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Faszination der kreisförmigen Existenz

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02.01.2011
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Faszination der kreisförmigen Existenz

Traum DR.03

Die Tür geht nicht mehr auf. Armin schreit und fuchtelt und muss erkennen, sie geht nicht auf. Dann braucht er sich ja nicht länger zum Affen machen. Aber die Rampen im Inneren hatten ihm wirklich gut gefallen – viele Haarnadelkurven. Armin nimmt den Rollstuhl, setzt sein resigniertes Gesicht auf und fährt davon. Der Innenhof bietet ihm eine sanfte Abfahrt. Mittig ist der Hubschrauberlandeplatz in orangen Linien gekennzeichnet. Vier hoch oben angebrachte Scheinwerfer strahlen ihr eiskaltes Licht in den quadratischen Hof. Armin fühlt sich fast wie auf dem Boden eines Brunnens, das Licht von oben blendet ihn. Hastig fährt er bis zum Tor, dann scharf rechts die holprige Gasse hinunter. Schlagartig wird es dunkler. Seine Pupillen brauchen ein paar Sekunden.
Die diesige Luft verwischt die Straßenlaternen wie auf einer Leinwand. Rechts und links stehen, etwa mannshohe, bröckelnde Mauern verschiedener Grundstücke. Sie sind windschief und kantig. Hinter ihnen erstreckt sich gräuliches Schwarz, bestückt mit den Umrissen einiger Häuser. Ein morbider Charme, der wohl erst in diesem Halbdunkel zum Tragen kommt. Das romantische Auge wird dann aber in die unschöne Realität zurückgeholt, wenn man die silbernen Gehäuse der Überwachungskameras entdeckt. Wie polierte Vogelscheuchen stehen sie da, argwöhnisch und aufmerksam. Jemand hat sie geputzt. Armin findet es amüsant, das paradoxe Verhalten der Nachbarn. Eine Kamera, die alles, aber nie sich selbst sehen kann zu polieren – fast schon tragisch.
Die Wurzeln einer alten Eiche sprengen den Asphalt, bringen seinen Wagen zum Hüpfen. Efeu beißt sich ins Gemäuer. Armin gefällt die Vorstellung von der Rache der Natur. Die wieder eingeführte Regelmäßigkeit der Dinge. Menschheit ist Krankheit. Alles nur eine Frage der Zeit.
Der Stuhl wird schneller. Die Gasse wird steiler. Die, durch die unregelmäßige Bauweise der begrenzenden Mauern entstehende, Straßenführung fordert einem beschleunigenden Rollstuhlfahrer einiges ab. Doch scheinbar geübt regelt Armin mit seinen nackten Händen die Ausrichtung seines Gefährts. Auf einmal wirken die Rampen seines Hauses in ihrer monotonen Symmetrie weit weg und über alle Maße unattraktiv. Seine Augen sind starr auf den Verlauf der quadratischen Kleinpflastersteine gerichtet, wie es sie nur noch in der Altstadt gibt. Die lieblichen Mauern und die paradoxen Kameras verschwimmen. Sie bilden nur noch die Repräsentation einer Begrenzung, generalisiert, als ein Objekt der Wahrnehmung. Armins Handflächen glühen auf, in dem Versuch die Geschwindigkeit seines Gefährts zu beeinflussen. Eine scharfe Rechtskurve, dann ein leichter Anstieg, den Armin mit dem restlichen Schwung vom Abhang überwindet, und dann leger vor der Leitplanke zum Stehen kommt.
Jetzt sieht er rechts die Lichter der Stadt, seiner Stadt. Goldgelb und Purpur liegen sie in ihrem Tal. Von oben und von weit weg sieht alles immer so ruhig aus, unbewegt. Ein Schein der meist trügt. Gut so. Armin muss weiter, näher ran. Schon lange wartet er auf ein wenig Abwechslung. Ein wenig zu viel Glühwein und das simple Leben eines Gewöhnlichen. Das wünscht sich Armin. Er rollt weiter.
Aber unten wartet die Schwester, deren Namen er immer vergisst. Aber ihr mitleidiger Blick kommt Armin bekannt vor. Sie haben den schwarzen VW-Bus schon mitgebracht. Sie fahren wieder den Berg hoch, in sein schönes Zimmer. Armin glaubt nicht mehr daran jemals unten anzukommen. Sich unter die Leute zu mischen, die Dynamik der Großstadt zu spüren.

_

In seinem schlichten weißen Zimmer mit dem groben Putz lag er lange auf dem Bett, den Blick unverwandt auf einen Punkt über der Tür gerichtet. Die kleine dort angebrachte Luke war keineswegs der Ort an dem etwas außergewöhnliches passieren würde. Einzig und allein die Angewohnheit den Blick auf den Ursprung einer Tonquelle zu richten und die Eigenschaft der Luke, den Schall vom Gang am direktesten einzulassen, bestimmten die Haltung des Liegenden. In seinem Bauch brodelte noch die Reste des vorzüglichen Kaffees, den er vor etwa einer Stunde geliefert bekommen hatte. Keine Wassersuppe die man sonst so bekam. Ordentlich, mit Espresso. Das kleine, polierte Silbertablett stand jetzt, mitsamt filigranem Rosenthal, ordentlich vor der massiven Holztür. Dunkles Holz, vielleicht Walnuss. Und mit der Hand verarbeitet, dass war an der unregelmäßigen Oberfläche zu erkennen, die der Tür ein abwechslungsreiches Profil verlieh. Die Struktur des Holzes schien zum Teil erhalten, die gesunde Regelmäßigkeit der Dinge gewahrt.
Wohl bekannte Sohlen liefen jetzt wieder leise durch den Gang. Die schweren Türen der anderen Zimmer öffneten und schlossen sich, darauf bedacht keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Die Luke kündigte auch seinen Besuch an. Seine Messingklinke wurde heruntergedrückt und der große aber schmale Schatten eines Mannes trat ein. Nachdem der Dimmer in Türnähe betätigt worden war legte der Lieferant stumm einige frische Bleistifte und einen neues Notizbuch auf den großen, sonst leeren, Schreibtisch und setzte sich auf einen der beiden Stühle. Lange passierte nichts.

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Ich werde den Dialog mit dem guten Herrn Professor suchen und meine Abneigung gegen einen Fensterblick gen Westen zur Seite legen müssen. In einen Dialog über die Freiheit des Einzelnen, die Inspirationskraft der dreckigen Welt und die Relevanz der Sonne werde ich ihn verstricken.
„Das Produzieren ist von äußerster Wichtigkeit“, spricht drahtige Mann mir ins Gesicht. Das erste Wort, dass ich durch mein stetiges Starren in seine unruhigen, etwas wässrigen Augen erzeugen konnte. Er trägt keine Brille. Ich habe mich inzwischen auf dem zweiten Stuhl platziert und mich dem Professor direkt zugewandt. Unsere Gesichter sind, aufgrund unserer beider Unwilligkeit den eigenen Stuhl über den steinernen Boden zu bewegen, nur etwa vierzig Zentimeter voneinander entfernt. Eine Nähe, die mein Gegenüber wohl zu verunsichern scheint. Ich bin mir nicht sicher in welchem Maß er den Widerstand seiner Zöglinge gewohnt ist oder ob es kategoriale Unterscheide gibt. Die Jungs von Science-Fiction sollen mal versucht haben rauszukommen. Dachten ihre Bleistifte wären irgendetwas futuristisches. Ich sitz in Drama. DR.03 steht auf meiner Tür. Auch von Innen. Mehr weiß ich nicht. Mehr sollte ich nicht wissen. Die Trennung ist sehr streng hier. Stark zensierter Briefkontakt ist aber möglich, des kreativen Potenzials wegen.
Der Professor räuspert sich lautstark. Ich muss ihn von der Aussichtslosigkeit dieses Projekts überzeugen, das lebende Beispiel des Scheiterns. Noch fühle ich mich überlegen, klar und mit festen Vorsatz das System zu verneinen aber wohl wissend, dass diese Geisteshaltung nicht von Dauer seien kann. Der Kaffee ist inzwischen schon mindestens neunzig Minuten her. Langsam fangen die Ränder meiner Retina wieder an zu verschwimmen. Mein Kopf wird erst immer leichter bevor es dann anfängt. Sie kennen das ja.
„Sie wissen, dass sie ihr schönes Zimmer hier nur behalten können, wenn sie uns etwas dafür geben.“
Die Banalität der Sätze widert mich an. Aber ich nehme an sie verfehlen ihren Zweck dennoch nicht. Irgendeine psychologische, subtile Wirkung werden sie auf mein Bewusstsein schon haben. Ich wende den Blick ab. Sehe rüber zum schwarzen Fenster. Der Manipulation meines Geistes wohl bewusst, denke ich nur noch an die Verzweiflung des Widerstandes, die dicken Mauern die um meine Freiheit errichtet wurden. Meinen Körper, der sie nicht überwinden konnte. In mir muss es etwas wahres geben. Etwas das ich dem Zwang entgegenstellen kann. Eine innere Stärke um mich zu verschließen.

Instrumentalisiert. Aber da sind auch Zweifel. Alles wirkt so simpel, fast verdächtig. Die Wärter sind die Männer in Schwarz und wir, die Zöglinge, die Engel in Beige. Leinenanzüge haben wir bekommen. Ein fein geschneidertes Hemd mit kleinen Hornknöpfen, eine komfortable Hose und etwas dunklere Wildledermokassins. Der Professor hat so Birkenstockdinger an. Er starrt immer noch zurück. Es wird immer schwerer mich zu konzentrieren und irgendwann wirkt die Welt, das Zimmer und der Professor einfach zu schwer, die Situation zu aussichtslos. Dann geht es ganz schnell. Mein Denken beschleunigt sich und wird diffuser. Ich rutsche weg, entferne mich von mir selbst. Butterweich umgibt mich das Licht, der Rest schon kaum mehr wahrnehmbar.
„Aber bitte, nimm dir deine Freiheit!“, höre ich es irgendwo hinten in meinem Kopf widerhallen.

In all dem großen Weiß, verlassen von der Physik der Wirklichkeit, in dieser großen Wüste baue ich mir meinen Moment. Meine abstrakte Kreation eines Lebens, in einer unendlichen Fusion von Farben breitet es sich vor mir aus wie die Lichter einer Stadt. Ich bin der Künstler im sterilen Raum. Ich beginne zu schreiben um der Übermacht in meinem surrenden Kopf Herr zu werden. Ich will Armin heißen. Will die Luft außerhalb der Mauern spüren. Meine unfreiwillige Fantasie ergötzt sich auf das Weiß der Seiten.

_

Ich stehe vor einer gläsernen Schiebetür, so wie die im Supermarkt. Das Licht, dass in einer schwarzen Kunststoffanzeige integriert ist, leuchtet rot wenn ich mich darauf zu bewege. Das Glas bewegt sich nicht. In der Ecke steht ein Rollstuhl. „Nimm dir deine Freiheit“, sagte der Professor. Aber ich weiß unten werden sie mich wieder aufgreifen, er und die Schwester, und mich zurückschleifen in mein schönes kleines Zimmer mit dem groben Putz und dem leckeren Kaffee.

 

Hallo Nikonotiz und herzlich willkommen hierselbst!

Da hastu Dich aber mit einem Hang zur entbehrlichen Beschreibung in einer & auf eine gespaltene Welt eingelassen, in der ein Icherzähler gern ein andrer wäre. Flucht und Flüchtigkeit beherrschen die Geschichte, was an zehn Bemerkungen aufgezeigt werden soll (immer nur ein Beispiel, weil ich von überzeugt bin, dass Du eine Überarbeitung selbst bewältigen kannst).

Schon der zwote Satz zeigt, woran die Geschichte insgesamt leidet:

Armin schreit und fuchtelt und siehtKOMMA sie geht nicht auf.
Mit der ersten Erwähnung Deines Protagonisten wird wiederholt, was der erste Satz beschreibt, wenn auch durch den Stellvertreter des Erzählers. Ich meine, mit dem zwoten Satz wird der erste entbehrlich.

Zum Zwoten leidet der Text unter der fehlerhaften Zeichensetzung. Da sich das wiederholt, zeigt es, dass das nicht Flüchtigkeit sein wird. Nebensätze sollten grundsätzlich vom Hauptsatz durch Komma getrennt werden – was bei Infinitivgruppierungen durch Ausnahmeregelungen nach neuer Rechtschreibung mE bissken chaotisch und keineswegs vereinfacht wurde.

Das romantische Auge wird dann aber in die unschöne Realität zurückgeholtKOMMA wenn man die silbernen Gehäuse der Überwachungskameras entdeckt.
Neben dem Komma (s. zuvor) eine Inflation von Attributen / Adjektiven, was die Gefahr des Kitsches erhöht. Probier einfach selbst aus, welches Adjektiv wegfallen kann, ohne Deine Aussage zu gefährden („unschön“ ist nicht nur, was da steht, es ist zB auch entbehrlich, weiß doch jeder, dass die Realität so ist, zumindest ab & an).

Ja, dann kommt sowas wie’n bissken Kleist hervor:

Eine Kamera, die allesKOMMA aber nie sich selbst sehen kannKOMMA zu polieren – fast schon tragisch.
Bei einschränkender Konjunktion (<aber nie sich selbst) ist nach K113, Duden Bd. 1, ein Komma zu setzen. Kannstu übrigens umgehen mit minimalem Aufwand:
„Eine Kamera zu polieren, die alles sehen kann außer sich selbst – fast …“, wie auch beim vorgehenden Satz nun hier
Armin findet es amüsant, das paradoxe Verhalten der Nachbarn.
Warum nicht einfach „Armin findest das paradoxe Verhalten der Nachbarn amüsant“?

Dann fällt einige Flüchtigkeit auf:

Die Wurzeln einer alte Eiche sprengen …
alte + n
und kurz drauf
die Geschwindigkeit seiner Gefährts zu beeinflussen.
seines

Ins gleiche Horn, aber mit ’ner Variante

Efeu beist sich ins Gemäuer.
„beißt“, bei fehlendem ß auf der Tastatur „beisst“

Dann erneut Kleist

Eine scharfe Rechtskurve, dann ein leichter AnstiegKOMMA den Armin mit dem restlichen Schwung vom Abhang überwindetKOMMA und dann leger vor der Leitplanke zum Stehen kommt.
Ja, so sucht man das Abenteuer … Irgendwann wird’s noch eine Rollator WM geben …

Sie fahren wieder den Berg hoch in sein schönes Zimmer …
mit einem
schwarzen VW-Bus
?
Da ist aber in dem kleinen Satz alles verpackt: das „schöne“ Zimmer ist wohl eher eine Garage …

„Das Produzieren ist von äußerster Wichtigkeit.“, spricht drahtige Mann mir ins Gesicht.
Kein Punkt am Ende der wörtl. Rede beim bloßen Aussagesatz, anders bei Frage oder Ausruf.

Und damit will ich schließen:

Unsere Gesichter sind, aufgrund unserer beider Unwilligkeit den eigenen Stuhl über den steinernen Boden zu bewegen, nur etwa vierzig Zentimeter voneinander entfernt.

So viel oder wenig für heute!

Gruß

Friedel

 

Hallo nikonotiz,

von deiner Geschichte geht schon ein bestimmter Reiz aus. Ich habe mich gern als Beobachter im Geist mit auf den Rollstuhl gesetzt. Aber leider ist die Fahrt sehr ruckelig und es fordert zu viel Konzentration, um nicht abgeworden zu werden. Und das sind nicht unbedingt die Gedanken deines Prots, auch nicht die Beschreibungen. DIe sind eigentlich ganz spannend. Eigentlich, weil der Text leider immer wieder lahmt, kaum, dass man in den Fluss getreten ist.
Beschreibungen hinken, Sätze sind umständlich formuliert und viele viele Fehler beeinträchtigen den Lesegenuss. Insbesondere die Kommata musst du dir noch mal ansehen. Respektive die nicht gesetzten ;)

Ich habe mir die Mühe mit dem ersten Absatz gemacht. Habe da mal die gröbsten Schnitzer genommen, um dir daran zu veranschaulichen,was ich mit meiner Kritik im einzelnen meine:

Armin schreit und fuchtelt und sieht KOMMA sie geht nicht auf.
das ist der einstiegssatz, der darf unter keinen Umständen einen Fehler beinhalten (oder meinetwegen der zweite)
aber auch mit dem Komma ist das gesetellzt. Schreit, okay. fuchtelt, da wirds schon schwierig - sieht ? DIeses zahme Wort an diesen Gefühlsausbruch mit einem und ranzuhängen beißt sich.
Armin nimmt den Rollstuhl, s
oder lieder den Bus? ;)
definitiv das falsche Verb
Schlagartig wird es dunkler.
schlagartig kannes nur dunkel werden. dunkler werden ist ein Prozess, schlagartig ist wie der Fall der NAcht. Peng!
zum tragen kommt
T
as romantische Auge wird dann aber in die unschöne Realität zurückgeholt wenn man die silbernen Gehäuse
too much
Armin gefällt die Vorstellung der Rache der Natu
von der Rache der Natur
seinen Wagen
Benz? Toyota? Sag doch einfach Rollstuhl. Das ist definitiv kein Wagen!
Die, durch die unregelmäßige Bauweise der begrenzenden Mauern entstehende, Straßenführung fordert einem beschleunigenden Rollstuhlfahrer einiges ab.
boah, was für ein Ungetüm von Satz.
dann leger vor der Leitplanke zum Stehen kommt.
schönes Wort, man liest es aber nicht so und deswegen kippt man raus

So, nur der erste Absatz, wie gesagt. Und ohne Vollständigkeit, nur mein erstes drübergehen, da sind noch mehr Dinger drinnen.
Vielleicht konnte ich dich ja ein bisschen sensibilisieren und du findest in den anderen Blöcken die Krücken selbst.

Viel Erfolg beim Friesieren des Textes. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Ein spätes aber herzliches Dankeschön an Friedrichard und weltenläufer!

Es tut mir Leid, dass die Rechtschreibung ein flüssiges Lesen unmöglich gemacht hat. Es fällt mir äußerst schwer mich in Grammatik hineinzudenken - für mich ergeben die Wörter auch so einen Sinn.

Ich bin noch zwei Mal drüber gegangen und bin sicher, dass es noch immer eine Menge Fehler gibt. Ich bleibe wachsam.

Wenn es jemandem möglich wäre Aufbau und Inhalt kritisch zu beobachten wäre ich sehr dankbar.

 

Hi nikonotiz!

Was den Aufbau betrifft, bin ich definitiv kein guter Kritiker, ich achte weder beim Lesen noch beim Schreiben besonders auf das Konzept. Das nur mal vorausgeschickt. Aber trotzdem meine ich, dass der Aufbau eben ein kreisförmiger ist. Zu Beginn Armin, dann Ich-Erzähler, zum Ende Armins zweiter Auftritt.
Ein in einer Mischung aus Krankenhaus und Drillcamp festgehaltener Schreiber erträumt und erschreibt sich eine Existenz außerhalb der Mauern. Die Geschichte spielt auch mit den Grenzen von Fiktion und Realität, meine ich herausgelesen zu haben. Das ist immer gut. Hat auf jeden Fall was, dieses Setting, auch dass hier eine gehandicapte Heldenfigur imaginiert wird, gefällt mir.
Wirklich glänzende Ideen, teilweise sehr detaillierte Beschreibungen, und mit deinem Aufbau noch den Versuch eine besondere Form, eben die wunderschöne und perfekte Kreisfigur zu ziehen. Drei dicke Daumen nach oben dafür!

Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass mir der Kreis etwas ausgebeult zu sein scheint, der würde so noch kein gutes Rad abgeben. Frag mich jetzt nicht, woran ich das festmache, ist so ein gefühlsmäßiger Eindruck. Was mir noch auffiel, und was ich auch belege, sind so paar Darstellungsarten:

Wie polierte Vogelscheuchen stehen sie da, argwöhnisch und aufmerksam. Jemand hat sie geputzt. Armin findet es amüsant, das paradoxe Verhalten der Nachbarn. Eine Kamera, die alles, aber nie sich selbst sehen kann zu polieren – fast schon tragisch.

Unbedingt gut finde ich dieses Kamera- und Bigbrother-Thema! Nebenbei macht Armin eine Beobachtung, die sich generalisieren lässt. Menschen polieren andauernd irgendwelche Sachen und machen sie glänzend, obwohl die sich selbst nicht sehen können. Hier klingt das so, als könnten das nur Kameras nicht. Aber hauptsächlich meine ich dieses Hinterhergeschobene - fast schon tragisch. Würd ich fast immer weglassen, solche Wertungen, die man dem Leser aufs Auge drückt.

Armin gefällt die Vorstellung von der Rache der Natur. Die wieder eingeführte Regelmäßigkeit der Dinge. Menschheit ist Krankheit. Alles nur eine Frage der Zeit.

Hier ist was Ähnliches. Solche Statements wie Menschheit ist Krankheit passen ja nicht in jeden Text. Das ist so krass einseitig, da gibt es keine Ambivalenz und keine Zwischentöne. Die drängen den Leser in eine bestimmte Position, wenn sie den Text durchziehen. Und ich denke entweder man setzt solche Statements durchgehend ein, um per Übertreibung oder Vereinfachung griffige Slogans zu produzieren, die heftige Wirkmacht haben können; oder man lässt sie ganz draußen. Als vereinzelte Gedankensplitter irritieren die nur.
Der Armin-Icherzähler hätte ja schon Anlass für menschenverachtende oder sogar -hassende Gedanken. Menschheit schließt ihn ja mit ein - dass Armin Rollstuhlfahrer ist, lässt sich als körperlicher Ausdruck dieser seelischen Deformierung namens Selbsthass lesen.

Also hier ist viel tolles Zeug drin, das die Arbeit lohnt. Aber da muss wirklich noch ne Menge nachgeschliffen werden.

Bis dann

Kubus

 

Ich danke dir wirklich herzlich Kubus.

Dein Lob hat mir sehr geholfen und auch deine Kritiken sind absolut berechtigt. Ich habe ebenso das Gefühl eines nicht allzu runden Kreises und bin auf der Suche alles etwas harmonischer zu gestalten.
Auch die Quintessenzen, die Lebensweisheiten sind zu platt wie du sagst. Ich war wohl der irgendwie der Auffassung, dass sie dem Alltagsleser etwas geistreichen Inhalt vermitteln. Für den aufmerksamen Beobachter ist hingegen das Gegenteil der Fall. Also werde ich versuchen diese Sätze anders auszudrücken, sie mit Feingefühl einbauen.

Danke,

Grüße,

Nikonotiz

 

Es tut mir Leid, dass die Rechtschreibung ein flüssiges Lesen unmöglich gemacht hat,
was so nicht stimmt,

liebe nikonotiz,
(Notiz ist gramm. weibl. und somit der gesamte Name)

es lässt sich lesen und man versteht auch den Sinn der Wörter. Die haben eh, jedes für sich allein schon seine / ihre Bedeutung(en), ob sie einer verstehe oder nicht. Das ist schon fast wie die Schöpfung: sie hat ohne uns Besatnd. Um näher drauf einzugehn auf die Folgen gestörter Grammatik und deren Notwendigkeit nehm’n wir mal die einfache Kombination

»mama sagte der gefangene floh«,​
die sich sicherlich aus einem Kontext, der hier nicht aufgeführt ist, einfach deuten ließe und allein durch Satzzeichen und hernach durch Aufteilung in Wortarten gewinnt. So hastu einige Möglichkeiten hierzu. Versuch’s mal!, denn hauptsächlich ist es die Zeichensetzung und Deine Geschichte & der Stil haben was. Kinderkrankheiten hatten wir alle, jeder auf seine Weise.
Da gibt’s nur eins als bittere Medizin: zieh Dir die Einleitung (K …) des Duden Bd. 1 rein für’n Stündchen oder zwo ...

Jetzt zu Deinem Text, die Kleinkrämerseele halt ich geschlossen, da hab ich im ersten beitrag einiges getan: Es ist mE die Geschichte des Hamsters in Käfighaltung, der ausbrechen will und doch immer nur in die gleiche Tretmühle zurückgerät: tägl. Routine im Laufrad oder anders: tägl. Tretmühle - wenn auch in der Anstalt. Nun heißt Dein Hamster „Armin“, mit dem sich der Prof. ein Spiel treibt:

„Nimm dir deine Freiheit“, sagte der Professor,
und Armin weiß, was ihn erwartet: aufgegriffen und bei leckerem Kaffee weggespert.
Das klingt nach Resignation, ist aber nackte Ironie, hätte denn sonst der Autor dem Prot mit dem Namen des Nationalheros versehen? Armin – in den westgermanischen Dialekten irmin, ermin, der „Große“ bzw. „Allumfassende“, schon fast göttlich, zumindest halbgöttlich, und nicht einfach „Her[r]mann“.
Ironie blitzt immer wieder auf mit
[… morbidem] Charme, der wohl erst in diesem Halbdunkel zum Tragen kommt.
Dabei wird auch gelegentlich übertrieben – Kinderkrankheit Adjektivitis.

Das romantische Auge wird dann aber in die unschöne Realität zurückgeholt, wenn man die silbernen Gehäuse der Überwachungskameras entdeckt.
Klingt zunächst gut
„romatisches Auge“
, das einem etwas vorgekaukelt, was gar nicht ist
„unschöne Realität“
, das
„silberne Gehäuse“
… Die Romantik ließe ich dem Auge, aber wie unschön klingt schon die negierende Vorsilbe, ist „unschön“ mehr oder weniger als „hässlich“ oder hätt’s mehr mit Sauberkeit zu tun („rein[lich])? Und gkänzen diese Metallgehäuse nicht alle silbrig – obwohl sie idR billigstes Blech sind? Wenn das Gehäuse nun poppig angemalt wäre, das wäre ungewöhnlich … Also hieße der Satz bei mir „Das romantische [alternativ: naive] Auge wird dann aber in die … [nackte] Realität zurückgeholt, wenn man die … [bunten] Gehäuse der Überwachungskameras entdeckt.“

Und ein kleiner Abriss von Erkenntnistheorie: das Auge als offensichtlichstes Mittel der Erkenntnis sieht idR sich selbst nicht. Wie also wird sich das Subjekt selber zum Objekt? Ob Biologie oder Technik ...

Menschheit ist Krankheit. Alles nur eine Frage der Zeit,
denken sich auch unsere armen Cousins, wenn sie uns aus dem Käfig heraus anstarren: überentwickeltes Gehirn, darum alles zu früh Geborene (Gehlen nannte das exrauterine Frühgeburt"), hocken sie ein halbes Leben lang als Mündel beim Vormund. Aber das Mündel will Vormund werden, bricht aus. So wäre Dein Armin der mythische Vorfahr des Caspar Hauser.

So viel oder wenig für heute.

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Da hastu Dich aber mit einem Hang zur entbehrlichen Beschreibung in eine gespaltene Welt eingelassen, in der ein Icherzähler gern ein andrer wäre. Flucht und Flüchtigkeit beherrschen …
schrieb ich in meinem ersten Beitrag zur kreisförmigen Existenz und bin nun doch dazu gekommen, die Geschichte Satz für Satz durchzugehen. -
Um zu schauen, ob es hilfreich ist, spreche ich erst mal das erste Drittel der Geschichte an Was nun folgt,

liebe nikonotiz,

sind idR Vorschläge, nicht mehr und nicht weniger. Ob Du ihnen folgst musstu (= „musst + Du“;
ich hab einen Hang zum Mittelhochdeutschen, bin sozusagen parzivalgeschädigt, was dann immer noch zum umgangssprachlichen „musste“ einen Unterschied ausmacht)
selbst entscheiden – was ja auch von den eigenen Intentionen abhängt. Dabei muss das, was ich herauslese, nicht mit dem übereinstimmen, was Du niedergeschrieben hast. Je mehr Deutungen eine Geschichte zulässt - die nicht einmal mehr mit den Intentionmen des Autors zu tun haben müssen - umso besser ist sie. Wer Eindeutigkeit will schreibe Gebrauchsanweisungen und Ratgeber oder betreibe Mathematik. Selbst die Grammatik ist selten so eindeutig, wie sie sich gibt. So ist der Stand zB der Rechtschreibung, dass der Duden mehr Schreibweisen zulässt als vorher (1990-er Jahre) noch. Also fangen wir an, natürlich da, wo wir schon mal waren:

Die Tür geht nicht mehr auf. Armin schreit und fuchtelt und muss erkennen, sie geht nicht auf,
bei dem ich bequem meine erste Behauptung stehn lassen kann: Mit der ersten Erwähnung Deines Protagonisten wird wiederholt, was der erste Satz beschreibt, wenn auch durch den Stellvertreter des Erzählers. Ich meine, mit dem zwoten Satz wird der erste entbehrlich. Genügte die Aussage nicht:

„Die Tür geht nicht mehr auf [alternativ, „Hochsprache, wenn auch nicht Goethe: Die Tür lässt sich nicht öffnen!, aber zugleich für den Folgesatz hilfreich:] Armin muss es schreiend und fuchtelnd [an]erkennen.“

Dann braucht er sich ja nicht länger zum Affen machen.
Entbehrlich, weil einfach nur hingeworfen, das ja. Ist die Floskel nun schon Adverb oder bloß Partikel? Es bejaht ja nix, negiert eher das
zum Affen machen
. Auch der Komparativ stört: zwo Sekunden sind doppelt so lang als eine, aber eine kann schon eine Ewigkeit ausmachen und von zwo Ewigkeiten hab ich noch nix gehört. Wie wär’s mit:

„Dann braucht er nicht [mehr] den Affen zu geben“?

Aber die Rampen im Inneren hatten ihm wirklich gut gefallen – viele Haarnadelkurven.
Adjektive wie wirklich hab ich „echt“ gefressen! Aber äährlich! Alles, was besonders & übertrieben hervorgehoben wird, wird unglaubwürdig. Schau Dir unsere politischen Redner an, die ja alles nur für die Menschen tun (und ich dachte eher & immer an Pantoffeltierchen): Damit fiele bei mir auch das gut, dass übrig bliebe

„Aber die Rampen im Inneren hatten ihm gefallen – viele Haarnadelkurven.“

Armin nimmt den Rollstuhl, setzt sein resigniertes Gesicht auf und fährt davon.
Hat Armin noch ein anderes Gesicht als sein eigenes? Bliebe

„Armin nimmt den Rollstuhl, [zeigt ein] resigniert[es Gesicht] und fährt davon.“

Die beiden nächsten Sätze bieten schlimmstenfalls die Nachfrage nach dem Hubschrauberlandeplatz. Wenn ich Dir verrate, dass erfahrene Piloten gar keinen brauchen, um sicher runterzukommen – und Rettungsflieger sind das in aller Regel, denen eine beliebige Wiese reicht, auf der die Rotoren nicht zum „Rasen“mäher werden. Aber: der Platz symbolisiert den extremen Notfall für jede Anstalt, ob Allgemeinmedizin, Unfall oder ...

Dann aber bringt sich in die Beschreibung des Hofes – eher wohl ein Innenraum – die Adjektivitis ein:

Vier hoch oben angebrachte Scheinwerfer strahlen ihr eiskaltes Licht in den quadratischen Hof,
dass der Hof quadratisch sei ist keineswegs entbehrlich, wohl aber die Beschreibung der Scheinwerfer (
hoch oben
, sozusagen der Komparativ) und das
eiskalte
Licht (, dass es den Leser fröstelt). Und was anderes sollen Scheinwerfer ausstrahlen – als Licht? Bliebe übrig

„Vier oben angebrachte Scheinwerfer strahlen in den quadratischen Hof.“

Armin fühlt sich fast wie auf dem Boden eines Brunnens, …
Also in der Schwebe, denn fast ist eben nicht ganz … eher also:

„Armin fühlt sich in einer Röhre [einem Schlauch]…“

…, das Licht von oben blendet ihn.
Bis gerade wussten wir nicht, dass von unten wohl auch Licht käme … Also

„das Licht blendet ihn.“

Die dann folgenden Sätze sind mir nicht überladen. Bis

Die diesige Luft verwischt die Straßenlaternen wie auf einer Leinwand.
Wie geht das? Landschaftsmalerei? Kann die „Luft“ malen und ist nicht die Straßenlaterne an sich wetterfest und somit gegen jede Art von Zustand der Luft gefeit?
Du meinst im Gegensatz zum Licht der vier Innen(hof-)leuchten das Laternenlicht im Widerspiel zum (
diesigen
) Außenlicht mit der über die Technik obsiegenden Natur. Hieße also etwa,

dass die „Straßenlaternen in der diesigen Luft verschwänden“
(Konjunktiv, sie sind ja wohl noch da, nur nicht so gut zu erkennen).

Rechts und links stehen, etwa mannshohe, bröckelnde Mauern verschiedener Grundstücke.
Aber wie kann Armin die „bröckelnden“ Mauern in „diesiger“ Luft, welche doch das künstliche Licht verschluckt, erkennen? Und woher weiß er um die „verschiedenen“ Grundstücke? Woher weiß Armin um Eigentumsordnung und Besitzverhältnisse?
Sollte er im Katasteramt verrückt geworden sein oder beim Grundbuch die Hexameter vermessen, pardon: vermisst haben? Der Weg scheint einfach „ein-„ oder „ver-„mauert zu sein – also auch hier: Wände rechts und links auf Armins Abfahrt, dass die Folgesätze mit ihren Beschreibungen hypothetisch klingen …

Das wär’s erst einmal. Eine Fortsetzung folgt, wenn ich weiß, wie Du mit solcher Zer-, besser Verstörung zurechtkommst.

Bis bald!

Friedel

 

Dass der Kommentar nicht länger wirke als die kg sei hier die Fortsetzung eingestellt!
Fahren wir also fort,

liebe nikonotiz,

mit den Mauern

verschiedener Grundstücke. Sie sind windschief und kantig. Hinter ihnen erstreckt sich gräuliches Schwarz, bestückt mit den Umrissen einiger Häuser. Ein morbider Charme, der wohl erst in diesem Halbdunkel zum Tragen kommt,
ruft konsequent danach, wie & woher Armin solches wisse.
Der Autor als Gott hat diese Welt geschaffen, aber Armin sitzt, pardon: rast in seinem Rollstuhl, sieht bestenfalls rechts und links seiner Bahn Mauern auf halbmanns-Höhe, wobei „sehen“ schon euphemistisch die schlechten Sichtverhältnisse beschreibt. Aber hinter die Mauern kann er so wenig schauen als wir hinter eine Stirn. Wir sind auf Mutmaßungen angewiesen, für die der rasende Armin gar keine Zeit hätte … Und doch bietet der
morbide Charme
die Ergänzung zum QUOTE]romantischen Auge,[/QUOTE] auf dessen Ironie schon hingewiesen wurde mitsamt der erkenntnistheoretischen Erläuterung zu Kamera und Auge.

Die Wurzeln einer alten Eiche sprengen den Asphalt, bringen seinen Wagen zum Hüpfen
und uns – wenn nicht zum Lachen, doch zum Lächeln. Überall blinzelt erzählerisches Talent auf:
Efeu beißt sich ins Gemäuer.

Armin [und – ich gesteh’s ein: mir] gefällt die Vorstellung von der Rache der Natur.
Bis hin zum Volksmund & dem Ärgernis des Banalen
Alles nur eine Frage der Zeit.

Der Stuhl wird schneller. Die Gasse wird steiler.
Die Komparativbildung signalisiert Beschleunigung, die sich freilich durch Wegfall des Hilfsverbs und Zusammenführung der Sätze: „Der Stuhl wird schneller, die Gasse steiler“ besser darstellen ließe, um durch das folgende Monster richtig ausgebremst zu werden:

Die, durch die unregelmäßige Bauweise der begrenzenden Mauern entstehende, Straßenführung fordert einem beschleunigenden Rollstuhlfahrer einiges ab.
Da schlägt pure Bürokratie durch! Also doch ein Opfer des Katasters, das sein Buchstaben - anders sortiert - zum Kastrate wandelt, symbolisiert in der Zeichensetzung. Der Satz ist derart verkorkst, dass selbst mir nix bessres einfällt – außer der Zeichensetzung. Streich / stauch ihn einfach zusammen, etwa: „Die Straße[nführung] fordert unserm [beschleunigenden] Helden einiges ab.“ Die Architektur haben wir lang genug erlitten!

Aber die Bürokratie (Substantivierung ist das wichtigste Signal) treibt es weiter in den Folgesätzen:

Doch scheinbar geübt regelt Armin mit seinen nackten Händen die Ausrichtung seines Gefährts.
Versuchsweise der folgende Vorschlag: „Als wäre er darin geübt, steuert [richtet] Armin das Gefährt mit bloßen Händen [aus].“

Auf einmal wirken die Rampen seines Hauses in ihrer monotonen Symmetrie weit weg und über alle Maße unattraktiv.
Aber Armin und wir sind doch schon einiges vom Hause weg! Und was ist die Monotonie von Symmetrien? Mathematisch wären das Folgen, die gleichmäßig größer oder kleiner werden. Aber was heißt das für „Rampen“, wo wir doch genau von einer bisher gehört haben?

Seine Augen sind starr auf den Verlauf der quadratischen Kleinpflastersteine [Anm. d. Bauamts: „kantig gebrochenen harten Natursteinen bis 10 cm Kantenlänge“] gerichtet, wie es sie nur noch in der Altstadt gibt.
Die lieblichen Mauern und die paradoxen Kameras verschwimmen, aber doch schon länger … bis zum Höhepunkt des Bürokratismus:
Sie bilden nur noch die Repräsentation einer Begrenzung, generalisiert, als ein Objekt der Wahrnehmung.
Ja, das ist Verwaltungsprosa mit akademischem Migrationshintergrund: drei Substantivierungen (repräsentieren, begrenzen, wahrnehmen) bei einem geborenen Hauptwort, fürs potentiell zwote steht als Platzhalter ein Personalpronomen – was kein Vorwurf ist!

Armins Handflächen glühen auf, …
soll heißen „Armins Hände brennen, …“, was wir uns schon denken können, denn der Versuch ist so umständlich wie der folgende Infinitivsatz, der des Unglück der vorherigen Konstruktionen weiterführt und uns erst durchatmen lässt, als der Stuhl zum Stehen kommt – und uns beruhigt mit Idylle:
Jetzt sieht er rechts die Lichter der Stadt, seiner Stadt.
Doch seit wann „liegen“ Lichter? Nun gut, ein Haus, ein Ort kann im Tal liegen, wie man so sagt. Bereits genannte Lampen können liegen, obwohl sie idR stehen. Aber „Licht“ und „Lichter“? Philosophisch oder psychologisch gewendet ist ein Licht bei sich selbst, wenn’s leuchtet oder „hell“ ist, was man natürlich nur bei Dunkelheit so richtig würdigen kann. Wie wahr darum die Aussage,
Ein ScheinKOMMA der meist trügt.
Aber aufgemerkt: das Verwaltungsdeutsch verschwindet endlich:
Von oben und von weit weg sieht alles immer so ruhig aus, unbewegt./QUOTE]
Nicht ein Hauptwort!, geht doch!, wobei man Ruhe weniger dem Gesichts- als dem Hörsinn zuzuordnen ist. Und doch:
Gut so!,
auch die Wunschkiste, bis zu den „aber“…

Aber unten wartet die Schwester, deren Namen er immer vergisst. Aber ihr mitleidiger Blick kommt Armin bekannt vor.
Zumindest ein aber ließe ich fallen, bevorzugt das erste, wie ich dann beim mitgebrachten Kleinbus das
fallen ließe. Der folgende Satz mit der wenig logischen Fahrt ins Zimmer wurde „schon“ früher angesprochen.
Für mich – neben dem romatischen Auge – die sprachlich schönsten Stellen der Geschichte. Die folgenden Sätze zum verlornen Glauben Armins erscheinen mir notwendig, bis auf bissken Zeichensetzung:
Die kleineKOMMA dort angebrachte Luke war keineswegs der OrtKOMMA an dem etwas außergewöhnliches passieren würde,
und den umgangssprachlichen Konjuntiv könnte man getrost durch ein einfaches Futur ersetzen. Aber wie zu befürchten, bricht die Substantivierung sich wieder Bahn:
Einzig und allein die Angewohnheit den Blick auf den Ursprung einer Tonquelle zu richten und die Eigenschaft der Luke, den Schall vom Gang am direktesten einzulassen, bestimmten die Haltung des Liegenden,
doch mehr noch als die Hauptwörter fallen unglückl. Formulierungen auf wie
„einzig und allein“
- als wäre einzig nicht schon für sich allein und der Superlativ von
direkt
, der mich schon fast an die Redensart der „keinsten“ Weise erinnert, denn viel weniger als kein(s) entführt uns in die Welt der Ärmelschoner und Buchhalter mit Illiquidität, Forderungen und Schulden. Was ist direkter als direkt?
In seinem Bauch brodelte noch die Reste des vorzüglichen Kaffees, …
Flüchtigkeit, kommt bei jedem vor: brodelte + n oder die Reste in ihren Plural zurückversetzen.

Der dann folgende Satz – eher eine Ellipse, die hauptsächlich aus einem erläuternden Relativsatz besteht. Setz da ruhig ein Zeichen!

Es ist Deine spöttische Phase, wodurch die Adjektivitis durch Übertreibung legitimiert wird. Es dürfen (und müssen also) auch Adjektive gehäuft auftreten, sofern sie nicht in Kitsch abgleiten, was noch bis zum

Wohl bekannte Sohlen liefen jetzt wieder leise durch den Gang
reicht.
Wohlbekannt - ob getrennt oder vereinigt - wird Dir wohl in seinen unterschiedlichen Bedeutungen bekannt sein …

Im folgenden einige fehlende Zeichen

…, darauf bedachtKOMMA keinen unnötigen Lärm …
und
Seine Messingklinke wurde heruntergedrückt und der großeKOMMA aber schmale Schatten eines Mannes trat ein.
… betätigt worden warKOMMA legte der Lieferant … stumm einige frische Bleistifte und einen neues Notizbuch auf den …
ein ./. en

Es folgt eine herrlich absurde Passage!, freilich auch mit Flüchtigkeiten:

„Das Produzieren ist von äußerster Wichtigkeit“, spricht drahtige Mann mir ins Gesicht.
Vorm drahtigen Mann fehlt entweder der bestimmte oder unbestimmte Artikel … Alternativ könnte der Mann drahtig sprechen. Aber wer täte schon solches?

Nun ist der Beitrag so lang wie die Geschichte selbst, dass ich hier enden will! Immer wieder bltizt Erzähltalent auf, dass ich neugierig auf Weiteres von Dir bin!

Gruß

Friedel

 

Hallo nikonotiz,

Rechts und links stehen, etwa mannshohe
Komma weg

Das romantische Auge wird dann aber in die unschöne Realität zurückgeholt
Ich weiß, was du meinst, aber genau betrachtet kann ein Auge nicht romantisch sein, es kann romantische Dinge sehen...

Die, durch die unregelmäßige Bauweise der begrenzenden Mauern entstehende, Straßenführung
Kommas weg

Armin glaubt nicht mehr daran jemals unten anzukommen.
daran, jemals

Luke war keineswegs der Ort an dem etwas außergewöhnliches passieren würde.
Ort, an ; Außergewöhnliches

Einzig und allein die Angewohnheit den Blick auf
Angewohnheit, den

In seinem Bauch brodelte noch die Reste des vorzüglichen Kaffees

Keine Wassersuppe die man sonst so bekam.
Wassersuppe, die

mit der Hand verarbeitet, dass war
das

darauf bedacht keinen unnötigen Lärm zu verursachen.
bedacht, keinen

Dimmer in Türnähe betätigt worden war legte der Lieferant
war, legte

Bleistifte und einen neues Notizbuch

auf den großen, sonst leeren, Schreibtisch
Zweites Komma weg

spricht drahtige Mann mir ins Gesicht.
Artikel

Das erste Wort, dass ich durch mein stetiges Starren
Wort, das ich

Unsere Gesichter sind, aufgrund unserer beider Unwilligkeit den eigenen Stuhl über den steinernen Boden zu bewegen, nur
Das Komma hinter sind weg und hinter Unwilligkeit hin

Ich bin mir nicht sicher in welchem Maß er
sicher, in

sollen mal versucht haben rauszukommen.
haben, rauszukommen

Dachten ihre Bleistifte wären irgendetwas futuristisches.
Dachten, ihre ; Futuristisches

Auch von Innen.
innen

mit festen Vorsatz das System zu verneinen aber wohl wissend, dass diese Geisteshaltung nicht von Dauer seien kann.
festem ; Vorsatz, das ; sein

immer leichter bevor es dann anfängt.
leichter, bevor

dass sie ihr schönes Zimmer hier nur behalten können, wenn sie uns etwas dafür geben.“
Die sies groß

ich nehme an sie verfehlen ihren Zweck dennoch nicht.
an, sie

die dicken Mauern die um meine Freiheit errichtet wurden.
Mauern, die

muss es etwas wahres geben.
Wahres

Etwas das ich dem Zwang
Etwas, das

Eine innere Stärke um mich zu verschließen.
Stärke, um

Es wird immer schwerer mich zu konzentrieren
schwerer, mich

Ich beginne zu schreiben um der Übermacht in
schreiben, um

Meine unfreiwillige Fantasie ergötzt sich auf das Weiß der Seiten.
Meinst du "ergießt"?

Das Licht, dass in einer schwarzen Kunststoffanzeige integriert ist, leuchtet rot wenn ich mich darauf zu bewege.
Licht, das ; rot, wenn

Aber ich weiß unten werden sie mich wieder aufgreifen
weiß: unten (oder Komma oder so)

Den Anfang, wie er da durch die Gegend fährt, fand ich schön anschaulich geschrieben, das konnte ich mir gut vorstellen.
Später wurde es dann etwas verworrener. Ich fragte mich, ob es jetzt eher Richtung Philosophie geht, mit den misanthropischen Ansätzen des Plots, doch im Prinzip ging es dann ja um diese Welt, die du dir (übrigens nett) ausgedacht hast, in der Schreiber verschiedener Genres in einer Art Gefängnis leben und "produzieren" sollen. Und durch diesen Akt wenigstens etwas Freiheit erfahren.
Zum Stil haben weltenläufer und Kubus ja schon einiges gesagt, dem kann ich mich eigentlich nur anschließen.
Also, nette Idee, durch den Stil unnötigerweise etwas verworren und aufgebauscht.

Insgesamt gern gelesen.

Viele Grüße,
Maeuser

P.S.: Kommasetzung awaits you!

 

Danke Maeuser.

Vielen Dank für deine Mühe. Ich werde alles beachten. Momentan arbeite ich - nachdem ich einige Wochen auf Distanz gegangen bin - an einer Überarbeitung. Ich hoffe die ist dann mehr als nur eine gute Idee. Ich gebe euch nämlich absolut recht: so geht das nicht!

Also vielen Dank noch mal.

Grüße,
nikonotiz

 

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