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Flucht aus dem Alltag

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22.11.2003
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Flucht aus dem Alltag

Das matte Licht des Mondes durchbricht die Finsternis der Nacht und taucht die Welt in ein fahles Licht.
Um mich herum herrscht absolute Stille, fast scheint es, als habe man die Zeit angehalten, als wäre ich ganz allein auf der Welt.
Leise, kaum spührbar, fängt es an zu regnen.
All meine Träume und Sehnsüchte liegen vor mir, projeziert in die Scheinwelt des Augenblicks, die Scheinwelt der Stille und Einsamkeit, die mir Freiraum gibt endlich einmal durchzuatmen.

Regentropfen, die rhythmisch auf das Dach trommeln, reißen mich aus der Stille und ziehen mich in ihren Bann.
Als ich meine Arme aus dem weit geöffneten Fenster dem Regen entgegen strecke, spüre ich, wie die Tropfen meinen dünnen Pullover durchnässen.
Das kühle Nass auf meinen ausgestreckten Händen löst ein Gefühl der Erleichterung in mir aus.
All den Stress der letzten Tage blende ich ganz aus, vergrabe ihn tief in mir, um ihn aus meinem Kopf zu verbannen und ihn einfach zu vergessen.
Die kalte Luft, die durch das Fenster dringt , lässt mich frieren.
Ein geschlossenes Fenster jedoch würde mir den Augenblick rauben, ihn als Sehnsuchtfantasie in meinen Kopf verbannen, zu all den unvergessenen Träumen der Freiheit.
Langsam schließe ich die Augen, wünsche mir diese Nacht würde niemals enden. Für einen Augenblick lasse ich den Alltag hinter mir, flüchte jeglicher Zwänge, vergesse die Welt, die mich umgibt und bin frei.

Als ich meine Augen wieder öffne hat sich eine Wolke vor den Mond geschoben und nimmt der Welt ihr letztes fahles Licht.
In meinem Zimmer ist es kalt und düster, ich schließe das Fenster und lege mich aufs Bett, starre in die
Dunkelheit und warte auf des grelle Lärmen des Weckers....

 

Hallo Princessa,

deine Geschichte schildert in einfachen Worten einen einfachen Augenblick. Seele und Außenwelt der Ich-Person scheinen sich für eine zeitlang zu berühren. Ja, nicht nur das: es scheint sogar ein Aus- und Umtausch zwischen beiden stattzufinden. Das seelische ("Träume und Sehnsüchte") drängt sich in den Vordergrund, wird greifbar. Das äußerlich gegebene dagegen wird zurückgedrängt, gar zu einer "Scheinwelt" erklärt. Das alles kannst du für mein Empfinden recht gut und nachvollziehbar vermitteln.

Was mir dagegen etwas fehlt ist zum einen eine reichhaltigere Handlung und zum anderen vielleicht noch etwas mehr Tiefe. Auch ein philosophischer Bezug ist angesichts dieser Rubrik, in die du diesen Text hineingestellt hast, leider kaum wahrzunehmen. Das beschriebene Erlebnis schildert mehr eine vor allem gefühlsmäßig vollzogene Erfahrung der Ich-Person. Es fehlt aber eigentlich jegliche Einsicht in irgendein philosophisches Thema, die naturgemäß immer irgendwie rational erfassbar sein müssen. Sonst ist es weniger eine Sache der Philosophie sondern mehr eine Art Esoterik.

philo

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für die Kritik!

Das Thema der Geschichte ist ja eigentlich, dass es keine Flucht aus dem Alltag und dieser Gesellschaft gibt (daher der Wecker am Ende der Geschichte, der den Protagonisten zurück in die Alltagswelt holen wird) und dass es in dieser Welt keinen Platz gibt seine Träume und Sehnsüchte auszuleben, was ich vielleicht noch etwas deutlicher machen könnte.

Ich habe es in den philosophischens Teil der Seite gestellt, weil ich mir nicht ganz sicher war, wo ich es reinsetzten soll, aber hat jemand anders ja eine Idee, wo es sonst reinpassen könnte ;)

 

Hallo Princessa,

All meine Träume und Sehnsüchte liegen vor mir, projeziert in die Scheinwelt des Augenblicks, die Scheinwelt der Stille und Einsamkeit, die mir Freiraum gibt endlich einmal durchzuatmen.

Wie kommst du darauf, dass dieser Moment des Augenblicks eine Scheinwelt ist?
Dieser Moment ist so real, wie nur möglich.
Ich denke, dass es natürlich ist, dass Menschen von Ihren Sehnsüchten träumen.

Liebe Grüße Goldene Dame

 

Sicher meint sie eher die Scheinwelt der Stille, besser:

Der Augenblick, in dem die Flucht möglich wird, der durch Stille und Einsamkeit, durch ein perfektes Zusammenspiel der ganzen Welt in einem Moment geschaffen wird, ist ein Trugschluss. Er ist heutzutage kaum greifbar und kaum möglich. Unsere Gesellschaft will ihn einfach nicht oder er meidet sie aus Angst vor dem permanenten Krach. Wer weiß..

Die Geschichte selbst ist relativ schlicht, hat aber irgendwie Charme. Vor allem vielleicht ein Synonym für das zweite "Licht" im ersten und später am Ende hätte ich gesucht. Muss man sehen.

Rubrik? Keine Ahnung hab selbst immer so vieles seicht philosophisches, das den Kennern hier zu "popelig" ist ;)

 

Als passendere Rubrik würde ich "Alltag" vorschlagen. Immerhin kommt eben dieser als Begriff schon allein im Titel vor. Und zweitens endet die Geschichte ja nun mal auch in gerade eben diesem...

Princessa, bist du mit einer Verschiebung einverstanden?

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für den Tipp: ja, ich bin mit einer Verschiebung einverstanden.

Und mit der Scheinwelt war wirklich die Scheinwelt der Einsamkeit und Stille gemeint, denn für einen Augen blick glaubt sie alleine auf der Welt zu sein, in Einsamkeit und Stille, obwohl tatsächlich ja im Nachbarhaus Menschen wohnen, sich vielleicht sogar im Nachbarzimmer schon Menschen aufhalten und daher ist sie eben nicht alleine auf der Welt und kann der Gesellschaft nicht entfliehen...;)

Meine Intention war es eben zu zeigen, dass man sich aus diesem Alltag und dieser Gesellschaft nicht lösen kann, man fällt immer in sie zurück und somit kann die Protagonistin ihr Wünsche und Sehnsüchte nicht ausleben, sie kann nicht frei sein...


Ich werde mir die Geschichte nochmal überarbeiten (wenn ich die Tage mal Zeit finde) und versuchen ein bischen mehr Tiefe herein zu bringen und das ganze ein bischen deutlicher zu machen, denn wie es scheint, kann man sie leicht missverstehen...

Danke für Eure Kritiken ;)

 

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