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Fisch is Mus

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18.08.2002
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Fisch is Mus

Als im großen idiotischen Ozean ein kleiner Wahlfisch des Wählens überdrüssig wird, wählt er, vielleicht aus Verblendung, vielleicht aus Verbitterung, die Verzierung durch eine Schiffsschraube.

Das Ergebnis ist einschneidend. Die Wahlfischhaut ist gezeichnet. Blut überall. Der Wahlfisch bereut und schämt sich, dass er in dieses Gebiet gekommen ist.

Da schwimmt ein Heilfisch heran, schreit bei gestreckter Finne "Heil Fisch!", und bietet an, die Wunde nach bewährter idiogermarischer Art zu behandeln. Unsicher brummt der Wahlfisch Ja. Für den Heilfisch nicht entschieden genug. »Willst du die totale Heilung?!«, blubbert er eindringlich. Der Wahlfisch schreit entnervt »Ja!«.

Der Heilfisch hackt und beißt und nagt an und um die Wunde herum. Der Wahlfisch wimmert und ihm ist bang, dass die Wunde nicht so groß gewesen sein kann.
»Wohl denn«, blubbert der Heilfisch, als er damit fertig ist. Betrachtet sein Kunstwerk und raunt mit medizinischem Blick: »Ein hochumgratetes Quadrat, mitsamt Grat in Quadranten gevierteilt, und jedes Teil seinerseits um den rechten Winkel nach links rotiert, das ergibt: die Bedingung für die unbedingte Gesundung des idiot'schen Wahlkörpers.«

»So so«, ruft der Wahlfisch, obwohl er nichts versteht. »Danke dir. Was bin ich dir schuldig?« Und schilt sich gleich dieser dummen Frage. Werden gleich Heilfisches Kumpane durch das Blut angelockt kommen und seine Schuldigkeit, mithin sein Leben verzehren.

»Schuldig? Schuldig, hm, hm. Aber, wobei, du kannst gern deiner Verpflichtung nachkommen, den Dung der Freiheit und der Wahrheit in unserem idiotischen Ozean unter allen arttreuen Über- und Untertieren zu verbreiten.«
»Den Dung der Freiheit und der Wahrheit?«, ruft der Wahl ungläubig, denn davon hat er bisher nichts vernommen.

»Es ist erwiesen, das kann jeder aus den Wellenmustern der Sandbänke lesen, und das ist auch in einem großen Flaschenpostarchiv ›Mein Sumpf‹ niedergeschrieben, dass wir den sogenannten Seejunkfrouwars unsere Zukunft verdanken. Dass die bösen Algen den Ozean umkippen lassen. Die haben sich auch um die Schiffsschraube gerankt und sie in einem brutalen Akt in deine Haut getrieben. Das Meer steht am Abgrund der Sonne! Doch in letzter Sekunde das Umkippen zu verhindern, kippen die Seejunkthrowars ihren bunt schillernden und so vielgestaltigen wie lebenspendenden Dung in das Wasser. Und sie kochen den Ozean auf, um den gemeinen Korallen den Garaus zu machen. Bleichen sie aus zu Kreide. Wringen diese Intriganten aus unseren Wassern. Die Seejunkplowars pflügen hilfreich, um diese gefährlichen Verschwörer auszumerzen, riesige Netze über den Boden der Welt, die sind wie Siebe, ja, wie ein einziges großes, herrliches Sieb, das macht unser schönes idiot'sches Meer sauber und groß und gesund, und nährt, ja renutriert –«

Der Heilfisch will noch weiteres sagen. Bleibt leider in einem dieser renutrierenden Netz hängen und verheddert sich in den Maschen. Er zappelt, ist irritiert und windet sich, bald ärgerlich, bald aber verstört, und fleht bedrängenden Blickes den gutmütigen Wahlfisch an, ihn zu befreien. »Komm, sei ein Held in meiner Not, hilf mir, wie ich dir geholfen hab!«

Der Wahlfisch aber hat überlegt und spricht: »Heilfischfleisch ist meine Nahrung nicht. Aber diese großen Netze, sie sind gut. Das Sieb, das tut sein Werk: Es siebt offenbar genau die richtigen aus. Es ist der Bote des Jenseits der weltschützenden Oberwasserhaut. – Das Sieb führt puren Atem in die Tiefe. Ich beglückwünsche dich, dass es dich, mein großer, weiser, barmherziger Heilfisch, feierlich in sich aufgenommen hat. Nun endlich wirst auch du dein Heil finden. Sieb Heilfisch leer!« Er streckt kurz die Fluke nach vorn und macht sich rufend gemächlich auf den Weg in die Ferne.

 
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„Es liegen die »Eier des Kolumbus« zu Hunderttausenden herum, nur die Kolumbusse sind eben seltener zu treffen.“ AH, "Mein Kampf", 11. Kapitel „Volk und Rasse“

Fisch is Mus
schöne Umlautung,

@wörtherr,

findet ein im Tierkreiszeichen „Fisch“ geborener, aber warum sollte nach dieser Behauptung

Als im großen idiotischen Ozean ein kleiner Wahlfisch des Wählens überdrüssig wird, wählt er, …
der "des Wählens" Überdrüssige überhaupt (noch) wählen gehen?

Zudem denk ich, dass das Attribut des Ozeans falsch „gewählt“ ist, ist der „Idiot“ doch ein „einfacher“ Mensch, „Privatmann“ und vor allem der „Laie“ - der sich einen Ozean selten leisten kann und wenn schon nicht in Kanal oder Fluss bestenfalls im öffentlichen Frei- oder Hallenbad seine Schwimmkünste pflegen kann.

Gleichwohl: Gern gelesen vom

Friedel,

der nur zwo winziges Flüschen anzumerken hat

Da schwimmt ein Heilfisch heran, schreit bei gestreckter Finne "Heil Fisch!"[,] und bietet an, …

»Danke dir. Was bin ich dir schuldig?« Und [schilt]sich gleich dieser dummen Frage.

 

Warum du eingangs das herbeizitieren musstest, verbleib als geheimer Gedanke bei dir. Wer in Geschichte aufgepasst hat, braucht sich jedenfalls nicht zu schämen, dass sein Regal dieses Machwerk nicht enthält. Jedes bessere etymologische Wörterbuch, wie Kluge 24. Aufl., gibt interessanten Einblick in die Herkunft des Wortes Faschismus.

Danke dir, die beiden Fehler sind berichtigt.

 

…, aber Warum du eingangs das herbeizitieren musstest, verbleib als geheimer Gedanke bei dir. Wer in Geschichte aufgepasst hat, braucht sich jedenfalls nicht zu schämen, dass sein Regal dieses Machwerk nicht enthält.

Ich schäm mich auch nicht, es NICHT im Regal stehen zu haben,

lieber wörtherr,

Aber warum mögen diverse "demokratische" Institutionen sich des Buches angenommen haben wie etwa unter https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=mein+kampf?,

frag ich mich.

Aber da kommstu selber drauf - hoff ich doch ...

Tschüss

Freatle

 

Frag dich das, und lass dabei gern fremde Texte aus dem Spiel. Oder bist du der Meinung, der Autor müsste diese Hetzschrift studiert haben, um ein paar Nazibegriffe zu verballhornen und gegen die Szene wenden zu dürfen? (Du hättest damit nicht ganz unrecht.) Sonst überleg dir besser zweimal, welche Stellen aus welchen Schriften du aus welchen fadenscheinigen Gründen herbeizitierst. Sonst geht die Chose evtl. nach hinten los, wenn deine Motivation eher Selbstdarstellung ist, denn deine Textkritik zu unterfüttern. Was hier vorliegt, weißte besser als ich.

So, zurück zum Text, bitte.

 

Hallo @wörtherr,

du Herr der Worte, einige treffende Wortbildungen sind dir gelungen.

Manches scheint mir nicht ganz so trefflich:

die Verzierung durch eine Schiffsschraube.
Verzierung und Verletzung durch eine Schiffsschraube - dieser Assoziation mag ich nicht folgen.

Werden gleich Heilfisches Kumpane durch das Blut angelockt kommen und seine Schuldigkeit, mithin sein Leben verzehren.
Der Satzanfang klingt wie eine Frage, die wird aber nicht gestellt.

(Vielleicht: Sogleich werden Heilfisches ...).

»Es ist erwiesen, das kann jeder aus den Wellenmustern der Sandbänke lesen, und das ist auch in einem großen Flaschenpostarchiv ›Mein Sumpf‹ niedergeschrieben, dass wir den sogenannten Seejunkfrouwars unsere Zukunft verdanken.
Ein langer Satz - "das kann jeder aus den Wellenmustern der Sandbänke lesen" ist das nötig?

Die haben sich auch um die Schiffsschraube gerankt und sie in einem brutalen Akt in deine Haut getrieben. Das Meer steht am Abgrund der Sonne!

Ein schwieriges Bild: Algen ranken sich um eine Schiffsschraube, daraufhin verletzt sie Haut. Sie ist doch eher funktionsunfähig.
Sehr unvermittelt zwischen veralgter Schiffsschraube und dem 'Umkippen'.

Der Text liest sich leider wie eine Aneinanderreihung von Aussagen, nicht als homogenes Konstrukt.
Einiges muss man sich zusammenreimen, kann gewollt sein - machts nicht zugänglicher.

Positiv sehe ich die Verarbeitung des Motivs der Verführung in deinem Text.

Der Wahlfisch aber hat überlegt

Als Homo sapiens sapiens ( doppelt, sogar!) könnte man etwas Überlegung erwarten ... vielleicht ... unter Umständen ...

L G,

Woltochinon

 

Einiges muss man sich zusammenreimen, kann gewollt sein - machts nicht zugänglicher.
Ja. Da hast du recht.
Bezogen auf die Litanei des Heilfisches:
Verschwörungstheoretiker, mal unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung, schwurbeln gern. Hab sogar überlegt, ob ich die Satzzeichen über Bord kippe, was es noch mal härter machen würde, ihm zu folgen. Das ist zum einen künstlerisch motiviert, zum anderen schränke ich dadurch mein Publikum vielleicht mehr ein, als mir lieb ist.

 

Hallo @wörtherr,


richtig viel kann ich mit der Geschichte nicht anfangen, obwohl ich sie inzwischen ziemlich oft gelesen habe. Ich habe versucht, die Bilder ineinander einzuordnen und zu entschlüsseln, ob es gelungen ist, sei dahingestellt. Dass ich das nahezu alles verstanden habe, denke ich nicht.
Dennoch ein paar Gedanken.

Als im großen idiotischen Ozean ein kleiner Wahlfisch des Wählens überdrüssig wird, wählt er, vielleicht aus Verblendung, vielleicht aus Verbitterung, die Verzierung durch eine Schiffsschraube.
"Verzierung" verstehe ich nicht, es ist ja eine Verletzung. Das Bild hat mir eingangs Schwierigkeiten bereitet, vielleicht, weil die Bildwelt noch nicht etabliert ist und die Bedeutung der Schiffsschraube nicht klar, wird sie doch gerade erst eingeführt. Wählt man aus "Verbitterung" eine "Verzierung"? Ich verstehe es nicht ganz.
Das Ergebnis ist einschneidend. Die Wahlfischhaut ist gezeichnet. Blut überall. Der Wahlfisch bereut und schämt sich, dass er in dieses Gebiet gekommen ist.
Hier irritiert mich der Begriff des Gebietes. Es handelt sich ja nicht um ein Gebiet, sondern um die Schiffsschraube, gibt es die nur in einem bestimmten Gebiet? Das kriege ich nicht überein.
Der Wahlfisch bereut also, sich aus Verblendung oder Verbitterung verzieren lassen zu haben. Er schämt sich, dass er sich verzieren hat lassen? Ist das eine Art "Spiel mit dem Feuer", das von weither ganz reizvoll erschien?
Da schwimmt ein Heilfisch heran, schreit bei gestreckter Finne "Heil Fisch!", und bietet an, die Wunde nach bewährter idiogermarischer Art zu behandeln.
Hier hat der Heilfisch Körperteile des Wa(h)lfisches (Finne = Rückenflosse der Wale). Kann das Tier die Rückenflosse noch strecken? :confused:
Ganz gut ist das Wortspiel "Heilfisch" im Sinne eines behandelnden Fisches. Möglicherweise auch in anderen Heilpraktiken als der Medizin.
Für den Heilfisch nicht entschieden genug. »Willst du die totale Heilung?!«, blubbert er eindringlich. Der Wahlfisch schreit entnervt »Ja!«.
Eine Anspielung auf die Sportpalastrede, das ist in meinem Verständnis etwas zu groß gegriffen. Die Szene ist nicht sehr lang, und es dauert gar nich lange, bis der Wahlfisch entnervt einknickt. Da hätte man das Ganze noch etwas sich zuspitzender aufbauen können.
Der Heilfisch hackt und beißt und nagt an und um die Wunde herum. Der Wahlfisch wimmert und ihm ist bang, dass die Wunde nicht so groß gewesen sein kann.
Der zweite Satz ist komplizierz, wie vieles in der Geschichte. Meint: nicht einfach komplex, sondern ich habe echte Verständnisschwierigkeiten. Der Wahlfisch befürchtet, dass die Wunde nicht so groß gewesen sein kann? :confused: Das finde ich, glaube ich, einfach ein wenig unglücklich formuliert und nehme an, ihm ist eigentlich bang, dass der Heilfisch die Wunde größer macht, als sie war.
Betrachtet sein Kunstwerk und raunt mit medizinischem Blick: »Ein hochumgratetes Quadrat, mitsamt Grat in Quadranten gevierteilt, und jedes Teil seinerseits um den rechten Winkel nach links rotiert, das ergibt: die Bedingung für die unbedingte Gesundung des idiot'schen Wahlkörpers.«
Warum so kompliziert? Was ich verstanden habe: Der Heilfisch nagt aus dem unbestimmten Riss in der Wahlfischhaut ein ausgewachsenes Hakenkreuz. Warum in solch komplizierter Sprache? Weil der Heilfisch dem ganzen einen wissenschaftlichen Touch geben möchte?
Etwas medizinisch legitimieren? Dann gefällt mir das Mittel der Wahl nicht, den inhalt 1:1 zu verbrämen und das nicht anders herauszustellen.
Werden gleich Heilfisches Kumpane durch das Blut angelockt kommen und seine Schuldigkeit, mithin sein Leben verzehren.
Fragezeichen?
Mit der eher hochtrabebenden Sprache habe ich in diesem Text meine Mühe, es entstehen mitunter schon Knoten im Hirn beim Versuch, herauszufinden, was gemeint sein kann. Einfachere Worte, zumindest für's Transportieren und Aufbauen der Bilder, neuer BIlder und Inhalte, wäre für meine Begriffe eher ein Mittel der Wahl gewesen.
Der Wahlfisch ist also diesen blutigen Pakt eingegangen und wird dafür mit dem Leben bezahlen.

Beim flogenden Absatz, den du als Schwurblereit bezeichnest, hätte ich mit dem Lesen fast aufgehört. Der Heilfisch bezeichnet also die Algen als schuldig, die Schiffsschraube in die Wahlfischhaut gezerrt zu haben, es gibt "Seejunkthrowars", die Regenbogenkacke ins Wasser werfen und Korallen aussieben (warum werden Korallen "zu Kreide"?), die ja eine Filterfunktion des Wassers bieten. Letztlich geht es um "Säuberung"

Es ist der Bote des Jenseits der weltschützenden Oberwasserhaut. – Das Sieb führt puren Atem in die Tiefe.
Auch hier für mich: keine Chance, diese Sätze zu verstehen. Der Heilfisch verfängt sich also selbst im Netz und fleht um Hilfe, der Wahlfisch befreit ihn nicht, sieht die Filterfunktion aber scheinbar als etwas auch zur Gesundung des Heilfisches beitragend und tröstet ihn missverständlicherweise, überlässt ihn dann dem Netz.

So weit mein Lesen.
Viele Grüße,
Helen

 

Auch dir vielen Dank fürs Lesen, Helen. Deine Kritik ist stichhaltig, das ist kein guter Text, handwerklich.

Bei Verzierung muss ich dir beipflichten. Mein Argument beim Schreiben war, dass Tattoos ja kulturell eine Verzierung darstellen, aber biologisch nichts anderes als eine Verletzung mit Einbringung von Fremdsubstanzen sind. Ein Hakenkreuz aus Narben hätte eine Art Tattoofunktion in dem Kontext – aber musste ich den Brei dem Leser so auf den Teller klatschen?

Auch bei Haien nennt man die Rückenflosse Finne. Wenn da eine Meeresbiologin¹ insistiert, das sei falsch, bitte gleich in der Wikipedia korrigieren, da hab ichs her. Ob Finnen Muskeln haben oder wie ihre Standfestigkeit physiologisch realisiert ist, äh ... guck da, ein Vogel ;-). Hab mal gehört/gelesen, dass Tiere mit zur Seite hängender Finne krank sind, ohne Ahnung jedoch, ob eine Lähmung dahintersteckt.

hätte ich mit dem Lesen fast aufgehört.
Danke, dass du das sagst. Gehört sicher ein Quentchen Überwindung dazu. Einen Text mehrmals zu lesen ist keine Selbstverständlichkeit, lass mich daraus lesen, dass dich etwas angesprochen hat.

Banalität zu vermeiden führt leicht ins chaotische. Müsste mal wieder mehr schreiben.

Habe für mich den Text vorgetragen und aufgenommen. Wirkt sehr hölzern, was wohl am Text liegen kann.

____
¹) die männl. Form zwecks Lesbarkeit weggelassen. Wir Männer könnens ab. ;-)

 

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