Ausland und kam wieder zurück und es war alles voll komisch."

Ich freue mich über Anregungen, wie man meine Ideen besser umsetzen kann, sofern sie denn nicht der Thematik der Kurzgeschichte widersprechen :)

 

Moin Tim,

Kurzstrecke 1b steht also quasi für "Stadt 2.0"
Interessanter Gedanke. Den Bogen habe ich nicht hin gekriegt. Wahrscheinlich kenne ich schon zu viele abstruse Fahrkartenbezeichnungen, um das mit Weiterentwicklung zu verbinden. Vielleicht hilft es, wenn Du Deinen Protagonist das bisherige, vertraute Ticket explizit nicht finden lässt.

Zu den anderen Punkten fällt mir im Moment nicht wirklich was ein. Vielleicht ist sie einfach zu knapp gehalten?

Gruß,
Peter

 

„Doch, ich bin von hier. Ich komme lediglich aus dem Urlaub“
und beschließ eine kleine Rundreise, die sich wie eine verknappte Odyssee liest. Zugleich klingt
Fortschritt
in einer seiner Bedeutungen sehr nach’m VRR, doch soll dem auf öffentl. Verkehrsmittel nicht Angewiesenen / Abstinenzler zugegeben werden, dass dieses nicht der einzige Verkehrsverbund in dieser schönen Republik ist, der unterm Diktat des Neoliberalismus / Monetarismus unter knappem Geld zu leiden hat und somit seine hohe Zeit schon wieder hinter sich hätte, bevor sie überhaupt so richtig begonnen hat, da allemal der Slogan gilt „Freie Fahrt dem freien Bürger“ in all seinen Folgen.

Hallo Tim,

auch ich neige nach Ansicht der meisten hier vor Ort zu langen Sätzen, und dennoch wirkt mir hier der erste Satz ein wenig „gequält“. Nicht, dass der Satz quälte, aber mir will scheinen, Du habest Dich da zwingen / durch zwängen müssen:

Im Winter kam ein fremder Mann in eine Stadt, …
ist für sich genommen nicht falsch, aber der folgende Relativsatz erzwingt geradezu statt des unbestimmten, den bestimmten Artikel, wobei Du keine Bange wegen Wiederholung haben musst: es klingt nur so, denn dass eine ist der bestimmte Artikel, das andere das Relativpronomen, wer da mit zweimal „die“ wedelt ist selbst relativ unbefleckt und gibt sich ahnungslos:
Im Winter kam ein fremder Mann in [die] Stadt, die so bekannt war, …

Die folgende Konstruktion klingt zwar kafkaesk Kleistisch, ist es aber nicht (vielleicht dass Kleist in einer Erstveröffentlichung ähnlich bis gleich geschrieben hätte – was natürlich dem an allen Varianten einer Geschichte Interessierten zur Qual werden kann), warum eine Konstruktion mit
…, dass, wenn …,
warum nicht einfach
„…, dass Leute aus andern Landesteilen darauf angesprochen entgegneten: „Hab' ich schon mal gehört.“

Da er mangels Hinweisen nicht sagen konnte, wie lange sein Straßenbahnticket gültig war (es war mit „Kurzstrecke 1b“ beschriftet), …
Manche haben hierorts schon Probleme mit der Automatisierung und kriegen kein korrektes „Ticket“ gezogen, obwohl alles direkt nebenan auf Schaubildern und Tabellen angezeigt wird (ich neig immer noch zum „Fahrschein“, der trotz Rationalisierung auch zweisilbig wie’s denglisierte Ticket ist, aber ich bin alt & gebrechlich und aus einem fernen Jahrtausend und somit rückständig, da ich gelegentlich Fahrrad fahr und sogar zu Fuß geh oder – sofern die Zipperlein nicht allzu sehr quälen, 20 km lauf - und zu alledem ticket die Uhr) und idR steht die Dauer seiner Gültigkeit auf der Rückseite des Fahrscheins gedruckt (20 / 40 etc. Minuten). Dein Fremder scheint also nicht recht lesen oder sehen zu können -

dass es eine richtige Entscheidung ist, sich eines Gehülfen zu bedienen – und sei’s ein ungeduldiger Taxifahrer, dem’s doch gleichgültig sein kann, wie oft er im Kreis fährt, dass ich über diese armen Seelen die Pointe durchaus in Ordnung find, aber darüber fehlerhafte Zeichensetzung nicht notiert hab. Um dies zu belegen, noch ein Beispiel:

Um zu Beginn seines bevorstehenden Besuches etwas erzählen zu können entschied er sich, einen hohen Preis zu bezahlen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu begutachten.
Zwei Infinitivsätze, die mit um eingeleitet werden, aber nur einer ist grammatikalisch korrekt. Sieht ein bisschen aus wie ein Experiment, ob denn die andern Bescheid wüssten, kann aber auch eine Folge der z. T. blödsinnigen Rechtschreibreform sein, die das Komma zu Infinitvgruppen mit einer kann-Regel zum größten Teil erlässt, gleichzeitig aber Ausnahmen schafft, durch welche die armen Seelen der Schreibenden unnötig belastet werden. Dagegen hilft nur eins, da man ja gelegentlich aufs Komma verzichten „kann“, nicht muss, dass man es durchaus verwenden darf undKOMMA um Verstößen zu entgehenKOMMA grundsätzlich den Infinitvgruppen ein Komma gönnt.
Da hilft entweder der Wahrig (ist aber sehr umfangreich) oder die ersten hundert Seiten des Dudens, Bd. 1., in unserm Fall K 117 Ziffer 1. Keine Bange, es sind keine Juristen, die da ihren Jargon zum Besten geben.

Ach ja, der Beispielsatz klingt zwar nicht so gequält / quälend wie zu Beginn, doch ließe er sich auch eleganter lösen:
„Dass er beim Besuch etwas zu erzählen habe, entschied er sich, Sehenswertes in der Stadt zu begutachten, koste es, was es wolle.“

Talent zu schreiben hastu allemal und die Grammatik sprengen kann nur der, der sie beherrscht. Der Unwissende weiß schon definitionsgemäß nix davon.

Gern gelesen (wie zuvor den Handel)!

Gruß

Friedel

 

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