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Exzellente spanische Küche

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14.03.2006
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Exzellente spanische Küche

Vor einigen Jahren überredete mich meine Freundin Helga zu einem Mallorca-Urlaub. Eine Insel, die ich nie wieder betreten wollte. Und das hatte mehrere Gründe: Beim Fliegen stehen mir die Haare zu Berge, das Essen war schlecht, es war mir zu heiß und meine damalige Reisebegleitung, mein Ex-Mann, begann mir langweilig zu werden.

Ich ließ mich aber überzeugen, dass sich inzwischen auf der Insel, außer dem Klima, einiges geändert hätte. Vor allen Dingen das Essen.

"Die spanische Küche ist exzellent". Helga malte mit wohlklingenden Worten die Vielfältigkeit von Tapas aus und erklärte, dass sie ihren geliebten Vater notfalls dafür erstechen würde.

Schließlich bekehrte sie mich vollkommen, indem sie mit der Aufzählung unzähliger Gerichte begann, bei denen mir vor lauter Vorfreude das Wasser im Mund zusammen lief.

Der Reiseveranstalter offerierte uns für Anfang September ein derart günstiges Angebot mit Halbpension, für das es sich gelohnt hätte, ein einen Kleinkredit aufzunehmen. Die Temperaturen würden dann erträglich sein und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mir mit Helga langweilig würde. Was das Fliegen anbetraf: Nun, da müsste sie mir – während ich Entspannungsmantren in mich hineinaffirmierte – meine Hand halten müssen.

Als wir in Palma ankamen, waren die Temperaturen angenehm. Und das versöhnte mich mit den Balearen. Der Flug war überstanden. Mir war bisher nicht langweilig geworden. Und so machten wir uns in einem klimatisierten Bus auf den Weg ins Hotel.

Bis jetzt hatte Helga in allem recht gehabt.

Meine gesamten schlechten Erfahrungen waren erstaunlich schnell durch positive ersetzt worden. Ich war allerdings jetzt ziemlich gespannt, ob Helga auch mit dem Essen Recht behalten sollte.

Am Abend stylten wir uns voller Vorfreude auf das spanische Essen. Tapas, Tintenfische, Aioli kamen mir wieder in den Sinn. Bis jetzt hatte sich alles zum Guten gewandt. Ich war durchaus geneigt, mich nun auch lukullisch überzeugen zu lassen.

"Hast du mal einen Blick auf die Speisekarte werfen können?" fragte ich meine Begleiterin.

"Ich glaube, die liegt auf den Tischen", bekam ich zur Antwort. "Es hängt jedenfalls nichts aus."

Ich liebe diese ersten Abende. Diesen Szenenwechsel. Diese völlige Entspannung nach Tagen der Hektik und des Vorbereitens. Plötzliches Eintauchen in eine völlig andere Atmosphäre: die Ruhe, die Wärme, die Farben, die fremdartigen Klänge. Herrliches Kontrastprogramm. Helga strahlte, weil sie mir jetzt ihr Mallorca zeigen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich retraumatisiert werden würde.

Nach einem schmackhaften Aperitif, den wir gelöst vor dem Hotel – mit Blick aufs Meer – eingenommen hatten, machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg in den Speisesaal, nahmen Platz und wagten einen interessierten Blick auf die Karte.

"Salat mit Schinkel", verkündete diese ohne Scham.

Ich sah Helga an. Helga sah mich an. Wir schwiegen. Keine Spur von Tapas.

Am nächsten Abend irritierten uns die "rott Boehnen".

Der dritte Abend erwartete uns mit "Tunafisch mit gekohten Kartofeln".

Hier kamen mir zum ersten Mal Zweifel an Helgas Aussagen bezüglich der exzellenten spanischen Küche.

"Helga", sagte ich drohend", du hast mir Tapas versprochen. Wo sind die? Morgen kommen die bestimmt mit Westfälischem Schlodderkappes oder Schwartemagen um die Ecke", meckerte ich.

Helga blieb cool.

Die "Grat Kartofeln" am vierten Tag und die "Linseneinsuppe" an Tag fünf ignorierten wir beleidigt.

Um es kurz zu machen: In einer kleinen Seitenstraße, rechts neben unserem Hotel gab es eine kleine, verwinkelte Gasse. Dort gab es eine kleine, dunkle Bodega. In der Bodega gab es exzellente, nicht ganz billige Tapas, und Tintenfische und Aioli und ... und … und …

Der Preis? Ich musste nach der Beendigung des Urlaubs einen Kleinkredit aufnehmen.

 

Hallo Pabu,
danke für deine Antwort. Die Geschichte ist real, weil sie real ist (Außer das mit dem Kleinkredit). Aber die Menü-Begriffe waren mir die Mühe wert, aufgeschrieben zu werden.
Momarei

 

Moin momarei,


Mit hat diese Geschichte leider nicht besonders gefallen.
Das Problem bei der humorvollen Nacherzählung realer Erlebnisse besteht darin, daß man sie meistens nur dann witzig finden kann, wenn man dabei war. Ich kann mir natürlich vorstellen, wie man auf der Jagd nach Tapas nur Linsensuppe vorgesetzt bekommt, aber lustig finde ich als Dritter das leider nicht.
Dein Text überzeichnet leider auch zu wenig - du erzählst einfach nur die Begebenheiten nach, die in ihrer Reinform für meinen Geschmack zu wenig Humorpotential bieten. Wenn du mehr erzählen würdest, etwas fantasieren und überzeichnen, könntest du eine Menge mehr aus der Situation herausholen. Auch fehlt deinem Text das Emotionale. Du beschreibst einfach nach und nach die Ereignisse und es fehlt mit die Lebhaftigkeit. Das ganze kommt ehrlich gesagt ein wenig trocken daher.

Eine Insel, die ich nie wieder betreten wollte. Und das hatte mehrere Gründe: Beim Fliegen stehen mir die Haare zu Berge, das Essen war schlecht, es war mir zu heiß und meine damalige Reisebegleitung, mein Ex-Mann, begann mir langweilig zu werden.
Hier könntest du gleich zu Anfang ein paar Gags einbauen, indem du die Aufzählung etwas überspitzt darstellst.
außer dem Klima,
abgesehen vom Klima
Schließlich bekehrte sie mich vollkommen, indem sie mit der Aufzählung unzähliger Gerichte begann,
Wörtliche Rede würde den Text enorm lebendig machen an dieser Stelle.
Der Reiseveranstalter offerierte uns für Anfang September ein derart günstiges Angebot mit Halbpension, für das es sich gelohnt hätte, ein einen Kleinkredit aufzunehmen.
das "derart" würd ich streichen.
Und eines der beiden "ein einen" auch ;)
dass mir mit Helga langweilig würde
langweilig werden würde
retraumatisiert
Das gefällt mir.
Morgen kommen die bestimmt mit Westfälischem Schlodderkappes oder Schwartemagen um die Ecke
Hehe... das hier ist der erste lebhafte Moment und somit für mich auch das Highlight dieser Geschichte ;)

 

Hallo Momarei,

der Titel Deiner Geschichte hat mich angezogen. Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der derzeit auf dem kulinarischen Trip ist. Von daher hast Du mit dem Titel eine gute Wahl getroffen. Und letztlich geht es ja in Deiner Story auch um genau das: ums Essen.

Ich mag Deine lockere Art zu erzählen, zuweilen ein wenig flapsig: etwa wenn Du über Deinen Ex-Mann redest. Dann wieder nicht ohne Witz: wenn Du zum Beispiel bei der Ankunft am Flughafen konstatierst, bisher sei Dir auf Mallorca nicht langweilig geworden. An manchen Stellen bin ich nicht sicher, ob Deine lakonische Art als Witz gemeint ist: wenn Du zum Beispiel die Insel mit den Worten anpreist, inzwischen habe sich so einiges geändert, außer dem Klima.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, war die Initialzündung für die Story die Speisekarte:

...die Menü-Begriffe waren mir die Mühe wert, aufgeschrieben zu werden.
Das ist ein Ansatz. Als Leser hätte ich jetzt gern gewusst, ob nur niemand im Hotel war, der richtig deutsch kann (um eine fehlerfreie Speisekarte zu produzieren), oder ob das Essen genauso einfältig war wie die Übersetzung. Immerhin hast Du mich mit dem Titel der Story geködert. Ich will also etwas über das Essen in Spanien wissen. Gern auch über den Kontrast - das Essen, für das ihr dann schließlich euren Kleinkredit aufgenommen habt. Das ist der Rahmen, unabhängig vom Genre: die sinnlichen Eindrücke, die mich als Leser in die Geschichte hinein nehmen.

Bei Deiner Geschichte ist die Mitte die fehlerhafte Karte. Die ist sicher für ein paar Schmunzler gut. Und wenn ich Dich richtig verstanden habe, wolltest Du mehr auch gar nicht.

Letztlich verläuft die Story aber ein wenig im Sande. Dass ihr die Hotelküche meidet und statt dessen - eben weil ihr die Reise mit kulinarischen Ambitionen angegangen seid - in den Bodegas der Nachbarschaft abhängt, finde ich folgerichtig, aber nicht überraschend. Die Pointe mit dem Kleinkredit gab's leider schon am Anfang mal ("...ein derart günstiges Angebot mit Halbpension, für das es sich gelohnt hätte, einen Kleinkredit aufzunehmen.").

Netter für den Schluss wäre es gewesen, wenn ihr den Hotelgästen ein paar Tapas zum Abendbrot vorbei gebracht hättet (und sei es nur, um sie neidisch zu machen), oder sämtliche Hotel-Gäste kollektiv beschlossen hätten, bei der benachbarten Bodega einen Gruppenrabatt auszuhandeln und die hauseigene Küche zu boykottieren (um die Geschichte ein wenig aktiver zu gestalten). Das ist ja das Nette beim Erzählen von Urlaubserlebnissen: man darf hemmungslos flunkern. Von daher hätte ich Dir (und der Geschichte) ein wenig mehr Mut zur Übertreibung gewünscht.

Liebe Grüße,
Ennka

 

Hallo Ennka,
herzlichen Dank für deine ausführliche Rückmeldung.
Also: Es war natürlich Übertreibung, dass ich direkt auf dem Flughafen meinte, mir wäre noch nicht langweilig geworden. Wie denn auch, nach dieser kurzen Zeit. Das wurde schon richtig gedeutet. Auch die lakonische Art.
du hast auch recht damit, dass ich lediglich ein Schmunzeln auf die Lippen der Leser hervorrufen wollte.
Vielleicht ist man - was den Schluss betrifft - ein phantsiemäßig ein bisschen eingeengt, wenn sich die Dinge genau so zugetragen haben.

Viele Grüße
Momarei

 

Hallo Gnoebel,
ja, mit dem Humor ist das so eine Sache. Man trifft nicht jeden Geschmack. Aber das mit der Aufzählung werde ich mir durch den Kopf gehen lassen. Danke jedenfalls für deine Beschäftigung mit meinem Text.
Gruß Momarei

 

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