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Feuertaufe

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15.02.2003
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Feuertaufe

"Ihr seid das Licht der Welt" Mt 5,14

Ein Anfang ist gemacht und wir sind, ich bin immer noch da. Zeit der Besinnung und der Wunsch, jenem fiesen Gott zu danken.

Da ist ein Zacken vom Windrad abgebrochen. Man merkt es gar nicht, bis man irgendwann von der Arbeit aufblickt, beim Mittagessen innehält oder mitten in der Nacht aufwacht, weil man glaubt, irgendetwas verloren zu haben. Und plötzlich sieht man die Lücke, man legt die Arbeit einen Moment lang nieder, man stellt das Kauen ein, man tappt mit unsicheren Schritten ans Wohnzimmerfenster und da ist sie nun, die Lücke. Zeit, sich damit abzufinden.

Es kalt für diese Jahreszeit, kälter als sonst, man gewöhnt sich daran. Manchmal tut die Kälte ganz gut, sie beschleunigt das Vergessen, dämpft die aufwallenden Gefühle. Und: Die gelben Hemden der Nachbarin flattern wie ausgemergelte Märtyrer im Wind, gekreuzigt mit grünen und roten Wäscheklammern. Davor flüstern schon die Apfelbäume über die neue und alte Herbstmode, nackt ist in, wie jedes Jahr.

Über der Kaffeetasse haben sich hauchdünne Kumuluswolken gebildet, Regen ist angesagt, eine Tatsache, die nur den Pessimisten entgegenkommt, sofern sie einen Schirm besitzen. Und auch der Kaffee schmeckt nicht mehr so gut wie früher, man trinkt die Sorgen mit. Die Tränen der dritten Welt, sagt Freja, die Schwester, mit einem traurigen Lächeln. Oder es liegt an den Geschmacksnerven, die absterben, man wird schließlich älter, oder auch nicht: Ich bin nicht wirklich interessiert. Du bist wie ein Laternenfisch, sagt wieder Freja, du siehst nur, was direkt vor deiner Nase geschieht, nicht rechts, nicht links, kaum bis zur Nasenspitze. Was ist, wenn ich gar nicht mehr sehen will, sage ich, wer will denn noch mehr sehen. Ich will gar nicht mehr sehen. Und was weißt du schon.

Und auf einmal schweigt das Meer, eine Art Schatten legt sich über die Wasseroberfläche, frisst die Wellen und spuckt sie je nach Laune wieder aus, es riecht meilenweit nach Öl, in der Luft liegt ein Verlustgefühl, das sich mit Zahlenkolonnen ausdrücken lässt. Man sitzt da, auf der Veranda, ist in gewisser Weise mit sich selbst zufrieden und lauscht gewohnheitsmäßig auf das schlürfende Geräusch, das entsteht, wenn alte Frauen Kaffee trinken.
„Schlimme Sache.“ Das Geschlürfe ist unbemerkt verebbt, ich denke, ich habe wieder einmal geträumt, habe mir vielleicht insgeheim gewünscht, das Schlürfen möge ewig dauern.
„Ja“, sage ich, „schlimme Sache.“ Sie nickt, vermutlich fühlt sie sich bestätigt: „Sogar das Fernsehen war da. Sie haben Einar Gudmundsson interviewt, die Silvstedt schickt ihm eine Kopie zu, sie hat das Interview auf Video.“
„Klasse“, sage ich.

Da ist ein Schiff gesunken, vor der Küste. Niemand hat es bemerkt, bis man das Öl gerochen hat, süßlich und schwer, beißend, das höhnische Lachen eines fiesen Gottes. Jetzt wissen alle davon, aber mehr weiß keiner, und warum noch viel weniger. Alle haben sie das Licht gesehen, unser Licht, das Meer hat gebrannt und die Flammen leckten am Nachthimmel, die Kinder weinten bitter oder waren stumm und die Männer haben sich die Augen gerieben, weil es wie ein Traum war, die Hitze reitet auf den Wellen und die Nordlichter am Himmel sind der kühle Widerschein des Feuers.
„Gestern stand im Gemeindeblatt, dass sie die Turnhalle räumen. Für die freiwilligen Helfer.“ Was nicht darin steht: Sie haben die Griesgrämigkeit gepachtet, beklagen sich über alles und jeden, sogar über Dinge, die gar nicht da sind, wie die Betten oder der gute Wille von einst.
Sie tragen weiße Anzüge, wie Astronauten oder entlaufene Verrückte, sie stecken in hohen Stiefeln und Masken und Handschuhen, als wären sie die Welt nicht gewohnt, aus der Ferne sind sie nicht zu unterscheiden. Sie bewegen sich träge, heben die Beine beim Laufen wie Störche und lachen in Zeitlupe. Dumpf und seltsam gedehnt klingt es, wenn sie unter ihren Masken lachen. Die Männer schwingen Schaufeln im Takt der Wellen durch die Luft, auf und ab und manchmal halten sie inne, wenn einer ein Kommando brüllt, so laut er kann gegen das Donnern der Brandung. Man sieht ihn aus der Ferne und denkt an einen Sänger ohne Mikrofon.

„Freja meint, sie haben nicht genügend Eimer. Ich habe gesagt, ich habe keine, hast du noch welche?“ Es beginnt zu zucken um ihren Mund, die kleinen Fältchen in den Winkeln neben den Augen setzen sich in Bewegung, hier und da entsteht ein bisschen Tiefe und ich weiß: Das war keine Frage, sondern eine Bitte.
„Nein“, sage ich. „Ich habe keine Eimer und selbst wenn.“ Sie wollen den ganzen Strand in kleinen Eimern abtransportieren. Vielleicht haben sie auch ein, zwei Container, die sie ans Ende der Welt schicken oder auf den Mond. Es ist wie im Krieg, Schwarz gegen Weiß, die Landung in der Normandie, nur dass diesmal die Guten den Strand verteidigen.

„Du warst immer schon so egoistisch. Ich mag dich nicht, wenn du so bist. Es geht ja gar nicht um die Eimer.“ Das ist die Stelle, an der ich meinen Blick verlegen senken sollte, den Kopf ein bisschen knicken, ein bisschen tiefer rutschen mit dem Körper. Aber sie ist es, die nun und immer schon ratlos ihre Hände knetet und ich sitze nur da und warte, dass irgendwas passiert, immer schon.
„Um was geht es denn dann?“, höre ich mich fragen.
Dann sehe ich sie wie üblich ein bisschen herumdrucksen. „Ja weißt du“, sagt sie. „Freja zum Beispiel.“ Freja sitzt nicht nur herum, Freja tut dies, Freja tut das, Freja schaufelt den Strand in kleine Plastikeimer, mit einer Gartenschaufel wie ein Kind.
Das Meer lacht sie aus, die Astronauten, die entlaufenen Verrückten und Träumer, es speit ihnen die toten Vögel vor die Füße, Möwen und Seeschwalben und Sturmtaucher und was weiß ich noch alles. Da liegen sie dann in der Gischt oder eingekeilt zwischen zwei Felsen, klebrig und schlammverkrustet und so restlos schwarz, dass man sich vor ihnen ekelt und auf sie drauftritt, wenn man eine Sekunde nicht aufpasst. Wie Treibgut liegen sie da, heimtückisch bis zuletzt, sie sterben immer im falschen Moment, wenn man sie mit der Taschenlampe anleuchtet oder wenn man sie mit dem Handschuh berührt, sie lassen sich nicht helfen.

Ich schiebe die Kaffeetasse mit zwei Fingern ein Stück weit nach rechts. Die Wolke bleibt über der Tasse, folgt der Tasse überall hin. Es ist wie mit dem Licht und dem Laternenfisch. Dann, im Augenwinkel, sehe ich plötzlich wieder das Windrad, dem ein Zacken fehlt.
„Du solltest es vielleicht reparieren“, sagt die Stimme der Frau.
„So ein Windrad repariert man nicht, man kauft ein neues oder auch nicht oder nie.“
Und ich weiß, was ihr nun auf der Zunge liegt, und sie sagt es schließlich auch: „Ein neues kaufen. Willst du uns auch ein neues Meer kaufen? Na, was sagst du?“
Ich sage nichts, ich verweigere die Aussage, ich sage nichts nichts nichts, bis mein Gefieder verklebt, bis ich verhungere oder ersticke am Öl in meinen Lungen, oder bis jemand kommt und mich totschlägt mit einem Stock, um mein Leiden zu mindern.
Seltsam, ich merke gar nicht, dass ich lache, allein. Ich meine, ich spüre die Wärme des Feuers im Gesicht, aber es ist nur die Wolke, die von meiner Kaffeetasse aufsteigt und mir am Kinn entlangstreicht.

Die Frau bewahrt die Ruhe, und als ich ihr Schlürfen wieder höre, beruhige auch ich mich wieder, dann sagt sie: „Ich begreife nicht, wie du das alles tatenlos mitansehen kannst. Ich meine, sie haben es auch so schon schwer genug da unten. Wenn es jetzt wieder früher dunkel wird, man mag gar nicht dran denken.“ Du bist wie eine Kamera, hat Freja gesagt, natürlich sie. Sie werden Flutlicht brauchen, bald wird es überhaupt nicht mehr hell oder nur für ein paar Stunden. Und Generatoren, um das Flutlicht mit Strom zu speisen. Ein Laternenfisch müsste man sein, das Licht immer mit sich tragen, das Feuer auf der Zunge.

„Manchmal glaube ich, das wird man ewig riechen, diesen Ölgeruch. Sie sagen, auf lange Sicht wäre das Einatmen schädlich.“ Sie legt den Kopf in den Nacken, blickt auf zum Himmel, als hätte sie ihn eben erst bemerkt, und dann, so scheint es, hält sie die Luft an, fünf Sekunden, zehn Sekunden, als würde das was helfen.
„Ja“, sage ich. „Auf lange Sicht ist das Atmen wohl schädlich. Man müsste es einstellen, kurzfristig, und eine Pflanze müsste man sein, Licht atmen, oder ein Laternenfisch, tief unten im Meer, wo kein Schmutz hinkommt.“ Jetzt sehe ich auch den Himmel, er ist grau und glattgestrichen, strukturlos wie Geschenkpapier von innen. Derjenige, der das Geschenk aufpackt, wird die blaue Kugel mit den grünen Flächen drehen und wenden, und vielleicht bemerkt er einen kleinen schwarzen Fleck auf der oberen Hälfte, und dann wird er denken, es wäre das Ventil für eine Luftpumpe. Und wir würden rufen, Halt, das ist kein Ventil, das ist doch nur ein Ölteppich, spieß uns nicht auf, spieß die Chinesen auf, davon können wir ein paar entbehren.

„Freja hat gesagt, morgen dreht der Wind, dann sieht es noch schlechter aus, von Nordosten, direkt auf die Küste zu. Soll auch Regen geben. Wieso du da nicht helfen willst, ich dachte, du wärst auch in so einer Umweltorganisation, aber die scheint ja nicht viel zu leisten.“ Sie sieht mich an, als hätte ich den Wind gedreht, vielleicht glaubt sie das.
„Wir arbeiten anders, nicht in der Öffentlichkeit. Wir brauchen keine Kameras. Wir sind nicht schön. Die und wir spielen nicht auf demselben Feld, nicht einmal dasselbe Spiel. Wir spielen die Variante ohne Regeln.“
„Soso“, sagt sie, „Na erzähl das mal Freja, ich wette, die wird deine Meinung auch nicht teilen.“
Sie holt tief Luft, um mir Zeit zu geben, mit meinem Gewissen zu verhandeln.
Hallo, hier spricht Ihr Gewissen, ich bin im Moment leider nicht zuhause, Sie können mir aber eine Nachricht nach dem Piepton hinterlassen. Aber der Piepton kommt nicht und wieder nicht und immer seltener. Ich warte auf das Schlürfen, wünsche mir, gewisse Augenblicke wären einsteckbar, ständig abrufbar, in der Wiederholungsschleife abspielbar. Feuer erwidert die ihm zugebrachte Liebe nicht. Wer sich zu oft zu nah heranwagt, verbrennt sich die Finger. Ich bin kein Pyromane, nur mag ich, was ich tue. Wir tun, was wir möchten, was wir für gut befunden haben, für uns und alle anderen.

„Ich verstehe gar nicht, wie das überhaupt passieren konnte. Niemand weiß was, in den Nachrichten haben sie von einer Explosion gesprochen, aber ein Schiff explodiert doch nicht einfach so, das glaube ich einfach nicht. Und um die Familien der Besatzung tut es mir besonders leid, die haben es jetzt am allerschwersten.“ Sie schüttelt fassungslos den Kopf, dann hält sie plötzlich inne und ihre Augen werden glasig, als wäre ihr eben etwas eingefallen. Das Windrad dreht sich weiter, es hat aufgefrischt, ich verschränke meine Arme vor der Brust.
„Was hast du eigentlich an dem Tag gemacht? Warst du nicht mit den Jungs draußen, ich dachte, ich hätte dich auf Mortens Motorboot gesehen. Und Hjalmar war auch dabei. Das muss so gegen halb fünf gewesen sein, kurz bevor es passiert ist. Ihr müsst es doch gesehen haben, ihr wart doch ganz nah dran.“ Das Glasige ist für einen Moment aus ihrem Blick gewichen, ihre Augen blicken klar und scharf. Ich kenne das, halte stand, bleibe gelassen, zucke die Schultern. „Musst du dich getäuscht haben. Ich hab die ganze Zeit im Pub gesessen. Ist dir nicht kalt, Mutter? Willst du nicht lieber nach Hause gehen, dahin, wo es warm ist? Na komm.“ Sie lächelt, ein wenig erleichtert, scheint mir. Ich wende mein Gesicht ab, blicke zum Windrad, es schwankt bedrohlich, das muss an der Lücke liegen, die Spätfolgen sozusagen.
Und dann lächle auch ich, aber anders und ich bin froh, dass sie mein Lächeln nicht sieht. Meine Arme entspannen sich ein wenig, ich fühle die Kälte nicht mehr so sehr, denke an die Wärme in der Nähe des Feuers.

Dann schauen wir beide wieder in den Himmel. Das Licht fällt flach, fast orange, über den von Himbeersträuchern verdeckten Horizont. Jene Momente, in denen die Sonne noch einmal aus dem Nebel tritt, nach einem Tag aus Glas, der, überaus zerbrechlich, gleich fest eingepackt in graue Watte angeliefert wurde. Da ist eine Lücke zwischen Tag und Nacht, gerade so groß, dass die Dämmerung hineinpasst. Man bemerkt sie gar nicht, erst wenn das Licht plötzlich weg ist, kratzt man sich am Kopf und fragt sich, ob da nicht noch was dazwischen war. Und dann glaubt man wieder, dass man etwas verloren oder übersehen hat, bis zum nächsten Morgen, an dem sich die Sonne dann doch wieder am gewohnten Platz einfindet, von wo sie dann, weil sie keine andere Wahl hat, auf unser aller Köpfe scheint.

Ein Anfang ist gemacht und wir sind, ich bin jederzeit erneut bereit. Eine Feuertaufe, der Austritt aus der christlichen Gemeinschaft. Das Licht liegt nun in unseren Händen. Zeit, sich damit abzufinden.

 

Servus Wolkenkind!

Schwierig im doch langen Kontext, ernüchternd und plausibel in den Einzelpassagen. Ich musste es für mich auf mehrere Ebenen verteilen um "meinen" Sinn darin zu finden. Die Katastrophe, die einerseits die Schicksale der Lebewesen und der Umwelt beklagt. Das schlechte Gewissen welches eigentlich immer vom Druck anderer Menschen, wenn nicht direkt entfacht, so doch moralisch beansprucht und irgendwann einmal vom einst freien Individuum angenommen wird. Und das "Zu dem Stehen" was man selbst für richtig entschieden hat war die Schicht die einem das Lächeln auf die hinterlassene Lücke erlaubt.

Mein roter Faden durch deine Zeilen wäre letztlich aber Vorwurf, ob an Gott selbst oder die ihn hier gerne vertretende Kirche, nicht zu verhindern, dass es immer wieder danebengeht mit der "Schöpfung".

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo Eva

Erstmal danke, dass du dich mit der Geschichte auseinander gesetzt hast, ich hatte gar nicht mit so einer schnellen Antwort gerechnet, da die Handlung doch, wie du schon sagst, ziemlich komplex ist.
Der unsympathische Protagonist macht das Verständnis zudem auch nicht leichter. Kritik steckt sicher darin, allerdings zwischen den Zeilen, aber auch ein Ausblick in die Zunkunft und der Versuch, eine gewisse Melodie in die Sprache zu bringen.

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Hallo Wolkenkind!

Von der Sprache her sehr angenehm zu lesen, der Inhalt eher unangenehm, einer, den man sonst gern verdrängt, solange nicht wieder irgendwo etwas passiert – aber grade sowas mag ich ja. :)

Kritik steckt sicher darin, allerdings zwischen den Zeilen, aber auch ein Ausblick in die Zunkunft
Ich hoffe, Du meinst mit Ausblick in die Zukunft nicht die Stelle mit der blauen Kugel, die den schwarzen Fleck hat, der für ein Ventil gehalten wird? :crying:
Wenn ich es richtig lese, dann liegt Deine Kritik daran, daß sich die Umweltorganisationen für die Drecksarbeit ausnützen lassen. Sie helfen, den Dreck wieder wegzuräumen, und machen sich dadurch zu Handlangern der Konzerne, die das Öl übers Meer transportieren. Die machen den Dreck und können sich schon drauf verlassen, daß ihn die anderen wegräumen, samt den verendeten Tieren, und wenn sie fertig sind, spricht kein Mensch mehr darüber, es wird irgendwann normal, daß man ab und zu einen Ölteppich wegschaufelt…
Weiters könnte Deine Kritik darin bestehen, daß die Organisationen nur oder mit Vorliebe dann helfen, wenn sie dabei in der Öffentlichkeit stehen, aber das wird ja auch angesprochen, und ist daher eigentlich nicht zwischen den Zeilen… Sie leben mehr oder weniger voneinander…

Diese Stelle ist eine derer, die mir am besten gefallen haben:

Sie wollen den ganzen Strand in kleinen Eimern abtransportieren. Vielleicht haben sie auch ein, zwei Container, die sie ans der Welt schicken oder auf den Mond. Es ist wie im Krieg, schwarz gegen weiß, die Landung in der Normandie, nur dass diesmal die Guten den Strand verteidigen.

Mit Deinem Schluß, dem Austritt aus der katholischen Kirche, komme ich aber auch nicht ganz mit. Weil sie ebenfalls nur zusehen? Oder weil Gott soetwas zuläßt? – Ich komm nicht drauf…


Ein paar Stellen, die Du vielleicht noch korrigieren könntest: (hab grad gesehen, daß Du, seit ich die Geschichte ins Word kopiert hab, schon mal editiert hast – ich hoffe, ich zähl Dir nicht lauter Fehler auf, die Du schon korrigiert hast, bin aber jetzt zu faul, es zu überprüfen…;)

»Vielleicht haben sie auch ein, zwei Container, die sie ans der Welt schicken oder auf den Mond.«
– die sie ans … der Welt schicken

»schwarz gegen weiß«
Schwarz gegen Weiß

»und dann, so scheint es, hält sie die Luft an, fünf Sekunden, zehn Sekunden, als würde das was helfen.«
– „als würde das was helfen“ finde ich sehr umgangsprachlich und es fällt bei Deinem sonst sehr schönen Deutsch etwas aus der Reihe. ;) Ich würde das „was“ einfach weglassen („als würde das helfen“) oder sowas wie „irgendetwas“ stattdessen einsetzen

»„Ja“, sage ich, „Auf lange Sicht …«
– Punkt nach „ich“
– hier ebenso: (weitere Fälle nach gleichem Muster spar ich mir jetzt ;))
»„Soso“, sagt sie, „Na erzähl das mal Freja«

»Die und wir spielen nicht auf demselben Feld, nicht einmal dasselbe Spiel. Wir spielen die Variante ohne Regeln.“
„Soso“, sagt sie, „Na erzähl das mal Freja, ich wette, die wird dir dasselbe sagen.“«
– würde das letzte „dasselbe“ vermeiden


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl

Danke für die Fehleranmerkungen und die, vollkommen richtige, Interpretation. Allerdings scheint die Pointe nicht entzifferbar zu sein ;)
Vielleicht war es auch nur in der ursprünglichen Version so.

In der Geschichte wird ja noch ein unchristliches "Alternativkonzept" angeboten, das ist dann der Zukunftsausblick.
Interessant, dass niemand davon ausgeht, dass der Ich-Erzähler lügen könnte.

Liebe Grüße

 

Hallo Wolkenkind!

Meines Erachtens nach hat der Prot. bewusst Schuld auf sich genommen, um ein Zeichen zu setzen. Er scheint von den Bemühungen der "guten" Umweltschutz-Organisationen so enttäuscht zu sein, dass er sich für eine illegale Handlungsweise entschieden hat, die auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nimmt. Ein warnendes Beispiel dafür, wie die Hilflosigkeit des Menschen umschlagen kann in blinde Zerstörungswut.

Was ist, wenn ich gar nicht mehr sehen will, sage ich, wer will denn noch mehr sehen. Ich will gar nicht mehr sehen.
Ich sage nichts, ich verweigere die Aussage, ich sage nichts nichts nichts, bis mein Gefieder verklebt, bis ich verhungere oder ersticke am Öl in meinen Lungen, oder bis jemand kommt und mich totschlägt mit einem Stock, um mein Leiden zu mindern.
Hatte man kurz vorher noch den Eindruck, der Prot. wäre ein gefühlskalter Egoist, so wird an diesem Satz deutlich, wie sehr er mitleidet.

Sehr starker, aufrüttelnder Text, in beneidenswertem Stil geschrieben! :thumbsup:


Lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Antonia

Danke dir, freut mich, dass man die Intention doch herauslesen kann. Auch dass der Prot zwischen Verzweiflung und Gefühlskälte schwankt, hast du richtig erkannt.
Ganz abwegig ist dieser Umweltschutz durch absichtliche Umweltzerstörung leider nicht. Durch eine Häufung solcher Vorfälle wären die Gesellschaften gezwungen, entweder ihre Transporte aufwendig mit Begleitschutz auszustatten oder die Forderungen der "Umweltterroristen" nach besseren Sicherheitsvorkehrungen zu erfüllen, was im Endeffekt vielleicht billiger wäre.

Liebe Grüße
wolkenkind

 
Zuletzt bearbeitet:

"Davor flüstern schon die Apfelbäume über die neue und alte Herbstmode, nackt ist in, wie jedes Jahr."
- diesen Satz und den ganzen Absatz darum, der ist in sich, für sich ganz allein unheimlich gut zu lesen. Sehr pointiert formuliert.

Die Geschichte an sich ist ja sehr komplex. Du hast zwar schon irgendjemandes Interpretation als die Richtige bezeichnet, aber blah.

Ich sehe das so, das unser Protagonist zweifach den Austritt aus der Gemeinschaftbetreibt: einmal aus der der katholischen Kirche; den Gott ist fies, damit nicht gerecht, ein gerechter Gott nicht vorstellbar, damit die Kirche Lüge etc. Der Protagonist ist enttäuscht von der Welt und wendet sich von Gott ab.
Der andere Austritt ist der aus der Gemeinschaft der Unschuldigen. Er nutzt seine Flamme, sein Licht, um 'einen Anfang zu machen', um ein Zeichen zu setzten, und er ist jederzeit wieder dazu bereit.
Er tritt damit auch einer neuen Gemeinschaft bei: lässt sich mit Feuer und Öl taufen, um die Kirche der Handelnden, die Gemeinschaft der Kämpfer betreten.

Damit habe ich den Prot. wohl positiver empfunden, als von dir intendiert war...

Die Geschichte an sich ist durch das nebeneinander und manchmal komplexe übereinander verschiedener Themen, Motive und Gedanken des Prot. wie gesagt recht schwer zu lesen; vor allem setzt du ja keine expliziten logischen Verknüpfungen. Trotzden war es ein angenehmes Leseerlebnis.
Die Sprache ist unheimlich subjektiv, wahrt aber gleichzeitig eine deutliche Disztanz zum Geschehen: der Erzähler verwendet zwar stark emotionale und wertende Bilder (das Meer speit die toten Vögel vor die Füße), zeiht aber nicht die Verbindung zum Selbst, führt nicht aus, was er bei all den Bildenr konkret empfindet; das unpersöhnliche 'man' wird verwendet etc.

Eine lustige Metapher war die der Nebeneinanderreihung von entflohenen Verrückten und Astronauten: man könnt sich ja glatt denken, die Astronauten würde von dieser Welt, die von einem fiesen Gott regiert wird, fliehen, so wie die Irren aus dem Irrenhaus- sind aber zu verrückt, um zu sehen, dass dies der einzige Ort für ihre Existenz ist...

Joah. Nabend.

 

Danke dir für die ausführliche Textanalyse.
Deiner Interpretation kann ich eigentlich auch überall zustimmen. Den Prot wollte ich auch gar nicht nur negativ darstellen, sein Handeln und Denken sollte ja auch halbwegs nachvollziehbar rüberkommen.
Die subjektive Sprache verwende ich ja mittlerweile in fast allen meinen Geschichten, genau wie den Ich-Erzähler, dem man nich immer trauen kann.

Freut mich auch, dass du diesmal nicht über kitschige Formulierungen gestolpert bist, ich kann nämlich auch ohne :)

Gruß
Christoph

 

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