Fauxpas mit Gina
(Omage an Su)
Bei „Günnni“ war ich. „Destille“ heißt sein Schuppen, riecht auch so und eigentlich hänge ich da nur ab, weil die Premiere haben und Prahli, Nobbi und Kutte auch immer zum Fußballgucken da sind, am Samstagnachmittag. Ich hatte mir also ordentlich einen angelutscht, an diesem Nachmittag. Musste ich auch, Köln hatte wieder mal verloren. Um neun war meine Kohle alle, Anschreiben is bei Günni auch nich mehr drin, „zumindest für Dich“ sagt Günni und ich machte mich auf den Weg nachhause. Eigentlich wollte ich noch an die Dönerbude, aber Mustafa, war weg, nach Trabzon, zu seiner Sippe und mein Magen knurrte den Radetzkymarsch im Dreivierteltakt.
Als ich an der neuen Wohnkiste –soll wat ganz tolles sein mit nem Architektenpreisausschreiben, sagt Bernie, aber der hat ja auch Abi- vorbeikam, da wo die Knetetypen aus den coolen Firmen ihre Bleibe hatten, bis sie ne schicke Einfamilienbude kauften, hörte ich Musik. Gut, keine Schlager, also nich ganz meine Fassong, aber es roch verdammt gut nach ner korrekten Grillung. Ich also nen Schlag nach links und ab in den Hof. Blitzschnell den Grill ausgemacht und schon hatte ich nen Würstchen in der Fresse und Senf auf meinem neuen Polohemd und das alles kostenlos.
Eins von Günnies Pilsken muss wohl doch schlecht gewesen sein. Nix wie auffn Eimer dachte ich mir und das auffem gradesten Weg. Wie Schummi, mitten durch die Boxengasse, dachte ich. Aber da feierten die wohl grade seinen neuen Sieg, jedenfalls war ich mittendrin im Ringelpietz mit Hinfassen. Na jedenfalls wurde ich von hinten angebumst, so richtig standfest war ich ja dank Günnies Brühe, zu der er Kölsch sacht, nich mehr und kann mich eben noch an sonner Tussi innem heißen Sommerfummel festkrallen. Denke, die hatte auch Probleme mittem Kreislauf. Jedenfalls lässt das Luder mich nicht mehr los, Manno ich muss pissen wie Harry, kann aber wegen der Tussi nich weg. Die Hose von Woolworth ist auch neu, also hebe ich abwechselnd die Füße, das erleichtert den Druck. Ich bin am Schwitzen wie nen Finne und habe voll den starren Blick. „Ich hole uns was zu trinken“ sagt die Tussi plötzlich und schon isse weg. Das ist deine Chance, denke ich mir, aber für den offiziellen Lokus ist jetzt schon fast zu spät. Ich mache auf Radarstation und entdecke einen Bottich mit Blumen. Schad bestimmt nix, ich also hin und den Holundendrun gewässert. Boooah, das war knapp.
Habe Glück, gleich daneben ein paar Plastikgartenmöbel. Da mache ich jetzt erstmal ein Nickerchen, bevor ich nachhause ziehe. Bin so müde, kriege nicht mal die Augendeckel zu.
Ich zucke zusammen. Scheißfliegen denke ich, irgendwas kitzelt im Nacken. Mein Gott, ich bin auf dem Soffa eingepennt und guck nen Kinofilm im Fernsehen, oben und unten nen schwarzer Balken und dazwischen ne Braut mit kaum was an. Irrtum! Die Fee im breiten Gürtel ist echt und hat sogar noch was zu trinken angeschleppt. Ich habe Nachdurst und nehme nen dicken Schluck. Booohey, jetzt weiß ich wie das Zeug aussem Tetrapack schmeckt, dass die Jungs ohne Bude sich in der Fuzo immer in Kopp knalln. Ne ich will nich undankbar sein, zu der Fee hin, aber frage obs hier kein Bier gibt. Aber irgendwie rallt sie dass nicht ab -vielleicht nuschel ich ja auch- und guckt mich mit ihren großen Augen an wien frischgeficktes Eichhörnchen. Na, denk ich war bestimmt nich bös gemeint mit dem Fusel und schenke ihr das, was ich an Lächeln gerade noch so hinkriege. Klaro ich bin angedröhnt, aber die hat son Blick wie Gina Wild in Kallies Lieblingsfilm, wo ne ganze Horde Bauarbeiter auf sie drauf sind. „Tanzt gut?“ stammele ich, denke dabei aber an mich und Gina. Jetzt aber ran wie Hector an die Buletten. Und da fragt mich Gina (Scheiße, war die nicht blond?) auch schon ob ich hier auch ne Bude habe. Wink mit ner Bogenlampe! Versteht auch son besoffenes Wrack wie ich!
Ehe das hier innen Verhör ausartet frage ich: „Willße nochma Tannssen?“ und zergele sie zur Musik. Echt lahmer Sound, aber zum Schwofen, ganz okay. Jetzt, wo Gina (Die war doch echt blond und nich dunkelbraun!?) auch gut angetüdelt is, mache ich mal ne große Scannung mit beiden Pfoten auf ihrem Hintern.
Nen ordentlichen Schlüpfer trägt das Luder nicht, aber einen geilen Arsch hat sie unterm Röckchen.
Jesus Maria, die zehn Geburtags-Bommerlunder von Prahli hätte ich wirklich nicht weggluckern sollen, bei Günni. Mir ist schlecht und ich will ins Bett. „Abtauchen“, denke ich und mache einfach die Augen zu.
Wie wir dahin gekommen sind, weiß ich nicht mehr genau, aber irgendwann stehe ich in einem fremden Hausflur und Gina (immer noch braun) fingert an mir rum und schiebt mich in ein Zimmer wo ein großes Bett steht. Ich will Gina fragen ob sie wirklich echt ist, aber sie sagt „Schscht“ und hält mir den Mund zu mit ihrem Finger. Dann zieht sie mir die Klamotten aus. Ich bin wehrlos, wie ein Baby auf dem Wickeltisch. Besoffene Frauen sind manchmal echt komisch, ich habe Panik, dass ich ihn nicht hochkriege und sie fängt ne Rauferei mit mir an. Weil sie strampelt, wie nen Lamm auf der Schlachtbank, halte ich ihre Beine an den Oberschenkeln fest. Anstrengend, ich will mir keine Blöße geben, muss aber doch stöhnen, wien russischer Gewichtheber.
Scheint zu klappen, die Aktion. Gina gibt auf und macht auf unterwürfigen Hundewelpen. Fängt an zu lecken, auch meine Brust. Ist vielleicht die Stelle wo ich mir vorhin das Bier draufgekippt habe, beim O:3 oder den Löwensenf beim Gratiswürstchen.
„Mach die Augen zu“, flüstert Gina. Das kann ich gut, denke ich. Und ne Mütze voll Schlaf vor ner Nummer ist bestimmt gut für die Kondition. Ehrlich, ab da weiß ich gar nix mehr. Nur, ich hab gepennt, wie ein Murmeltier.
Aufgewacht bin ich mit nem Riesenschädel –wie der von dem Urviech im Museum König, wo ich mal mit den Bälgern war um die ganzen ausgestopften Kadaver anzugucken. Jetzt ganz langsam die Augen auf. Erst links, dann rechts. Und die verdammten Vögel brüllten draußen um die Wette. Gerochen hat es auch nicht, wie bei Melanie und mir. „Hat die blöde Kuh schon wieder Knete für neue Bettwäsche ausgegeben?“ Im Wohnzimmer telefonierte Melanie mit ihrer Mutter. „Klingt irgendwie anders, mein Weib, heute Morgen. Komisch auch kein Mucks von den Blagen zu hören“. Melanie kommt ins Schlafzimmer und spukt mir was Kaltes auf den Rücken. „Bett verbringen“ sagt sie mit der fremden Stimme zu ihrer Mutter“. Mir ist nach Weiterpennen und mir schwant nichts Gutes…Melanie ist gar nicht Melanie. Aber der Stress den Melanie macht, wenn ich nachhause komme, dass ist dann echt Melanie. „Laszlo! Tot stellen“ sage ich zu mir, jetzt einfach tot stellen…
Und … ich wette beide Eier, das glauben mir die Jungs bei Günnie nie…