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Falsches Vertrauen
Die ersten Regentropfen klopften laut an Sarahs Fenster. Doch sie hörte nichts. Das Mädchen lag in ihrem Bett, ihren nackten Körper spärlich von einem blutverschmierten Laken bedeckt, und starrte abwesend an die Decke.
Sarah hatte Schmerzen. Das Mädchen spürte sie ganz genau, doch sie wolle nicht an ihrem Körper herabsehen, um die Ursache zu finden. Es war ihr gleichgültig.
" Was hatte er getan?" Er...Mark. Sarah dachte an einen dieser seltenen Augenblicke, in denen sie glücklich war.
Sie war auf der Party einer Freundin. Dort hatte Mark sie einfach angesprochen. Immer wenn sie in seine Augen blickte, konnte sie den ganzen Scheiß, der sie beschäftigte, vergessen. Ihre Eltern kümmerten sich mehr um ihre Arbeit und richtige Freundinnen, denen sie alles anvertrauen konnte, hatte sie auch nicht. Doch mit Mark wurde alles anders. In seiner Nähe fühlte sie sich geborgen. Das änderte sich, als sie gestern Nacht, nach einer Party zu Sarahs Wohnung fuhren. Sie waren allein, doch Sarah vertraute Mark. Er würde sie nie zu etwas zwingen, dass sie nicht wollte. Niemals...
Das Mädchen riss die Augen auf. Sie hoffte, dass alles nur ein Traum war, doch es hatte sich nichts verändert. Sie spürte wie ihr Magen sich zusammenkrampfte. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Badezimmer.
Ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen stolperte sie dem Waschbecken entgegen...
Als sie sich wieder aufrichtete, stand ihr eine völlig Fremde gegenüber. Sarah klammerte sich an den Rand des Beckens. "Oh mein Gott": entfuhr es leise ihren Lippen.Ein bleiches Mädchen mit tiefen Ringen unter den Augen starrte ihr entgegen. Ihr rechtes Auge war geschwollen und blutunterlaufen, ihre Lippen aufgerissen und verkrustet. Sie blickte an ihrem Körper herab, der von roten Striemen und Blutergüssen übersät war. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Wie er ihre Handgelenke umklammerte und sie ins Bett drückte, wie er sie schlug, wenn sie schreien wollte, wie er in sie eindrang...wie er sie zerstörte. Sarah spürte wie die Schmerzen in ihrem Körper immer größer wurden. Sie schienen mit jedem Atemzug zu wachsen. Das Mädchen begann zu zittern und plötzlich verwandelte sich all ihre Angst, ihre Verzweiflung und ihr Schmerz in grenzenlosen Hass. Er übernahm gänzlich die Kontrolle über ihren Körper und Sarah schlug zu...
Ihre Schreie verstummten. Das Mädchen blickte still auf ihre Hand und beobachtete wie das Blut an ihrem Arm herunterfloss. Sie fühlte wie ihre Beine nachgaben und wie ihr Körper langsam zu Boden sank. Das zersplitterte Glas des Spiegels spürte sie nicht. Sie spürte nichts mehr...Tränen liefen über ihre Wangen und vereinigten sich mit dem Blut, welches ihren Körper beinahe völlig umhüllt hatte. Sarah schloss die Augen...
" Hallo hier ist Familie Berger. Wir sind zur Zeit nicht erreichbar, aber sie können uns eine Nachricht hinterlassen. Bitte sprechen sie nach dem Pfeifton ".
"Hi Schätzchen, hier ist Mama. Schläfst du noch Süße? Ich wollte nur sagen, dass Papa und ich erst morgen nach Hause kommen, aber du kannst Mark sagen, dass er ruhig bei uns übernachten kann. Dann brauch ich mir keine Sorgen zu machen. Also bis morgen Schatz. Hab dich lieb ".
[Beitrag editiert von: shimmeringLight am 01.04.2002 um 12:28]