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Feuerfalter

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25.02.2002
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Feuerfalter

Wie schnell du atmest. Als könntest du es nicht erwarten, alles an Luft auf diesem Planeten in dir aufzusaugen.
Deine kleinen Augen sind geschlossen, unbeschmutzt und rein. Seidendünne Haut trennt sie von Strahlen, Farben, Hektik.
Deine Luft und alles was du berührst, das ist wie Wasser in allen Farben und Temperaturen, die du noch nicht kennst.
Öffnest du sie, wird alles fließen, in dich hinein, fortwährend, so lange du lebst, wie mit der Badewanne heute, weißt du noch? Es fließt, als hätte jemand den Stöpsel gezogen. Du wirst durchflutet und oft, sehr oft wirst du erfüllt von warmen Flüssen, die dich umarmen, von innen nach aussen umarmen, diese Hitze lässt dich kichern, lächeln, rot werden, seltsam werden, es ist angenehm.
Es fließt und fließt, scheint nie aufzuhören, das Wasser reicht für immer, wirst du denken. Doch jeden Tropfen, das erkennst du bald, wirst du vermissen, den dein Sog in Vergessenheit verdampfen ließ.
Fließt und fließt und scheint nie ein Ende zu nehmen...wieviel Wasser ist noch da?
Auch wird, wenn ich es nicht verhindern kann, die Kälte ihren Platz beanspruchen. Eiswasser. Es kann sich aufstauen, kann deinen Flügeln Risse geben, dich vielleicht in Stücke sprengen...denn manchmal wird es zuviel sein, zuviel Eiswasser, dann muss es irgendwie heraus.
Das sind dann Tränen. Du kennst sie bereits.

Doch noch hältst du sie verschlossen, deine kleinen Geheimnisse...welche Farbe sie wohl haben? Oder überlegst du dir das noch, welche Augen zu dir passen?
Wie deine Welt wohl aussieht? Wovon träumst du, nie hast du bisher ein Bild erblickt?

Meine kleine Flamme. Noch scheint alles dunkel, was du in den Händen hältst.
Anfangs wirst du hinfallen, dich verletzt fühlen, aber weine nicht, stets helfe ich dir auf.
Dann bemerkst du deine Flügel, wirst sie ausbreiten, zögernd durch das Dunkle schweben, immer heller leuchtend. Nach und nach erkennst du, weißt du, spürst du mehr und mehr, ahnst aus Gewohnheit, wo du stolperst, wo es weich ist, ein Ruhekissen?
Doch du suchst weiter, lässt dich weder fallen noch ziehst du gleiche Bahnen, suchst stolpernd deinen Weg und weißt nicht, wonach du zu suchen scheinst.
Es wird Orte geben, die du lieben lernst, andere wirst du meiden wollen, weitersuchend, schneller fliegen, so schnell, dass ich dich bald nicht mehr halten kann. Du wirst vor Neugier glühen, immer heller wird dein Licht. Grenzen wirst dann du ziehen, Wände einreissen in dem Zimmer, dass ich für dich gebaut habe, du wirst es kleiner, größer, anders machen, bis du in deiner sengenden Glut... die Erleuchtung findest. Den Lichtschalter, wenn du willst.
Wie lange wirst du vor ihm stehen? Wirst du zögern? Angst haben? Nein, du nicht.
Du traust dich, dann wird alles sichtbar werden, dir fällt ein, was du in all der Zeit gesucht hast.
Du siehst es an der Decke, überlebensgroß und so, wie du es dir vorgestellt hast,
ohne es zu wissen.
Ein Bild von dir, du hast es selbst gemalt, nun hast du es gefunden.
Auch ist da die Tür, sie ist vor dir, gerade in Reichweite. Diese Tür ist nicht einfach für viele. Es kann vorkommen, dass man einen harten Schlag verdauen muss, das Eiswasser, erinnerst du dich noch? Dann erwacht man im Dunkeln, hinter der Tür, ausgeschlossen, kein Schlüssel, nie einen besessen. Dann werden Gefühle zu Gletschern, sie wandern, man sieht selbst nur die Spitze, der Rest zerreisst deinen Panzer, du merkst nichts,wir sinken, wir sinken, Frauen und Kinder zuerst, der Rest muss dableiben.
Im Dunkeln...
Ein Schritt, du kannst zu Boden gehen. Ein Schritt, deine Flügel tragen dich hinauf, wo die Sonnen ruhen. Du wirst Angst haben, oder nicht, aber dieser Schritt, er muss sein. Alles beginnt mit einem Schritt, musst du wissen.
Hinter deiner Tür wirst du erneut nichts sehen, keine Wände wird es geben, keine Decke, wie es scheint. Ich kann dir leuchten, wenn du willst, doch nicht sehr weit. Du wirst wissen, wohin, irgendwie, wirst Lichter sehen, sie dich.
Nicht die Welt wird dir auffallen, du wirst es sein, der auffällt.

Flieg nicht zu weit. Ich hätte Angst, dich zu verlieren.

 

Hallo mindsounds,

An sich bin ich ein Liebhaber bildhafter Sprache. Und so fand ich an deinem Text Vergnügen, weil du reichlich davon Gebrauch gemacht hattest. Nur hatte ich Schwierigkeiten, einen Bezug zu dem Inhalt des Textes zu finden.
der Gebrauch von Metaphern, Vergleiche, Anaphern soll zum einen ausgesprochen aussagekräftig sein. Aber in deiner Geschichte werden durch den Gebrauch der sprachlichen Bilder, die zu zeichnes,t nicht unbedingt traditionelle Aussagen getroffen.
Vielleicht ist auch dein Ziel, neue Wortschöpfungen zu kreieren.
Du riskiertst jedoch, nicht verstanden zu werden. Auch wenn du deine Metaphern anschließend wortgewandt zu erklären versuchst, die Handlung wird nicht klarer davon.
Auch der willkürliche Wechsel der Erzählperspektive vom Er-erzähler zum Ich-erzähler trägt dazu bei, den Text nicht unmittelbar zu verstehen.

Der Leser ist zwar gezwungen den Text sehr intensiv zu lesen, aber zum Schluß ist er nur frustriert, weil es ihm erschwert wurde, die Gedankengänge des Erzählers zu erfassen.

Ich hatte zum Beispiel zunächst ein Ungeborenes, dass im Fruchtwasser geborgen ist, vor Augen, dem die Mutter erzählt, was ihn nach seiner Geburt erwartet. Aber als der Vergleich mit der Badewanne und zugleich auch noch den Wechsel der Erzählperspektive ließen mich den Faden verlieren.
Das erzeugt Unlust beim Leser. Vielleicht ist das auch die Antwort auf deine Frage, warum dein Text wenig Resonanz erfahren hat.

Die Philosophie, die hinter deinem Monolog steckt, konnte ich nicht erfassen.
Es gibt Sätze, die einzeln für sich wunderschön sind.

Es wurde schon mehrfach gesagt:

Ein Bild von dir, du hast es selbst gemalt, nun hast du es gefunden.
Der Gedanke den dieser Satz in sich birgt, ist weise.

Darum kann ich nicht verstehen, wie du solche Sätze wie diesen gebrauchst.

Nicht die Welt wird dir auffallen, du wirst es sein, der auffällt.
Du konstruiertst hier mittels Umstellung eine Satzfigur, die eine besondere Wirkung auslösen soll.

Das funktioniert vielleicht bei einer Rede, aber nicht bei einer Kurzgeschichte, deren Sinn es ist, einen Konflikt in eine Handlung zu bringen.

Fazit: Du zeichnest lebendige Bilder, die stilistisch kreativ sind. Die Handlung und der Konflikt werden nicht deutlich genug. Die Aussage die du am Schluss bringst

Flieg nicht so weit, ich hätte Angst dich zu verlieren
ist wiederum klassisch mit einem Bezug zum Anfang der Geschichte.
Zusammenfassend interpretiere ich; Elter überwacht ängstlich den Lebensweg seines Kindes, obwohl gerade das Loslassen von der elterlichen Allmacht die Kernaussage sein sollte.
Natürlich kann das alles ganz anders gemeint sein, aber das liegt nicht am Leser sondern am Text.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

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