Was ist neu

Felix Marcus Silvester.

Seniors
Beitritt
15.04.2002
Beiträge
4.195
Zuletzt bearbeitet:

Felix Marcus Silvester.

Und siehe, Mensch, du wirst reisen zu fernen Welten,
um zu ernten, was ich dort für dich wachsen lasse.
Vers 3, Kapitel 1, Kosmische Offenbarung, Drittes Testament​


Kosmokardinal Lucius Julius entstieg dem Inquisitionsschlachtschiff SIXTUS IV und trat zwischen die bunt uniformierten Leibgardisten. »Im Namen von Papst Urban XII. nehme ich diesen Planeten für die Heilige Terranische Kirche in Besitz und taufe ihn auf den Namen Felix Marcus Silvester. Verflucht seien seine ungläubigen Bewohner. Gott segne jene, die Felix Marcus Silvester von seinem heidnischen Abschaum befreien.« Der Kosmokardinal spritzte ein paar Tropfen Weihwasser in den grauen Matsch.
Die Leibgardisten bildeten eine Gasse und machten Platz für den Erkundungstrupp, der einen Psalm singend aus dem Raumschiff marschierte. Schlachtinquisitor Varus, der den Trupp anführte, trug die zeremonielle rote Kapuze. Sein leuchtend rotweiß-karierter Umhang strahlte spirituelle Würde aus, seinem Rang angemessen. Mit schnellen Schritten trat er vor den Kosmokardinal und kniete schweigend nieder. Seine Männer blieben hinter ihm und taten es ihm gleich.
»Gott segne diesen Erkundungstrupp, seine Mission und seine glückliche Rückkehr«, salbaderte der Kosmokardinal auf Galaktolatein. Lucius Julius schlug ein Kreuz vor Varus und seinen Männern. Die erhoben sich daraufhin, streckten ihre Mosesstäbe in die Höhe und schleuderten ein vielstimmiges »Amen« über die Wälder von Felix Marcus Silvester. Dann marschierten sie bergab, auf die Felixianer-Siedlung zu, die der Ortungsmechanismus des Raumschiffs beim Anflug entdeckt hatte.

+​

»Gottlose Geschöpfe«, murmelte Unterschlachtinquisitor Carolus und spuckte aus. Varus und er beobachteten das Treiben in der Felixianer-Siedlung. Kletterstangen ragten aus sumpfigem Untergrund und bildeten ein unübersichtliches Gewirr. Hellgrün gemusterte Planen waren aufgespannt – Wetterschutz oder Kunst, egal. »Sie ernähren sich von Gewürm«, fuhr Carolus fort.
Varus versuchte, einen der zahlreichen Felixianer mit seinem Blick zu fixieren. Die insektoiden Wesen besaßen ein Exoskelett und erinnerten trotz ihres feingliedrigen Körperbaus an irdische Käfer, ohne deren biologischer Größenbeschränkung zu unterliegen. Der Bordcomputer der Sixtus hatte schon beim Landeanflug Siedlungen, Radiowellen und andere Zivilisationsindikatoren wahrgenommen – die Felixianer waren eine intelligente Rasse. Aber sie waren Heiden. Anzeichen für den Rechten Glauben hatte der Bordcomputer nicht gefunden. Varus kratzte sich unter seiner Kapuze am kahl rasierten Kopf.
»Herr«, sagte Carolus, »wir warten auf euren Befehl.«
Varus nickte langsam. Die Felixianer hatten ihre Anwesenheit längst bemerkt. Einige Exemplare befanden sich in ihrer Nähe, hielten aber respektvoll Abstand. Sie schienen zu warten. Varus beschloss, sie nicht länger auf die Folter zu spannen. Er hob seinen Mosesstab und rief: »Im Namen Gottes, ihr seid Fleisch!«
Der Erkundungstrupp gröhlte und stürmte vorwärts durch morastigen Untergrund. Blitze schossen aus den erhobenen Stäben. Entladungen knisterten, die Felixianer fielen. Matsch spritzte. Kratzende Schreie riefen Hilfe herbei, aber niemand konnte die Wesen jetzt noch vor ihrem Schicksal bewahren. Ausgenommen Gott, aber der wollte nicht, dass seine Kinder hungerten.
Varus stellte zufrieden fest, dass einige der Käfer flohen. Auf anderen Planeten war es zu sofortigen Gegenangriffen gekommen. Ungern erinnerte Varus sich an Giftstachel, ätzenden Speichel und kräftige Gebisse. Nicht umsonst galt der Dienst im Erkundungstrupp als besonders ehrenhaft. Varus gönnte sich ein dünnes Lächeln und sprach ein kurzes Dankesgebet.
Dann fiel sein Blick auf zwei Felixianer, die sich auf ihre hinteren Beinpaare aufgerichtet hatten. Bedächtig zogen sie dünne Stäbe aus Halterungen, die an ihrer Bauchseite angebracht waren. Der linke Felixianer richtete seinen Stab auf einen von Varus Männern.
Was dann geschah, löste in Varus eine Assoziation aus, die er nicht sofort einordnen konnte. Er hatte so etwas schon einmal irgendwo gesehen, aber er wusste nicht, wo. Er brüllte einen unartikulierten Befehl, zielte mit seinem Mosesstab auf den Angreifer und schoss ihn ab. Carolus traf den anderen Stabträger tödlich in die Unterseite.
Varus sah sich hektisch um. Zahlreiche Felixianer lagen bewegungslos im Matsch, der Rest war ans andere Ende der Siedlung geflohen. Einige Leute vom Trupp johlten. Sie hatten offenbar nicht mitbekommen, was gerade passiert war.
Nachdem Varus einen Blick mit Carolus getauscht hatte, schaltete er das Funkgerät an. »Trupp Eins an Sixtus. Zirka 25 Fleischeinheiten zur Schlachtung abholbereit. Transporter zu meinen Koordinaten.« Er zögerte. »Sixtus, wir haben Verluste. Zwei Mann. Amen.«
Inzwischen hatten auch die Leute vom Trupp kapiert, dass zwei von ihnen fehlten. Verwirrt sahen sie sich um. Es gab keine Leichen.

+​

»Mmmm. Lange keine Siebenbeinigen Krabbenketzer von Josua Aqua mehr gedünstet.«
Carolus leckte sich die Lippen und stach seine Gabel in das zarte Fleisch.
Seit der Spirituellen Proklamation von Papst Karl IV. war es ethisch unvertretbar, gläubige Außerirdische zu vertilgen, egal wie gut sie schmeckten. Genviehskandale ließen die Bürger nach sauberen Fleischdelikatessen rufen. Die Schlachtraumschiffe der Heiligen Fleischinquisition waren daher ständig unterwegs, um neue Welten voller Ungläubiger zu entdecken, zu schlachten und tiefgefroren zur Einzigen Heiligen Mutter Erde zu schicken, wo Milliarden hungriger Kosmoterraner auf die Leckerbissen warteten.
Varus starrte ins Leere. »Ich weiß jetzt, woran es mich erinnert hat.«
Carolus stach mit seiner Gabel Löcher in die Luft. »Gruftkrabbler. Diese Viecher mit den delikaten Leuchtaugen.«
»Was?«
»Die schmecken genauso. Wie die Siebenbein-Krabben.« Carolus schob sich ein Fleischstück in den Mund und kaute glücklich. »Bin gespannt auf die Felixianer. Die Bioanalyse müsste langsam durch sein. Hey Leute, morgen gibt es bestimmt saftige Felixianer-Steaks auf den Teller!« Ein paar Leute im Speisesaal ließen ein beifälliges Murmeln hören.
»Zauberei.«
»Wovon redest du nur, Varus? Du isst ja gar nichts!«
»Erinnerst du dich an diese Kindergeschichten? Von Hexen, Elfen und Zauberern?«
»Kindergeschichten. Bei Gott, dummes Zeug.« Kichernd wandte Carolus sich ab.
Varus kratzte sich am Kopf. Er spürte einen Tropfen Blut am Fingernagel. »Die Felixianer hatten auch Zauberstäbe«, murmelte er.
»Waffen«, verbesserte Carolus, »wie unsere Mosesstäbe.«
»Kann deiner«, zischte Varus und fixierte seinen Kameraden, »etwa auch Menschen in ... große Würmer verwandeln?«
Mehrere Gabeln fielen klappernd auf den Tisch.

+​

Niemand hatte daran gedacht, einen dieser Zauberstäbe aus dem Matsch zu fischen. Schließlich konnte man sie nicht essen. Der Inquisitor nahm sich vor, einen solchen Stab in seine Hände zu bekommen und genauer in Augenschein zu nehmen. Er spürte, wie spirituelle Wellen heiliger Pflichterfüllung ihn durchströmten und flüsterte ein kurzes Gebet.
Varus Armband-Funkgerät summte. »Ja?«, nahm er das Gespräch an.
»Der Kardinal wünscht dich zu sprechen«, sagte eine namenlose Stimme.
»Ich komme. Amen.« Er schaltete ab und machte ein paar Schritte. Dann überlegte er es sich anders und wechselte die Richtung. Er wählte einen Umweg über das Unterdeck, in dem eintreffendes Schlachtfleisch auf die Verarbeitung wartete.
Varus kletterte eine Treppe hinunter und schob sich an den eng geparkten Transportern vorbei, bis er im Zugangsbereich stand. Die hier arbeitenden Männer kümmerten sich nicht um ihn, während sie leere und gefüllte Transporter manövrierten. Süßlicher Gestank waberte durch den Raum.
Eine der mit einem halben Dutzend erlegten Felixianern gefüllten Flugschalen wurde gerade neben Varus abgestellt. Hektisch sah er sich um, aber niemand beachtete ihn, als er die Wesen inspizierte. Er musste drei der sperrigen Körper mühsam auf den Rücken drehen, bis er fand, was er suchte: Einen Bauchgurt mit einem anscheinend unversehrten Zauberstab darin. Den steckte Varus ein. Dann beeilte er sich, um seinen Kosmokardinal nicht noch länger warten zu lassen.

+​

»Ah, Varus.« Der Kosmokardinal stand in der Aussichtskanzel und genoss die dünnen Sonnenstrahlen, die seinen Umhang hell erleuchteten.
Varus schwitzte, weil er die Treppen herauf gerannt war. Er schlug die Kapuze zurück und küsste die Ringe seines Kardinals.
»Ich bin unzufrieden«, erklärte der Lucius Julius mit gespielt weinerlicher Stimme und holte ein Papier hervor. »Varus, bei Gott, das soll ein Schlachtplan sein? Das Häckseln der Exoskelette kann schon deutlich vor dem Zerlegen der Innenkörper passieren. Man muss sie nur rausschaben und zwischenlagern, zumal sie dann weniger Platz wegnehmen. Amen!«
»Ja, Kardinal«, sagte Varus.
»Diese Wesen bedrücken meine Seele. Sie fügen uns zahlreiche unerklärliche Verluste zu.«
»Kardinal?« Varus biss sich auf die Lippen und überlegte, ob er Lucius Julius über seine phantastische Vermutung informieren sollte. Er fühlte sich verpflichtet, alles in seiner Macht stehende zu tun, um der Mission zum Erfolg zu verhelfen.
»Möchtest du mir etwas sagen, Varus?«
»Ich ... ich ...«
»Rede oder schweig, aber stottere nicht!« Julius nahm einen eingelegten Galliflügel aus einer Schale und fing an, darauf herumzukauen.
»Ich weiß, es klingt unglaublich ...« Varus kratzte sich am Kopf. »Ich vermute, die Felixianer sind ... Zauberer.«
Julius hörte auf zu kauen und schluckte. »Was redest du, mein Sohn?«
Varus starrte den Boden an. »In den Berichten steht, dass die Felixianer kleine Holzstäbe auf unsere Leute richten und ...«
»Das sind primitive, harmlose Waffen«, winkte Julius ab.
Mit zitternder Hand holte Varus den Zauberstab hervor, den er sich beschafft hatte. Er sah aus wie ein dünner Ast mit eingeritzten Verzierungen. »Ein Stück Holz«, sagte Varus hohl und richtete den Stab auf den Kosmokardinal. »Sie schwingen ihre Zauberstäbe und verwandeln unsere Männer in Würmer. Oder in kleine Käfer oder Vögel. Auch ...« Varus zögerte, während der Kosmokardinal angesichts des auf ihn gerichteten Zauberstabs erbleichte. »Auch von Blumen und kleinen Sträuchern ist die Rede. Das ist ...« Er sah auf und keuchte. »Sie bewirken Wunder. Wie unser Herr Jesus. Wie ... Gott selbst!«
Ein überhebliches Grinsen nahm vom Gesicht des Kosmokardinals Besitz, als er sagte: »Göttliche Wunder geschehen nicht auf Bestellung. Sie sind Ausdruck Seines Willens, Varus.« Julius nahm sich noch einen Galliflügel, bevor er fortfuhr: »Mit dem Schwingen eines Holzstabes Wunder zu wirken, ist der Versuch, Gott zu kopieren und damit nichts anderes als Ketzerei. Ein Grund mehr, diese Ungläubigen in Konserven einzudosen. Und du«, zeigte der Kosmokardinal auf Varus, »wirst mit deinem Trupp bei der Verarbeitung mithelfen, damit wir so schnell wie möglich mit vollen Lagerräumen hier wieder weg kommen.«
Als Varus nicht sofort reagierte, ergänzte Julius »Amen« und winkte ihn hinaus.

+​

»Und damit verwandeln sie unsere Männer in ... irgendwas?«, fragte Carolus grinsend und gab Varus den Zauberstab zurück. Dann fuhr er damit fort, missmutig tote Felixianer von den Transportschalen auf die Förderbänder zu werfen.
»Sie wirken damit Wunder. Irgendwie.«
»Klar«, versetzte Carolus. »Hier!« Er riss dem Kadaver vor ihm ein Bein ab. »Siehst du hier irgendwo ein Wunder?« Verächtlich warf er das Bein von sich. »Ich sehe nur hochwertige Delikatessen.«
»Ich kann es nicht beschreiben oder erklären«, sagte Varus und hob das weggeworfene Bein auf, »aber diese Wesen scheinen von göttlicher Macht durchdrungen ...«
»Hör jetzt auf mit dem Scheiß«, krächzte Carolus angriffslustig.
»Oder was?«, fragte Varus.
Einen Moment lang standen sich die beiden Männer gegenüber. Dann lachte Carolus. Er fummelte an einem der Kadaver herum und hatte plötzlich einen Zauberstab in der Hand. »Dann verwandle ich dich in ... einen Felixianer.« Carolus richtete den Stab auf Varus und schwang ihn hin und her.
»Hör sofort damit auf«, schrie Varus und stieß den Arm seines Kameraden weg. »Hast du überhaupt keinen Respekt?«
»Nein, nicht vor dem Spielzeug toter Käfer«, versetzte Carolus. »Kein Stück Holz kann einen Menschen in einen Wurm verwandeln. Es ist vermutlich Einbildung. Es ist ...« Er warf den Stab von sich. »Es ist unmöglich!«
Varus zögerte. »Ja«, anwortete er dann. »Und unmögliche Magie ist von göttlichen Wundern nicht zu unterscheiden.«
Carolus brauchte einen Moment, um den Satz zu begreifen. Dann lachte er lauthals. Varus ließ ihn einfach stehen. Seine Schritte führten ihn hinaus aus dem Raumschiff. Die Wache an der Schleuse grüßte nicht einmal.

+​

»Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.« Varus stand auf einem Hügel und hatte heftige Kopfschmerzen. In einiger Entfernung stand die Sixtus auf einer Lichtung, schimmerte wie ein Silberfisch zwischen Staubknäueln. Varus kniff die Augen zu, als könne er damit die pochenden Schmerzen vertreiben. Unterhalb des Hügels befanden sich die Reste einer Felixianer-Siedlung, von Schlachttrupps mit Sprengladungen pulverisiert.
Varus ließ seine Fingerkuppen über die Schnitzereien auf dem Zauberstab gleiten. »Es sind nur dünne Äste«, flüsterte er. »Waffen enthalten Batterien, sie haben einen Auslöser, sie geben Wärme ab.« Der Schlachtinquisitor hob den Stab und suchte ein Ziel. Sein Arm zitterte. »Du bist nur ein Stück Holz«, zischte er. »Du kannst keine Wunder wirken. Ha!«
Ruckartig zeigte Varus mit dem Felixianer-Stab auf einen Felsbrocken.
»Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden!«, rezitierte er.
Nichts passierte. Varus lachte, aber es klang wie ein Keuchen. »Und Gott sprach: Leck mich!«
Er kratzte sich am Kopf. Sah das Blut an seinem Finger, Hautfetzen. Fixierte das nächste Gestrüpp. Wunder geschahen durch Gottes Willen, nicht auf Bestellung, hatte Lucius Julius gesagt. Vielleicht war es Gottes Wille, dass die Felixianer gerettet wurden. Vielleicht waren es wirklich göttliche Wesen, die unter Seinem Schutz standen. Vielleicht konnten sie mit Hilfe der Zauberstäbe gewisse ... Wünsche wahr werden lassen. So wie Menschen, wenn sie in der Kirche ein Licht entzündeten.
Varus schwang den Zauberstab und wünschte sich einen brennenden Dornbusch.
Gott schien ihn zu ignorieren. Oder er war nicht Seiner Wunder würdig.
Vielleicht waren nicht die Menschen, sondern die Felixianer die wahren Kinder Gottes, denn deren Wünsche gingen offenbar in Erfüllung.
Ein Geräusch ließ Varus herumfahren.
Es stammte von sechsbeinigen Insektoiden, die wie er Zauberstäbe hatten, aber damit mehr anstellen konnten als sinnlos herumzufuchteln. Varus machte einen Schritt rückwärts.
»Wir sind nur Werkzeuge, und wir ... tun, was Gottes ... Wille ist«, stotterte der Schlachtinquisitor. Er spürte, dass er seinen eigenen Worten nicht glaubte. Dass Worte vergänglich waren. Und er selbst. Im Gegensatz zu Gott.
»Selig sind, die reinen Herzens sind«, flüsterte Varus und begann zu weinen. Dann ließ er den nutzlosen Holzstab fallen und griff nach der Moseswaffe an seinem Gürtel.
Noch bevor er sie hervor ziehen konnte, aktivierten die Felixianer ihre Zauberstäbe.
»Und ... du wirst reisen zu fernen ... Welten ... um ... zu ...«
Die Welt verbreiterte sich. Bildete einen Knoten aus rot, weiß und einer Farbe, die Varus nie zuvor gesehen hatte. Er fühlte sich leicht, dann wurde ihm warm. Er verlor kurz das Gleichgewicht, schüttelte sich, was ein ungewohntes Klappern verursachte. Dann richtete er sich unsicher auf und betrachtete seine Hand, die in einem grauen Greifwerkzeug endete. Es sah genauso aus wie die Klauen der Felixianer. Varus spürte die juckende Stelle am Kopf nicht mehr und war dankbar dafür. Direkt neben dieser Dankbarkeit entdeckte er in seinen Gedanken eine Tür. Staunend stieß er sie auf und fand dahinter Erfüllung und Seligkeit. Göttliche Energie durchströmte ihn. Er lachte laut, kümmerte sich nicht darum, dass es klang wie schabende Ziegel und rief: »Wir sind alle Kinder Gottes!«
Die anderen stimmten in sein Lachen ein und nahmen ihn in die Mitte. Die Gruppe lief den Hügel hinunter und machte sich zusammen mit vielen anderen daran, die Siedlung wieder aufzubauen.
Unterdessen begannen im Raumschiff Sixtus die Überreste der Geschlachteten, aufzuerstehen.

 

KURZVERSION FUER DRAENGLER - DER ERSTE EINDRUCK
Brilliant!
Der Schluß top sogar meine Idee (die ich so gegen 2/3 des Textes hatte), daß die Felixianer (sehr guter Name!) die Menschen “umdrehen”.
Eine der ganz wenigen Storys hier, die ich von Anfang bis Ende gutheiße!!!
Wie schaffst Du es nur, sowas zu schreiben und dann in der nächsten Story mich tödlich zu langweilen? Bist Du “zwei Uwes”?
Proxi

 

LANGVERSION NACH MEHRMALIGEM TEXTSTUDIUM

Vorrede
Ich bin kein gelernter Kritiker und erwähne diese Selbstverständlichkeit mit Bedacht, da ich im Folgenden versuchen werde, die vorliegende SF-Geschichte “Felix Marcus Silvester” einer Analyse zu unterziehen. Man mag mir nachsehen, dass ich das literaturtheoretische Werkzeug nur mangelhaft benutzte, da ich auch in dieser Hinsicht im Guten Sinne des Wortes ein “Dilettant” bin.

Inhalt, SF-Einordnung, Ideewelt
Die Geschichte handelt zu einer Zeit, als die Menschheit, unter einer Kirche vereint, Raumschiffe auf fremde Planeten entsendet, um die dort lebenden Geschöpfe als Fleischresavior auszubeuten. Die Protagonisten treffen auf eine insektenartige, vernunftbegabte Spezies, die „Felixianer“, die sich durch göttliche Hilfe dem widersetzen. Zum Schluss erstehen die bereits hingeschlachteten Felixianer auf.

Die beiden Hauptbestandteile, aus denen die Handlung gewebt ist, sind die Motive der Ausbeutung fremder Welten, auch gegen den Widerstand der dort ansässigen Intelligenzen und die uralte Frage nach der Rechtmäßigkeit oder anders ausgedrückt Gotteskompatibilität des eigenen Glaubens.
Mithin zwei sehr irdische Themen.
Ein drittes Element, dass denen entgangen sein dürfte, die im Text ein religiöses Märchen und keine SF sehen, ist das Dilemma der Unentscheidbarkeit, ob eine als Wunder anzusehende Erscheinung tatsächlich von Gott kommt oder nur auf einem Unwissen über die Welt, ihren Gesetzten und Möglichkeiten basiert.
Selbst die Auferstehung, die zwar durch ihre religiös gefärbte Benennung eine transzendente Auslegung aufdrängt, kann ein Prozess sein, der lediglich eine anders geartete Biologie repräsentiert. Solange der Mensch keine sichere Kenntnis über das immanente Rätsel des Bewusstseins erlangt hat, bleibt diese Frage unterschieden.
Natürlich ist dies alles nicht neu.
Handlungen mit religiösem Hintergrund gibt es auch in der SF én masse, die herausragenden Vertreter dieser Richtung sind A.C.Clarke (am bekanntesten sicher seine Kurzgeschichten „Die Millionen Namen Gottes“, „Weitersegeln“, „Der Stern“, aber auch in „Odyssee 2001“ finden sich reichlich religiös-gefärbte Textstellen) und, wenn auch auf eine subtilere Art, Stanislaw Lem (im „Namen des Herrn“ und „Lokaltermin“, wobei im Ersteren die Frage derart gestellt ist, ob eine allmächtige Wesenheit mit Gott gleichzusetzen sei - in Konsequenz führt dies zu einer polytheistischen Anschauung - sie mündet in die Möglichkeit, dass es einer Zivilisation am Ende ihres Weges beschieden sein könnte, dass jedes ihrer Mitglieder gottesgleiche Fähigkeiten besitzt, aber dies würde an dieser Stelle zu weit vom Thema hinwegführen).
Zur Auferstehung nichtreligiöser Natur sind insbesondere „Das Wobb“ von Ph. K. Dick und das erste Kapitel der „Dialoge“, wiederum von Stanislaw Lem unbedingt zu erwähnen.
In ersterem Text verspeisen Mitglieder einer Raumcrew ein „intelligentes Tier“. Dessen „Seele“ wechselt in den Körper des Essers.
Der andere Text versucht auf deduktivem Weg mittels Gedankenspielen sich dem Wesen von Seele, Ich und Identität zu nähern, wobei auch hier von weiteren, rahmensprengenden Ausführungen über diesen äußerst lesenswerten Beitrag abgesehen werden muss.
Trotzdem ist “Felix Marcus Silvester”, nomen est omen, ein glücklicher, besser geglückter Text, denn er vereint die beiden Grundideen zu etwas Neuem, dem man sich schwer entziehen kann.
Wie bereits oben erwähnt, ist es diese absolut - relativierende Sichtweise auf das Problem des „Rechten Glaubens“. Führt ein Glaube, der von sich behauptet der Originäre zu sein, sich nicht selbst ad absurdum? Ist er, sofern ein solches Konstrukt überhaupt existiert, nicht eher in der Menge der alleingültigkeitsfreien Theodozieen zu finden?
Diese Frage macht für mich den intellektuellen Reiz der Geschichte aus.

Stil, Logik, Kohärenz
Der Ton und die Handlungsumgebung, hier im Forum auch Setting genannt, sind gut aufeinander angepasst.
Die Mischung aus theologischem Monolog und Landserjargon ist stimmig gewichtet. Im Großen und Ganzen ist der kirchliche Duktus konsequent gehalten, kleinere Schnitzer sollten problemlos auszubügeln sein.
So nennt, beispielsweise, Varus (ein eher unglücklich gewählter, da stark historisch besetzter Name) die Kadaver der „Felixianer“ Fleischeinheiten die zur Schlachtung bereit seien. Hier ist wohl Verwertung gemeint, denn eine Schlachtung ist korrekterweise nur die Tötung des Schlachtviehs.
Die Protagonisten handeln, bis auf die am Ende meiner Ausführungen aufgezeigten Probleme, nachvollziehbar, wenn auch ein wenig marionettenhaft. Man spürt doch den großen Strippenzieher hinter der Bühne. Auch dazu Weiteres am Schluss.

Wo nötig wurden Wortschöpfungen, meist in Form von Zusammensetzungen verwendet, die allerdings nicht immer glücklich gewählt sind. So klingt „Heilige Terranische Kirche“ kitschig-phantasielos und stört durch die Fremdheit des Ausdrucks. Eine simple „Heilige (Einige?) Mutter-Kirche der (Gebenedeiten) Erde“ fände ich passender.
Auch ein Galaktolatein klingt wie eine Requisite aus dem Ramschladen der SF. Da bieten sich subtilere Varianten, etwa ein „Kreuzlatein“, „Anglolatein“ (man bemerkte das doppelte Wortspiel) oder „Latino Nuevo“ an. Gleiches gilt für den „Kosmokardinal“ (wobei der nur in Osteuropa gebräuchliche Ausdruck „Kosmos“ mutmaßlich der Aliteration geschuldet ist), der auch leicht ein doppeldeutiger „Sternenkardinal“ oder gar „Sphärenkardinal“ sein könnte.
Meinen Geschmack trifft dann der „Unterschlachtinquisitor“ voll, da er ein Füllhorn an Assoziationen auslöst, die weit über die eigentliche Bedeutung der Wortbestandteile hinausreicht.
Ansonsten ergibt sich aus der Technik des Zusammenfügens eines religiösen Wortbestandteils mit einem Technischen ein Reiz des Verbotenen; ein unterschwelliger Blasphemismus, der mehr im antagonistischen Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft, als der kriegerischen Ausrichtung der „Kirchen-Expedition“ seine Ursache zu haben scheint. Das ist sehr gefällig.

Leider wird dieser, in meinen Augen gelungene Text durch Nachlässigkeiten und den Lapsus der Zielgerichtetheit auf den Höhepunkt schwer beschädigt.
Augenscheinlich wird dies bei der zweiten, dritten Durchsicht des Textes. Kann die Erstlektüre noch durch das rasante Tempo und die Handlungsfülle darüber hinwegtäuschen und zu einer allzu positiven Kritik verführen, legt die sorgfältige Analyse leider große Schwächen im inneren, logischen Aufbau frei.

Es beginnt damit, dass der „Kosmokardinal Lucius Julius“ die „ungläubigen“ Bewohner, mithin die „Felixianer“ verflucht.
Kann er machen, allerdings bedarf es einer zwingenden Erklärung dieser Abweichung von der typischen, missionarischen Vorgehensweise, die den Kirchen dieser Welt eigen ist.
Das Motto: Erst schießen, dann fragen“ stellte selbst für die katholische Kirche eine Innovation dar, die nicht nur einigen ihrer ehernen Glaubenssätze konterkariert, sondern eine überhaupt neue Definition der Kirche, als eine Rasse- und nicht Glaubensbestimmte Gemeinschaft bedingt.
Das ist in Deutschland zwar nicht unbekannt (und Zyniker würden auf die Konvergenzen zwischen der katholischen Kirchenorganisation und denen des Nationalsozialismus verweisen), allerdings als abgeleitetes Postulat in der Geschichte eine waghalsige Kombination.

Aus dem Text ist zu entnehmen, dass die vordergründig kirchliche Mission in Wahrheit der Versorgung der hungernden Erdbevölkerung mit Fleisch dient.
In einem Anflug schlechten Gewissens, so schient es, drückt sich der Text weit an den daraus resultierenden Fragen vorbei, die weiß Gott, keine Marginalien sind, sondern existenziell auf die Glaubwürdigkeit der Geschichte Einfluss haben.
Stichpunktartig seinen sie hier aufgeführt:
- Weshalb ist es der Erde nicht möglich, die Versorgung mit Fleisch über Viehzucht auf anderen Planeten oder biotechnologische Verfahren sicherzustellen? Auch eine pflanzliche Ernährung wäre, auch im Wissen der bereits heute zur Verfügung stehenden Technologien, die eine Energieanreicherung in Nutzpflanzen erlaubt, eine Option. Große Meeresalgenfarmen gibt es ja heute schon und nur ein Bruchteil der Meere würde zur Nahrungsmittelgewinnung für eine abermilliardenköpfige Menschheit problemlos ausreichen.
- Wie ist der ästhetische Ekel vor gewissen Formen leckerer Proteinträger (Insekten etwa) so grundlegend in den Kulturen der Erde überwunden worden?
- Welche Doktrin ist wirksam, dass die Menschheit klaglos intelligente Lebewesen als Nahrungsquelle annimmt?
- Weshalb ist die Körperchemie der „geernteten Felixianer“ so unglaublich kompatibel mit der Menschlichen?
Hier bieten sich zwei elegante Lösungen an, wovon die Eine schon im Text enthalten ist:
Zum Ersten könnte es eine Theologie des „Seelenexils“ oder der „Verstärkung“ geben, die je nach dem eine mildtätige oder egoistische, in jedem Falle aber gottgefällige Handlung im Verzehr der außerirdischen Intelligenzen begründet.
Zum Zweiten, und dieser Ausweg schimmert im Text durch, kann der Genuss des Fleisches der „Felixianer“ zu einer geistig-transzendenten, vielleicht drogenähnlichen Erfahrung führen - ein Leckerbissen für den Gaumen und eine spirituelle Erleuchtung inbegriffen.

Dann Varus, ja Varus, der, wenn es in dieser Geschichte so etwas gibt, die die Hauptperson ist - an einer Theaterbühne würde er schnauben und toben, wenn er im Faust den Mephistopheles zu geben hat, mit Häubchen, Spitzenschürze und sein Text aus dem Off gesprochen, er nur lächelnd an der Bühnenkante stehen sollte.
Varus also scheint mir verschenkt, birgt er doch das Potential einer Entwicklung, aber er wird nur als ein von den Ent- und Verwickelungen Getriebener präsentiert. Dabei erzeugt der Text eine starke Lust auf Varus Geschichte, zumal er das Vehikel sein kann, um die oben angemahnten Leerstellen des Textes mit Leben auszufüllen. Das darf ruhig die ein oder andere Textseite kosten, der Preis ist billig und verspricht reinen Gewinn.

Zusammenfassung
Die Geschichte “Felix Marcus Silvester“ ist trotz ihrer Mängel eine herausragende Geschichte im Bereich der SF auf dieser Website. Eine stimmungsvolle Erzählung, die religiöse, wissenschaftliche und epistemologische Bezüge nimmt und sich flott und handlungsreich weg liest.

Auf subtextualer Ebene spielt sie mit Problemen des Glaubens, der Seele und dem Dilemma der Unentscheidbarkeit.
Deshalb empfehle ich sie abschließend auch und gerade jüngeren Autoren, die sich auf das weite, steinbewehrte Feld der SF wagen und sich den Büchern eines Stanislaw Lem (noch) nicht gewachsen fühlen.

PS: Man, jetzt habe ich hier mehr Arbeit investiert, als in die meisten meiner Storys (*doppelplusgrins*)

 

Hi proxi,

interessante Analyse.
Ich kann einiges nachvollziehen. Besonders den Schluß, das diese Story als Vorbildfaktor wirken sollte. Da geh ich mit die absolut d'accord!

Aber, bei allem nötigen Respekt, was bringt es Jungautoren, wenn man ihnen gleich mit dem "Arsch-ins-Gesicht-zu fährt".

Du weist selber, daß 9 von 10 Geschichten für den Müllkübel geschrieben sind.
Ich möchte den Neulingen schon die Chance geben Fehler zu machen.
Gerade in der SciFi-Abteilung.

MB hat es mal angesprochen: "SciFi gibt es in Wahrheit nicht. Gegenwärtiges wird auf Morgen gedacht." *odersoählich*

Hätte man mich gleich mit meiner ersten Story abblitzen lassen, hätt ich nie wieder geschrieben. ABER es kam "Glaubensfrage" dabei raus, die du ja selbst empfohlen hast.

Mittlerweile denk ich mir, lieber ein bisserl Müll lesen, als nur spitzen Sachen.
Gerade, wenn ich sehe, was andere für Fehler machen, lerne ich daraus.
Wenn es nur mehr Lem gben würde, wäre es ja auch nicht so toll.
Es gibt schon ein paar Texte von ihm, wo mir das Grausen kommt.

Aber wie gesagt, grundsätzlich bin ich deiner Meinung.

lg, EL LE

 

Erstmal einen großen Dank an Proxi für diese sensationell ausführliche und tiefgehende Kritik. Sowas hat man selten. Danke! :thumbsup:

Du hast auf jeden Fall einige Stellen angesprochen, die verbesserungsfähig sind. Das gilt insbesondere für den Hintergrund, der das Jagen und Verzehren außerirdischen Fleisches erklärt. Ich habe versucht, das durch Andeutungen zu erklären, weil ich mir selbst nicht den Raum gegönnt habe, es ausführlich zu tun. Dies ist, wie Du Dir schon gedacht hast, dem Tempo der Geschichte geschuldet. Ich versuche mal, meine Gedanken kurz zu skizzieren:

Die terranische Kirche ist eine Weiterentwicklung der katholischen und hat offenbar den Status der einzigen Weltreligion, jedenfalls aus ihrer eigenen Sicht. Als der Machtbereich der Erde sich auf benachbarte Planeten ausdehnte, war die Kirche gezwungen, sich weiterzuentwickeln, um das Konzept anderer Wesen mit ihren Dogmen vereinbar zu machen. Praktischerweise tauchte irgendwie das "Dritte Testament" samt "Kosmische Offenbarung" auf (siehe Anfang der Geschichte). Es manifestiert nichts geringeres als den alleinigen Gottesanspruch der Heiligen Terranischen Kirche und erlaubt ihr, andere Wesen, die per definitionem Heiden sind, auszurotten. Natürlich ist das nichts anderes als ein durch angebliche göttliche Bestimmung kaschierter Imperialismus. Insofern ist der Name des Varus in der Tat unglücklich gewählt; in meinem Kopf symbolisierte er den alten römischen Imperialismus, aber dieser Vergleich hinkt gewaltig, da Varus gewöhnlich eher als Verlierertyp, nämlich der Varusschlacht, gesehen wird.

Einen weiteren Hinweis auf die Essgewohnheiten liefert dieser Satz: "Genviehskandale ließen die Bürger nach sauberen Fleischdelikatessen rufen."

Offenbar gibt es weit reichende Zuchtprojekte, aber die sind scheinbar problembehaftet. Die Alternative ist, das Fleisch zu verwerten, das bei den Eroberungszügen der Inquisitionsflotte abfällt. Man stelle sich die Erde als Wohnort einer kopfstarken, dekadenten Oberschicht vor, die ausschweifende Orgien feiert. Und die besten Orgien sind die, wo gerade die neuesten Delikatessen von fernen Welten serviert werden.

Zentraler Inhalt der Geschichte sind aber tatsächlich die Wunder. Du erwähnst nicht ohne Grund mein großes Vorbild, A.C. Clarke. In Abwandlung eines berühmten Zitates vom ihm lege ich Varus den einen, zentralen Satz in den Mund: "Unmögliche Magie ist von göttlichen Wundern nicht zu unterscheiden." (Clarke: "Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.")

Varus ist der einzige in der ganzen Truppe, der an dieser Stelle ganz intensiv nachdenkt und Zweifel bekommt. Natürlich lässt die Form der Kurzgeschichte der Figur nicht genügend Raum, um diese Veränderung in allen Details zu beleuchten. Ich bin gezwungen, mit Andeutungen zu arbeiten. Deutlich wird, dass er die Felixianer für die wahren Kinder Gottes hält. Er bricht zusammen, als er in den Wundern den Gottesbeweis erkennt, aber gleichzeitig feststellen muss, dass dieser allmächtige Gott nicht sein Gott ist, sondern der der Felixianer. Sein ganzes Leben lang hat er an einen Gott geglaubt, der sich nicht um ihn gekümmert hat (diesen Eindruck haben übrigens auch heutzutage viele Menschen). Als er ein Felixianer geworden ist, ist er ein Kind Gottes geworden. Man kann an dieser Stelle übrigens gerne eine Mitteilung zwischen den Zeilen lesen ;)

Ich werde mal schauen, Proxi, ob ich einige Deiner Verbesserungsvorschläge demnächst in die Geschichte kriege. Ein paar Sachen sind recht unproblematisch, andere dürften kaum mehr machbar sein, helfen mir aber auf jeden Fall bei weiteren Texten.

In diesem Sinne, nochmal Danke für die ausführliche Besprechung.

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Erstmal einen großen Dank an Proxi für diese sensationell ausführliche und tiefgehende Kritik. Sowas hat man selten. Danke!
Auch wenn das jetzt sensationell grosskotzig klingt: Es hat Spass gemacht, weil dies mal eine Story war, die eben auf mehreren Ebenen agiert, ausfuehrlich genug ist und stilistisch ansprechend ist.
Solche Storys haben es eben verdient, dass sie nicht nur mit einem Dreizeiler bedacht werden, auch wenn meine Intention, eine rege Disskussion auszuloesen versandet ist.

Du hast auf jeden Fall einige Stellen angesprochen, die verbesserungsfähig sind.
Es heisst ja auch: Kritik (*g*)
Praktischerweise tauchte irgendwie das "Dritte Testament" samt "Kosmische Offenbarung" auf (siehe Anfang der Geschichte
Ehrlich gesagt, habe ich dem nicht den Stellenwert beigemessen, den er in der Tat hat. Allerdings waere eine staerke Verknuepfung mit dem Text wuenschenswert, denn wenn ich dies uebersehen haben, dann... (*g*)
Insofern ist der Name des Varus in der Tat unglücklich gewählt; in meinem Kopf symbolisierte er den alten römischen Imperialismus
Wie waere: Varus Sixtus Alemanicus (*g*)
Einen weiteren Hinweis auf die Essgewohnheiten liefert dieser Satz: "Genviehskandale ließen die Bürger nach sauberen Fleischdelikatessen rufen."
Da muss ich nicht wirklich sagen, wie gezwungen das wirkt. (Fuer solche Scheinerklaererei bin ich ja wohl beruechtigt)
Man stelle sich die Erde als Wohnort einer kopfstarken, dekadenten Oberschicht vor, die ausschweifende Orgien feiert. Und die besten Orgien sind die, wo gerade die neuesten Delikatessen von fernen Welten serviert werden.
Diese Info haette dann aber in den Text hineingehoert.

Zentraler Inhalt der Geschichte sind aber tatsächlich die Wunder.
Ueber Wunder handelt meine TdM-Story und das Problem, ein Wunder als solches zweifelsfrei zu erkennen. Deshalb ist Dein Text eben doch im Sinne eines "Scheinwunders" interpretierbar. Streite dies nicht ab, denn es wuerde (zwar nicht den Text) aber den Autor abwerten.
Du erwähnst nicht ohne Grund mein großes Vorbild, A.C. Clarke.
Tja, ich kenne eben nicht nur Lem, wie hier mancher vermutet (*g*)
(Clarke: "Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.")
Was natuerlich stark vereinfacht ist. Zum einen ist das Wort "fortgeschrittene" durch das Vergleichswort "weiterentwickelte" zu ersetzen und zum anderen passt, ab einer gewissen technologischen Schwelle fuer das Wort "Magie" das Wort "Natur" eindeutig besser.
Ich bin gezwungen, mit Andeutungen zu arbeiten.
Trotzdem ist der innere Widerspruch (der eher Ratio gegen Emotio heisst)zu schwach beleuchtet. Denn in Wirklichkeit ist Varus eben kein Glaeubiger mehr!
Er bricht zusammen, als er in den Wundern den Gottesbeweis erkennt,
Zu erkennen glaubt!
Man kann an dieser Stelle übrigens gerne eine Mitteilung zwischen den Zeilen lesen
Muss!, oder es ist keine SF und die Story ist nichts wert!
In diesem Sinne, nochmal Danke für die ausführliche Besprechung.
Hast Du meinen missglueckten Thread ueber "Kritik in der SF" gelesen? Insofern muss ich mich bedanken, dass noch jemand solche Kritiken schaetzt (tja, wir verdammten, sf-grosskopferten Kulturbuerger (*g*)).
Proxi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom