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Ficken ohne Ende

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03.03.2011
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Ficken ohne Ende

Die Männer vom Einsatzkommando hatten ihn aufgrund von Hinweisen mehrerer Personen, die voller Angst und mit flackernden Augen von markerschütternden Schreien im Bereich der Parkdecks berichteten, in der dritten Etage der Tiefgarage eines Einkaufszentrums gefunden und umstellt. Eine abgewetzte Cordhose, ein mit Blutspritzern besudeltes Hemd und eine Bermuda mit dem Aufdruck ‚Mickey Mouse is in the house‘ lagen in einem wirren Knäuel auf der verbeulten Motorhaube eines rostroten Pajero. Im Zuge der nachfolgenden Recherchen stellte sich heraus, dass er für ein paar Stunden in diesem Wagen auf der Lauer gelegen und wie ein hungriges und zu allem entschlossenes Tier auf seine Chance gewartet haben musste. Der Kopf des Mädchens war da schon mit gebrochenem Genick um neunzig Grad zur Garagendecke gebogen und zwischen den schweißüberströmten nackten Oberschenkeln des Mannes eingeklemmt. Zum Zeitpunkt des Polizeizugriffs brüllte er ohne Unterlass perverse Unflätigkeiten und Drohungen gegen die vorrückenden Männer, zog das lange Haar des leblosen Mädchenkopfes mit beiden Händen straff und stieß seinen Schwanz mit harten, ruckartigen Bewegungen seines nackten Beckens tief in ihren an den Seiten eingerissenen, blutigen Mund. Als ihn die Männer mit vorgehaltenen Waffen von dem ebenfalls völlig nackten Körper des Mädchens trennen wollten, erkannten sie, dass dieser Körper kein Lebenszeichen mehr von sich gab und das Mädchen bereits tot war. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken in der Höhe der Handgelenke mit einem breiten Ledergürtel festgezurrt. Sie lag mit dem Bauch in einer dunklen Lache getrockneten Blutes und ihre Beine waren unnatürlich weit gespreizt. Um die beiden Fußknöchel waren stählerne verschraubte Manschetten angebracht, die mit einer meterlangen steifen Stahlstange miteinander verbunden waren, die so zur grotesken Spreizung ihrer Beine beitrug. Ihre Körperöffnungen waren ein roter, undefinierbarer Brei. Sie rissen ihn von der Mädchenleiche weg, schlugen ihn wortlos keuchend und voller Abscheu mit Gummiknüppeln auf Kopf, Rücken und zwischen die Beine. Nach Minuten erst ließen sie von ihm ab. Das, was zitternd und heulend von ihm übrig blieb, warfen sie angewidert und voll von unaussprechlichem Hass in einen vergitterten Polizeiwagen, der mit grellem Sirenenton davonbrauste.

Sie hatte nie den geringsten Hauch einer Chance gehabt.
Sie war zweiundzwanzig, studierte Bauingenieurswesen und hatte sich ganz einfach in der Etage geirrt, während sie ihren Wagen suchte. Sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt alles richtig gemacht. Sie hatte ihr Diplom fast in der Tasche, wie wir erfuhren – und wahrscheinlich dieses unglaubliche Selbstvertrauen von jungen Frauen, die ihre Ziele kennen und wissen was sie wollen. Sie hätte viel erreichen können und sie war wahrscheinlich der Typ, der es mit dem nötigen Quäntchen Selbstdisziplin immer geschafft hätte. Aber dann kommen aus dem Nichts diese unerklärlichen Ereignisse, die sich wie Tierspuren in der Wildnis kreuzen und einen nicht mehr loslassen, einen verändern, mit einem ungefragt irgendwelche Dinge tun, einen endgültig aus der Bahn werfen. Ich war bei diesem Einsatz als Schütze dabei und ich kann ihnen sagen, dass uns diese Sache ziemlich lange an die Nieren gegangen ist.

Sie müssen wissen, dass diese Art von Einsätzen unser tägliches Geschäft ist. Wenn die vielbeschworene Scheiße am Dampfen ist, dann holen sie uns und wir bringen den Job zu Ende. Es ist wie ein Feld bestellen und danach die Ernte einfahren. Unsere demokratisch gewählten Volksvertreter säen mit ihren selbstgestrickten Erlässen und Verordnungen den Boden, auf dem unsere Stadt gebaut ist und wir holen irgendwann die Früchte vom Feld, die keiner haben will, weil die eher zum Sondermüll und nicht in den Haushaltsplan unserer Stadtväter passen. Wenn ich es mir genau überlege, darf man nicht zu sehr darüber nachdenken, was da abgeht. Die Angst, die hinter alldem lauert, darf nicht Oberwasser bekommen, aber mit den falschen Gedanken kommt man genau in diese verfluchte Gasse, wo es egal wird, ob man den Abzug drückt oder einem nur die Rechte vorliest.

Nach dem Einsatz in der Tiefgarage hatte sich in unserem Team eine Kleinigkeit verändert. Niemand von uns sprach es an, aber wir alle wussten, dass es da war. Es hing in unseren Spinden, wenn wir die Kampfanzüge rausholten und überstreiften und es spiegelte sich in den Augen jedes einzelnen von uns, wenn wir unsere Automatikwaffen überprüften und im Trab zu den Einsatzfahrzeugen liefen. Es war ein Grauen, das sich uns bemächtigt hatte und uns wie ein Dämon im Nacken saß. Ein Grauen davor, was Menschen wie du und ich anstellen konnten, wenn man es zuließ. Und ein noch größeres Grauen vor dem, dass es tatsächlich in unserer Rechtsprechung Gesetze gab, die solche Taten aufgrund gutachterlicher Argumentationen und Feststellungen nicht in dem Maße ahndeten, wie wir es als Männer, die die Einhaltung dieser Gesetze zu exekutieren hatten, für richtig erachteten.

Als es viele Monate später zum Prozess gegen den vermutlichen Vergewaltiger und Mörder der Zweiundzwanzigjährigen kam, überschlugen sich die Zeitungsmeldungen mit angeblich neu entdeckten Details zu diesem Fall. Eine große Menge Kokain wurde genannt, die mit im Spiel gewesen sein soll und eine unerklärliche DNA- Spur, die nicht vom mutmaßlichen Vergewaltiger bzw. Mörder selbst stammen konnte, tauchte auf. Momentane Unzurechnungsfähigkeit unter starkem Drogeneinfluss eines sonst unbescholtenen Bürgers wurde zum Thema gemacht und das Anwälteteam des Angeklagten rang verbissen um den Erfolg in diesem Prozess. Dubiose Zeugen wurden genannt, um sogleich wieder verworfen zu werden und im Vorleben der Ermordeten fand man auf einmal Ungereimtheiten, die ihre bisherige Unbescholtenheit betraf. Dem Polizeipräsidenten warf man grobe Fehler in der Art und Weise, wie er die Ermittlungen leitete, vor und dem Staatsanwalt letztendlich Fehler in der Beweisführung.

Am Ende des Prozesses wurde der mutmaßliche Vergewaltiger und Mörder selbst als Opfer beteiligter Dritter dargestellt und in allen Anklagepunkten frei gesprochen.
Wissen sie, wenn sie die Gesichter der Eltern des Mädchens bei der Urteilsverkündung gesehen hätten, hätten sie sich ebenso in Grund und Boden geschämt wie ich. Wenn der Gerichtssaal der Spiegel unserer gesetzlich legitimierten Spielregeln sein soll, dann war der Spiegel, in den ich in diesem Augenblick schauen musste, blind.

Ich bin während der Urteilsverkündung im Gerichtssaal gesessen, bin danach nach Hause gefahren und habe mich krank gemeldet. Ich habe mir eine Flasche Scotch und einen Liter Mineralwasser auf den Couchtisch gestellt, habe meine Hauslatschen übergestreift, habe den Fernseher angemacht, mir die Katze auf den Bauch gelegt, ein bisschen in den Kanälen gesurft und dann einen Nachrichtensender erwischt, in dem sie die ganze Sache noch einmal aufrollten. Und wissen sie, was der Freigesprochene mit entwaffnendem Lächeln auf die Frage eines Journalisten, was er denn nun mit seiner Freiheit anzufangen gedenke, ins Mikrofon rief: Ficken ohne Ende!
Was sagen sie dazu?

 

Hej stonecoldiowa,

mir gefällt es nicht, was Du Dir da ausgedacht hast.

Die blutigen Details im ersten Absatz bilden anscheinend lediglich die Rechtfertigung für die empörte Frage am Ende.
Es ist ein Unterschied, ob man moralisieren oder erzählen will. Für ersteres braucht es viel weniger Worte und eine ganz andere Motivation.

Dass der Erzähler mitten im Geschehen auftaucht und den Leser dann erst anspricht ist auch nicht günstig für den gesamten Ablauf.

Ein Grauen davor, was Menschen wie du und ich anstellen konnten, wenn man es zuließ.
Verquer gedacht, irgendwie, weil der Sprecher sich selbst als potentiellen Mörder darstellt, obwohl er seiner sonstigen Rede nach zu urteilen wohl eher meint, dass die Gefahr überall lauern könnte, wenn man dem (und denen, die solche Taten verüben) nicht Einhalt gebietet.

Ane

 

Hi Ane,

danke, dass du diese Geschichte gelesen hast. Die Intension dahinter hast du offensichtlich nicht entdeckt, falsch interpretiert oder nicht verstanden. Eine Stadt, Gesetze, die Exekutive, falsche Urteile trotzdem....ich nenne das Gesellschaftskritik, die "blutigen Details" sind nicht als Rechtfertigung sondern zum Verständnis des Gesamtthemas gedacht.

Weiters: Sprich mir nicht das Erzählen ab, das nämlich ist in diesem Fall unmoralisch. Was mich übrigens dazu motiviert hat, in diesem Stil zu schreiben, muss ich dir nicht mitteilen. Lies Zeitungen oder sieh und hör dich ein bisschen um.

Danke trotzdem!

stonecoldiowa

 

Eine junge Frau ist tot, bestialisch ermordet. Und da mag es ungerecht erscheinen, wenn der Rechtsstaat funktioniert und trotz Lynchmobgedanken Staatsanwaltschaft und Gericht ihrer Aufgabe nachkommen be- und entlastende Fakten zusammenzutragen.
Entsprechend populistisch wird in diesem Text zum Ende natürlich der Titel der Geschichte dem Protagonisten als Aussage untergeschoben. Klar die Drecksau in Volkes oder Autorenaugen wird so weitermachen wie bisher, dem "schwachen" Rechtsstaat die Nase drehen und weiter ficken, nur weil sie nicht kastriert auf dem elektrischen Stuhl landet.

Wolltest du das mit diesem XXX ausdrücken? Gratuliere, dann ist es dir gelungen. Auf dem Niveau argumentieren BILD, NPD und Frau von Guttenberg.
Ich empfinde den Text auch nicht als erzählte Geschichte, nur als Transportmittel für eine populistische Meinung.

sorry, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Weiters: Sprich mir nicht das Erzählen ab, das nämlich ist in diesem Fall unmoralisch. Was mich übrigens dazu motiviert hat, in diesem Stil zu schreiben, muss ich dir nicht mitteilen. Lies Zeitungen oder sieh und hör dich ein bisschen um"

Finde ich eine seltsame und auch unhöfliche Art, mit durchaus konstruktiver Kritik umzugehen. Der "Befehl", mal Zeitungen zu lesen und sich umzusehen, sogar anmaßend.
Niemand erwartet eine Hermeneutik zu deinem verfassten Text, aber wenn es wichtig sein sollte, wie du den Text formal darlegst, dann solltest du zumindest eine logische Erläuterung parat haben. (Finde ich).

Zur Story: Die Thematik ist, für meinen Geschmack, irgendwie fad. Ich kann für die Person(en) keine Empathie empfinden, und das sollte doch bei einer solchen Story das Allerwichtigste sein. Mir fehlt ein Paul Kersey oder ein Dirty Harry, der, ironisch gebrochen, aufräumt und sich als Rächer entleert. So ist das alles brav-misantrophisch und moralinsauer. Und auch dieses "Was sagen Sie dazu?" klingt wie Hanecke mit seinen Manipulationsversuchen, nach dem Motto: Ist das nicht echt scheiße?

Und sim hat Recht: So wirkt es wie ein Faltblatt von CSU meets Schill.

 

Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich bin nicht gerade unglücklich darüber, dass Du mir Deine (wie auch immer entstandene) Motivation nicht mitteilen magst.

Ich spreche Dir gar nichts ab, ebenso wenig wie ich Dir etwas zuspreche. Ich teile Dir meine Eindrücke mit.
Deine Reaktion ist für mich weniger spannend als für Dich, wenn Du etwas über Dich und Deine Art zu schreiben lernen willst. Aber da schalte und walte mal ganz nach Deinem Belieben, stoneoldiowa.

 

Hallo stonercoldiwa,
mir hat der Text auch nicht gefallen. Es ist keine Geschichte, mehr ein Propagandatext. Fehlte nur noch, dass der Polizist sich auf den Weg macht und die Sache endgültig regelt. Ehrlich gesagt, habe ich die ganze Zeit darauf gewartet. Aber diesen Schluss wolltest du wohl dem Leser überlassen. Hat nicht geklappt, zumindest bei mir nicht.

Gruß Heiner
(Deine Kritikunfähigkeit hat mir einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Klang fast wie Selbstjustiz.)

 

Ich habe den Eindruck, hier ist real Geschehenes drastisch ausgeschmückt und mit Fiktivem verwoben worden. Begriffe wie "vermutliche Vergewaltiger" oder "mutmaßlicher Mörder" sind Formulierungen, die Journalisten beachten (müssen). In einer KG stören sie nur.

Natürlich ist es komplett unlogisch, dass sie den Täter von der Leiche wegzerren und er freigesprochen wird. Wie bitte??!! Eine seeehr lange Unterbringung in einer Geschlossenen Abteilung ist das Allermindeste, was jedes Gericht hier verhängen würde.

Insofern wird jede Art von "Gesellschaftkritik" ad absurdum geführt. Es kommt nicht mehr drauf an, welche Kritik beabsichtigt wird, wenn der Inhalt schon nicht stimmig ist.

Gruß
Nic

 

Sprachlich finde ich die Geschichte nicht übel, inhaltlich ist sie ordentlich daneben, vor allem in der Konstruktion und der folgenden moralinsauren Bewertung der eigenen Konstruktion.

 

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