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Fado
Fado
(Hommage à Mísia)
Schwer blieb die Hand auf dem aufgelegten Telefonhörer.
Die Seele floh, einen letzten Abschiedskreis durch den Raum ziehend, den Körper. Stürzte sich in den Lärm der Straße, heftete sich an den roten Lack eines Cabrios.
Der Körper, gehüllt in Trauernebel.
Leises Klirren eines geschliffenen Glases.
Eine zitternde Hand entstöpselt eine Karaffe.
Bleierne Stille des Likörs.
Die mit der Süße der Wehmut verklebte Zunge.
Endloses Verschwimmen ins Nichts.
Sie trieb Spuren in den feuchten Sand des Meeressaumes. Stob in den zurückgelassenen Schaum, durchgewirbelt von den kräftigen Armen des Windes, benetzt mit der Gischt der Wellen.
Dumpfer Wangendruck gegen das trostlose Kissen.
Erkaltende Tränenspur auf grauer Haut.
Erinnerungen in Endlosschleifen.
Brennende Lippen vom letzten Kuss.
Glitzender Sand wie Diamantfunkeln, Wolkenschatten gleiten in erfrischender Brise, Sonne, die sich in Wolkenberge schmilzt, mattweisse Muschelschalen knispernd angeschwemmt.
Erbarmungslose Gedanken blitzen mit ihren Waffen.
Stechen unerbittlich zu.
Ritzen Spuren in die Haut.
Blut versengt in brennender Luft.
Auf dem schaumgekräuselten Saum einer Welle schwimmt eine Möwenfeder heran.
Geschenk des Meeres.
Der wärmende Strahl der Sonne und eine sanfte Brise trocknen sie.
Sie flattert von einem Windzug erfasst, rutscht mit dem aufgewirbelten, fliehenden Sand über vorwitzige Muschelhindernisse und steigt auf in die blaue Luft.